Die böhmischen Märtyrer und Auswanderer - Johannes Gossner - E-Book

Die böhmischen Märtyrer und Auswanderer E-Book

Johannes Goßner

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Beschreibung

Johannes Gossner war ein deutscher Geistlicher und Philanthrop und wurde am 14. Dezember 1773 in Hausen bei Augsburg geboren und an der Universität Dillingen ausgebildet. Hier geriet er wie Martin Boos und andere in den Bann der evangelischen Bewegung, die von Johann Michael Sailer, dem Professor für Pastoraltheologie, gefördert wurde. Nach seiner Priesterweihe war Gossner in Dirlewang und München tätig, aber seine evangelischen Tendenzen führten zu seiner Entlassung. 1826 trat er offiziell von der römisch-katholischen in die evangelische Kongregation über. Als Pfarrer der Bethlehemkirche in Berlin zeichnete er sich nicht nur durch praktische und wirksame Predigten aus, sondern auch durch die Gründung von Schulen und Missionswerken. Er starb am 20. März 1858. In diesem Band behandelt er die Geschichte der böhmischen Kirche, der dortigen Verfolgungen und die Schicksale einzelner prominenter Märtyrer.

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Seitenzahl: 133

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Die böhmischen Märtyrer und Auswanderer

 

JOHANNES GOSSNER

 

 

 

 

 

 

Die böhmischen Märtyrer und Auswanderer, J. Gossner

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663353

 

Der Originaltext dieses Werkes entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen. Diese Ausgabe folgt den Originaltexten und der jeweils bei Erscheinen gültigen Rechtschreibung und wurde nicht überarbeitet.

 

Cover Design: 27310 Oudenaarde Sint-Walburgakerk 85 von Paul M.R. Maeyaert - 2011 - PMR Maeyaert, Belgium - CC BY-SA.

https://www.europeana.eu/item/2058612/PMRMaeyaert_06832c66a44d032c92f0c0e61893a2a53c41d388

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Gründung der Böhmischen Kirche.1

Zeugen der Wahrheit in Böhmen.3

Die Hussiten.5

Anfang der vereinigten Brüder-Kirche.8

Kirchen-Zucht und Gemeinde-Ordnung.11

Wachsthum und Verfolgung.13

Strafgerichte Gottes an ihren Feinden.14

Erneuerte Verfolgungen unter Ferdinand I.16

Stillstand der Verfolgung unter Maximilian und Rudolph.18

Die Verfolgung erneuert sich wieder.20

Siebenundzwanzig adelige Märtyrer in Prag.22

Verbannung aller Evangelischen aus Böhmen.28

Der trostloseste Zustand der zerstreuten und verborgenen böhmischen Kirche.31

Auswanderungen nach Sachsen.34

Die erneuerte Brüder-Unität in Herrnhut.47

Wie kamen die Böhmen nach Berlin?. 48

Fortgesetzte Einwanderung der Böhmen in Berlin.53

Die Bethlehemskirche in Berlin. 55

Johannes Huß.57

Johannes Gileck.62

Gründung der Böhmischen Kirche.

 

Schon im neunten Jahrhundert hat sich der Patriarch von Constantinopel mit allen griechischen Bischöfen und des ganzen Morgenländischen Kirche von der Abendländischen und dem Bischofe zu Rom getrennt, weil dieser sich über alle Bischöfe und zum Haupt der ganzen Christenheit erhoben hat. Zu der griechischen Kirche hielten sich auch die Slavonischen Völker, zu welchen die Mähren und Böhmen gehörten, die auch durch griechische Missionare zum Christenthum bekehrt wurden. Die Veranlassung gab ein Weib, die Schwester Bogaris, des Bulgaren Königs, die in einem Kriege von dem griechische Kaiser gefangen und noch Constantinopel geführt wurde, wo sie die christliche Religion kennen lernte und annahm. Nach dem Kriege kam sie zu ihrem Bruder zurück, gewann auch ihn für Christus, schrieb nach Constantinopel und bat um Lehrer des Christenthums; worauf zwei Bischöfe, Cyrillus und Methodius, gesendet wurden, die den Bogaris und Viele seiner Unterthanen bekehrten und tauften. 860 brachten diese zwei Bischöfe auch den König von Mähren, Swatopluk, zur Annahme des Christenthums; sie sammelten durch ihre Predigten bald christliche Gemeinden und bauten Kirchen. 894 besuchte der böhmische König Borzywoyus den Swatopluk in Mähren, hörte von Christo und sah die schönen Gottesdienste, die solche Eindrücke auf ihn machten, daß er sich mit 30 Woywoden von seiner Begleitung taufen liest, freudig zurückkehrte und seiner Gemahlin Ludomilla alles erzählte, was er in Mähren gesehen und erfahren hatte. Diese, durch seine Erzählungen, so wie durch das gesalbte Zeugniß des Methodius (Strachota genannt), den Borzywoyus mitgebracht hatte, ergriffen, ließ sich auch taufen, und ergab sich Christo von ganzem Herzen. Viele Böhmen warfen nun ihren Götzen, Korsina, weg, ließen sich taufen und bauten Kirchen und Schulen. Cyryllus und Methodius erfanden eine Buchstabenschrift für die Landessprache, übersetzten die Bibel und Liturgie in dieselbe, und hielten auch den Gottesdienst in der Volkssprache nach den Gebräuchen der griechischen Kirche.

