Die drei ??? und die verlorene Zeit (drei Fragezeichen) - Christoph Dittert - E-Book

Die drei ??? und die verlorene Zeit (drei Fragezeichen) E-Book

Christoph Dittert

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Beschreibung

Arnold Grasso wird von seinen Verwandten beschuldigt, ein wertvolles Gemälde aus dem Familienbesitz gestohlen zu haben. Doch noch während er die drei ??? um Hilfe bittet, wird er entführt. Justus, Peter und Bob machen sich auf die Suche nach ihrem Auftraggeber und dem verschollenen Gemälde. Können die drei Freunde den entführten Arnold retten?

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und die verlorene Zeit

erzählt von Christoph Dittert

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2021, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50275-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Das Gemälde, das es gar nicht geben kann

Peter Shaw sah auf die Uhr. »Wir sollten bald loslegen«, sagte er ohne rechte Begeisterung.

»Hm?«, machte sein Freund Justus Jonas, der gerade damit beschäftigt war, die letzten Cookie-Brösel aus der Schachtel zu fischen, die auf dem Tisch in der Zentrale stand. Die Zentrale war das Detektivbüro der drei ??? und befand sich in einem Campinganhänger, der unter einem Schrottberg im Gebrauchtwarenhandel von Justus’ Onkel verborgen war.

Auch Bob Andrews, der Dritte im Bunde der drei Detektive, zeigte sich nach Peters Aufforderung nicht sonderlich begeistert. »Müssen wir wirklich schon anfangen? Ich meine, es bleibt doch noch Zeit! Draußen ist es brütend heiß, und bis die Sonne untergeht …«

»Peter hat recht«, unterbrach Justus. »Betrachtet man alle Fakten, ist das Ergebnis eindeutig. Onkel Titus hat uns damit beauftragt, heute den Schrottplatz aufzuräumen, ehe er mit Tante Mathilda losgefahren ist.« Die beiden waren unterwegs zu einer Haushaltsauflösung, wo sie hofften, einige wertvolle Stücke für das Wertstoffcenter zu finden. »Das hilft uns, unsere Detektivkasse aufzubessern, die das dringend nötig hat. Das sollten wir nicht ohne Grund hinauszögern, sondern zur Tat schreiten!« Der Erste Detektiv stand auf.

Peter verdrehte die Augen. »Musst du alles so geschraubt ausdrücken? Dein Onkel hat uns nicht beauftragt, sondern …«

»… es befohlen«, warf Bob ein.

»… uns gebeten, den Schrottplatz aufzuräumen. Er ist doch kein Klient unseres Detektivbüros, dass er uns beauftragen könnte!«

Justus brummelte vor sich hin. »Wahrscheinlich warte ich so dringend auf einen neuen Fall, dass mir das Wort in den Sinn gekommen ist. Es wird wirklich höchste Zeit für ein interessantes neues Geheimnis! Allerdings ist die Verwendung des Wortes beauftragt gar nicht so falsch, wie du es mir vorwirfst, Peter! Man könnte durchaus argumentieren, dass …«

»Man könnte«, unterbrach der Zweite Detektiv, der nicht die geringste Lust auf einen von Justus’ Vorträgen verspürte. »Aber man muss nicht. Kommt, gehen wir nach draußen und bringen es hinter uns.«

Sie verließen die Zentrale durch den kleinen Tunnel im Schrottberg, der zum so genannten Kalten Tor führte – einem ausrangierten Kühlschrank ohne Rückwand, dessen Tür sich auch von innen öffnen ließ. Gemeinsam gingen sie in Richtung Wohnhaus. Onkel Titus hatte versprochen, die Ecken aufzuschreiben, in denen seiner Meinung nach am dringendsten Ordnung geschaffen werden musste.

