Die älteste Bürgerstiftung am Bodensee -  - E-Book

Die älteste Bürgerstiftung am Bodensee E-Book

0,0
12,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der deutsche Südwesten ist reich an bürgerschaftlich getragenen Institutionen, und zwar seit dem Mittelalter. So feiert etwa die älteste Bürgerstiftung am Bodensee im Jahr 2025 ihren 800. Geburtstag. Kritisch wird daher die Geschichte des Spitals von 1225 bis heute dargestellt. Die Publikation bietet aber auch einen Mehrwert, in dem über das Historische hinaus auch Gegenwart und Zukunft behandelt werden: Wo steht die Stiftung heute? Interessant ist es zu erfahren, über welche Einrichtungen die Spitalstiftung verfügt, inklusive des umfangreichen Waldbesitzes und der Spitalkellerei mit Weinlagen in Konstanz und in Meersburg. Zudem besteht eine Beteiligung am Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sabine Schilling / Andreas Voß (Hg.)

Die älteste Bürgerstiftung am Bodensee

800 Jahre Spitalstiftung Konstanz

Umschlagabbildung: Das Heilig-Geist-Spital auf der Marktstätte. Gemälde von Nikolaus Hug (1851) (Rosgartenmuseum, Konstanz)

 

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381132027

 

© UVK Verlag 2025‒ Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

ISSN 1619-6554

ISBN 978-3-381-13201-0 (Print)

ISBN 978-3-381-13203-4 (ePub)

Inhalt

Grußwort des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg zur Bedeutung der südwestdeutschen StiftungslandschaftGrußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Konstanz und Vorsitzenden des Stiftungsrates zum Jubiläum 800 Jahre SpitalGrußwort des Ersten Bürgermeisters und Vorstands der Spitalstiftung zu sozialer Verantwortung und FürsorgeDas Spital – gesternDie Gründungsurkunde des Konstanzer Spitals von 1225I. VorbemerkungII. Edition und ÜbersetzungMaßgebliche Edition… entflammt vom Feuer der NächstenliebeArm und Reich – Die Skizze einer wechselhaften GeschichteEine 200-jährige BlütezeitSchwierige Bedingungen der ArmenpflegeVeränderungen und NeuerungenDer Kampf um die StiftungAuf dem Weg ins 20. JahrhundertOrte und Menschen – Das Spital als FürsorgeeinrichtungDas Personal: Säckelmeister und PflegerDie Bewohner: Kranke, Waisen und PfründnerDas Spital im AugustinerklosterZur Geschichte der SpitalpfarreiGestern und heute – Die Entwicklung der StiftungsbereicheVon der Pfründnerstube zum PflegeheimVon der Torkel zur SpitalkellereiWie Sagen entstehen: „Wendelgard von Halten“Literatur- und Quellennachweis (Auswahl)Die Stiftung – heuteIn Gegenwart und Zukunft zuhauseWachstumDie fünf stationären PflegeinrichtungenEinleitung und Überblick zur SpitalstiftungPhilosophie und Leitlinien der PflegeDie Pflegeeinrichtungen im DetailAmbulant betreute WohngemeinschaftenDie Wohngemeinschaft und ihre StrukturPerspektivenBetreutes Wohnen am Georg-Elser-Platz 1Ambulanter PflegedienstDer Pflegealltag im ambulanten PflegedienstTechnologische Unterstützung im PflegealltagDie Anforderungen an das PersonalKapazitätsgrenzen und der PersonalmangelDer Spagat zwischen Anspruch und WirklichkeitPflegeverständnis neu gedachtModernisierung und Partizipation: Ein neues PflegeverständnisKosteneffizienz und FinanzierungDie woge – seit 2020 Teil der Spitalstiftung KonstanzUnd die Zukunft?Das Sozialpädiatrische Zentrum Konstanz (SPZ)Ganzheitliche Betreuung im FokusDie Entwicklung des SPZ KonstanzVielfältige Herausforderungen und spezialisierte BetreuungPläne für die ZukunftDank an die SpitalstiftungMit Leidenschaft, Liebe und Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)Gesunde Ernährung im AlterDie GWÖ kocht mitSparen am richtigen OrtDarf’s ein bisschen mehr sein?Hat es geschmeckt?Die Spitalstiftung Konstanz – nachhaltig am Gemeinwohl orientiertIm WandelDer AntriebDer KonfliktDrei Dimensionen der Nachhaltigkeit – umgesetzt in der Spitalstiftung KonstanzBeispiel: Nachhaltiges Konsumverhalten – Reduktion von KüchenabfällenBeispiel: Saubere Energie – energieeffizientes Bauen und SanierenDer Mensch steht im MittelpunktEin Blick in die Zukunft: 1225 – 2025 – 2825Mittelbeschaffung verbessert das Leben im AlterEinmal mehr, einmal wenigerBereichernde Projekte für KonstanzVon Lichtsystemen, Hundebesuch und virtuelle SpielenEin lebendiger GartenAufgaben für das Konstanzer GemeinwohlDer Wald der Spitalstiftung KonstanzDie Walddistrikte 1, Adelheider Berg, und 2, HöhrenbergDer Lorettowald, Distrikt 3 des Spitalwaldes KonstanzDer Lorettowald nach 1907Im Zeichen des Klimawandels – der Lorettowald heuteSteckbrief Spitalwald Konstanz, Stand 2024Miteinander Vielfalt leben – Portraits aus den PflegeeinrichtungenTagespflegeErika Bisceglia, Tagesgast im Luisenheim: „Die Gruppe ist das Schönste“Susanna Rugolo, Fachkraft für Gerontopsychiatrie in der Tagespflege Luisenheim: Meistens hilft HumorSabine Markgraf, Leiterin Tagespflege: Die Tagespflege als Wohlfühlort und KompetenzzentrumDas LuisenheimPatrick HerrmannSuja GurungHaus SalzbergHorst Metzger, Bewohner im Haus Salzberg: „Der Balken ist eingestürzt und ich war weg vom Fenster“Tanja Nobis, Pflegedienstleitung Haus Salzberg: „Ich kann keinen anderen ändern, ich muss mich ändern“Danielle Emily Lamotte von Jorge LugoHaus UrisbergHilda Sopp, Bewohnerin im Haus Urisberg: „Wenn der Arsch im Bett ist, schläft der Kopf schon“Jacqueline Hendreich, Pflegedienstleiterin im Haus Urisberg: „Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, dann ziehe ich das durch“Ermina Rahming-Mlinar von Jorge LugoHaus TalgartenJacqueline Schönerstedt, zusätzliche Betreuungskraft im Haus Talgarten: „Konstanzer sind ein Völkle für sich“Ilse Happel, Bewohnerin im Haus Talgarten: „Du warst für meine Mama und für die ganze Familie ein großes Glück“ Dorjan Yskollari von Jorge LugoPflege als Beruf, das Erbbaurecht, der Weinbau und die PachtgaststättenDie Geschichte der Pflege: Vom Kloster zur modernen ProfessionIm Schatten des Klosters: Eine (mögliche) Szene aus dem 13. JahrhundertPflege im Mittelalter: Kirche und Klöster als Pfeiler der FürsorgePflege in Frühzeit und Antike: Familienbande und erste StrukturenEtablierung der beruflichen Pflege: Vom 18. bis ins 19. JahrhundertWegbereiterinnen der PflegegeschichteFlorence Nightingale „Dame mit der Lampe“Agnes Karll: Die Kämpferin für BerufsrechteLiliane Juchli: Die Wegbereiterin der ganzheitlichen PflegeMonika Krohwinkel: Die Entwicklerin des ganzheitlichen PflegekonzeptsPflege im 20. Jahrhundert: Kriege und WandelMeilensteine und GesetzgebungDas Pflegeberufegesetz (PflBG) – Ein Wendepunkt in der PflegeausbildungDie Pflegestärkungsgesetze (PSG I, II, III): Mehr Unterstützung und bessere PflegeDas Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG): Verbesserung der ArbeitsbedingungenDie Bezahlung von Pflegekräften: Ein Spiegel gesellschaftlicher WertschätzungAnfänge der Professionalisierung und erste Forderungen nach fairer EntlohnungNachkriegszeit und Wirtschaftswunder: Langsame FortschritteGegenwart: Zwischen Aufwertung und anhaltenden HerausforderungenAusblick: Die unverzichtbare Säule der GesellschaftQuellenBerufsbild Altenpflege heuteEin Berufsverständnis für ein selbstbestimmtes Leben„Wenn Sie in mein Zimmer kommen, scheint die Sonne.“Die Aufgaben des PflegepersonalsAufstiegschancen und WeiterbildungDie Pflegeausbildung heuteAusblickMit dem Erbbaurecht zum eigenen HausEine Win-win-SituationEinen Bau ermöglichenZinsschwankungen begegnenWie es zum Erbbaurecht kamEin Zuhause für die FamiliePersonalwohnungen: Raum für Stabilität und BindungWohnraum als WettbewerbsvorteilEin Arbeitgeber, der Familie denktZum Wohl aufs GemeinwohlDie HaltnauSpitalstiftung und Spitalkellerei KonstanzQuellenDer Nicolai Torkel zwischen klösterlicher Weinpresse und GebäudeenergiegesetzQuelleSpitalgeschichte kompaktZum Schluss ein schneller ÜberblickDie Einrichtung des Spitals um 1220Das Spital als WirtschaftsfaktorDie ReformationRekatholisierung der vorderösterreichischen Landstadt ab 1548Die Zäsur von 1812: Umzug ins AugustinerklosterDer Kampf um das StiftungsvermögenDas badische Stiftungsgesetz von 1870Krankenversorgung im 20. JahrhundertVersorgung alter, armer und pflegebedürftiger MenschenZusammenfassung und PerspektiveVerzeichnis der Autorinnen und AutorenAbbildungsnachweise

