Die Berührung des Wolfes – Eine Gay-Romantasy - Asmodina Tear - E-Book

Die Berührung des Wolfes – Eine Gay-Romantasy E-Book

Asmodina Tear

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Beschreibung

Nachdem sein Vater bei einem Brand ums Leben gekommen ist, möchte Adam einen Neuanfang wagen, sein Leben neu ordnen und sich von der Vergangenheit lösen. Zusammen mit seinem Lebensgefährten, dem Gestaltwandler Simeon, begibt er sich an Bord der ›Seastar‹, um nach Amerika zu segeln. Doch kaum sind die beiden an Bord, beginnen die Schwierigkeiten. Simeon kann seine Blutgier nicht kontrollieren und ernährt sich deshalb von den anderen Passagieren. Adam kocht vor Eifersucht und lässt sich in seiner Verzweiflung auf eine Affäre mit dem Schiffsjungen Josef ein. Als Simeon davon erfährt, kommt sein Geheimnis ans Licht. Simeon gelingt die Flucht, während Adam für sein Vergehen bestraft wird. Ein Überfall von Piraten ermöglicht Adam die Freiheit, zumal der Kapitän ein Auge auf ihn geworfen hat. Wie wird Adam sich entscheiden? Und … gibt es ein Wiedersehen mit Simeon?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Asmodina Tear 

 

 

Die Berührung 

des Wolfes 

 

 

 

Eine Gay-Romantasy 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer, nach Motiven, 2025 

Korrektorat: Ilka Richter 

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang 

www.baerenklauexklusiv.de 

[email protected] 

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt. 

 

Alle Rechte vorbehalten 

 

Das Copyright auf den Text erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren, es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023. 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Die Berührung des Wolfes 

Prolog 

Kapitel 1 

Kapitel 2 

Kapitel 3 

Kapitel 4 

Kapitel 5 

Kapitel 6 

Kapitel 7 

Kapitel 8 

Kapitel 9 

Kapitel 10 

Kapitel 11 

Kapitel 12 

Kapitel 13 

Kapitel 14 

Kapitel 15 

Kapitel 16 

Kapitel 17 

Kapitel 18 

Epilog 

 

Das Buch

 

 

Nachdem sein Vater bei einem Brand ums Leben gekommen ist, möchte Adam einen Neuanfang wagen, sein Leben neu ordnen und sich von der Vergangenheit lösen. Zusammen mit seinem Lebensgefährten, dem Gestaltwandler Simeon, begibt er sich an Bord der ›Seastar‹, um nach Amerika zu segeln. Doch kaum sind die beiden an Bord, beginnen die Schwierigkeiten. Simeon kann seine Blutgier nicht kontrollieren und ernährt sich deshalb von den anderen Passagieren. Adam kocht vor Eifersucht und lässt sich in seiner Verzweiflung auf eine Affäre mit dem Schiffsjungen Josef ein. Als Simeon davon erfährt, kommt sein Geheimnis ans Licht. Simeon gelingt die Flucht, während Adam für sein Vergehen bestraft wird. Ein Überfall von Piraten ermöglicht Adam die Freiheit, zumal der Kapitän ein Auge auf ihn geworfen hat. Wie wird Adam sich entscheiden? Und … gibt es ein Wiedersehen mit Simeon? 

 

 

***

Die Berührung des Wolfes

 

Eine Gay-Romantasy 

 

Asmodina Tear 

 

 

 

Prolog

Unter mir rauscht das Meer. Ich stehe am Kai und blickte in die Ferne. Über mir kreisen Möwen. Ihr Geschrei vermischt sich mit dem Rauschen des Meeres. Beides klingt in meinen Ohren sehr viel lauter und ich bin froh, meinen sensiblen Gehörsinn unter Kontrolle zu haben. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich schon vor vielen Jahren den Verstand verloren. 

