Desire - Domination - Ewa Aukett - E-Book
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Desire - Domination E-Book

Ewa Aukett

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Beschreibung

Happy Ends gibt es eigentlich nur in Märchen … oder? Mit dem Kopf in den rosa Wolken und dem heißesten Typen Bostons im Bett kann Piper den grauen Alltag leicht vergessen. Bei ihr und Lex sieht es nach den ersten Wochen ihrer Beziehung jedenfalls nicht danach aus, als würde Langeweile einkehren! Trotzdem schweben graue Gewitterwolken über den beiden Turteltauben, denn Lex' Mutter, Mabel Rutherford, ist alles andere als begeistert über die Beziehung. Die intrigante Mrs Rutherford geht sogar so weit, Piper von einem Privatdetektiv beschatten zu lassen. Und das ist noch nicht alles, was Mabel sich einfallen lässt, um die beiden voneinander zu trennen. Früher hätte Piper sogar zugestimmt, dass Liebe blind macht, doch Lex hat ihr gezeigt, dass es mit der richtigen Person auch anders sein kann. Doch eine folgenschwere Intrige mischt die Karten neu und das Glück der beiden steht kurz vor dem Aus … Die stürmische Liebesgeschichte von Piper und Lex geht in die nächste Runde. »Domination« ist der finale Band der heißen Romance-Dilogie »Desire« von Bestsellerautorin Ewa Aukett. Leser:innenstimmen zu Band 1: »Eine tolle Story, mit Knistereffekt, heißen Szenen, etwas Drama und ganz viel Charme.« (Nadine W./Bookloveandmore) »Piper ist eine unglaubliche Protagonistin, mal ein ganz anderer Typ Frau.« (pura-bella)

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Desire

Domination

Ewa Aukett

1

Piper

»Du machst jetzt echt Nägel mit Köpfen.« Ich mustere meinen Kumpel über den Tisch hinweg. Simon wirkt verändert, nicht mehr so nervös und fahrig wie in dem Moment, als er mir seine Gefühle gestanden hat. Ein Lächeln huscht über seine Mundwinkel, als er den Blick hebt und mich anschaut. Seine Hand liegt auf den Prospekten, über denen wir die letzten Minuten die Köpfe zusammengesteckt haben. Er hat mir gezeigt, welche Ecken er bereisen will und welche Route er gewählt hat.

»Ich ziehe das jetzt durch«, bestätigt er.

»Wann geht es los?«, will ich wissen.

»Mein Flieger startet um halb sechs.«

Ich nicke stumm. Ich freue mich für ihn, ehrlich. Er hat letzten Monat gekündigt und sich für ein Jahr von allen Verpflichtungen im Familienbetrieb freistellen lassen, um die Welt zu bereisen. Die vergangenen Wochen hatte er viel Papierkram zu erledigen, musste allerhand Impfungen auffrischen lassen und hat versucht, die nötigsten sprachlichen Barrieren aus dem Weg zu räumen, die auf ihn zukommen werden. Was nach diesem Jahr passieren wird und ob er in seinen alten Job zurückkehrt, bleibt fraglich. Ich bin sicher, der Tapetenwechsel kann ihm nur guttun. Er wird neue Erfahrungen sammeln, andere Menschen und Kulturen kennenlernen, seinen Horizont erweitern.

Allerdings kann ich nicht verhindern, dass ich mir auch so meine Gedanken mache. Simon hat noch nie zuvor die Grenzen seines Heimatkontinents überschritten. Die weiteste Reise, die er mal gemacht hat, war bis nach Kalifornien, wo er als Zwölfjähriger zusammen mit seinen Eltern und seinen Brüdern San Francisco besucht und die Gefängnisinsel Alcatraz besichtigt hat. Jetzt will er gleich als Rucksacktourist durch Südostasien reisen, von Thailand über Malaysia und Indonesien bis nach Papua-Neuguinea. Das alles in weniger als drei Wochen, selbst organisiert und ohne Begleitung. Danach ist ein Trip nach China geplant, weiter nach Südkorea und Japan, um anschließend für einige Monate Europa zu besuchen. Ich bin gespannt, wie er sich so schlagen wird – und ob alles so reibungslos klappt, wie er sich das vorstellt.

»Du meldest dich zwischendurch, oder?« Meine Frage ist raus, ehe ich es verhindern kann.

