Vor über 2500 Jahren wurde
Siddhartha Gautama als Prinz in einem kleinen Königreich im
heutigen Nepal geboren. Sein Vater wollte ihn vor allem Leid der
Welt schützen und ließ ihn im Palast in größtem Luxus aufwachsen.
Doch Siddhartha spürte eine innere Leere. Mit 29 Jahren verließ er
heimlich den Palast und begegnete zum ersten Mal Krankheit, Alter,
Tod – und einem asketischen Mönch. Diese vier Begegnungen
erschütterten ihn zutiefst.
Er verließ seine Familie und wurde zum Wandermönch. Sechs
Jahre lang praktizierte er extreme Askese, bis er erkannte, dass
auch dieser Weg nicht zur Befreiung führte. Es heißt, er wurde so
mager, dass er seine Wirbelsäule sehen konnte, wenn er sich nach
vorn beugte. Doch trotz aller Entbehrungen fand er keinen inneren
Frieden. Stattdessen war sein Geist schwach, sein Körper erschöpft
– und die Wahrheit blieb verborgen. Eines Tages saß Siddhartha
erschöpft am Ufer des Flusses Nairanjana, als eine junge Frau
namens Sujata kam und ihm aus Mitgefühl eine Schale Milchreis
anbot. Zuerst zögerte er – schließlich hatte er jeglichen Genuss
abgelehnt. Doch dann nahm er die Speise an, spürte neue Kraft – und
erkannte in diesem Moment eine tiefgreifende Wahrheit: „Weder in
der extremen Askese noch im sinnlichen Genuss liegt der Weg zur
Befreiung. Der wahre Pfad ist der Mittlere Weg – jenseits von
Extremen.“
Gestärkt durch diese Einsicht, setzte er sich unter den
Bodhi-Baum und schwor, nicht eher aufzustehen, bis er die Wahrheit
gefunden hätte. In einer Nacht tiefer Einsicht erwachte Siddhartha
zur Erleuchtung. Von da an wurde er der Buddha, der Erwachte.
Buddha sah seine früheren Leben, er erkannte das Rad der
Wiedergeburt (Samsara) und die Wirkungsweise von Karma. Gutes
Denken, Reden und Handeln führen zu guten Wirkungen – schlechtes zu
Leiden. Durch die Befreiung vom Ego kann das Rad durchbrochen
werden.
Buddha verbrachte die restlichen 45 Jahre seines Lebens damit,
seine Erkenntnisse weiterzugeben.
Buddha betonte, dass man seine Lehre nicht blind glauben,
sondern selbst prüfen solle: „Glaube nichts, nur weil es gesagt
wurde. Glaube nur, wenn es mit deiner eigenen Erfahrung
übereinstimmt.“ Sein Weg war kein Dogma, sondern eine Einladung zur
Selbsterforschung. Er lehrte, dass alles vergänglich ist, dass es
kein festes „Ich“ gibt und dass Befreiung möglich ist – für jeden
Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Stand.
Zitate von Buddha
1. „Hass wird nicht durch Hass überwunden, sondern durch
Liebe.“
2. „Der Geist ist alles. Was du denkst, das wirst du.“
3. „Lerne loszulassen. Das ist der Schlüssel zum Glück.“
4. „Ein trainierter Geist bringt Frieden.“
5. „Wenn du ein Problem lösen kannst, warum solltest du dich
dann sorgen? Wenn du es nicht lösen kannst, was nützt dir dann das
Sorgen?“
6. „Wie schnell eine Blume welkt, so kurz ist das Leben. Nutze
es weise.“
Anekdoten von Buddha
1. Die Frau, die ihr totes Kind nicht loslassen konnte
Eine Mutter kam mit ihrem toten Kind zu Buddha und bat um
Hilfe. Buddha sagte: „Bringe mir Senfkörner aus einem Haus, das nie
einen Todesfall erlebt hat.“ Sie suchte überall, doch jedes Haus
hatte jemanden verloren. So erkannte sie, dass Leid zum Leben
gehört – und ließ ihr Kind los.
2. Buddha und der wütende Mann
Ein Mann beschimpfte Buddha. Doch Buddha reagierte nicht. Als
der Mann fragte, warum er nicht zornig wurde, sagte Buddha: „Wenn
dir jemand ein Geschenk anbietet und du es nicht annimmst – wem
gehört es dann?“
3. Angulimala, der Mörder
Der berüchtigte Mörder Angulimala traf auf Buddha. Als er
versuchte, ihn zu verfolgen, konnte er ihn nicht erreichen – obwohl
Buddha nur langsam ging. Als er rief: „Steh still!“, sagte Buddha:
„Ich stehe still, Angulimala – es ist dein Geist, der läuft.“ Diese
Worte führten zur Erleuchtung des Mörders.
4. Der Bettler und der goldene Schrein
Ein armer Mann betete täglich vor einem Schrein, ohne zu
wissen, dass darin ein Schatz lag. Buddha erzählte diese
Geschichte, um zu zeigen: „Wir alle tragen das Potenzial zur
Erleuchtung in uns – doch wir suchen sie im Außen.“
5. Der verletzte Elefant Nalagiri
Feinde hetzten den wilden Elefanten Nalagiri auf Buddha. Doch
als der Elefant näherkam, sah er Buddhas ruhige und liebevolle
Ausstrahlung – und kniete friedlich nieder.
6. Buddha verweigert einen Disput
Ein Philosoph forderte Buddha zum Streit heraus. Buddha
antwortete: „Ich streite nicht mit jemandem, der streiten
will.“
7. Das Gleichnis vom Floß
Buddha erklärte seinen Schülern: „Ein Floß hilft dir, den
Fluss zu überqueren – doch du trägst es nicht auf dem Rücken
weiter.“ So sollen auch Lehren losgelassen werden, wenn man ans
andere Ufer gelangt ist.
8. Der unzufriedene König
Ein König fragte Buddha, wie er glücklicher werden könne.
Buddha antwortete: „Weniger Besitz, mehr Mitgefühl.“ Der König
begann, seinen Reichtum zu teilen – und fand Frieden.
9. Der Streit unter Mönchen
Als Mönche sich stritten, verließ Buddha sie wortlos. Er
sagte: „Wenn keine Bereitschaft zum Frieden da ist, bringen Worte
nichts.“ Nach seinem Weggang erkannten sie ihre Torheit.
10. Buddhas letzte Worte
Am Ende seines Lebens sagte Buddha: „Strebt unablässig.“
Wie ich ein Buddhist wurde
Ich wurde zu einem Buddhisten, weil ich so kostenlos Einlass
zu einem Vortrag des Dalai Lama bekam. Ich interessierte mich für
den Dalai Lama und ging 1991 zu seiner Veranstaltung im Hamburger
Kongresszentrum. Am Eingang wurde mir erklärt, dass die Plätze
begrenzt seien und nur Buddhisten eingelassen würden. Da ich meine
weite Anreise nicht umsonst gemacht haben wollte, erklärte ich mich
kurzerhand zum Buddhisten. Daraufhin durfte ich an der
Veranstaltung teilnehmen. Es waren tatsächlich nur noch wenige
Plätze frei. Der Dalai Lama hatte gerade den Friedensnobelpreis
bekommen und alle wollten ihn sehen. Ich setzte mich auf den Platz
direkt vor dem Dalai Lama, auf den sich sonst keiner zu setzen
gewagt hatte. Mein Mut wurde belohnt. Ich war dem Dalai Lama so
nah, dass ich in seine spirituellen Energie eintrat und mit seiner
Liebe verschmolz. So wurde ich ein Buddhist und blieb es auch, weil
sich der buddhistische Weg für mich als hilfreich
herausstellte.
Normalerweise wird man zu einem Buddhisten durch die dreifache
Zufluchtnahme. Man nimmt Zuflucht zu Buddha, zu seinem Weg (seiner
Lehre) und zu einer Gruppe von Buddhisten. Oft findet diese
Zufluchtnahme durch ein kleines Ritual in der persönlichen
buddhistischen Gruppe statt. Man kann das Ritual aber auch privat
für sich alleine vollziehen. Es wird geraten die Zufluchtnahme
jeden Tag durch ein kleines Mantra zu wiederholen, damit die
Motivation auf dem spirituellen Weg erhalten bleibt. Ich verbeuge
mich jeden Tag vor der Buddhastatue auf meinem Altar und verbinde
mich so jeden Tag mit der Energie Buddhas.
Die beständige Verbindung mit Buddha ist entscheidend für den
spirituellen Fortschritt. Der Dalai Lama hat erklärt, dass jeder,
der auf Buddha meditiert, auf die Dauer ein Buddha wird. Dazu muss
man aber die Verbindung dauerhaft aufrecht erhalten. Dann wächst
man immer mehr in die Energie Buddhas und verwandelt sich selbst in
einen Buddha. Manche Menschen lehnen die Orientierung auf einen
Guru ab. Dann ist es hilfreich, sich selbst als Buddha zu
visualisieren. Auch dadurch kann man in die Energie Buddhas
gelangen und langfristig ein Buddha werden. Gut ist es sich nicht
nur Buddha als Person, sondern auch seine Eigenschaften wie
Gelassenheit, innerer Frieden, Glück, Wahrhaftigkeit und umfassende
Liebe vorzustellen. Die Kraft der Visualisierung kann verstärkt
werden, wenn man sie mit einem Mantra (Gesang, Chanten, Kirtan),
Atemtechniken und Körperbewegungen (Mudras, Handhaltungen)
verbindet. Ich erwecke so jeden Tag die Erleuchtungsenergie in
mir.
