Die Architekten (Ein Student will leben Band 2): LitRPG-Serie - Boris Romanovsky - E-Book

Die Architekten (Ein Student will leben Band 2): LitRPG-Serie E-Book

Boris Romanovsky

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Beschreibung

Ich bin Andrej Primus, Anführer des Clans der Architekten. Es ist uns gelungen, Novosibirsk zu verlassen, wo die Zombies und Mutanten jeden Tag mehr werden und an Stärke gewinnen. Unser Ziel ist es, unsere eigene Stadt zu gründen. Aber außer uns gibt es noch viele andere Gruppen von Überlebenden, und jede will den besten Platz für sich beanspruchen. Wir haben gegen Zombies, gegen Mutanten und gegen Monster gekämpft. Kann es wirklich sein, dass wir unsere Waffen gegen andere Menschen einsetzen müssen?

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Über den Autor

Boris Romanovsky

Die Architekten

Ein Student will leben

Band 2

LitRPG-Serie

Magic Dome Books

Die Architekten

Ein Student will leben, Band 2

Originaltitel: The Architects (A Student Wants to Live, Book #2)

Copyright © B. Romanovsky, 2023

Covergestaltung © V. Manyukhin, 2023

Deutsche Übersetzung © Martina Hollenfels, 2023

Erschienen 2023 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany,

190 00 Praha 9 Czech Republic

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen Shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

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Kapitel 1

Clan-Geschick

UNSERE REISE ZUM BERGDORF dauerte etwa vier Stunden. Es mochte seltsam klingen, aber wir hatten es geschafft, ohne nennenswerte Probleme aus der Stadt herauszukommen. Der größte Teil des Flüchtlingsverkehrs hatte sich in den letzten zwei Tagen abgespielt, nun waren die Straßen ziemlich frei. Das Einzige, was uns begegnete, waren ein paar starke Zombies wie Jäger und Läufer. Naja … und ein Schwarm mutierter Spatzen, die uns ein wenig nervös machten. Wir mussten ungefähr zehn Mal anhalten — manchmal war es ein Zombie, der herauskroch, manchmal ein mutiertes Reh vor uns, dann wieder hatte ein Unfall eine unpassierbare Straßensperre verursacht.

Insgesamt war es nicht einfach, aber ich war froh, dass ich mich entschieden hatte, nicht meinem Vater zu folgen, sonst hätten wir die Nacht draußen verbringen müssen. Wer konnte schon sagen, was da draußen in der Nacht vor sich ging? In völliger Dunkelheit, wenn man wirklich gar nichts sehen konnte. Niemand konnte wissen, ob wir unter diesen Bedingungen überlebt hätten.

Da die Straße durch eine Reihe von Dörfern führte, beschloss May, dass es nicht schaden würde, unterwegs ein paar Geschäfte zu machen. Sie setzte sich vorab mit Leuten aus den Dörfern in Verbindung, und etwa zwanzig Minuten später, wenn wir durchfuhren, hielten wir an, um zu verhandeln. In der Regel handelte es sich um andere Gruppen von Überlebenden, nicht um die Dorfbewohner selbst. In drei der fünf Siedlungen entlang unseres Weges lebten überhaupt keine der ursprünglichen Dorfbewohner mehr, nur Neuankömmlinge. Vielleicht hatten sie sich auch versteckt und wollten sich nicht mit den Fremden einlassen.

Die Dinge, die wir bekamen, waren die Stopps durchaus wert. Auch wenn wir ziemlich hart gegen die Zombies kämpfen mussten, die durch den Lärm unseres Konvois angelockt wurden, war es das wert. Wir fanden ein paar Noobs mit guten Anlagen. Eine Familie — eine Mutter mit ihren drei Kindern — äußerte sofort den Wunsch, sich uns anzuschließen, als sie erfuhr, zu welcher Gruppe wir genau gehörten. Die Mutter entpuppte sich als begabt mit einer Silberklasse: Beherrscherin der Telekinese.

„Scheint alles klar zu sein. Beginnt mit der Rettungsaktion“, knisterte Mays Stimme in unseren Kopfhörern. Wir hielten vor dem kleinen Dorf, und unsere Drohnen flogen aus, um unsere Ziele zu überprüfen. Die Mutter und ihre drei Kinder waren gerne bereit, sich uns anzuschließen.

„Dann fahren wir los“, sagte ich und winkte dem Team zu. Wir fuhren mit einem achtsitzigen Cybertruck los. Hinter uns folgten drei weitere dieser Fahrzeuge. Die Cybervans blieben in relativer Sicherheit unter den wachsamen Augen unseres Analyseteams und dem Schutz von Fens Team zurück. Mokotas Team war für die Operation zur Rettung der Familie zuständig, ich hatte das Oberkommando über die gesamte Einheit.

Apropos Cybervans: Jeder Van bot Platz für 50 Personen. Wir hatten insgesamt 15 Cybervans und etwa 700 Leute. Ich fragte mich, wieso es so viele waren... Was, wenn ein paar von ihnen nur Ballast waren? Na ja, egal. Das würden wir später klären.

„Andrej“, ich spürte, wie Olivias Hand über meinen Arm strich. Sie saß neben mir auf der Rückbank. „Wann wirst du dein Versprechen einlösen?“

„Welches Versprechen?“ Ich verstand nicht sofort, worauf sie hinauswollte. „Ah.“ Ich erinnerte mich wieder. Sie wollte mit mir schlafen. Aber ich hatte das für einen Scherz gehalten. Vielleicht hatte ich mich geirrt? „Wenn wir uns alle in unseren neuen Häusern eingelebt haben, sehen wir weiter.“

Plötzlich beugte sie sich näher zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Ich werde auf dich warten.“

Ich schauderte. Verdammt, die war wirklich seltsam drauf.

„Alles in Ordnung?“ Igors Stimme hallte von vorne zu uns herüber.

„Ähm, ja.“

„Olivia versucht, Andrej zu vergewaltigen“, sagte Alisa, die auf der anderen Seite von Olivia saß.

Neben Alisa, Olivia, Igor und Mokota gab es noch Alex (ein Schütze, der sich aus dem Schiebedach lehnte und auf besonders aufdringliche Zombies schoss), Phillip den Gestaltwandler (der gerade am Steuer saß) und Bao, die Meisterin der Peitsche. Ach ja, Mascha und ihr Kleidermonster nicht zu vergessen.

Unsere vier Cybertrucks hielten im Innenhof eines dreistöckigen Wohnhauses. Die Anfänger sprangen aus den Autos und machten sich daran, den Hof zu säubern, während die erfahreneren Leute daneben standen und zusahen. Für diese schwachen Zombies würden wir sowieso kaum Erfahrungspunkte bekommen. Als alles frei war, machten wir uns an die eigentliche Aufgabe: die Rettungsaktion.

Das Team und ich stellten uns in einer Reihe auf. Vorneweg ging Igor mit seinem Schild, dann Mokota und Olivia als Hauptangriffstruppe. An den Flanken standen Bao und Phillip. Alisa und ich waren in der Mitte, und Mascha und Alex bildeten das Schlusslicht.

Wir untersuchten das Gebäude. Es war alt — wahrscheinlich im vorigen Jahrhundert erbaut. Ein paar Fenster waren zerbrochen, und es gab Blutspuren.

„Vorwärts“, befahl ich.

Wir bewegten uns auf den Eingang zu.

Die Geschichte der Mutter und ihrer Kinder war ziemlich tragisch: Sie hatte um ihrer Kinder willen alle Schrecken der Apokalypse durchleben müssen. Sie musste ihren eigenen Bruder töten, als er sich in einen Zombie verwandelte, und das Kommando über eine kleine Einheit übernehmen, die aus ihren überlebenden Nachbarn bestand. Gerade mal zehn Leute, und nur einer von ihnen hatte irgendwelche Fähigkeiten — ein junger Mann auf Level 5, mit einer seltenen Fähigkeit: Feuerkristall. Nicht schlecht, aber das war auch schon alles, was ich sagen konnte. Wir hatten in unserer Gruppe viele Leute auf diesem Level.

