Die drei !!!, Nacht der Elfen (drei Ausrufezeichen) - Mira Sol - E-Book

Die drei !!!, Nacht der Elfen (drei Ausrufezeichen) E-Book

Mira Sol

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen. Bei einem Nähkurs wollen Kim, Franzi und Marie alte Teile aus ihrem Kleiderschrank upcyclen und lernen dabei Joana und Tim kennen, die Kostüme für ein Fantasy-Fest in der Stadt nähen wollen. Die drei !!! sind sofort Feuer und Flamme und wollen die beiden als Elfen verkleidet begleiten. Auf dem Fest jedoch wird die Showgruppe von Tim und Joana sabotiert und dann verschwinden die beiden sogar! Die drei !!! beginnen zu ermitteln und merken schnell, dass bei diesem Kostümfest nicht alles so ist, wie es zunächst scheint ... Mit coolen und leicht umsetzbaren DIY-Anleitungen für Kleidung und Accessoires nach jedem Kapitel! Aus alten Teilen können neue, aufregende Stücke designt und ohne viel Aufwand der Kleiderschrank aufpeppt werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 183

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nacht der Elfen

Mira Sol

Mit Illustrationen von Ina Biber und Karin Helmreich

KOSMOS

Umschlagillustration, Artwork und Illustrationen der »Die drei !!!«-Charaktere von Ina Biber, Gilching

Illustrationen der Bastelanleitungen von Karin Helmreich, Weinstadt

Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR

Haftungsausschluss: Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Der Verlag und die Autorin übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen können.

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2017, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-15711-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Eine Übersicht über alle DIY-Anleitungen und ein Glossar findest du hier.

Nähparty mit Drachen

»Pass auf!«, rief Franzi. »Hinter dir!«

Marie zuckte zusammen. Sie spürte einen Luftzug im Nacken und wirbelte herum. Im nächsten Moment erklang ein spitzer Schrei, dann flog ein dunkler Schatten auf sie zu. Geistesgegenwärtig sprang Marie zur Seite.

Die Gestalt rauschte nur wenige Zentimeter entfernt vorbei. Für Sekundenbruchteile sah Marie in ein schmales Gesicht. Hellgrüne Augen blickten sie erschrocken an, rotblondes Haar flatterte vorbei.

Ein dumpfer Schmerz durchfuhr Marie, als sie mit der Schulter gegen den Rahmen der Eingangstür stieß. Der große Sack, den Marie gerade mit Kim und Franzi ins Jugendzentrum schleppte, rutschte ihr aus den Händen. Mit einem dumpfen Klatschen schlug er auf dem Boden auf. Der Schwung des Aufpralls riss ihren Freundinnen beinahe das andere Ende des Sacks weg. Franzi geriet ins Straucheln, fing sich aber schnell wieder. »He!«, rief sie aufgebracht.

Die Gestalt stolperte an ihnen vorbei. Weiter unten konnte sie ihren Schwung mit Mühe am Treppengeländer abbremsen. Marie sah, dass es ein vielleicht fünfzehnjähriges Mädchen war. Es stammelte: »S…sorry!«, und hob eine Hand. »Ich hab euch überhaupt nicht gesehen! Alles okay bei dir?«

Marie winkte ab. »Nichts passiert.« Sie rieb sich die Schulter. »Das gibt bloß einen blauen Fleck.«

»Es tut mir leid!« Das Mädchen zupfte nervös an seinen Armbändchen. »Echt! Entschuldige bitte, aber ich hab’s eilig.« Es stieß sich vom Geländer ab, sprang die letzten Stufen hinab und lief über den angrenzenden Spielplatz davon.

Franzi schüttelte den Kopf und sah Marie an. »Alles klar bei dir?«

»Ja!«, antwortete Marie. Sie hob den Sack auf. »Ich habe schon schlimmere Bodychecks erlebt.«

Kim grinste. »Eine Detektivin bringt eben nichts so schnell aus dem Takt.«

»Genau«, rief Marie. »Und jetzt rein mit dem Zeug.«

Franzi nickte, schob den Sack mit dem Knie weiter hoch und fasste nach. »Übrigens«, begann sie, während sie ihre Last durch den Eingang des Jugendzentrums bugsierten, »wir brauchen bald mal wieder einen neuen Fall! Der letzte ist mindestens zwei Monate her.« Sie grinste Kim und Marie an. »Wir kommen noch ganz aus der Übung!«

Marie nickte. »Es wird echt mal wieder Zeit.«

»Allerdings«, stimmte Kim ihr zu.

