Ein kleiner Finger aus Palermo - Gerd Schuster - E-Book

Ein kleiner Finger aus Palermo E-Book

Gerd Schuster

0,0

Beschreibung

Ausgerechnet, als Katzen-Detektiv Blümchen, von Übelkeit geplagt, nach einer OP beim Tierarzt aus der Narkose erwacht, ereignen sich Dinge, die seine volle Aufmerksamkeit verdienten: Professor Sebastian Schlichtkohl, ihr "Wohnungspartner", wird beim Veterinär von einem rothaarigen Fremden belästigt, der ihm italienische Beschwörungen zuflüstert und an Blümchens Transportkäfig hantiert. Eine Verwechslung? Wohl kaum, denn beim ersten Spaziergang nach dem Eingriff findet Blümchen den Rothaarigen tot vor dem feudalen Apartment-Haus "Am Erlenbrook", in dem sie residiert. Ein mumifizierter Menschenfinger, den Blümchen in ihrem Käfig entdeckt, bringt erstes Licht ins mysteriöse Dunkel. Die Hinterlassenschaft des rothaarigen Italieners ist, wie sich herausstellt, Teil der sterblichen Überreste von Antonio Vivaldi. Der wohl berühmteste Komponist des Barock starb 1741 einsam und verarmt in Wien und wurde in einem anonymen Armengrab verscharrt - wie Wolfgang Amadeus Mozart fünfzig Jahre später. Der Finger entpuppt sich als Hinweis auf einen makabren Wettstreit um die Gebeine des "roten Priesters" (Beiname Vivaldis), die Stich-Krull nach langjähriger Forschung auf Sizilien entdeckt hat. Kontrahenten des Anatomen sind Verfechter der Schädellehre von Franz Josef Gall. Sie wollen das Haupt des Genies für ihre Forschung verwenden. (Galls "Phrenologie" ermöglichte angeblich Rückschlüsse von der Schädelform auf Charakter und Begabung eines Menschen.) Als die Mafia in den Professoren-Streit eingreift, muss Blümchen all sein Können aufbieten, um den Fall zu lösen. "Ein kleiner Finger aus Palermo" ist der zweite Teil einer Lese-Hörspiel-Serie mit dem Katzen-Detektiv Blümchen. Auch die im gleichen Ambiente spielenden Teile 1 ("Die blutrote Violine") – und 3 ("Die vergiftete Oper") liegen vor. Da sie von Louis Spohr bzw. Georg Friedrich Händel handeln, stellen die Katzenkrimi-Hörspiele die "Komponisten-Trilogie" dar. Die musikhistorischen Begebenheiten sind korrekt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 96

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



GERD SCHUSTER

Ein kleiner Finger

aus Palermo

Katze Blümchen ermittelt:

 Der zweite Fall

Sämtliche Figuren und Ereignisse dieses Lese-Hörspiels sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch nur auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors nicht erlaubt und urheberrechtswidrig. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Gerd Schuster »Ein kleiner Finger aus Palermo«

Copyright © 2012: Gerd [email protected]

Cover/Fotos: Elke Schusterwww.boehmdesign.net Beratung/Koordination: Michael Schneider

Version: 1.0 Umfang: 99 Seiten auf Basis der Normseite mit 30 Zeilen zu 60 Anschlägen; 123.323 Zeichen inkl. Leerzeichenwww.fineboox.de

Das Buch:

Ausgerechnet, als Katzen-Detektiv Blümchen, von Übelkeit geplagt, nach einer OP beim Tierarzt aus der Narkose erwacht, ereignen sich Dinge, die seine volle Aufmerksamkeit verdienten: Professor Sebastian Schlichtkohl, ihr »Wohnungspartner«, wird beim Veterinär von einem rothaarigen Fremden belästigt, der ihm italienische Beschwörungen zuflüstert und an Blümchens Transportkäfig hantiert. Eine Verwechslung? Wohl kaum, denn beim ersten Spaziergang nach dem Eingriff findet Blümchen den Rothaarigen tot vor dem feudalen Apartment-Haus »Am Erlenbrook«, in dem sie residiert. Aber nicht genug der merkwürdigen Vorkommnisse: Schlichtkohl erhält Besuch von Roxanna, der Edel-Hure aus Wohnung 21, und die Professoren Severin Stich-Krull, Anatom und Vivaldi-Fan, und Liselotte Schlachter, Psychotherapeutin, rollen in erbittertem Zweikampf nachts durch die Korridore.