Grußwort des Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg zur Bedeutung der südwestdeutschen Stiftungslandschaft

Winfried Kretschmann

Stiftungen sind seit Jahrhunderten ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie fördern uneigennützig vielfältiges Engagement in fast allen Bereichen unseres Lebens. Durch ihre klaren Wertvorstellungen und ihren starken Willen zur Förderung und Unterstützung tragen sie maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Lebensqualität bei. Sie bringen oft innovative Ideen und Lösungen hervor, die das staatliche Handeln sinnvoll ergänzen und unsere Zivilgesellschaft bereichern. In Baden-Württemberg blicken wir auf eine lange und bedeutsame Stiftungstradition zurück, die bis ins Jahr 1225 reicht. Hier stehen wir bundesweit sogar mit an der Spitze. Viele Stiftungen sind fest in unserem Land verwurzelt und spiegeln das große Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger wider. Fast jede und jeder Zweite im Südwesten setzt sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl ein – ein beeindruckender Beweis für gelebte Solidarität in unserem Land. Die Stiftungen in Baden-Württemberg sind daher wesentliche Partner, die durch ihre Arbeit die Zufriedenheit und den Wohlstand unserer Gesellschaft nachhaltig sichern und verbessern.

Ein herausragendes Beispiel für diese Tradition ist die Spitalstiftung Konstanz, die im Jahr 2025 ihr 800-jähriges Bestehen feiert und damit zu den ältesten Bürgerstiftungen Deutschlands zählt. Zu diesem beeindruckenden Jubiläum gratuliere ich herzlich! Seit ihrer Gründung hat die Stiftung zahlreiche Herausforderungen gemeistert und sich stetig weiterentwickelt, um den Bedürfnissen der Gemeinschaft gerecht zu werden. Ihr unermüdliches Streben nach dem Wohl der Menschen und einer Pflege auf höchstem Niveau zeugt von Leidenschaft, Beständigkeit und Professionalität.

Die Spitalstiftung Konstanz hat schon viele Generationen von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt und sich für kranke, arme und alte Menschen eingesetzt. Heute steht sie für eine moderne und zukunftsorientierte Fürsorge. Durch kontinuierliche Verbesserung ihrer Dienstleistungen und den Ausbau ihrer Infrastruktur ist sie hierzulande ein wichtiger Akteur vor allem in der Altenpflege und -betreuung geworden. Ihre tiefe lokale Verwurzelung und Vernetzung, ein breites Wissensfundament und das Engagement der Mitarbeitenden tragen maßgeblich zur hohen Qualität und Verlässlichkeit der Stiftung bei. Diese Jubiläumspublikation würdigt nicht nur die reichhaltige Vergangenheit der Spitalstiftung Konstanz, sondern bietet auch Inspiration für ihre Zukunft. Der Spitalstiftung Konstanz wünsche ich weiterhin alles Gute und den Leserinnen und Lesern eine inspirierende und bereichernde Lektüre!

