DIE CORSARIN 6 - Erec von Astolat - E-Book

DIE CORSARIN 6 E-Book

Erec von Astolat

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Beschreibung

Nach ihrem haarsträubenden Abenteuer in Paris und am Hofe Versailles führt eine geheimnisvolle Spur nach St. Petersburg. Zarin Katharina herrscht weise, aber mit harter Hand. Was weiß sie über das Geheimnis des Amuletts? Die europäischen Geheimdienste sind aufgeregt; unzählige Agenten halten sich am Hofe auf – und Estrella gerät mitten in einen Umsturzversuch. Kann sie Katharina retten?

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DIE CORSARIN

Band 6

DAS SIEGELDER ZARIN

von

Inhalt

IMPRESSUM

Zuletzt erschienen:

Vorschau:

IMPRESSUM

DIE CORSARIN

Herausgeber:

ROMANTRUHE-Buchversand.

Cover: Shutterstock.

Satz und Konvertierung:

DigitalART, Bergheim.

© 2019 Romantruhe.

Alle Rechte vorbehalten.

Die Personen und Begebenheiten der

Romanhandlung sind frei erfunden;

Ähnlichkeiten mit lebenden oder

verstorbenen Personen sowie mit tatsächlichen

Ereignissen sind unbeabsichtigt.

Abdruck, auch auszugsweise,

Vervielfältigung und Reproduktion sowie

Speichern auf digitalen Medien zum

Zwecke der Veräußerung sind untersagt.

Internet: www.romantruhe.de

Kontakt:[email protected]

Produced in Germany.

Die Corsarin ist auch

Zuletzt erschienen:

Band 1: Estrellas Rache

Band 2: Die Depesche des Königs

Band 3: Der Degen der Freiheit

Band 4: Die schwarze Dschunke

Band 5: Die Spiegel von Versailles

Band 6: Das Siegel der Zarin

In Vorbereitung:

Band 7:

Sankt Petersburg

Der Schnee knirschte. Die hellen Glöckchen der Schlittengespanne schienen aus einer Märchenwelt zu stammen.

Fest eingemummt in einen dicken Pelz und warme Stiefel stand Estrella Avilla de Aragon in der Nähe eines hochherrschaftlichen Hauses und beobachtete dessen Eingangsbereich. Pietro Arigovic hatte das Gebäude mit der wunderschönen Stuckfassade vor einer Stunde betreten. Die Corsarin wusste, dass das Haus Anna Vladinowa gehörte – einer engen Vertrauten der Zarin. Arigovic gehörte dem Auswärtigen Korps an. Anna, so hatte Estrella herausgefunden, verband eine Liebschaft mit dem englischen Gesandten Jonathan Strong. Der hielt sich im Moment auch in der Villa auf und die Corsarin fragte sich, weshalb der Russe jedes Mal Anna aufsuchte, wenn auch Strong anwesend war.

Seit zwei Wochen hielt sie sich schon in St. Petersburg auf. Über einen Mittelsmann hatte sie vor einem Monat erfahren, dass ein gewisser André Sergenov über den Inhalt des mysteriösen Dokumentes Bescheid wissen könnte. Dieser gehörte zum Beraterkreis der Zarin. Estrella hatte ihn getroffen. Als sie ihn erneut aufsuchen wollte, weil er ein Treffen nicht eingehalten hatte, hieß es, er sei mit unbekanntem Ziel plötzlich abgereist. Stattdessen wohnte Arigovic in Sergenovs Haus.

So stellten sich im Moment die Fakten dar, auf die sich Estrella keinen Reim machen konnte.

»Du willst also wirklich in den Palast?«, hatte Sam Bush zweifelnd gefragt, als die SILVER STAR in den Hafen einlief. Dabei hatte Estrella, die das Ruder selbst übernommen hatte, alle Aufmerksamkeit auf die treibenden Eisschollen zu richten. Dicke Eiszapfen hingen in der Takelage und bogen die Trossen durch.

»Bevor dieser Françoise de Bault starb, sagte er uns: Sucht das alte Siegel, das die Zarin hütet. Außerdem nannte er uns den Namen André Sergenov.«

Sam hatte die vor Kälte steifen Finger geknetet. »Sicher … aber was soll ein altes Siegel mit diesem Dokument zu tun haben?«

Die Corsarin hatte den alten Freund ernst angesehen. »Das will ich ja herausfinden.«

Der Erste Offizier ihres Schiffes hatte dann an seinem Schnäuzer gezupft, in dem sich zahlreiche Eiskristalle gebildet hatten. »Er hat auch den Namen Anna Vladinowa erwähnt. Sie soll eine enge Vertraute, wenn nicht gar Freundin der Zarin sein.«

In einem Kaffeehaus im Zentrum von St. Petersburg, in dem Anna Vladinowa verkehrte, hatte die Corsarin dann vorsichtig Erkundigungen über die Dame eingeholt. Eher beiläufig im Gespräch mit der Bedienung, mit der sie sich nach vier Besuchen sehr gut verstand. Als Estrella dann das Café verließ, wurde sie von einem Mann in recht schäbiger Kleidung angesprochen.

