Touch the Darkness – Der Lustdämon - Eine Gay-Romantasy - Asmodina Tear - E-Book

Touch the Darkness – Der Lustdämon - Eine Gay-Romantasy E-Book

Asmodina Tear

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Beschreibung

Nach außen hin führen Marcel und Frederik die perfekte Beziehung. Doch hinter der Fassade bröckelt es, denn Marcel neigt aufgrund seiner Arbeitslosigkeit zu gewalttätigen Wutausbrüchen. Als Frederik deswegen wieder einmal aus der Wohnung flieht, rennt er dem geheimnisvollen Armand in die Arme. Eine leidenschaftliche Nacht ist die Folge, die Frederik jedoch nachdenklich zurücklässt. Wieso ist seine Erinnerung daran so lückenhaft? Woher kommen plötzlich die erotischen Träume? Und wieso spricht Armand in Gedanken zu ihm?
Nach einem Streit mit Marcel begegnen Armand und er sich erneut. Dabei stellt sich heraus, dass der junge Mann ein Lustdämon, ein sogenannter Inkubus ist. Trotzdem sind die Gefühle ungebrochen und Armand beschließt, Frederik zu helfen. Dabei ist Marcel nicht der Einzige, dem ihre Liebe ein Dorn im Auge ist.

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Asmodina Tear

 

 

Touch the Darknes

 

 

Der Lustdämon

 

 

Eine Gay-Romantasy

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, nach Motiven, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Touch the Darkness 

Der Lustdämon 

Prolog 

1. Kapitel – Klubnacht 

2. Kapitel – Schutzlos und einsam 

3. Kapitel – Bleib zurück 

4. Kapitel – Traum oder Wirklichkeit 

5. Kapitel – Kaffee zum Erwachen 

6. Kapitel – Blutlos 

7. Kapitel – Die Welt des Dämons 

8. Kapitel – Düstere Leidenschaft 

9. Kapitel – Rückkehr 

10. Kapitel – Der Herrscher 

11. Kapitel – Träume und Schmerz 

12. Kapitel – Erneuter Schmerz 

13. Kapitel – Am Boden 

14. Kapitel – Du bist bei mir 

15. Kapitel – Offenbarung und Entscheidung 

16. Kapitel – Die Kraft der Liebe 

17. Kapitel – Blut klebt an den Händen 

18. Kapitel – Nachtschwarze Liebe 

Epilog 

 

Das Buch

 

 

 

Nach außen hin führen Marcel und Frederik die perfekte Beziehung. Doch hinter der Fassade bröckelt es, denn Marcel neigt aufgrund seiner Arbeitslosigkeit zu gewalttätigen Wutausbrüchen. Als Frederik deswegen wieder einmal aus der Wohnung flieht, rennt er dem geheimnisvollen Armand in die Arme. Eine leidenschaftliche Nacht ist die Folge, die Frederik jedoch nachdenklich zurücklässt. Wieso ist seine Erinnerung daran so lückenhaft? Woher kommen plötzlich die erotischen Träume? Und wieso spricht Armand in Gedanken zu ihm? 

Nach einem Streit mit Marcel begegnen Armand und er sich erneut. Dabei stellt sich heraus, dass der junge Mann ein Lustdämon, ein sogenannter Inkubus ist. Trotzdem sind die Gefühle ungebrochen und Armand beschließt, Frederik zu helfen. Dabei ist Marcel nicht der Einzige, dem ihre Liebe ein Dorn im Auge ist.

 

 

***

Touch the Darkness

 

Der Lustdämon

 

 

Eine Gay-Romantasy

 

Asmodina Tear

 

 

 

Prolog

 

 

Lieber unbekannter Leser!

Es ist still in diesem Raum. Ich bin allein. Nur die Dunkelheit umgibt mich. Obwohl – halt, das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Ich bitte um Entschuldigung. Der fahle Schein des Laptops fällt auf mein Gesicht und Hände. Er wird eins mit dem Zigarettenrauch, meinem geliebten Suchtmittel. Viele haben schon versucht, mich davon abzuhalten. Kein Wunder, schließlich ist es alles andere als gesund, dass weiß ich auch. Aber irgendeine schlechte Angewohnheit muss man haben, sonst ist das Überleben kaum möglich. Zumindest nicht in dieser Welt. Wie es mit den anderen aussieht, weiß ich nicht. Noch nicht.