Die Probleme begannen, als sie versuchten, auf das Dach zu gelangen. Unten war die Hölle los, und sie hatten keinen anderen Ausweg. Aber sie stießen auf eine mutierte Spinne und schafften es gerade noch in den Schutz der nächsten Wohnung. Dort angekommen, schlossen sie sich ein.

Es stellte sich heraus, dass die Spinne auf Level 15 war, und wäre sie nicht gerade damit beschäftigt gewesen, einen mutierten Vogel zu fressen, den sie gefangen hatte, als sie sie fanden, hätte wahrscheinlich keiner von ihnen überlebt. Die Mutter jedenfalls gehörte zu dem sehr kleinen Prozentsatz von Menschen, die begabt waren und eine Silberklasse bekommen hatten, aber ihr Level war sehr niedrig und sie hatte noch nicht wirklich gelernt, ihre Stärken auszuspielen.

Wir öffneten die Tür am Eingang, und Igor ging hinein, seinen Schild fest in der einen und seinen Hammer in der anderen Hand haltend. Mokota stand direkt hinter ihm und war jeden Moment bereit, in Aktion zu treten. Ich schickte sofort zwei der Flugdrohnen los. Die kleinsten, die ich finden konnte und die wie Hornissen aussahen.

Wir blieben vor der Treppe zum zweiten Stock stehen und schauten angespannt auf Maschas Tablet. Die Szene, die sich uns bot, war nicht schön. Der gesamte dritte Stock war von Spinnweben umhüllt. Zwei der vier Türen waren aufgebrochen worden, die beiden anderen waren noch intakt. Der Mutant selbst hing in der Mitte des Raumes — ein Körper von der Größe eines Schäferhundes, aus dessen Seiten acht Arme ragten.

Wir warteten schweigend. May war damit beschäftigt, den bestmöglichen Plan auszuhecken, um diese fiese Bestie zu erledigen. Es wäre mir am liebsten gewesen, wenn ich den Hauptschaden hätte anrichten und den letzten Schlag ausführen können.

„Hm“, drang die sanfte, liebliche Stimme unserer Analytikerin in meine Ohren. „Ich denke, das Beste ist, dieses Ding mit dem blutigen Nebel zu töten. Es wäre gefährlich, einen Nahkampf zu riskieren, da wir nichts über die Fähigkeiten dieser Spinne und ihre möglichen Reaktionen wissen. Der Ort ist auch ziemlich ungünstig, da die Spinne dort in ihrem Element ist. Es könnte Tote geben. Deshalb nehmen wir Plan B.“

Ich nickte gleichmütig. „Dann ist es eben Plan B.“

Schämte ich mich, diese Option zu wählen? Ganz und gar nicht. Ich hatte mir „Plan B“ ausgedacht, damit ich die Spinne ganz allein töten konnte. Und ich würde die ganze Erfahrung bekommen. Könnte das einige der anderen verärgern? Nun, wen kümmerte das?

Wir zogen uns aus dem Wohnhaus zurück. Eigentlich waren wir nur hineingegangen, um mit unseren Drohnen einen Blick auf die Spinne zu werfen.

Die eigentliche Operation würde von draußen beginnen. Ich flog auf meinem Thron hinauf zu einem Fenster, das zuvor von innen geöffnet worden war. Dort stand eine Frau um die 30, die ihre Kinder an sich drückte und mich mit einer Mischung aus Sorge, Hoffnung und ein wenig Angst ansah. Sie hatte braunes, streng zurückgekämmtes Haar, eine athletische Statur und ein hübsches Gesicht. Ich meine, sie war wirklich hübsch. Die Art von Frau, in die man sich auf den ersten Blick verlieben konnte.

„Ähm...“ Ich war ein wenig verwirrt.

„Danke!“ Sie sah mich mit einem Ausdruck solcher Dankbarkeit an, dass ich einen Schwall von Glück in mir spürte.

Vor den ängstlichen Blicken der Überlebenden erschuf ich eine rote, kristallisierte Plattform. Sie war quadratisch mit einer Seitenlänge von etwa drei Metern und kleinen Wänden an den Seiten. Dann flog ich zum Fenster hinüber. Insgesamt evakuierte ich zehn Personen. Ich wies die Erwachsenen an, sich hinzusetzen, Alisa nahm die fünf Kinder.

Die Mutter sprang als Letzte auf die Plattform. Sie trug einen Rucksack, in dem sich allerlei Zeug befand. Sie hockte sich auf die Plattform und hielt sich an der Seite fest.

„Ich bin Lera.“

„Benedikt“, stellte ich mich vor.

Sie schaute mich verwirrt an. „Andrej“, ergänzte ich seufzend. Wir sanken zu Boden, und Lera rannte sofort zu ihren Kindern hinüber. Ein junger Mann von etwa 17 Jahren stand dort und beobachtete mich ehrfürchtig. Wie ich später herausfand, war es dieser Junge, der Level 5 erreicht und die Fertigkeit Feuerkristall erlernt hatte. Sein Name war Ivan.

„Lass mich dein Schüler sein!“, bat er leidenschaftlich.

Ich betrachtete ihn mit einem Gesichtsausdruck, mit dem man normalerweise einen Idioten mustert. „Ich nehme keine Schüler an. Arbeite einfach hart, und eines Tages, vielleicht in zehn oder 20 Jahren, wirst du mein Level erreichen“, ermutigte ich ihn. Ich holte meinen Thron aus meinem Ring und stieg in die Luft. Ich musste alle Ausgänge mit meinem Blut abdecken, damit die Spinne nicht entkommen konnte. Apropos Blut, davon hatte ich jetzt eine ganze Menge auf Vorrat. Das war es, was ich in meiner Freizeit hauptsächlich tat. Nachdem ich das Blutmonster absorbiert hatte, spürte ich es kaum noch, wenn ich Blut verlor, und selbst die vielen Beutel mit Spenderblut, die wir gesammelt hatten, waren nur noch selten nötig.

Ich streckte meine Handfläche aus, bis das Blut das Fenster vollständig bedeckte und dann kristallisierte. Aber das reichte nicht aus. Ich ließ AP und KGP einfließen, wodurch sich die Kristallschichten verdickten und vergrößerten. Als die zugehörigen Attribute um etwa 20 % gesunken waren, hörte ich auf. Auf dieselbe Weise füllte ich die verbleibenden sechs Fenster aus, durch die die Spinne theoretisch hätte fliehen können. Danach versiegelte ich auch den Durchgang zum Dach. Um es richtig zu machen, hätte ich natürlich auch die kaputten Türen in den Wohnungen reparieren müssen, aber dazu hatte ich keine Zeit.

Lera und die anderen Überlebenden waren zu den Transportern geschickt worden, während die Krieger sich auf ihre jeweiligen Einheiten aufgeteilt hatten und losgezogen waren, um das Dorf Straße für Straße von Zombies zu befreien. Nun, warum nicht? Wir sollten sie aufsteigen lassen, solange wir noch Zeit hatten.

Ich wartete, während sich meine Attribute regenerierten, bis sie wieder in einem normalen Bereich lagen, und ging dann zur letzten Phase des Plans über. Es war an der Zeit, den Eingang zum Treppenhaus zu versiegeln. Da die Wand hier sehr viel stärker sein musste, dauerte das noch einmal etwa zehn Minuten.

„Das wird erstaunliches Material abgeben!“, rief Alisa, die neben mir stand und alles mit ihrer Kamera aufnahm. Viele Leute hatten Vermutungen über meine Fähigkeiten angestellt, aber das Einzige, worüber sie sich sicher sein konnten, war, dass ich eine Goldklasse hatte. Das hatte ich auch gesagt, als wir in unserem Cybervan ein Agit-Video gemacht hatten. Ich meine, was sollte ich sonst tun? Andere durften prahlen, aber ich nicht?

Zur Sicherheit war Mokotas ganze Gruppe bei mir.

„Also, wollen wir anfangen?“

Ich aktivierte den blutigen Nebel und begann, ihn durch einen kleinen Spalt in der kristallisierten Wand in den dritten Stock des Gebäudes fließen zu lassen.