Nach meiner Abfuhr, die auf seine Liebeserklärung vor zwei Monaten folgte, hat unsere Freundschaft ein wenig gelitten. Der Kontakt war für längere Zeit abgebrochen. Ich weiß, dass es nicht einfach für ihn war, das zu verdauen. Besonders nicht, weil er kurz darauf erfahren musste, dass ich mit seinem großen Bruder angebandelt habe. Das hat das ohnehin schon angespannte Verhältnis der beiden nicht unbedingt verbessert.

»Man könnte meinen, dass du dir Sorgen um mich machst«, bemerkt Simon leichthin. Er versucht das ins Komische zu ziehen, aber mir entgeht trotzdem nicht der Hauch von Bedauern in seinem Gesicht.

Ich schüttle reflexartig den Kopf, und für einen Moment will ich fast abwiegeln. Doch zu viel Coolness fühlt sich irgendwie falsch an. »Na ja, irgendwie schon. Du warst noch nie so weit weg von daheim – und ganz allein.«

»Hey, ich bin ein dreißigjähriger erwachsener Mann.«

Ich neige den Kopf ein wenig und ziehe eine Braue hoch, ohne etwas zu sagen.

Simon grinst breit.

»Das muss KEIN Widerspruch sein«, stellt er fest.

»Wenn du das meinst.« Wir lächeln einander an. »Tu mir den Gefallen und mach einfach hin und wieder einen Post bei Instagram oder so, okay? Nur damit ich weiß, dass es dir gutgeht und du nicht mit traumwandlerischer Sicherheit in irgendwelche Schwierigkeiten gerätst.«

»Du hast wahnsinnig viel Vertrauen in mich«, bemerkt er amüsiert.

»Ja, aber nicht in den Rest der Welt.«

Er nickt, fummelt sein Handy aus der Hosentasche und tippt darauf herum. »Ich habe eine Tracking-App installiert. Wenn du magst, kannst du mich im Zweifelsfall orten … nur für den Fall, dass ich nichts posten kann, weil ich zu beschäftigt damit bin, im Kochtopf irgendwelcher Kannibalen zu planschen.«

Ich lege mein Smartphone neben seins und werfe Simon einen skeptischen Blick zu. »Aber es gibt doch heutzutage keine Kannibalen mehr?!«

»Man weiß es nicht. Gerüchteweise gab es bis vor wenigen Jahren durchaus noch welche in den entlegeneren Regionen von Papua-Neuguinea … Aber vermutlich bestellen die mittlerweile auch ihr Essen online. Spare ribs to go oder so.« Er aktualisiert die Daten und schickt mir den Link. »Damit solltest du meinen Standort auf jeden Fall finden, wenn du dir zu viele Sorgen machst.«

»Danke, das beruhigt mich ein bisschen.« Ich sehe ihn an. »Du weißt, du bist mir wichtig, also halt dich fern von Leuten mit hungrigem Gesichtsausdruck!«

Er lacht leise. »Versprochen.«

»Und Simon?«

»Ja?«

»Du bist ein großartiger Mann. Die Richtige wird schneller in dein Leben stolpern, als du denkst.«

Er verzieht die Lippen. »Ja, irgendwann vielleicht.« Als er die Prospekte und sein Handy verstaut, wirkt es fast ein bisschen hektisch. Dann schaut er mich wieder an. »Du passt auf dich auf, wenn ich weg bin, ja? Meine Mutter ist manchmal sehr … schwierig, um es nett auszudrücken.« Ich nicke stumm. Mein Bedarf an Begegnungen mit dieser Frau ist nach der kurzen Zeit, die ich sie kenne, bereits gedeckt. »Das mit dir und meinem Bruder … Ich muss dir nicht sagen, dass ihr das nicht gefällt.« Seine Miene drückt Schuldbewusstsein aus, obwohl er gar nichts dafür kann. »Egal, was sie sagt oder tut, du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen.«

»Hey, ich krieg das schon hin, wirklich.« Ich flüchte mich in ein Lachen und zwinkere ihm zu. Ich will nicht, dass er sich darüber Sorgen macht. Er soll sich auf sich selbst konzentrieren. »Kümmer du dich darum, dass du den Kopf frei bekommst und deinen Weg findest. Ich bin sicher, am Ende dieser Reise wirst du wissen, was du wirklich brauchst.«

»Wir werden sehen.« Gemeinsam erheben wir uns und stehen uns eine Sekunde lang unschlüssig gegenüber, dann bin ich es, die zu ihm tritt und ihn drückt. Simon schließt mich in eine feste Umarmung. Ich spüre seinen Atem in meinen Haaren und wie er tief Luft holt. »Du wirst mir fehlen, du kleine Hexe.«