Sich jeden Tag mit Buddha zu verbinden, genügt natürlich
nicht. Man muss auch seine Lehre praktizieren. Der Weg der inneren
Verwandlung und der Erleuchtung beruht auf zwei wesentlichen
Techniken, der Gedankenarbeit und der Meditation. Wir sollten jeden
Tag achtsam auf unsere Gedanken und unsere Handlungen sein. Wir
sollten die fünf Silas beachten (Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit,
anderen nichts wegnehmen, keine Drogen und kein sexuelles
Fehlverhalten). Wir sollten möglichst in der Ruhe, der Wahrheit und
der Liebe leben. Wir sollten unseren spirituellen Weg auch in
unserem Alltag bewahren. Die Basis der Gedankenarbeit besteht im
täglichen Lesen eines spirituellen Textes. So orientieren wir
unseren Geist immer wieder auf den spirituellen Weg. Ansonsten
sollten wir beständig positive Eigenschaften wie Gelassenheit,
Liebe, Wahrhaftigkeit und Selbstdisziplin üben.“
2. Mahavira – Der Lehrer der Gewaltlosigkeit
Vor etwa 2.600 Jahren, im 6. Jahrhundert v. Chr., wurde in
einem kleinen Königreich in Nordindien ein Kind geboren, das die
spirituelle Landschaft der Welt für immer verändern sollte. Sein
Name war Vardhamana, später bekannt als Mahavira, der „große Held“.
Die meisten historischen Darstellungen und die verbreitetsten
Quellen folgen der Śvētāmbara-Überlieferung, nach der Mahavira
verheiratet war und eine Tochter hatte.
Mahavira wurde in eine wohlhabende und adlige Familie geboren.
Sein Vater war ein König, seine Mutter eine Königin. Schon als Kind
zeigte Vardhamana große Ernsthaftigkeit, Mitgefühl und Weisheit.
Obwohl er ein Leben im Überfluss hätte führen können, spürte er
tief in sich eine andere Bestimmung: Er wollte den Weg zur höchsten
Befreiung finden.
Mit dreißig Jahren entschloss sich Mahavira, seinen Besitz,
seine Familie und alle weltlichen Bindungen aufzugeben. Er wurde
ein Asket. Er zog hinaus in die Wälder und Dörfer Indiens und
unterzog sich extremen Entbehrungen. Er fastete, sprach manchmal
monatelang kein Wort und meditierte in tiefster Versenkung, selbst
unter schwierigsten Bedingungen. Sein zentrales Anliegen war die
vollständige Überwindung von Karma – der feinstofflichen Materie,
die die Seele bindet – durch Erkenntnis, richtiges Tun und radikale
Gewaltlosigkeit (Ahimsa).
Nach zwölf Jahren intensiver Askese und innerer Läuterung
erlebte Mahavira die endgültige Erleuchtung. Er wurde ein Kevala
Jnani, ein Allwissender, dessen Seele vollständig befreit war. In
diesem Zustand der höchsten Erkenntnis sah er alle Wesen, alle
Zeiten und alle Welten als miteinander verbunden und durchschaute
das Gesetz des Universums. Mahavira begann nun zu lehren. Er
wanderte durch Nordindien, predigte die Prinzipien von
Gewaltlosigkeit, Wahrheit, Nicht-Stehlen, Enthaltsamkeit und
Besitzlosigkeit. Er gründete eine Gemeinschaft von Mönchen, Nonnen
und Laien, die sich dem Weg der Befreiung verschrieben.
Mahaviras Lehre ist die Grundlage des Jainismus, einer der
ältesten Religionen der Welt, die bis heute existiert. Er lehrte,
dass jede Seele göttlich ist, dass Befreiung möglich ist und dass
der Weg dahin über radikale Selbstbeherrschung, Mitgefühl gegenüber
allen Lebewesen und tiefe innere Reinigung führt. Mit etwa 72
Jahren verließ Mahavira seinen Körper in einem Zustand vollkommener
Freiheit (Nirvana). Seine Seele verschmolz mit dem unendlichen
Licht der reinen Existenz. Er hinterließ eine spirituelle
Tradition, die das Ideal der absoluten Gewaltlosigkeit und der
tiefen spirituellen Wahrheit hochhält.
Gewaltlosigkeit bedeutet, keinem Lebewesen — weder durch
Gedanken, Worte noch Taten — Schaden zuzufügen. Es ist eine Haltung
tiefen Respekts vor dem Leben in all seinen Formen. Im spirituellen
Sinne, besonders bei Meistern wie Mahavira, Buddha oder Gandhi,
geht Gewaltlosigkeit (Ahimsa) weit über das äußere Verhalten
hinaus: Sie bedeutet, selbst im Innersten frei von Aggression,
Hass, Zorn oder Schadenwünschen zu sein. Mahavira lehrte, dass
sogar kleinste Lebewesen wie Insekten Mitgefühl verdienen. Kurz
zusammengefasst bedeutet seine Lehre ohne Anhaftung und Ablehnung
sanftmütig im erleuchteten Sein und in der Liebe zu allen Wesen zu
leben.
Zitate von Mahavira
„Der Pfad zur Erlösung ist schmal und schwer zu gehen, wie der
Weg einer Rasierklinge.“
„Alle Lebewesen lieben das Leben, fürchten den Tod und wollen
glücklich sein. Darum verletze kein Lebewesen.“
„Gewaltlosigkeit ist die höchste Religion.“
„Wahre Weisheit ist, in allen Wesen sich selbst zu
erkennen.“
„Anhaftung führt zu Geburt, Hass zu Wiedergeburt, Gleichmut
führt zur Befreiung.“
„Du hast die Macht, dich selbst zu befreien.“
„Derjenige, der Selbstbeherrschung übt, lebt im
Frieden.“
„In der Gewaltlosigkeit liegt die höchste Wahrheit.“
„Befreiung ist das Auflösen aller Verbindungen zu weltlichen
Dingen.“
„Ein Tropfen Mitgefühl ist größer als ein Ozean voller
Wissens.“
Anekdoten von Mahavira
1. Die Schlange Chandakaushika
Mahavira begegnete einer giftigen Schlange. Anstatt sie zu
fürchten oder zu bekämpfen, blieb er ruhig, strahlte Liebe aus und
segnete die Schlange. Sie verlor ihre Aggression und kroch
friedlich davon.
2. Die Dorfbewohner und der Stock
In einem Dorf glaubten die Leute, Mahavira sei verrückt. Sie
schlugen ihn mit Stöcken. Doch Mahavira reagierte nur mit Mitgefühl
und Stille, ohne einen einzigen Gedanken des Hasses.
3. Die Meditation auf Nägeln
Um sich völlig von der Anhaftung an den Körper zu lösen,
meditierte Mahavira stundenlang auf einem Nagelbrett — und empfand
dennoch tiefen Frieden.
4. Der Bauernsohn und die Kuh
Ein Junge beschimpfte Mahavira, weil er seine Kuh nicht retten
wollte. Mahavira antwortete ruhig, dass jede Seele ihre eigene
Reise hat und Mitgefühl ohne Anhaftung geschehen muss.
5. Das Opfer des Hungers
Mahavira fastete häufig über Wochen hinweg. Er akzeptierte nur
Nahrung, die ihm vollkommen freiwillig und mit reinem Herzen
angeboten wurde.
6. Die Tierschutzregel
Mahavira wies seine Schüler an, stets auf den Boden zu achten,
damit sie nicht versehentlich auf Insekten traten.
7. Das ruhige Durchqueren des Dschungels
Einmal wanderte Mahavira durch einen dichten Wald voller
Raubtiere. Ohne Furcht und mit vollständiger innerer Ruhe gelangte
er unversehrt ans andere Ende.
8. Die strikte Wahrheit
Selbst wenn es für ihn oder andere gefährlich war, sprach
Mahavira nie eine Lüge. Wahrheit war für ihn heilig.
9. Die Stillejahre
Mahavira schwieg viele Jahre lang völlig, um das innere Selbst
zu entwickeln und die Kraft des Schweigens zu erfahren.
10. Der Schutz der kleinen Ameisen
Einmal unterbrach Mahavira eine Predigt, als er bemerkte, dass
Ameisen gefährdet waren. Er bat die Menge, ihnen zuerst Schutz zu
geben.
11. Die Königin und das Mitleid
Eine Königin bewunderte Mahaviras Sanftmut so sehr, dass sie
ihr königliches Leben aufgab und ebenfalls den Weg der
Gewaltlosigkeit wählte.
12. Die Vision des Lichts
Während tiefer Meditation sah Mahavira ein unendliches, reines
Licht, das die Einheit allen Lebens offenbarte.
