Die Dämonen der Tiefe - Hans-Jürgen Raben - E-Book

Die Dämonen der Tiefe E-Book

Raben Hans-Jürgen

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Beschreibung

Cathleen drehte sich um und – blieb stocksteif stehen.
Das war nicht mehr London! Das war auch nicht mehr die gewohnte Brücke. – Hatte sie sich verlaufen? Unmöglich!
Alles war mit einem Mal ganz anders. Wo waren die Häuser, und was war aus der Themse geworden? Cathleen befand sich plötzlich auf einem wackeligen Steg, der über einen sumpfigen Fluss führte. Im nächsten Augenblick wurde sie sich der Ketten bewusst, die aus dem Nichts zu kommen schienen und mit ihren schweren Schellen jede Flucht verhinderten.
Sie schrie gellend auf. Aber ihre Schreie schien nur ein Signal gegeben zu haben, denn plötzlich war die Nacht mit wüsten Geräuschen erfüllt, die über der völlig überraschten Frau zusammenschlugen …

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Ähnliche


 

 

 

 

Hans-Jürgen Raben

 

 

Die Dämonen der Tiefe

 

 

 

Ein unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2022

Korrektorat: Christian Dörge

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

Der Autor Hans-Jürgen Raben 

Weitere Werke des Autors 

 

Das Buch

 

 

Cathleen drehte sich um und – blieb stocksteif stehen.

Das war nicht mehr London! Das war auch nicht mehr die gewohnte Brücke. – Hatte sie sich verlaufen? Unmöglich!

Alles war mit einem Mal ganz anders. Wo waren die Häuser, und was war aus der Themse geworden? Cathleen befand sich plötzlich auf einem wackeligen Steg, der über einen sumpfigen Fluss führte. Im nächsten Augenblick wurde sie sich der Ketten bewusst, die aus dem Nichts zu kommen schienen und mit ihren schweren Schellen jede Flucht verhinderten.

Sie schrie gellend auf. Aber ihre Schreie schien nur ein Signal gegeben zu haben, denn plötzlich war die Nacht mit wüsten Geräuschen erfüllt, die über der völlig überraschten Frau zusammenschlugen …

 

 

***

 

 

 

1. Kapitel

 

 

Als Cathleen Devlin nach Hause ging, verstopfte bereits dicker, feuchter Nebel die Straßen.

Seit dem Einsetzen der Dämmerung war er aus den Kanälen emporgestiegen und hatte sich bis in die hintersten Winkel der Gassen vorgetastet. Hier verharrte er zäh und klebrig und nahm noch zu, obwohl die Luft durch keinen Hauch bewegt wurde. Er wuchs einfach so.

Die Menschen hatten sich verkrochen. Niemand war an diesen Abenden gern auf der Straße, denn die Luft war schwer und legte sich beklemmend auf die Bronchien.

Nur Cathleen war unterwegs. Sie schickte sich an, eine kleine Brücke zu überqueren. Danach benötigte sie nur noch zehn Minuten, und die Mint Highway war erreicht. Stanley Fenton, ein junger Psychologe, mit dem sie seit einem Jahr das Appartement teilte, wartete sicher schon ungeduldig. Unwillkürlich beschleunigte sie ihre Schritte.

Früher hatte sie den Weg über die kleine Brücke stets genossen wie ein Pferd, das den Stall wittert. Aber heute war da eine lauernde Unruhe, die sie vorwärtstrieb und sie weder nach links noch nach rechts schauen ließ. Schließlich hatte Cathleen den Wunsch, zu laufen.

Das Geräusch ihrer klappernden Absätze wurde hektischer, die Schritte wurden größer und die Abstände zwischen ihnen kleiner. Trotzdem schien sie keinen Zentimeter zurückzulegen. Jetzt reichte es ihr.

Cathleen drehte sich um und – blieb stocksteif stehen.

Das war nicht mehr London! Das war auch nicht mehr die gewohnte Brücke – und schon gar nicht die gewohnte Gegend. Hatte sie sich verlaufen? Unmöglich!

Aber warum war dann plötzlich alles so anders? Wo waren die Häuser geblieben, und was war aus der Themse geworden? Cathleen befand sich auf einem kleinen, wackeligen Steg, eher einer Planke, die über ein sumpfiges Flüsschen mit schilfbewachsenen Ufern führte, im gleichen Augenblick wurde sie sich der Ketten bewusst, die aus dem Nichts zu kommen schienen und mit ihren schweren Schellen jede Flucht verhinderten.

Das gab es nicht. In einer Stadt, die von Geschäften, Industrie und Spekulation lebte, hatte Übersinnliches keinen Raum.

Cathleen reagierte, wie es jede andere junge Frau in ihrer Situation getan hätte: Sie schrie gellend auf.