Aber es waren noch Heiden im Lande, die sich gegen das Christenthum empörten, den Borziwoyus aus dem Lande jagten, und die Ludomilla, auf Anstiften ihrer eignen Schwiegertochter Drahomira, einer verkappten Heidin, erwürgten, da sie eben in ihrer Kapelle ihr Abend-Gebet verrichtete. Diese grausame Drahomira ließ sogar ihren eignen christlichen Sohn Wenzeslas, da er sich eben, die Gefahr ahnend, in die Kirche begeben hatte, um die Nacht im Gebete zu verharren, durch ihren Sohn, seinen Bruder, ermorden. Der Brudermörder wurde nun Beherrscher von Böhmen, verfolgte die Christen, zerstörte die Kirchen, zerstreuete die Gemeinden, ließ viele Vornehme hinrichten, ja, er und seine Mutter würden das Christenthum wiederum aus Böhmen vertilgt haben, wenn der Kaiser Otto I. ihn und sein Land nicht unterjocht und den christlichen Gottesdienst wieder hergestellt hätte.

Allein bald hatten die Böhmen wieder mit einem andern Feinde zu kämpfen, der ihnen Jahrhunderte zu schaffen machte. Die römischen Bischöfe, besonders Gregor VII., suchten mit aller List und Macht die böhmische Kirche von der griechischen Kirche abzuziehen und sie unter ihr Joch zu schmieden. Mit gebieterischem Tone „aus Gottes und des heil. Petri Macht“ wollte Hildebrand 1079 die böhmische Sprache bei dem Gottesdienste verdrängen, die lateinische einführe, und andere Aenderungen treffen, wodurch innere Unruhen und blutige Kriege entstanden sind, die Jahrhunderte gedauert haben und Böhmen verwüsteten. Als 1197 der Pabst Cölestin einen Cardinal nach Böhmen sandte und den Geistlichen befahl, ehelos zu bleiben, empörten sie sich dagegen und wollten den Cardinal steinigen.

Uebrigens waren lange Zeit christliche Gebräuche mit heidnischen vermischt, die Sitten roh, die Erkenntniß bei Lehrern und Volk armselig. 1039 hat der Bischof von Prag, Severus, den Herzog Brzelislas durch frommen Betrug das Versprechen abgenöthiget, daß künftig die Vielweiberei, willkürliche Ehescheidungen, Hurerei, Abtreibung der Kinder, Mordthaten rc. gestraft, und zur Entdeckung der Unschuld die barbarischen Gottesgerichte als rechtmäßige Beweise aufgestellt werden sollten. Auf den Rath des Bischofs wurden auch alle Wirthshäuser, die Schulen der Mordthaten, der Diebstähle, des Ehebruchs und aller Laster, niedergerissen, der Vorrath ausgeschüttet, die Wirthe aufgehängt oder ausgepeitscht.

 

 

Zeugen der Wahrheit in Böhmen.