»Du mir auch, Quatschkopf.« Wir lösen uns voneinander, und ich trete einen Schritt zurück, um ihm dabei zuzusehen, wie er sein Zeug verpackt und den riesigen Rucksack schultert. Das Ding schaut aus, als würde es eine Tonne wiegen. Ich ringe mir ein Lächeln ab, obwohl mir gerade zum Heulen ist. »Du schuldest mir einen Burger, wenn du zurückkommst.«

Er grinst, weil ich darauf anspiele, dass er mich zum Lunch eingeladen hat, um mir dann zu eröffnen, dass er heute noch in den nächsten Flieger nach Singapur steigt. Simon nickt und drückt meine Hand. »Du bekommst den größten Burger, den du willst.«

»Ich nehm dich beim Wort …« Mir bricht die Stimme weg, weil ich mir plötzlich dessen bewusst werde, dass wir uns für viele Monate nicht mehr sehen können. Unsere Freundschaft hat bereits ein paar Höhen und Tiefen mitmachen müssen, und obwohl wir uns erst etwas mehr als ein Jahr kennen, ist Simon mir doch ans Herz gewachsen. Er ist wie ein Bruder für mich. Ein weiterer Grund, weshalb ich mir nie eine Beziehung mit ihm hätte vorstellen können und ihn habe abblitzen lassen müssen, als er mir sagte, dass er sich in mich verliebt hat. Es wird hart werden ohne ihn, aber ich weiß, dass er diese Reise machen muss, um zu heilen und sich selbst zu finden.

Als würde er meine Gedanken lesen, zieht er mich noch einmal an sich, und wir bleiben sekundenlang in dieser Position. Uns fest umarmend und schweigend. Dann endlich rückt er von mir ab, lächelt mir zu und sagt: »Bis bald.«

Ich begleite ihn nach draußen, sehe dabei zu, wie er in das wartende Taxi steigt, und winke ihm nach. Dann ist Simon verschwunden.

***

Es ist früher Nachmittag, als ich bepackt mit drei Tüten voller Essen die Baustelle des neuen FineArts&Books&Tattoos betrete. Die Männer, die hier die letzten Feinarbeiten erledigen, begrüßen mich mit lautem »Hallo«, und ich überlasse ihnen den Großteil der mitgebrachten Lunchpakete. Lex kommt aus der hinteren Ecke auf mich zu. Ich kann mir ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen. Jedes Mal, wenn ich ihn in Boots, zerschlissenen Jeans und engem T-Shirt sehe, macht sich das vertraute Kribbeln in mir breit. In diesen Klamotten schaut er so viel sexyer aus als in den maßgeschneiderten teuren Anzügen, die er immer im Büro trägt. Er wirft einen flüchtigen Blick in die Tüten und tritt zu mir, um mich an sich zu ziehen.

Seine Lippen drücken sich fordernd auf meinen Mund. Er schmeckt nach Kaffee und Karamellbonbons. Meine Knie werden weich. Ich lege die Arme um ihn und kralle meine Finger in den Stoff seines Shirts. Im Hintergrund höre ich das Gelächter und die leisen Pfiffe der Arbeiter, aber nicht mal das stört mich. Als Lex den Kopf hebt und mich anschaut, sehe ich einen Mix aus Hunger und Bedauern in seinen Augen.

»Ich habe noch mindestens zwei Stunden zu tun«, stellt er fest.

»Das ist wirklich schade.« Mit einem Zwinkern mache ich mich von ihm frei und trete an den Tisch, auf dem ich die Tüten abgelegt habe. »Du solltest dir was zu essen nehmen, um dich zu stärken.« Ich drehe mich halb zu ihm um. »Du wirst die Energie später noch brauchen.« Die anderen Kerle johlen. Lex lächelt nur verhalten. Ich rolle mit den Augen und wende mich seinen Jungs zu. »Ihr müsst die Fanboys gar nicht so raushängen lassen … Er darf heute Abend Instrumente schleppen, weil er meiner Mom versprochen hat, bei ihrem Auftritt im Phoenix zu helfen.«

Der Typ mit dem Totenkopf auf dem Unterarm – ich weiß nie, ob er Jake oder Jace heißt – verzieht das Gesicht und wirft Lex ein schadenfrohes Grinsen zu. »Das war’s dann wohl mit dem entspannten Feierabend, Boss.«

