Der Wanderer - Richard Schwartz - E-Book
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Der Wanderer E-Book

Richard Schwartz

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Beschreibung

Sein Debüt »Das Erste Horn« eroberte die Herzen der Fantasyfans im Sturm. Seine Romane um »Das Geheimnis von Askir« wurden von Lesern und Presse gefeiert. Seine neue Saga »Die Götterkriege« machte Richard Schwartz zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autoren. Mit dem sechsten und abschließenden Band der »Götterkriege« steht nun der Höhepunkt der Serie bevor - Havald, der Engel des Todes, und der Nekromantenkaiser stehen sich in der letzten Schlacht gegenüber. Wird sich die Prophezeiung erfüllen?

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Seitenzahl: 672

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ISBN 978-3-492-96745-7

© Piper Verlag GmbH, München 2015 Covergestaltung: Guter Punkt, München Covermotiv: Uwe Jarling Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Inhaltsverzeichnis

Cover & Impressum

1. Nachtwache

2. In der Kronburg

3. Wiedersehen mit Miran

4. Die Legion der Toten

5. Bitte dreimal läuten

6. Drei Fragen

7. Kalirins Angebot

8. Ragnar

9. Wiedersehen mit Serafine

10. Anlynn die Füchsin

11. Aufschlussreiches Gespräch mit Kriegsfürst Arkin

12. Das Zeitalter der Magie

13. Nicht mehr als das

14. Erinnerung eines Ungeheuers

15. Eine alte Freundin

16. Freiheit und Nützlichkeit

17. Der verwehrte Segen

18. Nachschub

19. Zu viel Magie

20. Schwarze Flügel

21. Zweifeln

22. Sonnengelb und Zimt

23. Die Wahl

24. Wanderer, hilf

25. Gut und richtig, falsch und böse

26. Macht sie nieder

27. Majestät der Grausamkeit

28. Jasfar

29. Den Tag verderben

30. Oder wir machen es so

31. Die Tempelschülerin

32. Pas Vos Trinis

33. Serafines Segen

34. Die Maske eines toten Gottes

35. Tausende Gesichter

36. Ein Zeichen

37. Köpfe

38. Moorstich

39. Mirans Mut

40. Tod im Moor

41. Zokora und die Kriegsbestie

42. Ein Gefühl von Asche

43. Haniks Bericht

44. Misana

45. Desinas Rede

46. Der Apfelbaum

47. Zokoras Glaubensgründung

48. Abschied

49. Auf der Insel

50. Blixens Flottille

51. Gunruk und Enrok

52. Das Rätsel von Kalliste

53. Der Schild des Omagor

54. Blutgeist

55. Eine verdorbene Schönheit

56. Im Herz des Feindes

57. Thronsaal der Grausamkeit

58. Du stirbst, das geschieht

59. Soltars Tuch entgegen

60. Die Welt danach

61. Jerbil Ansir

62. Unsere Zeit

Guide

Nachtwache

1Die kleine Kapelle war vielleicht acht mal zehn Schritt groß, vier Säulen trugen die gewölbte und mit Bildern aus den Büchern der Götter verzierte Decke. Zur linken Hand gab es einen Säulengang, durch den die frühe Morgensonne von Eleonoras Garten schräg in die Kapelle fiel und den Staub im Licht tanzen ließ. Acht kunstvoll verzierte Eichenbänke füllten die hinteren zwei Drittel der Kapelle, jeweils vier auf jeder Seite. Auf der vordersten Bank saß ich, die Hände auf dem Knauf von Seelenreißer verschränkt, mein Kinn auf diese gestützt, und starrte auf die Bahre vor mir, die jemand vor dem aus weißem Marmor gefertigten Altar platziert hatte.

Es roch nach alter Eiche, Bienenwachs und Weihrauch und diesem undefinierbaren Geruch, den wahrhaft alte Orte oftmals an sich haben.

Mein Blick glitt über die Reliefarbeiten an der Vorderseite des Altars, der alt genug war, um neben den drei Göttern der Dreieinigkeit auch den Göttervater Nerton darzustellen. Hier war er ein alter Mann in einer Lederrüstung und einem weiten Umhang, der eine Laterne hielt. Keine Kapuze verhinderte den Blick auf sein Gesicht, er schaute versonnen in die Ferne. Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte er einst für Weisheit und Gelehrsamkeit gestanden, doch mittlerweile ordneten wir die Weisheit Astarte und die Gelehrsamkeit Soltar zu. Meine Gedanken schweiften ab, ich fragte mich, was damals für den unbekannten Bildhauer der Grund gewesen sein mochte, hier in dieser alten Kapelle die Götter als zum Kampf gewappnet darzustellen.

Solange ich mich erinnern konnte, wurde Astarte in weiten, fast durchsichtigen Roben dargestellt, die wenig dafür taten, ihre Reize zu verbergen, hier trug sie einen langen Kettenmantel, Schild und Speer.

Es war ein begnadeter Bildhauer am Werk gewesen, Form und Haltung der Götter erweckten den Eindruck, sie wären miteinander im Gespräch, Boron, wie auch heute noch üblich in seiner schweren, archaisch anmutenden Plattenrüstung dargestellt, hatte seine gepanzerte Hand auf Astartes rechte Schulter gelegt, als ob er ihr Trost spenden würde. In der anderen Hand hielt er seinen göttlichen Kriegshammer, seine blauen Augen blickten forschend und wachsam. Soltar trug einen Kettenmantel, feiner gearbeitet als der seiner Schwester, mit einem breitkrempigen Hut, dem als Hutband eine Kette mit goldenen Münzen diente, er trug ein schmales Schwert an seiner Seite und hielt einen Stab in seiner linken Hand, einen Stab, wie ihn noch immer die Maestras der dunklen Elfen benutzten. Mit seiner rechten Hand griff er in eine weite Tasche, als ob er eilig etwas daraus hervorziehen wollte.

Ich wusste nicht mehr, wie oft ich schon hier gewesen war, wahrscheinlich nicht oft genug, ich hatte so meine Probleme mit den Göttern, doch es wunderte mich, dass mir die ungewöhnliche Darstellung nicht schon früher aufgefallen war.

Keiner der Götter hielt sein Gesicht verborgen, zum ersten Mal sah ich, dass Boron strahlend blaue Augen besaß, während sein Bruder Soltar mit dunkelbraunen Augen in die Welt blickte. Der Künstler hatte für die Augen Halbedelsteine verwendet, sie glänzten feucht und lebendig, und schaute man nicht direkt zu den Göttern hin, beschlich einen wie üblich das Gefühl, dass sie es waren, die einen prüfend musterten und nicht umgekehrt.

Hätte ich es nicht besser gewusst, dieses Relief vielleicht in einem Wirtshaus gesehen, ich hätte die vier für eine Gruppe Abenteurer gehalten, die aufgebrochen waren, um die Welt zu erforschen und ihr Glück zu suchen.

Mir erschienen sie so greifbarer, verständlicher, näher als die Statuen in unseren Tempeln, die von einem heiligen Graben von den Gläubigen getrennt, in Roben gehüllt, eher geheimnisvoll und verschlossen auf mich wirkten. Ich hatte immer Schwierigkeiten damit, jemandem zu vertrauen, dessen Gesicht ich nicht sehen konnte.

Der Künstler hatte verschiedene Materialien verwendet, Leder, Stoff und Stahl für die Rüstungen und Umhänge, ihnen eine lebensechte Farbe gegeben, auch hier eine Überraschung, in den Tempeln, die ich kannte, war Astarte blond und hellhäutig, hier war sie dargestellt wie die Seras aus Bessarein, mit honigfarbiger Haut und dunklen wallenden Locken, ihr Anblick erinnerte mich an jemanden, es brauchte eine Weile, bis es mir einfiel. Elsine. Göttin, Drache, Königin und Askannons ewige Liebe. Die gleiche Elsine, die es für sinnvoll erachtet hatte, hier in Illian ein Fest zu geben, mit dem der bevorstehende Sieg über die schwarzen Legionen im Land gefeiert werden sollte.

Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, irgendwie fühlte es sich für mich so an, als würde man damit die Götter herausfordern, Elsine sah es ohne Zweifel anders, nun, wenn man ein Drache war, konnte man sich etwas Zuversicht durchaus leisten.

Es war still hier in der Kapelle, ich hörte, wie irgendwo ab und zu ein Wassertropfen aufschlug, im Garten zwitscherten Vögel, als wollten sie mich aufmuntern, meine Sorgen und schweren Gedanken abzustreifen.

Eine gute Idee, meinte Hanik und klang leicht verärgert dabei. Eure Schwermut drückt mir bald noch selbst aufs Gemüt! Geht hinaus, ertränkt Euch im Wein, das solltet Ihr tun, nicht hier sitzen und Trübsal blasen!

Ich ignorierte ihn, mittlerweile besaß ich darin ja reichlich Übung.

