Die Dunkelheit hinter dem Lächeln - Manfred Hirschleb - E-Book

Die Dunkelheit hinter dem Lächeln E-Book

Manfred Hirschleb

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Beschreibung

Harry Nitzers erster Fall. Das neu gegründete Team, das ungelöste Fälle aufarbeiten soll, stößt dank einer neuen Software auf Zusammenhänge zwischen mehreren Mordfällen und einem Vermisstenfall. Alles deutet auf eine Serienmörderin hin. Während das Team nach neuen Hinweisen sucht, tummelt sich Harry im Internet auf der Suche nach einer neuen Beziehung. Langsam kristallisiert sich eine auffällige Ähnlichkeit zwischen den Profilen der Opfer und seinem eigenen Onlineprofil heraus …

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Manfred Hirschleb

The Darkness behind the Smile

Die Dunkelheit hinter dem Lächeln

Krimi

Copyright: © 2017 Manfred Hirschleb Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.netSatz & Umschlag: Erik Kinting Erschienen bei tredition GmbH, Hamburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1

Es war heiß. Die Villen und schicken Häuser, zumeist umgeben von Büschen, Hecken und hohen Bäumen, spendeten nicht nur Schatten, sie schufen im Grunewald auch ein Mikroklima, in dem man die sommerliche Hitze gut aushalten konnte. Die weinumrankte Pergola sperrte die pralle Sonne aus. Die Rattanmöbel auf der Terrasse hinter der kleinen Villa hatten zwar schon bessere Zeiten gesehen, ebenso wie das Kaffeegeschirr auf dem Tisch, waren jedoch heimelig und bequem.

Von einer hohen Thujahecke geschützt, schenkte sich inmitten dieses kleinen Paradieses gerade ein Mann die zweite Tasse Kaffee ein. Der aromatische Duft machte Lust auf mehr – vielleicht ein leckeres Stückchen Kuchen? Er sah gut aus: eins achtzig groß, dunkles zurückgekämmtes und hinter dem Kopf zusammengebundenes Haar, an die 45 Jahre, braun gebrannt mit markantem Gesicht und Lachfältchen um die Augen. Wenn er lachte, zeigten sich eine Reihe schneeweißer Zähne. Sein Job als Systemsmanager und Leiter der EDV-Abteilung eines größeren Unternehmens ließ ihm kaum Zeit, auf normalem Wege Bekanntschaften zu schließen, stattdessen suchte er sein Glück im Internet und glaubte, nun endlich seine Traumfrau gefunden zu haben.

Sie hatten sich in einem Chatroom kennengelernt, wo sie beide auf der Suche nach einem geeigneten Partner waren. Über mehrere Wochen hatten sie sich ausgetauscht, Details zu Aussehen, Charakter, Beruf, Vorlieben und Stärken abgeklopft und schließlich gegenseitiges Interesse bekundet. Bereitwillig war er ihrer Einladung gefolgt und sie heute erstmals persönlich kennengelernt.

Für ihn war es Liebe auf dem ersten Blick – sie war ein Bild von einer Frau. Schon beim Anblick ihres Fotos hatte sein Herz wild zu pochen begonnen und gedanklich hatte er sie schon längst ausgezogen. Umso größer seine Begeisterung, dass die Wirklichkeit der virtuellen Realität in Nichts nachstand.

Die Begrüßung war herzlich: Küsschen rechts, Küsschen links, kurze Umarmung. »Ich bin Nicole«, hatte sie gehaucht und ihn hereingebeten; dann durchs Haus und auf die Terrasse geführt, wo ein gedeckter Tisch wartete.

Während er noch darüber nachdachte, wie dieses Date enden sollte, trat sie wieder aus derTerrassentür. Der Kuchen auf dem Teller in ihrer Hand mischte sich mit dem Aroma des Kaffees und machte die Situation perfekt. Genauso perfekt wie ihre Erscheinung: Um die 40 Jahre, eins fünfundsiebzig groß, schlank, mit nicht zu großem Busen, der ihre Figur besonders betonte. In ihrem exotisch aussehenden schmalen Gesicht, eingerahmt von schwarzem schulterlangem Haar, blickten ihre dunklen, fast schwarzen Augen verschmitzt zu ihm. Sie war eine eurasische Schönheit, von der er einfach nicht genug bekommen konnte. Er kannte sie bisher nur unter ihrem Nickname im Chat:TNT.Jetzt hatte er endlich einen richtigen Namen: Nicole.

»Du siehst aus, als wärst du verliebt«, fragte sie lachend und stellte den Blaubeerkuchen auf den Tisch. »Ich habe sie selber gepflückt. Du musst ihn unbedingt probieren – ein Gedicht!«

»Na, das lasse ich mir nicht entgehen«, säuselte er und griff nach dem Tortenheber.

Unter ihren durchdringenden Blicken hob er sich ein Stück auf den Teller und nahm die Gabel zur Hand, während sie an ihrem Ausschnitt herumzupfte.

Nun mach schon. Ich kann es kaum erwarten. Ja, du bist richtig. So lange musste ich warten, aber jetzt bist du da ...

Gespannt beobachtete sie, wie er sich das erste Stück Kuchen in den Mund schob, genüsslich kaute und mit einem Schluck Kaffee nachspülte.