Auf dem Weg dorthin hörten sie, wie jemand an das verschlossene Eingangstor des Schrottplatzes klopfte – nein, die Person hämmerte dagegen, als ginge es um ihr Leben. Ein »Hallo?« folgte, dann: »Ich brauche Hilfe! H-hört mich jemand? Ist jemand da?« Die Stimme war eindeutig die eines Mannes und sie zitterte leicht.

»Ich hol den Schlüssel aus dem Haus«, rief Justus, während Peter bereits zum Tor eilte, wo der Mann weiterhin lautstark versuchte, auf sich aufmerksam zu machen. Dort angekommen, rief der Zweite Detektiv: »Wir hören Sie! Gleich können wir Ihnen öffnen. Was ist passiert? Benötigen Sie sofort Hilfe? Ich kann über das Tor klettern!«

»Oh, dem Himmel sei Dank! Nein, nein, es ist schon gut, wenn ihr gleich aufschließt, das passt. Bist du …«, schweres, hektisches Atmen folgte, »… bist du einer von den zwei Fragezeichen?«

Peter konnte sich trotz des Ernstes der Situation ein Grinsen nicht verkneifen. »Wir sind zu dritt. Aber ansonsten – ja! Da sind Sie bei mir und uns genau richtig.«

Nun war auch Bob heran, direkt gefolgt von Justus. Der hielt einen klimpernden Schlüsselbund in der Hand, mit dem er das Tor öffnete. Der Mann, der sie nun anstarrte, mochte fünfundzwanzig Jahre alt sein, vielleicht dreißig. Er war dürr wie eine Bohnenstange und trug eine Brille ohne Rahmen. Hektisch sah er mehrfach über die Schulter nach hinten. »Könnt ihr mich reinlassen und sofort wieder abschließen? Bitte?«

»Selbstverständlich«, sagte Justus leicht misstrauisch und zugleich gespannt. Was ging hier vor? Was hatte es mit diesem Besuch auf sich? Offenbar war der Mann gezielt zu ihnen gekommen, auf der Suche nach Hilfe.

»Ich bin Arnold Grasso«, sagte der dürre Mann und schlüpfte herein.

»Was ist passiert?«, fragte Justus, während er das Tor wieder abschloss. »Sollen wir die Polizei rufen?«

»Nein, nein, keine Polizei.« Arnold Grasso lehnte sich von innen gegen das Tor und schloss die Augen. »Gut«, murmelte er kaum verständlich, anscheinend nur an sich selbst gerichtet. »Ich habe es bis hierher geschafft, also geht es auch weiter. Ich kann es schaffen. Ich kann!« Es klang wie ein Mantra, mit dem er sich selbst ermutigte. Dann ergänzte er merklich lauter: »Ich werde euch alles erzählen. Können wir uns irgendwo hinsetzen?«

»Selbstverständlich«, sagte Justus. »Kommen Sie mit.«

Die drei ??? führten ihren Gast zum Wohnhaus der Familie Jonas. Justus wohnte hier bei seinem Onkel und seiner Tante, seit seine Eltern vor vielen Jahren bei einem Unfall gestorben waren.

Mr Grasso wirkte zunehmend gelöster, schaute sich nicht mehr ständig um und schien etwas ruhiger zu werden.

Sie setzten sich auf die Veranda. Jenseits des Geländers flimmerte über dem Schrottplatz die Luft vor Hitze.

»Also, Sir«, begann Justus, »erzählen Sie uns doch, warum Sie zu uns gekommen sind.«

»Ich brauche eure Hilfe«, sagte der Besucher.

»Das sagten Sie bereits«, stellte Justus fest. »Wobei?«

»Und wer verfolgt Sie?«, fragte Bob, ehe ihr Gast antworten konnte.

Arnold Grasso starrte den dritten Detektiv mit weit aufgerissenen Augen an. »Wo-woher … Also, ich meine, woher weißt du das?«, stammelte er.