Widerstrebend glitt mein Blick über die stille Figur auf der Bahre, ihre Formen konnte ich nur erahnen, ein weißes Seidentuch verhüllte sie, doch in meiner Erinnerung sah ich sie klar und deutlich, vor allem ihr ängstliches und doch zugleich entschlossenes Gesicht, als sie das erste Mal seit Jahrhunderten einen Tempel Soltars betreten hatte, um dort Abbitte für ihre Sünden zu leisten. Ich erinnerte mich daran, wie sie geweint hatte, nachdem der Gott sie geläutert hatte. An hochgezogene Augenbrauen, ein geheimnisvolles Lächeln, klare Augen, die einem tief in die Seele zu blicken schienen. Entschlossenheit, Mut, den Willen, das Unmögliche zu vollbringen. Wie sie mich, in den Ruinen Kelars, gehalten und getröstet hatte, nachdem sie mit mir ihre Erinnerungen, mit mir das Leid geteilt hatte, das ihr von Kolaron Malorbian angetan worden war.

Ich besaß noch eine andere Erinnerung an sie, eine zufällige, ein Soldat des alten Reichs war ihr auf der Straße, die von der Zitadelle von Askir zum Hafen herunterführte, begegnet, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war. Später dann war er in der Ostmark dem Verschlinger begegnet, so hatte dieses Bild, diese Erinnerung ihren Weg zu mir gefunden.

Der schlanke junge Mann an ihrer Seite musste Balthasar gewesen sein, die Ähnlichkeit zu dem Gelehrten Kennard war unverwechselbar. Beide waren sie jung und voller Leben gewesen, und selbst heute noch hörte ich in dieser Erinnerung ihr sorgloses Lachen. Sie waren jung gewesen, das Leben hatte vor ihnen gelegen, warum sollten sie also nicht fröhlich sein? Beide hatten sie Roben eines Schülers der Eulen getragen, eine der größten Ehren, zu der man im alten Kaiserreich gelangen konnte, warum sollten sie also nicht unbeschwert sein? An diesem fernen Sommertag hatte es keine Zeichen gegeben, die auf die kommende Dunkelheit hingewiesen hätten.

Ich stand langsam auf und trat auf den Säulengang hinaus, der den Blick auf Eleonoras Garten erlaubte, und sah zur Morgensonne hin, die gerade hoch genug stand, um ihre ersten Strahlen über die hohen Zinnen der Kronburg zu werfen, der Garten lag größtenteils noch im Schatten.

Der frühe Morgen. Soltars Tor stand offen, um all jenen Seelen Zugang zu den Hallen der Götter zu gewähren, die in der Nacht gestorben waren.

Deshalb hatte ich die Nacht über an ihrer Bahre Wache gehalten, um ihre Seele vor der Dunkelheit zu schützen, bis der Morgen angebrochen war.

Ich war nicht immer alleine gewesen, Kennard hatte einen guten Teil der Nacht neben mir gekniet, bevor er vor etwa einer halben Kerze wortlos und mit feuchten Augen die Kapelle verlassen hatte.

Asela war seine Enkeltochter, und er hatte sie geliebt, vielleicht mehr sogar als seinen eigenen Sohn Balthasar. In ihren jungen Jahren, bevor das Schicksal in der Gestalt des Eulenschülers Orinstor sie traf, hatte ihr Liebreiz und ihr großes Herz die Herzen des gesamten Kaiserreichs erobert. Sieglinde hatte mir vor Wochen eine Ballade über die junge Asela gezeigt, die unsere Bardin in den Archiven der Federn gefunden hatte, und ich konnte sie vor mir sehen, die junge Asela, die dort besungen wurde, lachend, mit weiten offenen, neugierigen Augen und keiner Sorge in der Welt.

Ich stellte mir vor, dass die Götter ihr die Gnade gewährten, so vor sie zu treten, wie sie damals gewesen war. Nicht als das, was heute von ihr übrig war, entstellt und verbrannt, selbst für die, die sie geliebt hatten, kaum noch erkennbar.

Obwohl von dem Seidentuch verhüllt, selbst hier auf dem Säulengang und trotz des Weihrauchs und des Bienenwachses, konnte ich ihn riechen, den Geruch von verbranntem Fleisch und Blut und Tod.

Die Tür zur Kapelle knarzte leise, ich drehte mich um und sah, wie sich Leandra hindurchduckte, damals, als man die Kapelle erbaute, waren die Menschen wohl kleiner gewesen, und die Baumeister hatten nicht an eine große schlanke Königin gedacht, die auch heute noch die meisten ihrer Untertanen um einen Kopf überragte.

Als sie mich sah, huschte ein leichtes Lächeln über ihre Lippen, das jedoch gleich wieder schwand, als sie zu der leblosen Gestalt auf der Bahre hinschaute. Leandra di Girancourt, Maestra und Königin von Illian, beugte ihr Haupt vor den Göttern und führte das Zeichen der Dreieinigkeit vor ihrem Busen aus, um sich dann mit leisen Schritten zu mir zu gesellen und sich neben mir an die Brüstung anzulehnen.

Forschend musterte sie mein Gesicht und lächelte etwas traurig. »Dass du so schwer am Tode derer trägst, die an deiner Seite gekämpft haben, ist etwas, was ich an dir ehre und auch liebe, Havald. Doch sie hatte mehr Zeit auf dieser Welt als andere, und es war ihre eigene Entscheidung, den Kampf mit ihrer Tochter zu suchen. Es trifft dich keine Schuld, selbst mit all deiner neu gewonnenen Macht kannst du nichts daran ändern, dass dieser Krieg Opfer fordert und noch weitere fordern wird.« Sie seufzte leise. »Bis der Sieg errungen ist, werden ihr noch viele folgen, darunter vielleicht auch solche, die du kennst und liebst.«

Sie hat recht, meinte Hanik. Euch trifft keine Schuld.

Es ist mein Vorschlag gewesen.

Es war vor allem ihre eigene Entscheidung. Ihr wisst so gut wie ich, dass es noch anderes gab, was in Aselas Entscheidung, den Kampf gegen Farlin zu suchen, mit hineinspielte.

Das mochte sein. Es änderte nur nichts daran, dass Asela tot unter diesem Leichentuch lag.

Götter, fluchte Hanik. Das Leben geht weiter. Sie ist bei den Göttern, all das berührt sie nicht mehr. Lebt, lacht, trinkt auf sie und liegt bei einem Weib, Ihr werdet sehen, danach geht es einem besser.

Das kommt nicht infrage.

Dann ergeht Euch halt in Selbstmitleid, antwortete Hanik und klang verärgert. Wer bin ich, Euch daran zu hindern?

Leandra sah mich etwas seltsam an. »Es ist nichts«, teilte ich ihr mit. Hanik mochte recht haben darin, dass ich unwillig war, meine trüben Gedanken fallen zu lassen, doch Leandra war ein willkommener Anblick.

Sie trug ihren langen Kettenmantel mit dem Muster des Greifen auf der Brust, in dem ich sie damals im Gasthof zum Hammerkopf zum ersten Male gesehen hatte, und über ihre linke Schulter ragte der Griff von Steinherz heraus, dem echten Schwert, nicht der Fälschung, die hinter ihrem Thron an der Wand ihres Thronsaals hing. Das verärgerte Funkeln in den Rubinaugen des Drachenkopfs war mir Beweis dafür genug, denn Steinherz hatte mich noch nie leiden können. Ihr schwerer lederner Umhang bewegte sich leicht in einem unmerkbaren Wind, einst hatte er auf den Schultern des Gottes Omagor gelegen, ich hatte ihr den Umhang gegeben in der Hoffnung, dass er sie schützen würde.

Ich hätte sie in meine Arme ziehen sollen, doch ich stand nur da und sagte und tat nichts.

Leandras suchende Augen erkannten meine düsteren Gedanken. Sie legte ihre rechte Hand auf meine Schwerthand. »Ich werde nicht fallen, Havald«, versprach sie mir leise und entschlossen, während sie ihre linke Hand schützend auf ihren flachen Bauch legte. »Ich habe einen Grund zu leben.« Sie führte meine Hand an ihren Bauch und hielt sie dort mit beiden Händen fest. »Ich war eben gerade bei Schwester Sondja und bat um eine Wahrsagung, sie bestätigte mir, was wir schon wissen, Lyrinn geht es gut. Was ich noch nicht wusste, war«, sie verzog ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln, »dass meine Schwangerschaft noch gut achtzehn Monate währen wird. Sogar länger als bei Zokora.« Sie lachte leise. »Ist dir aufgefallen, dass Zokora so langsam ein kleines Bäuchlein bekommt?«

Ihr Lachen wollte mich anstecken, doch meine trübe Stimmung ließ es nicht zu. »Es ist mir vor allem aufgefallen, dass sie sich nicht schont.«

»Du sagst das so grimmig, Havald«, antwortete Leandra ruhig. »Du weißt so gut wie ich, sie sieht es so, dass sie kämpfen muss, damit ihre Kinder eine Welt zum Leben haben. Genauso sehe ich es auch, weder sie noch ich sind dafür gemacht, auf unserem Lager liegend auf die Geburt zu warten!« Sie lachte erneut. »Abgesehen davon, dass Schwester Sondja meint, dass es eher schädlich für das Kind wäre. Ein gesundes Leben mit viel Bewegung wäre das Beste für das Kind. Sie meint sogar, ich könnte Lyrinn vorsingen, sie würde es wahrnehmen.«

»Es ist wahr«, hörte ich Zokoras Stimme sagen, und im nächsten Moment schwang sie sich elegant über die Brüstung des Säulengangs, um federnd neben uns aufzukommen. »Singt man ihnen die Lieder früh genug, gurgeln sie schon als Säugling mit. Meine früheste Erinnerung ist ein Schlachtenlied, das von der Mutter auf die Tochter über Generationen vererbt wurde, es lullte mich immer ein, wenn ich unruhig war.«

»Ein Schlachtenlied? Eines, das von Tod und Blut handelt?«, fragte Leandra etwas ungläubig.