Lex‘ Lächeln vertieft sich. »Keine Bange, den werde ich trotzdem haben, nur ein bisschen später.« Er tritt neben mich und wirft einen Blick in die Tüten. Seine Stimme senkt sich so weit, dass nur noch ich ihn hören kann. »Du wirst schon wieder frech, Pie. Muss ich dir etwa den Arsch versohlen?«

Seine Pupillen verschlucken fast das Grün seiner Iris. Hitze pulsiert durch meinen Körper. Das letzte Mal, dass seine Hand Abdrücke auf meinem nackten Po hinterlassen hat, ist noch keine vierundzwanzig Stunden her. Ich presse das Kinn auf die Brust und werfe ihm unter halbgesenkten Wimpern einen, wie ich hoffe, unschuldigen Blick zu. Es zuckt um seine Mundwinkel.

»Erst nach Feierabend, Honey. Du hast versprochen, dass das Studio bis Ende der Woche fertig ist.«

Er legt mir einen Arm über die Schulter und beugt sich zu mir herüber, sodass sein Atem seitlich an meinem Hals entlangstreicht. Gänsehaut macht sich auf meinen Armen breit. Mein Körper reagiert unmittelbar auf seine Nähe. Meine Brustwarzen werden hart. Lust rollt in kleinen Wellen durch jede meiner Zellen, und das Pochen zwischen meinen Schenkeln könnte nicht eindeutiger sein. Wenn wir allein wären, hätte ich keine Skrupel, es hier und jetzt mit ihm zu treiben. Aber ich steh halt so gar nicht auf Zuschauer.

»Ich halte immer meine Versprechen«, raunt er mir zu. Seine Lippen berühren zart mein Ohrläppchen. Ich grabe die Zähne in meine Unterlippe.

»Ich weiß.«

»Drüben im Loft sind die Renovierungsarbeiten übrigens so gut wie beendet.«

»Oh.« Ich richte mich erfreut auf. »Dann kann ich bald wieder einziehen?!«

»Ja.« Sein Blick ist durchdringend. »Willst du es sehen?«

Ich nicke eifrig. »Na klar.«

Er rückt von mir ab, greift nach der Tüte mit den letzten Lunchpaketen und gibt mir mit knapper Geste zu verstehen, ihn zu begleiten. Die Männer winken mir zu, als ich mich verabschiede. Wir treten hinaus auf die Straße und wenden uns Richtung Parkplatz. Ein kühler Windstoß lässt mich frösteln, und ich bedaure, dass ich meine Jacke im Auto zurückgelassen habe. Lex greift nach meiner Hand und zieht mich mit sich. Rasch haben wir das alte Backsteingebäude umrundet und erreichen das große rostige Tor, das mein privates frisch renoviertes Reich mit seinem alten Industrielook normalerweise von der Außenwelt trennt. Jetzt steht die Tür offen. Ich begrüße die restlichen Männer, die hier gemeinsam mit den Jungs auf der Studiobaustelle in den letzten Wochen tolle Arbeit geleistet haben und gerade dabei sind, ihre Werkzeuge zusammenzupacken. Lex hat acht fleißige und motivierte Mitarbeiter gefunden, die künftig für ihn tätig sein und gemeinsam mit ihm die Projekte für Rutherford Est. 1860 umsetzen werden. Seinen beruflichen Zukunftsplänen steht nichts mehr im Weg.

Während sich das zweite Team über das Essen hermacht und eine willkommene Pause im Freien einlegt, führt Lex mich hinein in mein neues, altes Reich. Mein Herz macht einen freudigen Hüpfer, als ich mich umsehe. Der Anblick ist vertraut, und dennoch bemerke ich all die kleinen und großen Veränderungen und Modernisierungen. Stützpfeiler für die Zwischenetagen wurden eingebaut, weil sich die Flächen fast verdoppelt haben und Lex die Sanitäranlagen hat erneuern lassen. Nun kann ich gemeinsam mit ihm ein romantisches Schaumbad im dritten Stock genießen oder nach einem langen Tag im Atelier das Duschbad in der zweiten Etage nutzen. Sogar das kleine Gäste-WC im Erdgeschoss ist einer fortschrittlicheren Version gewichen. Trotz allem hat das Loft seinen rostigen Charme und den luftigen Grundriss der einstigen Lederfabrik behalten. Es ist immer noch alt und hat diesen abblätternden, rustikalen Look, aber gleichzeitig wirkt es gemütlicher und heller als zuvor. Sogar meine Küche ist aufpoliert worden, und die Türen sind endlich ordentlich an die Schränke geschraubt, sodass sie nun nicht mehr ständig quietschen und halb in den Angeln hängen.