Er hatte ihr einen Zettel in die Hand gedrückt mit der Adresse von Anna. Dabei hatte er gesagt: »Seid auf der Hut. In St. Petersburg haben die Wände Ohren und die Laternen Augen.« Dann war er in der Menge verschwunden.

Zuerst hatte die Corsarin André Sergenov aufgesucht. Der zeigte sich eher ängstlich und auch überrascht.

»Françoise de Bault … ja, den kenne ich aus meiner Zeit in Frankreich. Aber …« Er hatte Estrella dann rasch ins Haus gezogen.

»Seit einigen Tagen werde ich beobachtet. Keine Ahnung, warum. Aber es gibt Umtriebige hier in der Stadt, von denen man nicht genau weiß, ob sie mit dem Wissen der Zarin morden oder ob sie gegen die Zarin arbeiten.«

Sergenov hatte dann einen Tee gemacht und die Corsarin nach dem Grund ihres Besuches gefragt.

»Ein mysteriöses Dokument … ja … in letzter Zeit gehen am Hofe einige geheime Dinge vor. Außerdem wimmelt es in der Stadt plötzlich von Franzosen und Briten sowie auch von Spaniern und Portugiesen. Ich halte sie für Spione.«

»Was wisst Ihr über dieses Dokument und dessen Inhalt?«

Sergenov hatte heftig den Kopf geschüttelt. »Nichts! Mein Leben ist mir lieb. Wie ist de Bault gestorben? Eine Kugel? Ein Messer?«

»Wurfmesser«, erklärte Estrella.

Sergenov war danach unruhig einige Minuten im Zimmer herumgelaufen. Dann war er vor der Corsarin stehen geblieben und hatte heiser gesagt: »Geht jetzt! Aber achtet auf Eure Umgebung. Wir treffen uns übermorgen. An der Akademie. Punkt acht Uhr am Abend.«

Seitdem war der Mann verschwunden.

Estrella, Helen und Sam hatten dann das Umfeld der Zarin unter die Lupe genommen. Besonders Anna Vladinowa.

Der Schneefall wurde stärker.

Trotz des dicken Pelzes fröstelte die Corsarin. Da tauchte Pietro Arigovic wieder auf. Er bestieg seinen Pferdeschlitten und gab dem Kutscher eine Anweisung, die der eisige Wind fortriss. Estrella konnte nichts verstehen. Als die Pferde antrabten, huschte sie über die Straße und klemmte sich in eine Verstrebung am Heck des Schlittens.

Sie atmete auf, als die für die Straßenbeleuchtung sorgenden Feuerkörbe weniger wurden. Die Häuser zeigten sich bald nicht mehr so prächtig wie im Kern der Stadt. Die Gegend wurde trostloser.

Der Schlitten holperte über ein sehr unebenes Pflaster. Estrella hatte Mühe, nicht aus der Querverstrebung zu rutschen.

Dann hielt der Kutscher den Schlitten an. Estrella hörte, wie Arigovic ausstieg. Sie konnte gegen den hellen Schnee nur seine Beine erkennen – eine uniformartige Hose. Er schritt langsam um das Gefährt herum. Am Heck blieb er stehen. Estrella hielt den Atem an. Der Mann rührte sich beinahe fünf Minuten nicht.

Plötzlich ertönte seine Stimme leise, aber bestimmt: »Ihre solltet zu mir in den Schlitten steigen, Madame Aragon. Das ist viel bequemer.«

Die Corsarin war zu verdutzt, um etwas zu sagen. Vorsichtig kletterte sie unter dem Schlitten hervor. Erstmals sah sie Pietro Arigovic aus der direkten Nähe.

Das bärtige Gesicht unter der Fellmütze blickte freundlich. »Ihr seid erstaunt?«

Die Corsarin nickte. »Das kann man sagen.«

Arigovic lachte. Dann deutete er auf den Schlitten. »Steigt ein.«

Als er die warme Decke über Estrella ausgebreitet hatte, gab er dem Kutscher ein Zeichen weiterzufahren.

»Ich weiß seit längerer Zeit, dass Ihr hier seid.«

Estrella staunte noch mehr. Wieder lachte der Mann über das verblüffte Gesicht.

»Ich soll Euch von einem Freund sehr herzlich grüßen.«

Die Corsarin schloss für einen kurzen Moment die Augen, ehe sie fragte: »Von welchem Freund redet Ihr?«

»Von George Washington.«

Estrella richtete sich steif auf. Ihre Augen wurden groß. Das amüsierte den Russen noch mehr. Ehe sie eine erneute Frage aussprechen konnte, sagte er: »Wartet, bis wir uns in meiner Datscha befinden.«

»Ihr wohnt doch in St. Petersburg …«

»Im Hause von Sergenov – ja. Das hat einen bestimmten Grund. Aber ich habe auch noch eine richtige Wohnung.«

Während der nächsten halben Stunde sagte er nichts mehr.