Was zum Teufel ist los in der vornehmen Residenz mit Alsterblick in Hamburg-Winterhude?

Ein mumifizierter Menschenfinger, den Blümchen in ihrem Käfig entdeckt, bringt erstes Licht ins mysteriöse Dunkel. Die Hinterlassenschaft des rothaarigen Italieners ist, wie sich herausstellt, Teil der sterblichen Überreste von Antonio Vivaldi. Der wohl berühmteste Komponist des Barock starb 1741 einsam und verarmt in Wien und wurde in einem anonymen Armengrab verscharrt - wie Wolfgang Amadeus Mozart fünfzig Jahre später.

Der Finger entpuppt sich als Hinweis auf einen makabren Wettstreit um die Gebeine des »roten Priesters« (Beiname Vivaldis), die Stich-Krull nach langjähriger Forschung auf Sizilien entdeckt hat. Kontrahenten des Anatomen sind Verfechter der Schädellehre von Franz Josef Gall. Sie wollen das Haupt des Genies für ihre Forschung verwenden. (Galls »Phrenologie« ermöglichte angeblich Rückschlüsse von der Schädelform auf Charakter und Begabung eines Menschen.)

Als die Mafia in den Professoren-Streit eingreift, muss Blümchen all sein Können aufbieten, um den Fall zu lösen und ganz nebenbei das Leben des musikliebenden Anatomen zu retten.

»Ein kleiner Finger aus Palermo« ist der zweite Teil einer Lese-Hörspiel-Serie mit der Katzen-Detektivin Blümchen. Auch die im gleichen Ambiente spielenden Teile 1 (»Die blutrote Violine«) – und 3 (»Die vergiftete Oper«) liegen vor. Da sie von Louis Spohr bzw. Georg Friedrich Händel handeln, stellen die Katzenkrimi-Hörspiele die »Komponisten-Trilogie« dar. Die musikhistorischen Begebenheiten sind korrekt.

Der Autor:

Gerd Schuster wurde im Juni 1946 in Limburg an der Lahn geboren, wo er schon als Gymnasiast Artikel für Zeitungen – u.a. die FAZ – schrieb. Nach dem Studium an den Universitäten Frankfurt und Mainz und dem Erwerb des akademischen Grades eines Diplomübersetzers zog Schuster 1972 nach London. Dort arbeitete er als Lexikograph bei George G. Harrap und ab 1974 als Redakteur für den deutschen Dienst der Washington Post und der Los Angeles Times. Nach zwei Jahren als Leiter des Dienstes ging er 1978 nach Bonn zur Nachrichtenagentur Reuters, wo er sehr erfolgreich unter eigenem Namen Wissenschafts-Features schrieb. Bei Reuter wurde Schuster slot man, Schichtleiter.

1983 wechselte er aus Überzeugung zum neugegründeten Umweltmagazin »natur« nach München, wo er bis zum Ausscheiden von Gründer und Chefredakteur Horst Stern blieb. Er schrieb weiter für die FAZ, unter anderem eine Reportage über den Flug mit einem Wetterflugzeug der NOAA-»Hurricane Hunters« durch das Auge des Mega-Hurrikans »Gilbert« (1985), mit dem er in die Endausscheidung des Kisch-Preises kam.

Ende 1988 verließ Schuster das zahnlos gewordene Öko-Blatt und ging am 1. Februar 1989 als Leiter eines neugegründeten Ressorts »Ökologie, Wissenschaft und Forschung« zum Magazin Stern nach Hamburg. Nach einem Jahr Verwaltungsarbeit wurde Schuster Reporter, was ihm mehr lag. Als produktiver Schreiber und »Edelfeder« zeichnete sich Schuster durch akribische Recherche und Wagemut aus. Neben riskanten Themen wie dem Krieg in Kuwait, dem amerikanischen Atomwaffentestgebiet Nevada Test Site, der Pestepidemie in Indien oder der Greenpeace-Aktion gegen die Atominsel Moruroa sowie lebensmittelchemischen Enthüllungsartikeln widmete sich Schuster immer mehr anspruchsvollen Tiergeschichten. Bis zu seinem Ausscheiden beim Stern Ende März 2006 verfasste Schuster rund siebzig solcher Reportagen, in denen er häufig Tierquälerei aufdeckte. Immer wieder kam es nach Veröffentlichung zu Gesetzesänderungen zugunsten der Tiere.

Für seine Arbeit wurde Schuster mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Deutschen Tierschutzbund (2005). 2006 belegte er beim IUCN-Reuters-Wettbewerb für Umweltberichterstattung den zweiten Preis in der Kategorie Europa, 2007 wurde ihm der José-Lutzenberger-Preis für investigativen Journalismus verliehen.