»Wow, das ist mal ein Genuss! Und den hast du selbst gebacken?«, fragte er. »Ich sollte dir sofort einen Heiratsantrag machen.«

»Der eine oder andere hat das schon probiert, aber du bist der Erste, der mir das schon beim ersten Bissen sagt.«

Der Anblick ihres Lächelns weckte Hoffnungen in ihm. Das war mal eine Frau! Schön, intelligent, gebildet, konnte backen ...Und den Rest werde ich noch herausfinden,sinnierte er.

Er konnte sein Herz klopfen hören, immer schneller. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Das Atmen fiel ihm plötzlich schwer, sein Herzschlag beschleunigte sich immer weiter. Er fasste sich an den Hals, bekam keine Luft, riss sich den Kragen auf ... Seine Blicke fanden ihre Augen – eiskalt. Langsam rutschte er vom Stuhl, riss dabei die Tischdecke herunter und kam zuckend auf dem Boden zu liegen. Mit schmerzverzerrten Gesicht und aufgerissenen Augen blieb er reglos liegen. Er war tot ...

Sie betrachtete die Szene zufrieden. Jetzt galt es, ihn für immer aufzubewahren. Er gehörte ihr, ihr ganz allein. »Du wirst mich nie wieder verlassenund für immer bei mir bleiben. Und jetzt schlaf! Wir werden uns später unterhalten.«Aber erst muss ich dich runterbringen.

Euphorisch und mit sich selbst zufrieden machte sie sich ans Werk.

Neben der Terrasse befand sich der Eingang zum Keller. Sie stieg hinab, öffnete die Tür, kehrte zurück, packte den Leichnam unter den Armen und zog ihn behutsam die Kellertreppe hinunter. Es kostete sie einige Anstrengung, den leblosen Körper in den alten Rattansessel zu heben, der neben der Gefriertruhe stand, aber schließlich war es geschafft! Zärtlich strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht, zupfte seine Kleidung glatt und faltete seine Hände im Schoß zusammen.

Sie streichelte ihm zärtlich über die Wange, während seine gebrochenen glanzlosen Augen sie anblickten. »Gleich, Daddy, ich muss nur schnell aufräumen, dann bin ich bei dir und wir können uns unterhalten. Es dauert nur kurz, ja?«

Sie kehrte nach oben zurück und beseitigte alle Spuren des Rendezvous, während sie fröhlich vor sich hin pfiff. Als sie damit fertig war, erinnerte nichts mehr an die Anwesenheit eines Gastes. Die leichte Brise des plötzlich aufkommenden Windes spielte mit ihrem Haar und vertrieb die allerletzten Spuren des Geschehens: das Aroma des Kaffeesund des Kuchens. Sie hatte ihren Daddy zurück. Endlich ...

Wie beim ersten Mal hatte sie Daddy aufrecht in einen Lehnstuhl gesetzt und gemeinsam sprachen sie über früher, die schönen Stunden, als sie noch zusammen waren. Die vielen Ausflüge! Oder wie sie abends unter sternenklarem Himmel auf der Terrasse saßen, Eistee tranken und kuschelten. Dann erzählte er ihr von Mama. Wie schön sie war und dass sie sich sehr liebten. Manchmal begann er zu weinen. In diesen Momenten drückte er sie besonders innig an sich. Sie nahm ihm jedes Mal das Versprechen ab, sie niemals zu verlassen.

Ihre Gedanken schweiften zurück: Als er noch bei ihr war und sie ständig auf Reisen gingen, obwohl er oft wegen verschiedener Anlässe abwesend sein musste, unternahmen sie ständig etwas zusammen. Sie gingen in Zoos oder sahen sich exotische Bauwerke an, besuchten Vergnügungsparks oder machten Ausflüge mit einem Schiff. Und es gab Eis! Die Länder, die sie besuchten, waren meistens sehr heiß und deswegen durfte sie sich immer ein großes Eis wünschen. Dann gab es die schönen Feste der Einheimischen mit den exotisch-bizarren Figuren. Die waren so wunderschön und leuchteten in bunten Farben. Nur mit der fremdländischenMusik, dem Getrommel, Gepfeife und unverständlichen Singsang hatte sie so ihre Schwierigkeiten. In die Schule brauchte sie nicht zu gehen – sie bekam Privatunterricht. Die Menschen waren stets nett und freundlich zu ihr. Leider konnte sie nie wirkliche Freundschaften schließen, denn sobald sie sich etwas eingewöhnt hatte, wurde Daddy wieder versetzt. Ihr Vater ... Ja, er liebte sie über alles und sie ihn auch. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen und es war ein schönes Leben – bis er plötzlich aus ihrem Leben verschwand.

All die schönen Erinnerungen konnte sie nur mit ihm teilen. Wenn auch nur für Stunden, so war es doch das Einzige, was ihr blieb. Nur diese Momente mit ihm, die ihr keiner mehr nehmen konnte; die Sehnsucht wieder Kind zu sein und diese schöne Zeit mit Daddy erleben zu dürfen, waren ihr Antrieb. Mit ihrer Kinderstimme, die sich schluchzend ihrer Brust entrang, strich sie ihm zärtlich über das Gesicht: »Ich muss jetzt gehen, Daddy, aber du bleibst ja bei mir. Du wirst mich nicht wieder verlassen, so wie damals, ja?«

Das Geräusch eines vorbeifahrenden Motorrads vor dem Haus riss sie aus ihren Träumen. Bevor die Leichenstarre das Tragen beschwerlich machte, wuchtete sie den toten Körper in die Gefriertruhe,