Erst als sie in dem gemütlichen Landhaus – wohl zehn Kilometer von der Stadt entfernt – am Kaminfeuer saßen und Arigovic Wein in zwei kostbare Kristallgläser geschenkt hatte, ging er auf die stumm gestellten Fragen ein.

»Ich heiße eigentlich Peter Antonius und gehöre zum geheimen Diplomatenkorps Königs Friedrich II von Preußen. Ich bin hierhin beordert worden, um bestimmte Dinge herauszufinden. Es herrscht Unruhe bei den drei Großmächten Frankreich, England und Russland. Das liegt diesmal aber nicht an den Ereignissen in der Neuen Welt.«

»Woher kennt Ihr Washington?«

Antonius alias Arigovic grinste. Dann erklärte er: »Wir stehen im engen Kontakt auf diplomatischem Wege. Preußen ist an der Unabhängigkeit der Siedler in Amerika interessiert. Unsere Operationen laufen ohne Wissen von Frankreich und England. Allerdings will Friedrich den französischen König bald einweihen, da auch Louis darüber nachdenkt, die Neue Welt zu unterstützen.«

Estrellas Verblüffung nahm immer mehr zu. »Hat man Eure Tarnung noch nicht durchschaut?«

Antonius schüttelte den Kopf. »Meine Mutter war Russin und so spreche ich die Sprache akzentfrei. Außerdem besitze ich zahlreiche Freunde am Hofe der Zarin. Wie Ihr sicher wisst, ist auch Katharina eine gebürtige Preußin.«

Das hatte die Corsarin nicht gewusst.

Sie nahm einen Schluck Wein, ehe sie ausführte: »Ich bin aus einem bestimmten Grund hier.«

Antonius nickte. »Das dachte ich mir. Es geht um eine mysteriöse Botschaft oder ein Dokument, über dessen Inhalt streng geschwiegen oder spekuliert wird und wodurch an den Höfen von England und Frankreich Aufruhr herrscht. Jeder will es genau wissen.«

Die Corsarin lehnte sich mit dem Rücken an den warmen Kamin. »Ihr wisst sehr viel, Peter.«

Erneut lachte der Mann kurz auf. »Das ist meine Aufgabe. Hier in St. Petersburg wimmelt es im Moment von Agenten. Alle suchen dasselbe. Aber es gibt noch etwas anderes. Eine Untergrundorganisation. Man ahnt, dass es sie gibt, aber man kennt sie nicht. Sie ist wie ein Krake. Hat ihre Arme überall. Sie intrigiert und … mordet auch.«

Estrella blickte den Sprecher ernst an. »Hat Sergenov etwas damit zu tun?«

Der preußische Agent schüttelte den Kopf. »Er ist wohl eher ein Opfer geworden. Er kam bestimmten Dingen zu nahe.«

»Anna Vladinowa? Was hat sie damit zu tun?«

Antonius zuckte die Achseln. »Sie unterhält Verbindungen zu Jonathan Strong. Ihre eigentliche Rolle ist mir noch unklar. Der Hof der Zarin ist momentan ein mörderisches Pulverfass.«

»Ihr sucht Anna oft auf.« In Estrellas Stimme schwang Gespanntheit mit.

»Wir haben uns auf einem Ball kennengelernt.«

Estrella richtete sich wieder etwas auf. »Sagt Euch Das alte Siegel der Zarin etwas?«

Täuschte sie sich oder zuckte Antonius leicht zusammen? Er setzte sein Glas ab und blickte die Corsarin scharf an.

»Woher kennt Ihr den Begriff?«

»Von einem Mittelsmann in Frankreich. Er sagte es zu mir, bevor er in meinen Armen starb.«

Der preußische Agent nahm sein Glas wieder auf. Er trank einen tiefen Schluck. Dann sagte er leise: »Das ist ein Erkennungszeichen.«

Estrella Avilla de Aragon kniff die Augen zusammen. »Peter«, kam es leise. »Ihr wisst mehr.«

Der Agent schüttelte den Kopf. »Leider nein. Nur Gerüchte. Keiner weiß wirklich, wer oder was sich hinter dem Alten Siegel der Zarin verbirgt. Nur eines: Verrat und Mord sind allgegenwärtig und die politische Lage in Europa ist sehr gefährlich. Es bedarf nur eines winzigen Funkens und der alte Kontinent brennt.«

Die Corsarin erschauerte ob der emotionslosen, sachlichen Worte.

Antonius stand auf. »Wo wohnt Ihr?«

»In einer kleinen Pension am östlichen Stadtrand. Ein schlichtes Zimmer.«

Antonius nickte. »Ihr sprecht gut russisch.«

Estrella lächelte leicht. »Das habe ich von meinem Vater gelernt. Er hatte viel mit baltischen Händlern zu tun.«

Erneut nickte Antonius alias Arigovic. »In zwei Wochen ist Weihnachten. Die Zarin gibt etwa zehn Tage vorher einen Empfang bei Hofe. Ich werde Euch als meine Cousine einführen. Heute Nacht bleibt Ihr besser hier.«

*

»Traust du diesem Antonius?« Die Frage von Helen de Vere hing schwer im Raum.

