Pantherherz – Eine Gay-Romantasy - Asmodina Tear - E-Book

Pantherherz – Eine Gay-Romantasy E-Book

Asmodina Tear

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Beschreibung

Tiere sind das Wichtigste im Leben von Cornelius, daher möchte er Tierarzt werden. Seine Homosexualität hält er geheim, doch auch so ist er isoliert und einsam und wird wegen seiner Andersartigkeit gemobbt. Zudem leidet er unter seinem verständnislosen, reaktionären Vater. Kaum hat der Student gegen den Willen der Eltern in einem kleinen Privatzoo ein Praktikum begonnen, begegnet er dem geheimnisvollen Panther Nian. Von der ersten Minute an zieht das Raubtier ihn in seinen Bann und Cornelius hegt einen Verdacht.
Eine verrückte, wahnwitziger Lovestory zwischen Cornelius und Nian nimmt ihren Lauf, bis Nian einige Tage später verschwunden ist und er sich auf die Suche macht. Beim Wiedersehen sinkt Cornelius in die Arme seines Panthers und erfährt die wahre Geschichte. Plötzlich sind beide in Gefahr und Cornelius steht vor einer schweren Entscheidung. Will er sein Leben mit seiner großen Liebe, dem Gestaltwandler, verbringen oder in eine sichere Zukunft starten?

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Asmodina Tear

 

 

Pantherherz

 

 

 

Eine Gay-Romantasy

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer, 2024

Lektorat/Korrektorat: Antje Ippensen

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Pantherherz 

Prolog 

1 Tierfreund 

2 Wie zu Hause 

3 Seltsame Träume 

4 Der Kampf 

5 Geschichte des Panthers  

6 Schuldgefühle 

7 Verschwunden 

8 Die Suche 

9 Nians wahre Geschichte 

10 Verlangen 

11 Rückkehr 

12 Argwohn  

13 Matthias 

15 Eine Entscheidung 

16 Coming-out 

17 Konfrontation 

18 Vergebung in Rot 

Epilog 

 

Das Buch

 

 

 

 

Tiere sind das Wichtigste im Leben von Cornelius, daher möchte er Tierarzt werden. Seine Homosexualität hält er geheim, doch auch so ist er isoliert und einsam und wird wegen seiner Andersartigkeit gemobbt. Zudem leidet er unter seinem verständnislosen, reaktionären Vater. Kaum hat der Student gegen den Willen der Eltern in einem kleinen Privatzoo ein Praktikum begonnen, begegnet er dem geheimnisvollen Panther Nian. Von der ersten Minute an zieht das Raubtier ihn in seinen Bann und Cornelius hegt einen Verdacht.

Eine verrückte, wahnwitziger Lovestory zwischen Cornelius und Nian nimmt ihren Lauf, bis Nian einige Tage später verschwunden ist und er sich auf die Suche macht. Beim Wiedersehen sinkt Cornelius in die Arme seines Panthers und erfährt die wahre Geschichte. Plötzlich sind beide in Gefahr und Cornelius steht vor einer schweren Entscheidung. Will er sein Leben mit seiner großen Liebe, dem Gestaltwandler, verbringen oder in eine sichere Zukunft starten?

 

 

***

Pantherherz

 

Eine Gay-Romantasy

 

Asmodina Tear

 

 

 

Prolog

 

Der kalte Nachtwind strömte ihnen ins Gesicht, streichelte die geradezu unnatürlich bleiche Haut. Obwohl die beiden Männer sich nicht anschauten, erkannte man ihre enge Verbindung auf den ersten Blick. Ihre kräftigen Hände hielten sich so fest umschlungen, als wollte keiner den anderen jemals wieder loslassen. 