*Kyaah!*

Ein lauter, ekelerregender Schrei ertönte aus dem Inneren. Da war unsere Bestie. Alisa schnappte neben mir nach Luft und wäre fast umgefallen, aber Olivia fing sie auf.

*Bumm!*

Meine kristalline Wand bebte, aber sie hielt stand. Ich gab noch ein paar Attributpunkte dazu und versuchte, die Wand zu verstärken.

*Bumm!*

*Kyaah!*

Mistvieh.

*Bumm!*

Neben mir hörte ich, wie Alisa aufgeregt zwitscherte, die Kamera dabei nicht einen Moment aus der Hand ließ und meine epische Konfrontation mit der Spinne weiter filmte.

*Bumm!*

*Kyaah!*

Schlug das Ding gerade seinen Kopf gegen die Wand und schrie? Ich konnte es nicht genau erkennen. Ich fluchte, als ich sah, dass sich einige Risse bildeten. Mit meiner freien Hand ließ ich etwas mehr Blut in die Wand fließen, um die Risse zu flicken.

*Bumm-Bumm-Bumm*

Die Spinne fing an, mit ihren Beinen herumzufuchteln, aber es blieb völlig ohne Wirkung. Ich pumpte noch ein paar Punkte in meinen Nebel.

Die pochenden Geräusche wurden immer schwächer. Ich verschlang ein paar Beeren.

Verdammt, bei diesem Tempo würden meine Attribute in kürzester Zeit den Tiefpunkt erreichen. Es blieb ruhig. Ich hörte auf, die Mauer zu verstärken, während sich der Nebel von selbst auflöste. Ich wartete ein wenig, bis sich meine Attribute zumindest auf 20 oder so regeneriert hatten, dann winkte ich mit der Hand.

*Wusch!*

Die kristalline Wand zerfiel in Hunderte von messerscharfen kleinen Splittern, deren Spitzen ich auf die Spinne richtete. Oder genauer gesagt, auf das, was von ihr übrig war. Ein vertrockneter Klumpen Materie, die Beine fest an ihren verkümmerten Körper gezogen. Ja. Völlig sicher. Als ich meinen anfänglichen Ekel überwunden hatte, wollte ich das Ding packen und in meinen Ring werfen, aber Alisa ging dazwischen: „Warte, lass mich ein Foto machen!“

Während sie auf Zehenspitzen um die Leiche herumschlich, beförderte ich mein Blut zurück in meinen Ring.

„Gute Arbeit, Andrej“, knisterte eine Stimme in meinen Ohren. „Hast du ein Level erreicht?“

„Nein.“

„Das liegt daran, dass das Level dieses Dings niedriger war als deines. Du müsstest mindestens drei von der Sorte töten, um auf Level 18 zu kommen.“

„Ja, ich weiß...“

Nachdem ich die Spinne endlich aufgesammelt hatte, ging ich auf die Straße hinaus und blinzelte genervt. Verdammt, dieses Licht blendete mich — ich hatte mich an den schattigen Eingangsbereich gewöhnt. Ich flog erst um alle Fenster herum und dann über das Dach und sammelte mein ganzes Blut wieder ein. Warum ich mir die Mühe machte? Nun, nachdem sich herausstellte, dass die Spinne ziemlich heftig von der Wand aus Blut abgeprallt war, hatte ich das Gefühl, man könne nie genug Vorräte haben.

Wir setzten uns in den Cybertruck und fuhren zurück zu den geparkten Transportern. Alisa tippte etwas auf ihrem Elonka (offenbar hatte sie den Abonnenten etwas ziemlich Cooles versprochen), und Olivia wickelte gedankenverloren ihren Pferdeschwanz um ihren Zeigefinger.

Als ich aus dem Cybertruck kletterte, kam Lera auf mich zu. Ihre Augen leuchteten, und ihr Gesicht wirkte ernst und selbstbewusst. Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren — Mann, war die süß. „Andrej, bitte lass mich deinem Clan beitreten!“

Das klang eigentlich mehr wie eine Forderung als eine Bitte.

Ich nickte. „Klar, aber später.“

„In den Kern?“, fragte sie hoffnungsvoll. Mann, wie hatte sie es geschafft, das schon zu erfahren?

„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nur in den inneren Kreis, tut mir leid. Der Kern ist bereits gebildet, und es gibt dort nur 20 Plätze.“

Lera konnte ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen, aber sie riss sich schnell zusammen: „Ich danke dir!“

Ja. Ganz sicher. Noch eine Frau, an die ich denken würde... Aber in ihrem Fall konnte ich verstehen, warum sie darauf bestand, dem Clan beizutreten — die meisten Mütter wären bereit, alles zu tun, was nötig war, um ihre Kinder zu schützen. Nun, zumindest wäre sie mit ihrer Telekinese nützlich. Es würde sicherlich nicht schaden. Apropos Clan: Meiner Meinung nach war Bluttätowierung die ideale Wahl für unsere Clan-Fähigkeit.

„Andrej, brauchst du irgendetwas?“, fragte May durch meine Kopfhörer. „Wir haben ein paar Überlebende im Dorf gefunden, unsere Crew handelt mit ihnen.“

„Gibt es irgendetwas, das du für mich für nützlich hältst?“

„Nicht wirklich, außer Kernen.“

„Die soll Anna besorgen.“

„Verstanden.“

Schließlich erwarben wir alle Mutanten- und Zombiekerne, die die örtlichen Krieger angesammelt hatten. Im Gegenzug boten wir ihnen gewöhnliche und ungewöhnliche Kugeln an, von denen wir seit unserem Kampf mit den Tauben einen großen Vorrat hatten. Ein paar Kämpfer tauschten seltene Kugeln aus, aber ich persönlich fand nichts Brauchbares.

Ich kletterte in den Wagen, machte es mir auf meinem Sitz bequem und arbeitete weiter an der Hauptaufgabe, die ich mir für unsere Reise vorgenommen hatte: die Erforschung der Fertigkeit Bluttätowierung.

Bluttätowierung (selten)

Aktive Fertigkeit

Level 2

Ermöglicht es dir, jemandem eine Tätowierung zu verleihen, die ein Attribut deiner Wahl um +3 erhöht.

Du kannst entweder dich selbst oder einen anderen Ort für diese Tätowierung auswählen.

Verwendete Tätowierungen: 0/3

Regeneration: 3 Stunden.

Kosten: 15 AP.

Insgesamt eine anständige Fertigkeit. Aber was würde passieren, wenn ich sie zu einer Clan-Fertigkeit machte? Ich saß in Gedanken versunken da. In dieser Angelegenheit hatte ich niemanden konsultiert, nicht einmal May. Es war eine zu persönliche Entscheidung. Ich überprüfte die Statistiken des Clans.

Clan: Architekten

Level: 1

Begründer: Andrej Primus

Stadt: —

Clan-Fähigkeit: —

Einwohnerzahl: 20 (Kern)

Na gut. Wieder hing ich meinen Gedanken nach. Konnte es wirklich nur eine Clan-Fertigkeit geben? Wenn ja, dann müsste ich sie sehr sorgfältig auswählen. Ich überprüfte meine Hauptstatistiken.

Name: Andrej Primus

Level: 17

Klasse: Blutbeschwörer

Stärke: 17 (21)

Geschicklichkeit: 15 (47)

Ausdauer (AP): 21 (70)

Kampfgeist (KGP): 31 (76)

Regeneration: 28

Willenskraft: 13

Intuition: 13

Aktive Fertigkeiten:

Level 3: Blutkontrolle (Klassenfertigkeit, Gold)

Level 2: kochendes Blut (exklusiv), Blutpakt (exklusiv), blutiger Nebel (exklusiv), Bluttätowierung (selten).

Level 1: Sprung (selten)

Passive Fertigkeiten:

Level 2: Intuitive Verteidigung (exklusiv, einzigartig)

Level 1: Bodhisattva-Aura

Zugängliche Fertigkeiten: 0 aktive Fertigkeiten, 2 passive Fertigkeiten.

Fertigkeitspunkte: 1

Punkte der dunklen Sphäre (PDS): 6

Ausrüstung:

Legendär: räumlicher Ring

Episch: —

Exklusiv: Königskrone, Unbeweglichkeitsarmband, Kampfgeist-Ring, räumliche Tasche.

