Die vergiftete Oper - Gerd Schuster - E-Book

Die vergiftete Oper E-Book

Gerd Schuster

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Beschreibung

Wieder herrscht Aufregung in dem feudalen Wohnblock "Am Erlenbrook" im noblen Hamburg-Winterhude: Jasmin, die junge und bildschöne Thai-Frau des streitsüchtigen alten Notars Onno von Brunckhorst, wird tot in ihrer Wohnung gefunden. Gestorben ist sie an mehreren Bissen exotischer Giftschlangen. Die detektivisch begabte und dank ihrer überlegenen Sinne bevorteilte Hauskatze Blümchen, die die Leiche der 27-jährigen bei der Suche nach dem vermissten Siamkater To-Fu aufspürt, nimmt die Ermittlungen auf. Die Edel-Hure Roxanna, die in der teuersten Wohnung des Hauses residiert, verrät ihr, dass Jasmin schon als Kind in Thailand auf den Strich geschickt wurde und von dem alten Notar aus einem Bordell in Phuket freigekauft wurde. Weil er sie aber wie eine Leibeigene knechtete, holte sie sich Liebe, Zuwendung und Wärme von anderen Hausbewohnern. Es entspannt sich ein Drama von Verlustnot, Eifersucht und Rachedurst – von der Katze mild bestaunt. Eine Rechnung taucht auf, der zufolge die drei kleinen Schwarzen Mambas, an deren Gift die leichtlebige Schöne starb, von Professor Steinert geordert wurden, ihrem Nachbarn. Aber alles spricht dagegen, dass der Diagnostiker vom Universitätsklinikum der Mörder ist. Aber wer hat die Giftnattern per Internet bestellt und in die Plastiktüte mit den antiquarischen Noten gekippt, die Jasmin im Auftrag des Kontratenors Robin Skinner – ebenfalls ein Liebhaber - nach den drei in Hamburg verschollenen Händel-Opern durchsuchte? Motive und Verdächtige gibt es im Überfluss. Und drei lebensgefährliche Giftnattern treiben im Haus ihr Unwesen. "Die vergiftete Oper" ist der dritte Teil einer Lese-Hörspiel-Serie mit dem Katzen-Detektiv Blümchen. Auch die im gleichen Ambiente spielenden Teile 1 ("Die blutrote Violine") – und 2 ("Ein kleiner Finger aus Palermo") liegen vor. Da sie von Louis Spohr und Vivaldi handeln, stellen die Katzenkrimi-Hörspiele die "Komponisten-Trilogie" dar. Die musikhistorischen Begebenheiten sind korrekt.

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GERD SCHUSTER

Die vergiftete Oper

Katze Blümchen ermittelt:

Der dritte Fall

Sämtliche Figuren und Ereignisse dieses Lese-Hörspiels sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch nur auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Autors nicht erlaubt und urheberrechtswidrig. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Gerd Schuster »Die vergiftete Oper«

Copyright © 2012: Gerd [email protected]

Cover/Fotos: Elke Schusterwww.boehmdesign.net Beratung/Koordination: Michael Schneider

Version: 1.0 Umfang: 112 Seiten auf Basis der Normseite mit 30 Zeilen zu 60 Anschlägen; 144.000 Zeichen inkl. Leerzeichenwww.fineboox.de

Das Buch:

Wieder herrscht Aufregung in dem feudalen Wohnblock »Am Erlenbrook« im noblen Hamburg-Winterhude: Jasmin, die junge und bildschöne Thai-Frau des streitsüchtigen alten Notars Onno von Brunckhorst, wird tot in ihrer Wohnung gefunden. Gestorben ist sie an mehreren Bissen exotischer Giftschlangen. Ihr Mann befindet sich auf einer Tagung in Bayern – ein gutes Alibi.