Auffallend waren auch ihre unterschiedlichen Gangarten. Der eine lief, wie ein Mensch es eben tat, während der andere förmlich über den Asphalt schwebte, ohne dabei nach links oder rechts schauen zu müssen. Es war beinahe ein geschmeidiges Schleichen. Auch die Blicke, die ihnen folgten, sahen die beiden nicht. Zumal ihre langen, schwarzen Haare sie zu einem Gutteil abschirmten. Wie Vorhänge wehten sie um ihre Gesichter. Manch ein Passant oder eine Radfahrerin streifte sie deswegen mit einem bewundernden Blick, doch selbst das entging den beiden. Sie achteten nur aufeinander und lauschten ihren Herzen, die im Einklang schlugen. Besonders viele Menschen waren zu dieser nächtlichen Stunde ohnehin nicht unterwegs. 

Plötzlich blieb der eine Mann stehen. Sein Gesicht war von Sorge gezeichnet und auch der Griff seiner Hand um die Finger seines Gefährten verstärkte sich. 

»Warum bleibst du stehen?«, fragte der andere und machte sofort einen Schritt zurück. »Was beschäftigt dich?« 

»Es ist …« 

Der Erste versuchte zu sprechen, doch seine Worte verschwanden in einem erstickten Schluchzen. Sein Gegenüber verstand jedoch sofort und strich ihm tröstend über die Wange. Dabei wickelte er sich eine Haarsträhne seines Gefährten um seinen Finger, die er spielerisch drehte. 

»Ich weiß sehr gut, was in dir vor sich geht, glaube mir das.« Die andere Hand legte sich in seinen Nacken. »Es gibt angenehmere Dinge als Flucht. An so etwas gewöhnt man sich nicht. Egal, wie oft man es schon erlebt hat.« 

Seine glitzernden Augen musterten den Kleineren. Wenngleich eine starke Wildheit von ihm ausging, wirkte er alles andere als aggressiv. Der andere erwiderte den Blick, obwohl seine dunklen Augen im Vergleich zu denen seines Gefährten unscheinbarer wirkten. Außerdem waren sie unübersehbar von Furcht erfüllt, aber auch von einem anderen Gefühl, das nur für sein Gegenüber sichtbar war. 

»Bereust du es?«, fragte der andere und entließ ihn komplett aus seinem Griff, als wollte er dem anderen eine Gelegenheit zur Flucht bieten. Ein kurzer Schmerz flackerte in seinen Augen. 

»Oh nein!« So schnell, dass ein normales Auge nicht folgen konnte, umarmten sich die beiden Männer und der eine legte seinen Kopf an die Brust des anderen. Dieser vergrub seine Hand in seinen Haaren, drückte einen keuschen Kuss auf die Stirn. »Wie könnte ich denn? Niemals.« 

»Weil du alles für mich aufgegeben hast.« In der Stimme schwang deutliche Verbitterung mit. »Dein normales Leben, deine Arbeit, deine Möglichkeit auf Glück, einfach alles.« 

»Was ist das alles schon wert?«, hielt der andere dagegen und auf einmal lag ein großer Kampfgeist in seinem Blick. »Ich will dich, egal was kommt.« 

»Ich hoffe, dass es dir nicht irgendwann doch leidtut.« Er schaute zum Himmel und seine außergewöhnlichen Augen schienen so viel mehr zu sehen als andere. Außerdem drangen das Heulen einer Sirene sowie die Schritte mehrerer Personen an sein Ohr. 

»Da sind sie«, hauchte er. 

Seine Zähne entblößten sich wie von selbst und zwei von ihnen stachen sofort hervor. Es waren die eines Raubtieres, das zum Kampf bereit war. Sein Haar schien noch länger und dichter zu werden. Das Heulen der Sirene wurde immer lauter und auch die Schrittgeräusche nahmen zu. Es schien, als wäre die halbe Stadt auf den Beinen. Und sie hatten nur eine Absicht: den einen Mann zu fangen. 

»Komm.« Wieder nahm der andere die Hand, die plötzlich mehr behaart war als zuvor. »Wir müssen hier so schnell wie möglich weg.« 

Sie nahmen die Beine in die Hand und hofften, dass es noch nicht zu spät war.  

 

 

1 Tierfreund

 

»Bist du froh, dass du deinen Praktikumsplatz im stätischen Zoo bekommen hast?« 

Ich drehte sich um. Hinter mir stand der junge Dozent Matthias, bei dem ich gerade eine Vorlesung gehabt hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen an der Universität hatte dieser die magische Zahl Dreißig noch nicht erreicht und war somit eine ganze Ecke jünger als die meisten Dozenten.  