13. Die Vergebung der Unwissenden
Mahavira sagte, dass die Menschen, die ihn verletzten, dies
aus Unwissenheit täten — und dass ihnen dafür vergeben werden
müsse.
14. Der Regenbogen
Während einer Meditation erschien ein Regenbogen direkt über
Mahavira, als Zeichen für sein Eiheitsbewusstsein.
15. Der Tod in Meditation
Mahavira verließ seinen Körper nach jahrzehntelanger Askese
bewusst in tiefer Meditation, im Zustand völliger Losgelöstheit und
Glückseligkeit.
3. Zarathustra – Denke positiv, sprich positiv, handle
positiv
Vor über 3000 Jahren, in einem alten Teil der Welt, den wir
heute Persien nennen, lebte ein außergewöhnlicher Mensch:
Zarathustra. Schon als Kind stellte er Fragen über das Leben, über
Gut und Böse, über den Sinn der Existenz. Er spürte, dass es eine
höhere Ordnung geben musste – ein Licht, das über allem stand. In
seiner Jugend zog sich Zarathustra immer wieder in die Einsamkeit
zurück. Er meditierte an Flüssen, auf Bergen, in Wäldern. Er sah,
wie die Menschen oft blind handelten, von Gier und Gewalt
getrieben, und er fragte sich: „Was ist der wahre Weg des
Menschen?“
Mit etwa dreißig Jahren hatte er eine entscheidende
spirituelle Erfahrung: In einer tiefen Vision erschien ihm der Gott
des Lichts, den er Ahura Mazda nannte. Ahura Mazda offenbarte ihm,
dass die Welt ein Kampfplatz zwischen Licht und Dunkelheit sei –
zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge.
Im Zoroastrismus gibt es eine klare Unterscheidung zwischen
einem Reich des Lichts (Paradies) und einem Abgrund der Finsternis
(Hölle). Nach dem Tod wird die Seele gerichtet: Wer überwiegend
Gutes getan hat, gelangt ins Paradies; wer überwiegend Böses getan
hat, kommt in die Hölle. Aber der Mensch hat die Freiheit zu
wählen. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat kann das Licht
stärken oder das Dunkel. Zarathustra begriff: Das höchste Ziel des
Menschen ist es, sich bewusst für das Gute, das Wahre und das
Rechte zu entscheiden.
Mutig begann er zu predigen. Er sprach von einem gütigen Gott,
der die Menschen liebt und ins Paradies führen möchte. Er lehrte,
dass jeder Mensch selbst für sein Schicksal verantwortlich ist –
durch seine Entscheidungen. Und er verkündete eine Vision der
Zukunft: Am Ende der Zeit würde das Gute siegen. Alles Böse würde
gereinigt, und die Schöpfung würde in ein unvergängliches Licht
verwandelt.
Zunächst stieß Zarathustra auf Widerstand. Die Priester und
die Herrschenden hingen alten Ritualen und Göttern an. Doch
Zarathustra blieb standhaft. Er wirkte durch die Kraft seiner
Persönlichkeit und Reinheit. Er gewann Anhänger – einfache
Menschen, später auch Fürsten. Schließlich unterstützte ihn ein
mächtiger König, der seine Lehren im ganzen Reich verbreiten
ließ.
Zarathustra selbst blieb einfach und demütig. Er lebte im
Einklang mit der Natur, lehrte Güte gegenüber Mensch und Tier,
förderte Wahrhaftigkeit und das Streben nach Weisheit. Seine Lehre
– der Zoroastrismus – wurde zu einer der wichtigsten spirituellen
Strömungen der Antike. Viele Ideen Zarathustras – etwa die
Vorstellung von Himmel und Hölle, von einem jüngsten Gericht und
der endgültigen Erlösung – beeinflussten später Judentum,
Christentum und Islam.
Am Ende seines Lebens soll Zarathustra in einer Vision das
kommende Goldene Zeitalter gesehen haben, in dem Frieden, Wahrheit
und Licht herrschen. Dann verließ er diese Welt, aber seine
Botschaft lebt bis heute weiter: Denke positiv, sprich positiv,
handle positiv. Dann ist das Licht mit dir.
Zitate von Zarathustra
„Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten – das ist der Weg zum
Licht.“
„Wahrheit ist das höchste Gut.“
„Handle so, dass du das Gute vermehrst und das Böse
verringerst.“
„Nicht durch Gewalt wird das Böse besiegt, sondern durch
Wahrheit und Mitgefühl.“
„Das Leben ist ein heiliges Geschenk – schätze es in jedem
Augenblick.“
„Das Licht ist stärker als die Dunkelheit.“
„Wer Gutes sät, wird Glück ernten.“
„Wichtig ist das Streben nach Weisheit.“
„Liebe alle Wesen. Alles Leben ist Teil des heiligen
Kreislaufs.“
„Lass deine Gedanken wie Lichter sein, die die Dunkelheit
durchdringen.“
„Frieden beginnt in deinem eigenen Geist.“
„Der Sieg des Guten ist gewiss – aber er beginnt mit
dir.“
„Erkenne dich selbst als einen Hüter des Lichts.“
Anekdoten von Zarathustra
Die erste Vision
Als junger Mann empfing Zarathustra seine erste Vision: Ein
Lichtwesen, Vohu Manah („Guter Geist“), erschien ihm und führte ihn
zu Ahura Mazda, dem höchsten Gott.
Die Prüfung durch Dämonen
Dämonen versuchten Zarathustra mit Macht und Reichtum zu
verführen, damit er seinen Weg aufgäbe. Er widerstand mit
unerschütterlicher Entschlossenheit.
Das Wasser der Reinigung
Zarathustra badete symbolisch in einem heiligen Fluss, um sich
innerlich und äußerlich zu reinigen, bevor er seine erste Predigt
hielt.
Das Geschenk des Gebets
Er lehrte, dass das aufrichtige Gebet zum Guten hin wirke und
den Menschen mit der höchsten Wahrheit verbinde.
Die Ablehnung falscher Priester
Zarathustra trat mutig gegen korrupte Priester auf, die
Religion für Macht und persönliche Vorteile missbrauchten.
Der Kampf um Wahrheit
Obwohl er oft verspottet und bedroht wurde, verkündete
Zarathustra weiter seine Lehre von der Wahrheit (Asha) und der
Güte.
Die Verbreitung durch ein Pferd
Eine Geschichte erzählt, dass der König Vishtaspa erst durch
die Heilung seines geliebten Pferdes von Zarathustras spiritueller
Kraft überzeugt wurde.
Das Feuer der Erkenntnis
Zarathustra benutzte das Feuer als Symbol für das reine,
göttliche Licht des Bewusstseins und forderte Respekt für alle
heiligen Feuerstellen.
Die Wahl der Gedanken
Er lehrte, dass der Mensch jeden Tag zwischen guten und
schlechten Gedanken wählen könne — und dass diese Wahl sein
Schicksal bestimmt.
Der heilige Gesang
Zarathustra komponierte die Gathas – heilige Lieder, die bis
heute als Kern seiner Weisheit überliefert sind.
Die Verhöhnung in der Stadt
Einmal wurde Zarathustra in einer Stadt verspottet und
hinausgeworfen. Er verließ sie ohne Groll und segnete sie
dennoch.
Das Opfer des Friedens
Er lehrte, dass das größte Opfer nicht Tierblut sei, sondern
das Opfer von Egoismus und Hass im eigenen Herzen.
Der bewusste Tod
Es heißt, Zarathustra verließ seine körperliche Hülle bewusst
in einem Tempel, im Gebet und in völliger Hingabe an das
Licht.
Zarathustra steigt ins Paradies auf
In Persien lebte vor 2600 Jahren der Weise Zarathustra. Eines
Tages, als er in der Stille der Berge meditierte, fernab vom Lärm
der Welt, geschah etwas Ungewöhnliches. Er saß unter einem uralten
Baum, dessen Äste gen Himmel ragten wie betende Arme, und vertiefte
sich in die Leere seines Geistes. Plötzlich konnte er mit seinem
Bewusstsein ins Jenseits reisen.
Zuerst erblickte er einen Ort von strahlender Schönheit,
erfüllt von unbeschreiblicher Harmonie. Goldenes Licht durchflutete
die Landschaft, sanfte Musik erfüllte die Luft, und Wesen von
reinem Glanz bewegten sich in vollkommenem Frieden. Sie strahlten
Liebe, Wahrheit und Glück aus. Dieser Ort, so erkannte Zarathustra,
war das Paradies, der Himmel, die Heimat der erleuchteten Seelen.
Ihm wurde klar: Dies war das Ziel, die Belohnung für ein
spirituelles Leben.
Doch dann gelangte er an einen gänzlich anderen Ort. Eine
düstere, trostlose Ebene breitete sich aus, erfüllt von Schatten
und Klagen. Die Luft war voll von Angst und Verzweiflung, und
Wesen, deren Herzen von Gier, Hass und Lüge verzehrt waren, irrten
verzweifelt umher. Sie waren gefangen in einem ewigen Kreislauf des
Leidens, geplagt von den Früchten ihrer eigenen dunklen Gedanken
und Taten. Dies, erkannte Zarathustra mit einem Schaudern, ist die
Hölle.