 

Winfried Kretschmann

Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Konstanz und Vorsitzenden des Stiftungsrates zum Jubiläum 800 Jahre Spital

Uli Burchardt

Liebe Konstanzerinnen und Konstanzer, liebe Spitalstiftung samt den zahlreichen Mitarbeitenden,

 

die Spitalstiftung Konstanz ist ein tolles Beispiel für bürgerschaftliches Engagement und Nächstenliebe, das weit über die Grenzen unserer Stadt hinausstrahlt. Die Gründung im 13. Jahrhundert war ein Akt der Weitsicht und des Mitgefühls. Das ist inzwischen 800 Jahre her und die Stiftung konnte sich in den Wirren der Zeit stets ihre Mission bewahren und hat sich den Herausforderungen jeder Epoche gestellt. Sie ist nicht nur ein Relikt vergangener Zeiten, sondern ein lebendiges Zeugnis des fortwährenden Einsatzes für das Gemeinwohl. Die lange Geschichte dieser Stiftung zeugt von einem unerschütterlichen Willen, den Bedürftigen zu helfen und soziale Verantwortung zu übernehmen.

Die Spitalstiftung steht für die Werte, die unsere Gemeinschaft stark machen: Hilfe. Fürsorge. Verantwortung. Heute ist die Spitalstiftung Konstanz mehr als nur eine historische Institution. Die Spitalstiftung ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein wirtschaftliches Rückgrat unserer Stadt. Mit rund 560 Mitarbeitenden ist sie einer der größten Arbeitgeber in Konstanz. Jährlich finden hier rund 50 Auszubildende einen Arbeitsplatz. Zum Beispiel mit dem Bekenntnis zur Gemeinwohlökonomie zeigt die Stiftung, dass wirtschaftlicher Erfolg auch Grundlage von gemeinnützigem Handeln sein kann.

In Zeiten knappen Wohnraums ist es unerlässlich, bezahlbaren und angemessenen Wohnraum zu schaffen. Die Spitalstiftung hat dies erkannt und investiert in den Bau von Betriebswohnungen und Pflegeeinrichtungen. Wo soziale Ungleichheit und demografischer Wandel immer größere Herausforderungen darstellen, bleibt die Stiftung ein Leuchtturm der Hoffnung und des Fortschritts. Ihre Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen und gleichzeitig ihre Grundwerte zu bewahren, macht sie zu einem Vorbild für andere Institutionen.

Als Oberbürgermeister erfüllt es mich mit Stolz, Vorsitzender des Stiftungsrates zu sein und die Traditionen dieser bedeutenden Institution fortzuführen. Ich gratuliere unserer Spitalstiftung zum stolzen Jubiläum und dazu, dass sie ihren Kurs in Konstanz und für Konstanz in den zurückliegenden 800 Jahren ihrer Geschichte zwar stets modernisiert, aber nie verlassen hat. Für die nächsten Jahrhunderte wünsche ich unserer Spitalstiftung genau das – weiterhin viel Erfolg im Sinne des Gemeinwohls und der Fürsorge.

 

Ihr

Uli Burchardt

Oberbürgermeister und Vorsitzender des Stiftungsrates

Grußwort des Ersten Bürgermeisters und Vorstands der Spitalstiftung zu sozialer Verantwortung und Fürsorge

Andreas Osner

Liebe Konstanzerinnen und Konstanzer,

 

die Spitalstiftung Konstanz blickt auf ein außergewöhnliches Erbe zurück. Sie ist auch nach 800 Jahren für uns als sozialer Träger von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Seit ihrer Gründung im Jahr 1225 durch Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich Blarer ist sie bis heute ein Symbol für soziale Verantwortung und Fürsorge in unserer Stadt. Was als historische Pflegeeinrichtung begann, hat sich in den vergangenen Jahrhunderten zu einem modernen sozialen Dienstleister entwickelt bis hin zur Mitgliedschaft in der Gemeinwohl-Ökonomie auf Basis eines ethischen Wirtschaftsmodells, bei dem das Wohl von Mensch und Umwelt zum obersten Ziel des Wirtschaftens wird.

Als kommunale Stiftung öffentlichen Rechts ist die Stiftung grundsätzlich eigenständig. Das beinhaltet die Verwaltung zahlreicher Immobilien, das Betreiben von fünf stationären Pflegeeinrichtungen, zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften, einer Tagespflegeeinrichtung, einem ambulanten Pflegedienst sowie Einrichtungen des betreuten Wohnens.

Die demografische Entwicklung in Konstanz bringt neue soziale Herausforderungen: Unsere Bevölkerung wird älter, die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und bezahlbarer Wohnraum wird knapper. Die Spitalstiftung hat auf diese Entwicklungen reagiert, um den heutigen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die ganzheitliche Versorgung von Seniorinnen und Senioren steht dabei im Mittelpunkt ihres Handelns und das persönliche Wohlergehen der Menschen hat über die Pflege hinaus höchste Priorität.

Die Stiftungsethik ist heute die Grundlage ihrer Arbeit. Sie bestimmt, wie Mitarbeitende mit den Menschen umgehen, die sie betreuen und eine hochwertige Betreuung garantieren. Der Slogan „Miteinander VIELFALT leben“ ist gelebte Philosophie der Spitalstiftung.

Ich bin zuversichtlich, dass wir mit den folgenden vier Säulen die Spitalstiftung auch in den kommenden Jahren als Institution sichern und weiterentwickeln können:

Qualifizierte Fachkräfte und Verbesserung der Personalbindung

Erhöhung von Spenden, Zustiftungen und Nachlässen als finanzielle Basis

Offene und transparente Kommunikation

Ausbau der Zusammenarbeit mit städtischen und benachbarten Institutionen.

Als Sozialbürgermeister verspreche ich Ihnen, dass ich mich weiterhin mit aller Kraft für die Belange der Spitalstiftung und der hilfsbedürftigen Menschen einsetzen werde. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Spitalstiftung auch in den nächsten 800 Jahren ein Symbol für soziale Gerechtigkeit und menschliche Würde bleibt.