Klingt wie eine Superkraft? Glaube mir, das ist es nicht. Irgendwann wird dir der Lärm deiner Seele zu viel und du sehnst dich nach einer Ruhe, die dir nur der Tod geben kann. Aber selbst dieser ist mir nicht vergönnt oder zumindest nicht mit gewöhnlichen Mitteln zu erreichen. Würde ich den letzten Schritt wagen und mich in das blau schimmernde Wasser stürzen, trieb ich exakt ein paar Sekunden an der Oberfläche. Vielleicht würde ich anschließend ein paar Sekunden lang untergehen, aber das hielte nicht lange an. Denn dann würde ER in mir erwachen, meinen Körper übernehmen und mich retten. Ob ich das will oder nicht, spielt dabei keine Rolle. 

Schon beim Gedanken daran glühen meine Augen in einem starken Gelb. Ein deutliches Zeichen, dass das Tier in mir erwacht. So viele Jahre gehen wir schon nebeneinander und teilen uns einen Körper. Wobei ich nicht weiß, wie es sich mit der Seele verhält. So oft ich danach auch schon gefragt habe … 

Am Anfang habe ich es gehasst, den Wolf in mir zu tragen. Ich glaubte zum Teil mit Recht, dass diese Gabe, wie es in einigen Büchern heißt, mich zum Außenseiter machen würde. In der Tat war es am Anfang schwierig, sich unauffällig unter den Menschen zu bewegen. Zumal der Glaube an uns schwankte. Mal musste ich Angst haben, dass die Menschen blindlinks Jagd auf mich machten, ohne es genau zu wissen. Und dann gab es wieder Zeiten, in denen ich in Wolfsgestalt hätte durch die Stadt laufen können, ohne dass es jemanden interessierte. 

Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich mich manchmal in die Wälder zurückzog. Dort gab es keine Veränderung, zumindest nicht häufig. Vielmehr hatte man das Gefühl, die Zeit bliebe stehen oder verlor ihre Bedeutung. Ich wandte den Kopf, schaute auf das schwarze Gebilde im Osten. Nur knappe dreißig Kilometer trennten mich von meinen geliebten Bäumen und alles in mir schrie danach, zurückzukehren. 

Ob ich sie jemals wiedersehe? 

Auf diese Frage wusste niemand eine Antwort und das quälte mich mehr, als ich zugab. Selbst meine große Liebe wusste nichts davon. Er ging von dem normalen Abschiedsschmerz aus, was ich ihm nicht übelnahm. 

Die letzten Wochen und Monate waren für ihn nicht einfach gewesen. Das musste ich haltlos zugeben. Erst der Wahnsinn seines Vaters, der beinahe versucht hätte, ihn zu ermorden. Dann der Verlust seiner Mutter, die gerade noch rechtzeitig aus diesem als Bauernhof getarnten Vorort der Hölle geflohen war und schließlich ein Brand, der ihm sein Zuhause kostete. Zwischen uns blühte unsere Liebe wie eine schwarze Rose und immer, wenn er in meinen Armen lag, fühlte es sich an wie der Himmel selbst. 

Aber ich mache mir keine Illusionen. Auch wenn diese Aussage verbittert klingen mag. Wir brauchen beide dringend einen Neuanfang. Seit dem verheerenden Feuer auf dem Hof sind erst wenige Tage vergangen und trotzdem brodelt die Gerüchteküche, als gäbe es kein Morgen. Leider hat dieser törichte Pfarrer auch nichts Besseres zu tun, als den Teufel ins Spiel zu bringen, was die Menschen natürlich gerne glauben. 

Ein Knurren springt über meine Lippen. Nur mit Mühe kann ich mein inneres Tier beruhigen. Am liebsten würde ich meine Zähne in die Kehle schlagen und genüsslich sein Fleisch reißen. Tun könnte ich es ohne Schwierigkeiten. Aber das würde unsere Situation noch verschlimmern und mehr noch, mein Herz in Gefahr bringen. So etwas konnte ich nicht zulassen. Außerdem würde es unsere Abreise erschweren. Ich jaule leise und wende mich ab. 