An der Backbordseite der Kapitänskajüte lehnte Sam Bush. Estrella stand neben dem Kartentisch. Die SILVER STAR bewegte sich leicht im aufkommenden Nordwind.

Die Corsarin fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich kann dazu noch nichts sagen. Jedenfalls muss ich Kontakt zum Hofe der Zarin bekommen.«

Sam stopfte seine alte Tabakspfeife. Leicht bullerte der Ofen neben der Kajütentür und brachte so eine angenehme Temperatur in den Raum. Dichter Schneefall hatte das Schiff wie mit Puderzucker besetzt. Einige Mitglieder der Mannschaft hatten damit zu tun, Deck und Takelage einigermaßen von der Last des Schnees und des Eises zu befreien, damit keine Schäden auftraten.

»Ich mache mir Sorgen«, knurrte der Erste Offizier. »Dieses Siegel der Zarin, was immer es sein mag, Geheimbund oder Zeichen«, er blies einen dicken Rauchkringel an die Decke der Kajüte, »es gefällt mir nicht, dass du allein dort draußen bist.«

Estrella lächelte den Alten an, dann drückte sie spontan seine Hand. »Danke Sam.«

Dann wandte sie sich an ihre Schwester. »Du könntest dich ebenfalls in der Pension einmieten. Dann wärest du in meiner Nähe.«

Helen verzog das Gesicht. »Ich spreche kein Russisch.«

»Aber Finnisch. Das reicht aus.«

So verließen denn beide Frauen eine Stunde später das Schiff. Nach einiger Zeit trennten sie sich. Estrella begab sich eine Stunde nach Helen in die Pension. Dort erwartete sie eine Nachricht von Antonius.

»Trefft mich heute Abend gegen sechs Uhr an der Brücke des Palastparkes.«

Nachdem Estrella die Botschaft gelesen hatte, steckte sie diese rasch ein.

In ihrem Zimmer hatte sie einen Plan der Stadt deponiert. Sie fand rasch die Stelle und prägte sich den Weg ein.

Irgendwann klopfte es an ihre Zimmertür. Es war Helen.

»Rasch herein!«, flüsterte die Corsarin. »Hat dich jemand gesehen?«

Ihre Schwester verneinte das. »Es befand sich niemand auf dem Flur.«

»Gut!« Estrella gab Helen die Botschaft. Mit gerunzelter Stirn schaute sie auf den Zettel.

»Willst du hin? Es könnte auch eine Falle sein.«

Die Corsarin legte den Kopf etwas schief. »Eine Falle? Von wem? Niemand kennt mich hier.«

»Na … Sergenov hat doch gewarnt. Nun ist er verschwunden. Es könnte jemand deinen Besuch beobachtet haben. Was ist mit der Vladinowa? Oder diesem Strong?«

Estrella hatte ihre warmen Stiefel abgestreift und rollte die Wollstrümpfe herunter. Der Kachelofen sandte angenehme Wärme aus. Während sie sich auf das Sofa setzte und die Füße auf die Sitzfläche hochzog, bemerkte sie: »Antonius hat die Vladinowa wohl im Verdacht, für England zu spionieren.«

»Wegen Strong?« Helen zog die Augenbrauen etwas hoch. »Wir müssen herausfinden, was dieser Mensch hier überhaupt treibt. Hat Antonius dir nichts darüber gesagt?«

»Ich vermute, er weiß es selbst nicht.«

Helen trat ans Fenster und schob den dichten roten Vorhang einen winzigen Spalt zur Seite. Sie sah die Straße unten und zahlreiche Menschen durch das neu aufgekommene Schneegestöber hasten. Ohne sich umzudrehen, fragte sie: »Wie lange ist dieser Preuße überhaupt schon in der Stadt?«

Die Corsarin zuckte leicht mit den Schultern. »Das hat er mir nicht gesagt.«

Helen wandte sich um. Sie bewegte nervös die Finger. »Da stimmt doch was nicht! Wieso konnte er dich unter dem Schlitten überhaupt bemerken?«

Estrella schluckte. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Jetzt fiel ihr auch siedend heiß ein, dass er ihren Namen gewusst hatte.

»Ich werde dich beschatten!«, entschied Helen.

Es war bereits stockdunkel, als die Corsarin ihre Pension verließ. Auf der Treppe zum oberen Stockwerk war das Zimmermädchen an ihr vorbei gehuscht.