Begeistert wandere ich durch das Erdgeschoss und drehe mich im Kreis. Der Anblick von ein paar stählernen Balken, die sich in den Zwischenetagen durch den luftigen Raum über meinem ehemaligen Wohnzimmer erstrecken, irritiert mich dennoch. Ich verharre in der Bewegung und werfe Lex einen fragenden Blick zu. »Was ist das?«

»Wir mussten ein paar T-Träger einziehen, weil wir durch den Ausbau der Zwischenetagen die Statik des Gebäudes verändert haben.« Er tritt hinter mich und umarmt mich. Sein Atem streift über mein Haar, und ich spüre, wie er mich auf den Scheitel küsst. »Ich weiß, es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber es war leider unumgänglich.«

Ich nicke stumm, genieße seine Nähe und mustere die Konstruktion über uns. Man sieht zwar, dass die Stahlträger neu sind, aber sie fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Das ist der Vorteil, wenn man in einer ehemaligen Produktionshalle wohnt. Ein Lächeln zuckt über mein Gesicht.

»Es fehlt noch etwas«, bemerke ich und drehe mich in seinen Armen zu ihm um.

Sein Blick huscht durch den hohen Raum, ehe er mich fragend ansieht. »Was?«

»Eine Schaukel.« Ich grinse ihn an. »Jetzt können wir sie so aufhängen, dass wir genug Platz haben.«

Lex' Mundwinkel zucken. Er zieht mich enger an sich und nickt bedächtig. »Das ist eine hervorragende Idee. Ich lasse ein paar Ketten installieren, dann können wir unsere Schaukel gegen eine harmlose Version tauschen – falls deine Eltern zu Besuch kommen.«

Ich kichere und lehne die Stirn gegen seine Brust. »Ja, da müssen wir definitiv vorsorgen. Ich will nicht erleben, wie Dad sich in unserer Liebesschaukel setzt und durch das Wohnzimmer schwingt.«

Seine Finger heben mein Kinn an. Ich begegne seinem Blick. »Gefällt es dir?«

»Ich liebe es.« Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, schlinge ihm die Arme um den Hals und küsse sein Kinn. »Es ist immer noch mein altes, rostiges Zuhause. Doch jetzt ist es viel gemütlicher und heller.«

Unsere Lippen treffen sich, und wir versinken in einem endlosen Kuss, der das wohlige Pulsieren in mir verstärkt. Ich sehne mich nach seinen Händen auf meiner Haut. Bedauerlicherweise muss das warten. Mit einem tiefen Seufzer löse ich mich von ihm.

»Ich wünschte wirklich, Mom hätte dich nicht überredet für ihren kranken Kollegen einzuspringen und heute Abend den Ersatz-Rookie zu geben.«

Lex lacht und küsst mich erneut. »Versprochen ist versprochen.«

»Ich weiß.« Ich fahre ihm mit den Fingern durch das dichte Haar. »Aber dazwischen hast du Zeit – du musst ja nur beim Auf- und Abbau helfen.«

Er grinst mich breit an. »Du meinst, wir könnten uns im Lagerraum treffen.« Ich nicke eifrig, und Lex legt den Kopf schief. »Dann verpassen wir den Auftritt deiner Mom.« Als ich leicht frustriert Luft hole und eine Grimasse schneide, beugt er sich vor und drückt seine Lippen an meinen Hals. Kleine elektrische Impulse zucken durch meinen Schoß. »Ich habe eine bessere Idee.«

»Welche?«

»Zieh das Kleid an, das ich dir letztes Wochenende mitgebracht habe.«

Ich runzle die Stirn und lehne mich ein Stück in seinen Armen zurück, um ihn anzusehen. »Ist das nicht ein bisschen overdressed fürs Phoenix?«

Er setzt dieses hintergründige Lächeln auf, das mir jedes Mal zeigt, dass er irgendwas vorhat. Mein Puls schnellt nach oben. Er hält mein Kinn fest, küsst sanft meine Lippen und sieht mir tief in die Augen.