Selten: 4х Ausdauerring, 2х Geschicklichkeitsring, Kampfgeistring, Stärkering, Arachniden-Ring, Verteidigungsamulett, Geschicklichkeitsarmband, Geschicklichkeits-Ohrring, Kampfgeist-Umhang, Geschicklichkeitshandschuhe, Ausdauer-Schulterplatten, Ausdauerstulpen, Geschicklichkeitsstiefel, leichtfüßige Stiefel, blutiges Breitschwert.

Ungewöhnlich: Ausdauerweste.

Sechs Punkte der dunklen Sphäre. Damit könnte ich zwei Fertigkeiten zu einer verschmelzen. Nun, die Idee schwirrte schon eine Weile in meinem Kopf herum — es war an der Zeit, sie in die Tat umzusetzen. Ich gab das mentale Kommando.

„Fähigkeiten Bluttätowierung und Bodhisattva-Aura verschmelzen!“

Achtung! Prozentuale Chance auf erfolgreiche Verschmelzung: 81%. Kosten: 2 PDS.

Willst du diese beiden Fertigkeiten fusionieren?

(Ja/Nein)

Ich könnte sie also fusionieren. Aber sollte ich das tun? Ich sah keinen anderen Ausweg. Eine seltene Fertigkeit zu unserer Clanfertigkeit machen? Das war nicht gerade die vielversprechendste Idee. Diese beiden Fertigkeiten zu verschmelzen, könnte hingegen etwas Interessanteres hervorbringen. Und es könnte meinen Plänen wirklich weiterhelfen... Ach, pfeif drauf!

Ich wählte „Ja“.

Fertigkeit für Vorherrschaft auswählen: (Bodhisattva-Aura/Bluttätowierung)

Das würde also so werden, wie damals, als ich Gefahr spüren und mentaler Schild fusioniert hatte, vermutete ich. Ich meine, am klügsten wäre es wahrscheinlich gewesen, hier die alleinige Fähigkeit zu wählen, aber... Bluttätowierung!

Fusion erfolgreich. Fertigkeit erhalten: Bluttätowierung des Bodhisattva.

Bluttätowierung des Bodhisattva (exklusiv, einzigartig)

Aktive Fertigkeit

Level 2

Ermöglicht es dir, jemandem eine Tätowierung zu verleihen, die ein Attribut deiner Wahl um +8 erhöht.

Der Träger einer solchen Tätowierung erhält eine Fertigkeit: blutiger Bogen, die er alle 12 Stunden 1 Mal einsetzen kann.

Du kannst entweder dich selbst oder einen anderen Ort für diese Tätowierung wählen.

Verwendete Tätowierungen: 0/20

Regeneration: 1 Stunde.

Kosten: 15 AP.

Uff. Gar nicht mal so schlecht. Ich grinste teuflisch. Alisa, die mich die ganze Zeit mit großem Interesse beobachtet hatte, wich plötzlich zurück und bedeckte ihre Brust. Ich schaute sie verwirrt an. Ihre Augen weiteten sich, sie schüttelte den Kopf und murmelte: „Glotz nicht so!“

Trotz ihres erschrockenen Gesichtsausdrucks konnte ich ein schelmisches Funkeln in ihren Augen erkennen. Was für ein Dummerchen. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, was sie sich wohl gerade vorstellte... Wie auch immer, auf zum nächsten Schritt. Ich gab einen weiteren mentalen Befehl.

„Bluttätowierung des Bodhisattva zu einer Clan-Fertigkeit machen.“

Möchtest du Bluttätowierung des Bodhisattva (exklusiv, einzigartig) zu einer Clan-Fertigkeit machen?

(Ja/Nein)

Achtung! Die Fertigkeit wird umgewandelt. Ihr Level hängt vom Level deines Clans ab. Eine Erweiterung oder Veränderung einer Clan-Fertigkeit ist nicht möglich.

Alles klar! Ja!

Erstelle die nötigen Parameter für deine neue Fertigkeit!

Hier war ich ein wenig ratlos. Mir gingen eine Reihe von Optionen durch den Kopf, in welche Richtung ich diese Fertigkeit entwickeln könnte. Ich schloss die Augen und versuchte, mir alles zurechtzulegen. Jedes Mitglied meines Teams würde also eine Tätowierung bekommen. Jetzt musste ich einen Effekt auswählen, wie stark die Attribute verstärkt werden sollten, welche Fähigkeit die Tätowierung verleihen würde, wo am Körper sie sein würde, wie sie aussehen würde und so weiter. Vielleicht, so dachte ich, könnte es für den Äußeren Kreis auf eine Art funktionieren, für den inneren Kreis auf eine andere...

Schließlich verbrachte ich etwa eine Stunde damit, die verschiedenen Möglichkeiten durchzugehen und mir die Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten vorzustellen, bis ich schließlich zu einem Ergebnis kam. Niemand unterbrach mich. Die Mädchen hatten verstanden, dass ich mit etwas wirklich Wichtigem beschäftigt war. Nun war es an der Zeit, zu sehen, was am Ende dabei herausgekommen war.

Bluttätowierung des Bodhisattva

Clan-Fertigkeit.

Level: 1.

Jedes neue Mitglied des Clans erhält eine Tätowierung.

*Clan-Kern: individuelle Tätowierung, die vom Clanführer angebracht und ausgewählt wird. Limit: 20 Personen.

Effekte: 1) Verstärkung von drei beliebigen Attributen +6.

2) Bonuseffekte: Gefahr spüren, Level 2; mentaler Schild, Level 1.

*Innerer Kreis des Clans: Tätowierung bestehend aus drei Balken über der linken Augenbraue. Die Tätowierung erscheint beim Eintritt in den Clan. Limit: 100 Personen.

Effekte: 1) Verstärkung von drei ausgewählten Attributen um +3

2) Bonus-Fertigkeit: Gefahr spüren, Level 1.

*Mittlerer Kreis des Clans: Tätowierung bestehend aus zwei Balken über der linken Augenbraue. Die Tätowierung erscheint beim Eintritt in den Clan. Limit: 500 Personen.

Effekte: 1) Verstärkung von zwei gewählten Attributen um +3

2) Bonus-Fertigkeit: Blutiger Bogen, Level 1.

*Äußerer Kreis des Clans: Tätowierung, bestehend aus einem Balken über der linken Augenbraue. Die Tätowierung erscheint beim Eintritt in den Clan. Grenze: keine.

Effekte: 1) Verstärkung eines gewählten Attributs um +3

2) Bonus-Fertigkeit: kochendes Blut, Level 1.

Der Clanführer kann den ungefähren Aufenthaltsort eines jeden Clanmitglieds per Tätowierung überwachen.

Ja, das war sehr schön geworden. Zunächst hatte ich nur einen inneren und einen äußeren Kreis geplant gehabt, aber bei der Arbeit an den Eigenschaften hatte ich beschlossen, dass es sich lohnen würde, einen mittleren Kreis hinzuzufügen. Mit einer solchen Clan-Fähigkeit wäre die gesamte obere Schicht des Clans bis zu einem gewissen Grad vor geistigen Angriffen geschützt. Eine strenge Hierarchie, genau wie ich es mochte. Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen. Zuerst hatte ich die Balken zwischen den Augenbrauen anbringen wollen, doch dann hatte ich es mir anders überlegt. Das Muster sah dort zu sehr wie ein Bindi aus. Oberhalb des linken Auges sah es sogar ziemlich elegant aus. Aber ich dachte, es sei ein bisschen zu früh, um diese Tätowierungen jetzt schon zu verteilen. Dafür müssten wir auf einen geeigneten Zeitpunkt warten und alle zusammenbringen... Die Vans wurden langsamer.

„Andrej, wir sind da“, sagte Anna und sah mich an.

Als der Van zum Stehen kam, grinste ich. „Was hältst du davon, wenn wir uns unser neues Zuhause mal ansehen?“

Kapitel 2

Zweite Klasse

ICH STAND DA UND BLICKTE auf das Dorf. Wir waren auf einer Anhöhe zum Stehen gekommen, von der aus man den größten Teil des Siedlungsgebiets gut sehen konnte. Wenn man blinzelte, konnte man gerade noch ein paar kleine Punkte am Himmel ausmachen: unsere Drohnen. May kam zu mir herüber und hielt ein Tablet in den Händen.

