Des Teufels Thron (Die Teufel-Trilogie 3) - Sandra Binder - E-Book

Des Teufels Thron (Die Teufel-Trilogie 3) E-Book

Sandra Binder

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Beschreibung

**Ich kämpfe zwischen Himmel und Hölle.** Nie hätte Toni sich träumen lassen, einmal an der Spitze der Gruppierung ihrer Feinde zu stehen. Doch nun führt die einstige Kopfgeldjägerin der Hölle die Nephilim an. Und auch wenn ihre teuflischen Verfolger fürs Erste zurückgeschlagen sind, ist ihr keine Atempause vergönnt: Mehr und mehr Unterweltler werden vermisst und im Untergrund scheint sich etwas Gewaltiges zusammenzubrauen. Zu allem Überfluss verschwindet auch noch ihr himmlischer Gefährte Alek spurlos. Aber so einfach lässt sich Toni nicht unterkriegen. Sie ist entschlossen, den Mann zu finden, der ihr Herz und damit ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt hat. Teuflisch süffige Romantik, die dich die Realität vergessen lässt //Dies ist der dritte Band der mitreißenden Urban-Fantasy-Serie von Sandra Binder. Alle Bände der Buchreihe bei Impress: -- Des Teufels Jägerin (Die Teufel-Triloge 1) -- Des Teufels Klinge (Die Teufel-Trilogie 2) -- Des Teufels Thron (Die Teufel-Trilogie 3) -- Teuflisch prickelnde Romantik im Fantasy-Sammelband (Die Teufel-Trilogie )// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

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Sandra Binder

Des Teufels Thron (Die Teufel-Trilogie 3)

**Ich kämpfe zwischen Himmel und Hölle.**Nie hätte Toni sich träumen lassen, einmal an der Spitze der Gruppierung ihrer Feinde zu stehen. Doch nun führt die einstige Kopfgeldjägerin der Hölle die Nephilim an. Und auch wenn ihre teuflischen Verfolger fürs Erste zurückgeschlagen sind, ist ihr keine Atempause vergönnt: Mehr und mehr Unterweltler werden vermisst und im Untergrund scheint sich etwas Gewaltiges zusammenzubrauen. Zu allem Überfluss verschwindet auch noch ihr himmlischer Gefährte Alek spurlos. Aber so einfach lässt sich Toni nicht unterkriegen. Sie ist entschlossen, den Mann zu finden, der ihr Herz und damit ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt hat.

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Vita

Danksagung

© Agentur Ashera

Sandra Binder, geboren 1985, lebt mit ihrem Mann im Herzen Oberschwabens. Noch bevor sie lesen und unzählige Bücher verschlingen konnte, entwickelte sie eine Leidenschaft fürs Theater. Allerdings stellte sie bald fest, dass sie sich lieber selbst Geschichten ausdachte, statt eine einzelne Rolle darin zu spielen. Im Jahr 2015 wagte sie den ersten Schritt ins Autorenleben und freut sich heute darüber, in verschiedenen Genres schreiben zu dürfen.

In keiner der unzähligen Welten gibt es ein stärkeres Band als das zwischen Geschwistern.

Für meinen Großen.

Prolog

Unsterblichkeit ist ein Fluch.

Jedes Lebewesen ist ein Opfer der Zeit, ob sterblich oder nicht, denn Erkenntnisse und Erfahrungen machen uns letztlich zu dem, was wir sind. Früher oder später sind unsere Seelen von der Grausamkeit des Lebens zerfressen und was einmal gut war, ist dann längst verrottet. Die bittere Wahrheit ist, dass sich Unsterbliche eine Ewigkeit durch ihr Dasein schleppen, wodurch ihre Innenwelt länger Zeit hat, in sich zusammenzufallen und sich der Gnadenlosigkeit des Seins hinzugeben, während ihr Äußeres strahlend und perfekt bleibt.

Bei allem, was sterblich ist, sind die Zeichen der Verbitterung und Verderbtheit irgendwann zu sehen. Sterbliche machen anderen nichts vor, sie können sich nicht verstecken. Unsterbliche schon.

Von jeher habe ich geglaubt, mein Volk wäre der Inbegriff des Guten. Heute weiß ich, dass es seine Fehler und Schwächen nur gut versteckt hat. Und wie habe ich überhaupt glauben können, dass eine Gesellschaft, der auch Luzifer entspringt, gänzlich ohne Makel sei?

Die Zeiten des Paradieses waren vielleicht noch beschaulich und rein, doch diese heile Welt zerfiel, nachdem der erste Engel rebellierte und zum Fürsten der Hölle wurde. Er machte drei Welten nötig, um ein zerbrechliches Gleichgewicht zu erhalten, und damit begann der Untergang. Denn immer wenn sich Kontrahenten gegenüberstehen, geht es um jene rätselhafte, nicht greifbare Gewalt, die sich hämisch in die Herzen derer bohrt, die es nicht besser wissen: Macht. Luzifers Fall war ihre Geburtsstunde.

Ich wurde nach dieser Zeit erschaffen. Als Krieger, Soldat, der handeln, aber nicht denken sollte. Mir wurde beigebracht, dass der Dunkle und dessen Schergen Feinde sind und dass seiner Armee Einhalt geboten werden muss.

Wir führten einen blutigen Krieg gegen die von Luzifer erschaffenen apokalyptischen Reiter und deren dunkle Armee. Uns wurde befohlen so lange zu kämpfen, bis der Herr der Hölle einlenkte und einem Handel zustimmte.

Damals kam mir der Pakt zur Wahrung des Gleichgewichts zwischen den Welten wie die einzig richtige Lösung vor. Für mich waren die Fronten damit geklärt, die Machtverhältnisse ausgeglichen und der Kampf beendet. Ich ahnte nicht, dass die drei Welten fortan hartnäckig am Gleichgewicht zerren würden, um die Oberhand zu gewinnen. Denn dieses Übel namens Macht befällt nicht nur Dämonen und Menschen, ebenso zieht es Engel in seinen schmutzigen Bann und verändert ihr Wesen grundlegend. So auch unseren obersten Vertreter, den Vorsitzenden des Hohen Rates.

Von Beginn an habe ich ihn geschätzt und respektiert. Er war eine Art Allvater, ein weiser Engel, der dem Rat mit Güte, Mitgefühl und Voraussicht vorstand. Doch unter der makellosen Haut und den glasklaren Augen steckt eine faulige, verruchte Seele, wie sie auch Luzifer besitzt. Die Gier nach Macht hat den Vorsitzenden verändert, ihn Grausamkeit und Gleichgültigkeit gelehrt, und er hatte eine Ewigkeit Zeit, um diese Eigenschaften blühen zu lassen.

Und nun stehe ich hier, in einer kalten Welt, umgeben von nichts ahnenden Kindern, deren Väter sie zeitlebens im Stich gelassen haben, und blicke in die Augen der Frau, die mich aufgeweckt hat. Sie ist der Grund für all die Überlegungen, dafür dass ich alles, was ich je gekannt habe, hinterfrage. Einerseits bin ich froh darüber, nicht länger blind durch die Welten zu wandeln, andererseits wünsche ich mir in schwachen Momenten, ich könnte mein unbedarftes, sorgloses Dasein zurückerhalten. Doch dann müsste ich die einzige Frau, die ich je geliebt habe, nicht verraten.

Mein eigenes Volk spielt mit ihr, schiebt sie wie einen Bauern auf dem Schachbrett hin und her. Ich schäme mich für meine eigenen Leute, für diese Bande von Jasagern und Speichelleckern, die sich um den Vorsitzenden schart und schlicht alles abnickt, was jener ausheckt.

Diese als Demokratie getarnte Diktatur muss ein Ende finden!

Eines steht unumstößlich fest: Ich werde den Vorsitzenden des Hohen Rates stürzen und diesen Ungerechtigkeiten den Kampf ansagen. Doch dabei muss ich bedacht und behutsam vorgehen. So sehr es mir das Herz zerreißt, Antonia nicht einweihen zu können – weder in meine Pläne noch in die des Rates. Ich muss schweigen, um sie zu schützen.

Sollte ich vor der Zeit überführt werden, komme ich nie mehr aus dem Oberen Reich heraus und die Nephilim sind auf sich gestellt. Daher muss ich nach außen hin den Schein wahren. Leicht ist es nicht, denn meine kluge Antonia ahnt bereits, dass mich etwas umtreibt. Nichts entgeht ihrem Scharfsinn und da sie eine von Natur aus misstrauische Person ist, frage ich mich, wie lange sie mir noch vertrauen wird.

Jedes Mal, wenn sie ihre schönen smaragdgrünen Augen auf mich richtet, merke ich, wie sie versucht mich zu durchschauen. Zweifel nagen an ihr, Zweifel an mir und meinen Gefühlen für sie, das kann ich spüren. Und es schmerzt wie nichts anderes jemals zuvor. Doch lieber verliere ich ihr Vertrauen und ihre Liebe, als kampflos zuzulassen, dass der Vorsitzende die drei Welten ins Unglück stürzt. Wenn ich nichts tue, wenn ich all dies einfach geschehen lasse, bin ich ihre Liebe ohnehin nicht wert. Ich könnte mir meine Tatenlosigkeit niemals verzeihen. Und »niemals« ist eine endlos lange Zeit für einen Engel.