Zokora nickte. »Ja. Wenn ich in den Kampf ziehe, muss ich immer daran denken, selbst heute noch.« Sie lächelte versonnen vor sich hin ob der Erinnerung. »Wenn du willst, kann ich es dich lehren«, bot sie Leandra an.

»Danke, nein«, wehrte Leandra höflich ab. »Königin Eleonora hat mich einige Lieder gelehrt, die ich sehr schätze.« Sie schaute erheitert zu mir hoch. »Die Ballade von Ser Roderik und den vierzig Getreuen, zum Beispiel. Mit genügend Blut, Tod und Heldentum, um sogar Zokoras Ansprüchen gerecht zu werden.« Sie wandte sich wieder Zokora zu. »Wo kommst du her? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seitdem … seitdem wir Asela hierher gebracht haben. Hast du einen Grund, uns aufzusuchen?«

»Ich habe gebetet«, erklärte Zokora. »Dann habt ihr meinen Namen ausgesprochen, also kam ich her.« Sie schaute suchend zu Leandra hin. »Es ist eher die Frage, was dich hierher führt. Ich hörte Herzogin Lenere klagen, dass sie dich nicht finden kann, sie hat einige Dokumente für dich, die deines Siegels und der Unterschrift bedürfen. Versteckst du dich vor ihr?«

»Zum Teil ja«, gestand Leandra lächelnd ein. »Doch ich habe noch einen anderen Grund. Ich habe Elsine aufgesucht und sie erneut zu dem Rubin befragt.«

»Der, der dir den Weg zu der, die schläft, weisen sollte?«, fragte Zokora. Als wir gestern Nacht aufgebrochen waren, hatte Elsine uns abgepasst und Leandra diesen Rubin gegeben, der angeblich Verborgenes enthüllen sollte, doch in der Lichtung, in der wir Verborgenes vermutet hatten, hatten wir nichts finden können.

Außer Aselas verbranntem Leichnam.

»Sie erklärte mir, dass man aus der Luft damit Ausschau halten soll«, sagte Leandra und klang etwas erzürnt. »Sie ist davon ausgegangen, dass wir wüssten, wonach wir suchen sollten.«

»Weißt du es jetzt?«, fragte ich sie.

Leandra nickte. »Eine Struktur aus dunklem Stein, der aus der Höhe wie ein schlafendes Pferd erscheint, am linken Hinterhuf soll ich dann den Zugang finden. Sie sagt zudem, dass sie sich gewundert hat, dass wir in der Nacht danach gesucht haben, bei Tageslicht wäre es einfacher zu erkennen.« Sie schnaubte auf. »Warum sie mir das nicht schon gestern Abend gesagt hat, ist mir schleierhaft!«

»Hat sie sonst noch etwas erzählt?«, fragte ich sie neugierig.

»Ja«, meinte sie. »Sie sagt, der Zugang führt zu einem Tempel der Alten. Sie versprach mir, dass ich dort lernen würde, wie ich Zugang zu meiner Drachengestalt erhalte.« Sie schaute etwas unzufrieden drein. »Ein Wissen, das, wie sie sagt, ich nicht verwenden darf, solange ich unser Kind unter meinem Herzen trage. Nehme ich eine andere Form an, so sagt Elsine, besteht die Gefahr, dass ich unser Kind verliere.« Leandra seufzte unglücklich. »Ich hatte fast vergessen, dass dies der Grund war, weshalb Kolaron Malorbian überhaupt imstande gewesen ist, Elsine gefangen zu nehmen. Also sieht es jetzt so aus, dass es einen Weg gibt, durch den ich mehr über mich erfahre und mein Erbe finden kann, ich es aber nicht nutzen darf.«

»Was dich nicht daran hindert, schnellstmöglich nach dem Zugang zu suchen«, stellte Zokora fest. »Ein Tempel der Alten? Hier in den Südlanden? Bist du sicher, dass sie von den Alten gesprochen hat und nicht den Titanen?«

»Ganz sicher«, gab Leandra bestimmt zurück. »Ich habe nachgefragt.«

»Gut«, meinte Zokora. »Das will ich mir ansehen. Gehen wir.« Sie tat vier Schritte, blieb dann stehen, schaute zu uns beiden zurück und runzelte die Stirn. »Worauf wartet ihr?«

Leandra schaute zu mir hoch. »Willst du wahrhaftig hierbleiben? Du hast schon Nachtwache gehalten für sie, sie ist nun bei den Göttern. Mehr kannst du nicht für sie tun. Komm mit, Havald, ich will dich an meiner Seite wissen.«

Ich schaute zu der stillen Gestalt unter dem weißen Seidentuch zurück und nickte.

Als ich ihr und Zokora aus der Kapelle folgte, meinte ich die Blicke der Götter in meinem Rücken zu spüren.

In der Kronburg

2Als wir durch die Kronburg gingen, stellte ich wieder einmal fest, wie voll die Kronfeste geworden war. Zu Königin Eleonoras Zeiten war so früh am Morgen nur im Küchentrakt ähnlich viel Bewegung gewesen, die meisten der endlos langen Gänge der Kronburg waren still, leer und verlassen gewesen.

In den letzten Wochen hatte sich das geändert. Wer konnte, hatte sich vor den schwarzen Legionen hinter den hohen Mauern Illians in Sicherheit gebracht. Die Folge war, dass die Stadt aus allen Nähten zu platzen schien. Zudem wuchsen auch Illians Truppen, die zum größten Teil in der Kronburg untergebracht waren, um dort ausgebildet und ausgerüstet zu werden. Ein ständiger Strom von Waren kam durch das Tor von Askir und wurde begleitet von einer schier unendlich erscheinenden Anzahl von Begleitern. Jeder dritte, den ich in der Kronburg traf, trug den Wappenrock des Königreichs, jeder vierte gehörte zu den kaiserlichen Legionen, und mir schien, als gäbe es hier zurzeit mehr Federn als in Askir, allesamt nur hier, um den demnächst anstehenden Gegenangriff auf die schwarzen Legionen zu unterstützen. Ich vermisste Stofisk, er besaß ein wundersames Talent, mit einfachen Worten zu erklären, wie, wann und wo, vor allem aber auch warum welche Vorbereitungen getroffen wurden.

Die Folge von all dem war eine ungeheure Geschäftigkeit in den ehrwürdigen Mauern der Kronburg, dazu kam noch, dass Elsine ihr Fest für übermorgen geplant hatte, was ihrer Ansicht nach nötig war, um die Moral der Bevölkerung zu heben.

Sie mochte recht haben damit, doch all das führte nun dazu, dass man in der Kronburg kaum mehr eine ruhige Stelle für sich selbst finden konnte. Ich bereute es jetzt schon, die Kapelle verlassen zu haben.

Dutzende Diener, Soldaten, Boten und andere, aus allen möglichen Gesellschaftsschichten, eilten und hetzten an uns vorbei, zumeist so sehr in ihren eigenen Gedanken und Aufgaben gefangen, dass sie oftmals selbst Zokora nicht wahrnahmen. Taten sie es, zeigte sich immer schnell, ob jemand aus dem Kaiserreich oder aus den Südlanden stammte. War jemand durch das magische Tor von Askir hergekommen, nickte man ihr manchmal zu oder ignorierte sie, kam man jedoch aus den Südlanden, zuckte man erschreckt zusammen, wurde bleich und eilte noch hastiger von dannen.

Zokora schien dies zu erheitern. Ich fragte sie danach, und sie lachte. »Ich mache mir ein Spiel daraus, Havald. Es bringt nichts, darauf zu hoffen, dass es sich alsbald ändert. Wenn ich für mein Volk eine neue Heimat finde, dann nicht hier in den Südlanden.«

Was kein Wunder war. In anderen Ländern suchte man unter dem Bett der Kinder nach Ungeheuern, hier in den Südlanden hatte man dort zuweilen dunkle Elfen gefunden. Was meist auch das Letzte gewesen war, was man im Leben getan hatte.

»Was mich erstaunt«, fuhr Zokora fort, »ist, dass, verstehen die Menschen erst einmal, dass wir auf der gleichen Seite kämpfen, sie oftmals grimmig lachen. Offenbar glaubt man, dass die schwarzen Legionen uns verdient haben.«

Leandra schmunzelte. »Glaubst du das auch?«

»Nein«, lächelte Zokora. »Ich weiß es.«

»Elsine sagte, der Ort, den wir suchen, wäre nur aus der Luft zu erkennen«, sprach ich Leandra an. »Ist Ollissanderis denn zurückgekehrt? Ich hörte nichts davon.«

Ollis war der Drache, den wir gestohlen hatten und auf dessen Rücken Asela den Kampf mit ihrer Tochter Farlin gesucht hatte.

»Nun, du hast die Kapelle nicht verlassen«, meinte Leandra. »Selbst wenn er zurückgekehrt wäre, hättest du davon nur schwerlich etwas gehört. Nein, wir gehen zur Trutzburg, wo die Greifen untergebracht sind. Steinwolke wird uns fliegen.«

»Wir sind zu dritt«, wandte ich etwas zweifelnd ein.