Estrella zog gegen den scharfen Wind und das Schneetreiben die Kapuze des schwarzen Capes tiefer. Sie lief die Hauptstraße entlang. Mehrere Schlittengespanne mit Fackeln kamen ihr entgegen. Zahlreiche Feuerkörbe und Talglichtlaternen markierten die Bürgersteige. St. Petersburg war stolz darauf, als eine der ersten Städte der Welt eine umfassende Straßenbeleuchtung zu besitzen.{i} Doch je mehr sie sich vom Zentrum entfernte, umso dunkler wurde es. Die Corsarin erreichte den Randbezirk, folgte einem Pfad und wurde in einem Bogen zum hintersten Ausläufer des Palastparkes zurückgeführt.

Kein Mensch begegnete ihr.

Durch ein halb offen stehendes Doppelflügeltor betrat sie den Park. Ein fahler Mond schob sich durch das Schneetreiben. Kühl bläulich hob sich die Parklandschaft unter einer geschlossenen Schneedecke ab. In weiter Ferne erkannte Estrella den Widerschein der Schlossfenster. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie sich dem großen Rondell näherte. Auf der rechten Seite des Kreises erhob sich ein vielleicht fünf mal acht Meter messender flacher Felsblock. Darauf saß leicht vornübergebeugt eine Gestalt. Auch sie trug ein Cape und hatte die Kapuze weit über den Kopf vorgezogen.

Die Corsarin trat näher heran. Einzelne Haare des Pelzbesatzes wirbelten im Nachtwind.

»Peter?«, rief Estrella unterdrückt.

Sie erhielt keine Antwort.

Der Wind knisterte in den nahestehenden Platanen. Estrella ging nahe an die hockende Gestalt heran.

»Peter …« Sie berührte den rechten Arm, da stieß ein harter Windzug die Kapuze vom Kopf.

Die Corsarin machte instinktiv einige Schritte zurück. Was sie da im fahlen Mondlicht sah, war das Gesicht eines Toten. Unzählige Eiskristalle überzogen den Bart und das erstarrte Antlitz.

Peter Antonius alias Pietro Arigovic musste schon mindestens vier Stunden tot sein.

Die Corsarin ging wieder näher heran und bückte sich. Ein erstarrter Blutfaden zog sich von der Kehle herab und verschwand irgendwo unter der Kleidung. Ein Experte hatte dem Agenten einen zielsicheren Stich in den Adamsapfel verpasst.

Das Rascheln ließ Estrella herumfahren. Gleich vier dunkel gekleidete Gestalten sprangen auf sie zu. Der Corsarin gelang es nicht mehr, ihr Messer zu ziehen. Sie wirbelte um die eigene Achse, sprang mit dem rechten Bein hoch und platzierte den linken Stiefel genau in der Magengrube des nächsten Angreifers. Der schleuderte zurück gegen die nachfolgende Gestalt. Da wurde sie von zwei Angreifern gleichzeitig angesprungen und in den Schnee gedrückt.

Estrella spürte den mit Knoblauch durchsetzten Atem.

Sie kreuzte die Arme vor der Brust und stieß dann mit aller ihr zur Verfügung stehenden Macht die Ellenbogen nach außen. Zwei kurze Aufschreie zeigten ihr an, dass sie richtig getroffen hatte. Blitzschnell sprang sie auf die Füße, da knallte trocken der Schuss.

Die Corsarin wirbelte nach links.

Direkt an der Wegmündung zum Rondell stand steif eine Person. Das lange Haar wirbelte im Schneesturm und sie hielt die schwere langläufige Pistole in der Hand. Pulverschwaden hing vor der Mündung.

Der vierte Angreifer suchte das Weite, während sich zwei mühsam hochrappelten. Estrella sprang vor und ergriff einen am Kragen des Umhangs. Der begann sich verzweifelt zu wehren. Helen rannte heran und stürzte sich auf die noch hockende Gestalt. Da knallten erneut zwei Schüsse auf. Estrella spürte, wie der Angreifer, den sie gepackt hatte, schlaff zusammensackte. Auch Helen entglitt ihr Gefangener.

»Mierda!«, stieß die Corsarin aus. Sie und Helen warfen sich platt in den Schnee, doch es fiel kein weiterer Schuss. Stattdessen hörten sie im gefrorenen Schnee hinter einem kleinen Hügel davoneilende Füße. Sie wollte nachsprinten, doch Helens Ruf hielt sie zurück. »Das hat keinen Zweck!«

Schwer atmend blieb Estrella stehen. Die Schwester hatte ja recht.

»Du kamst gerade noch rechtzeitig«, flüsterte sie.

Helen schüttelte das vom Schnee durchzogene Haar. »Das Zimmermädchen hat mich aufgehalten.«

Die Corsarin beugte sich nun über den steif gefrorenen Körper Antonius’. Seine linke Hand schien etwas zu umkrampfen. Estrella versuchte, die Finger zu öffnen, was sich als vergebliches Unterfangen darstellte. Sie schaute zu Helen. Diese zog ein wenig die Schultern hoch, hatte dann plötzlich ein langes, zweischneidiges Messer in der Hand und schlug die Finger des Toten kurzerhand ab.