Die detektivisch begabte und dank ihrer überlegenen Sinne bevorteilte Hauskatze Blümchen, die die Leiche der 27-jährigen bei der Suche nach dem vermissten Siamkater To-Fu aufspürt, nimmt die Ermittlungen auf. Die Edel-Hure Roxanna, die in der teuersten Wohnung des Hauses residiert, verrät ihr, dass Jasmin schon als Kind in Thailand auf den Strich geschickt wurde und von dem alten Notar aus einem Bordell in Phuket freigekauft wurde. Weil er sie aber wie eine Leib-eigene knechtete, holte sie sich - während der kleinkarierte Onno in seiner Kanzlei weilt - Liebe, Zuwendung und Wärme von anderen Hausbewohnern.

Es gelingt Blümchen, einen Packen an Jasmin gerichteter Liebesbriefe an sich zu bringen. Professor Sebastian Schlichtkohl, Historiker und »Partner« der fülligen Mieze, konstatiert bei der Lektüre der Episteln perplex, dass ohne sein Wissen Sodom und Gomorra unter dem Dach von »Am Erlenbrook« herrschten. Mindestens sechs männliche Mitbewohner hatten die Gunst der schönen Thailänderin genossen und hielten sie für ihre große Liebe – Medizinprofessor Stei-nert, Drehbuchautor Lewandowski, Kontratenor Skinner, Cembalist Arroyo, der zwielichtige Im- und Exportkaufmann Visividicic sowie der im Fall der blutroten Violine ermordete Georgies Jekaschkaschwili.

Es entspannt sich ein Drama von Verlustnot, Eifersucht und Rachedurst – von der Katze mild bestaunt. Eine Rechnung taucht auf, der zufolge die drei kleinen Schwarzen Mambas, an deren Gift die leichtlebige Schöne starb, von Professor Steinert geordert wurden, ihrem Nachbarn. Aber alles spricht dagegen, dass der Diagnostiker vom Universitätsklinikum der Mörder ist. Aber wer hat die Giftnattern per Internet bestellt und in die Plastiktüte mit den antiquarischen Noten gekippt, die Jasmin im Auftrag des Kontratenors Robin Skinner – ebenfalls ein Liebhaber - nach den drei in Hamburg verschollenen Händel-Opern durchsuch-te? Motive und Verdächtige gibt es im Überfluss. Und drei lebensgefährliche Giftnattern treiben im Haus ihr Unwesen ...

»Die vergiftete Oper« ist der dritte Teil einer Lese-Hörspiel-Serie mit der Katzen-Detektivin Blümchen. Auch die im gleichen Ambiente spielenden Teile 1 (»Die blutrote Violine«) – und 2 (»Vivaldis kleiner Finger«) liegen vor. Da sie von Louis Spohr bzw. Georg Friedrich Händel handeln, stellen die Katzenkrimi-Hörspiele die »Komponisten-Trilogie« dar. Die musikhistorischen Begebenheiten sind selbstverständlich korrekt.

Der Autor:

Gerd Schuster wurde im Juni 1946 in Limburg an der Lahn geboren, wo er schon als Gymnasiast Artikel für Zeitungen – u.a. die FAZ – schrieb. Nach dem Studium an den Universitäten Frankfurt und Mainz und dem Erwerb des akademischen Grades eines Diplomübersetzers zog Schuster 1972 nach London. Dort arbeitete er als Lexikograph bei George G. Harrap und ab 1974 als Redakteur für den deutschen Dienst der Washington Post und der Los Angeles Times. Nach zwei Jahren als Leiter des Dienstes ging er 1978 nach Bonn zur Nachrichtenagentur Reuters, wo er sehr erfolgreich unter eigenem Namen Wissenschafts-Features schrieb. Bei Reuter wurde Schuster slot man, Schichtleiter.

1983 wechselte er aus Überzeugung zum neugegründeten Umweltmagazin »natur« nach München, wo er bis zum Ausscheiden von Gründer und Chefredakteur Horst Stern blieb. Er schrieb weiter für die FAZ, unter anderem eine Reportage über den Flug mit einem Wetterflugzeug der NOAA-»Hurricane Hunters« durch das Auge des Mega-Hurrikans »Gilbert« (1985), mit dem er in die Endausscheidung des Kisch-Preises kam.