»Dass Sie verfolgt werden?« Bob versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. »Ihr Verhalten ist eindeutig. Wie Sie sich ständig umgesehen haben, aber ruhiger geworden sind, seit wir das Tor wieder abgeschlossen haben …«

Grasso nickte hastig. »Klar, ich verstehe. Es spricht ja für euch als Detektive, dass ihr das wahrnehmt.«

»Sicher, Sir«, sagte Justus, durchaus ein wenig selbstzufrieden. »Das Verhalten anderer Menschen zu beobachten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, gehört zu den Grundlagen jeder detektivischen Ermittlung.«

»Ich muss ein wenig ausholen, damit ihr versteht, worum es geht.« Mr Grasso umklammerte mit beiden Händen die Armlehnen seines Stuhls. »Man will mich entführen. Mich für ein Verbrechen zur Rechenschaft ziehen, das ich gar nicht begangen habe.«

»Welches Verbrechen?«, fragte Bob.

»Und wer ist man?«, ergänzte Peter. »Die Polizei?«

»Die würde ihn wohl kaum entführen wollen«, tadelte Justus. »Aber lassen wir Mr Grasso doch erst einmal erzählen. Ich hoffe, dass sich unsere dringendsten Fragen dann von selbst beantworten.«

Ihr Besucher nickte. »Es geht um ein Gemälde. Ein sehr altes Gemälde. Ein besonderes. Es ist auf den …«, er lachte nervös, und es klang alles andere als amüsiert, »… auf den 9.Oktober 1582 datiert. Ausgerechnet! Lächerlich, nicht wahr?« Grassos Finger trommelten einen raschen Rhythmus, dann verschränkte er die Hände ineinander. »Alle Kunsthistoriker glauben deshalb, dass das Gemälde gar nicht existiert. Dass es das Bild nie gegeben haben kann! Aber ich weiß es besser! Ich habe es gesehen!«

Die drei ??? warfen sich kurze Blicke zu. Die Hoffnung des Ersten Detektivs, dass sich durch die Erzählung ihres Besuchers die Fragen klären würden, schien sich nicht zu erfüllen. Bislang warfen seine Worte nur neue Rätsel auf. Was sollte an einem Bild, datiert auf das späte 16.Jahrhundert, lächerlich sein? Und warum sollte es wegen des Datums nie existiert haben? Redete Arnold Grasso vielleicht wirres Zeug? Vor Angst? Oder erlaubte er sich einen Spaß mit den drei ???, um sich hinterher ins Fäustchen zu lachen? Doch zunächst ließen die drei Detektive ihn weiterreden. Nachhaken konnten sie immer noch und möglicherweise ergab sich ja doch ein sinnvolles Gesamtbild.

»Mehr noch«, sagte Grasso. »Ich hätte das Bild rechtmäßig erhalten. Es wäre mein Eigentum geworden – wenn es nicht gestohlen worden wäre! Und nun bezichtigt meine Familie ausgerechnet mich des Diebstahls.«

Das setzte allem die Krone auf, und jetzt konnte Peter nicht mehr an sich halten. »Moment – nur damit ich das richtig verstehe: Sie hätten das Bild sowieso bekommen, aber Ihre Familie glaubt, Sie hätten es gestohlen? Warum sollten Sie das? Und überhaupt … Sie haben Angst, dass Ihre Familie Sie entführt?!«

»Ja!« Arnold Grasso sprang auf und tigerte auf der Veranda hin und her. »Genau das ist das Problem! Es klingt verrückt, das ist mir auch klar. Also, noch mal: Meine Familie hütet seit Generationen ein Gemälde, von dem die ganze Welt glaubt, dass es nie existiert hat, weil es am 9. Oktober 1582 entstanden sein soll. So weit klar, oder?«

»Eigentlich nicht«, meinte Bob.

Ihr Besucher kümmerte sich nicht um den Einwand. »Nach dem Tod meines Großvaters sollte ich es bekommen und nun … He, Moment! Was – was war das?« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Onkel Titus’ Werkstatt.

Justus, Peter und Bob folgten mit den Blicken der Richtung, entdeckten aber nichts.