»Lass das Höschen diesmal gleich weg.«

Ich ziehe die Unterlippe zwischen meine Zähne. »Okay.«

Wir lösen uns voneinander, als wir hören, dass die Männer ihre Pause beendet haben und zurückkommen. Lex bedenkt mich mit einem intensiven Blick, ehe er sich gegen die Frühstückstheke lehnt. »Wie war eigentlich das Treffen mit Simon?«

Ich schüttle sacht den Kopf. Es ist so typisch für ihn, dass er mich mit seinen sinnlichen Andeutungen aus dem Takt bringt, um anschließend abrupt das Thema zu wechseln. Ich verschränke die Arme vor der Brust und mustere ihn aufmerksam. Nur das dunkle Glitzern in seinen Augen verrät, dass er nicht so gelassen ist, wie er tut.

»Es war schön«, erwidere ich leichthin. »Wir haben uns ausgesprochen, und ich bin sicher, die Reise wird ihn auf andere Gedanken bringen. Ich hoffe, dass er ein paar Fotos schickt von unterwegs.«

»Wenn er ausreichend Empfang hat, wird er das sicher tun.«

»Ja, ich denke auch.« Mein Handy unterbricht mit aufdringlichem Klingeln unser Gespräch. Während ich den Anruf entgegennehme, wendet Lex sich den Männern zu, die die abschließenden Arbeiten im Loft erledigen. Nachdem ich Moms zusammenhangloses Geschnatter sortiert habe, beende ich das Telefonat, schultere meine Tasche und drücke Lex einen letzten Kuss auf den Mund. »Ich muss los, Honey … Mom hat gerade eine mittelschwere Krise mit ihrem Lockenstab, und ich sollte zu ihr fahren, ehe Dad mit seinen unbedarften Äußerungen wieder ihren Zorn auf sich zieht. Wir sehen uns nachher im Club.«

»Ich freu mich drauf.« Als ich schon fast das Tor erreicht habe, hält seine Stimme mich ein letztes Mal auf. »Piper?«

Ich sehe über die Schulter zu ihm zurück. »Ja?«

»Nicht vergessen, was ich dir gesagt habe!«

Ich verkneife mir ein Grinsen.

»Selbstverständlich, Sir.«

2

 

Lex

 

 

Es ist dunkel im Phoenix, dunkler als sonst. Die Bässe wummern im Takt der Melodie durch die Lautsprecher, und ich spüre die Vibrationen in jedem Muskel. Das Equipment für Robyn Aponis Auftritt war rasch aufgebaut, und ehe der Club überhaupt seine Pforten für das Publikum öffnete, hat die Band zusammen mit Pipers Mom bereits den Soundcheck hinter sich gebracht. Felix, Pipers Dad, ist mit seinen Kumpels eingetroffen, und die Männer hocken in ihrer üblichen Nische herum, ehe sie sich später vor der Bühne sammeln, um Robyn während ihres Auftritts zuzujubeln. Es wird zunehmend voller, und mehr und mehr Menschen drängen ins Innere.

Die dämliche Instagram-Story, mit der Tiffany Simmons vor ein paar Wochen versucht hat, Pipers Mom und deren Band ins Lächerliche zu ziehen, hatte nach den Reaktionen einiger anderer Influencer inklusive Piper selbst einen eher gegenteiligen Effekt. Plötzlich ist Robyn mit ihrem Mix aus jazzlastiger Pop-Musik, traditionellen Klängen der Native Americans und dem Wechsel zwischen drei Sprachen total angesagt. Die Leute sind hungrig nach Neuem, und Robyns Lieder berühren die Menschen, auch wenn sie nicht jedes Wort verstehen. Mein Blick wandert immer wieder zum Eingang hinüber, während ich an der Bar ausharre und warte. Ich weiß, dass Piper auf dem Weg ist. Bekannte Gesichter ziehen an mir vorüber. Ich grüße höflich, halte mich an meiner Flasche Bier fest und nehme hin und wieder einen Schluck.