„Lagebericht“, sagte ich und drehte mich zu ihr.

„Unsere Daten zeigen eine sehr geringe Anzahl von Zombies im Dorf, was seltsam ist. Nur etwa 1000, verteilt auf die fünf Hauptteile...“ May brach ab und hörte sich den Bericht von jemandem über ihre Kopfhörer an. Sie runzelte die Stirn. „Wir können keinen Kontakt zu den Überlebenden aufnehmen, obwohl es einige geben sollte. Wir haben fünf Gruppen von Flüchtlingen gefunden, ein paar in den Gebäuden des Dorfes und ein paar, die ihr Lager außerhalb des Dorfes aufgeschlagen haben. Und wir haben auch einige verdächtige Bewegungen im Wald hinter dem Dorf bemerkt.“

Ich nickte, tief in Gedanken versunken. Das war interessant. Mutanten vielleicht? Oder eine Art Monster, das sich in den Wäldern niedergelassen hat? Auf jeden Fall wurden die Zombies von jemandem ausgeschaltet (und wahrscheinlich auch einige der Menschen).

„Andrej“, sagte May, und ihre Stimme klang irgendwie seltsam. Ich sah sie an. Mit einer starren, fast hölzern wirkenden Bewegung hielt sie mir ihr Tablet hin.

Ich nahm es in die Hand und startete das Video.

Die Drohne flog über den Bäumen, ihre hochwertige Kamera nahm die dichten Waldstücke auf.

*Wusch!*

Die Drohne flog in ein lichteres Waldstück hinein, und die Sichtweite nahm drastisch zu. Da waren Hunderte von Eichhörnchen! Auf Ästen, in Baumhöhlen, zwischen den Wurzeln. Rote, grüne, schwarze, weiße, große und kleine — einfach eine riesige Menge von Eichhörnchen aller Art. Sie bemerkten unsere kleine Drohne. Alles erstarrte. Die Drohne erstarrte, die Eichhörnchen erstarrten.

*Kyaah!*

Ein Eichhörnchen mit drei Schwänzen stieß einen Schrei aus, dann zog es einen Kiefernzapfen aus der Höhle eines Baumes und warf ihn so fest es konnte nach der Drohne.

*Plopp*

Der Bildschirm wurde dunkel.

„Was...“ Ich tippte ein paar Mal auf den Bildschirm.

„Das waren die Eichhörnchen“, sagte May und biss sich auf die Lippe.

Ich nickte ich mechanisch, reichte ihr das Tablet zurück und sah in den Himmel. Was zum Teufel war hier los?

„Andrej, was sollen wir tun?“

„Uff“, sagte ich und fuhr mir übers Gesicht. „Lass uns versuchen, die Stadtmarke zu aktivieren.“

„Wo?“

„An dem Ort, der unser Zuhause und der Gründungspunkt für unsere Stadt und unseren Clan sein wird.“

„Hast du ihn schon ausgewählt?“

Ich nickte, nahm ihr das Tablet wieder ab, öffnete die Karte und tippte mit dem Finger auf einen kleinen Berg hinter dem Dorf, direkt vor dem Wald voller Eichhörnchen. Auf der Spitze des Berges stand eine Fabrik, die früher Stahlbetonprodukte hergestellt hatte. „Da.“

„Bist du sicher?“ May runzelte die Stirn.

„Was macht ihr denn da?“ Alisa hüpfte zu uns herüber und betrachtete unsere ernsten Mienen mit Neugier.

„Wir suchen einen Ort für unseren Clan aus, von dem aus wir expandieren können!“

„Theodor würde das „E-man-zi-pa-tion“ nennen“, sagte Alisa und betonte in ihrer besten Theodor-Imitation jede einzelne Silbe.

Ich brummte als Antwort. „Wahrscheinlich nicht — das trifft hier überhaupt nicht zu.“

„Glaubst du nicht?“ Alisa strich sich über das Kinn und neigte den Kopf zur Seite.

„Nein“, sagte ich bestimmt.

„Dann vielleicht „Rückeroberung“?“

„Wir werden reichlich Gelegenheit zur Rückeroberung haben, wenn wir diese Eichhörnchen jagen, die treten und mit Tannenzapfen werfen“, murmelte ich und sah wieder auf die Karte.

„Eichhörnchen?“

„Ganz genau.“

„Sind sie böse?“

„Und wie. Sie quieken genau wie Schweine...“

„Andrej“, unterbrach May unsere nette kleine Unterhaltung. „Bist du sicher? Ich glaube nicht, dass es nur ein Zufall ist, dass es da draußen so wenige Zombies gibt. Und dieser Berg liegt direkt neben einem Wald voller Eichhörnchen.“

„Da hast du recht, aber aus geografischer Sicht ist es der beste Ort. Die ganze Stadt wird unter uns sein, es wird einfacher sein, sie zu verteidigen. Außerdem ist es eine fertige Festung, in die wir alle hineinpassen. Wir werden die Nacht dort verbringen.“

„Verstanden.“ May nickte und ging los, um ihrem Analyseteam Aufgaben zuzuteilen.

„Es wird dunkel“, bemerkte Alisa.

Ich sah sie an. „Bist du hergekommen, um mir etwas zu sagen? Oder hast du mich nur vermisst?“ Ich meine, es war erst fünf Minuten her, seit ich aus dem Van gestiegen war...

Alisa schlug sich gegen die Stirn. „Natürlich!“ Sofort kramte sie in ihrem Elonka herum und reichte es mir dann. „Da.“

Ich nahm das Handy und drückte auf ‚Play‘.

Es zeigte einen kämpfenden Chinesen. Schade, dass es keinen Ton dazu gab... Ein Typ gegen zehn Zombies auf hohem Level. Er hielt einen zwei Meter langen Speer in den Händen, und jeder Schwung, jeder Stoß fand sein Ziel. Gepanzerte Zombies, eiserne Zombies, Läufer, Springer, Jäger, Riesen, stinkende Zombies, Zombie-Magier und fliegende Zombies. Egal, gegen welchen Gegner er gerade kämpfte, sie fielen unter dem Gewicht seiner Angriffe, einer nach dem anderen... Ich sah mit großem Interesse zu. Ich hatte noch nie einen so erstaunlichen Kampf gesehen. Dieser Chinese war wie ein echter Asura, es war, als ob der Halbgott selbst vom Himmel herabgestiegen wäre und nun mit jedem Schwung seines Speers Tausende von Dämonen auslöschte...

„Oh Mann.“ Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte so viel von diesem Chinesen gesehen, dass ich anfing, mir in meinem Kopf eine ganze Welt um ihn herum zu erschaffen.

„Hier, sieh dir das an.“ Alisa tippte mit dem Finger auf den Bildschirm.

Es blinkte. Vier Läufer stürmten nun von allen Seiten auf den Chinesen zu, und zwar so schnell, dass ihre Silhouetten mit der sie umgebenden Luft zu verschwimmen begannen. Verdammt — die waren auf Level 20!

„Was?“ Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich auf das, was von den Zombies übrig war. Der Kerl hatte gerade seinen Speer erhoben, aus dessen Spitze vier weiße Bögen hervorgeschossen waren, die die Läufer augenblicklich zu Staub verwandelt hatten.

Er richtete sich wieder auf, als stünde er stramm, während Blitze über seinen Körper zuckten. Plötzlich stampfte er mit dem Fuß auf und raste blitzschnell durch die Menge der Zombies, wobei er nichts als eine verbrannte Spur hinterließ, die von dem Krater ausging, der nun dort gähnte, wo er eben noch gestanden hatte.

„Was war das?“ Ich starrte Alisa verwirrt an, als ich ihr das Tablet zurückgab. Das Video war zu Ende.