Sie lachte. »Asela flog Steinwolke, als wir mit Ollis herkamen. Erinnerst du dich?«

Ich nickte.

»Ist dir nicht aufgefallen, wie groß sie geworden ist? Ein normaler Greif kann schon zwei ausgewachsene Menschen tragen, und Steinwolkes Spannweite ist bestimmt doppelt so groß wie die anderer Greifen. Glaube mir, sie wird keine Schwierigkeiten mit deinem Gewicht haben. Zokora hier wiegt ja fast nichts.«

Das war wohl wahr. Wenn ich an Zokora dachte, war unsere dunkle Freundin für mich immer ungleich größer als in Wahrheit. Tatsächlich aber war sie fast so zierlich wie ein Kind.

»Und doch ist sie stärker als ein ausgewachsener Mann«, meinte ich und schaute zu Zokora hin. »Ich wollte dich schon immer fragen, wieso dies so ist. Bei den Hochelfen gilt das nicht, sie sind im Vergleich etwas stärker als Menschen, doch nicht so, dass es auffällig wäre. Weißt du, weshalb ihr so seid, Zokora?«

Zokora nickte. »Mein Volk wurde von Omagor beim letzten Krieg der Götter auserwählt, um gegen die anderen Götter in den Krieg zu ziehen. Er nahm … Verbesserungen vor. Zum einen machte dies uns zu besseren Kämpfern, zum anderen wollte er den anderen Göttern damit aufzeigen, dass er die Schöpfung besser beherrscht als sie.« Sie schaute zu mir hoch und lachte leise. »Die anderen Götter hielten euch Menschen für geeigneter, ihr Erbe anzutreten, etwas, das Omagor nicht verstand. Im Vergleich zu euch sind wir in allem besser, schneller, klüger, kräftiger, mit besserem Gedächtnis und zudem mit Sinnen ausgestattet, von denen ihr nur träumen dürft. Noch immer würde ich eine meiner Kriegerinnen gegen sechs eurer besten Legionäre setzen. Für mich ist es ironisch und erstaunlich zugleich, dass die anderen Götter recht behalten haben. Ihr seid die Zukunft, und in wenigen Tausend Jahren wird sich von euch niemand mehr erinnern, dass es uns einst gegeben hat.«

»Du wirst dein Volk retten«, sagte ich zu ihr und versuchte, überzeugt zu klingen.

Sie lachte erneut. »Ja. Doch es ist unvermeidlich, dass wir in euch aufgehen werden, Havald. Alleine nur aus dem Grund, weil ihr es treibt und werft wie die Hasen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Wer hätte das geglaubt, dass allein dieses dazu führt, dass wir vergehen werden.«

»In wenigen tausend Jahren«, wiederholte Leandra und lachte leise. »Nur ein Elf kann so denken.«

»Dir wird es auch so gehen«, meinte Zokora erheitert. »Wir Elfen altern, wenn auch langsam, und auch wir sterben. Irgendwann, manche von uns schon nach tausend Jahren, andere nach drei- oder viertausend. Nur die Alten waren wahrhaft unsterblich.«

»Du vergisst Aleahaenne«, erinnerte ich sie. »Sie ist eine Elfe und muss das älteste Lebewesen sein, das es je gegeben hat.«

»Vielleicht«, sagte sie. »Von Byrwylde abgesehen.«

Den Wyrm hatte ich fast vergessen. Was kein Wunder war, er lag auf seinem Hügel außerhalb der Stadt und hatte sich seit Wochen nicht bewegt, den Berichten nach lag er dort nur herum, fraß sich am Weltenstrom satt und wurde immer größer.

»Aleahaenne ist ein Sonderfall«, meinte Zokora gelassen. »Auch wenn sie vergessen hat, wofür die Götter sie ausgewählt haben, ist es doch der Wille der Götter gewesen, die dies für sie bestimmt haben. Wenn sich ihr Schicksal erfüllt, wird auch sie von uns gehen.« Sie blieb stehen und schaute zu Leandra und mir hoch und blockierte so den Gang, sodass sich andere leicht verärgert an uns vorbeidrücken mussten. »Dies ist der letzte Krieg der Götter, Havald«, erinnerte sie mich. »Es entscheidet sich jetzt. So oder so wird nach diesem Krieg kaum etwas bleiben, wie es war. Selbst die Götter werden sich ändern, und vergeht nur genug Zeit, werdet ihr Menschen sogar vergessen haben, dass es einst Magie gegeben hat.«

»Nicht, solange ich noch lebe«, lachte Leandra. »Und du sagtest eben, dass dies eine lange Zeit sein wird.«

»Eine lange Zeit, ja. Doch selbst die Götter sterben«, erwiderte Zokora ernst. »So ist es auch mit mir und dir. Doch es kommt nicht darauf an, wie lange man lebt, sondern wie. Mit Aleahaenne würde ich jedenfalls nicht tauschen wollen.«

»Ich will mir eine Welt ohne Magie nicht vorstellen«, sagte Leandra leise. »Sie würde in der Welt fehlen, wir brauchen hier und da Wundersames, damit wir das Staunen nicht verlernen.«

»Du hast die Seele einer Poetin«, lachte Zokora. »Doch letztlich liegt all das bei Havald.«

»Wie das?«, fragte ich überrascht.

»Die Prophezeiung sagt, dass du auf deinem Schwert sterben wirst, wenn du gegen Kolaron antrittst«, erinnerte sie mich. »Hast du dir schon überlegt, was du tun wirst, sollte sich diese Prophezeiung nicht erfüllen?«

Hatte ich. Ich träumte manchmal sogar davon. »Apfelbäume pflanzen und ein ruhiges Leben führen.«

»Nicht«, lachte Leandra, »wenn ich noch mitzureden habe!«

»Das ist es nicht, was ich meine«, erwiderte Zokora ruhig.

»Was meinst du dann?«, fragte ich.

»Beantworte mir die Frage, wer Götter im Kampf erschlägt.«

Ich schaute sie fragend an.

»Andere Götter, Havald«, sagte sie ruhig. »Was also wirst du tun, wenn du selbst ein Gott geworden bist?«

»Das wird nicht geschehen, Zokora.«

»Ist das so?«, fragte sie mich und schaute mich aus dunklen brennenden Augen an. »Woher weißt du, dass dies nicht schon längst geschehen ist?«

Als wir weitergingen, schenkte ich dem Weg, den wir durch die Kronfeste nahmen, kaum Beachtung, zu sehr beschäftigten mich Zokoras Worte. Ich weiß nur, dass wir uns einmal in eine Kammer flüchteten, als Leandra Herzogin Lenere kommen sah und sie wie ein kleines Mädchen lachte, als sie die Tür einen Spalt öffnete, um nachzusehen, ob die Herzogin an uns vorbeigegangen war. Für einen Moment kam es mir vor, als könnte ich sehen, wie sie als Kind gewesen war.

Wenn du nicht so stur gewesen wärest und nicht darauf bestanden hättest, mit Eleonora zu brechen, hättest du Leandra aufwachsen sehen können.

Hanik, dachte ich drohend. Es gibt Dinge, die Euch nichts angehen!

Das war ich nicht, verteidigte sich der Sergeant. Auch wenn es Euch ungewöhnlich erscheinen mag, manchmal denkt Ihr sogar für Euch selbst.

Ich hatte vergessen, wie hoch der Trutzturm der Kronburg war. Dutzende von Treppen, die so niedrig waren, dass ich mich beständig ducken musste, führten hoch zu den Zinnen, und als Zokora, die natürlich leicht wie eine Feder vorangeeilt war, die Tür zu den Wehrgängen für uns öffnen wollte, war ich außer Atem.

»Da hast du den Beweis«, keuchte ich. »Den Göttern wird wohl kaum die Luft ausgehen.«

Sie hob eine Augenbraue an. »Es mag auch sein, dass du daran festhältst, wer du bist«, sagte sie. »Ein Beweis ist es also nicht.«

»Ist das so falsch, mich nicht verlieren zu wollen?«, fragte ich sie und war zu meiner Überraschung sogar etwas ärgerlich auf sie.

»Nein«, antwortete sie und lächelte ein wenig. »Das ist genau das, was mich mit Hoffnung füllt.«

Ich blieb auf der Treppe stehen, Leandra fluchte leise, als sie beinahe gegen mich lief. Sie seufzte, lehnte sich gegen die Wand, verschränkte ihre Arme und schaute entnervt von mir zu Zokora und wieder zurück zu mir. »Was ist los mit dir?«, fragte sie mich.

»Ich bin verwirrt. Und entnervt«, beschwerte ich mich und fixierte Zokora mit einem harten Blick. »Sie soll mir erklären, wie sie das mit der Göttlichkeit meint. Doch bitte so, dass ich es auch verstehe.«

»Es ist einfach«, sagte Zokora. »Spätestens wenn du Omagor erschlagen hast, wirst du selbst zum Gott.«

»Warum?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Es scheint eine Regel zu sein. Die Götter beziehen ihre Macht aus dem Glauben an sie. Wenn du Kolaron Malorbian erschlägst, wird sich dieser Glauben auf dich übertragen. Daraus folgt, dass du ein Gott sein wirst. Ich hoffe, dass du auch dann darum kämpfst, dich nicht zu verlieren, und bleibst, wer du bist.«

»Wenn ich doch zum Gott werden soll, wie …«, begann ich, doch sie unterbrach mich.