Nicht umsonst wird er häufig für einen Studenten gehalten, dachte ich und musste mich zusammenreißen, um nicht idiotisch zu grinsen. Mein wild klopfendes Herz erschwerte dieses Vorhaben, aber ich schaffte es irgendwie. 

»Ja, darüber bin ich sehr glücklich. Wie Sie …« Ich unterbrach mich, räusperte mich verlegen und grinste ein wenig. »… ähm, wie du vielleicht weißt, möchte ich nicht nur Tierarzt werden, sondern mich auch in der Tierpflege weiterbilden. Auf diese Art und Weise kann ich in mehreren Bereichen arbeiten und muss mich nicht festlegen. Tierarzt ist schließlich nicht unbedingt der gefragteste Beruf.« 

»Da hast du recht.« Matthias machte einen Schritt auf mich zu und sah mir direkt in die Augen. Gegen meinen Willen brach mir der Schweiß aus und innerhalb weniger Sekunden klebte mein Pullover regelrecht am Rücken fest, was man glücklicherweise nicht sofort sah. Warum, um alles in der Welt, kam er mir so nahe? Wusste Matthias vielleicht doch etwas? »Nur wundere ich mich, warum trotzdem so viele Leute diesen Studiengang wählen.« 

Das frage ich mich allerdings auch. Zumal ein Großteil nicht wirklich Lust darauf hat. Sieht man an ihrer Beteiligung, aber auch an den Noten. Bei der letzten Klausur gab es eine Mischung aus Heulen und Stöhnen. 

»Ich weiß nicht, ob ich das sagen darf.« Um seinem Blick auszuweichen, spielte ich nervös mit meinen Fingern. »Aber auf mich macht es immer mehr der Eindruck, als ob ein Großteil der anderen mit vollkommen falschen Erwartungen hierherkommt. Sie glauben, das Studium sei ein Spaziergang, weil es ja nur«, ich betonte das nächste Wort extra und zeigte in der Luft die Anführungsstriche, »Tiermedizin ist.« 

»Da könntest du leider recht haben.« Matthias senkte den Blick und wirkte auf einmal richtig nachdenklich, was ich nicht unbedingt von ihm kannte. Irgendwo hatte ich ein schlechtes Gewissen, obwohl es lediglich meine Meinung war. »Der Schnitt bei der letzten Klausur hat es eindeutig gezeigt. Du gehörst zu den wenigen, die sich richtig ins Zeug gelegt und eine dementsprechende Note bekommen haben. Ich habe es zwar nie offiziell gesagt, aber es gab einige Studenten, die sich danach bei mir über dich beschwert haben.« 

»Wie bitte?« Jetzt hatte ich einen Grund, erschrocken zurückzuweichen. »Das kann doch nicht wahr sein. Wie kommen sie auf so einen Quatsch?« 

»Sündenbock«, erwiderte Matthias scheinbar nüchtern. »Sie suchen einen Schuldigen für das, was sie selbst verbockt haben.« 

»Typisch«, entfuhr es mir und gleich darauf hielt ich mir die Hand vor den Mund. Nicht, weil ich mich für meine Worte schämte, sondern weil uns jemand hören könnte. Ein schneller Blick durch den Hörsaal verriet jedoch, dass Matthias und ich alleine waren. Zum Glück.  

»Du brauchst dich nicht zu schämen«, beruhigte er mich und ehe ich wusste, wie mir geschah, lag seine Hand auf meiner Schulter. »Du sagst die Wahrheit: nicht mehr und nicht weniger. Ich gebe mir die größte Mühe, euch den Stoff anschaulich und spannend zu vermitteln. Nur der Rest ist eure Sache.« 

Ich nickte, obwohl meine Gefühle beinahe Amok liefen. Ein Teil von mir wollte seine Hand am liebsten wegschlagen, der andere genoss die Berührung in vollen Zügen. Dabei hasste ich mich aus tiefstem Herzen, überhaupt auf die Art und Weise zu empfinden. Nicht nur, dass es immer wieder Gerüchte über meine Homosexualität gab. Nein, ich musste mich auch in meinen Dozenten verlieben. Bescheuerter ging es ja wohl nicht mehr. 