Aber mit ihren Schreien schien sie ein Signal gegeben zu haben, denn plötzlich war die Nacht mit wüsten Geräuschen erfüllt, die über der völlig überraschten Frau zusammenschlugen.

Schreie, lautes Grölen und wüster, trunkener Gesang waren um sie.

Wie aus dem Nichts stürzte sich eine wilde Horde von Menschen auf das Mädchen und packte sie brutal an Armen und Beinen. Ein paarmal schlug sie hart auf die Planken und schürfte sich die Knie und Ellenbogen auf. Die Bohlen knarrten und ächzten bedrohlich unter dem Gewicht der Menge. Cathleen glaubte an der Schwelle zum Irrsinn zu stehen.

Sie erkannte kräftige, gedrungene Gestalten in speckigem Leder. Zur Krönung wurden nun Fackeln angezündet, und das Licht beleuchtete grobporige, narbige Gesichter und schweißglänzende Männerarme.

Gerüche von Schweiß, Alkohol und unsauberen Kleidern schlugen vermischt mit anderen menschlichen Ausdünstungen über ihr zusammen. Die Fackeln rußten. Brennendes Harz tropfte und spritzte umher und versengte ihre Haut und ihr Haar. Cathleen hatte das absurde Gefühl, jeden Augenblick aus diesem Albtraum aufwachen zu müssen.

»Du wirst leiden, verdammte Hexe! Gesteh deine Verfehlungen, dann lassen wir mit uns reden. Sonst wirst du gefoltert!«

Eine andere Stimme grölte dazwischen: »Warum bemüht ihr euch um die Hure. Lasst sie doch gleich brennen, wie all die anderen. Seit wann brauchen wir Geständnisse?«

Der Sprecher schien die Mehrheit auf seiner Seite zu haben, denn erneut wurde Cathleen von derben, verarbeiteten Fäusten hochgezerrt und wie eine Trophäe davongetragen. Aber plötzlich stoppte die Meute.

Ein unheimlich dürrer Mann mit einer violetten Soutane trat dem Zug entgegen. Stille breitete sich aus, und die Horde wich respektvoll auseinander, als der Mann zwischen sie trat.

Er hob mit ehrfurchtgebietender Bewegung die Hand. In operettenhafter Gebärde zog er ein dickes Buch aus seinem Talar hervor. Seine ringgeschmückten Finger glitten suchend über die Seiten.

Der knochige Zeigefinger wollte sie aufspießen. »Wie heißt du? Sag die Wahrheit!«

Als Cathleen nicht sofort antwortete, pfiff etwas durch die Luft, und ein schneidender Schmerz zwischen den Schultern ließ sie erneut gellend aufschreien.

»Dein Name …«

Diesmal antwortete sie. »Cathleen Devlin.«

Grölendes Gelächter antwortete ihr. »Hell-Cat! Gut ausgedacht! Verbrennt sie doch endlich, die verdammte Hexe! Tilgt es aus, das verfluchte Wechselbalg!«

Der violette Soutanenträger hob herrisch die Hand, dass seine vielen Ringe im Flammenschein aufblitzten, Dann blätterte er erneut mit geziertem Gehabe in seinem Buch, Das Mädchen hatte den Eindruck einer gemeinen, einstudierten Farce, die der Anführer bestimmt nicht zum ersten Mal vollzog. Aber warum gerade sie?

Die Stimme des Soutanenträgers klang sanft, als er jetzt, ohne in die Schrift hineinzublicken, fragte: »Warum, meine Tochter, meinst du, bist du hierhergebracht worden?«

Cathleen ging nicht auf diese absurde Frage ein. Sie wollte sich nicht mit diesem Wahnsinn abfinden. Der menschliche Verstand sagte ihr, dass dies nicht die Wirklichkeit sein durfte. Aber die Schmerzen und das Blut waren echt.

»Rede!« Ein bulliger Mann mit grobschlächtigem, bärtigem Gesicht trat blitzschnell an sie heran. Ehe sie eine abwehrende Bewegung machen konnte, schlug er ihr die geballte Hand ins Gesicht.

Ihr Mund füllte sich mit Blut. Die Zunge schwoll an. Selbst, wenn sie eine Antwort gewusst hätte, im Augenblick war sie kaum in der Lage, auch nur einen Ton hervorzubringen.

Benommen vernahm Cathleen laute Gespräche. »Sie ist verstockt, die Hexe. Da bleibt uns nur eines: Macht die Probe!«

»Die Probe! Die Probe!« Die Menge heulte frenetisch auf.