 

Ihr

Dr. Andreas Osner

Erster Bürgermeister und Vorstand der Spitalstiftung

Das Spital – gestern

Die Gründungsurkunde des Konstanzer Spitals von 1225

Harald Derschka

I. Vorbemerkung

Die Konstanzer Spitalstiftung begeht 2025 den achthundertsten Jahrestag ihres Bestehens. Die Grundlage hierfür bildet eine Urkunde von 1225, mit der Bischof Konrad II. von Tegerfelden die Stiftung des Heiliggeistspitals bestätigte und ihm eine Verfassung gab. Diese Urkunde wird als Teil des Spitalarchivs im Stadtarchiv verwahrt; sie zählt zu den bedeutenden Dokumenten der Konstanzer Stadtgeschichte.

Ein Spital als öffentliche Einrichtung zum Wohle der Armen, Kranken, Alten, Waisen oder Pilger hatte es in der Bischofsstadt Konstanz schon lange gegeben. Das Konzil von Chalkedon (451) erwähnt beiläufig die Aufsicht der Bischöfe über die Armenhäuser (ptochia). In Konstanz soll Bischof Konrad (934–975) ein Spital (hospicium) eingerichtet haben, in dem ständig zwölf Arme und darüber hinaus durchziehende Pilger versorgt werden sollten; mit der Gründung des Augustinerchorherrenstifts Kreuzlingen wurde es 1125 dorthin verlegt.

Im 12. und 13. Jahrhundert wuchsen in Konstanz wie in vielen anderen Städten die Einwohnerschaft und ihre Wirtschaftsleistung in einem Ausmaß, das alle bestehenden öffentlichen Einrichtungen überforderte. Das gab den Bürgern sowohl den Anlass als auch die Mittel, die Entwicklung ihrer Stadt maßgeblich mitzugestalten. Darin wurden sie von den staufischen Königen unterstützt, die in den Jahrzehnten vor und um 1200 die Vorherrschaft im Bodenseeraum erlangten. Im Zuge dieser Entwicklung erfolgten um 1215 die Einrichtung des Konstanzer Rats und 1225 die Gründung des bürgerlichen Spitals.

Freilich blieb der Bischof die wichtigste handelnde Person in Konstanz, und weil die Spitalgründung bischöfliche Zuständigkeiten berührte, wurde sie vom Bischof genehmigt und beurkundet. Die Gründungsurkunde hält die einzelnen Rechtshandlungen fest, die für die Einrichtung des Spitals erforderlich waren. Als eigentliche Gründer sind die beiden Bürger Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich Blarer genannt; ihre Motive waren religiös, insofern sie damit Gottes Segen für sich, ihre Angehörigen und ihre sündigen Mitbürger zu erlangen hofften und das Spital dem Heiligen Geist widmeten. Das Grundstück an der Marktstätte gehörte Ulrich Blarer und war ein Zinseigen; das heißt, es war mit einer Abgabe belastet, die der jeweilige Eigentümer zu entrichten hatte. Nutznießer war in diesem Fall die Kapelle St. Peter bei der bischöflichen Pfalz, die jedes Jahr eine Talgkerze erhielt, die für eine Nacht leuchtete. Das Grundstück wurde von dieser Last befreit; stattdessen sollte die Kapelle fortan vom Nachbarhaus eine Wachskerze jährlich zu ihrem Titelfest beziehen. Der Geistliche an dieser Kapelle, ein Priester (und vielleicht Domherr) Ulrich, gab seine Zustimmung.

Umständlicher war die anschließende Übergabe des Grundstücks an das Spital. Der Bericht über diesen Vorgang zeigt, dass Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich Blarer das darauf stehende Spitalgebäude bereits hatten errichten lassen, und dass dort eine Bruderschaft, die „Armen Christi“ (pauperes Christi) den Betrieb aufgenommen hatte – mithin gab es das Spital schon vor 1225; die Konstanzer Chroniken nennen gelegentlich 1220 als Gründungsjahr. Bischof Konrad weihte das Grundstück mit dem Spitalgebäude und übergab es gemeinsam mit Ulrich Blarer keinem Geringeren als Gott selbst, an dessen statt es die Bruderschaft der Armen Christi empfing. Ulrich Blarer trat hier mit zwei Salmannen auf; das waren Stellvertreter, die vor dem Rat für Grundstücksgeschäfte von Auswärtigen bürgten. Ulrich Blarer war einst aus St. Gallen nach Konstanz gezogen und dürfte das Grundstück an der Marktstätte gekauft haben, bevor er Konstanzer Bürger wurde; anders lässt sich das Mitwirken der Salmannen hier kaum erklären.

Weiter legte Bischof Konrad die Verfassung des Spitals fest. Er nahm sich und seine Nachfolger von der Befehlsgewalt aus. Die Leitung des Spitals sollte fortan bei der Bruderschaft der Armen Christi liegen, die Verwaltung durch die Gemeinde oder den Rat von Konstanz erfolgen. Bestimmungen über den Gottesdienst in der Spitalkapelle und die Einnahmen des Spitals beschließen den Rechtsinhalt der Urkunde. Wie bei bischöflichen Entscheidungen dieser Art üblich, wurde die Zustimmung dreier Personengruppen eingeholt: zuerst die Domherren, also die Amtsträger und Priester an der Bischofskirche, sodann die Ministerialen, also das wichtigste Personal für die Verwaltung der weltlichen Güter und Rechte des Bischofs, schließlich die führenden Bürger der Stadt Konstanz; ihre Namen sind ganz am Ende in der Zeugenreihe der Urkunde verzeichnet.

Etwas unglücklich fällt die Datierung der Urkunde aus. Genannt ist das Jahr ihrer Ausstellung, nämlich das eintausendzweihundertfünfundzwanzigste seit der Fleischwerdung des Herrn, aber kein zweifelsfreies Tagesdatum. Stattdessen folgen acht nicht ganz miteinander vereinbare Datierungskriterien: die Indiktion (ein unter Kaiser Justinian eingeführter Steuerzyklus von 15 Jahren), die Konkurrenten (Wochentag des 24. März), die Epakten (Mondzyklus), die Regierungsjahre von Papst Honorius III., Kaiser Friedrich II. und Bischof Konrad II. von Tegerfelden selbst; zudem werden König Heinrich (VII.) und die Amtsträger der Konstanzer Bischofskirche angeführt. Daraus folgt ein Zeitfenster zwischen dem 18. Juli 1225 (dem Beginn des 10. Amtsjahrs Papst Honorius’ III.) und dem 31. August (Epaktenwechsel) bzw. dem 23. September (Indiktionswechsel). Mit den beiden letztgenannten Terminen unvereinbar ist die Datierung ins 6. Jahr seit der Kaiserkrönung Friedrichs II.; dieses begann erst am 22. November 1225. Der doppelte Widerspruch macht einen Irrtum bei der Zählung der Kaiserjahre wahrscheinlich.