Adam denkt, in London würde alles besser werden. Ich glaube es noch nicht. 

 

 

Kapitel 1

 

Simeon 

»Ich habe ausgezeichnet geschlafen.« 

Ungeachtet der Tatsache, dass wir uns in Gesellschaft befanden, reckte mein Freund sich genüsslich und strahlte wie die leibhaftige Sonne. Ich verdrehte die Augen, obwohl ich ihm sein Verhalten nicht mal übelnehmen konnte. Er war eben ein Mensch und aus diesem Grund empfand er das Schlafen auf dem Waldboden nicht als sonderlich angenehm. Obwohl sein vorheriges Bett auch nicht viel weicher gewesen sein dürfte. 

»Ist das der einzige Grund für deine gute Laune?« 

Meine Frage klang schärfer als beabsichtigt und als ich Adams betroffenen Gesichtsausdruck sah, entschuldigte ich mich und griff unter dem Tisch nach seiner Hand. 

»Verzeih mir bitte. Du freust und ich bin so ein Miesepeter.« 

Jedes Wort meinte ich ernst. Seit einigen Tagen erkannte ich mich selbst nicht mehr wieder. Obwohl wir beide froh sein konnten, mit dem Leben davon gekommen zu sein und einander zu haben, fühlte ich jede Stunde des Tages eine immer größer werdende Traurigkeit in mir. Selbst in Wolfsgestalt quälte sie mich, wenn auch nicht so stark wie als Mensch. Woher diese Gefühle kamen, konnte ich mir selbst nicht erklären. Am Anfang hatte ich noch geglaubt, es läge an den verstörenden Ereignissen oder auch an der Reise. Doch langsam fragte ich mich, ob das wirklich die Erklärung war oder etwas ganz anderes. 

Schließlich gibt es da noch etwas, was ich Adam nicht erzählt habe. 

»Simeon? Ist alles in Ordnung? Sollen wir nach oben gehen?« 

Plötzlich klang die Stimme meines Liebsten traurig und besorgt. Aber das wollte ich nicht. Adam sollte lachen und glücklich sein. Das Leben war hart genug zu ihm gewesen. Trotz seiner gerade mal achtzehn Jahre hatte er schon viel Schmerz und Entbehrungen erlebt, die man ihm jetzt jedoch nicht mehr ansah. Jetzt und hier wirkte er wie ein fröhlicher, junger Mann, dem die Welt zu Füßen lag, und jenes lag bestimmt nicht an der nagelneuen Kleidung, welche ich ihm nach unserer Ankunft in der Hafenstadt gekauft hatte. 

Jedoch nicht nur, um ihm einen Gefallen zu tun. Sondern auch, um uns zu tarnen. Ein Bauernsohn und ein anderer Mann in der Stadt sind verdammt auffällig. 

Abgesehen davon, dass ich nicht wusste, ob die Dorfbewohner bloß argwöhnisch waren oder ob sie uns beide verfolgten. Obwohl die Dörfer weit auseinander lagen, sprachen sich solche Dinge schnell herum und ich hatte keine Lust, hundert Menschen auf einmal zu töten. So etwas tat ich nicht gerne, obwohl das Tier in mir zuweilen danach gierte. So wie jeder andere Wolf auch, zumal es sich um eine akute Gefahr handelte. Aber das konnte ich Adam nicht erzählen, oder doch? Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, dass wir wenig voneinander wussten. Obwohl wir uns rettungslos ineinander verliebt hatten. 

»Ja, das wäre vielleicht gut.« 

Ich lächelte schwach und zuckte zusammen, als er meine Hand nahm. Ein schneller Blick auf die anderen Gäste verriet jedoch, dass es niemandem auffiel. Zum Glück. Wir gingen durch den Flur und anschließend die Treppen hinauf. Noch immer war ich froh, dass wir einen Schlafraum im Dachgeschoss bekommen hatten, obwohl ich den misstrauischen Blick des Wirtes nicht so schnell vergessen werde. 