Schuster ist Autor oder Ko-Autor von vier Büchern, darunter »Die Denker des Dschungels« (2007, Text von Schuster), das zum Bestseller wurde und bisher in drei Sprachen übersetzt worden ist. Außerdem hat Schuster Beiträge in rund fünfzig Büchern veröffentlicht.

Katze Blümchen:Gestatten Sie eine Frage gleich zu Beginn: Waren Sie schon mal beim Tierarzt unterm Messer? Haben Sie eine Operation über sich ergehen lassen müssen – mit Narkose und allem, was sonst noch dazu gehört an Quälerei? Und damit meine ich nicht die Zeit, die man trotz eines festen Behandlungstermins auf glühenden Kohlen im Wartezimmer verbringen muss, zwischen schreckensstarren Katzenkollegen, zähneklappernden Kötern, halbtoten Hamstern und vor Angstschweiß dampfenden Herrchen oder Frauchen.

Und wenn der Tierarzt endlich seine Foltermaßnahmen beendet und alle Kanülen entfernt hat – wie fühlt man sich dann? Wie ist man drauf, wenn man endlich den Infusionsnadeln und dem Skalpell entronnen ist und im Aufwachraum der Tierklinik zu sich kommt?

Oh, Verzeihung! Die Heilbehandlung bei Ihnen, werte Zuhörer, verläuft ja ein wenig anders als bei mir: An Ihnen schnippelt natürlich kein hemdsärmeliger Veterinär herum, der sonst seinen ganzen Arm in Kühe steckt, sondern ein rücksichtsvoller Humanmediziner! (Kleine Pause, ein wenig ironisch weiter) Glückwunsch! Mein Wohnungspartner Sebastian sieht allerdings keinen gravierenden Unterschied zwischen beiden Medizinergruppen. Der liege bei den Patienten, sagt er; die einen, die Tiere nämlich, könnten sich nicht über Grobheiten oder Kunstfehler beschweren und vor Gericht ziehen, während das den Menschen offen stehe. Das sei der einzige Grund, dass sich Menschen–Ärzte ein wenig mehr Mühe gäben als ihre Kollegen aus dem Kuhstall!

Wenn die Mediziner sich gleichen, kann man davon ausgehen, dass sich Mensch und Tier beim Auftauchen aus der Narkose ähnlich fühlen. Also: Wie ist einem zumute, wenn man wieder zu sich kommt?

Genau! Richtig! Ob Herr oder Hund, Mister oder Mieze, man ist besch...eiden drauf, kämpft mit Übelkeit, Migräne, Brechreiz und Schwindel. Man ist völlig wirr im Kopf und fühlt sich schlapp wie ein nasses Handtuch!

Richtig? Gut, mir war von Bedeutung, dass Sie mich da verstehen. Warum? Ganz einfach: In exakt dieser erbärmlichen Verfassung war ich, als mein letzter Fall über mich hereinbrach! Wie, das war unfair? Unfair ist eine Untertreibung! Es war hundsgemein, mich quasi auf dem Krankenbett zu überrumpeln, und es brachte die Aufklärung des Falles in ernste Gefahr, weil mir wichtige Informationen entgingen, als ich halb bewusstlos in meiner Kiste lag und vor mich hin litt.

Wo war ich stehen geblieben? Ach so ... Dem Fall mit dem kleinen Finger aus Wien – Venedig – oder Palermo, wie man’s nimmt! Gut, gut! Bevor ich zu erzählen beginne, will ich mich aber vorstellen. Bei der Schilderung des Falles der blutroten Geige hatte ich das peinlicherweise vergessen. Aber ich lerne dazu. Ich werde Ihnen dieses Mal beweisen, dass ich eine Bauernkatze bin, die weiß, was Benimm ist.

Für die menschlichen »Manieren« und Etiketten habe ich allerdings weiterhin nichts übrig. Das mag eine Folge meiner rustikalen Kinderstube sein; vielleicht ist es aber auch in der Tatsache begründet, dass wir Katzen ohne Visitenkarten und den anderen Schnickschnack auskommen, wenn wir jemanden treffen! Uns genügen ein Schnüffeln, ein wenig Körpersprache und Mimik. Dauert eine halbe Sekunde und sagt alles.