Ich muss das Risiko eingehen, dass mich Antonia ein Leben lang hassen wird, das muss ich ertragen. Damit ich mich nicht eine Ewigkeit lang hassen muss.

Unsterblichkeit ist ein Fluch.

Alles ist in bester Ordnung

Nebel bedeckt den Boden wie eine Schimmelschicht ein altes Käsebrot. Der süße Geruch von Fäulnis, der seinen Ursprung am Fluss hat, wabert über diesen hinweg, zieht durch Straßen und Gassen und schlingert um verfallene Gebäude sowie Straßenlaternen, welche die Schwärze mit ihrem schwach flackernden, orangefarbenen Licht zu durchbrechen versuchen. Begleitet wird er dabei von einem eisigen Windhauch, der direkt aus der Hölle zu kommen scheint.

Das World’s End ist der größte Schandfleck Flammachs. Eine Gegend, derart dreckig und unheilvoll, dass sich nur Dämonen und höllische Angestellte freiwillig darin aufhalten. Wieso sie diesen Teil der Stadt allerdings nach wie vor als Versteck benutzen, versteht kein Mensch, denn immerhin wissen sie, dass die Friedenswächter hier zuerst suchen. Na ja, Unterweltler leben eben nach dem althergebrachten Motto der öffentlichen Verwaltungen: »Das hat man immer schon auf diese Weise gemacht, das bleibt so.«

Das Donnern von Absätzen hallt durch die Nacht – der Klang der Jägerin, nicht des Gejagten. Letzterer macht überraschenderweise überhaupt keine Geräusche, er scheint geradezu über die Straßen zu schweben.

Aber Toni könnte ihn sowieso nicht hören, denn durch ihre Ohrstöpsel dröhnt »Go to Hell, for Heaven’s Sake« von Bring Me The Horizon. Ein Song, der einfach immer passt, wenn sie hinter den Kriegern Luzifers herjagt.

Dieser hier, Rico, ist einer der Typen, die Max’ Auftrag übernommen haben. Die Massenrekrutierung wurde zwar beendet, aber es gibt nach wie vor einige dieser Spinner, die gezielt neue Angestellte anwerben.

Die Friedenswächter haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Leute aufzuhalten, sprich auszuschalten, und sich um die Rückgewinnung der Unterweltler zu kümmern, um das Gleichgewicht langsam, aber sicher wiederherzustellen. Und ja, es läuft gut, würde Toni behaupten.

Rico schaut über die Schulter und biegt daraufhin in eine Gasse ein. Mit seinen langen, dürren Beinen ist er außerordentlich schnell, wobei Toni sich fragt, warum er eigentlich wegläuft. Immerhin ist er ein teuflischer Krieger und trägt ein Dämonenschwert am Gürtel. Wieso kämpft er nicht?

Nachdem sie ihn aufgespürt hat, hat er sich einfach umgedreht und ist losgerannt. Und so ist es Toni einige Male in letzter Zeit ergangen. Also entweder haben die Unterweltler die Order, keine Nephilim zu verletzen, oder sie hat es endlich geschafft, ihren Ruf wiederherzustellen. Wobei ihr Zweiteres natürlich lieber wäre. Daher geht sie lieber davon aus, dass dem so ist.

Grinsend folgt sie Rico in die düstere Gasse, weicht zwei Mülleimern aus und hüpft über etwas, das wahrscheinlich eine tote Ratte ist. Wollen wir’s hoffen … Dann prescht sie an der dunklen Ecke vorbei, in der sich der Krieger verkrochen hat.

Mit ihren Nephilim-Supersinnen hat sie einiges drauf, was der Kerl sicherlich nicht vermutet. Beispielsweise kann sie den Knoblauch riechen, mit dem sein Abendessen gewürzt war und der nun aus seinen Poren entfleucht. Aber er soll denken, dass sie ihn aus den Augen verloren hat.

Sie rennt noch etwas weiter, biegt in die Parallelgasse ab und dämpft dann das Geräusch ihrer Stiefel. Während sie sich bemüht leise zu atmen, schaltet sie den iPod aus und zieht die Stöpsel aus den Ohren. Nun kann sie das helle Pfeifen aus Ricos Nase hören.

Er wartet, wähnt sich in Sicherheit und wird bald schon offenbaren, wohin er wirklich will.

Tja. Sie werden es nie lernen …

Vorsichtig zieht Toni ihr Telefon aus der Westentasche. Sie hat sich zähneknirschend bereiterklärt nun ebenfalls eine der Friedenswächter-Uniformen zu tragen, im Sinne der Gleichbehandlung, um ihren guten Willen zu demonstrieren und dieses ganze Blabla. Dieser verdammte Engel mit seinen hypnotischen Kulleraugen! Dem kann man eben nichts abschlagen. Allerdings muss sie zugeben, dass die Klamotten wärmer sind als ihre Hirschleder-Montur, und dazu sogar bequem. Aber von ihren Stiefeln sowie den fingerlosen Handschuhen und dem Gurt, mit dem sie ihr Schwert auf dem Rücken befestigt hat, wird sie sich nicht trennen.

Hastig schickt sie ihrem Partner ihren Standort und eine kurze Nachricht mit der Info, dass sie abwarten will, wo der Krieger hingeht. Gute alte Observation schadet nie, bevor man einen umlegt. Sie steckt das Telefon wieder ein und ignoriert das Vibrieren, das eine Antwort meldet. Was kann sie dafür, wenn Finn der Zugroßgeratene zu schwerfällig ist, um an ihr dranzubleiben? Jetzt muss er ihre Vorgehensweise eben akzeptieren.

Toni zieht einen Streifen Kaugummi aus einer der anderen Taschen an ihrer Weste, entfernt das Papier und steckt sich das Ding in den Mund. Damit sind ihre Zähne vorerst beschäftigt und fangen nicht wieder an unkontrolliert zu klappern – es ist nämlich saukalt in dieser wolkenlosen Nacht. Aber wenigstens schneit es bei diesen Temperaturen nicht mehr.

Gelangweilt kaut Toni auf ihrem Kaugummi herum und schlingt die Arme um ihren Oberkörper, um sich zu wärmen, bis sich endlich etwas in der anderen Gasse regt.

Der dämonische Krieger schleicht vorwärts und Toni folgt ihm parallel in ihrer Gasse. Am Ende angekommen schielt sie um die Hausecke und sieht, wie sich der hochgewachsene Kerl mit dem verzottelten blonden Haar argwöhnisch umsieht.

Er bemerkt sie nicht, weshalb er letztendlich den Weg Richtung Stadtmitte einschlägt.

Toni folgt ihm in angemessenem Abstand, hält sich in den Schatten und versucht so wenige Geräusche wie möglich zu machen.

Eine ganze Weile lang zieht Rico in merkwürdigen Bahnen kreuz und quer durch die Stadt und schaut sich immer wieder um. Er ist derart misstrauisch und aufmerksam, dass Toni haargenau aufpassen muss, wohin sie tritt, damit er sie nicht bemerkt.

Eine unauffällige Verfolgung ist heute nicht leicht, denn überraschenderweise ist selbst in der Stadtmitte kaum was los. Wo sind die Partywütigen? Etwas in Toni schreit alarmiert auf, allerdings drängt sie es sofort zurück. Nichts ist komisch, es läuft gut und alles ist in bester Ordnung – das ist in letzter Zeit zu ihrem Mantra geworden. Sie schüttelt die Gedanken ab und konzentriert sich wieder auf Rico. Irgendetwas scheint der Kerl vorzuhaben.

Sie haben die Stadtmitte inzwischen verlassen, da biegt er plötzlich zum Friedhof ab. Toni fröstelt. Sie weiß nicht genau wieso, aber sie hasst Friedhöfe. Diese Orte verursachen ein beklemmendes Gefühl in ihr. Es ist jedes Mal, als würden die Grabsteine sie strafend ansehen und murmeln: »Du solltest längst bei uns sein.«

Die Sohlen von Ricos abgetragenen Halbschuhen knirschen im Kies, während er den Weg zielstrebig entlanggeht.

Toni hält nach wie vor Abstand und schleicht über das Gras, bis der Krieger eine der Grüfte ansteuert. Sie schaut sich um und huscht schließlich hinter einen großen Gedenkstein, auf dem eine betende Engelsfigur sitzt. Von dort aus beobachtet sie, wie ihre Zielperson die Hände an das steinerne Tor legt.

Einen Moment lang steht er nur da, dann züngeln plötzlich kleine blutrote Flammen über den dunklen Stein. Tonis Herzschlag beschleunigt sich unvermittelt. Ist das etwa das Höllenportal? Sie hat nicht gewusst, dass es sich auf dem Friedhof befindet. Ein Grund mehr, diesen Ort gruselig zu finden …

Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie sich nie dafür interessiert hat, wo das Portal in die Unterwelt liegt. Warum auch? Sie wollte da schließlich nie runter. Trotz des eisigen Schauders, der über ihren Rücken läuft, es ist vielleicht gar nicht schlecht zu wissen, wo die Tür zum Feind ist.

Kurz blitzt der Gedanke in ihrem Kopf auf, in die Hölle hinabzusteigen und das zu holen, was sie seit Wochen versucht zu beschaffen: Tais Vertrag.

Bei der Vorstellung schüttelt es sie regelrecht und sie verwirft die Idee sofort. Was für ein unsinniger, selten dämlicher Einfall! Da könnte sie sich gleich selbst ein Dämonenschwert ins Herz rammen.