Marie überlegte: Wie viele Verbrechen hatten sie mit ihrem Detektivclub Die drei!!! schon aufgeklärt? Sie kam so schnell nicht auf die genaue Anzahl, aber es waren bestimmt weit über sechzig! Über sechzig Mal hatte sie jetzt schon mit ihren Freundinnen und Detektivkolleginnen gefährliche und spannende Ermittlungen geführt und dabei jeden einzelnen Täter dingfest gemacht. Das war wirklich der Wahnsinn!

»Hallo, SOS«, war plötzlich Franzis Stimme zu hören. »Welt an Verliebte: Können wir hier mal durch?«

Marie sah verwirrt nach vorn – und musste sofort lächeln. Vor ihnen standen ein Mädchen und ein Junge mitten im Weg und küssten sich innig. Die beiden waren vielleicht 15 oder 16 Jahre alt.

»Wie süß«, flüsterte Kim. »Die kriegen ja gar nichts mit!« Sie sah Franzi fragend an. »Wir gehen einfach außen herum, oder?«

Im dem Moment öffnete das Mädchen die Augen und blinzelte Kim überrascht an. Es trat einen Schritt zurück und klopfte seinem Freund sanft auf die Schulter. »Da will jemand durch!«

Der Junge schüttelte den Kopf. »Nirgendwo hat man seine Ruhe!«, sagte er gespielt vorwurfsvoll. Er nahm die Hand seiner Freundin und sah die drei !!! belustigt an. »Was schleppt ihr da eigentlich durch die Gegend? Das sieht ja aus wie ein Sack mit einer Leiche drin.«

»Sehr witzig«, antwortete Marie trocken. »Darin sind Stoffreste!«

»Für die Nähparty heute Nachmittag«, ergänzte Kim.

»Echt?«, rief das Mädchen. »Cool! Wir sind auch angemeldet!«

Der Junge strubbelte sich durch seine kurzen, rotbraunen Haare. »Aber was wollt ihr denn mit so viel Material?« Er tippte auf den prall gefüllten Plastiksack. »Das reicht doch mindestens für ein Zirkuszelt!«

»Die Stoffe sind ja auch für alle Teilnehmer der Party!«, sagte Marie. »Das Kaufhaus Pulitzer hat sie gespendet.«

»Das ist ja super!«, rief das Mädchen begeistert. »Tim und ich sind oft dort und sehen uns die tollen Stoffe an.« Sie zuckte mit den Schultern. »Leider ist das meiste viel zu teuer für uns.«

»Näht ihr denn schon lange?«, wollte Kim wissen.

Das Mädchen strich sich eine Strähne seiner langen dunkelbraunen Haare aus der Stirn. »Ich bin erst seit einem halben Jahr dabei. Tim macht das schon länger. Zwei Jahre, oder?« Es sah seinen Freund an.

»Ja, fast zweieinhalb. Seit ich zu Fantasy-Conventions gehe und bei Kostümwettbewerben mitmache.«

»Fantasy-Conventions?«, wiederholten Kim und Franzi gleichzeitig und sahen fragend in die Runde.

»Ja!«, sagte Marie. »Kennt ihr das nicht?«

»Noch nie gehört«, murmelte Franzi.

»Das sind Treffen für Fans von Fantasyfilmen und -büchern. Viele laufen dabei in völlig verrückten Kostümen herum.« Marie grinste. »Ich hab mal eine Doku darüber gesehen. Die Leute verkleiden sich und versuchen, so gut wie möglich wie eine Figur aus einem Film oder einem Buch auszusehen. Zum Teil tragen sie wahnsinnig aufwendige Klamotten. Viele nähen die Sachen auch selbst.«

Tim nickte. »Genau das machen Joana und ich. Übrigens verkleiden sich nicht alle. Ein paar Leute kommen auch einfach so und sehen sich Filme an, kaufen Bücher, tauschen sich mit anderen Fans aus.«

»Aber die, die sich verkleiden, machen es richtig!«, warf Joana ein. »Es gibt richtig große Kostümwettbewerbe. Man kann sich allein oder in einer Gruppe anmelden und präsentiert seinen Character, also die Figur, die man darstellt, auf der Bühne. Die Leute, die am überzeugendsten rüberkommen, gewinnen einen Preis: Geld, Tickets für die nächste Convention, ein Shooting mit einem professionellen Fotografen oder so!«

»So ein Kostümwettbewerb ist ein echtes Highlight, auf das man monatelang hinfiebert«, ergänzte Tim. »Joana und ich sind in der gleichen Showgruppe. Wir sind zu zehnt und treffen uns regelmäßig, um uns neue Shows auszudenken oder zu proben. Und natürlich entwerfen wir die Kostüme zusammen.«

»Unsere neue Show heißt Dancing with the Dragon«, sagte Joana. Ihre Augen begannen zu leuchten. »Wir stellen dieses Mal Figuren aus einer Fantasygeschichte dar, die wir selbst erfunden haben. Es geht um ein Volk von Feen und Faunen, das im Kristall-Land lebt. Die Feen werden von einem mächtigen Magier bedroht, der sich in einen gefährlichen Drachen verwandelt hat. Die Macht des Drachens kann aber gebrochen werden, wenn genau sieben Feen und sieben Faune einen magischen Kreis bilden und um ihn herumtanzen. Weil sie das Tag und Nacht machen müssen, wechseln sich verschiedene Gruppen ab …« Joana hielt plötzlich inne. »Wollt ihr das überhaupt so genau wissen?«, fragte sie grinsend. »Wenn ich einmal anfange, davon zu erzählen, kann ich gar nicht mehr aufhören.«

»Es klingt total spannend«, sagte Kim sofort. »Mich interessieren Geschichten immer!« Sie schaute auf ihre Uhr. »Aber vielleicht kannst du nachher bei der Nähparty weitererzählen. Wir müssten jetzt noch die Nähmaschinen und ein paar andere Sachen reinbringen.«

»Seid ihr etwa die Kursleiterinnen?« Joana riss die Augen auf. »Das ist ja der Hammer!«

Schnell schüttelte Marie den Kopf. »Nein, meine Stiefmutter veranstaltet den Workshop. Wir helfen ihr nur bei den Vorbereitungen.«

»Ach so.« Joana grinste. »Schade, ich dachte schon, wir hätten gerade drei Wunderkinder aus der Do-it-yourself-Szene kennengelernt!«

»Großer Irrtum«, sagte Franzi. »Also, was mich betrifft: Ich schaffe es kaum, einen Faden unfallfrei in eine Nadel einzufädeln.«

»Deshalb darfst du dir das ja auch heute von Tessa zeigen lassen«, sagte Marie grinsend. »Und jetzt sollten wir wirklich weitermachen. Tessa fragt sich bestimmt schon, wo wir bleiben!«

»Wir können euch helfen, dann geht es schneller«, schlug Joana vor.

»Klar!«, sagte Tim sofort.

Marie lächelte. »Das wäre super, danke!«

Franzi packte den Sack an und wuchtete ein Ende hoch. »Am besten bringen Kim und ich die Stoffe zu Tessa rein und ihr drei holt den Rest aus dem Auto, okay?« Marie hob den Daumen. »Perfekt!«

Eine halbe Stunde später klatschte sich Tessa mit den die drei !!!, Tim und Joana ab. »Vielen Dank!«, sagte sie und strahlte in die Runde. »Die Nähparty fängt schon mal gut an. Mit so vielen fleißigen Helfern!«

»War doch kein Ding«, sagte Tim. »Gern geschehen!«

Zufrieden betrachtete Marie den Raum, den sie eingerichtet hatten. Sie strich über einen der Stoffballen, die sie auf einem Tischchen aufgestapelt hatten. Die Farben und Muster leuchteten intensiv in der Nachmittagssonne, die durch die großen Fenster schien. Davor hatten sie acht Tische geschoben und die Nähmaschinen darauf platziert. In der Mitte des Raums befand sich eine große Arbeitsplatte auf zwei Metallböcken. Darauf standen dutzende von Kästchen und Körben mit Näh-Utensilien, bunten Knöpfen, Garnen, glänzenden Bändern und großen flauschigen Wollknäueln. Der Anblick machte richtig Lust, sofort etwas zu nähen, zu sticken oder zu stricken.

»Das sind alles Spenden, die ich von Geschäften und Privatleuten aus der Stadt für das Projekt erhalten habe«, sagte Tessa. »Großartig, oder?«

Marie nickte. Sie war sehr stolz darauf, dass ihre Stiefmutter das alles hier auf die Beine gestellt hatte. Tessa arbeitete eigentlich als Kamerafrau. Nebenher hatte sie aber immer schon gern Kleider entworfen und genäht. Über die Jahre war sie zu einem echten Nähprofi geworden. Vor einiger Zeit hatte sie sogar angefangen, selbst entworfene T-Shirts und Kinderbekleidung aus Bio-Baumwolle zu verkaufen. Die Shirts ihres Labels ›Think Nature!‹ verkauften sich richtig gut. Auch eine Mitarbeiterin des Jugendzentrums war ein großer Fan. Daher war sie auf die Idee gekommen, Tessa anzusprechen und sie zu fragen, ob sie Lust darauf hätte, einen zweitägigen Handarbeits-Workshop im JUZ abzuhalten. Tessa war sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte wochenlang Ideen und Spenden gesammelt.

Joana sah sich bewundernd um. »Das ist wirklich eine tolle Kreativ-Werkstatt geworden. Sie haben sogar eine Schneiderpuppe organisiert!«

»Ja!«, sagte Tessa begeistert. »Die hat mir eine Freundin geliehen, die ein Modeatelier betreibt. Wahrscheinlich kommen wir heute noch gar nicht dazu, Kleider zu nähen, aber ich fand, dass dieses Utensil sich in einer Schneiderwerkstatt einfach gut macht.«

»Ich glaube, Tim und ich können die Modellpuppe sehr gut brauchen!«, rief Joana. »Wir haben Kostüme mitgebracht, zu denen wir dringend noch ein paar Tipps brauchen.«

»Kostüme?«, fragte Tessa. »Spielt ihr Theater?«

»Nein«, erwiderte Joana. »Wir wollen dieses Wochenende an einem Kostümwettbewerb auf der Fantasy-Convention teilnehmen.«

»Verstehe!«, antwortete Tessa interessiert. »Und ihr habt schon ganze Kostüme genäht? Dann seid ihr ja richtige Profis!«

Tim machte ein nachdenkliches Gesicht. »Wir haben mittlerweile schon ein paar Sachen drauf. Aber es gibt bestimmt tausend Tricks, die wir noch lernen können.«

»Das glaube ich auch«, sagte Joana.

Tessa lächelte. »Ich hoffe, ich kann euch helfen!« Sie sah auf ihre Armbanduhr. »In zwanzig Minuten geht es los. Mal sehen, ob alle kommen. Bei dem schönen Wetter lockt ja auch das Schwimmbad.«

»Wie viele Leute haben sich denn angemeldet?«, fragte Franzi.

Tessa sah auf eine Liste. »Elf. Neun Mädchen und zwei Jungen.«

»Joana und ich sind jedenfalls schon mal da«, sagte Tim und grinste. »Die anderen kommen bestimmt auch!«

Im nächsten Moment lugte ein schmaler, vielleicht zwölfjähriger Junge mit verstrubbelten schwarzen Haaren zur Tür herein. »Hi!«, sagte er leise und sah sich unsicher um.

»Hallo!«, rief Tessa. Sie legte die Liste auf ihren Schoß. »Nur hereinspaziert zu unserer Nähparty! Wie heißt du denn?«

Der Junge räusperte sich. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, tauchten drei weitere Jungen hinter ihm auf. Marie schätzte sie auf zwölf bis dreizehn Jahre. Einer schlug ihm auf die Schulter. »Mensch, Selim!«, rief er. »Gut, dass du da bist, wir brauchen noch einen Mann zum Tischkickern!«

»Hey, Basti.« Selim grinste schief. »Was macht ihr denn hier? Ich dachte, ihr habt Fußballtraining?«

»Das ist ausgefallen«, sagte der andere Junge. »Jetzt wollen wir hier ein bisschen abhängen und kickern.«

Ein weiterer Junge schob sich nach vorn und sah sich skeptisch um. »Was soll das denn sein?« Er deutete zu der Schneiderpuppe und dann zu den Nähmaschinen. »Was ist das für ein Kram hier?«

»Das ist kein Kram«, stellte Tessa nüchtern fest. »Das ist das Material für unsere Nähparty.«

»Party?«, wiederholte einer der Jungen. »Ich lach mich tot. Wo ist denn das Bier?«

Tessa verdrehte die Augen. »Gibt es hier nicht. Dafür jede Menge Spaß beim Nähen! Ihr könnt es gern ausprobieren!«

Der Junge machte ein entsetztes Gesicht. »Das ist doch voll der Weiberkram.« Er schüttelte den Kopf. »Bei so was machen wir garantiert nicht mit!« Er zog Selim und die anderen beiden Jungs mit sich von der Tür weg.

Marie verschränkte die Arme vor der Brust. »Idioten!«

Tim grinste. »Lass sie doch, die haben ja keine Ahnung.«

»Entschuldigung?«, war plötzlich eine Stimme zu hören. Zwei dunkelhaarige Mädchen standen in der Tür. Sie sahen den Jungen verunsichert hinterher. »Findet hier die Nähparty statt?«, fragte das eine der Mädchen.

»Ja!«, antwortete Tessa. »Kommt doch herein!«

Die Mädchen schlenderten in den Raum hinein und blickten sich neugierig um. »Das sieht wahnsinnig gut aus!«, sagte eine der beiden und stellte eine große Tasche auf dem Tisch ab. Sie sah Joana und Tim an. »Euch kenne ich doch irgendwoher!«

Joana nickte. »Von der letzten FanCon! Unsere Gruppe war direkt nach euch dran. Ihr seid Svea und Alexa, oder?«

»Ja, stimmt!«, sagte das Mädchen. »Jetzt erinnere ich mich wieder.« Sie strich über ihre Tasche. »Wollt ihr euch auch ein paar Tipps holen für eure Kostüme für die Con am Wochenende?«

»Hmhm.« Joana nickte. »Ich hab Schwierigkeiten mit den Abnähern an meinem Oberteil.«

Das andere Mädchen zog einen Stuhl neben seine Freundin und setzte sich. »Dann können wir ja schon mal gegenseitig einen Blick auf unsere Kostüme werfen!«

Tessa lächelte unsicher. »Ich habe das Gefühl, dass sich hier lauter Nähprofis angemeldet haben. Da habe ich meine supereinfachen Schnitte für einen Shopper und Haarbänder ja völlig umsonst mitgebracht.«

»Bestimmt nicht!«, rief Marie. »Ich möchte unbedingt einen Shopper nähen!«

»Und ich ein Haarband!«, stimmte Kim zu.

»Und mir kannst du beibringen, wie man einen Faden einfädelt, ohne sich mit der Nadel zu erstechen.« Franzi verschränkte grinsend die Arme vor der Brust. »Wahrscheinlich bin ich da nicht die Einzige.«

Da hatte sie sich aber geirrt. In den nächsten Minuten erschienen die anderen Teilnehmer und es stellte sich schnell heraus, dass alle bereits Erfahrung im Nähen hatten. Zwar waren sie noch nicht so weit wie die vier FanCon-Teilnehmer, aber selbst die jüngste Teilnehmerin, die zehnjährige Ivy, hatte schon ein paarmal mit ihrer älteren Schwester Ava zusammen genäht. Die beiden hatten sogar ein selbst entworfenes Schnittmuster für eine Handytasche mitgebracht. Die anderen Teilnehmer entschieden sich entweder für das Haarband oder den Shopper. Tessa erklärte die einzelnen Schritte, zeigte die verschiedenen Stoffe und Verzierungen, dann legten alle voller Begeisterung los. Tim, Joana, Svea und Alexa packten unterdessen ihre Kostüme aus. Joana zog ihr Kleid auf die Schneiderpuppe auf.

Ivy quietschte laut auf. »Ist das schön!« Sie lief zu der Modellpuppe und betrachtete ausgiebig den weiten langen Rock aus schillernder Seide, das schmale Oberteil und die leicht gebauschten Ärmel. Das gesamte Kostüm war mit zarten pastellfarbenen Blüten und mit Glitzersteinen bestickt, die im Sonnenlicht in allen Regenbogenfarben funkelten.

Svea und Alexa tauschten einen vielsagenden Blick.

»So etwas will ich auch machen!«, sagte Ivy.

Ihre Schwester klopfte ihr auf die Schulter. »In ein paar Jahren kannst du es ja mal versuchen!«

»Das ist gut geworden«, sagte Alexa leise. »Ich habe noch nie so etwas Schönes gesehen!«

»Hm«, machte ihre Freundin. Sie betrachtete das Kostüm nachdenklich.

»Danke!«, sagte Joana. »Es war auch unendlich viel Arbeit. Ich nähe seit fünf Wochen daran.« Sie strich über die Seiten des Oberteils. »Ich bin nur mit den Abnähern vorn unzufrieden. Der Halsausschnitt stellt sich immer so komisch nach vorne.«

Tessa trat an das Kleid heran. »Das ist ein echtes Meisterwerk!« Prüfend fuhr sie über die Seiten. »Ich glaube, man muss nur hier noch ein bisschen mehr raffen.« Joana kniff die Augen zusammen. »Stimmt, das könnte es sein.« Sie holte ein kleines Nadelkissen mit Stecknadeln aus ihrer Tasche und hielt es Tessa hin. »Können Sie mir bitte dabei helfen?«

Unter den interessierten Blicken von Svea und Alexa kümmerten sich Tessa und Joana um das Kleid.

Tim seufzte. »Das wird richtig gut. Jetzt brauchen wir nur noch einen Tipp für mich.«

Marie legte die Schere zur Seite und betrachtete die weite lange Hose und die kurzärmelige Weste, die der Junge vor sich auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Beides war aus dem gleichen Stoff gefertigt wie Joanas Kostüm und ebenfalls mit Blumenranken und Glitzersteinen bestickt.

»Ich weiß ja nicht, wie es angezogen aussieht«, meinte Marie. »Aber so, wie die Teile daliegen, sehen sie perfekt aus!«

»Danke!« Tim trat einen Schritt zurück. »Die Sachen passen auch wie angegossen. Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich die passende Kopfbedeckung gestalten soll.«

»Wie meinst du das?« Marie sah den Jungen fragend an.

»Meine Figur ist ein Regenbogen-Faun, der wahnsinnig lange Haare hat.« Tim holte tief Luft, bevor er weitersprach: »Der Faun war ein halbes Leben lang vom Drachen gefangen gehalten worden und hat sich die Haare nicht mehr geschnitten, weil ihm eine Fee gesagt hat, dass sich dadurch magische Kräfte in seinem Körper sammeln und er sich dann befreien kann.«

»Ah, ja«, sagte Marie und sah etwas hilflos drein.

Tim grinste. »Klingt ziemlich bescheuert, ich weiß. Aber glaub mir: Wenn du die ganze Szene siehst, ist es vollkommen logisch! Ich stelle mir die Haare so ganz leicht verfilzt vor, wie Rastalocken oder so. Das sieht im Kontrast zu den Seidenklamotten bestimmt cool aus.«

Er fuhr sich durch sein kurzes Haar und seufzte. »Ich müsste eigentlich eine Perücke kaufen. Aber die mit langen Haaren sind total teuer. Deshalb dachte ich, dass ich einen zum Anzug passenden Turban nähen könnte und ein paar Strähnen annähe, die raushängen.«

»Das wäre eine Möglichkeit.« Marie sah nachdenklich über die Accessoires auf dem großen Tisch. Als ihr Blick auf den Stapel mit den Wollknäueln fiel, hatte sie plötzlich eine Idee. »Und wenn du dir gezwirbelte Zöpfe aus Wolle machst?« Sie schnappte sich drei Wollknäuel in Hellgrau, Blau und Türkis und legte sie vor sich hin. »Wir haben früher mal Schnüre aus Wollfäden zusammengedreht. Die haben wir als Schlüsselband oder Armschmuck benutzt. Diese Twistschnüre könnten aussehen wie Rastazöpfchen.«

Tims Augen blitzten. »Stimmt! Ich weiß, was du meinst. Das probiere ich mal aus!«

»Ich helfe dir!«, sagte Marie. »Dann geht es schneller und du hast eine Mega-Faun-Perücke!«

»Danke!«, rief Tim.

Als sie bereits einen ganzen Haufen langer Wollstränge abgeschnitten und am Ende verknotet hatten, kam Franzi zu ihnen herüber.

»Was wird das denn?«, wollte sie wissen.

»Wirst du gleich sehen!«, antwortete Marie. Sie sah sich suchend um. »Gibt es hier irgendwo Klebeband? Ah, da!«

Als Marie das Ende der Wollfäden mit dem Tape am Tisch befestigte, fiel bei Franzi der Groschen. »Ihr macht Turbo-Twist-Schnüre!«

»Den Namen dafür kannte ich noch gar nicht«, sagte Marie lachend. »Aber er passt!«

Tim begann, drei dicke Wollfäden miteinander zu verzwirbeln.

»Wir haben immer mindestens fünf Fäden genommen«, sagte Franzi. »Dann wird die Schnur richtig dick!«

»Ja, aber ich finde es schöner, wenn die Zöpfchen eher fein sind. Ich kann sie ja immer noch zusammenflechten«, murmelte Tim.

»Zöpfchen?«, wiederholte Franzi und sah Tim irritiert an.

Bevor der Junge antworten konnte, schrillte ein unglaublich lautes Pfeifen los. Es drang in voller Lautstärke vom Flur her zu ihnen herein.

Ivy ließ vor Schreck einen Ballen mit Stoff fallen und sah ihre Schwester mit großen Augen an. Ava legte einen Arm um sie und blickte Tessa fragend an.

»Was ist denn jetzt los?«, rief Franzi.

Marie lief zur Tür. »Das ist ein Rauchmelder draußen im Flur!«

Ivy sah sich panisch um. »Feuer! Wir müssen raus!«

Turbo-Twist-Schnur

DU BRAUCHST …

Wolle in verschiedenen FarbenScheregut haftendes KlebebandNähnadelNähgarn bunte (Zier-)Knöpfe

Eine bunte Kordel aus Wollfäden in deinen Lieblingsfarben, die wie geknüpft oder geflochten aussieht, aber viel schneller zu machen ist!

Es gibt unendlich viele Einsatzmöglichkeiten!

Basis-Twist

1Schneide von zwei bis fünf verschiedenen Wollknäueln gleich lange Fäden ab. Du musst etwas mehr als das Doppelte der Länge nehmen, die deine fertige Schnur haben soll.

Knote die Fäden an einem Ende zusammen und befestige den Knoten mit Klebeband an einer Tischkante.

2Jetzt nimmst du die Fäden am anderen Ende, ziehst sie straff und drehst sie dann gemeinsam in eine Richtung, sodass sich die Wollfäden fest miteinander verzwirbeln. Achte dabei darauf, dass die Fäden immer straff gespannt bleiben.

3Lass nach einiger Zeit kurz locker und prüfe, ob sich die Fäden zusammenkringeln. Wenn sie das tun, kannst du mit einer Hand das untere Ende der gezwirbelten Schnur fassen und mit der anderen in die Mitte. Führe das Ende der Schnur zum angeklebten Knoten und halte dabei die Mitte weiter fest. Lass die Mitte dann los – die Wollschnüre zwirbeln sich zusammen!

4Verknote die beiden Enden miteinander und streiche die Kordel aus, damit du eine gleichmäßige Twist-Schnur erhältst. Fertig ist der Basis-Twist!

Double-Twist

Verdrehe zwei Basis-Twist-Schnüre nochmals miteinander. So erhältst eine dickere Twist-Schnur.

Freestyle-Twist

Du kannst drei oder mehr Basis-Twist-Schnüre auch zu einem Zopf flechten oder ineinander verknoten.

Dafür kannst du die Turbo-Twist-Schnüre verwenden:

Als Perücke: Mehrere fertige Zwirbelschnüre an einem Haargummi festknoten und dann am eigenen Haar befestigen oder an einem Haartuch festnähen. Fertig ist die Zöpfchenperücke!

Tipp: Das funktioniert am besten mit Filzwolle.

Außerdem lassen sich die Zwirbelkordeln als Armband, Schlüsselband, Gürtel, zum Aufnähen auf Taschen oder Shirts und zu noch vielem mehr verwenden!

Maries Tipp

Als Verschluss für ein Freundschaftsband kannst du einen schönen Knopf am Knotenende der Twist-Schnur festnähen. Dann brauchst du nur eine Schlaufe des anderen Endes über den Knopf zu ziehen und das Armband sitzt fest am Handgelenk!