Endlich tritt Piper durch den Bogen, der zum Garderobenbereich des Phoenix führt. Im gleichen Augenblick spielt der DJ Enemy von Imagine Dragons an, und Piper schwebt im Takt der Musik die Treppe hinunter. Sie hat das Haar offen, und ich bemerke sofort, dass sie meinen Wunsch erfüllt hat. Sie trägt dieses lange, schwarze Kleid, das ihre prachtvolle Figur umschmeichelt. Ärmellos, tiefer Ausschnitt, der Stoff wie fließendes Wasser, das sich an ihren Körper schmiegt. Ich stelle die halbleere Bierflasche ab, stoße mich vom Tresen ab und gehe ihr entgegen. Doch ich bin nicht der einzige Mann, dessen Aufmerksamkeit sie erregt. Ein Kerl drei Schritte vor mir macht Anstalten aufzustehen und sich ebenfalls in ihre Richtung zu bewegen. Ich packe seine Schulter, drücke ihn zurück gegen die Bar und gebe ihm knapp zu verstehen, dass das definitiv nicht seine Baustelle ist. Dann steht sie vor mir, mit diesem Lächeln, bei dem sie nur den rechten Mundwinkel sacht nach oben zieht.

»Hallo Fremder.«

»Hallo Fremde.«

Ich nehme ihr Gesicht zwischen meine Hände und drücke meine Lippen auf ihren Mund. Ihre Finger gleiten an meinen Seiten nach oben und legen sich auf meinen Rücken. Die Sehnsucht breitet sich wie ein Flächenbrand in mir aus und füllt jede Zelle mit gierigem Hunger. Obwohl diese Frau zu mir gehört und wir heute Morgen noch langen, hemmungslosen Sex hatten, kann ich nach einem Monat offizieller Beziehung immer noch nicht genug von ihr bekommen. Ich muss zugeben, dass diese Erfahrung für mich neu ist, weil ich sonst recht schnell das Interesse an meinen Bettgespielinnen verloren habe. Mit Piper ist es anders – und je näher wir uns kommen, desto besser wird es.

Sie lächelt versonnen, als ich den Kopf hebe, um sie anzusehen.

»Ich hoffe, du hast nicht zu lang gewartet«, bemerkt sie.

»Jede Minute ohne dich ist wie eine Ewigkeit.«

Piper lacht, und sie boxt mir locker gegen die Brust. »Übertreib es nicht mit den schmalzigen Liebesbekundungen.«

Ich lege ihr einen Arm um die Schulter und ziehe sie mit mir ins Innere des Phoenix. »Du bist definitiv die unromantischste Frau, die ich kenne.«

»Ich glaube nicht, dass dein Konsumverhalten der letzten Jahre dich dazu berechtigt, dir darüber ein Urteil erlauben zu können«, foppt sie mich.

»Konsumverhalten?«, wiederhole ich belustigt.

»Ich finde das Wort Frauenverschleiß ehrlich gesagt zu abwertend«, erwidert sie.

Ich schüttle mit einem Schmunzeln den Kopf. Recht hat sie. Wobei ich mir schon bewusst darüber bin, dass mein Verhalten der Vergangenheit manchmal fragwürdig war. »Gut, dass du mich auf den rechten Pfad geführt hast.«

»Ja.« Sie nickt eifrig. »Ich finde auch, ich hätte einen Preis verdient.«

Ich grinse sie an. »Willst du was trinken?«

Piper greift nach meinen Fingern, verschränkt sie mit ihren und dreht sich einmal um ihre eigene Achse. Ich liebe es, wie sie sich mir unverblümt präsentiert. Der Anblick ihres nackten Rückens und wie der tiefe Ausschnitt ihre Tätowierungen einrahmt, ehe er den Ansatz ihres entzückenden Hinterns knapp andeutet, ist absolut heiß. »Nein. Lass uns tanzen.«

Sie winkt kurz ihrem Dad und seinen Kumpels zu, ehe wir ins Getümmel auf der Tanzfläche eintauchen. Wir tanzen zum ersten Mal offiziell als Paar miteinander. Seit unserem zweiten zufälligen Treffen im Phoenix und der Nummer, die wir auf der Kühltruhe im Lager geschoben haben, ist eine gefühlte Ewigkeit vergangen. Meine Hände legen sich um ihre Taille, und ich ziehe sie an mich, während wir uns im Takt der Musik bewegen. Obwohl wir uns am Rand der Menge halten, ist es voll und eng. Grund genug, sich aneinanderzuschmiegen. Ich streichle mich tiefer, zu ihren Hüften und dem Ansatz ihrer Oberschenkel. Unter meinen Fingern spüre ich nur den glatten, seidenen Stoff des Kleides. Wir grinsen einander an.

»Du warst artig und hast getan, was ich gesagt habe«, stelle ich fest.