Bestimmt findet sie eine andere Lösung für dieses Problem. Hoffentlich …

Es ist leicht, die Kopien der Verträge der »normalen« höllischen Angestellten zu beschaffen. Für D’iali zumindest, Nikkis Kontaktmann und Tonis ehemaligen Boss. Der Dämon arbeitet schon lange mit dem Ex-Dämon zusammen, da sie wohl eine alte Freundschaft verbindet.

Toni hat keine Ahnung gehabt, dass Dämonen so etwas wie Freundschaft empfinden, geschweige denn pflegen können, und kann sich außerdem nicht richtig vorstellen, wie der düstere, schweigsame D’iali als Kumpel drauf ist, aber ihr ist es recht. Immerhin erleichtert er damit die Arbeit der Friedenswächter. Oder besser gesagt: Er macht sie erst möglich. Die Nephilim hätten nämlich keinen Schimmer, wie sie die Unterweltler ohne die beiden und ihr Wissen über höllische Verträge daraus befreien sollten.

Aber das gilt lediglich für die einfachen Abschlüsse – alles, was über den Rang eines Kopfgeldjägers hinausgeht, lagert laut Nikki an einem Ort, den nicht einmal D’iali erreichen kann. Davon abgesehen sei es kaum möglich, aus diesen »hohen Verträgen« zu entkommen. Was ziemlicher Mist ist, wenn man bedenkt, dass Toni Vy großkotzig versprochen hat Tai vor dem Unteren Reich zu retten … Sie muss einen Weg finden, an diesen Vertrag zu kommen. Es muss sich ein verfluchtes Schlupfloch im Kleingedruckten befinden, es muss einfach!

Toni schüttelt den Kopf und konzentriert sich wieder auf Rico. Es wäre kontraproduktiv, würde sie ihn in die Unterwelt marschieren lassen, sodass er fröhlich weiter Menschen rekrutieren kann. Nein, diesen Kerl und seine Kollegen muss sie definitiv vernichten, damit endlich wieder Ruhe in Flammach einkehrt.

Vorsichtig zieht sie ihre Waffe. Das goldene Flammenschwert sirrt leise, beinahe erwartungsvoll, bereit für den Kampf. Seit geraumer Zeit fühlt Toni eine Verbindung zu dem Feuer, das in der eleganten Waffe wohnt. Es ist wie ein sanftes Vibrieren, das auf sie übergeht und wodurch sich das Schwert wie eine Verlängerung ihres Arms anfühlt.

Mit einem Satz verlässt Toni ihr Versteck, springt auf Rico zu und packt ihn am Kragen. Grob reißt sie ihn vom Portal weg, das wie eine schillernde blutrote Wand vor ihnen aufragt.

»Hast du ernsthaft geglaubt, du könnest mich so leicht abschütteln?« Sie grinst ihn gespielt liebenswürdig an.

»Verschwinde«, knurrt er, schubst sie von sich und zieht sein Schwert. »Elender Nephilim!«

Was ihr vor einigen Wochen noch Bauchschmerzen bereitet hat, fühlt sich inzwischen völlig normal an. Ja, sie ist ein Nephilim. Das ist keine Krankheit, kein Fluch und nichts, wofür sie sich schämen müsste. Im Gegenteil: Sie ist eines der stärksten Wesen dieser Welt. Sobald sie sich das klar gemacht hatte, ist es leichter gewesen, diese Tatsache zu akzeptieren.

Und es gibt ein paar weitere gute Seiten daran, ein Engelskind zu sein: Tonis Seele gehört ihr allein und nicht einem von Rachsucht zerfressenen Größenwahnsinnigen, wie es bei Tai ist. Außerdem hat sie scharfe Sinne und altert langsamer als ein Mensch. Jedes Mal, wenn sie an das Altern denkt, zieht sich ihr Herz schmerzvoll zusammen. Denn während das Leben stetig an ihr vorbeizieht, wird ihr Freund für immer jung und perfekt bleiben. Apropos Leben, das vorbeizieht …

Es ist wohl kaum der richtige Moment, um über ihren Engel nachzudenken, denn ein Dämonenschwert saust gerade mit besorgniserregender Geschwindigkeit auf ihren Kopf zu.

Toni schwingt das Flammenschwert nach oben und pariert den Angriff. Die Wucht des Zusammentreffen beider Klingen fährt vibrierend durch ihren gesamten Körper.

Die Krieger haben anscheinend doch keine Order, die Nephilim zu verschonen.

»Wieso rennt ihr alle weg?« Toni schubst den Kerl mit einem Ächzen von sich und tritt ihm gegen das Schienbein.

Er jault auf und humpelt zurück. »Wir bleiben unauffällig, weil es euch Bastarde nichts angeht, was wir in dieser Welt verrichten.«

Toni hebt eine Braue. »Aha. Das ist ja mal eine enttäuschende Erklärung.«

Rico ist nicht gewillt das Schwätzchen fortzusetzen. Er prescht vor, doch statt sein Schwert zu schwingen, greift er nach Tonis Weste, zieht die Nephilim zu sich und schmettert seinen Kopf gegen ihre Stirn.

Kurz zucken helle Blitze und dunkle Punkte durch ihr Sichtfeld. Dann schüttelt sie sich und weicht schwankend zurück. Dieser Dickschädel hat sie doch tatsächlich überrumpelt.

Ein Knurren dringt aus Tonis Kehle. Sie wartet, dass er sie erneut angreift, dann wirbelt sie im letzten Augenblick zur Seite und schnappt sich sein Handgelenk. Mit voller Wucht rammt sie ihr Knie in seine Nieren. Ein zweites Mal, als er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenkrümmt.

Wie auf Kommando lässt Rico sein Schwert fallen.

Toni nutzt seine Schwäche, verpasst ihm einen Kinnhaken, der ihn zurückstolpern lässt, und bringt damit Raum zwischen ihn und seine Waffe.

Rico landet auf den Knien und hebt abwehrend die Hände, als Toni das Schwert auf ihn richtet. Seine Ärmel rutschen dabei zurück und legen den Blick auf seine Handgelenke frei.

Toni runzelt die Stirn. Solch eine Tätowierung hat sie noch nie gesehen: zwei gekreuzte Dämonenschwerter hinter einem reichlich mit dämonischen Symbolen verzierten Schild.

Mit der Schwertspitze deutet sie auf das Zeichen. »Was ist das? Und wer bist du wirklich?«

»Wie ich schon sagte, Nephilim, es geht dich und deine Bande einen Scheiß an.« Obwohl er besiegt vor ihr kniet, grinst er überlegen. Was ziemlich gruselig aussieht. »Ihr habt keine Chance. Selbst wenn ihr alle wie mich tötet, ist es zu spät. Wir sind viele.«

Die letzten drei Worte raunt er derart mystisch, dass sich Tonis Nackenhaare aufstellen. Sie bemüht sich dennoch um einen gelangweilten Gesichtsausdruck. »Jetzt hab ich aber Angst.«

Er lacht hämisch und schüttelt den Kopf. »Du glaubst tatsächlich immer noch, du könntest mit dem, was du in dieser Welt tust, etwas verändern, oder nicht? Schade, dass ich nicht miterleben werde, wie dir bewusst wird, dass du die ganze Zeit über versucht hast das Meer mit einem Teelöffel auszuschöpfen.«

Was weiß dieser Typ schon? Die Friedenswächter haben bald alle Rekrutierer vernichtet und Luzifer schickt keinen Ersatz, das haben sie inzwischen festgestellt. Das Untere Reich gibt langsam, aber sicher klein bei, das Gleichgewicht wird wiederhergestellt und auf den Straßen kehrt allmählich Ruhe ein – das sieht sie doch. Daher atmet sie tief durch und setzt eine Maske des Gleichmuts auf. »Alles ist in bester Ordnung.«

Rico lacht. Laut. Und so lange, dass Toni ihn am liebsten ohrfeigen würde. »Die Menschen«, er gluckst, räuspert sich, »die Menschen werden sich selbst und eure Welt zerstören, du wirst es erleben.«

»Ach, du redest doch nur Sch…«

Weiter kommt sie nicht, denn sie wird überraschenderweise ihres Gesprächspartners entledigt. Plötzlich lugt eine Schwertspitze aus Ricos Brust und er macht ebenso große Augen deswegen wie Toni. Von der blutbesudelten Klinge blickt sie zu dem grinsenden Kerl, der sie so rüde unterbrochen hat.

»Sag mal!« Sie funkelt Finn zornig an und deutet mit ihrer Waffe auf den inzwischen in sich zusammengesunkenen Unterweltler. »Ich unterhalte mich hier gerade.«

»Du sollst nicht immer Kaffeekränzchen mit den Typen halten, die erzählen eh nichts Brauchbares.« Mit einem Ruck zieht er die Klinge aus Ricos Brust, der daraufhin wie ein Sack Mehl zur Seite kippt. »Tot nützen die uns mehr als lebend. Traurig, aber wahr.«

Da hat er nicht ganz unrecht. Diejenigen, die über ahnungslose höllische Angestellte hinausgehen, würden sich eher einen Arm abhacken, als mit einem Nephilim zu reden. Ricos kryptische Andeutungen waren das höchste der Gefühle.