Als er auf die Erde zurückkehrte, war Zarathustra für immer
verändert. Er verstand seine Aufgabe. Er erkannte, dass jeder
Mensch das Potenzial hatte, ins Licht aufzusteigen. Man konnte
sogar bereits auf der Erde im Licht leben, wenn man seinen Geist
entsprechend ausrichtete. „Es ist die Meditation“, lehrte er
später, „und die Gedankenarbeit, die den Menschen aufsteigen
lässt.“ Er betonte die absolute Notwendigkeit, gute Gedanken zu
pflegen und schlechte Gedanken zu stoppen. Wie ein Gärtner, der
Unkrautjätet, so sollte der Mensch seinen Geist reinigen.
So wurde Zarathustra zum Propheten des Lichts, der den
Menschen den Weg zur Erlösung zeigte. Er lehrte, dass jeder Mensch
die Wahl hatte – die Wahl zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen
Aufstieg und Fall. Und er versprach, dass der spirituelle Weg die
größte Belohnung bereithält: das ewige Leben im Licht.
In der heutige Zeit spricht man nur noch wenig über die Hölle
und das Paradies. Aber viele erleuchtete Meister berichten davon.
Es gibt außerdem viele Menschen mit Nahtoderfahrungen, die mit
ihrem Bewusstsein ins Jenseits gereist und dort in Paradies- oder
Höllenbereiche gelangt sind. Für mich sind das Paradies und die
Hölle Bewusstseins- bzw. Energiebereiche, die man sowohl auf der
Erde als auch im Jenseits erfahren kann.
Die Hölle sind Bewusstseinsbereiche der Depression, der Wut,
der Angst, der Trauer und der Sucht. Ich persönlich gelangte einmal
in meinem Leben in eine schwere Depression. Mir war klar, dass ich
in einer Art Hölle lebte. Durch äußerste Selbstdisziplin, durch die
Arbeit an meinen Gedanken, täglichem Sport und Meditation konnte
ich mich davon befreien.
Nach einem halben Jahr intensiver innerer Arbeit löste sich
plötzlich mein Ego auf. Die Depression verschwand und ich dachte
aus mir selbst heraus grundlegend positiv. Deshalb hatte ich auch
grundlegend positive Gefühle. Aber im wirklichen Paradies war ich
damit noch nicht.
Ins Paradies im Jenseits konnte ich dann drei Jahre später
durch eine tiefe Meditation aufsteigen. Meine Kundalini-Energie
entfaltete sich vollständig und schleuderte mein Bewusstsein ins
höchste Paradies. Dort gab es kein Ego mehr. Mein Bewusstsein war
eins mit Gott, oder nennen wir es das Licht. Ich erfuhr keinen
persönlichen Gott, sondern eine Dimension aus Frieden, Liebe,
Wahrheit und unermesslichem Glück. Ich war eins mit dieser
Dimension und doch gleichzeitig noch ein eigenständiges
Bewusstsein. Ich lebte in einem Energiemeer aus Licht, war eins mit
diesem Licht und gleichzeitig immer noch da. Ich war Meer und Welle
zugleich.
Und ich konnte mit dieser Dimension sprechen. Insofern war sie
etwas Persönliches. Ich konnte Fragen stellen und erhielt
Antworten. Nach dieser Erfahrung begriff ich, dass das höchste Ziel
aller Seelen der Aufstieg in diese Licht-Dimension ist. Allerdings
braucht man viele Leben auf der Erde dazu, um genug Weisheit, Liebe
und Kraft dafür zu entwickeln. Das Bewusstsein muss ausreichend
gereinigt werden, um die starke spirituelle Energie aufnehmen und
bewahren zu können.
Ich selbst konnte nur eine gewisse Zeit im Licht verweilen und
kehrte dann wieder auf die Erde zurück. Später gelang es mir dann
einige Male, auf der Erde in einem Zustand des Lichts zu kommen.
Ich bin noch ein Übender. Jedoch kenne ich den Weg und kann
bestätigen, dass die Lehre von Zarathustra richtig ist. Sie wird
letztlich auch durch die psychologische Forschung bestätigt. Wer
positiv denkt, erhält positive Gefühle. Durch regelmäßige
Meditation und Gedankenarbeit kann man einen Zustand des inneren
Friedens und Glücks erlangen.
4. Die Geschichte von Abraham, dem Vater des Glaubens an einen
Gott
Abraham, ursprünglich Abram genannt, lebte vor über 4.000
Jahren in Ur, einer reichen Stadt im heutigen Irak. Trotz des
Wohlstandes seiner Umgebung spürte Abraham eine innere Unruhe. Er
glaubte nicht an die vielen Götzen seiner Heimat, sondern sehnte
sich nach dem einen wahren Gott – dem Ursprung allen Seins. Eines
Tages vernahm er einen inneren Ruf: „Verlass deine Heimat, deine
Verwandtschaft und das Haus deines Vaters und geh in das Land, das
ich dir zeigen werde.“ (Genesis 12,1)
In tiefem Vertrauen gehorchte Abraham diesem göttlichen Ruf.
Gemeinsam mit seiner Frau Sarah, seinem Neffen Lot und einigen
Bediensteten zog er los – ins Ungewisse, nur geführt durch den
Glauben. Gott versprach ihm, dass aus ihm ein großes Volk
hervorgehen werde.
Sarah war Abrahams Gefährtin, Mitstreiterin und Seelenspiegel.
Sie war schön, klug und tiefgläubig – aber auch geprägt von tiefer
Trauer: Sie konnte keine Kinder bekommen. Für ein Paar, das die
Verheißung Gottes in sich trug, war das ein großes Leid. Doch Sarah
ging den Weg mit. Durch Hunger, Zweifel, Gefahren und fremde
Länder. Ihr Vertrauen war genauso tief wie das ihres Mannes – wenn
auch mit Momenten des menschlichen Zweifels.
Abraham begegnete Gott nicht nur einmal – er erlebte ihn immer
wieder, manchmal im Traum, manchmal als innere Stimme, und einmal
sogar in Gestalt dreier geheimnisvoller Männer. Diese sagten Sarah
voraus, dass sie in hohem Alter noch einen Sohn gebären werde.
Sarah lachte ungläubig. Und doch geschah das Wunder: Sie wurde
schwanger und gebar Isaak. Ihr Lachen wandelte sich in Freude und
Dankbarkeit. Isaak wurde der Erbe der Verheißung und Träger des
Lichts.
Gott stellte Abrahams Vertrauen auf eine harte Probe: Er
forderte ihn auf, Isaak zu opfern. Das bedeutet, dass man auf dem
Weg zu Gott alles Weltliche opfern muss, gerade das, woran man am
meisten anhaftet. In tiefer Erschütterung gehorchte Abraham – bis
ein Engel ihn im letzten Moment stoppte. Oft geschieht es auf dem
spirituellen Weg, dass man doch alles bekommt, nachdem man es
vollständig losgelassen hat.
Die Gotteserfahrung von Abraham
Gemäß der biblischen Überlieferung hatte Abraham eine
Gotteserfahrung. Seine Geschichte ist ein zentrales Element im
Judentum, Christentum und Islam. Abraham erfuhr, dass es nur einen
Gott gibt. Er gelangte also in die höchste Dimension, die alle
Begriffe übersteigt und wo man die Einheit allen Seins erfährt. Es
ist eine Dimension über allen Gottesvorstellungen. Deshalb vertrat
Abraham die Lehre, dass es nur einen Gott gibt. Und von diesem Gott
kann sich ein Mensch kein Bild machen.
Die Überzeugung, dass es nur einen Gott gibt und dass dieser
Gott jenseits menschlicher Vorstellungen und Bilder existiert, ist
in vielen monotheistischen Religionen, einschließlich des
Judentums, Christentums und Islam, zentral. Abraham wird deshalb
als der Stammvater dieser monotheistischen Traditionen betrachtet.
In diesen religiösen Traditionen wird betont, dass Gott nicht auf
eine bestimmte Form oder ein bestimmtes Bild reduziert werden kann.
Stattdessen wird betont, dass Gott unendlich und unvorstellbar
ist.
Abraham erfuhr Gott nicht durch bestimmte Techniken wie
Meditation oder asketische Praktiken, sondern durch eine direkte
Offenbarung. Die biblischen Berichte schildern, dass Gott Abraham
erschien und zu ihm sprach. Abraham deutete seine innere Stimme als
die Stimme Gottes und vertraute ihr, was ihn zu radikalem Handeln
und Gehorsam bewegte.
Im Buddhismus dagegen ist der Weg zur Erleuchtung ein
strukturierter Prozess, der auf eigenen Bemühungen beruht. Buddha
erreichte Erleuchtung durch Meditation und die Achtsamkeit auf die
Gedanken. Vermutlich hat Abraham auch meditiert, einfach durch das
Sitzen in der Abgeschiedenheit der Wüste. Und er hat intensiv an
seinen Gedanken gearbeitet. Er hat sein Ego geopfert und sich
konsequent dem Willen Gottes, dem Leben, überlassen. Des weiteren
folgte er seiner inneren Stimme der Wahrheit und Weisheit. So
gelangte er zur Gotteserfahrung, die er als Offenbarung beschrieb.