 

Da durch wiederholte Kunstgriffe der römischen Bischöfe ihnen fremde Gebräuche aufgedrungen wurden, wollte ihr Eifer für die Reinheit der Lehre und des Gottesdienstes erkalten. Da kamen gerade zur rechten Zeit 1179 eine Menge Waldenser nach Böhmen, die eine Zeitlang ihren Gottesdienst öffentlich hielten, aber später vor ihren Verfolgern sich sorgfältig verbergen mußten und nur in Höhlen und Wäldern oder Privathäusern gottesdienstliche Zusammenkünfte halten durften. Durch diese sind die Böhmen wieder aufgeweckt und angefeuert werden, das, was sie empfangen hatten, treu zu bewahren. 1350 kam es aber so weit, daß die Universität Prag mit Deutschen und Italienischen Lehrern besetzt und durch diese alle in der römischen Kirche herrschenden Irrthümer und Mißbräuche, z.B. die lateinische Sprache und Zeremonien bei dein Gottesdienste ganz eingeführt, den Geistlichen die Ehe verboten und den Laien der Kelch beim Abendmahle entzogen wurde. Da erweckte Gott redliche und eifrige Männer, die in Kirchen und Schulen, ja selbst in der Schloßkirche zu Prag gegen das einreißende Verderben zeugten. Johann Militsch, von 1360 an Prediger an der Schloßkirche, hatte so viel Zulauf, daß er oft dreimal des Tages bald böhmisch, bald deutsch predigen mußte. 300 liederliche Weibsleute wurden durch ihn bekehrt und ihr gemeines Haus in die Magdalenen Kirche umgeschaffen. Er hatte eine Pflanzschule von Jünglingen, die er in der heiligen Schrift unterrichtete, wodurch er, so wie überhaupt durch seine freimüthigen Lehren und Schriften den römischen Irrthümern sehr entgegenarbeitete. Er ging selbst nach Rom und schrieb etlichen Cardinälen an die Thür: der Widerchrist ist schon gekommen, und sitzet in der Kirche. Dafür wurde er in Bann gethan, und nach seiner Zurückkunft gefangen gesetzt, aber aus Furcht vor dem Volke wieder losgelassen; worauf er in Mähren, Schlesien und Polen die bessere Lehre verbreitete. Der Befehl des Pabstes, mit diesem verbannten Ketzer nach den Kirchengesetzen aufs strengste zu verfahren, kam zu spät in Gnesen an, denn der gesegnete Mann war schon in seines Herrn Freuden eingegangen.

Eben so predigten Conrad Stiekna und Matth. Janowsky gegen die herrschenden Laster der Hofleute, der Geistlichen und des Volkes, ohne Schmach und Leiden zu achten; so wie Militsch unterließen auch sie nicht zum Gebrauch des Abendmahles unter beiderlei Gestalten zu ermahnen; sie sind aber kaum durch mächtigen Schutz dem Scheiterhaufen entronnen.

Zu gleicher Zeit erweckte Gott den Joh. Wiklef in England, der dem Verderben der Kirche mächtig entgegenarbeitete. Seine Schriften kamen auch nach Böhmen, und Johann Huß, der nun auftrat und den Fußstapfen der obgenannten drei Zeugen der Wahrheit folgte, war erst mit Vorurtheilen gegen sie, als ketzerischen und in Rom verdammten Büchern eingenommen, fand aber bald, daß sie Wahrheit enthielten, und fing nun an gegen die Macht des Pabstes, gegen seine Anmaßungen zu eifern und auf Kirchenverbesserung zu dringen. Als Prediger in der Bethlehems-Kirche zu Prag und als Professor aus der Universität, schonte er weder auf dem Katheder, noch auf der Kanzel die Geistlichen und Laien, eiferte für wahre Frömmigkeit und Gottseligkeit, empfahl überall die heilige Schrift, die er in die böhmische Sprache übersetzt haben soll, und brachte sie selbst in Vieler Hände.

Huß, so freimüthig er die Laster seiner Zeit am Clerus und Volke strafte, und alle Gebrechen der Kirche aufdeckte, bekam bald viele Anhänger unter dem Adel und Volke. Es war in Böhmen noch nicht vergessen, durch welche Kunstgriffe und Gewaltstreiche die böhmische und mährische Nationalkirche, die ursprünglich der griechischen angehörte, unter das römische und lateinische Joch gebracht worden war, wodurch ihre Kirchenfreiheit, die Landessprache beim Gottesdienst, der Kelch beim Abendmahle und so mancher andere Vorzug ihr entrissen wurde. Das Andenken davon lebte noch im Volke, und wurde durch manche treuen Zeugen, besonders aber durch Huß, erneuert.

 

 

Die Hussiten.