»So wie jetzt auch. Du hältst daran fest, so zu sein, wie du warst. Bei so vielen Treppen hättest du früher heftig geschnauft, also schnaufst du auch jetzt. Ich verstehe ernsthaft nicht, warum ihr Menschen immer Gegensätzlichkeiten suchen müsst. Du bist ein Mensch. Du besitzt die Fähigkeiten des Verschlingers. Doch das eine schließt das andere nicht aus. Ich sehe keinen Grund, warum du nicht ein Gott sein sollst und zugleich noch immer ein Mensch. Es ist, wie ich dir oft schon sagte, eine Entscheidung. Die deine. Verständlich genug?«

Ich überlegte kurz. »Ja.«

»Gut«, meinte sie. »Dann können wir ja weiter.« Sie stieß die Tür auf.

»Was hältst du davon?«, fragte ich Leandra.

»Ich denke, dass du, egal was geschieht, dich nicht ändern wirst«, lächelte sie. »Du bist zu stur dazu.«

Ein stämmiger Korporal in der Rüstung eines Legionärs der vierten Legion begrüßte Leandra mit einem erfreuten Lächeln, während er mich und Zokora interessiert beäugte.

»Das ist Korporal Tassek«, stellte Leandra uns lächelnd den Mann vor. »Steinwolke und ich fanden ihn auf der Passfeste, wo er sich um die Pferde gekümmert hat, doch es zeigte sich, dass er ein besonderes Händchen für Greifen besitzt. Asela half mir, ihn für mich zu stehlen. Wie geht es unserer Schönheit, Tassek?«

»Seht selbst«, meinte der Korporal und wies lachend in die hintere Ecke des Turms, wo Steinwolke zu einem Ball aus Fell und Gefieder zusammengerollt lag. »Solange sie regelmäßig ihre Schafe bekommt, ist sie glücklich. Vorausgesetzt, sie hat jemand, der ihr das Gefieder putzt, sie striegelt, tränkt und füttert und angerannt kommt, wenn sie auch nur blinzelt!«

»Passt auf, dass Ihr sie nicht zu sehr verwöhnt«, mahnte Leandra wohlwollend. Steinwolke hatte wohl Leandras Stimme gehört, jetzt zog sie ihren Schnabel unter dem Gefieder hervor und schaute etwas verschlafen wirkend zu uns hin, um im nächsten Moment einen markerschütternden Schrei auszustoßen, die Flügel auszubreiten und mit einem Riesensatz wie ein junger aufgeregter Hund zu uns hinzuspringen, wobei sie Leandra mit diesem mörderischen Schnabel einen Schubs gab, der meine Königin fast hätte straucheln lassen.

»Sie sagt, dass sie glücklich ist, mich zu sehen«, übersetzte Leandra mit einem befreiten Lachen und vergrub ihr Gesicht in den Halsfedern des Greifen, um Steinwolke dann hinter dem Schnabelansatz zu kraulen. Die tellergroßen Augen des Greifen schwenkten von Zokora zu mir. »Und euch natürlich auch.« Sie wandte sich an den Korporal. »Ich sehe, Ihr habt sie schon für uns gesattelt. Danke, Tassek.«

»Gern geschehen«, entgegnete der Angesprochene und wirkte etwas verlegen. Er trat an Steinwolke heran und kraulte sie ebenfalls. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie dankbar ich Euch bin, dass ich mich um sie kümmern darf. Sie ist ein Wunder, wisst Ihr? Ich schwöre, sie ist klüger als mein Weib! Zumindest schimpft sie mich nicht so sehr!«

Steinwolke reckte ihr Haupt und sah auf den Korporal herab und stieß einen seltsamen Zischlaut aus, es brauchte einen Moment, bis ich verstand, dass sie lachte.

Wiedersehen mit Miran

3»Heute ist ein schöner Tag«, stellte ich fest, nachdem mein Magen sich wieder beruhigt hatte und Steinwolke einigermaßen ruhig flog. Ich dachte an Asela. »Trotz allem.«

Leandra sagte nichts, sie nickte nur.

Egal wie oft ich auf einem Greifen flog, an den Start, mit seinen heftigen Flügelschlägen, dem Ruck nach oben und dem Durchsacken nach unten würde ich mich wohl nie gewöhnen können.

Der Verschlinger hat sich auch einen Greifen genommen, erinnerte mich Hanik. Vielleicht ist es einfacher, wenn Ihr Euch selbst in einen verwandelt?

Nein, gab ich ihm zur Antwort. Das wird es nicht sein.

Bis jetzt hatte ich mich davor gescheut, mich in etwas oder jemand anderen zu verwandeln. Jedenfalls nicht absichtlich oder freiwillig. Tatsächlich war es schon geschehen. Ich erinnerte mich noch zu gut an diesen einen Morgen, an dem ich mich rasieren wollte und in dem polierten Silberspiegel ein anderes Gesicht gesehen hatte. Niemand war es aufgefallen, niemanden hatte ich davon erzählt, und war ich ehrlich, tat ich mein Möglichstes dazu, es zu vergessen. Dumm nur, dass Hanik meine Erinnerungen so gut kannte wie ich die seinen.

»Du hast recht«, sagte Leandra und schaute zu mir hin. »Es wird ein schöner Tag werden. Keine Wolke in Sicht und ein blauer Himmel, der einem das Herz hebt …« Sie musterte mich und seufzte. »Hör auf, so grimmig dreinzuschauen, Havald. Asela ist nun sicher bei den Göttern, und es hilft niemandem, wenn du dich grämst.«

Zokora achtete nicht auf uns, dafür wies sie mit ihrer Hand nach rechts. »Lasse sie dorthin fliegen, Leandra.«

»Tir’na’do liegt westlich von uns.«

»Ja«, sagte Zokora. »Doch dort hinten sehe ich Lichtreflexe, ich vermute, es ist die zweite Legion. All deine Hoffnungen hast du darein gesetzt, dass dieser Tag kommen wird, und jetzt willst du dir den Anblick entgehen lassen?«

»Wohl kaum«, antwortete Leandra, und noch bevor Zokora ausgesprochen hatte, legte sich Steinwolke auf die Seite und flog eine enge Kurve, die meinen Magen erneut in die Tiefe sacken ließ.

Zokora sollte recht behalten. Es war die zweite Legion, und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ihr Anblick mich nicht mit Stolz erfüllte. Ein endlos lang erscheinender Lindwurm wand sich entlang der Passstraße tiefer ins Tal, es war wahrhaftig ein Anblick, der einem das Herz höher schlagen ließ.

Sie marschierten in Tenets, Hundertschaften, in fünf Reihen, jeweils zwanzig Glied lang, zehn Tenets für eine Lanze, von denen jeweils zwei nicht marschierten, sondern beritten waren, neun Lanzen insgesamt, neuntausend Männer und Frauen, die in ein fremdes Land zogen und bereit waren, ihr Leben dafür zu geben, es zu befreien. Und ein endlos langer Tross aus Wagen und Hilfspersonal. Mit dem Tross mitgerechnet marschierten hier fast elftausend Mann dem Feind entgegen. Von Steinwolkes Rücken aus hatte ich einen guten Blick und konnte erkennen, dass Miran meine Anweisungen umgesetzt hatte. Hinter jeder Tenet fuhren acht bis neun schwere Ochsenwagen, Ausrüstung und Proviant für jede Tenet. Reiter schützten die Flanken, und hinter jeder Lanze fuhren jeweils drei offene Wagen, auf denen mittlere Ballisten angebracht waren. In Marschformation führten die Legionäre an den Flanken neben ihrem Schwert auch die schweren Legionsschilde mit, die zwei nächsten Reihen führten lange Spieße, von den Legionären in der mittleren Reihe trug ein jeder einen Kreuzbogen auf seinen Schultern und drei gut gefüllte Köcher mit Bolzen. War Miran meinen Anweisungen gefolgt, mussten sich in den Ausrüstungswagen die Kreuzbögen für den Rest der Legionäre befinden.

Obwohl der Nekromantenkaiser Anstrengungen unternahm, seine Truppen mit ordentlichen Rüstungen auszustatten, trugen die schwarzen Legionen hier in den Südlanden noch immer Rüstungen aus gehärtetem Leder. Auch sie besaßen Kreuzbögen, doch waren ihre aus Horn, während ein kaiserlicher Kreuzbogen einen Bogen aus Stahl besaß und ihre Bolzen fast dreimal so weit schleudern konnten.

Die meisterhaft gefertigten Rüstungen der Legionäre und die Kreuzbögen waren es, mehr noch als der Mut, zudem die Standhaftigkeit und die Ausbildung der Legionäre, die mich hoffen lassen konnten, dass die zweite Legion gegen eine vielfache Übermacht gewinnen könnte. Doch für mich waren die berittenen Tenets noch mehr von Interesse als die marschierenden Soldaten. Kavallerie, obwohl zur Zeit des alten Reichs ein Stützpfeiler militärischer Taktiken, war über die Zeit des Vertrags von Askir vernachlässigt worden, jetzt erfreute es mich, zu sehen, dass Miran auch hier meine Befehle umgesetzt hatte. Jede Lanze besaß nun sowohl eine Tenet leichter als auch schwerer Reiterei, erstere mit kurzen stählernen Reflexbögen ausgerüstet, die zweite mit langen Lanzen und jeweils zwei schweren Äxten, die an ihren Sätteln hingen. Sie ritten nicht in den Kolonnen, sondern sicherten die Flanken, auch wenn das dicht bewaldete Gebiet hier am Fuß der Donnerberge dafür nicht vorteilhaft war.