Ehe sich das Mädchen einen Reim darauf machen konnte, was mit der Probe gemeint war, wurde ihr ein Knüppel unter den Kniekehlen hindurchgeschoben. Anschließend bogen sie ihr die Arme nach vorn und fesselten ihre Handgelenke an die Knöchel. Zwei bullige Knechte ergriffen beide Enden des Knüppels und schwangen sie hoch. Einen Moment hing Cathleen wie an einer Schaukel. Dann glaubte sie einen Moment zu fliegen. Aber dieses Gefühl währte nicht lange, denn gleich darauf schlug mit lautem Klatschen die schmutzige Brühe des Flusses über ihr zusammen.

Ertrinken, das war es also. Es hieß qualvoller und schmerzhafter Erstickungstod. Gewaltsam riss sie die Augen auf.

Von irgendwoher kam Licht, wo eigentlich überhaupt keines sein dürfte. Sie sank tiefer und versuchte mit ihren Blicken die grüne Glassphäre zu durchdringen. Fische kamen heran und blickten sie mit hervorquellenden Augen und qualligen, aufgedunsenen Mäulern an, die sich wie im stummen Selbstgespräch öffneten und schlossen.

Die wulstigen Lippen formten Fragen, die sie nicht verstand. Aber sie ahnte, was sie sagten. »Willst du hierbleiben? Dann sei willkommen!«

Der grüne Schein wurde heller und verscheuchte die Besucher. Ein Gesicht schälte sich heraus. Es war durch das Wasser bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Trotzdem wirkte es vertraut und gütig. Wenn sie nur gewusst hätte, wem es gehörte.

Der Mund öffnete sich, und seltsame Gedankenströme ließen Worte in ihrem Gehirn ertönen. »Warum bekennst du dich nicht zu uns? Schwöre allem andern ab, dann wirst du erlöst. Willst du leben?«

Leben, dachte sie – ja, natürlich wollte sie leben. Und überhaupt, welche Wahl blieb ihr denn eigentlich noch? Mit aller Inbrunst wünschte sich Cathleen zu leben.

Im gleichen Augenblick war der grüne Schimmer fort. Die Fische waren widerlich und glotzäugig, und das Wasser war schlammig und verfault. Wie eine Luftblase löste sie sich vom Grund und schwebte an die Oberfläche.

Mit ihrem Auftauchen waren auch die Fackeln und Peiniger wieder da. Mit begeistertem Heulen begrüßten sie Cathleen.

»Sie ist zu leicht, sie ist zu leicht! Holt sie heraus, jetzt muss sie sich schuldig bekennen.«

Die wüsten Gestalten wateten bis zur Hüfte ins Wasser und zogen sie mit langen Stangen an das Ufer. Die Gestalt mit der violetten Soutane stand immer noch wie ein ruhender Pol auf der Brücke und erwartete den Zug der Männer mit der Gefangenen.

Erneut wurde sie zu Boden geworfen. Die Meute fetzte ihr die Kleider vom Leib, und die Knechte drangen unter rohem Gebrüll auf sie ein. Essen wurden entzündet, Eisen weißglühend gemacht, und Leder pfiff durch die Luft.

Weiber schleppten Wassereimer und brachten Cathleen wieder zur Besinnung, wenn eine wohltuende Ohnmacht sie erlösen wollte.

Der Anführer näherte sich. Seine rechte Hand auf dem Rücken verhieß nichts Gutes. Er riss Cathleen empor. Plötzlich bohrte sich etwas in ihre Achselhöhle.

Sein Gesicht war milde und gütig, aber die Augen waren kalt und bösartig. Sie machten seine sanften Worte zur Farce.

»Mein Kind, hast du Unzucht mit dem Teufel getrieben, Kindlein vergiftet, ihre Leiber vergraben?«

Jede einzelne Pore seines ledernen Gesichts war ihr vertraut. Auch auf dem Grund des Flüsschens war er ihr erschienen. Verzweifelt zermarterte die junge Frau sich das Gehirn – ohne Erfolg.

Lüsterne Finger suchten ihren Körper ab, drehten sie herum und betasteten sie. Immer wieder vernahm Cathleen die gemurmelten Worte: Signum Diabolicum. Was das war, fiel ihr nicht ein.

Aus ihren angsterfüllten Augen rann keine Träne mehr.

Jammernde Klagelaute kamen über ihre Lippen – mehr unbewusst als absichtlich. Der Soutanenträger spreizte in scheinbarem Bedauern die Arme.

»Sie spricht mit fremden Zungen, Brüder und Schwestern. Ich kann sie nicht verstehen.«

Vielleicht waren es diese zynischen Worte, die Cathleen veranlassten, ihr letztes bisschen Willen zu mobilisieren.

Sie raffte sich auf und versuchte mehr taumelnd als gehend das Unmögliche – die Flucht. Fünf oder sechs Schritte schaffte sie. Sie glaubte schon fast an das Wunder, als ein brutaler Ruck an der Kette ihrer Flucht ein Ende machte.

Die splittrigen Bohlen rissen ihr den Rücken auf, und dann dröhnte Cathleens Kopf gewaltsam auf den Boden. Rote, milchige Schleier wogten vor ihren Augen, Sie löschten Cathleens Bewusstsein, das Wahrnehmungsvermögen und den Widerstand der Frau.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

Gereizt wie ein Tiger lief Stanley Fenton in seinem Wohnzimmer auf und ab. Immer wieder ging sein Blick zu Cathleen, seiner Braut, die auf dem Sofa ausgestreckt lag und sich wie in Krämpfen wand.

Vorsichtig kniete er neben der Frau nieder und hob eines ihrer Lider. Aber ihre Pupillen waren kaum zu sehen. Cathleen musste in tiefer Bewusstlosigkeit liegen.

Genau eine Stunde war es jetzt her, dass Cathleen mechanisch wie eine Gliederpuppe durch die Wohnungstür gewankt war, um dann kraftlos in seine Arme zu sinken. Er hatte es für einen Schwächeanfall gehalten, und sie sacht auf die Couch gebettet.

Mehrfach hatte Stanley versucht, einen Notarzt zu erreichen. Aber wie so häufig klappte heute überhaupt nichts. Die Leitung war tot. Also blieb er lieber im Haus, weil er sich nicht traute, Cathleen allein zu lassen. Ein gurgelnder Laut ließ ihn emporschrecken.

Die junge Frau hatte sich aufgebäumt und zuckte wie unter unsichtbaren Schlägen. Wieder und wieder stammelte sie unverständliche Sätze. Ihre Hände fuhren zum Hals, und sie rang verzweifelt nach Atem. Der Mund des Mädchens öffnete sich ein ums andere Mal in verzweifelter Atemnot. Das Gesicht verfärbte sich zunehmend blauer, bis sie steif wie ein Brett zurückfiel. Ihr Schlaf wurde ruhiger, und die Wangen nahmen allmählich eine gesündere Färbung an. Die Krise schien überwunden.

Besorgt wischte Stanley dem Mädchen mit einem feuchten Handtuch die Stirn trocken. Cathleen atmete jetzt ruhig und entspannt, offenbar fühlte sie sich wesentlich besser.

Stanley überlegte. Etwa ein Jahr lebte er jetzt mit Cathleen zusammen. Er erinnerte sich genau, wie es gewesen war, als er sie damals durch seinen Lehrer und väterlichen Freund Professor Sid Kupferberg kennengelernt hatte.

Cathleen war Vollwaise. Er erinnerte sich genau der Zeitungsmeldungen, in denen, mit peinlicher Akribie und Taktlosigkeit ausgeführt worden war, wie Cats Eltern von einem religiösen Fanatiker umgebracht worden waren. Der Verrückte hatte das Haus der Devlins kurzerhand in Flammen aufgehen lassen. Im Gefängnis hatte Brenton Dunham sich erhängt.

Ein Irrtum, wie er vorher zynisch zugegeben hatte. Sein ganzes Sinnen und Trachten war auf den Tod von Cathleen programmiert gewesen.

Es bedurfte eines erfahrenen und engagierten Psychologen wie Sidney- Kupferberg, um die völlig verschreckte Frau aus dem Wust von Selbstvorwürfen, die bis zur Selbstzerstörung gegangen waren, zu befreien.

So hatte er Cathleen kennengelernt. Sicher, Professor Kupferberg hatte die Weichen gestellt. Aber Stanley, oder besser gesagt, seine Zuneigung zu Cathleen, war schließlich zu dem Damm geworden, an dem Selbstzerfleischung und Vorwürfe wirkungslos abprallten. Cathleen war gesund geworden. Das Leben machte ihr wieder Spaß.

Zumindest sah es so aus. Der heutige Vorfall machte Stanley Angst, denn wie Cathleen auf Stresssituationen reagieren würde, ob die verschütteten Selbstzerstörungstriebe wiederkehren würden, hatte sich bisher gottlob noch nicht gezeigt.

»Ich lebe …« Cathleens wesenlose Stimme kam von der Couch.

Überrascht fuhr Stanley herum. Entgeistert musterte er seine Braut, die sich auf dem Sofa aufgerichtet hatte und mit ungläubigem Gesicht ihre Gliedmaßen betastete.

Stanley bekam es mit der Angst zu tun. »Cat, was war mit dir? Bist du gesund? Kannst du dich erinnern, was war?«

Langsam kam wieder Leben in Cathleens Blick. Sie schaute sich mit ängstlichem Schaudern um. »Sind sie weg?«

»Wer ist weg?« Ihr Benehmen gab Stanley Rätsel auf.

Cathleen fasste sich ein wenig. »Wie komme ich überhaupt hierher?«

Stanley schluckte. »Du bist vor einer Stunde kreidebleich wie der Tod hier hereingewankt gekommen und zusammengebrochen.

---ENDE DER LESEPROBE---