II. Edition und Übersetzung

Konstanz, 1225 [wohl zwischen Juli 18 und August 31]

Der Konstanzer Bischof Konrad II. von Tegerfelden beurkundet die Stiftung des Heiliggeistpitals auf der Konstanzer Marktstätte durch die Konstanzer Bürger Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich Blarer. Der Baugrund war ein Zinseigen des Ulrich Blarer, von dem eine Talgkerze für die Pfalzkapelle St. Peter entrichtet werden sollte; dieser Zins wurde mit Zustimmung Ulrichs, des Priesters dieser Kapelle, in eine vom Nachbarhaus zu entrichtende Wachskerze umgewandelt. Der Bischof übergab gemeinsam mit Ulrich Blarer und dessen Salmannen Rudolf Johiler und Hermann von Sulgen das Grundstück und das von Ulrich Blarer und Heinrich von Bitzenhofen darauf erbaute Haus der Spitalbruderschaft und erteilte dem künftigen Spital eine Reihe von Privilegien, mit Zustimmung der Domherren, Ministerialen und Bürger und nach dem Vorbild anderer Spitäler: Allein die Spitalbruderschaft bestimme über das Spital und den Gottesdienst in der Spitalkapelle; den Gottesdienst in der Spitalkapelle besuche, wer wolle; die Insassen des Spitals dürfen wählen, wo sie die Sakramente empfangen und bestattet werden möchten. Spenden an das Spital gehen an die Spitalbruderschaft; das Erbe verstorbener Insassen stehe dem Spital zu; wer im Spital lebt, zahle keinen Zehnten. Die Verwaltung des Spitals erfolge durch den Rat der Stadt. Geistliche, Ministeriale und Bürger bezeugen den Vorgang.

Siegel des Bischofs und des Domkapitels.

StAKN U 7386

 

StAKN Urkundenbuch Otto Feger Spitalgründung

In nomine sanctę et indiuiduę trinitatis amen.

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit, amen.

Cvnradus dei gratia Constanciensis ecclesię minister, huius nominis secundus, omnibus tam praesentibus quam futuris | Christi pauperibus hospitalis Constant(iensis) in Margitstat in perpetuum.

Konrad, von Gottes Gnaden Diener der Konstanzer Kirche, der zweite dieses Namens, [verkündet] allen gegenwärtigen wie künftigen [Angehörigen der Bruderschaft der] Armen Christi des Konstanzer Spitals auf der Marktstätte in Ewigkeit:

Cum teneamur ex officio nostro pauperes Christi fouere, magis magisque iustum duximus, pietatis opera ab aliquibus inchoata ad ampliora | incrementa promouere.

Da wir unseres Amtes wegen gehalten sind, die Armen Christi zu unterstützen, haben wir es immer mehr für gerecht gehalten, Werken der Frömmigkeit, die von anderen begonnen wurden, zu weiterem Gedeihen zu verhelfen.

Innotescat igitur uniuersis in omni euo, quod duo ciues Constant(ienses) Heinricus de Bitzvnhouin et Ovlricus dictus Blarreri, igne caritatis accensi, construxer(unt) ad honorem sancti spiritus hospitale in Margitstat, tali opere sibi omnibusque sibi attinentibus, ciuitati quoque et omnibus inhabitantibus, in sempiternum felicitatem et uberiorem celitus benedictionem comparantes, ut ammodo placabilior sit dominus super peccatis inhabitancium in ea et eius ira clementius quiescat.

Allen sei für alle Zeit bekannt gemacht, dass zwei Konstanzer Bürger, Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich genannt Blarer, entflammt vom Feuer der Nächstenliebe, zu Ehren des Heiligen Geistes ein Spital an der Marktstätte gegründet haben; mit diesem Werk erlangen sie für sich und alle ihre Angehörigen, auch für die Stadt und alle ihre Einwohner, ewiges Glück und reicheren himmlischen Segen, damit der Herr von nun an über die Sünden ihrer Einwohner versöhnlicher gestimmt sei und sein Zorn sich in Milde beruhige.

Processus uero operis huius talis ab omnibus cognoscatur.

Die Verwirklichung dieses Werkes soll allen bekannt werden.

Supradictus Ov(lricus) Blarreri fundum in zinseigin, id est censuale praedium, secundum commune ius ciuium habuit in Margitstat sub censu candelę de sepo sufficienti per unam noctem illuminare debito capellę sancti Petri;

Der besagte Ulrich Blarer hatte ein Grundstück auf der Marktstätte als Zinseigen, das ist eine zinspflichtige Immobilie, gemäß dem allgemeinen Recht der Bürger, für das als Zins eine Talgkerze fällig war, die dafür ausreicht, die Kapelle des Heiligen Petrus eine Nacht lang zu erleuchten;

et hic census a nobis cum assensu Ovdalrici eiusdem capellę clerici est remissus et de domo contigua hospitali census candelę cereę sufficienti per unam noctem illuminare eidem capellę in festo sancti Petri apostoli est constitutus.

und dieser Zins wurde von uns erlassen mit Zustimmung des Ulrich, des Geistlichen dieser Kapelle; und vom Haus, das dem Spital benachbart ist, wurde als Zins eine Wachskerze festgelegt, die dafür ausreicht, diese Kapelle am Tag des heiligen Apostels Petrus zu erleuchten.

Postmodum praedictus fundus a nobis simul et a praedicto Ov(lrico) Blarrario et suis salmannis R(udolfo) Johilario et Hermanno de Sulgin cum assensu nostrorum fratrum canonicorum et ministerialium et urbanorum ad hospitale pauperum in honorem sancti spiritus dicatus est domino deo et traditus, ipsumque fundum et superedificatam domum, quam tam Heinricus praedictus de Bitzunhovin quam ipse Ov(lricus) Blarrarius construxer(unt) in honorem sancti spiritus, receperunt pauperes in uice omnipotentis sibi et omnibus pauperibus ad hospitale perpetuum pro salute tam uiuorum quam mortuorum, ut supra narratum est.