Steinwolke reckte ihren Hals und öffnete ihren Schnabel, um einen Schrei auszustoßen, der von den fernen Donnerbergen widerhallte, und erhielt Antwort aus der Höhe über uns, Leandra lachte und deutete, ich folgte ihrer Hand mit meinem Blick und sah gut ein Dutzend Greifen, die hoch über uns kreisten.

Mittlerweile war man in der marschierenden Legion auf uns aufmerksam geworden, Hände reckten sich, um uns auszudeuten, dann erkannte man wohl Steinwolke und ihre Reiterin, Rufe waren zu hören, und man winkte oder schwenkte Tücher.

Miran, selbst auf die Entfernung hin in ihrer goldenen Generalsrüstung unverwechselbar, die mit einer Handvoll ihrer Offiziere an der Spitze der langen Kolonne ritt, sah zu uns hinauf und bedeutete uns mit einer Geste, bei ihr zu landen.

»Hoheit, Dienerin der Solante, Lanzengeneral«, begrüßte sie uns knapp, nachdem Steinwolke uns neben der marschierenden Legion abgesetzt hatte. »Habt Ihr neue Befehle für mich?«

Miran war wie immer ein Anblick von Perfektion. Keines ihrer langen blonden Haare wagte es, aus dem Glied zu fallen, und kein Staubkörnchen hatte die Dreistigkeit besessen, ihre polierte Rüstung zu beschmutzen. Falls ihr der tagelange Ritt Strapazen verursachte, sah man es ihr nicht an.

»Nein«, antwortete Leandra im gleichermaßen kühlen Tonfall. »Wir sind nur zufällig hier entlanggekommen. Dennoch, willkommen in Illian. Ihr wisst, wie sehr wir auf die zweite Legion hier gehofft haben.«

»Doch ist es die dritte gewesen, die sich hier als Erstes geschlagen hat«, meinte Miran unbewegt.

»Ja«, nickte Leandra knapp. »Wenn ich mich richtig erinnere, hättet Ihr sie beinahe verloren. Tut uns allen den Gefallen und verliert diese Legion nicht auch noch.«

Man musste schon sehr genau hinsehen, um eine Reaktion Mirans zu erkennen, hätte ich geblinzelt, hätte ich es verpasst, nur für einen Lidschlag lang zog sich ihre makellose Stirn zusammen, dann schaute sie bereits wieder so ausdruckslos wie zuvor.

Ich war etwas überrascht von Leandras harscher Reaktion auf die Generalin, doch ich ließ mir nichts anmerken. »Ich sehe, Ihr habt meine Ratschläge beherzigt«, lobte ich Miran.

»Ich hatte wenig Wahl. Ihr selbst und auch die Kaiserin habt mir sehr deutlich aufgezeigt, was geschehen wird, sollte ich mich nicht an Eure Anordnungen halten, Lanzengeneral«, sagte Miran steif, um dann kurz zu stocken und zu schlucken. »Ich verstehe mittlerweile den Sinn Eurer Änderungen«, sagte sie dann, und es hörte sich an, als ob sie jedes einzelne Wort über ihre Lippen zwingen müsste. »Die neue Ausrüstung, die Reiterei und Ballisten und die neuen Kreuzbögen ermöglichen eine Vielzahl neuer Taktiken, und ich bin von der Effizienz kombinierter Aktionen beeindruckt.« Sie schaute zum Himmel hinauf, wo die Greifen kreisten. »Diesmal wird man mich nicht überraschen. Wir sind voll ausgerüstet, verproviantiert und kampfbereit, Ser. Die schwarzen Legionen werden nicht wissen, wie ihnen geschieht.«

»Ihr habt davon gehört, dass Maestra Asela gegen Kriegsfürstin Farlin gefallen ist?«, fragte ich die Generalin.

»Aye, Ser«, sagte sie grimmig. »Ein ungeheurer Verlust für das Kaiserreich und jeden, der die Maestra kannte.«

Dies klang überraschend ehrlich. Sie verstand wohl meinen Blick und lachte bitter. »Ich bin nicht als Generalin geboren, Lanzengeneral. Der Weg zu meinem Rang hat mich gelehrt, dass es nicht gut für mich ist, mich allzu sehr für andere zu öffnen und wenn überhaupt, dann nur zu meinen Bedingungen. Menschen sterben. Vor allem in Kriegszeiten. Ich werde das Andenken der Maestra nicht mit Tränen aufrechterhalten, sondern mit Taten. Denn, auch wenn Ihr es nicht glauben wollt, so habe ich doch Maestra Asela geachtet, bewundert und respektiert. Tatsächlich war und ist sie mir in manchen Dingen ein Vorbild. Ich vermisse sie und bedaure ihren Verlust. Dass ich es nicht zeige, macht es nicht weniger wahr.« Sie blickte mir direkt in die Augen. »Ihr habt nie viel von mir gehalten, General«, bemerkte sie bitter. »Nun, die nächsten Wochen wird sich zeigen, ob ich Euch nicht doch noch überraschen kann.«

»Ich halte Euch für fähig«, widersprach ich getroffen.

Sie lachte erneut kurz und trocken auf.

»Ihr haltet mich für übermäßig ambitioniert, stur, lernunwillig und unverantwortlich«, teilte sie mir mit. »Sagt mir, dass es nicht so ist, und ich will es Euch glauben.«

Ich sagte nichts.

Leandra räusperte sich. »Es scheint mir weder der richtige Ort noch der geeignete Zeitpunkt, um diesen Strauß auszutragen. Wir sollten wieder aufbrechen.«

»Wie Ihr wünscht, Hoheit«, erwiderte Miran knapp, doch ihr Blick wich nicht von mir. »Die Einsicht, dass Eure Einschätzung richtig war«, sagte sie im gleichen verbitterten Tonfall wie zuvor, »brach mich fast. Doch glaubt mir, Lanzengeneral, ich habe es jetzt verstanden. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.« Sie tat eine weit ausholende Geste, die das Tal und die marschierende Legion einschloss. »Ich habe verstanden, dass es um etwas Größeres geht als um mich. Ich weiß, dass wir in rascher Folge unzählige Schlachten schlagen müssen und dass jeder von unseren Soldaten zählt. Die Kaiserin und Ihr habt entschieden, die Verantwortung für die Befreiung Illians auf meine Schultern zu legen. Was das bedeutet, ist mir bewusst geworden, als ich nach Askir zurückgekehrt bin und die gesamte Tragweite dessen erkannte, was das Attentat angerichtet hat. Ich verspreche Euch, General, wenn ich Euch enttäusche, werde ich nicht mehr am Leben sein, um dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.« Sie richtete sich auf und stand gerader, wenn das überhaupt noch möglich war. »Die zweite Legion hat noch nie eine Schlacht verloren. Es wird auch nicht geschehen. Nicht, solange ich den Befehl über sie habe.«

Ich nickte langsam. Ich hätte gerne von ihr erfahren, wie sie zu der Einsicht gekommen war, doch dafür drängte die Zeit zu sehr.

»Dann ist es gut, Schwertgeneral«, sagte ich. »Wir alle haben unsere Hoffnungen in Euch gesetzt. Ich will nur noch eines anmerken.«

Sie schaute mich angespannt an.

»Es geht nicht darum, alle Schlachten zu gewinnen«, erklärte ich ruhig. »Sondern den Krieg. Wenn eine verlorene Schlacht dazu führt, dass der Krieg gewonnen wird, ist auch das ein Sieg.«

Sie entspannte sich ein wenig und nickte. »Danke, Lanzengeneral«, antwortete sie. »Was Kriegsfürstin Farlin und ihre Drachen angeht … mögen sie ruhig kommen. Wir haben es geübt, uns mit unseren Schilden zu schützen und die Rüstungen der Legion halten auch Drachenfeuer einen oder zwei Dochte lang stand. Wenn die Drachen uns beeindrucken wollen«, fügte sie grimmig hinzu, »dann müssen sie herunterkommen und uns mit Zähnen und Klauen angreifen.« Sie wies auf die Wagen mit den Ballisten. »Doch das werden sie genau nur einmal tun.«

»Ich frage mich, was Desina zu ihr gesagt hat«, meinte Leandra nachdenklich, als sich Steinwolke wieder in die Höhe schraubte. »Was es auch war, es muss sehr, sehr deutlich gewesen sein.«

Ich dachte daran zurück, wie ich die junge Kaiserin das letzte Mal gesehen hatte, als sie neben Santers aufgebahrtem Körper stand und schwor, Kolaron Malorbian zur Rechenschaft zu ziehen. Wie ihre Magie sie fast zum Bersten füllte und ihre Augen vor Entschlossenheit gelodert hatten.

»Tue, was ich sage, oder verliere deinen Kopf«, vermutete Zokora.