Estrella zuckte unwillkürlich über die Abgebrühtheit ihrer Schwester zusammen.

In der Handfläche klebte ein zusammengerolltes Stoffetui – nicht größer als ein zweifach gefalteter Rubelschein. Mit viel Geduld löste die Corsarin es aus der gefrorenen Position und konnte es auseinanderziehen, obwohl der Stoff an einigen Ecken brach. Wohl behalten barg sie einen Zettel. Darauf standen nur zwei Worte: ›Empfang‹ und ›Subow‹.

»Was meint er damit?«, wollte Helen erstaunt wissen.

Estrella strich sich durch das vereiste Haar und zupfte dann die Kapuze des Capes wieder darüber. Trotz der warmen Kleidung fror sie inzwischen durch und durch. Sie schätzte die Kälte auf Minus 30 Grad Celsius. Dazu kam der scharfe Wind. Eiskristalle stießen wie Messer in die Gesichtshaut.

»Mit dem Empfang ist der Weihnachtsempfang der Zarin gemeint. Subow scheint ein Name zu sein. Mehr kann ich dir auch nicht dazu sagen.«

Sie vernahmen durch den Wind das Getrappel von zahlreichen Hufen. Dann blickte der Widerschein von Fackeln über die Hügel vom Ufer der Newaherüber.

»Wir sollten verschwinden«, merkte Helen trocken an.

Sogleich schlugen sie sich in ein wenige Meter entferntes Buschwerk. Doch ihre Fußspuren würden jeden überdeutlich zu ihnen hinführen. Helen deutete auf eine Brücke. Dazu mussten sie in einem kleinen Weiher einige vereiste Steinplatten bezwingen. Das Getrappel kam näher. Endlich hockten sie hinter dem steinernen Geländer der halbbogenartigen Brücke und konnten das Rondell einsehen. Ein stattlicher Reitertrupp war angekommen. Vier hielten vor dem Toten. Zwei Männer in der Uniform von zaristischen Gardisten sprangen ab. Andere ritten mit gesenkten Fackeln, den gefrorenen Boden inspizierend um das Rondell herum.

»Gleich müssen sie unsere Spuren sehen«, flüsterte die Corsarin.

Und richtig! Da rief auch einer bereits: »Hier herüber sind sie geflohen!«

Einer der Männer, die bei der Leiche knieten, rief zurück: »Verfolgen! Ich will die Mörder haben! Es sind Verschwörer.«

Estrella und Helen duckten sich tiefer. »Wohin führt die Brücke?«, flüsterte Helen.

»Zum inneren Schlossgarten«, raunte die Corsarin zurück.

»Dann los! Da wird man uns wohl kaum suchen.«

Sie schlichen geduckt los und erreichten das abschüssige Ende der Brücke. Sie mussten nun ungedeckt einen Bereich von vielleicht zehn bis fünfzehn Metern hinter sich bringen.

Die Männer am Rondell waren abgelenkt. Die Verfolger konnten sie noch nicht sehen.

»Los!«, gab Estrella das Kommando.

Sie spurteten auf den Weg zu. Sie hatten es beinahe geschafft, da stürzte Helen. Sie rutschte über die Steinplatten und schlug lang hin. Erschreckt schaute Estrella sich um. Sie wollte die Schwester an der Hand greifen, doch Helen rutschte weiter über den schräg abschüssigen Weg auf den Abhang zu.

»Da sind sie!«, schrie jemand.

Der Kopf der Corsarin ruckte hoch. Fünf Reiter preschten heran. Sie waren vielleicht noch hundert Meter entfernt und alles wäre vielleicht gut gegangen, wenn Helen nicht den Abhang hinunter geschliddert wäre.

*

Keuchend hielt Estrella hinter der Hausecke an. Ihre Lungen stachen. Hinter sich hörte sie das Stampfen der Verfolgerpferde. Sie hetzte mit einem Aufstöhnen weiter.

Eine winzige Gasse.

Estrella sprang fast hinein. Dann prallte sie gegen etwas Hartes. Es gab mit dumpfem Knall nach. Sie stürzte und spürte, wie Hände zugriffen.

Dann wurde es Nacht um sie.

Irgendwann hörte sie ganz diffus Stimmen. Wie durch Watte. Sehen konnte sie nichts. Es schien, als seien ihre Augen verklebt. Dann versank sie wieder im Nirgendwo.

Angenehme Kühle auf ihrer Stirn führte sie ins Leben zurück. Als es ihr gelang, die Augen zu öffnen, blickte sie in ein gutmütiges, von einem wilden Vollbart umrahmtes Gesicht. Darüber blitzten listige und intelligente Augen.