»Trotzdem war das meiner, du Egomane!« Toni steckt ihr Schwert zurück in die Scheide und stemmt daraufhin die Fäuste in die Seiten. »Tauchst hier auf und spielst den großen Macker, nachdem ich die ganze Arbeit gemacht habe. Der da«, sie deutet auf Ricos Gesicht mit den stumpfen, leblosen Augen, »geht ganz klar in meine Statistik.«

»Das hättest du wohl gern.« Finn zieht ein Tuch aus seiner Westentasche und wischt damit das Blut von der Schwertklinge. »Ihr Unterweltler versucht es mit allen Tricks.«

»Ich bin kein Unterweltler.«

»Aber du warst es für ein Drittel deines Lebens. Klar, dass du eins an der Waffel hast.« Er zuckt mit den Schultern und steckt Tuch und Schwert wieder ein.

Toni atmet tief durch und zählt im Geiste bis zehn. Sie hat Alek versprochen sich mit ihrem neuen Partner zu arrangieren. Schließlich sind sie und Finn ein starkes Team, nicht nur weil sie ihre Kräfte koppeln und wie ein einziges todbringendes Wesen kämpfen können, sie ergänzen sich außerdem sehr gut. Während Toni eine hervorragende Jägerin ist, beweist Finn immer wieder sein Geschick in der Ermittlungsarbeit. Deshalb und um des lieben Friedens in der Truppe willen ist es unabdingbar, dass Toni aufhört ihn zu beleidigen.

»Du bist ein Arschloch.« Ups. Na ja, das ist ein Fakt und keine Beleidigung, oder? Schnaubend stößt Toni ihren Partner vorwärts, da er auflacht. »Beweg dich. Zurück zur Basis.«

»Jap.« Er grinst sie mit diabolischer Freude an. »Ich habe ein Strichlein zu machen. Sag mal … wie viele bin ich dir voraus?«

Wieder durchatmen, wieder bis zehn zählen. Toni presst Daumen und Zeigefinger gegen ihr Nasenbein und konzentriert sich auf das Dämonenschwert, das vor ihr auf dem Boden liegt.

Die Nephilim haben eine Strichliste, auf der notiert wird, wer wie viele dieser Mistkerle ausgeschaltet hat.

Ja, das klingt herzlos. Umso verwunderlicher, dass Alek die Tafel aufgestellt hat. Er dachte wohl, ein wenig Wettkampfgefühl würde die Friedenswächter motivieren, vor allem Finn und Toni. Und er hat offen gestanden recht gehabt. Es fuchst Toni ungemein, dass ihr dieser wandelnde Provokationstest zwei Striche voraus ist. Was nur so ist, weil …

»Du bescheißt!« Zugegeben, das Durchatmen bringt in der Regel nicht viel. »Mindestens vier deiner Striche stehen mir zu, weil ich die Vorarbeit gemacht habe.«

Dass sie sich aufregt, genießt er sichtlich. Seine onyxfarbenen Augen blitzen im schwachen Licht der Laternen und seine Mundwinkel zucken. »Du quatschst zu viel«, meint er. »Würdest du einfach deine Arbeit machen, so wie ich …«

»Jaja, mach den Mund zu, du Superjäger. Wenn einer zu viel quatscht, bist du das.«

Ein Knistern hinter ihnen lässt die beiden Nephilim unisono herumfahren. Blutrote Flammen züngeln über den Eingang der Gruft und das Portal schließt sich wie von Geisterhand.

Finn deutet mit einem Finger auf das Spektakel. »Ist das …«

»Das Höllenportal, ja.«

Ohne ein weiteres Wort zieht Toni ihren iPod aus der Tasche und steckt sich die Stöpsel in die Ohren, allerdings ohne die Musik anzuschalten.

Sie scheucht Finn mit einer Handbewegung vorwärts und will ihm hinterhergehen, da wirft sie noch einmal einen Blick auf das Dämonenschwert, das halb auf dem Kiesweg, halb auf dem Rasen liegt. Es sieht wie ein Filmrequisit aus und viel zu harmlos für das, was es ist.

Toni kann nicht anders, sie fühlt sich magisch von dem Teil angezogen, daher geht sie in die Hocke und hält die Hand dicht über die Klinge. Sie spürt ein sanftes Kribbeln, aber es ist nicht unangenehm. Vorsichtig legt sie die Finger auf die dämonische Fratze am Griff. Als Nephilim sollte sie sich an einer Waffe aus dem Unteren Reich verbrennen. Tut sie jedoch nicht. Aber warum?

»Kommst du?«, ruft Finn ihr über die Schulter zu.

Bevor er sich umdreht, springt sie auf und eilt ihm hinterher. Schließlich soll er nicht sehen, dass Toni eine höllische Waffe berühren kann. Im Gehen zieht sie das Handy aus einer ihrer Westentaschen und sendet ihren Standort an Vy. Um die Menschen und deren Ahnungslosigkeit zu schützen, entsorgt die Jägerin die Schwerter der toten Unterwelter. Das ist Teil des Abkommens – sie alle haben inzwischen eingesehen, dass Nephilim und Unterweltler an einem Strang ziehen müssen, um ihre Welt vor den gefährlichen Einflüssen der anderen Welten zu schützen. Daher haben sie eine Allianz gegründet und sind gerade dabei, die Details auszuarbeiten. Was bei diesen Dickköpfen und verschlagenen Typen eine Weile dauern könnte, aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls hat die Jägerin sonst ohnehin nichts zu tun. Sagt sie zumindest. Es schien Toni bisher ein gutes Zeichen zu sein, dass das Untere Reich die Dinge schleifen lässt. Was Rico jedoch gerade angedeutet hat, verursacht ihr Kopfzerbrechen. Plant Luzifer etwa im Hintergrund einen nächsten Angriff?

Schnell schüttelt sie den Kopf. Nein, es ist alles in bester Ordnung. Sie lässt sich nicht kirre machen, weil irgendein Typ irgendeinen kryptischen Mist von sich gibt. Die Dinge laufen hervorragend, das ist sie eben nicht gewohnt und deshalb misstrauisch. Aber sicherlich gibt es keinen Grund zur Sorge.

»Holen wir uns was vom Araber?« Finns Worte graben sich in die dunstigen Abgründe ihres Verstands. »Ich hab Hunger.«

»Du hast immer Hunger. Ich frage mich von was.« Sie schielt finster zu ihm hinüber, wobei sie feststellt, dass sie wie zwei brave Soldaten im Gleichschritt nebeneinanderher marschieren. Schnaubend stockt sie und geht in ihrem eigenen Takt weiter. »Rumstehen und anderen bei der Arbeit zuschauen muss echt anstrengend sein.«

Er wackelt mit den Brauen. »Neidisch?«

»Worauf? Deinen stümperhaften Jagdstil oder das schwarze Loch, das du Magen nennst?«

»Mein Talent«, antwortet er, ohne auf ihre Beleidigung einzugehen. »Wie gerne hätte ich es so schön wie du. Einmal mit Profis arbeiten …«

Es sind eigentlich nicht die zwei Striche, es ist sein aufgeblasenes Getue ihretwegen, das Toni derart nervt. Oder … doch, ja, es sind auch die zwei Striche. »Ich sollte Erschwerniszuschlag bekommen, weil ich mit dir rumhängen muss.«

»Dito.«

Während sie durch die dunklen Straßen schlendern und sich mit netten kleinen Beleidigungen bedenken, muss sich Toni das Grinsen verkneifen. Ja, Finn nervt, aber wenn sie ehrlich ist, würde ihr ohne die täglichen Schlagabtausche etwas fehlen. Endlich ist da jemand, der sich verbal wenigstens einigermaßen mit ihr messen kann.

Wehe, es verrät ihm einer, dass sie das gedacht hat!

***

»Hast du vor heute zu bezahlen?« Ruben stellt das Colaglas vor Vy ab, hält es jedoch nach wie vor fest, während er sie finster mustert.

Die Jägerin rollt mit den Augen. »Ich hatte mein Portemonnaie vergessen, wie oft soll ich es noch sagen? Du kriegst das Geld für meinen letzten Deckel.« Sie greift ebenfalls nach dem Glas und zieht es mit einem Ruck zu sich, sodass Ruben es automatisch loslässt. »Nächstes Mal.«

Der Wirt murmelt ein paar Worte auf Spanisch und schüttelt den Kopf, ehe er sich auf die klebrige Theke lehnt und Vy herausfordernd angrinst. »Laufen nicht gut, die Geschäfte, was? Ständig hängst du in meiner Bar rum, statt zu arbeiten.«

Vy ignoriert ihn und nippt stattdessen an ihrer Cola.

»Was ist los bei dir?«, fragt er beinahe sanft, sein Blick ist jedoch nach wie vor verschlagen.

Der glaubt doch nicht wirklich, er könne ihr irgendwelche Infos oder Geheimnisse entlocken? »Bist du mein Frisör?« Sie deutet auf einen Tisch, an dem drei Vampire sitzen und bereits seit geraumer Zeit Handzeichen geben. »Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß.«

Er schnaubt, flucht auf Spanisch, macht sich aber endlich davon, um seine anderen Gäste zu bedienen.

Der Wirt war Vy nie geheuer. Er hat etwas Fieses, Rattenartiges an sich und sie ist sicher, er heckt Böses aus, jedes Mal, wenn seine kleinen dunklen Augen aufblitzen. Vy hat zwar keine Ahnung, was ihre Auftragslosigkeit bedeutet, aber ganz koscher ist ihr das nicht, daher sollte sie sich lieber bedeckt halten – vor allem bei gruseligen Barbesitzern, von denen sie ihre Verbindung zur Unterwelt nicht kennt.