Ob er etwas ahnt? 

Meine geschärften Sinne hatten mir nichts darüber verraten, aber alles in mir hoffte, dass dem nicht so war. Seine persönliche Meinung interessierte mich sehr wenig. Vorurteile und Hetzjagten kannte ich bereits mehr, als mir lieb war. Aber ich wollte nicht, dass der Pfarrer und womöglich auch noch andere Gerichtsbarkeiten hier auftauchten. 

»Also gut, …« Ohne meine Hand loszulassen, setzte Adam sich auf das großzügige Bett und schaute mich an. »Was bedrückt dich?« 

Zuerst wollte ich alles abstreiten, schluckte es jedoch herunter. Ich mochte es nicht, meinen Partner anzulügen. Außerdem hatte ich nicht selten das Gefühl, als ob Adam genauso gut in meiner Mimik lesen konnte wie ich in seiner. 

»Ich werde einfach die Felder und die Wälder vermissen. Ich meine, natürlich habe ich auch schon in der Großstadt gelebt. Aber das ist etwas vollkommen anderes, verstehst du? Der Wolf in mir bevorzugt eben die Natur und insbesondere die Wälder. Außerdem ist so eine Fahrt alles andere als ungefährlich und ich kann uns nicht vor allem beschützen.« 

Besonders vor den gesellschaftlichen Vorurteilen nicht. Auf so einem Schiff ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass … 

Meine Lippen pressten sich aufeinander. Diese Gedanken wollte ich ihm nicht mitteilen. Sehnsuchtsvoll warf ich einen Blick aus dem Fenster. Obwohl ein starker Morgennebel meine Sicht trübte, schien es mir, als würde der Wald nach mir rufen. Adam sog die Luft ein. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, er würde mir Vorwürfe machen. Schließlich war ich nicht unschuldig an dem, was passiert war. Obwohl die Gewalttätigkeit und der Alkoholkonsum seines Vaters ohne Zweifel die größte Rolle gespielt hatten. Wenn angeborener Jähzorn auf diese Substanz traf, endete es meistens unglücklich. In diesem Fall war das Ende mehr als traurig gewesen. Adam versuchte, es vor mir zu verbergen, aber ich wusste von seinen Albträumen, die ihn jede zweite Nacht heimsuchten. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere und rief die Namen seiner Eltern. 

Vermutlich sieht er den brennenden Hof, möchte helfen und kann es nicht. 

Unsere Blicke trafen sich. Ich hatte das Gefühl, in seinen wunderschönen Augen zu versinken. Schon im ersten Moment unserer Begegnung zogen sie mich in ihren Bann und es gab kein Entkommen mehr. Und selbst jetzt, nach einiger Zeit, spürte ich ihren Zauber. 

»Ich kann dich verstehen«, erwiderte Adam, was mich überrascht dreinblicken ließ. Mit dem Satz hatte ich nicht unbedingt gerechnet. »Auch ich werde den Hof vermissen. Es ist wie, als würde man einen Teil von sich selbst zurücklassen.« 

Dem konnte ich nichts hinzufügen. »Aber wieso …?« 

»In letzter Zeit stelle ich mir häufiger die Frage, wie mein Leben ohne Sucht und Alkohol in der Familie verlaufen wäre. Wenn mein Vater klüger gehandelt und seine Gier ihn nicht überkommen hätte.« 

Ich hob die Augenbrauen. Davon hatte er mir, wenn meine Erinnerung mich nicht täuschte, noch nie erzählt. »Was meinst du damit?« 

»Mein Vater hat den Hof nicht zerstört, weil er ein schlechter Bauer ist. Sondern weil er sich auf dubiose Geschäfte einließ. Von der beginnenden Spielsucht ganz zu schweigen. Weißt du, … ich habe in der letzten Zeit wirklich viel darüber nachgedacht. Besonders, wenn ich an der Ruine meines Elternhauses vorbeigekommen bin.« 

Ich presste die Lippen aufeinander. Ich hätte es mir denken können, dass der Anblick des bis auf die Grundmauern abgebrannten Hofes etwas in Adam auslöste. Er war unglaublich sensibel für derartige Dinge, obwohl die Lebensumstände ihn gezwungen hatten, seine Gefühle zu verbergen. Und ich konnte ihm schlecht verbieten, dorthin zu gehen. 

»Worüber hast du nachgedacht?«, fragte ich und setzte mich neben ihn auf das Bett. Zum ersten Mal war ich froh, dass dieses Zimmer nicht viel Platz und noch weniger Privatsphäre bot. Denn so gab es auch kein Entkommen oder Ausflüchte. 

»Wie alles hätte sein können, wenn Mutter und ich die Gefahr rechtzeitig erkannt hätten. Solche Probleme entstehen immer aus Verzweiflung oder einer Gefühlsnot heraus. Vielleicht gab es etwas in seiner Kindheit, von dem wir nicht einmal etwas ahnten.« 

Seine Schultern bebten. Innerhalb weniger Sekunden rannen ihm die Tränen über die Wangen. Alle Fröhlichkeit war verschwunden und ich strich ihm über den Rücken, um zu trösten. 

»Ich weiß, dass es dir nicht leichtfällt. Glaube mir, das wäre an meiner Stelle nicht anders. Du hast alles verloren, was du kanntest – und das vor deinen Augen, ohne dass du etwas dagegen tun konntest. Und egal, was dein Vater getan hat. Er ist und bleibt irgendwo dein Vater.« 

Adam drehte den Kopf und musterte mich. Anschließend bereitete er seine Arme aus und ich ließ ihn willig gewähren. Bis zu einem gewissen Grad war die menschliche Nähe und diese Vertrautheit für mich noch immer ungewohnt. Aber es wurde mit jedem Tag besser und außerdem brauchte er mich gerade. 

»Ja, das war, ist und bleibt er. Selbst bei den schrecklichen Dingen, welche er getan hat.« 

Ich wusste sofort, worauf er anspielte. Zwar hatte ich nur seine Wunden gesehen, aber aus Erzählungen ahnte ich, dass seine Mutter Ähnliches durchgemacht hatte und höchstwahrscheinlich noch viel schlimmer als Adam. Als junger, kräftiger Mann konnte er sich den väterlichen Angriffen eher erwehren als eine Frau. Bei der Vorstellung schüttelte es mich. Obwohl ich seine Mutter bisher noch nicht kennengelernt hatte. 

Sie hat unglaublichen Mut bewiesen, als sie allein und ohne Hilfe floh. Auch, wenn Adam infolgedessen alleine zurückblieb. Wahrscheinlich hat seine Mutter von Anfang an darauf vertraut, dass er es irgendwie schafft. 

Wie es auch gekommen war, jetzt befanden wir uns auf dem Weg zu ihr. Adam und ich hatten unsere Sachen gepackt und reisten am heutigen Tage nach New York. Eine Stadt, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr besucht und an die ich auch keine Erinnerungen mehr hatte. Trotzdem versteifte ich mich für den Bruchteil einer Sekunde, was Adam bemerkte. 

»Was ist los mit dir?« 

Bevor ich mich versah, lag sein Arm um meinen Rücken und er machte Anstalten, mich zu trösten. 

Verdammt. Eigentlich sollte es genau anders herum sein. 

Ich wollte meinen Freund mit meinem Leben beschützen. Und jetzt war es wieder einmal das Gegenteil. Aber Adam besaß ein außerordentlich gutes Gespür für meine Gefühlswelt. Er wusste nicht genau, wie es mir wann ging, … eigentlich schon fast ein bisschen unheimlich. 