Aber wie sagt man so schön? Gefühle kann man nicht steuern. 

Eine scheinbare Ewigkeit hatte es gedauert, bis ich diese Tatsache akzeptieren konnte. Es schmerzte noch immer, zumal ich mit niemandem darüber konnte. Freunde hatte ich nicht, dafür sehr viele Feinde. Und zu meinen Eltern war das Verhältnis nicht besonders gut. Wahrscheinlich, weil ich, trotz erfolgreichen Studiums, nicht ihren Vorstellungen eines idealen Sohnes entsprach. Dafür war mein Charakter in ihren Augen einfach zu falsch. 

Vielleicht sind die acht Wochen Praktikum gar keine schlechte Idee. So kann ich ein wenig Abstand gewinnen und mir über einige Dinge klar werden. So leise wie möglich zog ich die Luft ein. Denn so kann es auf keinen Fall weitergehen.  

Mein Wunsch war es, das Studium so erfolgreich wie möglich zu beenden. Anschließend wollte ich mir irgendwo ein vollkommen neues Leben aufbauen. Weit weg von den Menschen, die mich verletzten und von den Eltern, die vorgaben, mich zu lieben, ohne es wirklich zu tun. 

»Aber ich bin sicher, nach dem Praktikum wirst du deine Klausuren mit Bestnoten schreiben. Und die Abschlussarbeit ebenso.« Mein Herz machte einen Sprung, als er sich zu mir beugte. Zwar war mir bewusst, dass er nur flüstern wollte. Trotzdem löste diese Nähe sehr viel in mir aus. »Du bist schließlich einer der besten Studenten, die ich jemals hatte.« 

»Danke …« Ich meinte es ehrlich. Trotzdem wollte ich nichts mehr, als diesen Hörsaal so schnell wie möglich zu verlassen. »Ich muss jetzt los. Wir sehen uns übermorgen.« 

»Bis übermorgen.« 

Fluchtartig hastete ich die Treppen hinauf und schlug die alte Tür hinter mir zu. Dabei schien es ein Wunder, dass das Holz nicht splitterte. Der typische Geruch des modernen Teils der Universität schlug mir entgegen. Ich verzog das Gesicht. Ich hasste diesen Teil des Gebäudes und das nicht nur wegen sehr vermeintlich modernen, aber dennoch langweiligen Erscheinung. Ohne die hellen Farben an den Wänden hätte man es ohne Schwierigkeiten für einen Gefängnistrakt halten können. 

Und so komme ich mir oft vor. 

So sehr ich mein Studium liebt, so sehr hasste ich diese Universität. Jeden Tag musste ich mich regelrecht zwingen, hierher zu kommen. Und wenn ich am Ende den Campus betrat, hätte ich mich am liebsten sofort in einen der Hörsäle oder in die Bibliothek verzogen, um erst am Ende des Tages wieder herauszukommen. Leider war das nicht möglich. Stattdessen musste ich mit Menschen zusammen sein, die … 

»Schaut mal, da kommt die Schwuchtel.« 

Im nächsten Augenblick flog eine Getränkedose in meine Richtung und verfehlte nur knapp mein Gesicht. Ich gab mir alle Mühe, nicht zu reagieren, was jedoch leichter gesagt als getan war. 

Komm, geh weiter, geh!, mahnte meine Vernunft. Es hat doch sowieso keinen Sinn. 

Das stimmte leider. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehr wohl erkennen, wer für den Angriff verantwortlich war. Wut stieg in mir auf, obwohl ich solche Behandlungen schon lange gewöhnt war. Schließlich hatte es am ersten Tag meines Studiums seien Anfang genommen, zog sich über die Jahre hin und machte keine Anstalten, jemals ein Ende zu finden. Am Anfang hatte es mich innerlich zerrissen. Ich hatte versucht, mich anzupassen und permanent so zu sein, wie die anderen mich haben wollten. Mit einem niederschmetternden Ergebnis. Das Mobbing ließ zwar nach, aber Freunde fand ich nicht. Vielmehr versuchten meine ehemaligen Peiniger, mich für ihre Zwecke auszunutzen, was ich zwar bemerkte, aber stillschweigend tolerierte.  

Ich blöder Idiot habe damals geglaubt, auf diese Art und Weise meine Ruhe zu haben. Der fatalste Trugschluss meines Lebens. 

Denn etwa um die gleiche Zeit kamen Gerüchte über meine Homosexualität auf. Woher, konnte ich nicht genau sagen. Vielleicht hatte jemand im Suff eine Vermutung geäußert oder irgendwer wollte eine neue Intrige gegen mich lostreten. Aufgrund meines Ehrgeizes und der guten Leistungen war ich immer Hassobjekt. Egal, ob sie mich in Ruhe ließen oder nicht. Als einen von ihnen hatten meine Mitstudenten mich nie gesehen. Also entschied ich mich, meine Fassade fallen zu lassen und so zu sein, wie ich war. Selbst wenn die Probleme damit erst richtig anfingen. 

»Guckt mal, da läuft er.« 

Wenngleich ich es nicht wollte, zuckte ich wie unter einem Peitschenschlag zusammen. Obwohl ich mich offiziell nie geoutet hatte, schmerzte es, diese Worte zu hören, zumal es sehr gut zeigte, wie sie mit der Wahrheit umgingen, wenn meine Neigung wirklich irgendwann ans Licht kam. Noch bestand dafür kein Anlass. Freunde, die mich wegen meiner fehlenden Beziehungen ansprechen konnten, gab es nicht. Meine Eltern mussten sich um andere Dinge kümmern. Und in der Liebe sah eher schwach aus. Zwar gab es den einen oder anderen, auf den ich ein Auge geworfen hatte, aber ich war zu schüchtern, den ersten Schritt zu tun. Außerdem war ein Großteil von ihnen sowieso hetero. Also hatte es wenig Sinn. 

»Am liebsten würde ich den die große Steintreppe vor der Uni runterschubsen.« 

Dieser Tonfall machte mir am meisten Angst. Denn er stammte von dem Drahtzieher der ganzen Mobberbande. Aus den Augenwinkeln versuchte ich ihn zu beobachten. Dabei wurde mir schon durch den Anblick schlecht. Wie konnte jemand nur solche Komplexe haben, dass andere darunter leiden mussten? Dabei konnte ich mich nicht erinnern, jemals mehr als ein paar Sätze mit ihm gesprochen zu haben. Gleiches galt für seine Mithelfer. 

»Und dann am besten so lange gegen seinen Kopf und in die Eier treten, bis er Blut kotzt. Und wenn er dabei draufgeht, habe ich kein schlechtes Gewissen. So jemand verdient es nicht zu leben.« 

Ich erstarrte mitten in der Bewegung, machte auf dem Absatz kehrt und rannte, so schnell ich konnte, davon. Zwar machte keiner von ihnen Anstalten, mir zu folgen. Im Grunde bezweifelte ich, dass sie mich überhaupt wahrgenommen hatten. Trotz meines düsteren, für viele Menschen weiblichen Aussehens konnte ich mich sehr unauffällig bewegen, wenn ich das wollte. Fast fluchtartig verließ ich das Universitätsgebäude und den Campus, ohne mich einmal umzudrehen.  

Erst als ich in eine andere Straße einbog, wagte ich es, stehen zu bleiben und Luft zu holen. Ein Teil von mir konnte noch nicht fassen, was ich gerade gehört hatte. 

Jemanden nicht leiden zu können, ist eine Sache. Aber die scheinen selbst vor Mord nicht zurückzuschrecken. 

Schweißperlen liefen über meine Wangen und die Angst peitschte in mir hoch.  

Soll ich zur Polizei gehen? 

Der Gedanke schien naheliegend. Aber wie sollte ich das beweisen? Wenn Freddy und seine Freunde abstritten, so etwas jemals gesagt zu haben, stand Aussage gegen Aussage. Und wer würde schon jemandem wie mir glauben? Abgesehen davon, dass es dann noch mehr Stress gab, und das wollte ich mir nicht antun. In diesem Fall war es besser, so zu tun, als wäre nichts passiert. 

Damit sie dir demnächst ein Messer zwischen die Rippen stoßen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. 

Unmerklich beschleunigte ich meine Schritte und war tatsächlich eine Viertelstunde früher zu Hause als sonst.  

»Ich bin da«, rief ich meinen Eltern zu, als ich am Wohnzimmer vorbeiging. 

Mein Vater schaute nicht von dem Fernseher auf und ließ sich nichts anmerken. Ich ließ leicht die Schultern hängen, obwohl ich dieses Verhalten schon längst gewöhnt sein sollte. Er war kein Mensch der großen Gefühle, was mich schon immer bedrückte. 

Hinzu kommt noch, dass ich ein Junge bin. Vielleicht wäre er gegenüber einem Mädchen … 

»Cornelius, warte.« Ich stieg von dem Treppenfuß herunter und wandte mich um. Meine Mutter stand vor mir. Ihr Blick zeigte eine Mischung aus Neugierde, Freude und etwas, das ich nicht definieren konnte.  

»Hallo Mutter.« 

Wir umarmten uns kurz. Doch anstatt Geborgenheit sorgte diese Geste für zusätzliche Bitterkeit. Zwar war sie eindeutig gefühlvoller und empathischer als mein Vater. Trotzdem kam sie mir manchmal ein wenig zu nahe. Dies geschah aus Fürsorge, das wusste ich. Aber es verursachte ein großes Unbehagen, das ich nicht verdrängen konnte, zumal sie weder mein Geheimnis noch die daraus resultierenden Probleme kannte. 

»Geht es dir gut?«  

Ihre hellen Augen schauten mich an. Sie wirkten wie ein Licht, das meine innere Dunkelheit jedoch nicht erhellen konnte. Ich konnte nicht begreifen, warum sie es immer wieder versuchte und mich nicht einfach in Ruhe ließ. Wahrscheinlich war es der Fluch des Mutterseins. 

»Natürlich!«, entgegnete ich schroffer als beabsichtigt. »Wieso denn nicht?« 

Es war schwer zu sagen, was mehr schmerzte. Meine Lüge oder die plötzliche Qual in ihrem Blick. Augenblicklich zitterten meine Lippen. Ich fühlte mich schuldig und schlecht, denn das Letzte, was ich wollte, war, sie zu verletzen. 

Erzähle es ihr endlich. 

Für den Bruchteil einer Sekunde geriet ich in Versuchung, der Forderung meines Herzens nachzugeben. Diese Last fühlte sich unerträglich an und außerdem brauchte ich, falls meine Mobber tatsächlich Ernst machten, Hilfe. 

Du willst sie doch nicht in deine Probleme mit reinziehen, oder? So etwas ist kindisch und unreif. Du bist ein erwachsener Mann, verdammt noch mal. 

Kaum hörbar stieß ich die Luft aus. 

»Hör zu, tut mir leid, dass ich so grob war. Aber es ist wirklich nichts, in Ordnung?« 

Ich wandte den Blick ab, als könnte meine Mimik die Lüge enttarnen. Auch meine Mutter seufzte auf. 

»Na gut, aber wenn etwas ist, kannst du jederzeit zu uns kommen. Zu mir. Das weißt du, oder?«  

Ich nickte und ging in mein Zimmer. Die Tasche wurde, entgegen meiner sonstigen Angewohnheit, in die Ecke geworfen. Heute hatte ich keinen Nerv mehr für Ordnung oder Vergleichbares. Ich wollte nur noch in die Einsamkeit eintauchen und alles vergessen, was heute passiert war. Obwohl Matthias’ Bild sich nicht ganz verdrängen ließ. 

»Vielleicht ist es ganz gut, jetzt zwei Monate nicht in der Uni zu sein. Auf diese Weise kann ich vielleicht eine Distanz zu Matthias aufbauen und die Mobber nehmen von ihrem wahnsinnigen Plan Abstand.« 

Das glaubst du ernsthaft? 