Es wird schon einen Grund gehabt haben, dass Lestat ihn gefesselt und geknebelt in einem Schrank in Max’ Büro gefunden hat. Keiner weiß so recht, was er verbrochen hat, und Ruben selbst hüllt sich natürlich in Schweigen, daher hat ihn der neue Boss der Vampire freigelassen. Vertrauen bringt ihm allerdings seither keiner mehr entgegen oder besser gesagt noch weniger als vorher. Aber er besitzt nun einmal die einzige Unterweltlerbar in der Stadt, weshalb die höllischen Angestellten trotzdem zu ihm kommen.

Vy dreht ihr Glas in den Händen und lauscht dem Text von »Baby I’m Bored« von den Tijuana Panthers, das aus den Boxen plätschert. Dabei erinnert sie sich an die Zeit, in der sie nichts über all diesen Unterwelt-Kram wusste. Damals, als sie ein einfaches Mädchen war, das heimlich Wein getrunken, sich mit ihrer Mutter gezankt und am liebsten mit ihren Freundinnen getroffen hat; das sich am meisten für Klamotten und Klatsch interessiert und das respektvoll zu ihrem großen Bruder aufgeblickt hat. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein.

Sie sehnt sich zu den Tagen zurück, an denen sie alle unter einem Dach gelebt haben – ihre Mutter, Tai und sie. Nach dem Tod ihres Vaters ging es teilweise turbulent zu und sie haben sich des Öfteren in die Haare gekriegt, aber sie wussten immer, dass sie sich aufeinander verlassen können. Und dann gab es diese Momente, wenn sie sonntags beisammensaßen, Omelette zum Frühstück aßen und ihre Woche Revue passieren ließen, da war der Raum erfüllt von Lachen, Wärme und Liebe. Denkt Vy daran zurück, krampft das Herz in ihrer Brust, so sehr vermisst sie das Gefühl eines liebevollen Zuhauses. Seit Tais Auszug hat sie es nicht gespürt.

Ihre Mutter hat ihr den Kontakt zu ihrem Bruder verboten und überall herumerzählt, dass ihr Sohn tot sei. Vy konnte das damals nicht verstehen. Für sie sah es aus, als riss ihre Mutter ihre Familie grundlos auseinander. Aber diese gläubige Christin muss es von Anfang an geahnt haben. Verrückt. Deshalb hat sie ihre Tochter inzwischen ebenfalls für tot erklärt.

Vy vermisst ihre Familie mehr, als sie je gedacht hätte. Und dass sie Tai seit Wochen nicht gesehen und keine Möglichkeit gefunden hat, ihn zu erreichen, zerstört sie langsam, aber sicher von innen heraus. Nicht zu wissen, was sie ihm antun, ob er überhaupt noch existiert … Ihr wird schlecht bei dem Gedanken.

Eines steht fest: Sie wird ihren großen Bruder nicht aufgeben! Solange der Hauch einer Chance besteht, ihn zu retten, wird sie für ihn kämpfen. Das Problem ist: Sie weiß nicht wie.

Ihre einzige Hoffnung ist, dass Toni einen Weg findet, seinen Vertrag zu beschaffen und ihn durch das Kleingedruckte rauszuboxen. Allerdings macht diese verdammte Nephilim nicht den Eindruck, als hätte sie es damit besonders eilig. Dabei ist Tai nur ihretwegen in dieser Lage.

Zorn wallt in Vy auf und ihre Finger krampfen sich um das Colaglas. Sie ist nach wie vor wütend auf Toni, muss sich jedoch zusammenreißen, solange jene der Schlüssel zu Tais Freiheit sein könnte. Verdammter Mist!

Vy kann schlichtweg nichts tun, außer herumzuhocken und darauf zu warten, dass irgendetwas passiert. Das ist so frustrierend!

Wenn sie wenigstens ein paar Aufträge hätte und sich die Zeit vertreiben könnte, aber D’iali bleibt stumm. Nach den Wochen intensiver Jagd kommt ihr das höchst seltsam vor. Was treibt die Höllenverwaltung bloß? Schlafen da unten alle? Oder planen sie etwas?

Eine eisige Gänsehaut kriecht über Vys Körper, doch sie schüttelt den Gedanken schnell ab. Sie sollte nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Die Hölle muss sich vom Schlag der Friedenswächter erholen, bald wird es normal weitergehen.

Sie trinkt ihre Cola in einem Zug leer und schaut daraufhin nach Ruben, der in ein Gespräch mit einem Gast an der Theke vertieft ist. Der ideale Zeitpunkt, um abzuhauen. Sie will gerade aufstehen, da setzt sich jemand auf den Barhocker neben sie.

»Nicht im Dienst heute?«, fragt eine rauchige Stimme, die Vy nur zu gut kennt.

Ihr Herz macht einen Satz und auf ihren Lippen formt sich prompt ein Lächeln, nachdem sie sich zu Tommy umgedreht hat.

Der Rudelführer der Werwölfe zwinkert ihr zu und seine stahlblauen Augen leuchten auf.

Vys Blick huscht zu der ausgefransten Narbe, die von seiner Schläfe bis zur Nase verläuft, wo ihn ein Engelsschwert beim Kampf zwischen Friedenswächtern und Max’ Leuten im La Paix erwischt hat. So hässlich sie ist, sie entstellt ihn kein bisschen. Im Gegenteil. Sie macht seine Erscheinung noch männlicher, attraktiver und geheimnisvoller.

Vy muss sich bei seinem Anblick jedes Mal zusammenreißen, um ihn nicht zu offensichtlich anzuhimmeln und zu seufzen. Immerhin ist sie kein verliebtes Schulmädchen, sondern die Kopfgeldjägerin Flammachs.

»Ich bin immer im Dienst«, schnurrt sie. Sie kann nichts dafür, sobald Tommy in ihrer Nähe ist, klingt ihre Stimme viel weicher. »Aber manchmal brauchen sogar Jäger eine Pause.«

Sein Lächeln wird breiter und entblößt strahlend weiße Zähne. Lässig fährt er mit einer Hand durch seine wilden braunen Haare, lehnt sich daraufhin mit einem Arm auf die Theke und mustert sie lange. »Ich schätze, Jäger müssen ab und zu auch essen?«

»Soll vorkommen.« Sie zwinkert ihm zu und lehnt sich ihm entgegen.

»Und unterhalten werden ebenfalls. Durch etwas wie … Filme?«

»Ich schaue gern Filme.«

Für einen Moment sehen sie sich tief in die Augen, Schokolade trifft auf Stahl, doch beide schweigen. Es ist zum Verrücktwerden! Wie lange betreiben sie dieses Tänzchen schon? Seit ungefähr drei Wochen?

Tommy weiß, dass er sie gern um ein Date bitten würde.

Vy weiß, dass er sie gern um ein Date bitten würde. Herrgott, ja sogar Ruben weiß es inzwischen.

Aber sie stocken beide immer kurz vorher.

Vy redet sich stets ein, dass sie ihm zu sehr misstraut und deshalb zögert. Schließlich hat Tommy mit Max zusammengearbeitet, weil er gut dafür bezahlt wurde und auf der Siegerseite stehen wollte. Obwohl das Rudel jetzt mit dem Vampirclan unter Lestats Führung kooperiert, ist das ein glaubhafter Punkt. Gelogen ist es dennoch.

Die Wahrheit ist, dass Vy im Grunde ihres Herzens nach wie vor das schüchterne Mädchen ist, das in Gegenwart ihres Schwarms Herzklopfen, weiche Knie und eine unbrauchbare Zunge bekommt. Da kann sie noch so großspurig die toughe Jägerin raushängen lassen, es ändert nichts an ihrem weichen Kern.

»Gut zu wissen«, raunt Tommy schließlich.

Als er den Blick von ihr abwendet und in Rubens Richtung schaut, fällt Vys Lächeln automatisch in sich zusammen.

»Dann hoffe ich für dich«, sagt er leise, »dass du dafür eine mutige Begleitung findest.«

Vy runzelt die Stirn. »Wie meinst du das? So viel Mut braucht es nun auch wieder nicht, um eine Frau auszuführen.«

»Eine Frau vielleicht nicht.« Er hebt den Zeigefinger. »Aber die Kopfgeldjägerin Flammachs.«

Ach … da war ja was. Vy atmet tief durch. »Stimmt, ich bin furchterregend«, witzelt sie lahm. »Ich wäre ebenfalls vorsichtig mit mir.«

Am liebsten würde sie sich selbst in den Hintern treten. Will sie ihm etwa ausreden mit ihr auszugehen? Verdammt, diesen Dating-Quatsch hat sie echt nicht drauf.

»Vergiss meinen dämlichen Vertrag«, setzt sie neu an und stupst ihn leicht mit dem Ellbogen an. »Wenn ich das Schwert ablege, bin ich eine ganz normale Frau.«

Er blickt ihr in die Augen und sie kann ihm ansehen, dass er kurz davor ist, sie ins Kino einzuladen.

Vy traut sich kaum zu atmen, zu blinzeln, sie wartet begierig auf seine nächsten Worte, während ihr Herz flattert wie ein Kolibri.