Letztlich bestand vermutlich auch der Erleuchtungsweg von
Abraham aus Sitzen, Gehen und Gedankenarbeit im ständigen Wechsel
und mit innerem Gespür. Man muss nur vorwiegend in der Ruhe leben
und im richtigen Moment das Richtige tun. Dann lösen sich die
inneren Verspannungen auf und die spirituelle Energie beginnt zu
fließen. Das ist das Zentrum des buddhistischen Erleuchtungsweges.
Und im Kern sind alle Erleuchtungswege ähnlich. Es kommen höchstens
noch Kundalini-Techniken hinzu, wie wir sie bei Moses sehen.
5. Moses sieht Gott als Licht in der Welt
Moses wurde zu einer Zeit geboren, als das Volk Israel in
Ägypten in harter Sklaverei lebte. Schon als Säugling entkam er auf
wundersame Weise dem Todesurteil des Pharaos: In einem Körbchen auf
dem Nil ausgesetzt, wurde er von der Tochter des Pharaos gefunden
und als ihr eigener Sohn großgezogen.
Obwohl Moses in den Palästen Ägyptens lebte, fühlte er sich
tief verbunden mit seinem unterdrückten Volk. Als junger Mann floh
er nach Midian, nachdem er einen ägyptischen Aufseher getötet
hatte, der einen Hebräer misshandelte. In Midian heiratete er und
lebte viele Jahre als Hirte – in äußerer Einfachheit, aber
innerlich auf der Suche.
Eines Tages, als Moses die Schafe seines Schwiegervaters
weidete, sah er auf dem Berg Horeb einen Dornbusch, der in Flammen
stand, aber nicht verbrannte. Er trat näher – und hörte die Stimme
Gottes: „Moses, Moses!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“ Gott
offenbarte sich ihm als „Ich bin, der ich bin“ und beauftragte ihn,
das Volk Israel aus der Sklaverei zu führen. Diese Gotteserfahrung
war tief durchdrungen von Ehrfurcht, Licht und göttlicher Präsenz.
Moses zog seine Schuhe aus, denn der Boden, auf dem er stand, war
heilig.
Auf Geheiß Gottes kehrte Moses nach Ägypten zurück. Durch
viele Zeichen und Wunder – die zehn Plagen – zeigte sich seine
göttliche Macht. Nachdem das Volk Israel auf wundersame Weise das
Rote Meer durchschritten hatte – das sich vor ihnen teilte –,
begann die lange Wanderung durch die Wüste. Gott begleitete sie
sichtbar: Tagsüber als Wolke und nachts als Feuersäule. Moses
selbst stieg oft auf Berge, um sich allein in die Gegenwart Gottes
zu begeben. Diese Zeiten der Einsamkeit waren erfüllt von Visionen,
Offenbarungen und direkter göttlicher Führung.
Auf dem Berg Sinai empfing Moses die Zehn Gebote. Er
verbrachte vierzig Tage und Nächte in der unmittelbaren Gegenwart
Gottes, fastend und betend. Es heißt, als er zurückkam, leuchtete
sein Gesicht so sehr, dass die Menschen ihn nicht anschauen konnten
– ein sichtbares Zeichen der göttlichen Berührung. Über Moses heißt
es in der Bibel: „Gott redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht,
wie ein Mann mit seinem Freund redet.“ Diese tiefe, persönliche
Beziehung zu Gott war einzigartig. Moses war mehr als ein Prophet –
er war ein Freund Gottes, ein Diener seines Willens und ein
Lichtträger für sein Volk.
Vor seinem Tod durfte Moses vom Berg Nebo aus das verheißene
Land sehen, das Israel erben sollte. Er selbst durfte es nicht
betreten, doch Gottes Nähe begleitete ihn bis zu seinem letzten
Atemzug. Moses starb in Frieden, im Licht Gottes, und wurde von
Gott selbst an einem unbekannten Ort begraben.
Der brennende Dornbusch und die Kundalini-Schlange
Meiner Meinung nach erlangte die Moses die Erleuchtung, als er
Gott im brennenden Dornbusch sah. Er sah das Licht Gottes in der
Welt. Der Dornbusch brannte nicht wirklich. Er war
lichtdurchflutet. Und die ganze Welt auch. Und wenn Moses das Licht
in der Welt sah, spürte er es auch in sich. Er spürte Frieden,
Glückseligkeit und Licht in sich. Diese Erleuchtungssicht war
verbunden mit einer Auflösung des Ego. Er konnte nicht mehr sagen:
„Ich bin Moses.“ Er konnte nur noch von sich sagen: „Ich bin.“ Er
lebte im erleuchteten Sein. Gleichzeitig iwar er alles. Er war eins
mit Gott und der Welt. Er sah Gott von Angesicht zu Angesicht. Das
Ich Bin war der Hauptweg von Moses zu Gott. Es war der Weg der
Ruhe, des Gebetes und der Meditation auf Gott.
Moses erlangte die Erleuchtung nach vielen (symbolisch 40)
Jahren Abgeschiedenheit in der Wüste. Und er kannte vermutlich den
Kundalini-Yoga. Er warf seinen Stock auf die Erde und der Stock
verwandelte sich in eine Schlange. Diese Schlange war ein Symbol
für die im Körper aufsteigende Kundalini-Energie.
Der Kundalini-Yoga war damals eine Geheimtechnik, die Moses
vermutlich von den ägyptischen Priestern bekommen hatte. Er besteht
aus vielen verschiedenen Übungen, die im Wesentlichen auf
Visualisierung, Mantra (Gebet), Atemübungen und bestimmten
Körperhaltungen beruhten. Wir können uns einfach vorstellen, dass
Moses durch die lange Wanderung durch die Wüste, das Meditieren
beim Ziegenhüten und die intensive Arbeit an seinen Gedanken zu
einem gewissen Grat der inneren Reinigung gekommen war. Dann
visualisierte er plötzlich sich als brennenden Dornbusch und
erweckte dadurch seine Kundalini-Energie. Er begann sich als
Lichtwesen zu spüren. Er visualisierte sich als Gott und verstärkte
dadurch die spirituelle Energie. Den Abschluss bildete die
Visualisierung der Welt als Paradies. Wenn man das Paradies im
Jenseits visualisiert, gelangt man irgendwann in die
Paradies-Energie. Man erfährt durch sein gereinigtes Bewusstsein
die ganze Welt als Paradies.
Danach konnte Moses wie die ägyptischen Priester Wunder tun.
Er konnte seine spirituelle Energie so lenken, dass dadurch äußere
Wunder geschahen. Und er hatte die Kraft, sein Volk aus der
Sklaverei in das gelobte Land zu führen. Symbolisch bedeutete das,
dass er seine Mitmenschen aus der Sklaverei der Materie in das Land
des Lichts (in das Reich Gottes) führen konnte.
6. Jesus Christus, der Lehrer der Liebe
Jesus wurde in Bethlehem geboren, wuchs in Nazareth auf und
begann im Alter von etwa 30 Jahren seinen öffentlichen Dienst. Er
predigte das Reich Gottes, verkündete die Liebe und forderte seine
Anhänger auf, ein Leben nach seinen Lehren zu führen.
Aus der Sicht der Mystik ist Jesus nicht nur ein religiöser
Lehrer oder historischer Prophet, sondern ein verkörperter Ausdruck
des göttlichen Bewusstseins, der die Einheit mit Gott verwirklicht
und diese Erfahrung allen Menschen zugänglich machen wollte.
Mystiker sehen in Jesus vor allem ein Vorbild für den inneren Weg
der Seele zu Gott. Seine zentrale Lehre lautet: "Das Reich Gottes
ist inwendig in euch." (Lukas 17,21) Das bedeutet: Jeder Mensch
kann Gott in sich selbst erfahren. Die zwei höchsten Gebote Jesu
(„Liebe Gott von ganzem Herzen… und deinen Nächsten wie dich
selbst“) sind mystische Anweisungen: Wenn man Gott liebt, erwacht
die Einheit mit allem. Wenn man den Nächsten liebt, erkennt man das
Göttliche im Anderen.
Für einen gläubigen Christen ist Jesus der Retter, sein Freund
und sein erleuchteter Meister. Christen glauben daran, dass Jesus
im Jenseits weiterlebt und allen Menschen auf dem spirituellen Weg
hilft, die sich vertrauensvoll mit einem Gebet an ihn wenden. Für
einen gläubigen Christen ist Jesus der Sohn Gottes, der an den
Fähigkeiten Gottes teil hat und Wunder tun kann.
Jesus hat seine Anhänger aufgerufen, seine Lehre vom Leben in
Gott und von der Nächstenliebe auf der Welt weiter zu verbreiten.
Er hat ihnen dazu zu Pfingsten die notwendige spirituelle Energie
übertragen. Dieser Missionsbefehl (Matthäus 28,18-20) ist mehr als
nur eine Anweisung; er ist eine Einladung zur aktiven Teilhabe an
Gottes Plan für die Menschheit. Es geht darum, das Leben in Gott –
ein Leben geprägt von Vertrauen, Liebe und Frieden – nicht für sich
zu behalten, sondern es zu teilen, damit andere Menschen es
ebenfalls entdecken können.