 

Da nun Huß, weil er die Wahrheit nicht verläugnete und widerrief, sondern standhaft bezeugte, von dem Concil zu Constanz den 6. Juli 1415 verbrannt wurde, so machte die Nachricht von seinem Tode bei seinen zahlreichen Anhängern in Böhmen einen empörenden Eindruck, sie beklagten ihn laut, thaten Alles, um das Andenken ihres evangelischen Lehrers, wie sie ihn nannten, öffentlich zu ehren. Loblieder, Predigten, Münzen, Gemälde, die Jahresfeier feines Märtyrertodes am 6. Juli sollten sein Andenken verewigen. Ihre Anzahl wuchs eben so sehr, als ihr Eifer, ihn zu vertheidigen. Die ganze Nation fand sich durch seine Hinrichtung, so wie durch die des Hieronymus von Prag, den das Concilium auch verbrennen ließ, beleidigte. Gegen 100 Magnaten und Edelleute von Mähren und Böhmen beklagten sich bei dem Concilio, erklärten männlich beide Verbrannte für rechtschaffene Männer, ihre Lehre für rein und schriftmäßig, und ihre Verdammung für höchst ungerecht und grausam. Statt einer Antwort kamen Bannstrahlen und der Befehl an die römisch Gesinnten, den Bann über alle Hussiten von den Kanzeln zu verkünden und sie als Ketzer zu vertilgen. Nun wurden ihnen ihre Kirchen mit Gewalt weggenommen und sie aus Städten und Dörfern verjagt. Dagegen verbanden sich die Magnaten und Edelleute mit einander, das Wort Gottes in ihren Gebieten rein und lauter predigen zu lassen. 1417 erklärte sich die Universität in Prag für die Communion unter beiderlei Gestalten; der Magistrat, viele Bürger und Geistlichen stimmten damit überein. Jakobellus, Pfarrer an der Michaels-Kirche, predigte den Kelch öffentlich und führte ihn zuerst wieder ein, wie er denn früher seit Jahrhunderten den Laien auch gegeben worden ist, 1416 hatten die Hussiten schon eigene Kirchen, in welcher sie den Gottesdienst wiederum ohne römische Gebräuche hielten. Der römische Stuhl wandte alle Mittel an, die Hussiten zu unterdrücken und auszurotten. Martin V. schrieb 1418 erst sehr freundlich an die Böhmen, sie möchten Hustens und Wiklefs Irrthümer widerrufen; da sie sich aber weigerten, belegte er sie 1420 mit dein Banne, ließ das Kreuz (d. i. einen Vertilgungskrieg) gegen sie predigen, hetzte Kaiser, Könige, Fürsten, Grafen, Städte und Dörfer gegen seine Schafe auf, mit der Bitte: um die Wunden Christi willen auf die Böhmen loszugehen und dieses kirchenräuberische und verfluchte Volk auszurotten. Jedem, der einen Böhmen todtschlage, versprach er vollkommenen Ablaß. So entstanden die Hussiten-Kriege, von welchen Aeneas Sylvius bezeugt, daß die Nachkommenschaft sich über ihre Grausamkeit mehr verwundern, als sie glauben würde. Denn die Hussiten wurden durch diese strenge Maßregeln nur mehr erbittert, vergalten Gewalt mit Gewalt, schlossen sich mehr an einander an und vereinigten sich zum öffentlichen Krieg gegen ihn Feinde, zur Vertheidigung ihrer Gewissensfreiheit.

In Prag wurde 1419 ein solcher Aufstand erregt, daß 47 Rathsherren mit dem Richter aus den Fenstern geworfen und unten vom Pöbel mit Picken und Spießen aufgefangen wurden.

Die Hussiten kamen öfters auf einem Berge im Bechine-Kreise zu 30-40,000 zusammen, anfangs nur, um das Abendmahl unter beiden Gestalten und den Gottesdienst nach ihren Grundsätzen zu halten. Endlich bauten sie sich daselbst eine Stadt, die sie befestigten und Tabor (Schanze) nannten. Johann Ziska stellte sich an ihre Spitze, um ihre Sache mit den Waffen zu vertheidigen. Und nachdem der böhmische König 1419 gestorben war, wurde der Religionskrieg auch ein politischer, und hatte an Beispielen der Grausamkeit und Verheerungen wenige oder gar keine seinesgleichen in der Geschichte. Sechszehn Jahre fochten die Hussiten gegen die größten Heere mit großem Glück. Schon ihr Name und der ihres blinden Anführers Ziska schlug oft die Feinde in die Flucht.