Endlich öffnet er den Mund, holt Luft …

Da lässt das Klingeln ihres Handys Vy zusammenfahren. »Verfluchte Scheiße«, mault sie, obwohl eine gespannte Aufregung sie packt. Immerhin könnte diese Nachricht ihr nächster Auftrag sein. Und den braucht sie dringend, denn ihr ist nicht nur langweilig, ihr geht, wie Ruben richtig kombiniert hat, allmählich das Geld aus.

Fahrig zieht sie das Telefon aus der Innentasche ihrer Softshell-Jacke und wirft einen Blick aufs Display. Mist, es ist bloß Toni. Die Friedenswächter haben anscheinend wieder einen umgelegt und sie darf hinter ihnen aufräumen. Nicht gerade ihre liebste Aufgabe, aber sie sieht ein, dass es sein muss. Sie alle müssen zusammenarbeiten, wenn sie die Macht über ihre eigene Welt behalten wollen.

Seufzend steckt Vy das Telefon ein und hüpft vom Stuhl.

»Du gehst?« In Tommys Augen liegt eine Enttäuschung, die Vy diebisch freut.

Sie wirft ihren langen schwarzen Haarzopf über die Schulter und schenkt ihm zum Abschied einen vielsagenden Augenaufschlag. »Ich habe einen Job. Aber ich schätze, wir werden uns bald wieder zufällig über den Weg laufen.«

Er beißt sich auf die Lippen und nickt.

Wie kann ein erfahrener Mann und Kämpfer, der so viel von der Welt und ihren schlechtesten Seiten gesehen hat, zu feige sein, um sich absichtlich mit einer Frau zu treffen? Kerle … In Gefühlsdingen sind sie definitiv das schwächere Geschlecht.

»Ich werde übrigens morgen zufällig wieder hier sein.« Vy zwinkert ihm zu, dann dreht sie sich um und marschiert los.

Als sie Tommy lachen hört, grinst sie in sich hinein.

***

Neid. Ein schneidendes, widerwärtiges Gefühl. Alek hätte niemals geglaubt, dass es ihn einmal befallen würde. Ihn, den Engel, der weit über solch niederen Emotionen stehen sollte. Doch scheinbar kommen mit der Liebe fernerhin die schändlichsten Empfindungen; als müssten sie ein Gleichgewicht bewahren.

Das Gleichgewicht … Jene ominöse Gewalt, die alles in den Welten zusammenhält und die von so vielen Unwürdigen zerstört werden will.

Alek versteht, wie schwer es allen fällt, gut und böse, hell und dunkel gleichzeitig zuzulassen. Ihm geht es in diesem Moment nicht anders. Er fühlt den Neid ebenso glasklar wie die Liebe. Beharrlich bohrt er sich wie ein Glassplitter in seine Brust, reißt und zerrt an seinem Herzen. Und es käme ihm sehr viel gelegener, er spürte nur das gute Gefühl statt des bösen. Aber er kann es sich nicht aussuchen.

Wenn er wie jetzt vor der Glasfront dieser Kneipe steht und dabei zusieht, wie das letzte Paar Gäste vom Wirt gebeten wird zu gehen, da fährt ein gewaltiger Stich in seine Brust.

Der Mann greift nach der Hand der Frau, küsst ihre Fingerknöchel und flüstert ihr etwas ins Ohr, das sie kichern lässt. Daraufhin sehen sie sich in die Augen, tief, offen und voller Liebe. Diese beiden Menschen sorgen sich nicht um dämonische Angriffe, engelhafte Machtspiele, Untersterblichkeit, Tod, Bestimmung, ja nicht einmal um das Morgen – sie sind glücklich.

Alek mahlt mit dem Kiefer, während er zusieht, wie die beiden das Lokal verlassen. Wie schön muss die Unwissenheit sein. Selige Unwissenheit – das ist es, worum er die Menschen beneidet. Weder er noch Antonia können je wieder in einen solchen Stand gelangen. Sie sind dazu verdammt, für immer mit all ihrem Wissen zu wandeln. Glücklicherweise bedeutet diese Zeitspanne für Antonia lediglich ein Nephilimleben, für Alek bedeutet sie die Ewigkeit.

Soll das sein Schicksal sein? Er ist nicht bereit es zu akzeptieren.

Wie magnetisch von ihrer Sorglosigkeit angezogen folgt Alek dem jungen Paar, das Arm in Arm durch die Straßen schlendert. Sie haben lediglich Augen für sich, kuscheln und kichern, als könnte nichts und niemand ihrer Liebe etwas anhaben.

Für einen Moment versinkt der Engel in ihrer Harmonie, dann spürt er einen neuerlichen Stich in der Brust. Wie sehr er sich wünscht, Antonia könnte auf diese Weise leben: In einer Welt, in der sie nichts von den Gefügen der drei Reiche ahnt. Sie könnte bis in die Morgenstunden feiern und sorglos mit ihrem Liebsten durchs Leben spazieren. Ihr größtes Problem wäre die Wahl der richtigen Garderobe und ihr Weltuntergang das Schließen ihrer Lieblingskneipe.

Seufzend reißt sich Alek vom Anblick des Paars los und schlägt eine andere Richtung ein. Er weiß nicht, was er tun würde, wenn ihm jemand anböte mit diesen Menschen zu tauschen. Immerhin ist die Welt keine bessere, nur weil er ihre Schattenseiten nicht kennt. Unbeschwertheit könnte er daher nur empfinden, solange er blind wäre. Wie seine Brüder im Oberen Reich.

Ehrlich, Alek versteht, wie schwer es allen fällt, gut und böse, hell und dunkel gleichzeitig zuzulassen. Er hadert immerhin ebenfalls mit sich. Doch er ist ein einfacher Soldat, ein Hüter und Friedenswächter – es ist nicht seine Aufgabe, sich um das Gleichgewicht zu kümmern. Als niederer Engel ist er zu schwach für eine solche Bürde, daher hat er, hat sein Volk jemanden gewählt, von dem sie dachten, er wäre der Herausforderung gewachsen: den Vorsitzenden des Hohen Rates. Doch jener hat längst die Kontrolle über sich und das Machtgefüge verloren.

Alek ist sicher, der Vorsitzende muss aufgehalten werden, ehe er die Menschenwelt und alle, die sich darauf befinden, für einen Machtkampf gegen den Dunklen opfert.

Seit Tagen denkt der Engel darüber nach, wen er ins Vertrauen ziehen kann. Er braucht die Unterstützung seiner Brüder, um gegen den Vorsitzenden kämpfen und ihn stürzen zu können. Allerdings weiß er nicht, wem er trauen kann. Engel sträuben sich generell, wenn es um Veränderung geht. Und für Dinge, die sich nicht unmittelbar vor ihrer Nase befinden, sind sie gerne blind, sofern es einen Aufwand ihrerseits verhindert.

Ignorante Narren!

Wie soll er sie bloß dazu bringen zu sehen und vor allem sich zu interessieren? Diese Fragen kreisen unablässig durch seinen Kopf, Tag für Tag, Stunde um Stunde. Und das Schlimmste daran ist, dass er Antonia nicht einweihen darf.

Seine Freundin ahnt, dass der Engel etwas im Schilde führt, das sieht er ihr an, jedes Mal, wenn sie ihre smaragdgrünen Augen auf ihn richtet, ihn mustert, versucht ihn zu durchschauen. Aber er kann ihr nichts über seine Pläne und ihre Bestimmung sagen, denn sollte er sich vor der Zeit verraten, wird er keine Chance mehr bekommen, den Vorsitzenden zu stürzen. Und dann ist Antonia, sind die Nephilim und ihre Welt dem Untergang geweiht.

Seufzend zieht er den Hut tiefer in die Stirn und vergräbt die Hände wieder in den Manteltaschen. Es ist bitterkalt in dieser unseligen Welt und nichts davon zu spüren, dass längst der Frühling Einzug halten sollte.

Das vermisst er am meisten an seiner Heimat: die Wärme. Dennoch und trotz der strahlenden Schönheit des Oberen Reiches ist er lieber hier, wo er eine wichtige Aufgabe hat und wo seine Liebe wohnt.

Nachdem Alek das Buchsbaumtor, das den Eingang des Stadtparks kennzeichnet, passiert hat, spürt er plötzlich eine vertraute Präsenz, die sich in Richtung des Portals zum Oberen Reich bewegt. Er beschleunigt seine Schritte, sodass die Sohlen seiner Sneaker im Kies knirschen. Die altmodischen Laternen am Wegesrand sind bereits ausgeschaltet, doch Alek benötigt kein Licht, um den anderen Engel zu erkennen. Er spürt den neuen Hüter Flammachs deutlich.

Er ist ein unerfahrener Mann, der bisher als Bote für das Obere Reich tätig war und für alle überraschend zu Aleks Nachfolger bestimmt worden ist. Für alle außer Alek zumindest – ihm ist klar, weshalb der Vorsitzende unwissende, leicht lenkbare Leute in die Menschenwelt schickt.

Erst vor einigen Wochen hat der neue Hüter Flammachs sein Amt angetreten und ist vom Vorsitzenden selbst statt, wie es üblich ist, von seinem Vorgänger instruiert worden.