„Das war ein Speer-Beschwörer.“

„Woher hat er die Blitze?“

„Wir sind uns noch nicht ganz sicher, aber... es scheint eine zweite Klasse zu sein. Zumindest ist es das, was die Leute auf Youcalypse vermuten.“

„Interessant“, sagte ich und bewegte die Finger meiner Armprothese. Das war mir in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden. „Dann haben die Menschen vielleicht doch noch eine Chance.“

„Dieser Speerbeschwörer ist auf sich allein gestellt. Er hat bereits Level 20 erreicht. Ich denke, das ist eine Belohnung für den Aufstieg an die Spitze. Nicht jeder hat es geschafft, eine zweite Klasse zu bekommen.“

Ich nickte und blickte zum Horizont. Alisa hatte recht — es wurde langsam dunkel. Heute würde ich keine Zeit mehr haben, über die Steigerung meines eigenen Levels nachzudenken, aber morgen...

„Zeit, an die Arbeit zu gehen.“

Wir gingen zurück zu den Cybervans und fuhren auf die andere Seite des Dorfes. Unterwegs mussten wir ein paar Mal anhalten, wenn die Drohnen besonders starke Zombies oder seltsame Aktivitäten entdeckten. An einer Stelle sprang zum Beispiel ein bösartig aussehender Mutantenhund mit feurigen Hörnern aus einem Keller. Jess tötete ihn und erhielt ein Level.

Wir bewegten uns langsam den Berg hinauf, bis die Fabrik zu sehen war. Hinter dem Zaun konnten wir nur zwei Gebäude erkennen: den zwei- oder dreistöckigen Produktionsteil der Fabrik und ein daneben liegendes fünfstöckiges Haus, das eher wie ein Bürogebäude aussah.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Anna besorgt. Eine hohe Backsteinmauer umgab die Fabrik, und es gab nur zwei Eingänge zum Gelände. An einem von ihnen — einem automatische Tor, dem Haupteingang zur Fabrik — stand so ziemlich der gesamte Kern des Clans. Ein paar der besseren Krieger des inneren Kreises waren auch dabei, darunter Lera, die uns aufmerksam beobachtete.

„Wir werden einbrechen müssen“, sagte ich, während ich den Zaun untersuchte und überlegte, wen wir hineinschicken könnten. „Fen und Igor, ihr geht vor“, befahl ich und schaute die beiden an. Ich holte mein Breitschwert heraus und gestikulierte damit in Richtung der Fabrik. „Brecht die Tore auf und erobert diese Festung für mich, meine treuen Krieger!“

Fen zuckte nur mit den Schultern und begann zu laufen. Sein Gesichtsausdruck strahlte eine Gleichgültigkeit aus, als würde er mir einen Gefallen tun, der glatzköpfige Bastard. Ich meine, sicher — sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und sein Verhalten auch nicht. Aber ich hatte definitiv etwas wahrgenommen. Nicht umsonst hatte ich an meiner Universität den Spitznamen „Der Vermesser“ bekommen. Mir entging nichts. Igor bewegte sich rechts von Fen, und seine Hand umklammerte fest den Griff seines Schildes. Sie gingen zu den Toren hinauf.

*Bumm!*

Fen benutzte seine Buddha-Handfläche, um die Tore in Stücke zu sprengen, und sprang dabei geschickt zurück. Igor folgte ihm fast sofort. Alles schien ruhig zu sein.

„Geht weiter“, befahl ich, ging zu Alisa hinüber und folgte ihnen auf ihrem Tablet. „Von jetzt an befolgt ihr Mays Anweisungen, sie hat das Sagen.“

Igor ging hinein, gefolgt von Fen. Die beiden hatten die stärkste Verteidigung von allen im Clan, deshalb hatte ich sie für diese Aufgabe ausgewählt. Außerdem war da noch Mila, die sich ideal als Späherin eignete. Aber ihr Level war noch unter 10, also wollte ich es nicht riskieren, sie in ernsthafte Gefahrenzonen zu schicken. May untersuchte das Gelände aufmerksam von ihrer Drohne aus, aber bis jetzt war alles ruhig. Verdächtig ruhig...

*Wumm!*

„Sie sind im Gebäude“, kommentierte May, schickte ihre Drohnen durch die Türen, die Fen aufgebrochen hatte, und schaltete ihr Nachtsichtgerät ein. Ich ging von Alisa weg und machte mich auf den Kampf gefasst.

„Monster!“, schrie Igor durch den Lautsprecher des Tablets. May betrachtete den Bildschirm und runzelte die Stirn.

*Wumm!*

Die Geräusche des Kampfes drangen an unsere Ohren. Und sie kamen rasch immer näher. Fen kam mit dem Rücken voran durch die zerbrochenen Tore geflogen, und Igor zog sich stetig zurück, wobei er seinen Schild benutzte, um die Angriffe von... irgendetwas abzuwehren.

„Alisa, sieh nach, was los ist“, sagte May mit einem abschätzenden Blick auf den jungen Mann. Alisa würde keine große Mühe haben, ihn mit sich hochzuziehen. „Flieg nicht zu nah heran, die Monster können auch aus der Entfernung angreifen. Mila, nimm Olivia mit und halte nach Schwachstellen Ausschau. Andrej, wir brauchen deinen Kristallnadel-Regen. Jess, Pavel, sucht euch gute Stellen zum Angreifen aus. Mokota, warte auf...“ May gab noch eine Weile weiter Befehle.

Ich setzte meine Kopfhörer auf und ging voraus. Was konnte das sein, fragte ich mich? Ich blieb neben Fen stehen und hob die Hand.

*Wusch!*

Der Himmel füllte sich mit kristallinen Nadeln.

„Das sind Betonmonster“, verkündete May schließlich. „Fünf von ihnen, zwischen Level 10 und 16. Sie sind etwa 15 Meter hinter den Toren und stehen in einer Gruppe.“

Ich justierte die Position meiner Nadeln und ließ meine Hand nach unten sausen, um sie mit so viel Kraft wie möglich auf den Hof zu schleudern.

*Pling, pling, pling!*

„Einer ist tot, einer ist schwer verwundet, also sind es noch vier“, meldete May lakonisch.

Verdammt, es musste ein ziemlich schwaches Exemplar gewesen sein, das gestorben war, ich hatte nicht einmal ein Level bekommen.

*Wusch!*

Fen stürmte vorwärts, und um ihn herum leuchtete ein goldenes Licht.

*Ssst!*

Von irgendwo über mir zischte zu meiner Linken ein brennender Pfeil vorbei.

Level erhalten +1

Zwei Attributpunkte erhalten.

„Jess hat den Verwundeten erledigt“, berichtet May.

Level 18. Nicht schlecht.

„Fen hat auch einen erledigt, es sind noch zwei übrig.“

Ich sah, wie unser glatzköpfiger Buddhist wieder durch die Tore geschleudert wurde.

*Wumm!*

Die Ziegelwände der Fabrik stürzten ein, und die Monster erhoben sich aus dem Staub. Eines von ihnen war etwa vier Meter groß, das andere fast fünf. Sie waren beide aus flüssigem Beton und schwankten daher die ganze Zeit leicht, nur ihre Fäuste waren fest. Sie wurden sofort von einer Schlagkombination von Michal und Bella getroffen: Feuerwelle und Tornado.

„Level 14 und 15. Olivia...“

„Kopf“, Olivia und Mila erschienen in der Nähe. „Ihre Schwachstelle ist der Kopf.“

„Das ist gut...“

*Wusch!*

Steinsplitter flogen aus dem feurigen Tornado, aber Lera fing sie sofort mit ihrer Telekinese in der Luft auf. Sie war angespannt, und ihre Augenbrauen waren bis zum Nasenrücken zusammengezogen.

*Wusch!*

*Bumm!*

Die Geschosse flogen zurück in die Flammensäule. Sie war ziemlich gut. Vor allem, weil sie das trotz ihres niedrigen Levels schaffte.

Ich streckte die Hand aus, zog einen Haufen AP hoch und begann, in meiner Handfläche eine Spirale aus Blut zu formen. Ich wartete. Die Routine von Michal und Bella war gerade zu Ende, als plötzlich zwei Gestalten aus dem feurigen Morast auftauchten. Blutiger Bogen!

*Wusch!*

*Ssst!*

Die Geschosse von Jess und Pavel sausten vorbei.

