Die Melodie des Wassermanns – Eine Gay-Romantasy - Asmodina Tear - E-Book

Die Melodie des Wassermanns – Eine Gay-Romantasy E-Book

Asmodina Tear

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Beschreibung

Edmund ›Eddie‹ ist ein Einser-Schüler und ein musikalisches Genie. Das macht ihn in seiner Abschlussklasse zum Außenseiter. Besonders Schulkamerad Benjamin und seine Clique schikanieren und verprügeln ihn regelmäßig. Zuflucht findet Edmund bei seiner Geige, denn für seinen Traum, Konzertgeiger zu werden, ist ihm jedes Mittel recht. Als Benjamin ihn nach einem missglückten Erpressungsversuch ins Meer werfen lässt, überlebt Eddie nur durch die Hilfe eines Wassermannes. Sein Name ist Mirko und er bringt sein Blut in Wallung. Zum ersten Mal erkennt Edmund, dass es mehr gibt als die Musik. Doch … hat seine Liebe eine Chance?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Asmodina Tear

Die Melodie des Wassermanns

Eine Gay-Romantasy

Impressum

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, nach eigenen Motiven von edeebee (KI), 2025

Korrektorat: Ilka Richter

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

www.baerenklauexklusiv.de

[email protected]

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

Alle Rechte vorbehalten

Das Copyright auf den Text erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren, es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023.

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Das Buch

Die Melodie des Wassermanns

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Epilog

Das Buch

Edmund ›Eddie‹ ist ein Einser-Schüler und ein musikalisches Genie. Das macht ihn in seiner Abschlussklasse zum Außenseiter. Besonders Schulkamerad Benjamin und seine Clique schikanieren und verprügeln ihn regelmäßig. Zuflucht findet Edmund bei seiner Geige, denn für seinen Traum, Konzertgeiger zu werden, ist ihm jedes Mittel recht. Als Benjamin ihn nach einem missglückten Erpressungsversuch ins Meer werfen lässt, überlebt Eddie nur durch die Hilfe eines Wassermannes. Sein Name ist Mirko und er bringt sein Blut in Wallung. Zum ersten Mal erkennt Edmund, dass es mehr gibt als die Musik. Doch … hat seine Liebe eine Chance?

***

Die Melodie des Wassermanns

Eine Gay-Romantasy

Asmodina Tear

Prolog

Der Vollmond schien tröstend vom nachtblauen Himmel herab und ließ die Schaumkronen auf dem Meer kurzzeitig glänzen.

Wie winzige Perlen … oder Tränen.

Der junge Mann wischte sich über die Wangen. Ob die Feuchtigkeit vom Salzwasser oder aus seinen eigenen Augen kam, hinterfragte er nicht. Es spielte keine Rolle, denn der Schmerz in seinem Herzen war so oder so bittere Realität. Tagsüber, wenn das tägliche Leben seinen Tribut forderte und ihm nicht selten alles abverlangte, konnte er seine Gefühle und insbesondere seine quälende Sehnsucht verdrängen. Dafür kommen sie in der Nacht wie lebendige Schatten, fressen sich in meinen Geist und machen jeden Versuch des Schlafens zur Hölle.

Jenes war auch der Grund, warum er fast jede Nacht einige Stunden am Strand verweilte und auf das Meer schaute. Das leise Rauschen der Wellen tröstete seine Seele. Manchmal glaubte er sogar, ein wenig von dem Gesang der Meereswesen zu hören. Obwohl seine Vernunft behauptete, es wäre absurd.

Egal, wie sehr du dir wünschst, dass es anders wäre. ER ist fort und wird nie wieder zurückkommen. Akzeptiere es endlich und lebe dein Leben.

Heftige Verzweiflung zwang ihn, seinen Aufschrei zu unterdrücken. Er hatte die seltsamen Ereignisse gut verarbeitet. Zumindest sah es von außen betrachtet danach aus. Und bis zu einem gewissen Grad spürte der junge Mann eine dezente Erleichterung über diese Tatsache. Nichts lag ihm ferner, als seine Familie in unnötige Sorge zu versetzen. Schließlich hatten sie immer hinter ihm gestanden. Selbst wenn alle anderen es nicht taten. Dennoch wussten sie auch nicht alles – und das war verdammt gut so.