Wikipedia: "Jesus von Nazaret (* zwischen 7 und 4 v. Chr.,
wahrscheinlich in Nazareth; † 30 oder 31 in Jerusalem) war ein
jüdischer Wanderprediger. Etwa ab dem Jahr 28 trat er öffentlich in
Galiläa und Judäa auf. Zwei bis drei Jahre später wurde er auf
Befehl des römischen Präfekten Pontius Pilatus von römischen
Soldaten gekreuzigt. Das Neue Testament (NT) ist als
Glaubensdokument der Urchristen zugleich die wichtigste Quelle für
die historische Jesusforschung. Danach hat Jesus Nachfolger
berufen, den Juden seiner Zeit das nahe Reich Gottes verkündet und
sein Volk darum zur Umkehr aufgerufen. Seine Anhänger verkündeten
ihn nach seinem Tod als Jesus Christus, den Messias und Sohn
Gottes. Daraus entstand eine neue Weltreligion, das
Christentum."
Die Bergpredigt
1. „Selig sind die Armen im Geist, denn ihrer ist das
Himmelreich.“
Arm im Geiste zu sein bedeutet, an keinen weltlichen Dingen
anzuhaften, sich dem Willen des Gottes unterzuordnen und das Leben
so anzunehmen, wie es ist. Im Vater unser beten Christen: „Dein
Wille geschehe.“ Das ist mit Armut gemeint. Innere Armut ist eine
Haltung der Demut. Es ist die Basis des Erleuchtungsweg. Man gibt
seinen Eigenwillen auf und erlangt dadurch inneren Frieden und
Erleuchtung. Es ist eine grundlegende Haltung des Loslassens und
der Hingabe an eine höhere Macht, um inneren Frieden und
spirituelles Wachstum zu erreichen.
2. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet
werden.“
Diese Seligpreisung spricht über diejenigen, die traurig oder
gebrochen sind und Trost von Gott erfahren werden. Wie geschieht
dieser Trost? Wir müssen das Leid in unserem Leben annehmen. Wir
sollten die Dinge so akzeptieren, wie sie sind. Wir sollten unsere
falschen, weltlichen Wünsche loslassen. Dann werden wir glücklich
(selig) werden. Dann wird das innere Glück uns trösten. Leid an
sich macht nicht glücklich. Es kommt darauf an positiv mit dem Leid
umzugehen.
3. „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich
erben.“
Jesus war sanftmütig. Erleuchtung macht sanftmütig. Jesus
fordert uns auf auch sanftmütig zu sein. Wenn wir Glück in uns
haben, dann werden wir innerlich friedlich. Wir können dann
sanftmütig mit uns und unseren Mitmenschen umgehen. Wir erben das
Erdreich, weil wir zu Meistern des Lebens werden. Sanftmut ist
guter Weg Erleuchtung zu üben.
4. „Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit,
denn sie sollen satt werden.“
Diese Seligpreisung spricht über diejenigen, die ein tiefes
Verlangen nach Gerechtigkeit haben und danach streben. Warum macht
Gerechtigkeit satt an innerem Glück? Das geschieht nur, wenn wir
Gerechtigkeit als Richtigkeit deuten, als richtiges Leben in Gott.
Dann bewirkt unser Leben Glückseligkeit, weil wir nach den
Grundsätzen Gottes (des inneren Glücks) leben. Wir hungern danach
Gott zu verwirklichen und im Licht zu leben. Das ist der schnellste
Weg zu Gott. Wir werden dann alles tun, um schnell die Erleuchtung
(das Leben in der Glückseligkeit Gottes) zu erlangen.
5. „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden
Barmherzigkeit erlangen.“
Diese Seligpreisung bezieht sich auf diejenigen, die anderen
mitfühlend und gnädig gegenüberstehen und selbst Gottes
Barmherzigkeit erfahren werden. Es geht darum den Weg der Liebe zu
gehen und sein Ego loszulassen. Dann werden wir ein glückliches und
zufriedenes Leben führen.
6. „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott
schauen.“
Diese Seligpreisung spricht über diejenigen, deren Herzen rein
und aufrichtig sind und eine enge Beziehung zu Gott haben. Es geht
darum sich innerlich zu reinigen, damit der Heilige Geist in den
Menschen eintreten kann. Wir müssen uns mit unseren spirituellen
Übungen reinigen, damit wir eines Tages im Licht leben können. Wir
werden dann das Licht in uns haben und das Licht in der Welt sehen
können. Das meint es Gott zu schauen.
7. „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes
Kinder heißen.“
Diese Seligpreisung bezieht sich auf diejenigen, die aktiv
nach Frieden streben und zur Versöhnung beitragen. Wir sollten
zuerst Frieden in uns schaffen. Dann können wir auch authentisch
Frieden in die Welt ausstrahlen. Gottes Anhänger zeichnen sich
durch aus, dass sie friedlich und liebevoll sind. Dadurch können
wir gut die wahren und die falschen Gläubigen unterscheiden.
8. „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt
werden, denn ihrer ist das Himmelreich.“
Diese Seligpreisung spricht über diejenigen, die für ihre
Überzeugungen verfolgt oder leiden und gerade deshalb im Reich
Gottes einen Platz haben. Letztlich geht es darum das Ego zu
opfern, um in ein Gottesbewusstsein zu kommen. Die Kreuzigung des
Egos ist der entscheidende Schritt zu einem Leben im Licht. Wie die
Kreuzigung des Egos geht, zeigte Jesus, als er in der Wüste vom
Teufel versucht wurde. Ein Christ strebt nicht nach Macht,
Anerkennung und äußeren Genüssen, sondern nach einem glückseligen
Leben in Gott. Dabei nimmt er auch äußere Schwierigkeiten in
Kauf.
1995 beschäftigte ich mich dem Christentum. Ich las die
Bergpredigt und war begeistert. Ich hatte schon viele
Erleuchtungserfahrungen gemacht und erkannte, dass Jesus in der
Bergpredigt den Weg der Erleuchtung und Liebe beschrieb, wie ich
ihn auch für mich als richtig erkannt hatte. Es ging darum
sanftmütig, demütig, liebevoll und gleichzeitig spirituell
zielstrebig zu sein. Es ging darum sein Ego loszulassen, die Dinge
so anzunehmen wie sie sind und sich auf das spirituelle Ziel zu
konzentrieren. Das Ziel war es so zu werden wie Jesus. Das Ziel war
es im Licht zu leben, Licht in sich zu haben und den Frieden, die
Wahrheit und die Liebe in Welt zu bringen. Nachdem ich die
Bergpredigt gelesen hatte, erschien Jesus plötzlich als große
Lichtgestalt in meinem Zimmer und ging in mich ein. In mir waren
Frieden, Liebe und eine unermessliche Glückseligkeit. Ich wusste,
dass ich jetzt von Jesus gesegnet worden bin.
7. Mohammed – Der Weg der Kraft
Mohammed wurde um 570 n. Chr. in Mekka geboren, in eine Zeit
großer Unruhe, sozialer Ungleichheit und religiöser Verwirrung. Er
wuchs als Waise auf, wurde jedoch von seinen Verwandten liebevoll
betreut. Schon früh zeichnete sich Mohammed durch seine
Ehrlichkeit, Sanftmut und Weisheit aus, weshalb man ihn den
Beinamen „Al-Amin“ – der Vertrauenswürdige – gab. Als Erwachsener
arbeitete er als Kaufmann. Durch seine Reisen kam er mit
verschiedenen Kulturen und Religionen in Berührung.
Tief in seinem Herzen spürte Mohammed eine Sehnsucht nach
Wahrheit, Frieden und Gerechtigkeit. Auf der Suche nach Sinn und
göttlicher Führung zog sich Mohammed oft in die Einsamkeit der
Höhle Hira bei Mekka zurück. Dort meditierte er über die
Geheimnisse des Lebens, die Ungerechtigkeit der Welt und die
Einheit Gottes. Im Alter von etwa 40 Jahren hatte Mohammed eine
überwältigende spirituelle Erfahrung, die sein Leben und die Welt
veränderte. In einer Nacht (später bekannt als die „Nacht der
Bestimmung“, Laylat al-Qadr) erschien ihm der Engel Gabriel
(Dschibril) in Lichtgestalt. Mohammed fühlte die mächtige Gegenwart
Gottes, durchdrungen von Licht, Majestät und Liebe. Gabriel sprach:
„Lies!“ – damit begann die erste Offenbarung, die später Teil des
Heiligen Qur’an wurde.
Die zentrale Botschaft des Engels war einfach und kraftvoll:
„Es gibt nur einen Gott (Allah), der gütig, barmherzig und
liebevoll ist. Alle Menschen sind gleich in ihrer Würde und sollen
einander in Gerechtigkeit, Mitgefühl und Brüderlichkeit begegnen.