Grasso offenbar auch nicht. Er wandte sich ab, setzte sich wieder, stützte die Ellenbogen auf die Knie und presste mit gesenktem Kopf die Stirn in die offenen Handflächen. »Entschuldigt, ich habe mich bestimmt getäuscht. Meine Nerven sind total überreizt!«

Der Erste Detektiv verkniff sich ein »Ach wirklich?« und sagte stattdessen: »Bitte versuchen Sie, einmal ganz klar zu formulieren, was wir für Sie tun sollen.«

»Ihr müsst meine Unschuld beweisen! Ich selbst kann es nicht. Ich bin untergetaucht, und das muss auch so bleiben, damit meine Familie mich nicht finden kann.«

»Also haben Sie das Gemälde nicht gestohlen?«, vergewisserte sich Justus.

»Selbstverständlich nicht!« Grasso klang wütend. »Hätte ich mich sonst an euch gewandt? Ihr seid Detektive! Findet heraus, wer es war und wo es ist. Übernehmt ihr diesen Auftrag?«

»Das werden wir«, sagte Justus mit leuchtenden Augen. »Das sind wir schon unserem Firmenmotto schuldig.« Er zückte eine Visitenkarte und reichte sie ihrem Besucher.

Arnold Grasso warf einen kurzen Blick darauf und ließ sie in seiner Hosentasche verschwinden. »Sehr gut. Genau deshalb bin ich ja zu euch gekommen. Euer guter Ruf eilt euch voraus, wisst ihr? Und wenn ihr euch um die Sache kümmert, kann ich mich darauf konzentrieren, untergetaucht zu bleiben.«

»Wir sollten allerdings wissen, wo wir Sie finden, oder zumindest, wie wir mit Ihnen Kontakt halten können«, sagte Bob.

Ihr Auftraggeber presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und atmete tief durch die Nase. »Als meine Familie mich plötzlich beschuldigte, dass ich das Gemälde geklaut hätte, konnte ich schnell abhauen. Ich … ich bin immer noch ganz kopflos! Aber ich habe mir ein billiges Wegwerfhandy gekauft. Die Nummer kennt sonst niemand. Ich gebe sie euch, damit ihr mich erreichen könnt. Habt ihr einen Stift da?«

Justus verschwand kurz im Haus und kehrte mit einem Kugelschreiber und einem kleinen Notizblock zurück. Grasso zog das erwähnte Handy aus der Hosentasche, tippte darauf herum und ließ sich offenbar die Rufnummer anzeigen. Diese kritzelte er auf das oberste Blatt des Blocks. »Am besten lernt ihr sie auswendig und vernichtet den Zettel.«

»Wir werden vorsichtig sein«, versicherte Justus, riss die Seite ab und steckte sie ein. »Und nun gibt es noch einige Fragen zu klären, damit wir einen Ansatzpunkt finden, wie wir Ihre Unschuld beweisen können. Wir müssen das Gemälde wiederfinden und auf diese Weise den wahren Dieb enttarnen. Dann wird sich alles klären. Aber wieso verdächtigt Ihre Familie überhaupt ausgerechnet Sie? Was hat es mit dem Bild auf sich? Und in welcher Beziehung steht Ihre Familie dazu? Sie haben erwähnt, dass sie die Hüter des Gemäldes seien.«

Zu einer Antwort kam Grasso nicht mehr. Er sprang auf und fluchte. »Verdammt, wie haben sie mich hier gefunden?«

Zwei Männer stürmten über den Schrottplatz auf das Haus zu. Sie waren dunkel gekleidet – schwarze Hose, schwarzer Pullover mit hochgezogener Kapuze – und trugen große schwarze Sonnenbrillen.

Nein … drei Männer! Einer rannte vom Berg mit Onkel Titus’ Lieblingsschrott her auf die Veranda zu.

Und ein vierter kletterte soeben über das verschlossene Eingangstor! Als die Sonne auf ihn fiel, blitzte etwas in seiner Hand auf.

»Er hat eine Waffe!«, rief Peter, erkannte jedoch im nächsten Moment seinen Irrtum. Es war nur ein großer silberner Siegelring, wie ihn auch die anderen Männer trugen.

»Lenkt sie ab!«, rief Bob seinen Freunden zu und packte Arnold Grasso am Arm. »Kommen Sie mit! Ich bringe Sie in Sicherheit!« Als er mit ihrem Klienten im Schlepptau von der Veranda hetzte, sah er im Augenwinkel, dass Justus bereits sein Handy in der Hand hielt. Der dritte Detektiv überlegte hektisch. Die Männer näherten sich aus verschiedenen Richtungen. Es gab nur eine Lücke, durch die sie gerade noch dem Zugriff entwischen konnten.

Aber was dann?

Der vermeintlich sichere Schrottplatz war für die drei ??? und ihren neuen Klienten plötzlich zur Falle geworden! Aber schließlich kannte Bob sich hier perfekt aus, ganz im Unterschied zu ihren Gegnern. Diesen Vorteil musste er ausnutzen.

Einer der Männer war fast heran.

»Dennis, hör zu, ich war es nicht!«, rief Grasso. »Ich …«

»Maul halten!«, tönte es dumpf zurück. Schon streckte der andere die Arme aus, um ihn zu packen. Der Siegelring blitzte in der Sonne …

… da zerrte Bob ihren Auftraggeber im letzten Moment weiter. Sie mussten in die Zentrale! Der Weg zur Freiluftwerkstatt war frei – und wenn Bob mit Grasso darin war, konnten sie über den Tunnel heimlich in die Zentrale vordringen und sich dort erst einmal verstecken … 

Eine spektakuläre Flucht

Die fremden Männer ignorierten Justus und Peter. Sie stürmten Bob und Arnold Grasso hinterher.

Peter ahnte, was Bob vorhatte – rein in die Werkstatt, den gut verborgenen Tunnel Zwei nutzen und sich in der Zentrale verstecken. Aber das konnte nicht gut gehen. Die Verfolger waren ihnen zu dicht auf den Fersen. »Just, wir müssen sie ablenken«, zischte der Zweite Detektiv seinem Freund zu. »He!«, schrie er in der nächsten Sekunde, während er von der Veranda stürmte, ohne zu wissen, was er als Nächstes tun sollte. Es blieb keine Zeit, nachzudenken. Er musste improvisieren, um Bob und ihrem Auftraggeber wenigstens ein paar Sekunden Zeit zu verschaffen. »Die Polizei wird jeden Augenblick hier sein!«, log er. »Verschwinden Sie von hier und wir können vergessen, dass Sie hier eingedrungen sind!«

Zwei der Männer blieben tatsächlich stehen und wandten sich Peter zu. Ein Erfolg – bei dem sich der Zweite Detektiv im nächsten Augenblick allerdings fragte, wie es nun weitergehen sollte. Hatte er zu viel gewagt? Was, wenn die Fremden nun zum Angriff auf ihn übergingen? Wenn sie womöglich sogar Waffen zogen?

»Mein Freund hat recht!«, rief Justus von der Veranda, während er mit dem Handy winkte, als habe er soeben den Notruf gewählt. »Hauen Sie ab! Ich habe die Polizei angerufen, und sie wird …«

»Maul halten!«, tönte es von einem der Männer, gefolgt von einem unverständlichen Wortschwall. Deffi tschi ente stazitto, oder so ähnlich. Peter fragte sich, ob der Mann seinem Kumpel Anweisungen gab und wenn ja, in welcher Sprache. Spanisch vielleicht? Wie auch immer, die beiden waren erst mal stehen geblieben, und das war gut. Aber die anderen zwei waren Bob und Grasso weiter dicht auf den Fersen, hielten sie genau im Blick. Und das war schlecht.