Danach wurde das besagte Grundstück gemeinsam von uns und vom besagten Ulrich Blarer zusammen mit seinen Salmannen Rudolf Johiler und Hermann von Sulgen mit Zustimmung unserer Brüder, der Domherren, und der Ministerialen und der Stadtbewohner für das Spital der Armen zur Ehre des Heiligen Geistes dem Herrgott geweiht und übergeben; und das Grundstück selbst und das darauf erbaute Haus, das sowohl der besagte Heinrich von Bitzenhofen als auch Ulrich Blarer selbst zur Ehre des Heiligen Geistes erbaut haben, haben die [Angehörigen der Bruderschaft der] Armen anstelle des Allmächtigen angenommen, für sich und für alle Armen als ein immerwährendes Spital, zum Heil sowohl der Lebenden als auch der Toten, wie es oben beschrieben ist.

Hoc etiam cum assensu fratrum nostrorum canonicorum et ministerialium et urbanorum constituimus, ut omni libertate sicut alia hospitalia, quae sunt liberę constitucionis, gaudeat tam hospitale quam capella in eo, nec ad nostram vel successorum nostrorum vel alicuius subiectionem vel institucionem, sed tantum ad pauperes hospitalis pertineat, tam de ipso quam de celebratione divinorum in capella, prout eis expediat, ordinare; et sicut in aliis capellis eiusdem ciuitatis licitum est, diuina celebrari omnibus audire ea uolentibus, hoc in capella hospitalis similiter fieri licite concedimus.

Auch haben wir dies unter dem Beifall unserer Brüder, der Domherren, und der Ministerialen und der Stadtbewohner bestimmt, dass sowohl das Spital als auch die Kapelle darin jede Freiheit genießen sollen, wie andere Spitäler, die frei verfasst sind; und es soll weder unserer oder unserer Nachfolger noch sonst jemandes Befehlsgewalt oder Satzungshoheit, sondern allein den [Angehörigen der Bruderschaft der] Armen des Spitals zustehen, sowohl über es selbst als auch über die Feier des Gottesdienstes in der Kapelle Anordnungen zu treffen, so wie es für sie zweckmäßig ist; und wie es in anderen Kapellen dieser Stadt erlaubt ist, dass für alle, die es hören wollen, der Gottesdienst gefeiert werde, gestatten wir, dass dies in gleicher Weise in der Kapelle des Spitals geschehe.

Statuimus quoque oblationes in capella futuras ad pauperum ordinationem pertinere. Sepulturam eciam eis in hospitali defunctis liberam concedimus, ut, ubi elegerint vel etiam sacramentorum communicationem, nullatenus eis negetur.

Auch haben wir bestimmt, dass künftige Spenden in der Kapelle der Verfügung der [Bruderschaft der] Armen unterstehen. Wir gestehen den im Spital Verstorbenen ein freies Begräbnis zu, damit es ihnen keinesfalls verwehrt werde, wo sie dies oder auch den Empfang der Sakramente für sich wählen.

Statuentes etiam res pauperum defunctorum in hospitali nulli competere nisi tantum hospitali nec intra septa ipsius ad decimas dandas teneantur, sicut et alia eodem iure gaudent hospitalia.

Auch bestimmen wir, dass der Besitz der verstorbenen Armen im Spital keinem anderen zustehe außer dem Spital und innerhalb der Umfriedung des Spitals niemand gehalten sei, Zehnte zu zahlen, so wie auch andere Spitäler dieses Recht genießen.

Statutum est eciam fratribus nostris et ministerialibus et urbanis consentientibus, quatinus communitas ciuitatis Constant(iensis) vel aliqui, qui sunt ciuitatis consilium, hoc hospitale manuteneant et in omnibus fouere non omittant.

Auch ist mit Zustimmung unserer Brüder, der Domherren, und der Ministerialen und der Stadtbewohner bestimmt, dass die Gemeinde der Stadt Konstanz oder diejenigen, die den Rat der Stadt bilden, dieses Spital verwalten sollen und nicht versäumen sollen, es in allen Angelegenheiten zu fördern.

Quisquis hoc hospitale in personis vel possessionibus vel rebus molestare praesumpserit, omnipotentis dei et beatę uirginis Marię et omnium sanctorum iram et domini pape et nostram et omnium successorum nostrorum indignationem se nouerit incursurum.

Wer das Spital an seinen Menschen, Besitztümern oder Angelegenheiten zu schädigen wagt, der wisse, dass er sich den Zorn des allmächtigen Gottes und der seligen Jungfrau Maria und aller Heiligen und die Ungnade des Herrn Papstes, die unsere und die unserer Nachfolger auf sich ziehen wird.

Vt autem hec inconuulsa permaneant, hiis litteris cum inpressione nostri sigilli sunt autenticata.

Und damit dies unverbrüchlich bleibe, ist es mit dieser Urkunde mit dem Abdruck unseres Siegels beglaubigt.

Actum publice in choro maioris ecclesię Constancie, anno ab incarnatione domini Mo cco xxvo, indictione xiiia, concur(rentibus) ii, epactis ix, presidente papa Honorio iiio, anno pontificatus eius xo‚ regnante Friderico Romanorum imperatore et semper augusto et rege Sicilię, anno consecrationis eius vio, filio eius Heinrico rege Romanorum constituto, anno pontificatus nostri xvio, ordinatis in ecclesia nostra H(einrico) de Tanne praeposito, W(ernhero) de Arbona decano, Ov(lrico) de Tegiruelt thesaurario, W(althero) de Rotinleim scolastico.

Geschehen im Chor der Domkirche zu Konstanz, im 1225. Jahr seit der Fleischwerdung des Herrn, in der 13. Indiktion, den 2. Konkurrenten und den 9. Epakten, als Honorius III. Papst war, im 10. Jahr seines Pontifikats, unter der Herrschaft Friedrichs, des Kaisers der Römer und immerwährenden Augustus und Königs von Sizilien, im 6. Jahr seit seiner Krönung, als sein Sohn Heinrich als König der Römer eingesetzt war, im 16. Jahr unseres Pontifikats, als an unserer Kirche Heinrich von Tanne als Propst eingesetzt war, Werner von Arbon als Dekan, Ulrich von Tegerfeld als Thesaurar, Walter von Rötteln als Scholaster.