Frieden (arabisch: Salam) und Liebe sollen das Herzstück des
menschlichen Zusammenlebens sein.“
Mohammed lehrte, dass wahres Glück nicht im äußeren Besitz,
sondern in der inneren Verbindung zu Gott liegt. Durch Gebet,
Fasten, Wohltätigkeit und bewusstes Handeln reinigt der Mensch sein
Herz. Mohammed lebte, was er lehrte. Er vergab seinen Feinden, auch
nachdem sie ihn jahrelang verfolgt hatten. Er behandelte Arme,
Frauen, Kinder und Fremde mit großer Achtung. Er setzte sich für
soziale Gerechtigkeit ein, für Bildung, für Frieden unter den
Stämmen, für die Rechte der Bedürftigen. Nach einem erfüllten Leben
verstarb Mohammed im Jahr 632 n. Chr.
Zitate von Mohammed
Frieden: „Verbreitet den Frieden unter euch.“ (Sahih
Muslim)
Liebe: „Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft Gottes. Wer
barmherzig ist, dem wird auch Barmherzigkeit widerfahren.“ (Sahih
al-Bukhari)
Wahrheit: „Haltet euch an die Wahrheit, denn Wahrheit führt
zur Rechtschaffenheit, und Rechtschaffenheit führt ins Paradies.“
(Sahih Muslim)
Paradies: „Gott hat das Paradies für diejenigen vorbereitet,
die freundlich sprechen, Speise geben, fasten und beten.“ (Sahih
Ibn Hibban)
„Gott ist mit euch, wo immer ihr seid.“ (Sure 57:4)
„O die ihr glaubt, sucht Hilfe in Geduld und im Gebet.
Wahrlich, Gott ist mit den Geduldigen.“ (Sure 2:153)
„Wer einen Menschen tötet, es ist so als ob er die ganze
Menschheit getötet hätte; und wer ein Leben rettet, so als ob er
die ganze Menschheit gerettet hätte.“ (Sure 5:32)
Ist der Islam eine gewalttätige Religion?
Viele Muslime und Islamwissenschaftler betonen, dass der Islam
im Kern eine Religion des Friedens ist. Das Wort "Islam" selbst
leitet sich vom arabischen Wort "Salam" ab, was "Frieden" bedeutet.
Der Koran enthält Verse, die zu Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und
Versöhnung aufrufen. Es gibt eine starke Tradition der
Gewaltlosigkeit, die bis auf den Propheten Mohammed zurückgeführt
wird, der in Mekka seine Anhänger zur Geduld im Angesicht von
Verfolgung ermutigte.
Es ist unbestreitbar, dass der Koran auch Verse enthält, die
Gewalt und Krieg thematisieren. Diese Verse werden oft im Kontext
der Selbstverteidigung oder der Abwehr von Aggressionen gesehen,
die die frühe muslimische Gemeinde erfahren hat. Einige
Interpretationen sehen in diesen Versen eine Legitimation für den
Kampf gegen Unrecht. Die Auslegung dieser "Gewaltverse" ist jedoch
Gegenstand intensiver Debatten. Moderne islamische Gelehrte betonen
oft, dass diese Verse im historischen Kontext verstanden werden
müssen und nicht als allgemeiner Aufruf zur Gewalt missbraucht
werden dürfen.
Die Geschichte des Islam, wie auch die Geschichte vieler
anderer Religionen, ist von Konflikten und Kriegen geprägt. Es gab
Eroberungsfeldzüge und innere Auseinandersetzungen. Dies bedeutet
jedoch nicht, dass die Religion selbst inhärent gewalttätig ist,
sondern dass menschliche Akteure im Namen der Religion handeln und
sie manchmal für politische oder weltliche Zwecke
instrumentalisieren.
Der Begriff "Dschihad" wird oft fälschlicherweise
ausschließlich mit "Heiligem Krieg" gleichgesetzt. Die wörtliche
Bedeutung von Dschihad ist "Anstrengung" oder "Bemühung auf Gottes
Weg". Dies kann den inneren Kampf gegen eigene Schwächen (der
"große Dschihad") oder auch den bewaffneten Kampf zur Verteidigung
des Glaubens und der Muslime (der "kleine Dschihad") umfassen. Die
Mehrheit der islamischen Gelehrten interpretiert den bewaffneten
Dschihad als rein defensive Maßnahme und lehnt Angriffskriege
ab.
Organisationen wie der sogenannte "Islamische Staat" (IS) oder
al-Qaida rechtfertigen ihre Terrorakte und Gewalttaten mit einer
extremen und selektiven Auslegung islamischer Texte. Diese Gruppen
repräsentieren jedoch nicht die Mehrheit der Muslime weltweit und
werden von der überwiegenden Mehrheit der muslimischen Geistlichen
und Verbände scharf verurteilt. Sie missbrauchen religiöse Symbole
und Begrifflichkeiten für ihre politischen und ideologischen
Ziele.
Im Islam gibt es keine zentrale Autorität, die verbindliche
theologische Interpretationen vorgibt. Dies führt zu einer Vielfalt
von Auslegungen, von denen einige extrem und gewalttätig sind,
während andere den Frieden und die Barmherzigkeit betonen.
Ein wahrhaft spiritueller Mensch jeder Religion strebt danach
Liebe über Hass zu stellen, Wahrheit über Ideologie, Frieden über
Machtstreben. Und er versteht: Der wahre Dschihad ist der innere
Kampf gegen das eigene Ego, nicht der äußere Krieg gegen andere
Menschen. Mohammed sagte: „Der größte Kampf ist der gegen das
eigene Selbst.“
8. Rumi – Der Dichter der Liebe
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, kurz Rumi genannt, wurde 1207
in Balkh (heute Afghanistan) geboren. Er stammte aus einer
hochgebildeten Familie von Gelehrten und Mystikern. Schon als Kind
wurde Rumi in den islamischen Wissenschaften, der Theologie und
Poesie unterrichtet. Aufgrund politischer Unruhen wanderte seine
Familie nach Westen und ließ sich schließlich in Konya (im heutigen
Anatolien, Türkei) nieder. Dort wurde Rumi ein angesehener
Religionsgelehrter und Prediger.
Rumis Leben verlief zunächst traditionell – bis er im Alter
von etwa 37 Jahren auf den mysteriösen Derwisch Schams von Tabriz
traf. Diese Begegnung veränderte alles. Schams war kein
gewöhnlicher Lehrer. Er war ein erleuchteter Meister, ein Liebender
Gottes, der Rumi zur direkten Gotteserfahrung führen wollte. Durch
Schams erkannte Rumi, dass wahres Wissen nicht im Bücherwissen
liegt, sondern in der unmittelbaren Erfahrung der göttlichen Liebe,
dass das Herz wichtiger ist als der Verstand, dass man alles
loslassen muss – Ruhm, Ansehen, Selbstbilder –, um eins mit Gott zu
werden. Diese Begegnung stürzte Rumi in einen tiefen
Transformationsprozess. Es war, als würde in seinem Inneren ein
Feuer entflammt.
Nach dem plötzlichen Verschwinden von Schams (es wird gesagt,
dass er entweder ermordet oder freiwillig verschwunden ist, um Rumi
zu prüfen), fiel Rumi in tiefe Trauer. Doch aus dieser Trauer
entstand seine größte schöpferische Kraft. Er begann ekstatisch zu
dichten, zu tanzen, zu singen – alles im Namen der Liebe zu Gott.
Er entwickelte den wirbelnden Tanz der Derwische, eine spirituelle
Praxis, um sich in Ekstase mit dem göttlichen Geliebten zu
vereinen. Seine wichtigste Einsicht war: „Liebe ist die Brücke
zwischen dir und allem.“ Für Rumi war Gott kein ferner Richter,
sondern die Quelle aller Liebe, das Herz hinter allen Dingen, das
durch Liebe erfahrbar wird.
Rumi erreichte einen Zustand mystischer Verschmelzung. Er
spürte Gott in jedem Moment, in jedem Atemzug, in jedem Lebewesen.
Für ihn war das ganze Universum ein Spiegel der göttlichen
Schönheit. Er erlebte das, was die Sufis „Fana“ nennen: das
Aufgehen des Ichs in Gott, eine reine Erfahrung von Frieden,
Glückseligkeit und bedingungsloser Liebe.
Rumi starb 1273 in Konya. Seine Grabstätte wurde zu einem
Wallfahrtsort für Menschen aller Religionen. Bis heute wird er
weltweit geliebt, seine Dichtkunst inspiriert Christen, Muslime,
Hindus, Buddhisten und Suchende aller Wege. Sein Vermächtnis ist
einfach und zugleich unendlich tief: „Komm, wer du auch bist.