Also dann: Ich bin die Katze Blümchen und lebe mit Sebastian in Wohnung 7 im ersten Stock eines repräsentativen fünfstöckigen Jugendstil–Hauses in Hamburg–Winterhude. Es hat vierundzwanzig Wohnungen und einen feudalen Namen – »Am Erlenbrook«. Ich bin so groß und kräftig, dass mich jeder Mensch zunächst für einen Kater hält. Wenn ich mich auf die Hinterbeine stelle, kann ich meine rosa Nase über den Rand von Sebastians Küchentisch strecken – und der ist einen Meter hoch, sagt mein Partner! Wegen meiner Muskelpakete und des Genießerspecks wiege ich über sieben Kilo. In den Monaten fahnderischer Untätigkeit seit dem letzten Fall dürften noch ein paar Pölsterchen dazu gekommen sein. Daran ist Böse–Grünlich schuld, der Geigenlehrer aus Wohnung 3. Er überhäuft mich mit Leckerbissen, sobald er mich sieht. Und das nur, weil ich eine alte Violine gerettet habe ... Aber mir soll’s recht sein!

Ich bin ebenso großfleckig wie unregelmäßig schwarzweiß gefleckt. Auf dem Rücken dominiert Schwarz, am Bauch Weiß. Ich trage das typische weiße Felldreieck der Bauernkatze im Gesicht, habe große smaragdgrüne Augen, beige Ohren und einen dicken, schwarzgrau geringelten Schwanz mit weißer Spitze.

Am Achtersteven, sagt Sebastian, habe ich auch ein paar fuchsrote Fellareale. Eines davon sitzt am rechten Hinterbacken neben der Schwanzwurzel und hat die Form einer Blüte – rot auf weiß. Daher mein Name. (Leicht mürrisch) Gesehen habe ich das Ding noch nie! Es befindet sich an der einzigen Stelle meines Körpers, die ich nicht betrachten kann!

Sebastian heißt mit Nachnamen Schlichtkohl. Er ist Professor für Alte Geschichte an der Hamburger Universität und lebt häufig im dritten Jahrtausend vor Christus. Weil sein Beruf für ihn mehr ist als ein Job, arbeitet er viel, und ich habe den Verdacht, dass ich besser esse und weitaus mehr Zärtlichkeit abbekomme als er. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab, säubert mein Klo jeden Morgen, geizt nicht mit frischer Streu und streichelt gut. Mit ihm habe ich es wirklich gut getroffen! (Schnurrt)

Ich bin heilfroh, dass er mich vor drei Jahren aus dem Tierheim geholt hat! Wenn ich einen Kalender hätte, würde ich den Jahrestag meiner Befreiung festlich begehen, mit einer Schale Katzenmilch und Thunfisch–Tartar. Diese Delikatesse hat mir Böse–Grünlich kredenzt, nachdem ich die wertvolle Violine, eine Gua...Guarneri, gerettet hatte.

Weil Sebastian ein wenig vereinsamt ist, redet er viel mit mir. Er liest mir aus der Zeitung vor, wenn ihn etwas ärgert oder überrascht, probt seine Vorlesungen in meiner Gegenwart und erklärt mir die Fernsehnachrichten, wenn ich fragend maunze. Ich versuche, mir alles zu merken – als Professorenkatze hat man intellektuelle Verpflichtungen! Ich habe schon eine Menge gelernt, und glaube, dass er das weiß. Gott sei Dank ist er keiner der Menschen, die Haustiere generell für blöde halten.

Wo war ich stehen geblieben? Ach so, bei meiner OP. Als ich, noch halb betäubt, aus dem Aufwachkäfig in meine Transportkiste umgeladen wurde, war mir nicht nach Ermitteln zumute. Ich kämpfte vielmehr mit einer vollen Blase und Brechreiz, den das Geschaukel verschlimmerte. Ich döste immer wieder weg und kann mich nur dumpf daran erinnern, dass Sebastian, der meine Kiste trug, an der Kasse eine Zeitlang warten musste.

(Geräusche einer Tierarztpraxis am OP–Tag.)

Die Dame an der Kasse:Zweihundertsiebzehn Euro sechzig, der Herr. Und geben Sie Ihrem Hund dreimal täglich eine von diesen kleinen blauen Pillen! Am Donnerstag um vierzehn Uhr möchte sich der Doktor die Wunde anschauen.

Und:Ihr Mops muss jeden Morgen und Abend eine dieser Kapseln zur Epilepsie–Vorbeugung einnehmen. Frisst er sie nicht, müssen wir das Medikament spritzen!

(Man hört Hunde winseln und Katzen miauen.)

Katze Blümchen:(weiter)