Sie klimpert verspielt mit ihren Wimpern. »Selbstverständlich, Sir.«

Ich steh drauf, wenn sie so devot tut, obwohl sie es nicht ist. Wahrscheinlich ist das der zusätzliche Reiz zwischen uns und warum ich nicht genug von ihr bekommen kann. Sie lässt sich immer wieder auf die Spielereien zwischen uns ein. Ich lenke uns tiefer in die Schatten, um ungewollten Blicken zu entgehen. Der DJ wechselt zu einem langsameren Lied, einem von der Sorte, die mein Kumpel Caleb immer ›Babymacher-Songs‹ nennt. Wir bewegen uns enger und enger, meine Hände gleiten zu ihrem Arsch, und ich grabe meine Finger in die weichen Backen. Piper tanzt mit der Leichtigkeit und Eleganz einer Frau, die sich ihrer selbst bewusst ist. Das ist es, was ich so an ihr liebe, dass sie stark und schwach ist, dass sie für sich einsteht und dennoch bereit ist, sich mir auszuliefern, wenn ich sie beim Bondage mit Seilen fessle.

Meine Hand legt sich an ihren Hals, ich gleite mit den Fingern die Linie ihres Kinns entlang und beuge mich zu ihr hinab, um sie zu küssen. Ihre Lippen sind weich und voll, aber ihre Zunge neckt und lockt mich. Der Hunger in mir verstärkt sich um ein Vielfaches. Mir strömt das Blut in den Schoß. Mein Schwanz drückt sich fast schmerzhaft gegen die Enge meiner Jeans. Ich schiebe eine Hand über ihren Schenkel nach unten, finde den Rockschlitz und gleite hinein. Piper stöhnt in meinen Mund, als ich ihr Bein neben mir hochziehe und gleichzeitig die andere Hand vorne unter dem Stoff des Kleides verschwinden lasse. Ihre zarten Schamlippen begrüßen mich mit glitschiger Nässe. Ich gehe rückwärts, ziehe Piper noch tiefer in die Schatten, bis wir mit der Dunkelheit neben den Lautsprecherboxen verschmelzen. Wir erreichen den Vorhang im hinteren Bereich, und ich zerre ihn hinter uns zu, um neugierige Blick unmöglich zu machen. Hier ist nur eine Nische, in der Kabel und Technikequipment verborgen sind. Wenig Platz, kaum Licht.

Wir küssen uns fiebrig. Ihre Hände bewegen sich über meine Brust nach unten, zerren mir das schwarze Hemd aus dem Hosenbund und öffnen meine Jeans. Ich schnappe nach Luft, als ihre Finger sich warm und fest um meine pochende Erektion legen. Dann geht sie wortlos vor mir in die Knie, und ich spüre ihre Lippen auf meiner Eichel. Sie küsst mich, lässt ihre Zunge um die heiße Spitze kreisen und kostet von meiner Lust. Dann gleite ich hinein in die süße Höhle ihres Mundes. Meine Finger graben sich in ihre Haare. Ich spüre ihre Hand an meiner Schwanzwurzel, das Saugen, mit dem sie meinen Trieb anfacht, und komme ihrer stummen Aufforderung nach. Langsam beginne ich zu stoßen, mich rein- und rauszubewegen. Ihre Zunge umschmeichelt meine Eichel, gleitet über die Unterseite meines Schaftes, und ich lenke sie mit Druck auf ihren Hinterkopf, um das Tempo zu bestimmen. Immer schneller zuckt mein Becken nach vorn, bis mich ein Zittern überläuft und ich in ihr abspritze. Ich spüre ihre Zunge, die sich an meinen Schwanz drückt, als sie schluckt, nehme mich eine Winzigkeit zurück, um ihr Platz zu machen. Meine Knie geben fast nach, als ich aus ihr herausgleite.

»Scheiße, Pie!« Ich kann sie kaum sehen, greife nach ihr und bekomme ihre Arme zu packen, zerre sie zurück auf die Beine. »Das sollte keine One-Woman-Show werden.«

Ihre Finger schließen sich bereits wieder um meinen schlaffen Penis und massieren meinen Hodensack. Ich spüre ihren warmen Atem an meinem Hals.

»Das war nur die Vorspeise«, raunt sie nahe an meinem Ohr.

Draußen verklingen die wummernden Bässe. Stattdessen ertönt die Stimme von DJ Lincoln, der dem Publikum des Phoenix den bevorstehenden Live-Gig ansagt: »… und jetzt begrüßt mit mir zusammen die unglaubliche, umwerfende Robyn Aponi mit ihrer Band und gebt euch einer völlig neuen Art von Musik hin.«