Wanderer, Anbeter, Liebhaber des Abschieds. Es ist egal. Komm, auch
wenn du tausendmal gebrochen bist.“ Rumi lehrt uns: „Liebe ist die
Essenz des Lebens. Alles Trennen ist Illusion. Der Weg zu Gott ist
der Weg der Sehnsucht, des Vertrauens und der Hingabe.“
Zitate von Rumi
„Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in dich
eintritt.“
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen
wir uns.“
„Du bist nicht ein Tropfen im Ozean. Du bist der ganze Ozean
in einem Tropfen.“
„Warum bleibst du in der Gefängniszelle, wenn die Tür weit
offen ist?“
„Liebe ist die Brücke zwischen dir und allem.“
„Lass dich still vom Zug der seltsamen Anziehungskraft dessen
ziehen, was du wirklich liebst.“
„Sei wie der Fluss, der still fließt, nicht wie der Felsen,
der alles blockiert.“
„Trenne dich nicht von deinem Inneren. Es ist der wahre
Schatz.“
„In deinem Licht finde ich meinen Weg.“
„Öffne dein Herz, dann wirst du das Paradies überall
sehen.“
„Stille ist die Sprache Gottes.“
Anekdoten von Rumi
1. Die Begegnung mit Shams:
Rumi war ein hochgelehrter Theologe. Als er dem wandernden
Derwisch Shams-i-Tabrizi begegnete, erkannte er die tiefe lebendige
Mystik jenseits bloßer Gelehrsamkeit. Diese Begegnung löste in ihm
eine spirituelle Transformation aus.
2. Der Tanz der Seele:
Nach Gesprächen mit Shams begann Rumi, ekstatisch um die
eigene Achse zu drehen. Daraus entstand später der berühmte
Drehtanz der Mevlevi-Derwische, Symbol für die Umkreisung
Gottes.
3. Der Brunnen der Liebe:
Ein Schüler fragte Rumi: „Wie finde ich Gott?“ Rumi
antwortete: „Spring in den Brunnen deiner Sehnsucht und ertrinke
darin.“
4. Das Licht im Herzen:
Rumi lehrte: Ein Herz, das wirklich liebt, wird selbst zu
einer Lichtquelle, die andere erhellt – auch ohne Worte.
5. Die Geige des Herzens:
Ein Mann spielte auf einer zerbrochenen Geige. Rumi sagte:
„Wenn dein Herz gebrochen ist, spielt Gott die schönsten Melodien
auf dir.“
6. Der Baum und der Sturm:
Rumi verglich das Leben mit einem Baum: Nur durch den Sturm
wird der Baum stark und fest verwurzelt.
7. Das leere Gefäß:
Rumi sagte: „Gott gießt seinen Wein nur in leere Gefäße.
Entleere dich von deinem Ego.“
8. Der Fluss und das Meer:
Ein kleiner Fluss hatte Angst, im Meer zu verschwinden. Rumi
lehrte: „Nur indem du dich hingibst, wirst du unsterblich.“
9. Die Reise nach innen:
Rumi lehrte, dass die größte Pilgerreise nicht zu fernen Orten
führt, sondern nach innen – ins eigene Herz.
10. Die brennende Kerze:
Rumi erklärte: „Werde wie eine brennende Kerze: Schenke Licht
und verzehre dabei sanft dein Ego.“
9. Krishna – der Beschützer aller Guten
Vor langer Zeit, in der Stadt Mathura, herrschte ein böser
König namens Kamsa. Eine Prophezeiung besagte, dass der achte Sohn
von Kamsas Schwester Devaki ihn stürzen würde. Aus Angst sperrte
Kamsa Devaki und ihren Mann Vasudeva ein und tötete jedes ihrer
Kinder. Als Krishna geboren wurde, vollbrachte das Göttliche ein
Wunder: Vasudeva konnte das Baby heimlich über den Fluss Yamuna in
das Dorf Gokul bringen und es dort mit Yashoda und Nanda
austauschen, die gerade ein Mädchen zur Welt gebracht hatten. So
entkam Krishna dem Tod und wuchs in Gokul unter Hirten auf.
In seiner Kindheit war Krishna ein verspielter und
schelmischer Junge. Er liebte es, Butter zu stehlen, Streiche zu
spielen und mit seinen Freunden im Wald zu tanzen und zu singen. Er
zeigte schon früh außergewöhnliche Stärke und Mut, indem er Dämonen
besiegte, die von Kamsa geschickt wurden, um ihn zu töten. Eines
seiner berühmtesten Wunder war die Bezwingung der riesigen Schlange
Kaliya, die den Fluss vergiftet hatte. Krishna tanzte auf ihren
Köpfen, bis sie sich ergab und den Fluss verließ.
Als junger Mann verbrachte Krishna seine Zeit in Vrindavan, wo
er die Herzen der Gopis (Hirtinnen) mit seinem Flötenspiel
verzauberte. Seine innige Beziehung zu Radha, der schönsten unter
ihnen, symbolisiert die tiefe Liebe und Hingabe der Seele zum
Göttlichen. Die „Ras Lila“-Tänze Krishnas mit den Gopis werden als
Ausdruck der spirituellen Vereinigung gefeiert.
Radha, die schönste und hingebungsvollste der Gopis, war mehr
als nur eine Gefährtin für Krishna; sie war die Verkörperung seiner
inneren Freude (Hladini Shakti), die Essenz seiner Liebesenergie.
Ihre Beziehung war ein tiefes spirituelles Band, das die Dualität
von Liebender und Geliebter transzendierte und die Einheit der
Seele mit dem Göttlichen symbolisierte.
Radhas Liebe zu Krishna war bedingungslos und rein. Ihre
Gedanken kreisten unaufhörlich um ihn, und jede Begegnung mit ihm
erfüllte sie mit unendlicher Glückseligkeit. In ihrer Trennung von
ihm empfand sie tiefen Schmerz, ein Spiegelbild der Sehnsucht der
individuellen Seele nach der Vereinigung mit dem Göttlichen.
Die innige Liebe zwischen Krishna und den Gopis fand ihren
vollkommensten Ausdruck im Ras Lila, dem göttlichen Kreistanz in
den Vollmondnächten von Vrindavan. Unter dem sanften Licht des
Mondes spielte Krishna seine himmlische Flöte, deren betörende
Melodie die Herzen der Gopis unwiderstehlich anzog.
Wundersamerweise vervielfältigte sich Krishna, sodass er neben
jeder Gopi tanzte.
Als Krishna erwachsen wurde, kehrte er nach Mathura zurück, um
Kamsa zu stürzen, wie es prophezeit war. Er besiegte Kamsa und
setzte den rechtmäßigen König Ugrasena wieder auf den Thron.
Krishna wurde selbst ein wichtiger politischer Führer und spielte
eine entscheidende Rolle im großen Krieg des Mahabharata.
Auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra, kurz vor Beginn des
Krieges, gab Krishna seinem Freund und Krieger Arjuna die zeitlosen
Lehren der Bhagavad Gita. Krishna lehrt Arjuna und damit die ganze
Menschheit, selbstlos zu handeln, seine Pflicht zu erfüllen, sich
dem Göttlichen hinzugeben und nach spiritueller Erkenntnis zu
streben. Die Bhagavad Gita ist eine der wichtigsten Schriften des
Hinduismus und inspiriert Millionen von Menschen weltweit.
Nach dem Mahabharata-Krieg gründete Krishna die prächtige
Stadt Dwarka und herrschte dort als König. Er lebte ein erfülltes
Leben und wirkte weiterhin Wunder und bot seinen Anhängern Führung.
Nach seinem irdischen Leben soll Krishna im Jahr 3102 v. Chr. in
den Himmel zurückgekehrt sein. Diese Zeit markiert den Beginn des
Kali Yuga, des gegenwärtigen Zeitalters.
Krishna wird als der achte Avatar Vishnus verehrt und gilt als
eine der beliebtesten und einflussreichsten Gottheiten im
Hinduismus. Sein Leben, seine Lehren und seine Wunder werden in
zahlreichen Schriften, Liedern und Kunstformen gefeiert und
inspirieren weiterhin Menschen auf ihrem spirituellen Weg.
Zitate aus der Bhagavad Gita
„Gleichmut ist Yoga.“ (Kapitel 2, Vers 48)
„Wann immer und wo immer ein Niedergang der Rechtschaffenheit
und ein Aufstieg der Ungerechtigkeit herrscht, o Bharata, zu dieser
Zeit inkarniere ich mich selbst.“ (Kapitel 4, Vers 7)
„Derjenige, dessen Freude inwendig ist, dessen Glück inwendig
ist und dessen Licht ebenfalls inwendig ist, dieser Yogi, der im
Brahman aufgegangen ist, erreicht die höchste Befreiung.“ (Kapitel
5, Vers 24)
„Unter Tausenden von Menschen strebt kaum einer nach
Vollkommenheit, und unter denen, die nach Vollkommenheit streben,
erkennt kaum einer Mich.“ (Kapitel 7, Vers 3)
„Wer sich im Augenblick des Todes an Mich erinnert und den
Körper verlässt, der erreicht ohne Zweifel Mein Sein.“ (Kapitel 8,
Vers 5)
„Für den Yogi, der in Hingabe zu Mir vertieft ist, ist nichts
schwer zu erlangen.“ (Kapitel 8, Vers 14)
„Konzentriere deinen Geist auf Mich allein und richte deine
ganze Intelligenz auf Mich. So wirst du ohne Zweifel immer in Mir
leben.“ (Kapitel 12, Vers 8)
„Wo immer Krishna, der Herr aller Mystiker, und Arjuna, der
Bogenschütze, sich befinden, dort werden mit Sicherheit auch
Reichtum, Sieg, Macht und Moral herrschen.“ (Kapitel 18, Vers
78)
Die Geschichte von Krishna und seinen Frauen