Auch das wundert Alek kein bisschen. Sein Vorgesetzter will nicht, dass er sein Gedankengut mit anderen Engeln teilt, ihnen die Augen für eine neue Sicht öffnet und sie dadurch zu Rebellen wandelt. Einerseits ärgert sich Alek darüber, dass er derart mundtot gemacht wird; andererseits macht es ihm Hoffnung, denn es bedeutet, der Vorsitzende fürchtet, Alek könne seine Brüder auf seine Seite ziehen. Der Vorgesetzte sieht ihn als ernst zu nehmenden Feind. Das ist der Grund, weshalb Alek glaubt, dass er rund um die Uhr beobachtet wird.

»Wie erging es dir, Hüter?« Alek grüßt den anderen Engel mit einem Nicken.

Der Hüter, der eben mit großen Schritten auf das Portal zumarschiert ist, bleibt abrupt stehen. Seine bernsteinfarbenen Augen blicken überrascht, aber sanft in Aleks Richtung, während er die Hände vor dem Körper verschränkt. Er ist ein ausgesprochen eleganter Engel. Seine aufrechte Haltung, das helle, streng nach hinten frisierte Haar und seine Eigenart, ein ausdrucksloses Lächeln auf den Lippen zu tragen, erinnern Alek stets an einen Kammerdiener aus früheren Zeiten.

»Friedenswächter«, antwortet er mit leiser, melodischer Stimme. Es ist Aleks neue Dienstbezeichnung, seit er den Nephilim vorsteht, und aus den meisten Mündern seiner Brüder klingt sie wie eine Beleidigung. Nicht jedoch bei dem sanften Hüter. »Welch Freude, dich zu treffen. Der Ruf hat dich also ebenfalls ereilt?«

Alek runzelt nicht sehr engelhaft die Stirn. Er bekam eine Nachricht, dass der Wächter ihm etwas mitteilen wolle, aber von einem Ruf weiß er nichts. »Wie?«

»Nun, mich erreichte die Meldung, dass alle Engel von der Menschenwelt zurückgerufen werden.« Blinzelnd legt er den Kopf schief. »Wurdest du nicht informiert?«

Aleks Finger krampfen sich um das Innenfutter seiner Manteltaschen. Er versucht sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, atmet tief durch und setzt ein Lächeln auf, ehe er antwortet. »Selbstverständlich. Ich war nicht sicher, welche der Meldungen du gemeint hast.« Er hält kurz inne, um sich zu sammeln. »Ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, dann werde ich nachkommen. Sag … haben sie dir die Gründe erläutert?«

Der Hüter legt den Kopf auf die andere Seite, ansonsten hat er sich während ihres Gesprächs noch nicht bewegt. Seine Ruhe macht Alek merkwürdig nervös. »Leider nein, Bruder. Wie ist es mit dir?«

»Das Gleiche«, gibt er zu, dann wedelt er mit einer Hand in Richtung der Kirchentür, hinter der sich das Portal zum Oberen Reich befindet. »Wahrscheinlich rufen sie uns zusammen, um uns gesammelt zu informieren. Geh nur vor, ich komme bald nach.«

Der Hüter nickt derart würdevoll, dass Alek ihn am liebsten schubsen würde. Wie kann er blind jedem Befehl Folge leisten? Und wieso hat Alek das selbst so lange Zeit getan?

Der andere Engel dreht sich um und schreitet leichten Fußes auf das alte Kirchentor zu, das zwischen den Birken steht und der Schwerkraft trotzt. Das Holz ist von einer schleimig grünen Schicht aus Moos überzogen und die filigranen Metallverzierungen haben schon bessere Zeiten gesehen. Alles in allem wirkt das Portal ins Obere Reich ziemlich schäbig.

Alek beobachtet, wie der Hüter nach dem Ring am grimmig dreinblickenden Türklopfer greift und dreimal schlägt. Selbst aus einiger Entfernung kann er den tiefen Nachhall des Geräuschs vernehmen, als befände sich ein voluminöser Raum hinter dem Tor.

Kurz darauf öffnet sich der Eingang mit einem knarrenden Ächzen und gibt den Blick auf eine schillernde Wand frei, die aus glitzerndem Wasser und dichtem Nebel zu bestehen scheint. Der Hüter taucht darin ein und das Tor schließt sich mit einem dumpfen Schlag.

Alek konzentriert sich aufs Atmen. Ein und aus, immer wieder. Seine Hände ballen sich in den Manteltaschen zu Fäusten und er beißt fest die Zähne aufeinander, während er wartet. Er will, dass der Hüter fort ist, ehe er mit dem Wächter spricht. Denn wie es scheint, haben sie einigen Klärungsbedarf.

Der Vorsitzende beordert also alle Engel zurück. Wieso? Was plant er? Und warum hat Alek diese Nachricht nicht erreicht? Vermutlich weil die Sache irgendetwas mit den Nephilim zu tun hat. Will er sie nun gänzlich im Stich lassen?

Sie alle wissen, dass der Dunkle kurz davor ist, in die Schlacht zu ziehen. Die Friedenswächter glauben, sie haben alles unter Kontrolle, doch Alek weiß, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Er hat gehofft seine Angelegenheiten regeln zu können, bevor er sich mit dem Krieg auseinandersetzen muss. Aber anscheinend ist längst nicht mehr so viel Zeit wie gedacht.

Angespannt tippelt Alek mit einem Fuß auf dem Boden, bis er schätzt, dass endlich genügend Zeit verstrichen ist. Dann stürmt er los. Er hält sich nicht mit Förmlichkeiten auf, sondern reißt das Tor schlichtweg auf und marschiert durch den schillernden Nebel. Auf der anderen Seite, in der Zwischenwelt, steht bereits der Wächter; aufrecht und erhaben, die Hände auf den Griff seines Schwertes gestützt, als hätte er auf Alek gewartet.

Er ist eine imposante Erscheinung, trotz der gigantischen Weite des Raumes, der an ein Kirchenschiff erinnert. Über zwei Meter ist der Wächter groß und wirkt durch die Uniform der Engelskrieger – hellbraunes Leder unter silberfarbenem Muskelpanzer – wie ein riesenhafter Gladiator. Sein Haar, das er zu einem dicken Zopf geflochten trägt, schimmert in derselben onyxfarbenen Schwärze wie seine wachsamen Augen.

Alek blinzelt gegen die Helligkeit an und stürmt auf den Wächter zu. Das Geräusch seiner Schritte wird von dichtem Nebel gedämpft, der Wände, Decke und Fußboden verhängt. Eine Armlänge vor seinem Vorgesetzten bleibt er stehen und zeigt anklagend mit dem Zeigefinger auf ihn. »Was geht hier vor?«, verlangt er zu wissen. »Wieso werden die Engel aus der Menschenwelt abgezogen?«

Der Wächter trommelt mit den Fingern auf seiner künstlichen Hand. Es ist eine steife Prothese aus Gold, die dort sitzt, wo Alek ihm die echte Hand abgeschlagen hat. Es ist nie seine Absicht gewesen, ihn zu verletzen, doch der Wächter hat sich ihm im falschen Moment und aus den falschen Gründen entgegengestellt. Und für Antonia würde er es immer wieder tun. Das weiß auch der Wächter, weshalb er nicht unbedingt gut auf den Friedenswächter zu sprechen ist. Für seinen Vorgesetzten, für all seine Vorgesetzten, hängt Aleks Loyalität sowieso an den Falschen.

»Von mir wirst du nichts darüber erfahren«, sagt der Wächter mit so fester, volltönender Stimme, dass die Worte fast greifbar durch den Raum ziehen. Dabei mustern seine schwarzen Augen Alek derart kühl, dass er fröstelt.

»Du kennst den Plan demnach«, nimmt Alek an. »Hat er vor diese Welt untergehen zu lassen?«

»Wieso sollte ich ausgerechnet dir einen Gefallen erweisen?« Der Wächter hebt die goldene Hand und mustert seine Finger. »Es geht dich nicht das Geringste an, was im Oberen Reich vor sich geht – nun erst recht nicht mehr. Du hast dich für die Menschenwelt entschieden. Und wenn es sein muss, wirst du mit ihr untergehen.«

Eine Welle des Schocks schlägt über Alek zusammen und lässt ihn fröstelnd und starr zurück. Hat sein Vorgesetzter gerade wirklich angedeutet, was er glaubt? Einen Moment lang mustert er den Wächter, versucht in seiner maskenhaften Miene zu lesen – ohne Erfolg. Dann setzt er den Hut ab, rauft sich das goldbraune Haar und schnaubt. »In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.« Alek will an dem Wächter vorbeimarschieren, jener stellt sich ihm jedoch wenig überraschend in den Weg.

»Du wirst diese unsere Welt nicht betreten.« Seine Stimme nimmt einen feierlichen Klang an. »Ich habe dich herbestellt, um dir die Entscheidung des Rates mitzuteilen: Du bist aus der Gemeinschaft des Oberen Reiches ausgeschlossen und in der Oberwelt nicht länger willkommen.«

Obwohl er es bereits geahnt hat, trifft Alek die Verkündigung wie ein Schlag ins Gesicht. Unwillkürlich weicht er zurück. »Wieso?«, will er wissen.

»Du kennst die Gründe.«

»Du ebenfalls?«

Der Wächter schaut ihm in die Augen und zum ersten Mal sieht der Friedenswächter Verwirrung in dessen Miene. Er hat keine Ahnung, warum Alek als Verräter abgestempelt wurde, so viel ist sicher.