Auch meine nächtlichen Ausflüge bemerken sie sich. Nachdenklich vergrub er einen Fuß und genoss den Sand zwischen seinen Zehen. Zum Glück, denn sonst würden sie mir vielleicht nahelegen, mir professionelle Hilfe zu holen.

Der junge Mann ahnte, dass seine Familie diesbezüglich nicht aus Boshaftigkeit handeln würde. Insbesondere seine Mutter trieb lediglich die Sorge um ihn an. Schließlich hatte sie besser als jeder andere mitbekommen, wie hart der Kampf mit dem eigenen Ich gewesen war. Anders zu sein als alle anderen war noch nie einfach gewesen und besonders heutzutage nicht. Schließlich funktionierten die Menschen stärker denn je nach Schema F. Und auch der Egoismus ließ nicht lange auf sich warten.

»Aber du …« Diesmal flog seine Stimme regelrecht über das Meer. »Warum musstest du gehen und mich somit verlassen? Mein Gott … ich habe dich geliebt und tue es immer noch. Warum? Warum nur?«

Der Schmerz drohte, ihn innerlich zu ersticken. Ein ersticktes Husten brach aus seinen Lungen und ließ ihn beinahe das Gleichgewicht verlieren. Wie in Trance glitt sein Blick auf die mittelgroße Leier in seiner Hand. Sie war das einzige Instrument, welches er noch aus Liebe spielte. Ansonsten hatte die Musik ihren Zauber verloren und obwohl sie unwiderruflich zu seinem Leben gehörte, war die einstige Leidenschaft längst dahin.

Sie ging mit deinem schneeweißen Haar.

Eine Träne lief über seine Wange, verschwand lautlos in dem feuchten Sand. Fast wollte er die Leier schon wieder sinken lassen, als plötzlich eine Stimme an sein Ohr drang.

»Ja … oh bitte … oh. Spiel für mich.«

Kapitel 1

»Aufstehen, Schlafmütze.«

»Hmm, ich will nicht.«

In einer Mischung aus Verzweiflung und Trost versteckte Edmund sein Gesicht im Kissen, was seine Mutter jedoch nicht als Ausrede, geschweige denn als Flut gelten lassen wollte.

»Wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, hole ich einen Eimer Wasser.«

Diese Drohung war nur zur Hälfte ernst gemeint. Dennoch reichte sie aus, dass Edmund sofort senkrecht im Bett stand und sein Gegenüber in einer Mischung aus Ärger und Belustigung musterte.

»Das wagst du nicht.«

»Ach nein?« Noch immer grinsend stemmte die Mutter ihre Hände in die Hüfte. »Du bist doch sonst so eine Wasserratte.«

»Aber nicht im Bett.«

Beide lachten los und Edmund machte, dass er ins Badezimmer kam. Denn in einem Punkt hatte seine Mutter recht. Er war heute spät dran und durfte keine Zeit mehr verlieren. Im Bad stellte er sich unter die Dusche, wusch die halblangen, strohblonden Haare sowie seinen schlanken Körper. Zwar würde niemand ihn als durchtrainiert bezeichnen, aber im Großen und Ganzen war Edmund mit seinem Körper zufrieden.

Nach dem Anziehen schaute er auf die Uhr, um zu sehen, ob noch ein wenig Zeit für das Frühstück blieb. Obwohl er noch viel lieber etwas anderes getan hätte. Noch während Edmund sich an den Tisch setzte und nach einem Brötchen griff, wanderten seine Augen fas automatisch zu der geliebten Geige. Gleichzeitig fing Kopf wie auf ein stilles Zeichen an, eine Sonate und ein Menuett zu komponieren.

»Eddie?« Er zuckte zusammen, als plötzlich seine Mutter hinter ihm stand und mitfühlend die Hand auf seine Schulter legte. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ließ sich nicht leugnen, obwohl ihre Haare dunkel und bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen waren. »Ist alles in Ordnung?«

»Ja.« Er versuchte ein Lächeln. »Bitte mache dir keine Sorgen.«

In Wahrheit zog sich beim bloßen Gedanken, in die Schule zu gehen, alles in ihm zusammen. Dabei war Eddie weder faul noch desinteressiert. Im Gegenteil, neben der Musik liebte er Sprachen, Geschichte und Naturwissenschaften über alles. Aber nicht auf die Art und Weise, wie das Bildungsinstitut es vermittelte. Der Unterricht langweilte ihn und nicht selten ging es viel zu langsam voran. Von dem Mobbing seiner Mitschüler ganz zu schweigen.

Dabei habe ich alles Mögliche versucht, mich anzupassen. Selbst eine Akzeptanz ihrer Aussagen brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ich bin nun einmal, was ich bin.

Tränen stiegen ihm in die Augen und nur knapp gelang es ihm, diese zu unterdrücken. Seine Mutter wusste nur ein Bruchteil dessen, was in der Schule vor sich ging. Und er hatte nicht vor, diese Tatsache zu ändern. Von Kindesbeinen an hatte sie Schwierigkeiten, weil Eddie anders gewesen war als die anderen in seinem Alter. Doch seine Mutter hatte immer hinter ihm gestanden und ließ keine Sekunde an ihrer Liebe zweifeln lassen. Bei seinem Vater verhielt es sich ähnlich. Auch er stand von der ersten Sekunde hinter seinem Sohn und förderte ihn, so gut er nur konnte.

Leider kamen die Vorwürfe schnell von außen. Man warf meinen Eltern Arroganz und schädlichen Druck vor. Besonders, wenn es um die Geige spielen ging. Dabei liebe ich nichts mehr.

»Eddie … Eddie.«

Erst ein paar Sekunden später merkte er, dass seine Mutter ihn sanft schüttelte. Die Sorge in ihren Augen hatte deutlich zugenommen. Edmund räusperte sich und versuchte erneut, beruhigend zu lächeln. Was jedoch kläglich misslang. Seine Hände zitterten, während die Augen unauffällig zu seiner geliebten Geige wanderten. Alles in ihm schrie danach, hier und jetzt das Instrument zu spielen. Obwohl eine Verspätung sich kaum mehr vermeiden ließ.

»Hör zu, ich weiß, dass du nicht in die Schule gehen möchtest, und ich kann deine Gründe absolut verstehen. Du langweilst dich wahrscheinlich die ganze Zeit, nicht wahr?« Als Eddie nickte, fuhr seine Mutter fort. »Das überrascht mich nicht. Der Unterricht dort ist absolut nicht für jemanden wie dich geeignet. Ach, was gäbe ich darum, dich auf eine spezielle Schule für Begabte schicken zu können. Nur leider ist das leichter gesagt als getan. Nicht nur wegen dem Geld, sondern vor allem wegen der Entfernung.«

Ohne lange zu überlegen, nahm Edmund seine Mutter in den Arm. Ihr Arrangement berührte ihn tief. Auch fragte er sich nicht zum ersten Mal, ob ein Besuch dieser speziellen Schule nicht besser wäre. Die Gefahr, dort die Außenseiterrolle einzunehmen, schien deutlich geringer, weil alle über besondere Talente verfügten. Auch wurde der Unterricht entsprechend angepasst und keiner musste sich langweilen.

Dort hätte ich vermutlich nur ein Geheimnis und nicht mehr zwei. Das wäre schon eine Erleichterung.

In der Schule sprach niemand das Wort ›Hochbegabung‹ freiwillig aus, obwohl es jeder wusste. Auch zu Hause wurde es so gut wie möglich gemieden. Jedoch nicht, weil man es als etwas Schlechtes ansah, sondern weil es untrennbar mit Schwierigkeiten verbunden war. Diese rührten meistens jedoch von der Gesellschaft.

»Meinst du nicht, dass Edmund auch Kontakt zu Gleichaltrigen braucht? Er sitzt immer nur alleine, liest und spielt Geige. Als hätte er kein Interesse daran, Freunde zu finden. Selbst Andre will langsam aufgeben. Bist du sicher, dass mit ihm alles in Ordnung ist?«, fragte Hanna zum wiederholten Male und nahm einen großzügigen Schluck aus ihrer Kaffeetasse, während sie Manuela in einer Mischung aus Sorge und Missbilligung ins Gesicht sah.

 Die beiden Frauen waren seit ihrer Kindheit befreundet, doch in letzter Zeit häuften sich die Meinungsverschiedenheiten. Besonders, wenn es um die Erziehung und den Charakter ihrer Kinder ging. Edmund und Andre waren beide gleich alt, kannten sich seit dem Kindergarten und gingen sogar auf dieselbe Schule. Dennoch entfernten sie sich in der letzten Zeit immer mehr voneinander. Was – Hannas Meinung nach – überwiegend an Edmund und seinen merkwürdigen Besonderheiten lag.

»Ich weiß, dass er ihn eigentlich braucht.« Manuela nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee und musterte ihre Freundin. »Aber ich kann und will ihn nun einmal nicht zwingen. Jenes ist diesbezüglich niemals gut.«

»Das verstehe ich. Aber, bist du sicher, dass mit ihm alles in Ordnung ist? Ich meine vor Kurzem im Internet gelesen zu haben, dass ein solches Verhalten ein Anzeichen für Autismus sein kann. Vielleicht solltest du mit einem Kinderpsychologen sprechen?«

»Ganz bestimmt nicht«, brauste Manuela auf. »Solche Dinge werden heutzutage viel zu schnell vorgeschlagen. Als ob jeder, der nicht ganz der Norm entspricht, gleich psychisch krank ist.«

»Ich meinte doch auch nur …«

Lautes Geschrei von draußen unterbrach ihren Satz. Beide Frauen rannten sofort los, um zu sehen, was los war. Tatsächlich saß Andre weinend im Gras und hielt sich sein aufgeschürftes Knie, während Eddie scheinbar desinteressiert in einem Buch blätterte.

»Andre, mein Liebling, was ist passiert?«

»Ich … ich wollte Eddie das Buch wegnehmen, weil er immer nur liest, anstatt mit mir zu spielen.«

Bittere Tränen kullerten über Andres Wangen, während Edmund vollkommen in sein Buch vertieft war und nichts davon mitbekam, was um ihn herum passierte. Manuela sah auf den ersten Blick, dass dieses Buch nicht aus ihrem Haus stammte. Denn niemand in der Familie interessierte sich für Musiktheorie oder die klassischen Komponisten.

»Eddie?« Sie seufzte erleichtert, als ihr Sohn den Kopf hob und sie mit seinen großen blaugrünen Augen ansah. »Wo hast du das Buch her?«

»Andre wollte trotz Verbot auf der Straße spielen«, erklärte er, ohne das Buch zu schließen. Im Gegenteil, seine kleinen Finger hielten es fest wie einen Schatz. »Ich sagte ihm, dass wir das nicht dürfen und dass es gefährlich ist. Aber er wollte nicht hören … also bin ich mitgegangen.«

Manuela warf einen vorwurfsvollen Blick zu Hanna, die immer noch dabei war, Andre zu beruhigen. Sie machte keine Anstalten, ihn für sein Fehlverhalten zu bestrafen. Was sie insgeheim ärgerte. Aber eine Frage war noch nicht geklärt.

»Wo hast du das Buch her?«

»Es gibt doch diese umgebaute Telefonzelle am Ende der Straße, wo immer die ganzen Bücher stehen …«

Manuela fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich, der Bücherschrank! Dass sie nicht eher daran gedacht hatte! Obwohl Eddie erst sechs Jahre alt war, konnte er bereits fließend lesen und schreiben. Im Gegensatz zu den anderen Kindern.

»Und dort hast du das Buch gefunden und mitgenommen?«

Liebevoll strich Manuela Edmund über den Kopf. Obwohl die Situation skurril war, spürte sie eine große Erleichterung und Freude. Abgesehen davon wirkte Eddie sehr glücklich.

»Und so etwas interessiert dich?«

»Ja Mama.« Eddie nickte begeistert und strahlte über das ganze Gesicht. »Ich liebe die Musik und möchte ein Teil von ihr sein. Darf ich Geige lernen? Bitte …«

Von diesem Tag an war nichts mehr so wie vorher. Edmund lernte Geige und spielte das Instrument innerhalb kürzester Zeit wie ein Profi. Zwar wurde seine Außenseiterrolle dadurch verstärkt, aber das schien den Jungen nicht zu stören. Die Geige war seine beste Freundin und Vertraute. Außerdem ging er in der Liebe seiner Eltern vollends auf. Wobei Manuela lange Zeit hin und hergerissen war. Nicht nur ihre Freundschaft zu Hanna bekam tiefe Risse, auch die anderen Eltern mieden die sonderbare Familie. Als sein Vater nach einiger Zeit vorschlug, einen Intelligenztest zu machen und dieser eine Hochbegabung attestierte, wurde das tägliche Leben zum Kampf. In der Schule machten sich alle über ihn lustig, wobei Andre meist an vorderster Front stand.

Er hasst mich vermutlich dafür, dass unsere Freundschaft in die Brüche gegangen ist. Dabei war es nicht einmal, weil ich ihn nicht mochte, oder so … Doch unsere Interessen waren einfach zu unterschiedlich.

»Grübelst du schon wieder, Eddie?« Liebevoll strich Manuela ihm durch das Haar und eine deutliche Sorge lang in ihren Augen. Scheinbar geriet ihr Entschluss, ihn in die Schule zu schicken, deutlich ins Wanken. »Du wirkst so abwesend.«

»Es ist alles nicht so einfach. Ich habe keine Freunde in der Schule und bin der geborene Außenseiter. Von der Langeweile ganz zu schweigen. Außerdem habe ich Angst, dass sie, und sei es nur durch einen blöden Zufall erfahren, dass ich …«

»Das du Männer liebst?« Seine Mutter seufzte leise und als Eddie nickte, fuhr sie fort. »Dieses Risiko ist immer gegeben, zumal das Gerücht schon länger kursiert, wie du erzählt hast. Zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit, dass deine Studien dich daran hindern, eine Freundin zu finden, ebenso hoch. Und schließlich haben sie keine Beweise, dass es nicht so ist.«

»Manchmal möchte ich einfach normal sein«, seufzte Eddie leise und lehnte sich an Manuelas Brust wie ein kleines Kind. Dass die Zeit mittlerweile so weit fortgeschritten war, dass er zur Schule rennen musste, hatte dabei wenig Bedeutung.

»Aber das bist du nun einmal nicht, Eddie. Und egal, wie sehr du es dir wünschst, du wirst es niemals sein. Deine Begabung und deine Homosexualität sind Teile von dir und du tust gut darin, diese zu umarmen und nicht dagegen anzukämpfen. Denn sonst werden sie zur Qual und dazu besteht keine Notwendigkeit. Was die Schule betrifft … wie gerne würde ich dich hier zu Hause lassen. Aber du weißt, es geht nicht. Es besteht Schulpflicht und wenn du auf die Dauer dieser nicht nachkommst, wird die Polizei dich abholen. Glaube mir, das macht nirgends einen guten Eindruck. Schon gar nicht bei …«

Siedeheiß wurde Manuela bewusst, dass sie sich fast verraten hätte, und klappte den Mund nahezu reflexartig zu. Sie hatte nicht vor, ihren Sohn mit der Tatsache zu belasten, dass ihre ehemalige Freundin Hanna sowie einige Nachbarn schon wiederholt damit gedroht hatten, die Familie wegen angeblicher Kindeswohlgefährdung beim Jugendamt anzuzeigen. Obwohl Manuela diese Drohung für heiße Luft hielt, wurde ihr doch ein bisschen mulmig.

»Bei was macht es einen schlechten Eindruck?«

Eddie hob argwöhnisch die Augenbrauen und sah seine Mutter an. Diese nagte an ihrer Lippe. Gegenüber einem Hochbegabten eine glaubhafte Ausrede zu finden war eine Mammutaufgabe. Zumal ihr Sohn, entgegen aller anderen Aussagen, durchaus emphatisch und einfühlsam war. »In deinem Lebenslauf natürlich.« Manuela atmete kaum hörbar aus. »Oder denkst du, das wird nicht irgendwo niedergeschrieben? Auch wenn du bereits Jungstudent bist und zu den Besten gehörst, kann so eine Eintragung Schwierigkeiten machen.«

Eddie zog die Luft ein und gab nach. »Also gut, du hast ja recht. Ich gehe ja schon.«

Seine Mutter umarmte ihn herzlich. »Bis später, halte die Ohren steif und vergiss niemals, wer du bist!«

»Wie könnte ich das?«

Schließlich erinnern meine Klassenkameraden mich jeden Tag daran.

Seine Stimme triefte vor Ironie und Sarkasmus, doch er verließ gehorsam das Haus. Ein leichter Nieselregen begrüßte ihn und schien sich ebenfalls zu sorgen. Unbemerkt presste Eddie die Hand vor seinen Bauch. Der Bluterguss verschwand langsam, aber sicher. Doch der Schmerz und vor allem die Angst blieben.

Meine Mutter denkt, dass die Attacken leichter, verbaler Natur sind. Ein hysterisches und gleichzeitig verzweifeltes Lachen sprang über seine Lippen. Aber stattdessen sind sie verbal stark und gehen außerdem ins Körperliche über.

Seine Hand umschloss den Geigenkasten, welchen er für die anschließende Geigenstunde bei sich trug.

Kapitel 2

»Hey, schaut mal, da kommt der Streber.«

»Ja, und wie er wieder aussieht. Wenn ich solche Kleidung tragen würde, würde ich nur noch mit einer Papiertüte auf dem Kopf herumlaufen, ganz im Ernst.«

»Nee, ich würde mich gar nicht mehr aus dem Haus trauen oder mich gleich erschießen.« Schallendes Gelächter folgte dieser Aussage, was Edmund unwillkürlich erschauern ließ.

Eine solche Aussage macht man nicht einfach so. Kann es tatsächlich sein? Würden sie so weit gehen?

Nur mit Mühe unterdrückte er den Impuls, auf dem Absatz kehrtzumachen und aus der Schule zu flüchten. Aber, was sollte er als Begründung angeben? Einen flapsigen Satz, der mit großer Wahrscheinlichkeit als Scherz abgetan wurde. Das reichte nicht aus, ebenso wenig wie die physischen Attacken seiner Mitschüler. Weder die Blutergüsse noch die andauernden Beleidigungen waren das, was man sich für einen Schulalltag wünschte, doch das war noch lange kein Grund, nicht hinzugehen. Außerdem hatte Edmund seit einiger Zeit das Gefühl, als ob der Schulleiter ihn nicht leiden konnte oder auch mit seiner Hochbegabung überfordert war. Irgendwo ist es kein Wunder, schließlich bin ich hier der Einzige. Eigentlich dürfte ein Schulleiter sich damit ein bisschen besser auskennen. Er ignorierte die bösartigen Kommentare so gut wie möglich und auch, als ein Stück Müll in seine Richtung flog, zeigte Eddie keine unnötige Reaktion. Stattdessen setzte er sich auf seinen Platz und fixierte regelrecht die Wanduhr. Die Sekunden, bis der Lehrer den Klassenraum betrat, zogen sich hin wie ein Gummiband. Und als die junge Frau endlich den Raum betrat, ging sofort ein Stöhnen durch die Reihen ihrer Schüler. Denn auf dem Stundenplan stand das verhasste Fach Nummer eins; Mathematik.

»Guten Morgen, meine Lieben.«

Die Lehrerin lächelte freundlich, obwohl die Antwort der Schüler eher gelangweilt als fröhlich klang. Dafür fuhren alle wie auf ein geheimes Zeichen hin zusammen, als sie ihre Aktentasche auf den Tisch stellte und etwas daraus hervorholte. Im ersten Moment wusste Edmund nicht, was seine Klassenkameraden so verunsicherte. Bis er einen Schritt auf den Papierstapel warf und es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.

Natürlich, die Mathe-Klausur!

Es war schon eine anfühlte Ewigkeit her, seit diese geschrieben worden war und obwohl Edmund dieses Fach durchaus mochte, hatte er es irgendwie verdrängt. Schlagartig verfinsterte sich der Gesichtsausdruck der Lehrerin und sie knallte die Blätter regelrecht auf den Tisch.

»Die Arbeit ist eine Katastrophe, meine Lieben.«

Ihr Blick erfasste jeden einzelnen Schüler und Edmund konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass einige von ihnen sich beinahe unter ihren Tischen verkrochen oder in ihren Jacken verschwanden. Nur wenige von ihnen blieben aufrecht sitzen und hielten dem Blick der Lehrerin stand und irgendetwas sagte ihm, dass dies genau die Schüler waren, die gut für die Arbeit gelernt hatten.

»Wir haben den Stoff circa drei Monate gut behandelt und trotzdem hatte ich das Gefühl, als ob mindestens die Hälfte von euch nicht wusste, wovon die Rede war.«

Wieder bemerkte Edmund ein deutliches Zusammenzucken. Einige seiner Mitschüler schien die Aussage wie eine Ohrfeige ins Gesicht zu treffen. Er selbst wusste nicht, was er davon halten sollte, und versuchte deswegen, so wenig wie möglich zu reagieren.

»Deswegen werde ich die Arbeit genehmigen lassen und höchstpersönlich dafür sorgen, dass ihr mit der schlechten Note leben müsst. Vielleicht lernen einige von euch, beim nächsten Mal ein wenig mehr zu üben, statt stundenlang am Handy zu sitzen. Ich habe echt keine Ahnung, was ihr den ganzen Tag anstellt und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch nicht wissen.«

Die Lehrerin ging durch die Reihen, um die Arbeit auszuteilen. Die meisten Schüler wurden von ihrem Blick regelrecht aufgespießt, während andere ein Lächeln erhielten. Edmunds Tisch erreichte sie als Letztes.

»Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Fünfzehn Punkte und dazu auch noch fehlerfrei.«

»Wie bitte?« Er selbst brauchte einige Minuten, um die Information zu verarbeiten.

»Du hast die beste Arbeit der ganzen Klasse und bist, wenn ich das mal so sagen darf, meine Hoffnung für die Zukunft.«

Strahlend legte die Lehrerin seine Arbeit vor Edmund auf den Tisch, in der es tatsächlich kaum rote Anmerkungen gab. Er musste gegen seinen Willen lächeln, obwohl er aus Erfahrung wusste, dass das nicht besonders gut ankam. Aber Edmund fühlte eben trotz allem einen gewissen Stolz auf seine Leistungen. Denn diese waren entgegen vieler anderer Meinungen, nicht selbstverständlich.

»Hat dieser Streber schon wieder fünfzehn Punkte? Mensch, das kann doch wohl nicht sein!« Eddie tat sein Bestes, diese Aussage zu ignorieren. Aber der Blick seines Klassenkameraden gefiel ihm überhaupt nicht. Dieses Augenpaar zeigte mehr als nur Neid, es zeigte einen regelrechten Hass. Leider bekam die Lehrerin nichts davon mit.

»Genau Benjamin, das hat er und soll ich dir sagen, warum? Weil Edmund ein sehr fleißiger Schüler ist und seine Aufgabe ernst nimmt. Im Gegensatz zu dir und einigen anderen Kandidaten, wenn ich das so sagen darf. Für Leistungen muss man etwas tun. Ob ihr wollt oder nicht. Nur leider scheinen einige von euch diese Tatsache noch nicht verstanden zu haben. Denn ich habe euch kein einziges Mal wirklich lernen sehen. Im Gegenteil, die meiste Zeit des Unterrichts verbringt ihr mit Blödsinn und Dingen, die ich lieber nicht in den Mund nehmen möchte.«

Edmund überlief es kalt. Das einige Lehrer von dem Mobbing wussten, hatte er bereits mitbekommen. Nur leider schauten die meisten weg oder hatten einfach nicht den Mut, etwas dagegen zu sagen. Im Gegensatz zu dieser Lehrerin.

»Deswegen kann ich jedem nur raten, sich ein Beispiel an Eddie zu nehmen. Er ist fleißig und nimmt die Aufgaben ernst. Denn auch wenn ihr es nicht gerne hören wollt, die Schule spielt eine entscheidende Rolle in eurer Zukunft, ob ihr es wollt oder nicht. Natürlich gibt es immer wieder Beispiele, in denen die Menschen trotzdem ein erfolgreiches Leben führten, ich weiß.« Plötzlich zeigte ihr Gesicht einen Hauch von Melancholie. »Aber lasst euch davon nicht täuschen, denn so etwas ist nach wie vor die Ausnahme. Außerdem besaßen diese Personen trotz ihres schulischen Versagens einen gewissen Ehrgeiz. Und den vermisse ich bei den meisten von euch ebenso wie die Leistungsbereitschaft.«

---ENDE DER LESEPROBE---