»Etwas in der Richtung, ja«, lachte Leandra. »Es scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.« Sie reckte den Kopf und suchte den Himmel ab. »Keine Wyvern weit und breit«, stellte sie fest. »Auch kein Drache. Ich frage mich, was sie vorhaben.«

»Sie wissen, dass die zweite Legion kommt«, erinnerte ich sie. »Sie werden ihre Kräfte auf die erste Schlacht konzentrieren. Sie ist entscheidend. Die Legende der zweiten Legion ist auch in Thalak bekannt. Sie werden alles daransetzen, uns Verluste beizufügen. Selbst wenn wir siegen, kommt es darauf an, wie wir es tun. Ist es ein knapper Sieg unter hohen Verlusten, haben wir verloren. Miran muss sie hinwegfegen, ihnen das Rückgrat brechen.«

»Bereust du deinen Entschluss, die Legion nicht selbst ins Feld zu führen?«

»Nein, Leandra«, antwortete ich ruhig. »Miran hat ein Talent für Taktik, wie ich es zuvor noch nicht gesehen habe. Sie ist die Richtige, um die Legion zu befehligen. Solange sie die Strategie Desina überlässt.«

»Und dir«, fügte Leandra hinzu.

Ich nickte nur.

»Nun«, meinte sie. »Miran sagt, sie hat es jetzt verstanden. Wollen wir hoffen, dass es auch so ist.«

So schnell Steinwolke auch flog, brauchte es noch eine gewisse Zeit, bis wir den verwunschenen Wald von Tir’na’do unter uns liegen sahen. Das steinerne Pferd, von dem Elsine gesprochen hatte, war jedoch nicht so leicht zu finden, wie sie uns hatte glauben machen wollen. Dafür fanden wir eine Tenet der schwarzen Legionen, die entlang der Straße marschierte.

»Götter«, fluchte Leandra, als sie mit gerunzelter Stirn auf die Hundertschaft des Feindes herabsah. »Am liebsten würde ich … Havald, was machst du da?«

»Suche du weiter nach dem Pferd«, sagte ich grimmig zu Leandra. »Ich werde dich finden.«

»Was hast du vor?«, meinte sie und griff nach meinem Arm. »Du kannst doch nicht einfach …«

»Doch«, sagte ich. »Ich kann.«

Zokora machte ebenfalls Anstalten, die Riemen zu lösen, die sie hielten, doch ich schüttelte den Kopf. »Bleibe bei Leandra«, bat ich sie. »Ich werde den Feind für dich an Varoschs Namen erinnern.«

Zokora schaute mich lange an und nickte dann.

»Aber warum?«, fragte mich Leandra entsetzt. »Wir werden …«

»Ich habe einen Zorn in mir«, versuchte ich ihr zu erklären. »Einen, der an mir frisst. Ich finde keine Ruhe mehr, seitdem Asela starb. Zudem will ich wissen, wohin sie marschieren und was ihre Befehle sind.«

»Havald«, versuchte Leandra es mit Vernunft. »Es ist eine ganze Hundertschaft!«

»Und ich bin ihr schlimmster Albtraum. Erinnerst du dich an das, was Serafine sagte? Dass ich ein Ungeheuer wäre und ich dieses Ungeheuer gegen den Feind richten solle? Nun, genau das tue ich jetzt.«

Sie schüttelte heftig den Kopf. »Havald«, bat sie mich. »Sei vernünftig. Du kannst nicht …«

»Doch«, sagte ich erneut. »Ich kann. Suche das steinerne Pferd. Ich komme nach und vergesse nicht, dass ich dich liebe.«

Götter, dachte ich, tu das nicht.

Und ob ich das tun werde, entschied ich grimmig, löste den letzten Riemen, und während ich noch Seelenreißer zog, ließ ich mich über Steinwolkes Flanke fallen.

Die Legion der Toten

4Tief unter mir sah ich die feindliche Kolonne. Während ich fiel, fing ich an zu lachen. Dies musste der Wahn sein, der mich befallen hatte. Doch ich fühlte mich … frei. Vielleicht hatte Serafine doch recht und ich war ein Ungeheuer. Nun, wenn dem so war, dann würde es sich jetzt zeigen.

Doch ich war nicht ganz so wahnsinnig, wie es erscheinen musste. Der Verschlinger hatte einen Trick gekannt, wie er seine Haut für Stahl undurchdringlich machen konnte, zudem konnte ich auf das Wissen Dutzender Maestros zurückgreifen. Eine Geste und ein Gedanke und mein Fall verlangsamte sich, tatsächlich kam ich so sanft auf dem Boden auf, als hätte ich nur einen Schritt von einer Treppenstufe getan.

Zwei Dutzend Schritt vor mir sah ich die verblüfften und zum Teil erschrockenen Gesichter der schwarzen Legionäre. Ein Offizier trieb sein Pferd voran, um kurz vor mir stehen zu bleiben. Unwillkürlich schaute er noch einmal in den Himmel hinauf, um mich dann zu mustern.

»Wer seid Ihr?«, fragte er mich barsch. »Glaubt Ihr wahrhaftig, Ihr schüchtert uns mit diesem Auftritt so ein, dass Ihr uns den Weg versperren könnt?«

»Erschlagt ihn, Lanzenleutnant«, ertönte hinter ihm eine Stimme, und ein Priester der dunklen Elfen in der schwarzen Robe Omagors trieb sein Pferd voran. »Das ist Roderik von Thurgau, der es wagte, Hand an unseren Kaiser und Gott zu legen. Hundert goldene Kronen, den Segen Omagors und zehn der schönsten Seras, die ihr finden könnt, für den, der mir seinen Kopf bringt!«

Götter, stellte ich ungläubig fest, während der Priester mir seinen Hass entgegenspie. Der Mann hatte tatsächlich Zornesschaum vor dem Mund, bislang hatte ich das nur für eine Redewendung gehalten, fast traten ihm zudem noch die Augen aus dem Kopf.

Und jetzt?, fragte Hanik. Was wollt Ihr tun?

Wir fangen mit dem Priester an, teilte ich Hanik mit und riss dem Priester die schwarze Seele aus dem Leib, während ich mit einem langen Schritt an den Leutnant herantrat und ihn mit Seelenreißer in zwei Hälften schlug. Irgendwo, in den tiefsten Winkeln meiner Gedanken, hörte ich jetzt Ordun lachen.

»Für Varosch«, rief ich. Doch tief in mir dachte ich an Asela.

Es war wie ein Rausch. Seelenreißer war überall zugleich, tanzte leicht wie eine Feder in meiner Hand, blockte verzweifelte Attacken und durchschlug mühelos Stahl, Leder, Fleisch und Knochen. Pferde und Menschen schrien vor Angst, als ich, einem Dämonen gleich, eine blutige Schneise in die Kolonne des Feindes schlug. Ganz selten gelang es einem der schwarzen Legionäre, einen Schlag gegen mich zu landen, den ich zumeist kaum fühlte, dennoch geschah es hin und wieder, dass Seelenreißer zu langsam war … bis ein Schlag von einer anderen Klinge geblockt wurde, die nicht die meine war. Eine schattenhafte Gestalt stand neben mir und grinste breit, während die schwarzen Soldaten ängstlich vor uns zurückwichen, dann ihre Schwerter fallen ließen und in panischer Angst vor uns flohen.

Ich wischte mir das Blut aus den Augen und dem Gesicht, doch es half nichts, mein Puls raste und es pochte immer noch in meinen Ohren, noch immer war dieser überraschende Blutdurst nicht gesättigt, doch ich ließ meine Klinge sinken und setzte dem Feind nicht nach, der Anblick dieses Schattens hatte mich zu sehr überrascht.

Mehr und mehr verdichtete sich die schattenhafte Gestalt, bis ich Hanik breit grinsend vor mir stehen sah. »Habt Ihr gedacht, wir würden Euch den Spaß alleine überlassen?«, fragte er erheitert. Er sah den flüchtenden schwarzen Legionären nach und ließ dann das erbeutete Schwert fallen, um tief einzuatmen. »Wie es scheint, stimmt es«, grinste er. »Einmal Legionär, immer Legionär. Selbst im Tod.«

»Für die Götter, Askir und den Kaiser«, hörte ich eine andere entschlossene Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um und starrte ungläubig auf die anderen Legionäre, die hinter mir eine Keilformation angenommen hatten. Manche schienen so echt, dass ich sie hätte berühren können, andere waren kaum mehr als bloße Schemen. Doch nicht nur Legionäre standen dort, ein schlanker Elf trat nun zwischen ihren Reihen hervor und blinzelte zur Sonne hoch. »Nun«, sagte Aleyte mit einem schiefen Lächeln. »Das ist eine interessante Entwicklung. Ich wusste nicht, dass Ihr das zu tun vermögt.«

Einen Lidschlag später schien ein Wind durch die Schatten zu fahren, und sie zerfaserten vor meinen Augen, und dutzendfach fielen Schwerter, Äxte und andere Waffen zu Boden.

Götter, dachte ich ungläubig, während in der Ferne die schwarzen Legionäre immer noch in Panik flohen, ich muss wahrhaftig vom Wahn befallen sein!

Das glaube ich nicht, hörte ich Aleytes Stimme. Tatsächlich ergibt es einen Sinn.

Und welchen?, fragte ich ungläubig.