Ende 1988 verließ Schuster das zahnlos gewordene Öko-Blatt und ging am 1. Februar 1989 als Leiter eines neugegründeten Ressorts »Ökologie, Wissenschaft und Forschung« zum Magazin Stern nach Hamburg. Nach einem Jahr Verwaltungsarbeit wurde Schuster Reporter, was ihm mehr lag. Als produktiver Schreiber und »Edelfeder« zeichnete sich Schuster durch akribische Recherche und Wagemut aus. Neben riskanten Themen wie dem Krieg in Kuwait, dem amerikanischen Atomwaffentestgebiet Nevada Test Site, der Pestepidemie in Indien oder der Greenpeace-Aktion gegen die Atominsel Moruroa sowie lebensmittelchemischen Enthüllungsartikeln widmete sich Schuster immer mehr anspruchsvollen Tiergeschichten. Bis zu seinem Ausscheiden beim Stern Ende März 2006 verfasste Schuster rund siebzig solcher Reportagen, in denen er häufig Tierquälerei aufdeckte. Immer wieder kam es nach Veröffentlichung zu Gesetzesänderungen zugunsten der Tiere.

Für seine Arbeit wurde Schuster mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Deutschen Tierschutzbund (2005). 2006 belegte er beim IUCN-Reuters-Wettbewerb für Umweltberichterstattung den zweiten Preis in der Kategorie Europa, 2007 wurde ihm der José-Lutzenberger-Preis für investigativen Journalismus verliehen.

Schuster ist Autor oder Ko-Autor von vier Büchern, darunter »Die Denker des Dschungels« (2007, Text von Schuster), das zum Bestseller wurde und bisher in drei Sprachen übersetzt worden ist. Außerdem hat Schuster Beiträge in rund fünfzig Büchern veröffentlicht.

Katze Blümchen:Kennen Sie das – aufwachen vom eigenen Mundgeruch? Brrr! Es gibt wahrlich angenehmere Arten, den neuen Tag zu beginnen! Wenn Sie meine Frage mit einem Ja beantwortet haben, ist Ihnen sicher bekannt, dass der Raubtieratem oft in Begleitung anderer unerfreulicher Erscheinungen auftritt: Unausgeschlafenheit, Hunger und Unterzuckerung, also schlechter Laune. Man fühlt sich so, wie man aus dem Rachen stinkt.

Ich befand mich in den tiefsten Abgründen dieses elenden Zustands, als der chinesische Wunderheiler aus der 17 bei uns klingelte – morgens um Viertel vor sieben! Sebastian hatte – wohl auch wegen der unhanseatischen Hitze, die Hamburg seit Tagen zu einer Sauna machte und Schlafen erschwerte – bis weit in den Morgen hinein am Rechner gearbeitet. Am vorlesungsfreien Freitag konnte er ja ausschlafen – dachte er.

Mein Partner rappelte sich ächzend hoch und wankte zur Tür, während ich unterm Bett in Deckung ging. Ich war erst vor zwei Stunden von der Pirsch zurückgekehrt, hatte lange vergeblich nach einem kühlen Plätzchen gefahndet, es aus lauter Verzweiflung im Porzellanwaschbecken im Bad und an der Kloschüssel versucht und war endlich auf dem großflächig kühlenden Kachelfußboden eingeschlummert – vor zehn Minuten, wie mir schien.

Ich kniff die Augen zu und versuchte, den Schlaf einzufangen wie eine Maus. Aber gegen meinen Willen hörte ich, wie der Heilpraktiker aus dem vierten Stock nach tausend Entschuldigungen Sebastian in bewegenden Worten sein Leid klagte. Seine Katze sei nicht nach Hause gekommen, jammerte der alte Mann, und er mache sich schreckliche Sorgen. To–Fu, sein einziger Gefährte, sei ein Muster an Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Er kehre stets um drei Uhr morgens von seinen nächtlichen Ausflügen zurück, sagte Fu En–Lei mit zitternder Stimme. Jetzt sei er schon fast vier Stunden überfällig! Ob Blümchen den Kater suchen könne? Sein Landsmann Lang Sing, bei dem er ebenfalls vorstellig geworden sei, habe ihm Wunderdinge über die detektivischen Fähigkeiten dieser Katze erzählt.