»La policía ya está aquí!«, rief Justus und deutete auf das Eingangstor des Schrottplatzes.

Das brachte auch die beiden anderen Männer aus dem Konzept. Der eine blieb abrupt stehen, der zweite rempelte ihn deswegen aus vollem Lauf an. Beide kamen ins Straucheln, fielen hin. Peter glaubte, Katzone! zu hören, was sich wie ein Fluch anhörte. Oder Calzone?

In der Zwischenzeit war Bob mit Arnold Grasso in der Werkstatt verschwunden. Natürlich hatten die Verfolger gesehen, in welche Richtung die beiden sich verzogen hatten. Aber das Ablenkungsmanöver verschaffte ihnen einige unbeobachtete Momente, während denen sie hoffentlich in den Tunnel Zwei verschwinden und den Eingang unbemerkt wieder verschließen konnten.

Schwer atmend erreichten der dritte Detektiv und ihr Auftraggeber die Werkstatt. Von außerhalb hörte Bob Lärm, Rufe und unverständliches Fluchen, aber er kümmerte sich nicht darum. »Bleiben Sie dicht bei mir, wir müssen uns beeilen!«, raunte er Arnold Grasso zu, während er bereits zu dem Eisengitter eilte, das den Eingang in Tunnel Zwei verdeckte. Er schob es beiseite. »Los, Sie zuerst!«

Arnold Grasso starrte den dritten Detektiv mit weit aufgerissenen Augen verwundert an, als hätte der vollkommen den Verstand verloren.

»Ein Geheimgang«, erklärte Bob hastig. »Los jetzt!«

Der junge Mann gehorchte und stieg durch die Öffnung in die dahinterliegende Wellblechröhre. Bobs Herz hämmerte wild. Die Verfolger konnten jeden Augenblick auftauchen, und wenn sie noch sahen, wie sie in den Tunnel einstiegen, saßen sie erst recht in der Falle. Es kam auf jede Sekunde an. Endlich war Grasso ganz in der Röhre. Bob folgte sofort, griff das Eisengitter und setzte es wieder vor den Eingang. »Leise!«, zischte er. »Und weiter. Es sind etwa zehn Meter bis zu einer Falltür über uns am Ende des Tunnels. Drücken Sie sie einfach hoch!«

Arnold Grasso folgte der Aufforderung, und so stiegen sie wenige Augenblicke später über die Klappe im Boden in die Zentrale. Bob verschloss den Einstieg wieder und schob einen Sessel darüber.

Arnold Grasso sah sich verwirrt um. »Wo sind wir?«, wisperte er.

»In einem alten Campinganhänger, verborgen unter einem Berg von Schrott. Er ist nur auf einigen Geheimwegen zugänglich.«

Grasso grinste schmallippig. »Das ist zwar irgendwie … verrückt, aber das ist kein Spiel, Junge! Sie werden uns auch hier finden.«

»Nicht, wenn wir rechtzeitig ganz und gar von hier verschwinden.« Das hoffte Bob zumindest.

»Hast du einen Plan?«

»Ich muss eine Sekunde nachdenken.«

»Sie sind garantiert bereits in der Werkstatt und werden auch den Tunneleingang hinter dem Gitter finden. Was sollen wir bloß …«

»Lassen Sie mich kurz nachdenken!«, forderte Bob. Er sah noch, wie ihr Auftraggeber nickte, dann schloss er die Augen. Hierzubleiben war tatsächlich riskant, dazu führte er womöglich auch noch die Schurken direkt in ihre geheime Zentrale. Sie mussten wieder raus, auf einem anderen Weg, und sich irgendwie zu einem der versteckten Ausgänge im Zaun um den Schrottplatz durchschlagen. Zum Grünen oder lieber zum Roten Tor? Wahrscheinlich egal, sie durften nur auf dem Weg dorthin nicht gesehen werden. Oder doch? Das würde wenigstens vom Zugang zur Zentrale ablenken.