Der Verschlinger hatte nicht die Aufgabe, uns zu töten, erklärte Aleyte, der das Ungeheuer besser gekannt hatte als jeder andere. Er sammelte uns ein. Wie andere es mit Pferden tun. Oder mit wundersamen Gegenständen. Wofür, das werden wir nie wissen, doch er hat den Kern von uns in sich bewahrt. Es ergibt Sinn, dass es eine Möglichkeit gibt, uns wieder zu entlassen.

Eure Körper sind vergangen und Eure Seelen bei den Göttern, erinnerte ich ihn. Wie kann das also sein? Es ergibt eben keinen Sinn.

Es ist mir egal, ob es einen Sinn ergibt, meinte Hanik lachend. Für einen Moment war es, als ob ich wieder leben würde!

Es ist jedenfalls kein Zufall, sagte Aleyte nachdenklich. Ich schlage vor, Ihr denkt darüber nach, was dies für Euch bedeutet.

Es ist, wie die Götter in ihrer Prophezeiung sagten, meinte Hanik aufgeregt. Versteht Ihr? Es ist wahr, Ihr führt die Legion der Toten! Ich für meinen Teil kann es kaum abwarten, dass Ihr mich wieder zur Schlacht ruft! Für einen Moment schien es mir, als ob er vor mir stehen und sich am Hinterkopf kratzen würde, um dann ungläubig den Kopf zu schütteln, während er an mir vorbeischaute. Ich gebe zu, meinte er dann, das da ist schon etwas unheimlich. Sogar für mich.

Unwillkürlich drehte ich mich um und sah dort den Priester stehen, der mich mit leeren Augen anstarrte. Er blutete aus Dutzenden von Wunden, zwei sah ich, die hätten tödlich sein sollen, doch er stand nur dort und starrte mich aus leeren Augen an.

Doch hinter ihm sah ich jetzt Steinwolke, die auf dem Weg gelandet war, wobei der Greif von dem Anblick der Toten und von dem Geruch von Blut sichtlich beunruhigt war. Vor dem Greifen standen, ihre Schwerter in der Hand, Leandra und Zokora, die mich mit weiten Augen anstarrten. Leandra war bleich, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte, und selbst Zokora schien erschüttert.

Es war Leandra, die die Stille brach. »Das«, sagte sie schwer atmend, »hat mich entsetzt.«

»Schau auf Havalds Gesicht«, meinte Zokora gefasst, obwohl dort ein Unterton in ihrer Stimme mitschwang, den ich von ihr sonst nicht kannte. »Er hat sich selbst erschreckt.« Sie steckte Furchtbann wieder in die Scheide, um mich prüfend anzuschauen. »Ich glaube, der Geist, den wir eben sahen, hat recht«, fuhr sie dann im gleichen Ton fort. »Ich denke, wir haben soeben einen Teil der Legion der Toten gesehen, von dem die Götter in ihrer Prophezeiung sprachen.«

»Götter«, hauchte Leandra und ging mit Steinherz in der Hand vor, um sich den stummen Priester aus der Nähe anzusehen. »Havald, du hast gesagt, es sind Tausende, die der Verschlinger in sich aufnahm. Wenn du sie alle herauslassen kannst und zudem noch die gefallenen Feinde unter deinen Willen zwingst … Götter, Havald, dann gibt es nichts, was gegen dich noch stehen kann!« Sie streckte die Hand aus und stieß den Priester ein wenig an, er taumelte zurück und fing sich wieder, um dann genau dort in der gleichen Haltung wie zuvor stehen zu bleiben. »Du hast ihm die Seele entrissen?«, fragte sie mich.

Ich fand mich nicht imstande, auch nur einen Ton herauszubringen, ich konnte nur stumm nicken.

Leandras Gesichtszüge verhärteten sich, dann hob sie Steinherz an und ließ den Kopf des Priesters von dessen Schultern springen. Einen endlos langen Moment stand der Körper kopflos da, so lange, dass wir alle drei entsetzt dreinschauten, dann brach er in sich zusammen und blieb still liegen.

»Sag, Havald«, meinte Leandra zögernd, als sie zusah, wie das Blut von Steinherzens Klinge aufgesogen wurde, um ihn dann wieder in seine Scheide zu führen. »Der Geist, den wir eben sahen, er schien mir bekannt, war das Hanik?«

»Ich fürchte ja«, sagte ich und musste schlucken. »Du hast ihn auch gesehen?« Mir fiel auf, dass ich Seelenreißer noch immer in der Hand hielt. Der fahle Stahl hatte alles Blut bereits aufgesogen, und die Runen auf seiner Klinge schienen mir deutlicher sichtbar als jemals zuvor. Doch als ich ihn in seine Scheide zurückführen wollte, zitterte meine Hand so sehr, dass ich die andere Hand zu Hilfe nehmen musste.

»Ja. Eine Gestalt wie aus Rauch, doch zu erkennen«, sagte Leandra und musterte mich prüfend. »Deine Hände zittern und du schaust aus, als hätte der Blitz dich getroffen. Warum? War es nicht dein Wille?«

»Nicht bewusst, nein«, gab ich ihr mit rauer Stimme Antwort und atmete tief ein. »Ich frage mich, was es bedeutet.«

Es bedeutet, dass Ihr Euch uns nicht nur einbildet, lachte Hanik befreit. Hier habt Ihr den Beweis, Ihr seid nicht vom Wahn befallen, und wir sind wahrlich hier bei Euch! Ich gestehe, ich fing auch an, Zweifel zu hegen, aber … was sagt Ihr jetzt?

Und hinter ihm ahnte ich die anderen unzähligen Leben, die der Verschlinger gesammelt hatte. Sie alle warteten auf meine Antwort. Sie schienen geduldig, doch das täuschte. Was ich von ihnen fühlte, war Hoffnung. Hoffnung, die fast noch eher Berge versetzte als Liebe oder Glaube.

Was ich jetzt sagen sollte? Nichts.

Es ändert alles, Lanzengeneral, seht Ihr das nicht?, fragte Hanik aufgeregt.

Ich weiß, antwortete ich ihm. Genau deshalb weiß ich nicht, was ich jetzt sagen soll.

Wir müssen vernünftig vorgehen, diese Angelegenheit sorgfältig ergründen, sagte Aleyte bedächtig, obwohl ich ihm seine Aufregung anmerken konnte. Es muss einen Grund und eine Erklärung für dies alles geben. Bevor wir nicht mehr wissen, sollten wir nicht hastig handeln.

Es soll mir recht sein, sagte Hanik. Es lohnt sich nie, etwas zu überstürzen. Doch, Lanzengeneral, könntet Ihr mich bei Gelegenheit in einem Gasthaus kurz herauslassen? Ich würde sterben für ein Bier.

»Du wirst nachlässig«, unterbrach Zokora meine Gedanken und zog ihr Schwert. »Du hast vier leben lassen.«

Zokora wischte ihr Schwert an den Haaren des toten Legionärs ab und richtete sich auf. »Die meisten von ihnen sind geflohen. Doch ich zähle siebenunddreißig, die Varoschs Namen hörten, bevor sie zu ihrem verfluchten Gott gingen. Ich danke dir dafür.«

Ich nickte nur, während ich mir anschaute, wie die schwarzen Legionäre gefallen waren. Manche von ihnen waren nicht dazu gekommen, ihre Schwerter zu ziehen. Mein Weg durch ihre Reihen war deutlich zu erkennen, links und rechts dieses Weges waren die Soldaten von mächtigen Schlägen zurückgeworfen worden, es sah aus, als hätte ein Riese dort gewütet. Ich schaute an mir herunter, Blut tropfte von mir, als hätte ich darin gebadet, doch meine Rüstung und ich hatten keinen Schaden genommen. Fast ohne darüber nachzudenken, tat ich eine Geste und murmelte eines der Wörter, die ich von Ordun gelernt hatte, und das Blut an mir verwandelte sich in einen roten Nebel, der dann von einem Wind davongetragen wurde. Zokora sah dies, doch sie sagte nichts, zog nur eine Augenbraue hoch.

Leandra war es nicht aufgefallen, sie musterte noch immer die gefallenen Soldaten. »Sie werden erzählen, was hier geschehen ist«, meinte sie nachdenklich. »Ich wüsste gerne, was das sein wird. Ich war hier, habe es gesehen, und doch weiß ich selbst nicht, was ich gesehen habe«, fuhr sie ruhiger fort und drängte sich mit aller Kraft gegen Steinwolkes Schnabel, als der sich zu einem der toten Legionäre herabsenken wollte. »Das ist nichts für dich, Steinwolke«, sagte sie im gleichen mahnenden Tonfall, in dem Mütter zu ihren Kindern sprachen. »Du bekommst genug Schafe von uns, du kannst jetzt nicht schon wieder hungrig sein.« Sie wandte sich mir zu und hielt meinen Blick mit ihren violetten Augen fest. »Die Götter sprachen von der Legion der Toten, der du befiehlst. Jetzt haben wir sie gesehen. Havald«, sagte sie und trat an mich heran, um mir ihre Hand auf die Brust zu legen, »was bedeutet all dies?«

»Das«, gab ich voller Inbrunst zurück, »würde ich auch gerne wissen.« Ich holte tief Luft. »Solltet ihr nicht auf dem Weg sein, das Pferd aus Stein zu suchen?«