»Wie kann man derart blind obrigkeitshörig sein?«, faucht Alek. »Wieso schützt du einen Engel, der dir so vieles angetan hat?«

Der Wächter zieht die Brauen zusammen und hebt das Kinn. Offensichtlich weiß er nicht, wovon Alek spricht. Er wurde ebenso im Dunkeln gelassen wie der Rest der Engel, das ist deutlich. Der Vorsitzende streut lediglich ein vages Maß an Informationen, so viel, wie es ihm nützlich ist.

Gedanken und Emotionen stürzen auf Alek ein und begraben ihn derart unter ihrer Last, dass er seine Sprache nicht mehr findet. Daher wirbelt er schlicht herum und stürmt aus dem Portal, zurück in die Menschenwelt.

Nachdem er das hölzerne Tor lautstark zugeworfen hat, saugt er die eiskalte Luft tief in seine Lungen, versucht seinen Verstand zu klären. Mit wenig Erfolg.

Wie soll er nun an den Vorsitzenden herankommen? Wie soll er zu seinen Brüdern vordringen, wenn er keine Möglichkeit hat, mit ihnen zu kommunizieren? Das alles ist ein Desaster!

***

Die Friedenswächter sind umgezogen. Raus aus dem miefigen, düsteren, von Protagonisten aus Schauernovellen bewohnten Teil der Stadt in eine friedliche Stadtrandlage beim Galgenberg. Toni ist zwar nicht begeistert, dass sie Selbigen von ihrem Büro aus sehen kann, weil es ihr dabei stets eiskalt den Rücken hinunterläuft, aber es ist definitiv ein Fortschritt. Die Soldaten des Oberen Reiches sollten sich schließlich nicht in lausigen Kellerlöchern verstecken. Das World’s End überlassen sie zu gerne der höllischen Bevölkerung Flammachs und jeder ist zufrieden.

Nun ja, das wäre vielleicht anders, wenn die Nephilim wüssten, wem die Immobilie gehört, das muss allerdings niemals zur Sprache kommen, wenn es nach Toni geht. Und wie es scheint, stimmt ihre Truppe ihr in diesem Punkt zu. Sie können immerhin nicht wirklich so dumm sein zu denken, sie besetzen ein leerstehendes Bürogebäude, ohne dass es einer merkt. Die Friedenswächter akzeptieren diese Erklärung nur. In Wahrheit ist der Vampirclan Eigentümer des gläsernen Kolosses, in dem sie sich ausgebreitet haben. Lestat hat die Immobilie zufällig beim Durchsehen seiner Akten entdeckt und Toni angeboten, die sie dankend angenommen hat.

Zwar ist das Verhältnis zwischen höllischen Angestellten und Nephilim besser geworden – sie haben zumindest aufgehört sich gegenseitig umzulegen –, doch ganz grün sind sie sich nach wie vor nicht. Es ist eher ein für beide Seiten notwendiges Übel zusammenzuarbeiten. Allerdings kann Toni es keinem verdenken, dass sie einander nicht recht über den Weg trauen, sie predigt schließlich selbst immer wieder, wie wichtig ein gesundes Maß an Misstrauen in ihren Jobs ist. Ja, in manchen Fällen sogar lebensrettend. Weder als Unterwelter noch als Nephilim sollte man jemandem vertrauen, am besten nicht einmal sich selbst. Diese Lektion hat Toni von ihnen allen wohl am härtesten gelernt.

Da dachte sie doch früher tatsächlich, es wohnte etwas Dunkles in ihr und deshalb müsste sie ihre Seele an den Teufel verkaufen. Tja. Wer konnte ahnen, dass dieses »Dunkle«, oder vielmehr Fremdartige, eigentlich der anderen Seite entspringt? Also Toni zumindest nicht. Das ist jedenfalls das Beispiel, das sie stets anführt, wenn sie einen ihrer Dämonologievorträge hält. Ja, so dämlich es klingt, die finden wirklich statt. Immer dienstags.

Dann gibt es Kekse und Bier im Besprechungsraum – die Kombination ist erstklassig, wenn man sich erst daran gewöhnt hat – und Toni erzählt ihrem Team von ihren Erfahrungen als Kopfgeldjägerin. Das ist Teil der Vereinbarung gewesen, durch die Toni ihren Platz als Anführerin wieder einnehmen durfte. Ein weiterer Bestandteil ist gewesen, Finn zur Nummer zwei zu machen. Die Friedenswächter wissen nichts von seiner kleinen Entgleisung vor einigen Wochen und vertrauen ihm nach wie vor blind. Toni ist nicht begeistert, aber einen Tod muss man eben sterben …

Inzwischen haben die Friedenswächter durch Tonis Erzählungen ein relativ gutes Gespür für Unterwelter entwickelt und verteufeln nicht länger alle Angestellten der Hölle sofort. Sie sind sicherer im Umgang mit der anderen Seite geworden und jene dankt es ihnen, indem sie die Nephilim nicht weiter wie Witzfiguren behandelt.

Es läuft gut. Fast zu gut … Halt! Das hat Toni nie gedacht. Schnell schiebt sie die nervige, piepsige Stimme, die ihr immer wieder erzählen will, dass der Schein trügt, in den letzten Winkel ihres Bewusstseins zurück. Nein, es stehen aktuell keine Katastrophen an. Sie haben eine solide Einheit, sitzen in einem schicken Büro und bringen das Gleichgewicht allmählich ins Lot. Die Hölle andererseits hat Schläge kassiert, leckt sich die Wunden und wird bald wegen eines neuen Paktes auf sie zukommen. Alles ist in bester Ordnung. Basta.

Das ist es, was sie sich jedes Mal sagt, wenn sie im Fahrstuhl steht und in den zweiten Stock hinauffährt, in dem sich die Friedenswächter einquartiert haben. So auch heute.

Sie steckt gerade den letzten Bissen Falafel in den Mund, da öffnen sich die Aufzugtüren mit einem melodischen Dreiklang. Kauend marschiert Toni nach draußen, wirft die Aluverpackung ihres Essens in den Mülleimer und setzt dazu an, in das Großraumbüro zu gehen.

Allerdings greift Finn im selben Moment nach der Klinke.

Entnervt stöhnend tritt sie zurück und bedeutet ihm die Glastür zu öffnen.

Er rollt mit den Augen, tut jedoch, wie ihm geheißen. Daraufhin gehen sie gleichzeitig los und rempeln sich unwillkürlich an, weil sie nicht nebeneinander durch die Tür passen. Das ist der alberne Nachteil daran, wenn man als Einheit erschaffen worden ist.

»Das gibt’s doch nicht.« Knurrend weicht Toni zurück und schiebt Finn zuerst in den Raum. »Manchmal komme ich mir vor, als hätte ich die Hauptrolle in einer dieser beknackten Sitcoms.«

»Siehst auch so aus«, murmelt er, winkt Sam zu, der an der Kaffeemaschine steht, und geht schließlich wortlos in sein Büro.

Alek, Nikki, Toni und Finn sind die Einzigen, die ein Zimmer für sich haben, der Rest des Teams verteilt sich in dem großen Raum an diversen Schreibtischen. Dadurch wirkt es hier oft wie auf einem geschäftigen Polizeirevier aus einer schlechten Fernsehserie.

Toni lässt den Blick über die Arbeitsplätze schweifen, die größtenteils besetzt sind, während sie die Melodie von »Take A Look Around« von Limp Bizkit mitsummt. Der Song scheppert aus dem altertümlichen Radio in der Ecke. Dann schlendert sie zu Marcos Schreibtisch, auf dem ihre Mutter sitzt und sich mit ihrem jungen Partner unterhält.

»Hey, wie lief es bei euch?« Sie stellt sich neben die beiden und mustert Marco, der aufhört irgendetwas in sein Notizbuch zu kritzeln und sich in seinem Stuhl zu ihr umdreht.

Sie vermisst den Kleinen. Es ist eine ganz neue Erfahrung gewesen, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der in ihr nicht die Wurzel allen Übels sieht. Im Gegenteil, Marco hat von Anfang an zu ihr aufgesehen. Und Toni hat sogar manchmal das Gefühl gehabt, ihm etwas beibringen zu können. Bei Laila ist er jedoch gut aufgehoben. Ihre Mutter ist ihr ähnlich genug, um dem Kleinen eine ordentliche Einstellung zu vermitteln.

»Mäßig«, antwortet Laila und wirft ihre schwarzen Locken über die Schulter. Ihre sonst wachsamen grauen Augen wirken müde. »Wir haben die gesamte Stadt abgeklappert, konnten den Werwolf aber nicht finden. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«

Toni verschränkt die Arme vor der Brust und runzelt die Stirn. Merkwürdig. Laila und Marco sind eines der Teams, die sich um die Auflösung der höllischen Verträge kümmern. Das Vorgehen ist immer gleich: Der Unterweltler wendet sich an die Friedenswächter und beauftragt sie mit der Prüfung seines Vertrages. Daraufhin beschafft D’iali eine Kopie des Dokuments, Nikki findet ein Schlupfloch im Kleingedruckten – das tut er immer – und die Nephilim teilen dem Unterwelter abschließend mit, was er tun muss, um aus dem Vertrag herauszukommen. Danach wird abkassiert und weiter geht’s zum nächsten Auftrag.

Im Grunde simpel, wenn der Unterweltler nicht zwischendrin verlorengeht. Und mit ihm die Kohle, von der sich die Friedenswächter finanzieren.