*Bumm!*

Der Kopf des stärkeren Monsters explodierte.

Olivia kicherte, zog einen kleinen Ball heraus, warf ihn in die Luft und zielte mit ihrem Golfschläger.

Das zweite Monster stürmte plötzlich auf uns zu und riss seinen Arm zurück, um zuzuschlagen. An dessen Ende war eine massive Steinfaust erschienen.

*Wusch!*

Mokota rannte an uns vorbei und zog sein Katana aus der Scheide.

*Plop!*

Olivia schlug ihren Golfball.

*Wumm!*

Zwei sich kreuzende Bögen von Mokota und Olivias Golfball trafen zusammen, um dem letzten Monster den Kopf abzuschlagen. Es hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, anzugreifen.

*Platsch!*

Sein kopfloser Körper plumpste zu unseren Füßen auf den Boden und zerfiel zu einer dicken Pfütze.

„Nicht schlecht“, sagte ich und steckte mein Schwert (das ich nicht einmal benutzt hatte) in die Scheide. „Was ist da drin los?“

„Das Erdgeschoß der Werkstatt ist frei“, sagte May, die aufmerksam auf ihr Tablet blickte. „Die Leichen einiger Arbeiter sind da drin, aber alle Zombies wurden von den Monstern getötet.“

„Mokotas Team bleibt hier, Fens Team kommt mit mir“, befahl ich und ging voraus.

Wir liefen auf das Gelände der Fabrik. Ein paar Pfeile pfiffen an mir vorbei und durchbohrten die Köpfe der Zombies in Arbeitskleidung, die gelegentlich auftauchten. Außer der Fabrikhalle und dem fünfstöckigen Gebäude gab es hier noch drei weitere kleine Gebäude. Offenbar waren diese für die Arbeiter bestimmt. Dahinter konnten wir ein kleines, überdachtes Lagerhaus sehen, in dem fertige Produkte und Baumaschinen untergebracht waren. Neben dem fünfstöckigen Gebäude befand sich ein Parkplatz, auf dem alle Arten von Lastwagen standen. Gegenüber, direkt neben dem Zaun, befand sich ein weiterer Parkplatz, diesmal für die Privatfahrzeuge der Mitarbeiter.

Die Eisentore im Inneren der Fabrik waren geschlossen. Fen schlug eine kleine Tür daneben ein. Drinnen befand sich ein Wachposten, und dahinter lag die eigentliche Werkshalle.

Wir traten ein und sahen uns vorsichtig um. Es war eine große, dunkle Halle, die nur von unseren Drohnen beleuchtet wurde, die knapp unter der Decke hingen. Ein paar dünne Säulen teilten die Halle in zwei große Bereiche, aber ansonsten gab es nichts zu sehen. Einige riesige Maschinen in verschiedenen Formen und Größen ragten wie Monolithen auf. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass sie alle durch eine Art breites Metallförderband verbunden waren, auf dem die Produkte offenbar von Maschine zu Maschine transportiert worden waren.

Wir gingen weiter.

„Hier wurden früher große und mittelgroße Stahlbetonteile hergestellt“, verkündete Igor. „Sie müssen diesen Brückenkran benutzt haben, um das benötigte Material auf die Plattform dort zu laden“, sagte er und zeigte auf eine kaum sichtbare Metallplattform am anderen Ende der Halle, von der aus das Metallband zur größten der Maschinen führte. Von dort gingen drei separate Bänder ab, die in verschiedene Richtungen verliefen.

„Das ist ein ganzes Unternehmen, nicht nur eine Fabrik“, murmelte ich vor mich hin.

Erst als ich sicher war, dass dieser Bereich frei war, gingen wir in das Bürogebäude nebenan. Die Säuberung war keine große Herausforderung für uns. Abgesehen von ein paar unsichtbaren Zombies, aber auch daran hatten wir uns bereits gewöhnt.

In dem Gebäude gab es keine Überlebenden. Vielleicht 50 Zombies, von denen der stärkste auf Level 7 war, das war alles.

„Andrej, es wird dunkel“, warnte mich May über meine Kopfhörer, nachdem ich die letzten Zombies getötet hatte.

„Okay. Ich gehe zurück nach unten und werde dort die Stadtmarke aktivieren“, sagte ich. Dabei hatte ich ein verdammt mulmiges Gefühl.

„Bist du sicher?“

„Ja.“

Wir kehrten alle auf die unterste Ebene zurück. Ich trat in die Mitte, holte tief Luft und zog den goldenen Oktaeder aus meinem Ring.

Stadtmarke (Gold)

Besitzer: Andrej Primus, Blutbeschwörer.

Die Marke darf nicht verschenkt werden.

Erlaubt es dir, einen Kontrollpunkt für deine Siedlung zu errichten, mit einem goldenen Altar der dunklen Sphäre und einer Klassenhalle.

Achtung! Für den Aufbau einer Stadt werden Kerne von Zombies, Mutanten und Monstern benötigt!

Ich schloss die Augen und gab den mentalen Befehl.

Willst du deine Stadtmarke aktivieren? Achtung! Der Standort Eurer Clanfestung kann nicht geändert werden!

Ja!

Die goldene Marke löste sich in meiner Hand auf, und ein schwarzer Kristallsockel tauchte direkt vor mir aus der Erde auf. Irgendwie wusste ich sofort, was zu tun war. Mit meiner Handprothese zog ich mein Schwert aus der Scheide und spritzte frisches Blut auf den Sockel.

Der Altar der dunklen Sphäre wurde aktiviert.

Herzlichen Glückwunsch! Du bist einer der ersten 15 Menschen auf diesem Planeten, die einen Altar der dunklen Sphäre aktiviert haben. Als Belohnung hast du einen zusätzlichen Platz für eine aktive Fertigkeit und eine sekundäre Klasse der Silberstufe erhalten. Wähle aus der Liste. Du hast 60 Sekunden Zeit, dich zu entscheiden.

Ich schluckte. Mein Mund war plötzlich trocken geworden. Eine zweite Klasse! Cool! Das konnte man also auf verschiedene Arten erreichen. Das war gut zu wissen... Ich sah mir sofort die ziemlich kurze Liste an, die nur 50 Klassen enthielt. Ich strich die, die für mich offensichtlich nutzlos waren, wie Elite-Bogenschütze, Beherrscher des Speers, Mönch, Erzbischof und alle anderen, die entweder nicht zu meiner aktuellen Klasse passten oder die mir einfach nicht gefielen. Ich strich auch den Nekromanten-Herrscher, obwohl der ziemlich verlockend war. Auch Druiden-Lord und Alpha. Ich war kein Gestaltwandler, also wäre diese Klasse für mich nicht nützlich. Ich wusste nicht, wie die dunkle Sphäre bestimmte, was auf dieser Liste stand, aber es schien mehr oder weniger zufällig zu sein. Ich strich den Insektenlord, den Feuerlord, den Schattenlord und den Brecher. Es gab nur noch ein paar Klassen, die mich interessierten. Unsichtbarer Herrscher, Oberster Mentalist, Primogenitor, Beherrscher derTelekinese, Space Lord, Dämonologe, Chimärologe und Antimagier. Die Wahl fiel mir extrem schwer. Die ersten, die ich ausschloss, waren Antimagier, Beherrscher der Telekinese und Mentalist. Nach kurzem Überlegen schloss ich auch Unsichtbarer Herrscher und Chimärologe aus. Vielleicht irrte ich mich, aber ich hatte den Eindruck, dass die sekundäre Klasse die primäre Klasse verstärken und nicht eine völlig separate Fertigkeit sein sollte. Sonst wäre es zu schwierig, sie zu entwickeln.

Ich überprüfte die Zeit. Noch 20 Sekunden. Es waren nur noch Primogenitor, Weltraummagier und Dämonologe übrig. Zähneknirschend entfernte ich den zweiten. Raummagie war natürlich cool. Sogar sehr cool. Aber sie passte nicht so gut zu mir. Obwohl es mir gefallen hätte... Trotzdem. Jetzt waren nur noch Primogenitor und Dämonologe übrig. Das erste würde mich in einen Vampir verwandeln. Aber die Tatsache, dass dies eine Silberklasse war, machte mir Sorgen. Wäre es eine Goldklasse gewesen, die logischerweise den Titel Prinz gehabt hätte, hätte ich mich ohne zu zögern dafür entschieden. Aber jetzt... Ich wollte mich nicht auf unangenehme Überraschungen gefasst machen. Ich meine, nach all den Büchern, die ich gelesen hatte, herrschten bei Vampiren strenge Hierarchien. Und wer konnte schon wissen, wie ein Prinz einen Primogenitor beeinflussen könnte? Ich wusste ja nicht einmal, ob ich jemals in der Lage sein würde, den Rang dieser Klasse zu erhöhen.

Die zweite Option sah ein wenig interessanter aus: Dämonologe. Was für eine Klasse sollte das sein? Verdammt, ich hatte keine Zeit, ich musste mich beeilen. Meine Intuition sagte mir, dass ich froh sein würde, diese Klasse gewählt zu haben. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich ihn unbedingt wählen wollte. Seit ich ein Kind war, hatte ich Geschichten über Dämonen immer geliebt. Ich meine, Dämonologen sollten in der Lage sein, Dämonen zu beschwören, oder? Würde mich das stärker machen? Könnte ich Blutbeschwörer und Dämonologe vereinen? Oh Mann, das war alles so kompliziert! Ich hatte noch vier Sekunden Zeit. Schnell ließ ich meinen Blick über die anderen Klassen schweifen. Aber keine von ihnen sprach mich wirklich an. Dabei würde kein anderes Ergebnis mehr herauskommen.

Bist du sicher?

Ja! Zum Teufel damit! Ja! Vielleicht könnte ich ja jetzt selbst einen Teufel beschwören...?

Sekundäre Silberklasse gewählt: Dämonologe.

Klassenbonus: k.A.

Klassenbonus-Fertigkeit erhalten: Dämonenerschaffung.

Möchtest du eine sekundäre Klassenfertigkeit anpassen, um deine Hauptfertigkeit zu ergänzen?

(Ja/Nein)

Ja! Verdammt! Wenn ich von dieser Funktion gewusst hätte, hätte ich alles noch einmal überdacht...

Die Klassenfertigkeit wird sich manifestieren als: Blutdämon erschaffen.

Vorhersehbar... Aber was zum Teufel meinten sie mit ‚erschaffen‘? Ich meine, beschworen Dämonologen nicht Dämonen aus der Hölle? Wie auch immer — die Terminologie war hier nicht wichtig. Zeit, sich die Fähigkeit selbst anzusehen...

Blutdämon erschaffen.

Aktive Fertigkeit.

Ermöglicht es dir, das für die Erschaffung von Blutdämonen erforderliche Wissen zu erwerben.

Kosten: variabel.

Ich stand mit geschlossenen Augen schweigend da und saugte die Informationen in mich auf. Neben mir warteten alle geduldig, ohne es zu wagen, mich zu unterbrechen.

Es schien, als sei diese Fertigkeit ein wenig unergiebig. Vielleicht lag das daran, dass es sich um eine sekundäre Fähigkeit handelte? Ich verstand die Grundidee. Ich würde wahrscheinlich das Blut einiger Mutanten, Kerne und vielleicht irgendeine Art von Erz oder Pflanzen brauchen. Im Grunde würde alles davon abhängen, was ich erreichen wollte. Dann müsste ich für jeden Dämon ein spezielles, individuelles Pentagramm entwickeln und den entsprechenden Zauberspruch lesen. Dämonologen waren normalerweise keine geborenen Überlebenskünstler. Sie brauchten Schutz, damit sie all diese komplexen Manöver in Ruhe durchführen können. Das wäre eine schreckliche Wahl für eine primäre Klasse gewesen, aber für eine sekundäre könnte es sich als wirklich gut erweisen... Ich hatte schon eine Menge Ideen, wie ich diese beiden Klassen in Einklang bringen könnte.

Ich öffnete die Augen und blickte zu meiner Mannschaft. Die Leute sahen mich ein wenig seltsam an. Sie standen einfach nur da und starrten mich mit großen Augen an.

„Was?“

„Schau in den Spiegel“, flüsterte Alisa. Sie zögerte ein wenig, tippte auf ihr Tablet und reichte es mir. Die war ja wieder einmal seltsam drauf. Ich nahm das Ding und betrachtete mein eigenes Spiegelbild. Hm. Okay. Das war in der Tat seltsam... Ein unglaublich attraktiver junger Mann mit blutrotem Haar, das ihm irgendwie fast bis zu den Schultern gewachsen war, und leuchtend roten Augen sah mir entgegen. Das war jetzt also ich.

„Andrej, was ist passiert? Und was ist mit deinen Haaren los?“ Mays Stimme knisterte in meinen Ohren.

Ich hörte auf, mich zu betrachten und reichte Alisa etwas bedauernd das Tablet zurück. Ich bewegte wieder die Finger meiner Prothese und sagte: „Ich habe eine zweite Klasse bekommen. Ich kümmere mich jetzt um die Stadtmarke, wartet auf mich. Und niemand fasst mich an.“

„Okay...“

Ich legte meine Handfläche auf den Altar. Es würde bald dunkel werden. Ich würde mich beeilen müssen.

Benenne deine Stadt.

Die Mädchen und ich hatten das schon im Van besprochen. Es würde Sangis sein. Eine Abwandlung einer lateinischen Wurzel, die „Blut“ bedeutete.

Stadt: Sangis

Level: 1

Stadtführer: Andrej Primus

Fläche: 800 Quadratmeter.

Achtung! Du befindest dich in einem Gebäude, das zu deinem Kontrollpunkt geworden ist. Möchtest du es verändern?

Ein 3D-Modell der Fabrik erschien in meinem Kopf, zusammen mit dem Bürogebäude daneben. Der gesamte Berg, auf dem die Fabrik stand, war nun als Sonderzone ausgewiesen: meine Stadt! Mit der Erweiterung würde ich mich morgen befassen. Jetzt musste ich mich erst einmal um die ‚Clanfestung‘ kümmern. Na schön. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, das Gebäude, in dem der Altar aktiviert werden sollte, zu verändern, und zum ersten Mal würde ich dafür nicht einmal Kerne bezahlen müssen.

Hunderte von Ideen schwirrten mir sofort im Kopf herum. In diesem Moment fragte ich mich, was passiert wäre, wenn ich einen hundertstöckigen Wolkenkratzer als Kontrollpunkt gewählt hätte. Wären die Bedingungen dieselben gewesen?

Nun, wahrscheinlich nicht. Die Antwort sickerte in mein Bewusstsein. Ich wäre nur in der Lage gewesen, einen Teil des Wolkenkratzers zu verändern und hätte für den Rest bezahlen müssen. Die dunkle Sphäre teilte jeder neuen Stadt eine bestimmte Menge an Ressourcen zu, und wenn man die zugeteilte Menge überschritt, musste man dafür bezahlen. Wie auch immer — es war Zeit, anzufangen...

* * *

Anna blickte besorgt auf die Fabrikhalle. Um sie herum hatte die Leute zu arbeiten begonnen. Andrej war schon zu lange weg. May hatte ihr erzählt, dass er eine zweite Klasse bekommen hatte und im Moment mit geschlossenen Augen vor dem Altar stand. Plötzlich tauchte Andrejs neues Gesicht in Annas Kopf auf. Rote Haare, rote Augen...

In der Ferne ertönte ein grässliches Heulen, und wie als Antwort darauf hörte man das Rascheln von Vogelflügeln. Anna schauderte, dann sah sie sich um. Es war dunkel geworden. Sie blickte wieder zur Fabrik hinaus. Die Leute saßen gemütlich in den Cybervans, warteten und hofften. Niemand wusste, welche Veränderungen mit der Aktivierung der Stadtmarke einhergehen würden, und Andrej hatte angeordnet, dass niemand ihn stören sollte, bis er eine andere Anweisung gab.

Andrej... In Annas Kopf tauchte das Gesicht des jungen Mannes auf, der sie alle gerettet hatte, und der nun seine eigene Stadt gründete.

---ENDE DER LESEPROBE---