»Hallo im Leben«, kam es in tiefer Bassstimme. »Ich bin Potrow. Sie sind nur ganz knapp den Häschern entgangen.«

Estrella brauchte noch einige Zeit, um ihr Gehirn zu ordnen. Die Bilder liefen Revue. Die Reiter … Helen …

»Oh Neptun!« Sie richtete sich steil auf. »Helen!«

Potrow nickte. »Jarov hat gesehen, wie man Eure Begleiterin festnahm.«

Estrella sank zurück in die weichen Kissen. »Was waren das für Leute?«

Potrow verzog leicht das Gesicht. »Die Organisation Das Siegel der Zarin. Eine Mörderbande, von der man nur weiß, dass sie existiert. Aber sie muss gute Kontakte zum Hofe haben.«

»Subow«, flüsterte die Corsarin.

Potrow versteifte sich. »Was wisst Ihr über ihn?«

Estrella schüttelte den Kopf. »Nichts, nur den Namen.«

»Hm – es ist der momentane Geliebte der Zarin. Ein Weichei. Ein Lutscher … wenn Ihr wisst, was ich meine.«

Vorsichtig versuchte die Corsarin erneut sich aufzurichten. »Wer seid Ihr?«, kam es schwach.

»Ich bin Potrow. Einfach nur Potrow. Das da«, er deutete auf eine Frau, die gerade mit dampfendem Tee hereinkam, »ist Amber. Und der junge Hüne dort heißt Sergé. Es ist besser, wenn Ihr nicht mehr wisst. Wir sind … waren Freunde von Pietro Arigovic.«

»Gehört Ihr auch zum preußischen Geheimdienst?«

Potrow wiegte den Kopf. »Lassen wir das einfach. Wir versuchen einen Krieg zwischen Russland und Frankreich zu verhindern, in den auch unweigerlich Preußen mit hineingezogen werden kann. Die Engländer würden einen solchen Konflikt nutzen, um in Amerika festen Fuß zu fassen. Wir nehmen an, dass Das Siegel der Zarin von den Briten bezahlt wird. Jedoch weiß niemand, wer eigentlich dahintersteckt.«

»Katharinas Geliebter?«

Potrow hob die Hände. »Dazu ist er eigentlich zu feige. Aber vielleicht hat man ihn in der Hand.«

Estrella nahm dankbar den Tee. »Woher kannte mich Pietro?«

Der Bärtige lachte gutmütig. »Das wisst Ihr nicht?«

Estrella schüttelte verständnislos den Kopf.

»Das Diplomatische Korps Friedrichs beobachtet seit Jahren Eure Intervention in der Neuen Welt. Pietro oder besser Peter ist mehrmals bei Washington gewesen. Preußen spielt mit dem Gedanken, den Siedlern ein Söldnerheer zur Verfügung zu stellen. Aber dazu muss Washington erst stärker werden und die einzelnen Aufständischen vereinen. Washington hat viel über die Corsarin erzählt und auch über Eure Schwester Lucia.«

Estrella staunte. »Aber wieso konnte er wissen …«

»Dass Ihr in Sankt Petersburg weilt?« Erneut lachte Potrow. »Ihr sucht ein Dokument, das ganz Russland, Frankreich und England hinter den Kulissen in Aufruhr versetzt. Tausend Gerüchte gehen um, was da drinstehen mag. Man munkelt nur, wer den Inhalt kennt, der stürzt den französischen und den englischen König.«

»Oh Neptun!« Estrella fuhr sich durch das wirre Haar. »Ihr wisst mehr als ich.«

»Euer Vater wusste etwas. Er wusste aber auch, wie gefährlich das war. Nicht die Unterstützung der Neuen Welt brachte ihm den Tod.« Potrow schüttelte den Kopf. »Man fürchtete um seine Kenntnisse. Also gab es Geheimbefehle von England und von Frankreich, Euren Vater auszuschalten und auch den Schwarzen Corsaren. Niemand ahnte, dass Euer Vater das Dokument gut versteckt hatte. Man glaubte, er trüge es immer bei sich.«

»Er wäre dumm gewesen, das zu tun.«

»Tja …«, murmelte der Russe. »Aber auch nicht ganz abwegig. Wem sollte er so ein Geheimnis anvertrauen? Jetzt weiß niemand, wo es ist. Aber man weiß in vielen Diplomatenkreisen, dass seine Tochter Estrella ihm auf der Spur ist. Wie habt Ihr eigentlich davon erfahren?«

Estrella setzte die Tasse ab. »Durch eine Notiz hinter dem Gemälde meiner Mutter. Dort war von einem die Welt umstürzenden Ereignis die Rede. Es befände sich bei Albanys ewiger Erinnerung. Da wusste ich, dass mein Vater das Medaillon meinte, von dem er sich nie trennte.«

Potrow starrte vor sich hin. »Aber er hat es getan.«

Estrella nickte. »Es wurde ihm wohl zu gefährlich, es immer bei sich zu haben. Also gab er es einem Freund.«

»Ah ja, aber dieser Freund verriet Euren Vater aus Geldgier.« Es klang feststellend. Doch die Corsarin winkte leicht ab. »Ich weiß nicht, wie das Verhalten einzuordnen ist. Chu-Li rettete mir mehrmals das Leben. Ich denke, da steckt eine gewisse Dame aus Frankreich hinter.«