Es fehlte nicht viel, und der alte Mann hätte geschluchzt. Sein Deutsch war grammatikalisch nicht ganz so gut wie das von Lang Sing; dafür hatte er weitaus weniger Probleme, die r und l auseinanderzuhalten.

(Im Hintergrund die helle Altmännerstimme des Heilpraktikers: »Lieber Herr Schlichtkohl, ich mir machen gloße, gloße Solgen um meine Riebling! Ganz ungewöhnlich für Kater, sich so zu velspäten! Darf ich sie bitten helzlich um die Untelstützung durch clevele Katze Ihrige? Lang Sing sagen, Brümchen finden To–Fu in fünf Minute! Ich bin wilklich sehl velzweifelt!«)

Ich war sauer. Nicht, dass ich den Kummer des Alten nicht verstand oder dass To–Fu mein Feind gewesen wäre. Dafür hatte der dürre Siamkater mit seinen drei oder vier Pfund einfach zu wenig Substanz. Die halbe Portion war mir lästig, weil er komplett distanzlos war und mich respektlos mit seinen knallblauen Augen anstarrte, was hierzulande in Felidenkreisen als aggressiv gilt. Ich hatte ihn mit einem Satz Ohrfeigen überzeugen müssen, dass es besser war, einen Bogen um mich zu machen, statt schnurstracks auf mich zuzusteuern, um Küsschen zu geben. War ich seine Patentante oder was?

Nein, es war einfach der falsche Zeitpunkt! Uns Katzen ist Schlafen fast so wichtig wie Fressen, und wenn wir uns trotz müder Glieder dennoch vom Lager erheben sollen, musste es einen gewichtigen Grund geben. Die übertriebene Sorge der Dosenöffner um unsereins gehörte nicht dazu. Die Menschen vergaßen über unserem Schmusen und Schnurren gern, dass wir im Kern unseres Wesens einzelgängerische Raubtiere waren, einsame Jäger und unerschrockene Kämpfer, die ihre Unabhängigkeit liebten und jede Art von Einengung und Gängelei hassten.

Man könnte sagen, dass in jeder Mieze ein »lone rider« steckte. Wenn sich Clint Eastwood in einem Western benahm wie ein Kater auf der Pirsch, sich von niemandem schief ansehen ließ und von einem Zweikampf mit zweibeinigen Ratten in den nächsten schlitterte, bewunderten sie seine individualistische Lebensart und seine Macho–Härte; wenn aber wir unsere Instinkte auslebten, regten sie sich auf!

Meinen Sie, Clint Eastwood wäre jede Nacht um Punkt drei nach Hause gekommen wie To–Fu?

Übel gelaunt ergab ich mich in mein Schicksal. Sebastian würde dem vom Alter gebeugten Chinesen die Bitte nicht abschlagen, mich für die Suche nach dem dürren Blau–Auge abzustellen. Schließlich verging er selber vor Angst, wenn ich mal ein paar Stunden länger als gewöhnlich ausblieb.

Während Sebastian mit dem Brekkies–Glas durch die Wohnung ging und mit den Katzenkuchen rasselte ...

(Entsprechende Geräusche, dazu Schlichtkohls lockende Worte: »Blümchen, wo bist du denn, mein kluges Dickerchen? Komm raus aus deinem Versteck – du musst To–Fu suchen ...«)

... und Lockrufe ausstieß, fiel mir ein, dass ich den kleinen Stinker die ganze Nacht draußen nicht gesehen hatte. Es war eine Wohltat gewesen, den fetten Kanalratten nachstellen zu können, ohne ständig von dem Neonauge aus der Ferne beobachtet zu werden. Sollte dem Bürschchen doch etwas passiert sein? Weil er ein so lächerlich dünnes Fell hatte, kam er doch erst bei Hitze auf Betriebstemperatur! Deshalb hatte ich mich, als ich das Haus verließ, resigniert darauf vorbereitet, ihn in dieser Tropennacht wie aufgedreht herumtollen sehen zu müssen.