»Hast du Angst?«, fragte er geradeaus. 

Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken. Nicht, weil mir diese Gefühle unangenehm waren. Mittlerweile hatte ich gelernt, sie als einen Teil meiner menschlichen Seite zu akzeptieren. Aber hier und jetzt wollte ich diese nicht zeigen. Adam litt genug, da wollte ich ihn nicht noch mehr belasten. Problematisch war es jedoch, dass er den Braten bereits gerochen hatte. 

»Wenn ich ehrlich sein soll, … ja«, gestand ich und gab dem Drang nach, mich an seine Schulter zu lehnen. Es fühlte sich sehr gut an. »Ich habe lange nicht mehr in der Großstadt gelebt. Wie du mittlerweile weißt, altert ein Gestaltwandler langsamer als ein Mensch.« 

Adam machte eine Kopfbewegung, sodass ihm die Haare ins Gesicht fielen. Ich seufzte leise. Diese Geste war mir sehr bekannt. Er machte sie immer, wenn er versuchte, etwas vor mir zu verbergen. Dabei kannte ich das Problem sehr wohl. Es störte ihn, dass ich vergleichsweise jung blieb, während er zum alten Mann wurde. Auf der einen Seite verstand ich es, aber ändern konnte ich es nicht. Die Natur spielte gerne einmal Streiche, … ich war der lebende Beweis dafür. 

»Außerdem ist die Fahrt nicht kurz. Da kann eine Menge passieren.« 

»Woran denkst du?« 

Jetzt wurde Adam scheinbar doch hellhörig. 

»Naja, … ein Sturm, … ein anderes Unglück oder auch Piraten.« 

Schnell schwieg ich, denn es gab noch ein weiteres Problem. Woran Adam augenscheinlich noch nicht gedacht hatte. Obwohl ich menschliches Essen problemlos zu mir nehmen und verdauen konnte, half es mir nicht beim Überleben. Dafür brauchte ich lebendiges Fleisch und das pulsierende Blut, sonst würde ich sprichwörtlich verhungern. Natürlich konnte ich von den anderen Passagieren und der Mannschaft zehren und das hatte ich auch vor. Aber … dabei liefen wir Gefahr, entdeckt zu werden, was ich nicht riskieren wollte. 

»Ein Sturm … gut, da hast du nicht ganz unrecht.« 

Adams Kopf ruhte an meiner Schulter und ich strich ihm tröstend durch die Haare. 

»Meinst du, wir sollten lieber hierbleiben?« Seine Stimme klang, als würde er es wirklich ernst meinen. Sofort schlugen meine Sinne Alarm. 

»Nein«, erwiderte ich und lauter, als ich wollte. »Wir fahren. Hier ist es mindestens genauso gefährlich oder hast du die Gerüchte nicht mitbekommen?« 

Adam nickte. »Doch, … das habe ich. Aber ich dachte, sie würden irgendwann von alleine verschwinden. Die Leute finden doch immer etwas Neues zum Reden.« 

»In diesem Fall bestimmt nicht so schnell.« 

Ich schaute meinen Liebsten fast beschwörend an. Zu Beginn hatte ich seine Hoffnung geteilt. Schließlich war das Dorfleben voller Sorgen und auch Geschichten wurden immer aufs Neue ausgegraben. Doch in unserem Fall hörten die Leute nicht auf zu tuscheln, obwohl niemand einen offenen Angriff wagte. Vermutlich, weil sie meine Stärke erahnten und außerdem befürchteten, selbst zum Wolf zu werden. Von den mangelnden Beweisen ganz zu schweigen. 

Dabei würde ich keinen von ihnen freiwillig verwandeln. Schon beim Gedanken daran wurde mir speiübel. Viel lieber würde ich diesem Pfarrer seine verfluchte Kehle herausreißen. 