Man verfuhr aber auch mit ihnen, wenn man sich ihrer bemächtigen konnte, mit unbeschreiblicher Grausamkeit. Die Gesandten der Taboriten wurden, statt ihre Friedensvorschläge anzunehmen, ergriffen und lebendig in die tiefsten Erzgruben geworfen. Man kaufte die Taboriten auf, einen Priester für 5 fl., eine Laien für 1 fl., um ein rechtes Blutbad zu veranstalten. Im Jahre 1420 wurden in Kuttenberg 1700 Menschen in eine Grube, 1308 in eine andere und 1334 in eine dritte geworfen; in Prag selbst wurde ein Kaufmann Kräsa verbrannt, und 1421 hat der grausame Bürgermeister von Leutmeritz in einer Nacht 24 der vornehmsten Bürger und sogar seinen Eidam gefangen, in einen tiefen Thurm geworfen, und nachdem sie durch Hunger und Kälte halb umgekommen waren, ließ er sie herausziehen, ihnen Hände und Füße binden und sie hierauf in den Fluß werfen. Die Scharfrichter mußten mit Stangen und Gabeln an dem Ufer stehen, um, wenn einer sich dem Ufer wieder nähern sollte, ihn zu stechen und ins Wasser zurückzustoßen. Sie aber riefen mit lauter Stimme Himmel und Erde zu Zeugen ihrer Unschuld an, ermahnten die Ihrigen und sich unter einander zur Standhaftigkeit, zum Eifer, Gottes Wort treu zu bleiben. Sie beteten auch für ihre Feinde. Die Tochter des Bürgermeisters sprang in die Elbe ihrem Manne nach, um ihn zu umfassen und herauszuziehen; da er aber schon voll Wasser war, ertrank sie mit ihm, und des andern Tages zog man sie heraus, wie sie einander umfaßt hatten, und legte sie in ein Grab. Um dieselbe Zeit wurden der Pfarrer Wenzeslaus von Arnostowitz bei Miltschin, sein Kaplan und 3 Bauern mit 4 Knaben verbrannt, weil sie das Heil. Abendmahl unter beiden Gestalten ausgetheilt und genossen hatten. Da der Bischof den Pfarrer bereden wollte, den Kelch abzuschwören, sagte er: Das Evangelium lehrt uns ihn zu trinken, und dies beweisen auch die alten Meßbücher, darum ist es recht; oder löschet die Schrift aus. Wir aber wollen nicht nur einmal, sondern lieber tausendmal sterben, als der göttlichen Wahrheit entgegen handeln. Als der Bischof dem Henker befahl, den Scheiterhaufen anzuzünden, nahm der Pfarrer, als der Stärkere, die schwächeren Kindlein in seine Arme, sang mit ihnen Loblieder in den Flammen und gab den Geist auf.

An demselben Tage war es, daß der Erzbischof von Prag, Conrad, der sich über diese Grausamkeiten ärgert, sich öffentlich zum Gebrauch des Kelches bekannte, sein Erzbisthum niederlegte, die Waffen ergriff und sich zum Heerführer ihrer Armee gegen die Römisch-Katholischen darbot.

Ein Kreishauptmann fiel in einem Dorfe in die Kirche ein, da eben das heil. Abendmahl (unter beiden Gestalten) ausgespendet wurde, tödtete einige und die andern nahm er gefangen mit, und was das Greulichste ist, er nahm den Kelch vom Altar, reichte ihn seinem Pferde hin und ließ ihn von demselben austrinken, mit den Worten: sein Pferd sei auch sub utraque (für beide Gestalten).

In Reudnitz wurde ein Prediger und andere erst mit Feuer so gebrannt, daß ihnen die Eingeweide heraustraten, endlich auf dem Richtplatz in ein Faß gesperrt und vollends verbrannt.

Ein Mönch und Prediger in Prag, Johann v. Zoliwo, der durch die reine Lehre viele Zuhörer gewonnen hatte, wurde (1422) mit List auf das Rathhaus gelockt und sogleich enthauptet. Das Volk, welches das Blut vom Rathhause herunterlaufen sah, schlug die Thüren auf, fand den Enthaupteten, Einer nahm das Haupt und zeigte es der ganzen Menge, wodurch ein unbeschreibliches Wehklagen entstand. Ein Priester, Gaudentius, trug es auf einer Schüssel in der Stadt herum, wodurch das Volk so erbittert wurde, daß sie einige vom Magistrate tödteten, andere entlaufen mußten. Bei dem feierlichen Begräbnisse zeigte der Prediger noch einmal dem Volke das Haupt und beschwor dasselbe mit Thränen, bei dem, was dieser treue Lehrer bezeuget hätte, zu bleiben, und wenn auch ein Engel vom Himmel käme und anders lehrte, so sollen sie es nicht glauben.

 

 

Anfang der vereinigten Brüder-Kirche.