Früher habe ich anders gedacht. Jetzt, da ich beim Schreiben dieser Zeilen darüber nachdenke, erscheint es mir schrecklich naiv, wenn nicht sogar ein wenig dumm. Und ich kann nicht einmal dem jugendlichen Leichtsinn die Schuld geben. Denn zwischen dem, was jetzt ist und dem, was ich hier niederschreibe, liegen gerade mal sechs Monate. Kaum zu glauben, wie schnell das Leben sich verändern kann. Und in meinem Fall sprechen wir nicht von Kleinigkeiten, sondern von einer Einhundertachtzig-Grad-Wendung.

Bevor ich den Laptop hochgefahren habe, habe ich noch einen Blick in den Spiegel geworfen. Die blauen Flecken im Gesicht sind nahezu komplett verschwunden und mit den übrigen Blessuren auf meinem Körper verhält es sich ähnlich. Die letzten sichtbaren Spuren kaschiere ich in der Regel mit Make-up, sodass sie einem Unwissenden nicht auffallen.

So habe ich es auch getan. In dieser Nacht, als ich meine Sachen packte und aus der Wohnung floh. Auch am Abend sind die Straßen meiner Heimat sehr belebt. Was nicht bedeutet, dass jemand, der verzweifelt rennt und Angst hat, unbedingt auffällt. Doch in diesem Augenblick wollte ich es. Ich wollte, dass jemand mein Leid bemerkte und mir Unterstützung anbot. Die Kraft, selbst darum zu bitten, hatte ich längst nicht mehr. Vielleicht war es mir auch unangenehm. Es ist nicht einfach, sich einzugestehen, mit einer Situation überfordert zu sein. Besonders, wenn nur aufgrund des Geschlechts das Gegenteil erwartet wird.

Als ich merkte, dass mich niemand sah, fiel meine Seele in ein tiefes Dunkel. Aus dem es, so glaubte ich in diesen Minuten, kein Entkommen mehr gab. Ich wollte alles beenden … einfach nur gehen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Mit denen ich nicht mehr gerechnet hatte, um ehrlich zu sein. ER wurde zu mir geschickt, um mein Leben zu verändern. Das klingt kryptisch, mit einem Hauch von Fanatismus? Vielleicht. Ich werde es niemandem verübeln, wenn er oder sie so denkt. Nichtsdestotrotz ist es die Wahrheit.

In jenem Augenblick veränderte sich alles, obwohl wir in dieser Situation noch kein Wort miteinander gesprochen hatten. Dazu kam es erst später, genauso wie zu der Leidenschaft, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Aber wie sagt man so schön? »Wo Licht ist, ist auch Schatten«. Und diese finsteren Seiten waren auf eine Art und Weise faszinierend. Ja, ich fühlte mich noch stärker zu ihnen hingezogen. Andererseits machten sie mir Angst. Ich erkannte erst sehr spät, das Blut und Mordlust mit erotischer Anziehung miteinander Hand in Hand gehen können. Dennoch lief ich nicht wieder weg. Das hatte ich schon zu oft getan. Ich blieb und bin bis heute bereit, mich der Dunkelheit entgegenzustellen. Selbst wenn der Preis dafür meine Seele ist. Außerdem war er ehrlich zu mir und schilderte die Dinge aus seiner Sicht. Diese Worte werde ich in meine Erzählung mit einfließen lassen. Denn sie gehören dazu wie meine eigenen.

Ich wünsche viel Spaß und zum Schluss noch einen Merksatz: Manchmal muss man Feuer mit Feuer bekämpfen, wenn es einen nicht verschlingen soll.

 

 

 

1. Kapitel – Klubnacht

 

Armand

Die Klänge von The Pain that kills you too erfüllten den Raum. Meine dunkel geschminkten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, während mein Körper sich zu den Synthie-Pop-Klängen bewegte. Dabei gab ich mir nicht besonders viel Mühe. Tanzen war für mich Routine wie für die meisten anderen Essen oder Trinken. Es war mein Lebenselixier, obwohl dieses Gefühl sich nicht mit dem der anderen Menschen vergleichen ließ. Ich spürte die bewundernden Blicke in meinem Rücken. Nicht wenige von ihnen schwankten an der Grenze zur Begierde. Was meine Belustigung noch steigerte. Ich war mir meiner Wirkung auf Männer und Frauen sehr wohl bewusst, auch wenn ich weit davon entfernt war, zum arroganten Mistkerl zu mutieren. Im Gegenteil, normalerweise hatte ich sehr viel Respekt vor den Menschen. Schließlich brauchte ich sie zum Überleben. Doch in letzter Zeit ermüdeten sie mich mehr, als dass mir das Spiel mit ihnen gefiel.

»Hey Süßer … Wie wäre es heute Nacht mit uns?«

Ich zuckte zusammen und fluchte innerlich. Die Frau hatte ich überhaupt nicht bemerkt. Obwohl nicht viel nötig war, um ihre Präsenz wahrzunehmen. Allein das verführerische, wenn auch sehr aufdringliche Parfum roch jeder zehn Meilen gegen den Wind. Was nicht unbedingt für sie sprach. Ich wandte mich um. Hässlich war die Fremde wahrlich nicht. Rote Haare, die mich an eine Hexe erinnerten, fielen auf schmale Schultern und ihre weiße Haut schimmerte regelrecht im fahlen Schein der Spotlights. Der schlanke Körper war von einem kurzen Latexkleid bedeckt, das ihre gut platzierten Kurven stark betonte. Von ihren Brüsten ganz zu schweigen.

Ein Griff von mir an dieses Kleid und das sensible Fleisch liegt in meinen Händen.

Die knallroten Lippen verzogen sich zu einem verlockenden Lächeln. Sie glaubte wohl, meine Gedanken zu kennen. Zum Teil stimmte es auch. Diese Frau war Sex pur und auf jeden Fall eine Sünde wert. Ein Vorteil meines Daseins war es, zwischen den Geschlechtern keinen Unterschied zu machen. Ich konnte das feuchte Innere einer Frau ebenso genießen wie die harte Lust eines Mannes. Beides hatte jeweils Vor- und Nachteile. Aus diesem Grund wollte ich auch nicht auf irgendein Vergnügen verzichten, auch wenn mir heute der Sinn mehr nach Letzterem stand.

Einen Moment lang zog ich die Luft ein, leckte mir über die Lippen. Eigentlich wollte ich am heutigen Abend Männern den Vorzug geben, mich an ihrer Lust und ihrer Energie weiden. Diese war in der Regel herber, stärker als die von Frauen. Sie schmeckten eher unschuldig, leicht und nicht selten wie eine Blume. Wobei es auf beiden Seiten Ausnahmen gab.

Was spricht eigentlich gegen eine Vorspeise?

Der Gedanke schoss blitzartig durch meinen Kopf und ich packte sie fast reflexartig im Nacken, bevor meine Lippen sich auf ihre pressten. Das leise Stöhnen war eine Kombination aus Lust und Schmerz. Offenbar empfand sie das Gleiche.

Mit diesem Überfall hat sie nicht gerechnet. Auf gar keinen Fall.

Als wir uns wieder voneinander lösten, schaute ich ihr in die Augen. Einen Wimpernschlag lang schien es, als wolle sie einen Rückzieher machen. Ihr Kopf bewegte sich leicht nach hinten und einen Moment lang gruben die Zähne sich in ihre Unterlippe.

Ja, mein Blick verursacht dir Unbehagen. Dabei habe ich noch nicht einmal versucht, in deine Seele zu dringen. DAS fühlt sich ganz anders an, glaube mir.

Ich hob die Augenbrauen, ohne etwas zu sagen. Natürlich hätte ich auch Süßholz raspeln können. Die meisten Sterblichen hätten es in dieser Situation vermutlich getan. Mit dem Ergebnis, dass die unbekannte Schönheit auf dem Absatz kehrtgemacht und die süße Lust sich erledigt hätte. Doch ich wusste auch ohne Seelenberührung, dass sie ein wenig Schweigen brauchte. Ein Vorteil, wenn man die Menschen seit Jahrhunderten kennt und unerkannt mit ihnen lebt. Man entwickelt gewisse Kenntnisse und Empathie. Diese nutzte ich jedoch nicht immer. Meine Mundwinkel wanderten nach oben.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, flüsterte ich.

Ihre graugrünen Augen schauten mich in einer Mischung aus Begierde und Furcht an. Ich hatte Mühe, ein Kichern zu unterdrücken. So verhält es sich häufig, wenn wir Sterblichen gegenüberstehen – und besonders bei aufflammender Leidenschaft. Ich lächelte, während meine Hand sich in den großzügigen Ausschnitt schob. Wie von selbst glitt der Stoff zur Seite und sie stöhnte auf.

»Das gefällt dir, nicht wahr?«

Meine freie Hand legte sich um ihre Hüfte, zog sie so nahe an mich heran, dass kein Blatt Papier dazwischen passte. Mein heißer Atem streifte ihr Ohrläppchen und als ich sachte daran knabberte, spürte ich deutlich einen Schauer auf ihrem Körper.

Ich rieche ihre Lust. Sie ist sehr heiß. Trotzdem fehlt es an wahrer Leidenschaft und Hingabe. Sie spürt, dass ich anders bin. Doch es ist nur eine Abwechslung zu ihrem üblichen Spiel.

Bitterkeit stieg in mir auf. Dennoch unterbrach ich mein Tun nicht. Mein Körper gierte nach ihren Gefühlen, wollte sich an ihnen laben, sich satt trinken. Natürlich funktionierte es nicht ohne einen Preis, aber den musste mein Opfer zahlen. Die junge Frau schnurrte wie eine Katze und schmiegte sich an mich, während ich sie in den Hals biss. Ein Aufschrei brach aus ihrer Kehle, der jedoch ungehört verhallte.

»Sei still.« Meine Hand legte sich um ihre Kehle und sie verstummte. »Komm mit.«

Wir gingen zu einer der fast im Dunkeln gelegenen Sitzecken und wie von Sinnen riss ich ihr die Kleidung vom Leib. Meine Hände legten sich um ihre Brüste, rieben sie und glitten anschließend zwischen ihre Beine.

Oh ja, du bist erregt und feucht. Aber das wahre Gefühl fehlt.

Als ich in sie drang, krallten ihre Hände sich in meinen Rücken. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und kam in ihr. Ihre Gefühle schienen plötzlich greifbar. Ich holte Luft und sog sie in mich auf wie ein Schwamm.

Es geht schon besser, ich fühle es.

Wie durch einen Nebel sah ich, wie die junge Frau ihre Augen verdrehte und anschließend leblos zur Seite fiel. Diese Reaktion war nicht ungewöhnlich und deswegen reagierte ich schnell. Mit einem geübten Griff legte ich den nackten Körper auf die Sitzcouch und breitete eine Decke über sie. Vorher vergewisserte ich mich, dass sie noch atmete.

Gut. Ich bin nicht zu weit gegangen.

Ich wischte mir über die Mundwinkel und stieß die Luft aus. Mein Hunger war noch nicht gestillt. Ich brauchte auf jeden Fall noch einen weiteren Menschen, dessen Lust ich aufnehmen konnte. Obwohl die meisten Gäste, und darüber machte ich mir keine Illusionen, Sex eher als Spiel und Zeitvertreib sahen.

Ihre Gefühle sind nicht echt. Deswegen brauche ich mehr von ihnen als normalerweise.

Bevor ich mich wieder auf die Tanzfläche begab, warf ich noch einen Blick über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass es der Fremden gut ging. Zwar war sie nur ein Mensch und somit austauschbar, trotzdem musste man in den heutigen Zeiten eine gewisse Vorsicht walten lassen. Medizinischer und technischer Fortschritt machten es komplizierter, den Tod als natürlich oder als Unfall darzustellen. Und durch Technik verschwand niemand mehr einfach so.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Deutlich sah ich, wie ein anderer Gast sich um die Schlafende kümmerte, und ich nickte leicht. Sie würde wieder gesund werden und als einzige Erinnerung an unsere leidenschaftliche Vereinigung einen starken Kater zurückbehalten. Da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor unserer Begegnung einiges an Alkohol konsumiert hatte, würden weder ihr Umfeld noch sie selbst Fragen stellen.

Ich strich mir meine langen Haare aus dem Gesicht und ließ mich erneut im Takt der Musik treiben. Wieder ruhten zahlreiche flirtende Blicke auf mir, die meinen Mund lächeln ließen.

Wenn ihr wüsstet, worauf ihr euch einlasst, dachte ich amüsiert und strich mit einer einzigen Bewegung einem Pärchen über die Gesichter.

Die vier Wangen wurden sofort heiß. Wenngleich ihre Mienen zwischen Faszination und Verwirrung schwankten.

Trotzdem würdet ihr mit mir schlafen. Aber nach einem Dreier steht mir heute nicht der Sinn.

Ein lautes Geräusch, ein Knall, ließ meinen Gedankengang abrupt abschwenken.

Ich erschrak beinahe und wirbelte herum. War hier jemand eingedrungen und wollte etwas Böses tun? Nein, das hätte ich gemerkt. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich eine Poledance-Stange, die an der anderen Seite des Raumes stand. Dort machte sich ein junger Mann warm, der meine Aufmerksamkeit sofort auf sich zog – und das nicht nur aufgrund seines halbnackten Oberkörpers. Es war vielmehr das Gesamtbild.

Der hat etwas zu bieten.

Schneller als menschliche Augen zu sehen vermochten, stand ich vor der Pole-Stange, hielt jedoch knapp einen Meter Sicherheitsabstand. Der arme Kerl sollte nicht sofort merken, dass ich ihn am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen würde. Oder machte ihn die Vorstellung vielleicht sogar an? Ich suchte den Blickkontakt und er erwiderte ihn kurz.

Wie aus dem Nichts erklang leise Industrial-Musik und der junge Mann begann mit seiner Performance. Kunstvoll und sexy vollführte er seine Bewegungen an der Stange, ohne ein einziges Mal zu schwanken oder zu straucheln. Bewundernd leckte ich mir über die Lippen und mein Blick gewahrte die deutliche Beule in seiner Hose.

Er ist erregt. Sehr gut.

Schnell und lautlos wie ein Schatten bewegte ich mich auf die Stange zu, bis uns nur noch knapp zwei Schritte trennten. Natürlich hatte sich die Menge hinter mir vergrößert, aber sie nahmen kaum noch Notiz von meiner Anwesenheit. Kein Wunder, ihr Fokus lag auf dem jungen Mann, der sich weiterhin auf seine Bewegungen konzentrierte. Jedoch entging mir nicht, dass er, anstatt ins Publikum zu schauen, häufiger meine Augen suchte.

Vielleicht sollte ich es doch wagen?

Eine solche Aktion war auf jeden Fall ein Risiko. Und wenn etwas schiefging, musste ich meine Fähigkeiten nutzen, um den Klub ungehindert verlassen zu können. Aber dieser Leckerbissen war es wert und außerdem hoffte ich, von ihm noch ein wenig mehr Nahrung zu erhalten. Er war Künstler und ein verdammt attraktiver noch dazu. Also musste sein Herz wahre Leidenschaft kennen, oder?

Das muss ich unbedingt herausfinden.

Die leicht verwirrten Blicke in meinem Rücken ignorierte ich gekonnt, ich konzentrierte mich einzig allein auf den Tänzer. Ich machte einen Schritt nach vorne, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.

Mittlerweile ist es ein Wunder, dass er sich noch auf seine Bewegungen konzentrieren kann.

In der Tat fixierte sein Blick mich, auch wenn er nach wie vor seine Kunststücke an der Stange zeigte. Jedoch entging mir nicht, dass die dunklen Pupillen meinen Körper regelrecht abtasteten.

Stellst du dir gerade vor, wie ich ohne meine Kleidung aussehe, dachte ich spöttisch und grinste teuflisch. Oder wie du mich streichelst, küsst und noch mehr? 

Sachte berührte ich seine Seele und stellte fest, dass er tatsächlich genau das dachte. Mit einem weiteren Schritt stand ich direkt vor ihm und drückte, ohne zu sprechen, meine Lippen einfach auf seine. Derweil schlangen meine Arme sich um seinen Nacken, rissen seinen Körper regelrecht an meine Brust. Ich hörte sein flehendes Keuchen, doch ich schüttelte leicht den Kopf.

»Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, flüsterte ich so leise wie möglich. »Dein Publikum …«

Mein Atem streifte sein Ohrläppchen. Ich sah die Enttäuschung in seinem Blick. Jedoch machte der junge Mann keine Anstalten, mich zu überreden oder zu bedrängen. Gut so. Denn das konnte ich auf den Tod nicht ausstehen. Und bei der Nahrungsaufnahme von Menschen war es wichtig, die Beherrschung aufrecht zu erhalten. Koste es, was es wolle. Schließlich wollte ich keinen Toten oder eine vermisste Person.

Als ich mich aus der Umklammerung lösen wollte, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ohne Vorwarnung küsste der junge Mann mich von sich aus. Seine Zunge teilte meine Lippen, forderte unnachgiebig zum Spiel auf. Zuerst wollte ich mich entziehen, aber meine Leidenschaft war zu stark. Außerdem wollte ich ihn und seine Gefühle schmecken – unbedingt.

Ein herb maskulines Aroma stieg mir erst in die Nase und anschließend in meinen Mund. Ich zog, so gut es ging, die Luft ein. Doch es half nichts, der Rausch überkam mich mit der Gewalt eines Tornados.

Schweißperlen laufen seinen Körper hinunter, während er die Dehnungsübungen macht. Seine gesamten Sehnsüchte und Fantasien legt er in den Tanz. Er ist sein Ausdrucksmittel, vermittelt dem Zuschauer einen Teil von ihm, den er selbst nie zeigen würde. Die Stange wartet bereits auf ihn. Nach einigen Minuten geht er zu ihr und schwingt sich elegant hoch. Die Beine dienen als Halt. Sie sorgen dafür, dass er nicht runterfällt. 

Seine Gedanken sind nur bei der Stange, bei seinem Tanz und den Emotionen, welche er vermitteln will. Obwohl seine Mühen groß sind, werden sie meist nicht verstanden. Die meisten Zuschauer erkennen nur seine Muskeln, den wunderschönen Körper. Nicht aber seine Seele, die er im Alltag selten zeigt und unter einer gut aufgerichteten Fassade verbirgt. Nicht Sex ist sein Ziel, sondern eine Beziehung, die auf Respekt und gleicher Augenhöhe basiert. Plötzlich unterbricht er seine Bewegungen, lässt sich von der Stange gleiten und schaut mir vorwurfsvoll in die Augen.

»Nimm dir, was du willst. Es hat sowieso keinen Sinn mehr.«

Entsetzt wich ich einen Schritt zurück und starrte mein Gegenüber fassungslos an. Der Kuss war intensiv und der Blick in seine Seele ebenso. Doch nun wirkte sein Gesicht leichenblass. Hatte ich ihm zu viel Energie genommen? Auch die Augen blickten mich groß, doch ohne einen Vorwurf an.

»Hey, Mann, was hast du mit ihm gemacht?«

Eine Hand packte mich von hinten, doch ich riss mich los und stürmte aus dem Klub. Draußen öffnete ich sofort meine Flügel, gewann schnell an Höhe und ließ mich auf einem der nebenan liegenden Dächer nieder. Kurze Zeit später sah ich unten die Polizei vorfahren, was mir ein Grinsen entlockte.

Sie werden mich nicht finden, wenn ich es nicht will.

 

 

2. Kapitel – Schutzlos und einsam

 

Frederik

Der kühle Nachtwind streichelte mein Gesicht. Doch ich fühlte ihn nicht. Genauso wenig wie die Schmerzen in meinen Beinen, die jeden Schritt erschweren sollten, es aber nicht taten. Ich war sportlich und trainierte regelmäßig. Aber auch meine Belastbarkeit hatte ihre Grenzen und diese waren in dieser Nacht mehr als erreicht, wenn nicht sogar überschritten worden.

Wie lange ich bis zu diesem Zeitpunkt schon durch die Straßen der Stadt der Liebe irrte, wusste ich nicht. Zeit hatte ihre Bedeutung verloren. Ich spürte sie nicht mehr … und auch kein Gefühl. Die Illusion, in Paris meine Liebe ungestört leben zu können, hatte sich nur bis zu einem gewissen Grad erfüllt. Zwar waren die Leute hier offener und toleranter als in meiner Heimat. Auch gab es keine schrägen Blicke oder Sprüche, wenn ich meinen Freund in aller Öffentlichkeit küsste. Ein paar Menschen schauten vielleicht pikiert weg, aber mehr passierte in der Regel nicht. Wir waren zwei Männer, die sich küssten. Nicht mehr und nicht weniger.

Da kannte ich ganz andere, sehr viele unschöne Szenen, die ich am liebsten vergessen wollte. Die verbalen Attacken waren dabei noch das kleinste Problem. Man bewarf mich mit Exkrementen, steckte mich in die Mülltonne und drohte mir Prügel an. Wenn mein Vater nicht bei der Polizei gearbeitet und somit nicht über ansprechende Kontakte verfügt hätte, wäre es nicht bei Drohungen und Äußerungen geblieben. Dessen war ich mir bis heute sicher. Auch spürte ich eine tiefe Dankbarkeit darüber, dass er, trotz allem, immer noch hinter mir stand. Obwohl er ...

… bis zu einem gewissen Grad recht hatte, vervollständigte mein Verstand den Satz. Bohrende Kopfschmerzen folgten auf dem Fuß, ließen mich das Gesicht verziehen. Dass du Männer liebst, hat er, seinen gesellschaftlichen Ansichten zum Trotz, nicht akzeptieren wollen. Aber vor Marcel hat er dich von Anfang an gewarnt. Er war ihm suspekt und vor allem viel zu glatt. Wie es aussieht, hatte er recht damit. 

Wie in Trance griff ich mir an meine Wange. Zwar hatte der Wind das Brennen gelindert, aber die Schwellung war noch deutlich zu spüren. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, wenngleich mein Innerstes hoffte, dass man die Verletzung nicht zu deutlich sah. Ich hatte keine Lust, unangenehme Fragen zu beantworten. Erst recht nicht von Fremden, die der Meinung waren, ihr Helfer-Syndrom an mir ausleben zu müssen. Früher war mir so etwas häufiger passiert. Warum, konnte ich im Nachhinein nicht mehr sagen.

Auf viele Menschen machte ich aufgrund meiner Schmächtigkeit, dem jugendlichen Gesicht und den kurz geschnittenen Haaren einen schutzbedürftigen, manchmal sogar ein wenig labilen Eindruck. Das war schon in meiner Jugendzeit so gewesen. Damals hatte ich nach einigen unschönen Auseinandersetzungen gelernt, damit zu leben. Wenngleich es mir bis heute gewaltig auf die Nerven ging. Denn zum einen täuschte der erste Eindruck und zum anderen war ich deswegen noch lange kein willenloses Spielzeug. Im Gegenteil, ich besaß einen eigenen Willen und konnte diesen auch durchsetzen.

Außer, wenn es um Marcel geht, spottete mein Verstand. Bei ihm bist du unterwürfig und willenlos wie eine Sexsklavin. Warum lässt du dir sein Verhalten gefallen?

---ENDE DER LESEPROBE---