In meinen Augen war er zum Großteil für die Bedrohung verantwortlich. Würde er nicht fast jeden Sonntag von Dämonen oder besessenen Tieren predigen, hätte die Menschen die Vorfälle höchstwahrscheinlich schon längst vergessen. Aber so glich es einem Wunder, das niemand aus Angst sein eigenes Vieh geschlachtet hatte. Ferner nahm ich ihm seinen Ratschlag Adam gegenüber noch immer sehr böse. 

Wie krank konnte man sein, einem jungen Mann zu raten, die Misshandlungen einfach zu erdulden und den Vater trotzdem zu ehren. 

Ich unterdrückte ein höhnisches Lachen und merkte erst einige Sekunden später, dass Adam mich fragend anschaute. 

»Wir halten zusammen. Egal, was passiert, oder?« 

»Aber natürlich.« Ich lächelte und strich ihm durch die Haare. »Mich wirst du nicht so schnell los.« 

Wir beiden lachten, doch während er in meine Umarmung sank, schaute ich voller Zweifel aus dem Fenster. Ich konnte diese Angst nicht vollständig verdrängen. So sehr ich es auch wollte. 

 

 

Kapitel 2

 

Adam 

Obwohl ich Simeons Ängste durchaus bemerkte und verstand, wusste ich genauso gut wie er, dass wir keine andere Wahl hatten. Denn es gab einige Dinge, welche ich ihm nicht erzählt hatte. Mein schlechtes Gewissen plagte mich diesbezüglich noch immer, aber ich hatte nicht noch mehr Aufregung verursachen wollen. Trotzdem waren die Dorfleute keinesfalls so ruhig, wie Simeon vermutete. Im Gegenteil, es schien, als würde ihre Aggression mit jedem Tag mehr anschwellen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich gewaltsam entlud. Die Konsequenzen wollte ich mir nicht ausmalen. Denn so stark Simeon war, auch seine Kräfte hatten ihre Grenzen. 

Wahrscheinlich habe ich ihm deswegen nicht gesagt, dass ich tagsüber, während er schlief, zur Ruine meines Elternhauses zurückgekehrt bin. Nach einem kurzen Blick auf seine ruhende Gestalt schaute ich zum Fenster hinaus. Der Mond strahlte in seiner ganzen Pracht und erschwerte mit Sicherheit so manchen das Schlafen. Sie befindet sich noch im gleichen Zustand, wie wir sie zurückgelassen haben. Wahrscheinlich, weil es dort nicht mehr sehr viel zu holen gibt. Trotzdem reichte es dafür scheinbar aus. 

Ein Schauern kroch über meinen Rücken. Normalerweise neigte ich nicht zur Angst. Als Bauernsohn war ich mit Gefahren und bedrohlichen Situationen aufgewachsen. Doch was passiert war, hatte ich noch nie erlebt. 

Die Sonne schien auf meinen Kopf, spendete ein wenig Trost. Noch immer fiel es mir schwer, diesen Ort aufzusuchen. Es gab so viele Erinnerungen und Dinge, die man nicht wieder zurückholen konnte. Abgesehen davon war es nicht das erste Mal, das ich mein Zuhause verlor. 

Erst die wunderschöne Villa, dann den Bauernhof … was kommt als Nächstes? 

Auf diese Frage wusste ich keine Antwort und genau das machte mir mehr Sorgen, als ich zugeben wollte. Natürlich war ich glücklich, dass Simeon an meiner Seite war. Einen besseren und treueren Gefährten hätte ich mir nicht wünschen können. Außerdem hatte ich durch ihn gelernt, was es bedeutete zu lieben und ich selbst zu sein. Jenes wollte ich niemals mehr missen, aber die Furcht blieb. 

Je näher ich der Ruine kam, desto intensiver stieg der Brandgeruch in meine Nase. Es schien beinahe, als hätten wir das Feuer erst vor ein paar Stunden gelöscht.

---ENDE DER LESEPROBE---