Widerwillig kroch ich unter dem Bett hervor, streckte mich gähnend, verzehrte ohne wirklichen Appetit eine Handvoll Bestechungs–Brekkies und ließ mir von Sebastian berichten, was ich längst gehört hatte. Im Bewusstsein meiner Verantwortung, für die ich mich viel zu müde fühlte, trat ich in den Korridor hinaus und schnupperte – unter den Augen des händeringenden chinesischen Heilkünstlers und meines Partners.

Wie üblich schwebten so viele Bukette, Duftbotschaften und Eigengerüche in der Luft, dass man mit ihnen einen Aromaladen hätte aufmachen können: Die desinfektionsmittelgeschwängerte und waschmittelparfumschwere Aura von Dr. Knochelius, der wieder einmal als einer der ersten das Haus verlassen hatte, um ein paar Dutzend Hände im Akkord zu operieren; der Schweißdunst von Professor Stich–Krull, der vom Joggen zurückgekehrt war; Parfümwolken von Roxanna, der karibischen Schönheit aus der 21, die offenbar einen aushäusigen Termin absolviert hatte, und natürlich die prägnante Salami–Fahne aus der Tragetasche des Pizza–Boten auf dem Weg zu Video–Millionär Jipps. Über allem hingen der Duft der Alster und der Hortensien im Vorgarten sowie Fu En–Lais exotischer Kräuteraroma–Mix. Auf seiner rastlosen Suche nach To–Fu schien der China–Heiler jeden Winkel des Gebäudes und seines Grundstückes abgesucht zu haben.

Es dauerte eine halbe Minute, dann hatte ich den kleinen Siamkater geortet. Um genau zu sein: seinen Urin. Er hatte sich nämlich entleert, aber nicht in die desodorierende Streu seines Katzenklos, sondern an einen nicht mit Sanitärmaterial ausgestatteten Ort! Das war äußerst ungewöhnlich; denn wir Katzen sind auf Reinlichkeit erpicht, und mir war bisher nie aufgefallen, dass To–Fu in dieser Beziehung aus der Art geschlagen war.

Mein Gehör brauchte ein klein wenig länger als meine Nase, um das kleine Langohr zu finden. Aber dann wusste ich definitiv, dass etwas faul war: To–Fu, der nicht mehr als ein Dutzend Meter entfernt war, weinte leise und klapperte vor Angst mit den Zähnen! Irgendetwas Schlimmes war passiert, denn der Siamese war kein Feigling. Wie viele kleinwüchsige Edelkatzen hatte er eher zu viel Courage, als gut für ihn war.

Gefolgt von Sebastian und dem Akupunkteur sauste ich die Treppe in den zweiten Stock hinauf und bremste vor der 9. Hier, in der Wohnung von Notar Onno von Brunckhorst und seiner Frau Jasmin, steckte der verlorene Kater! Mir kam der Gedanke, dass die Sorgen des alten Chinamannes vielleicht doch nicht ganz unbegründet gewesen waren; denn unter der Tür waberten zusammen mit dem Uringestank Gerüche hervor, die mir fremd waren. Sie waren aber mit Sicherheit böse.

(Fu En–Lai aus dem Off: »Wie? Was? Hiiier sollen To–Fu sein? Zu Notar er aber nicht gehen, weil der schimpfen immel auf Katzen, auf Wettel, auf Nachbarn, auf Flau, auf alles. Auch auf mich. Nennen mich Kulpfuschel! Brümchen sich illen ...«)

Katze Blümchen:Ich kratzte an der Wohnungstür, und Sebastian klingelte nach Menschenart. Nach einer Pause von etwa zehn Sekunden, in der sich hinter der Tür nichts rührte, erklang ein ebenso schrilles wie klägliches »Miau«, das zweifellos aus To–Fus magerer Kehle stammte. Gleichzeitig ertönte ein merkwürdiges gläsernes Klimpern und Klirren.

Fu En–Lai, der eben noch meine fahnderischen Fähigkeiten in Zweifel gezogen hatte, flippte vor Aufregung aus. Er trommelte mit seinen mageren Fäusten an die Tür, und mein Partner musste ihn bremsen.

Fu En–Lai: