Die blutrote Violine - Gerd Schuster - E-Book

Die blutrote Violine E-Book

Gerd Schuster

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Beschreibung

Die vornehme Ruhe in dem exklusiven Hamburger Wohnblock "Am Erlenbrook" direkt an der Binnenalster ist dahin: Die etwa 90-jährige russische Großfürstin Prinzessin Feodora Viktoria Auguste Elisabeth Korsakowa zu Greyffrath-Oranienstein, die seit Langem nachts durch die Korridore schleicht, wird die Treppe heruntergestoßen. Es kommt schlimmer: Der pensionierte Oberstudiendirektor Wilhelm Ebermann, der die Hausgemeinschaft durch sein ebenso unermüdliches wie dilettantisches Geigenspiel nervt, wird mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Die Violine ist verschwunden. Die Polizei tappt im Dunkeln. Während Kommissar Habicht rätselt, ist die Katze Blümchen aus Wohnung 7 mit ihren Ermittlungen schon ein Stück vorangekommen: Sie analysiert Duftfährten und weiß, wer sich wann und wo aufgehalten hat. Sie beobachtet, wer nachts durchs Haus schleicht und belauscht, was sich hinter geschlossenen Türen abspielt. Sie weiß genau, wer die Polizei belügt. Aber außer ihrem "Partner" Sebastian (dem ein wenig vereinsamten Historiker Professor Sebastian Schlichtkohl, der sie auf Händen trägt, ihr die Menschenwelt erklärt und mit ihr "Tatort" und "Polizeiruf 110" anschaut) nimmt keiner ihre – durch die Kommunikationsschranken zwischen Mensch und Tier schwer zu verstehenden – Warnungen ernst. Mit Unterstützung ihres Wohnungsgenossen gelingt es der Ich-Erzählerin Blümchen jedoch nach vielen spannenden Wendungen, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie spürt die beim Ebermann-Mord verschwundene Violine auf – wie sich herausstellt, ist es die prachtvolle Guarneri, die dem Braunschweiger Virtuosen und Paganini-Rivalen Louis Spohr 1804 bei einer Kutschenreise gestohlen wurde und seitdem verschollen war - und bewahrt das Millionen-Instrument vor der Zerstörung. Das Lese-Hörspiel erhält durch die Erzählerin Blümchen besonderen Reiz, denn die vollschlanke Bauernkatze, ein passioniertes Plappermäulchen, liebt professorale Untertöne und nimmt gern auch Menschentypisches aufs Korn.

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GERD SCHUSTER

Die blutrote Violine

Katze Blümchen ermittelt:

 Der erste Fall

Sämtliche Figuren und Ereignisse dieses Lese-Hörspiels sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch nur auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors nicht erlaubt und urheberrechtswidrig. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Gerd Schuster

»Die blutrote Violine«

Katze Blümchen ermittelt: Der erste Fall

Copyright © 2012: Gerd Schuster

[email protected]

Cover/Fotos: Elke Schuster

www.boehmdesign.net

Beratung/Koordination: Michael Schneider

www.fineboox.de

Published by

epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Das Buch:

Die vornehme Ruhe in dem exklusiven Hamburger Wohnblock »Am Erlenbrook« direkt an der Binnenalster ist dahin: Die etwa 90-jährige russische Großfürstin Prinzessin Feodora Viktoria Auguste Elisabeth Korsakowazu Greyffrath-Oranienstein, die seit Langem nachts durch die Korridore schleicht, wird die Treppe heruntergestoßen. Es kommt schlimmer: Der pensionierte Oberstudiendirektor Wilhelm Ebermann, der die Hausgemeinschaft durch sein ebenso unermüdliches wie dilettantisches Geigenspiel nervt, wird mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Die Violine ist verschwunden.

Die Polizei tappt im Dunkeln: War es der aalglatte georgische Kunsthändler S. D. Jekaschkaschwili, der suspekte amerikanische Atomphysiker David Wallfisch, der zwielichtige Im- und Exportkaufmann Mladen Visivicisic aus einem der jugoslawischen Splitterstaaten, der streitsüchtige Notar Onno von Brunckhorst, den das Geigenkratzen besonders störte, oder gar der merkwürdige und sehr feminine russisch-orthodoxe Pater Alexej?

Während Kommissar Habicht rätselt, ist die Katze Blümchen aus Wohnung 7 mit ihren Ermittlungen schon ein Stück vorangekommen: Sie analysiert Duftfährten und weiß, wer sich wann und wo aufgehalten hat. Sie beobachtet, wer nachts durchs Haus schleicht und belauscht, was sich hinter geschlossenen Türen abspielt. Sie weiß genau, wer die Polizei belügt. Aber außer ihrem »Partner« Sebastian (dem ein wenig vereinsamten Historiker Professor Sebastian Schlichtkohl, der sie auf Händen trägt, ihr die Menschenwelt erklärt und mit ihr »Tatort« und »Polizeiruf 110« anschaut) nimmt keiner ihre – durch die Kommunikationsschranken zwischen Mensch und Tier schwer zu verstehenden – Warnungen ernst. Mit Unterstützung ihres Wohnungsgenossen gelingt es der Ich-Erzählerin Blümchen jedoch nach vielen spannenden Wendungen, Licht ins Dunkel zu bringen. Sie spürt die beim Ebermann-Mord verschwundene Violine auf – wie sich herausstellt, ist es die prachtvolle Guarneri, die dem Braunschweiger Virtuosen und Paganini-Rivalen Louis Spohr 1804 bei einer Kutschenreise gestohlen wurde und seitdem verschollen war - und bewahrt das Millionen-Instrument vor der Zerstörung.

Das Lese-Hörspiel erhält durch die Erzählerin Blümchen besonderen Reiz, denn die vollschlanke Bauernkatze, ein passioniertes Plappermäulchen, spart nicht mit anzüglichen Bemerkungen, liebt professorale Untertöne und nimmt gern auch Menschentypisches aufs Korn. Dass ausgerechnet eine dicke Hauskatze sozusagen »die erste Geige spielt«, ist Konsequenz des fundierten Wissens des Autors um die außerordentlichen Sinnesleistungen der Feliden.

Die blutrote Violine ist der erste Teil einer Lese-Hörspiel-Serie mit der Katzen-Detektivin Blümchen. Auch die im gleichen Ambiente spielenden Teile 2 (»Ein kleiner Finger aus Palermo«) – und 3 (»Die vergiftete Oper«) liegen vor. Da sie von Antonio Vivaldi bzw. Georg Friedrich Händel handeln, stellen die Lese-Hörspiele die »Komponisten-Trilogie« dar.

Der Autor:

Gerd Schuster wurde im Juni 1946 in Limburg an der Lahn geboren, wo er schon als Gymnasiast Artikel für Zeitungen – u.a. die FAZ – schrieb. Nach dem Studium an den Universitäten Frankfurt und Mainz und dem Erwerb des akademischen Grades eines Diplomübersetzers zog Schuster 1972 nach London. Dort arbeitete er als Lexikograph bei George G. Harrap und ab 1974 als Redakteur für den deutschen Dienst der Washington Post und der Los Angeles Times. Nach zwei Jahren als Leiter des Dienstes ging er 1978 nach Bonn zur Nachrichtenagentur Reuters, wo er sehr erfolgreich unter eigenem Namen Wissenschafts-Features schrieb. Bei Reuter wurde Schuster slot man, Schichtleiter.

1983 wechselte er aus Überzeugung zum neugegründeten Umweltmagazin »natur« nach München, wo er bis zum Ausscheiden von Gründer und Chefredakteur Horst Stern blieb. Er schrieb weiter für die FAZ, unter anderem eine Reportage über den Flug mit einem Wetterflugzeug der NOAA-»Hurricane Hunters« durch das Auge des Mega-Hurrikans »Gilbert« (1985), mit dem er in die Endausscheidung des Kisch-Preises kam.

Ende 1988 verließ Schuster das zahnlos gewordene Öko-Blatt und ging am 1. Februar 1989 als Leiter eines neugegründeten Ressorts »Ökologie, Wissenschaft und Forschung« zum Magazin Stern nach Hamburg. Nach einem Jahr Verwaltungsarbeit wurde Schuster Reporter, was ihm mehr lag. Als produktiver Schreiber und »Edelfeder« zeichnete sich Schuster durch akribische Recherche und Wagemut aus. Neben riskanten Themen wie dem Krieg in Kuwait, dem amerikanischen Atomwaffentestgebiet Nevada Test Site, der Pestepidemie in Indien oder der Greenpeace-Aktion gegen die Atominsel Moruroa sowie lebensmittelchemischen Enthüllungsartikeln widmete sich Schuster immer mehr anspruchsvollen Tiergeschichten. Bis zu seinem Ausscheiden beim Stern Ende März 2006 verfasste Schuster rund siebzig solcher Reportagen, in denen er häufig Tierquälerei aufdeckte. Immer wieder kam es nach Veröffentlichung zu Gesetzesänderungen zugunsten der Tiere.

Für seine Arbeit wurde Schuster mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Deutschen Tierschutzbund (2005). 2006 belegte er beim IUCN-Reuters-Wettbewerb für Umweltberichterstattung den zweiten Preis in der Kategorie Europa, 2007 wurde ihm der José-Lutzenberger-Preis für investigativen Journalismus verliehen.

Schuster ist Autor oder Ko-Autor von vier Büchern, darunter »Die Denker des Dschungels« (2007, Text von Schuster), das zum Bestseller wurde und bisher in drei Sprachen übersetzt worden ist. Außerdem hat Schuster Beiträge in rund fünfzig Büchern veröffentlicht.

Katze Blümchen:Mit dem Schrei der russischen Großfürstin fing alles an, mit diesem fürchterlichen ... äh ... ja ... Katzenschrei der verletzten alten Dame! Alle Bewohner des Apartment–Hauses im feinen Hamburg–Winterhude, in dem ich mit meinem Partner Sebastian lebe, sprangen entsetzt aus ihren Betten, und selbst ich war ganz schön aufgeregt. Dabei war das Drama auf der Treppe vom dritten zum vierten Stock nur die Ouvertüre für zahlreiche Übel, die folgen sollten – schwerer Raub, Giftattacken und mehrfacher Mord!

Keine Sorge – ich werde ihnen alles berichten; bis ich jedoch mit den nötigen Vorbemerkungen fertig bin, bleibt mein Katzenmäulchen versiegelt, was den Fall der blutroten Violine angeht. Sie wollen ja sicher nicht, dass ich Ihnen die Spannung verderbe, oder? Und meine Motive verstehen, das wollen Sie auch? Oder? (kleine Pause) Na also! Erstklassiges Publikum! Wusste ich’s doch!

(Zufriedenes Schnurren)

Zunächst möchte ich unterstreichen, dass ich das Wort »Katzenschrei« mit viel Bedacht gewählt habe. Sie wissen sicherlich, dass wir Samtpfoten keine Kinder von Traurigkeit sind, was hochemotionale Lautäußerungen angeht, und dass unsere Gesänge leicht einen ganzen Straßenzug aus dem Schlaf reißen können.

Aus meiner wilden Zeit vor der Sterilisation könnte ich ihnen einiges erzählen – aber das geht leider nicht. Ist nicht jugendfrei ... (verträumt)Das waren Arien – schrill, frivol, komplett zügellos, vor glühender Leidenschaft beinahe berstend und gespickt mit Korkenzieher–Koloraturen, die sich selbst Händel nie zu komponieren getraut hätte! Eine einmalige Synthese aus schrankenloser Exaltation und hoher spontan–kreativer Sangeskunst!

(Singt ein kurzes Stück einer solchen Katzen–Arie, bricht sie aber ab, als es schrill wird.)

Oh, Entschuldigung! Ist mir einfach so rausgerutscht! Mein früheres Ich meldet sich ... (nachdenklich, versonnen) Hmmm, jaaaa. Was waren das für wilde und schöne Zeiten! Und was war ich damals schlank ...

Verglichen mit meinen im Hormonrausch gesungenen Kadenzen versinkt alles, was Menschen mittels ihrer Stimmbänder produzieren, in Bedeutungslosigkeit. Und ja, ich kenne Nina Hagen! Habe sie im Fernsehen bestaunt, und Sebastian hat mir netterweise erklärt, was man von ihr wissen muss. Von Händel habe ich auf die gleiche Weise erfahren.

Wie, das überrascht Sie? Ich kann nichts Ungewöhnliches dabei finden, wenn ein Mensch mit seinem vierbeinigen Wohnungspartner redet! Tun das nicht alle? Und antworten wir Katzen nicht treulich?

Gut, jaaa ... Bei Sebastian ist die Kommunikation besonders ausgeprägt. Nun, er ist Professor und Sprachforscher. Er spricht viele Sprachen, die seit tausend Jahren tot sind, und er doziert gern. Zum Glück für mich ist er davon überzeugt, dass ich verstehe, was er vorträgt.

Jetzt wissen Sie auch, wie es kommt, dass ich ab und zu ein wenig geschwollen klinge ... Das ist der professorale Zungenschlag.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei den Lautäußerungen: Menschenschreie haben mich in meinen acht Lebensjahren bisher immer nur gelinde erschreckt. Aber der Schrei der greisen russischen Großfürstin aus Wohnung 24 war anders. Er war so hemmungslos und animalisch, dass er mir wie ein Stromstoß durchs Mark fuhr. Mein Fell sträubte sich, und mein Schwanz plusterte sich auf, bis er dick war wie eine Klobürste.

Klar, dass ich wie ein geölter Blitz die Treppen hinauf schoss, um nachzusehen, was passiert war. Und ich sage Ihnen, ich rechnete nach dieser Ouvertüre mit dem Schlimmsten! Mord, Verstümmelung, Blut – was man eben so im »Tatort« oder »Polizeiruf 110« vorgesetzt bekommt, die ich immer zusammen mit Sebastian anschaue!

Bevor ich Ihnen die Geschichte der blutroten Violine erzähle und meine diesbezüglichen Ermittlungen erläutere, sind einige Vorbemerkungen unverzichtbar. Nicht die Unwichtigste davon ist, dass ein großer Teil der Verbrechen, die sich in der Folge des Schreies in meinem Haus ereigneten, hätte verhindert werden können, wenn die Kriminalpolizei auf mich gehört hätte ... (kurzer böser Unmutslaut) Aber diese Leute, die mir trotz einer formellen Ausbildung als Ermittler nicht das Wasser reichen können, schnallen natürlich nicht, dass ich ihnen unter die Arme greifen will. Ich bin ja nur ein Haustier!

Dabei müssten die Augen, Ohren und erst recht die Nasen der (abschätzig) »Fahnder« im Vergleich zu meinen Sinnesorganen als schwerbehindert eingestuft werden – aus Katzenfreundlichkeit lasse ich die Hirne erst einmal draußen vor – aber für diese Polizisten bin ich keine Kollegin, sondern eine blöde Muschi! Oder, da sie zu tumb sind, mein Geschlecht zu erkennen, ein »fetter Kater«.

(Mäaow! – Unmutslaut)

Aber wen wundert die Ignoranz? Vor dem Gesetz der Menschen gelte ich weder als Persönlichkeit noch als Mitgeschöpf, sondern nur als Sache – wie eine leere Bierdose! (faucht böse)

Wo war ich stehen geblieben? Ach so, bei den Vorbemerkungen. Wichtig ist zunächst, dass Sie alles vergessen, was Sie über Katzenkrimis oder detektivisch veranlagte Stubentiger zu wissen glauben. Warum das, fragen Sie? Ganz einfach: Was da verbreitet wurde und wird, ist zu einem erklecklichen Teil – wie soll ich es gesittet ausdrücken? – nicht besser als das, was im Katzenklo landet!

»Das macht nichts. Es ist doch nur ein Märchen!« höre ich einige sagen. Da sind Sebastian und ich anderer Meinung. Wir vertreten die Auffassung, dass auch erfundene Geschichten nicht über unumstößliche Fakten hinweggehen dürfen, als gebe es sie nicht. Wir lehnen die Verbreitung von Irrtümern über die Katze durch Katzenkrimis strikt ab! Miau!

Für echte Märchen gilt das nicht – da dürfen Katzen fliegen oder Feuer spucken. Aber eben nicht in Krimis!

Sebastian, mein Dosenöffner und Wohnungspartner, ärgert sich, wenn die Thriller, die wir zusammen im Fernsehen anschauen, unlogisch sind und Tatsachen verdrehen, und er hält mir immer eine Vorlesung, was faul war. Was habe ich nicht schon alles von ihm gelernt – über Schussweite und Treffsicherheit von Faustfeuerwaffen über die Haltbarkeit von Fingerabdrücken bis zur Wirkung von Giften!