Testes sunt hii: H(einricus) de Tanne Constant(iensis) ecclesię maioris et sancti Stephani praepositus, W(ernherus) decanus, W(altherus) et L(utoldus) carnales fratres de Rotinleim, Vo(lricus) cvstos, Vo(lricus) Episcopalis cellę prepositus, R(udeger) de Retirshovin, W(ernherus) de Velpach, Pilgerinus de Tanne, H(ilteboldus) de Shinun plebanus sancti Pauli, magister O(tto) de Riet, Vo(lricus) plebanus sancti Petri.

Zeugen sind diese: Heinrich von Tanne, der Propst der Domkirche und von St. Stephan, Dekan Werner, die Brüder Walter und Lütold von Rötteln, Custos Ulrich, Propst Ulrich von Bischofszell, Rüdiger von Räterschen, Werner von Feldbach, Pilgrin von Tanne, Hiltebold von Schienen, der Leutpriester von St. Paul, Magister Otto von Ried, Ulrich, der Pfarrer von St. Peter.

Ministeriales sunt hii: H(ermannus) et R(udolfus) de Arbun, Wezilo dapifer, marscalcus, Joh(annes) pincerna, Marquardus minister,

Das sind die Ministerialen: Hermann und Rudolf von Arbon, Truchsess Wezilo, der Marschall, Schenk Johann,

Walther(us) et Vo(lricus) de Sancto Gallo, Livtfridus, Heinricus in Harena, Rvdolfus Johilere et O(tto) frater suus, Hugo de Sulgin et H(ermannus) frater suus, Berhtoldus de Wintirtůre, Heinr(icus) de Vbirlingin et alii quam plures tam clerici quam laici.

[die Bürger:] Ammann Marquard, Walter und Ulrich von St. Gallen, Lütfried, Heinrich am Grieß, Rudolf Johiler und sein Bruder Otto, Hugo von Sulgen und sein Bruder Hermann, Bertold von Winterthur, Heinrich von Überlingen und andere mehr, sowohl Geistliche als auch Laien.

In domino feliciter amen.

Im [Namen des] Herrn glücklich amen. 

Maßgebliche Edition

BEYERLE, Konrad (Hg.): Die Konstanzer Grundeigentumsurkunden der Jahre 1152–1371 (Grundeigentumsverhältnisse und Bürgerrecht im mittelalterlichen Konstanz 2). Heidelberg 1902, Nr. 10, S. 14-16.  

Abgedruckt ferner in:

KNITTEL, Hermann: Ex historia Constantiae. Ein lateinisches Quellenbuch zur Geschichte der Stadt Konstanz. Konstanz 1979, S. 35-38, mit Kommentar S. 140 f.  

RUPPERT, Philipp (Hg.): Konstanzer geschichtliche Beiträge, drittes Heft. Konstanz 1892, S. 20 f.  

DERS. (Hg.): Chroniken der Stadt Konstanz. Konstanz 1891, S. 298-300.  

Ausführliche Besprechung der Urkunde in:

SCHÜRLE, Wolfgang W.: Das Hospital zum Heiligen Geist in Konstanz. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte des Hospitals im Mittelalter (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen 17) Sigmaringen 1970, S. 21-32.

… entflammt vom Feuer der Nächstenliebe

Die Geschichte des Konstanzer Spitals

Norbert Fromm, Michael Kuthe und Walter Rügert

Die Geschichte der Spitalstiftung gehört zum interessantesten Teil der Konstanzer Stadtgeschichte überhaupt. Für die Stadt war sie unter karitativ-medizinischen und sozialen Gesichtspunkten ebenso wichtig wie unter wirtschaftspolitischen Aspekten. Ihren Anfang nahm diese lange, wechselhafte und letztlich erfolgreiche Geschichte mit dem Spital zum Heiligen Geist an der Marktstätte. Bis heute sind Mauern des Spitals aus dem 14. Jahrhundert und schöne Wandmalereien dort erhalten geblieben – Zeugnisse der Vergangenheit, die in unsere Gegenwart reichen. Der folgende Beitrag spannt einen breiten historischen Bogen von den Anfängen der Spitalstiftung bis in unsere Zeit, gestützt auf die Ergebnisse der Forschung wie auch auf die Auswertung der reichhaltigen Originalquellen des Stadtarchivs Konstanz.

Arm und Reich – Die Skizze einer wechselhaften Geschichte

Im Jahre 1225 beurkundete Bischof Konrad II. von Tegerfeld allen „gegenwärtigen wie zukünftigen Armen in Christi“ die Gründung einer neuen Stiftung:

»Da wir unseres Amtes wegen gehalten sind, die Armen Christi zu unterstützen, haben wir es immer mehr für gerecht gehalten, Werken der Frömmigkeit, die von anderen begonnen wurden, zu weiterem Gedeihen zu verhelfen.

Allen sei für alle Zeit bekannt gemacht, dass zwei Konstanzer Bürger, Heinrich von Bitzenhofen und Ulrich genannt Blarer, entflammt vom Feuer der Nächstenliebe, zu Ehren des Heiligen Geistes ein Spital an der Marktstätte gegründet haben; mit diesem Werk erlangen sie für sich und alle ihre Angehörigen, auch für die Stadt und alle ihre Einwohner, ewiges Glück und reicheren himmlischen Segen, damit der Herr von nun an über die Sünden ihrer Einwohner versöhnlicher gestimmt sei und sein Zorn sich in Milde beruhige.«

Der kurze Auszug aus der Stiftungsurkunde bezeichnet prägnant die beiden Triebfedern, die bei den mildtätigen Spitalstiftungen des Mittelalters wirkten. Einen wichtigen Impuls bildete das Ideal der christlichen Nächstenliebe. Die christliche Welt glaubte, dass die Armen und Kranken durch göttliche Schickung leiden und damit in besonderer Weise durch Gott begnadet würden. Kranken­ und Armenpflege waren damit gleichsam die Pflege und Hingabe an Christi selbst. Unter den Armen Christi verstand man jedoch nicht nur materiell Notleidende, sondern alle von schwerem Leid Betroffenen. Verkörpert wurde die göttliche Liebe und Barmherzigkeit nach dieser Auffassung durch den Heiligen Geist – er galt geradezu als „Vater der Armen und Bedrückten“. So war es nur folgerichtig, dass viele Spitäler den Heiligen Geist als Namens- und Schutzpatron wählten. Den zweiten wichtigen Impuls bildete die Angst um das Seelen heil: „reicheren himmlischen Segen“ soll den Stiftern zugutekommen und die Hoffnung genährt werden, dass der Zorn Gottes sich „in Milde beruhige.“ Praktizierte Nächstenliebe in dieser Form war damit gleichzeitig auch aktive Jenseitsvorsorge für sich selbst.