Jetzt meldete sich erstmals Sergé zu Wort. »Denkt Ihr an eine Madame Lange alias Vaubernier?«

Erneut überzog ein Staunen Estrellas Gesicht. »Ja.«

»Hm«, machte Sergé. »Sie ist Protegé der Dubarrys. Diese streben an die Macht. Sie unterstützen Jeannes Intrigen. Nur Louis merkt es nicht. Die einzige Person, die alles in Frankreich durchschaut, ist Gräfin Pompadour. Aber die Königin hat es geschafft, aus Eifersucht die Dame des Hofes zu verweisen. Und Louis denkt, diese setze solche Gerüchte nur in die Welt, weil sie fürchtet, die Vaubernier würde zu ihm ins Bett kriechen.«

»Hat Jeanne Vaubernier etwas mit dem Siegel der Zarin zu tun?«

Potrow zuckte die Achseln. »Kann sein … kann nicht sein. Jedenfalls steckt irgendwer aus der nächsten Nähe des Thrones mit dahinter. Ein Mord an Katharina würde das Pulverfass Europa entzünden.«

Die Corsarin holte tief Atem. »Jedenfalls hat mich jemand zu Peters Leiche gelockt. Jemand, der auch weiß, weshalb ich hier bin. Jemand, der auch weiß, dass ich Sergenov kontaktiert habe.«

»Ja, Sergenov … Er war lange Zeit Chef von Katharinas Geheimdienst und muss vieles gewusst haben. Jetzt ist er verschwunden. Wieso habt Ihr eigentlich Anna Vladinowas Wohnung beschattet?«

»Auch das wisst Ihr? Ich wundere mich jetzt über gar nichts mehr. Es ging um Strong. Ein Informant in einer Hafenkneipe von Odessa warnte mich vor ihm. Also wollte ich wissen, wer er ist und zu wem er Kontakt hat. Viel weiter bin ich noch nicht gekommen, weil mir dann auffiel, dass ein gewisser Arigovic immer dann auftauchte, wenn Strong in der Nähe war.«

Potrow stand von dem Schemel auf. »Peter wollte wissen, was Strong ewig mit der Vladinowa zu glucken hatte. Durch ihren Schmuckhandel besitzt sie Kontakte überall hin. Außerdem ist sie eine Freundin der Zarin. Angeblich sogar verwandt mit ihr über das Haus Anhalt-Zerbst.«

Estrella pfiff durch die Zähne. »Das sind ja neue Gesichtspunkte.« Doch dann ballte sie die Fäuste. »Wo wird man Helen hingebracht haben?«

Potrow verzog das Gesicht. »Ins Staatsgefängnis der Zarin. Man klagt sie offiziell des Hochverrats und der Ermordung von Pietro Arigovic an. Es sind ja die Kosaken des Hofes gewesen, die auftauchten.«

Estrella zeigte sich verwirrt. Potrows dröhnendes Lachen ließ den Raum vibrieren. »Interessant, nicht? Was wieder beweist – der Geheimbund steckt überall. Niemand weiß, wer dazugehört und wer nicht oder wer nur informiert worden ist.«

Estrella fuhr sich durch das blasse Gesicht. »Wie können wir Helen befreien?«

»Übermorgen findet der Weihnachtsempfang statt. Bis dahin passiert nichts.«

»Peter wollte mich bei Hofe einschleusen.«

Potrow warf Sergé einen Blick zu. Der nickte. »Das lässt sich machen. Von dort aus habt Ihr auch die beste Chance, etwas herauszufinden. Wir bleiben mit Euch in Kontakt. Aber was ist mit Eurem Schiff und der Mannschaft?«

»Ich werde dorthin zurückkehren und meinen Freund Sam Bush über alles informieren.«

»Gut«, kam es von Potrow. »Tut das. Aber seid vorsichtig. Ihr steht auf der Eliminierungsliste des Siegels.«

*

»Wir müssen Helen da herausholen!« Agathe schrie es förmlich.

»Nanu«, kam es rau von Estrella. »Wieso plötzlich die Sorge um meine Schwester? Ich denke, ihr könnt es nicht so miteinander …?«

Die Engländerin stemmte die Arme in die Hüften. »Estrella, ich habe in der Vergangenheit genug Fehler gemacht … ich … ich …«

Estrella lächelte gequält und nahm sie in den Arm. »Schon gut. Wir werden sie befreien. Aber du bleibst an Bord!«

Agathe wollte aufbegehrten, doch Estrellas Blick duldete keinen Widerspruch.

»Also … dieser Potrow will dir helfen, in den Palast zu kommen?«

Die Corsarin nickte. »Er besorgt eine Einladung. Über Sergé. Keine Ahnung, welche Verbindungen dieser Sergé besitzt.«

Bush nickte langsam. »Du gibst uns das Zeichen mit dieser Rakete hier{ii}