Die Frage konnte ich nicht beantworten, aber ich hoffte es inständig. 

 

 

2 Wie zu Hause

 

Entgegen meiner Erwartung fühlte ich am nächsten Morgen ausgeruht und voller Tatendrang. Es schien, als hätten meine Zweifel bezüglich des Praktikums sich über Nacht in Euphorie verwandelt. Auch meine Angst vor meinen Peinigern war zumindest in den hintersten Teil meines Gehirns gerückt.  

Immerhin sehe ich sie jetzt acht Wochen nicht. 

Meine Erleichterung darüber ließ sich nicht in Worte fassen. Zumal ein Teil von mir noch immer darauf drängte, mich meinen Eltern anzuvertrauen. Aber das wollte ich unter keinen Umständen. Vor allem wollte ich sie nicht mit meinen Schwierigkeiten belasten, denn davon hatte unsere Familie in den letzten Jahren mehr als genug gehabt. Zuerst verstarben die Geschwister meiner Mutter, die sie sehr geliebt hatte, kurz hintereinander an Krebs und anschließend verlor mein Vater seine Arbeit. Ersteres ließ uns in einer namenlosen Ohnmacht zurück, aus der es kein Erwachen gab, und Letzteres erschwerte unseren Alltag. 

Mittlerweile hatte mein Vater zum Glück wieder Arbeit gefunden. Aber meine Mutter knabberte noch immer an den Verlusten. Obwohl sie es niemals offen zugab, sagte ihr Blick mehr als tausend Worte. Auch wusste ich von ihrer Angst, ebenfalls zu erkranken, was nicht unwahrscheinlich war, sie trug ohne Zweifel eine Erblast und damit eine genetische Disposition. Zwar ließ Mirja sich regelmäßig und zuweilen sogar häufiger als notwendig untersuchen, aber so ganz beruhigte es sie nicht. 

Nein, ich muss meine Probleme alleine lösen. Und außerdem, wer weiß, was diese Mobber mit ihnen anstellen würden. Wie ich schätze, werden sie keine Skrupel haben. 

Ein Schauer lief über meinen Rücken, welchen ich jedoch so gut wie möglich verdrängte. Ich versuchte, mich auf das Praktikum zu fokussieren, was nach einigen Minuten auch gelang. Schließlich freue ich mich im Grunde sehr darauf, denn ich liebte Tiere und die Arbeit mit ihnen über alles. Schon von Kindesbeinen an wusste ich, dass ich mein Leben mit ihnen teilen wollte, Und das nicht nur im privaten Rahmen. Mit diesen Gedanken ging nach unten ins Esszimmer, wo meine Eltern bereits am Frühstückstisch saßen.  

»Guten Morgen«, grüßte ich fröhlich, nahm Platz und goss mir ein Glas Milch ein. 

Wieder so oft murmelte mein Vater etwas Unverständliches und blickte keine Sekunde von seiner Zeitung auf, was mich in diesem Augenblick beinahe schmerzte. Manchmal hätte ich es gerne gehabt, wenn er sich ein wenig mehr für mein Leben und meine Sachen interessiert hätte. Aber man konnte niemanden zwingen. Wenn da nicht … 

»Guten Morgen, Cornelius.« Schneller als ich schauen konnte, zog meine Mutter mich in eine kurze Umarmung, wobei mir ihr sorgenvoller Blick nicht entging. Innerlich fluchte ich. Alles in mir hatte gehofft, ihre Bedenken zerstreuen zu können. »Hast du gut geschlafen?« 

»Ja, habe ich und du?« 

In diesem Fall musste ich nicht einmal lügen. Ich hatte tatsächlich traumlos durchgeschlafen, was in letzter Zeit nicht häufig der Fall war. Offensichtlich machten mir die Probleme doch mehr zu schaffen, als ich zugeben wollte. Aber den Gedanken verdrängte ich so gut wie möglich. 

»Auch! Und jetzt erzähl – wie ist dein Tagesablauf?« 

Gegen meinen Willen musste ich schmunzeln.

---ENDE DER LESEPROBE---