Abb. 1:

Bischof Konrad bestätigt die Stiftung des Heilig-Geist-Spitals.

Vor allem im 13. Jahrhundert waren so viele Gründungen zu verzeichnen, dass schließlich fast jede Reichsstadt im Südwesten ihr eigenes Heilig-Geist-Spital besaß (Klöckler 2016, S. 19). Sowohl in ihrer örtlichen Lage als auch in ihrem Bautypus folgten die Spitäler schon lang erprobten Prinzipien. Aus hygienischen Gründen mussten sie in der Nähe von Gewässern liegen und genügend Platz für die verschiedenen Aufgaben bieten. Dafür eignete sich besonders eine Lage am Stadtrand oder auf frisch gewonnenem Gelände. Baulich bildeten sie gewöhnlich einen geschlossenen Komplex, der Spital, verschiedene Wirtschaftsgebäude, Friedhof und Garten umfasste.

Das Heilig-Geist-Spital auf dem an den See grenzenden Marktgestade, der heutigen Marktstätte, wurde bereits einige Jahre vor der Beurkundung durch Bischof Konrad II. errichtet. Seine Notwendigkeit ergab sich daraus, dass das bisher einzige Spital vor den Toren von Konstanz, beim Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen, die sozialen Aufgaben einer wachsenden Stadt nicht mehr alleine bewältigen konnte (Maurer 1989, S. 126 ff.). Gegen Ende des 12. Jahrhunderts nahm in Konstanz der Fernhandel mit Textilien seinen Aufschwung, wodurch die Stadt zum Anziehungspunkt für Händler und Kaufleute, Bettler und fahrendes Volk wurde. Gleichzeitig bildete der Fernhandel die Grundlage für ein wirtschaftliches Erstarken des Konstanzer Bürgertums, das in den Jahren 1212 bis 1215 nach einer langen Auseinandersetzung mit den bischöflichen Stadtherren erstmals einen Rat in der Stadt etablieren konnte. Auf diesen neuen Rat bezieht sich die Stiftungsurkunde von Bischof Konrad mit dem Beschluss, „dass dieses Spital von der Konstanzer Stadtgemeinde und dem Stadtrat beschützt werden soll und sie es nicht versäumen sollen, es in jeder Beziehung zu fördern“.

Mit dieser Übertragung der Pflegschaft über das Spital „Zum Heiligen Geist“ war es in allen weltlichen Dingen dem Einfluss des Bischofs entzogen. Er besaß nur noch Zuständigkeit in seelsorgerischen Fragen. Das Spital war rechtlich selbstständig, seine Verwaltung war jedoch dem Rat unterstellt. Wurde es anfangs noch von geistlichen Laienbrüdern geleitet, so bestimmte der Rat bald auch die Pfleger, die das Spital beaufsichtigen und führen sollten, aus seinen eigenen Reihen. Damit wurde der Grundstein gelegt für eine enge Verbindung zwischen Stadt und Spital, die auch heute noch Gültigkeit hat: der Gemeinderat ist auch noch heute Stiftungsrat. Das Spital war in den folgenden Jahrhunderten jedoch nicht allein unter karitativ-medizinischen und sozialen Gesichtspunkten für die Stadt wichtig, sondern auch von großer Bedeutung für die städtische Wirtschaftspolitik.

Abb. 2:

Die Wappen der Stifterfamilien Blarer und von Bitzenhofen.1

Eine 200-jährige Blütezeit

Das Spital „Zum Heiligen Geist“ wurde als zweigeschossiges Gebäude errichtet, das auf jedem Stockwerk eine eigene Kapelle besaß. Die Armen wohnten im unteren, die „Pfründner“, die ihren Platz gegen Bezahlung erworben hatten, waren im oberen Stockwerk untergebracht. Für beide Gruppen war jeweils noch eine »Siechenstube« für Kranke vorhanden (eine detaillierte Beschreibung Spitalkomplexes ist auf S. 41 ff. zu finden). Insgesamt waren jeden Tag rund 75 Insassen zu verpflegen, in einem Bittbrief an den Papst um 1500 wird sogar von 300 Personen gesprochen. Für die Versorgung der Spitalinsassen stand dem Spitalmeister, dem eigentlichen Verwalter, eine große Zahl von Bediensteten zur Seite: ein Hofmeister, ein Kornmeister, ein Brotmeister, ein Kellermeister, eine Ober- und Untermeisterin, ein Koch, weiterhin Bäcker, Schneider, Schuhmacher, Zimmerleute, ein Weinschenk, ein Schreiber, Knechte und Mägde (siehe hierzu S. 60 ff.).

Die wirtschaftliche Entwicklung des Spitals zum Heiligen Geist verlief von Beginn an überaus positiv. Das Spital besaß in späteren Jahren viele Lehenshöfe, die Geld- oder Naturalabgaben zu liefern hatten. Außer der Hauptverwaltung im Spitalgebäude gab es noch etliche Nebenverwaltungen, mit der Reißmühle in Unteruhldingen verfügte es über eine eigene Mühle und in Sipplingen, Hödingen und Goldbach besaß es sogar die Niedere Gerichtsbarkeit.

Der größte Teil des Vermögenszuwachses bestand zunächst aus Schenkungen und Vermächtnissen. Die Konstanzer Bürger Ulrich und Adelheid Sumbri zum Beispiel schenkten den Weinberg Halthuon, die Stiftung verpflichtete sich als Gegenleistung dafür, nach dem Tod Ulrichs seiner Frau Adelheid jährlich zwanzig Eimer Wein zukommen zu lassen. Auch heute noch ist diese Schenkung aktuell: Sie bildet nicht nur den Grundstock des Hofes Haltnau, sondern liefert auch den Stoff für die bis in die Gegenwart immer wieder gern zitierte „Wendelgard“-Sage. Neben den Schenkungen kam die Spitalstiftung von Beginn an aber auch durch eine aktive Erwerbspolitik vor allem in Orten im Linzgau zu Besitz und stetig wachsendem Vermögen.