Die Engel in den grünen Kugeln – Originalausgabe - Alexander Kröger - E-Book

Die Engel in den grünen Kugeln – Originalausgabe E-Book

Alexander Kröger

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Beschreibung

Eine Invasion. So hatte bis da noch kein SF-Autor über den Erstkontakt mit Außerirdischen geschrieben: Zum Zeitpunkt der Handlung dieses utopischen Romans von 1986 ist die Erde ein friedlicher Ort. Kriege sind längst Geschichte. Dann greifen fremde Raumschiffe an. Alles vernünftige menschliche Leben soll ausgelöscht werden. Was können die Menschen tun? Was führen diese Fremden, die scheinbar wie Engel aussehen, im Schilde? Noch ist nicht allen der Ernst der Lage klar. So versucht Igor Walrot, die Hauptfigur, aus deren Sicht wir die ganze Geschichte miterleben, zu erklären: Ich erläuterte behutsam: „Sie hatten nie die Absicht, mit den Menschen in friedlichen Kontakt zu kommen. Welche Motive sie für den Überfall haben, wissen wir nicht. Aber dass sie nicht mit uns reden wollen, haben sie bewiesen. Und sie meinen offenbar, dass sie es nicht nötig haben. Sie brauchen nicht zu fragen, sie nehmen, was sie brauchen, uns brauchen sie dazu nicht, höchstens, wie es sich jetzt abzeichnet, als idiotisierte Handlanger. Sie haben dann uneingeschränkte Macht über uns.“ „Und ihr?“ Irene fragte leise. Ich winkte ab. „Nicht ernst zu nehmen bislang. Schau, wir haben alles getan, dass der Kampf Mensch gegen Mensch von dieser Erde verschwindet. Es hat unsägliche Opfer gekostet, bis es endlich gelang. Mit einem Überfall solcher Art hat keiner gerechnet. Er passt nicht in die Theorie. Interstellare Raumfahrt, du kennst das, setzt einen hohen Stand der Produktivkräfte voraus. Dieser ist nur, so meinten wir bislang, bei einer durchgängigen Humanisierung der Gesellschaft erreichbar." „So sehe ich das auch!“ ,Ja, aber ... Sie beweisen es uns, es gibt Ausnahmen. Sieh, eine Überlegung: Als hier auf der Erde der große Umschwung stattfand, kreiste um den Planeten die riesige Raumstation der Vereinigten Staaten von Nordamerika mit einer Kapazität von fünftausend Menschen und - entsprechend dem damaligen Stand - aufs Beste eingerichtet. Fünftausend der reaktionärsten, aber auch der fähigsten Leute dieser Machtgruppierung wären in der Lage gewesen, die Station in den Raum zu steuern, sich und ihre Lebensbedingungen über Jahrhunderte zu regenerieren, doch stets vom Wunsch beseelt, die Enge des Schiffes gegen eine neue Erde, die sie sich nach ihren Vorstellungen einrichten würden, zu tauschen. Und wenn sie eine gefunden hätten, die von zwar vernünftigen, aber friedfertigen und schwachen Wesen bewohnt gewesen wäre, was, glaubst du, Irene, hätten sie getan?“ „Aber Igor, sie waren Menschen!“

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Impressum

Alexander Kröger

Die Engel in den grünen Kugeln – Originalausgabe

Wissenschaftlich-phantastischer Roman

ISBN 978-3-95655-762-0 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

Das Buch erschien erstmals 1986 im Verlag Neues Leben, Berlin (Band 199 der Reihe „Spannend erzählt“). Dem E-Book liegt die Originalausgabe von 1986 zugrunde. Es wurde lediglich auf neue Rechtschreibung umgestellt.

© 2017 EDITION digital® Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

1. Kapitel

Ich presste mich in die flache Mulde. Sie sehen meinen Rücken! dachte ich. Meine Hände an den weit ausgebreiteten Armen krallten sich in trockene Moosbüschel.

Ich empfand nicht den Schmerz, den die Sandkörner verursachten, wenn sie sich unter die Fingernägel schoben, bemerkte nicht den krampfigen Druck in Brust und Rücken und wollte in den Boden hineinkriechen. Hartes Kraut stieß ins Gesicht, aber ich veränderte meine Lage nicht. Jede Faser meines Körpers, jede Zelle waren auf den einen Satz eingestellt, der wie ein Schrei durch meinen Kopf jagte: Ich will leben, ich will leben ... Und je näher das penetrante Zischgeknatter des blauen Blitzes kam, desto lauter schrie es in mir.

Eine Sekunde erinnerte ich mich des Eingebläuten: Sie schießen blind, harken ein Areal automatisch ab. Du kannst stehen, sitzen, bei dieser Waffe haben sie dich nicht im Visier. Und das allein ist deine Chance: Du musst den Blitz sehen, wenn er kommt. Die Schläge halten eine Linie ein. Wenn diese auf dich zukommt, dann spring. Am besten dorthin, wo es bereits eingeschlagen hat. Die Automatik geht nur vorwärts. Freilich, so ganz genau ist das nicht. Um ein, zwei Meter vor und zurück vertun sie sich manchmal - abhängig von der Geländeoberfläche. Aber keine Angst, es tut nicht weh, egal wo es dich erwischt. Nicht einer hat bisher gelitten. Es trifft dich - und aus! Wenn du nicht vorher schreist, dann kommst du nicht mehr dazu.

Kurz vor meinem Kopf sprang eine Fontäne auf. Trotz der zusammengepressten Lider drang der blaue Schein ins Hirn. Erdreich prasselte nieder. Noch tiefer zuckte mein Gesicht in das stachlige Kraut. Nach zwei Sekunden krachte es erneut, doch zwei Meter links. Dann abermals, schon weiter entfernt.

Da kam ein anderer Gedanke auf, zaghaft noch, drängender, dann mit einer Wucht, die den Körper wie in einem Anfall hochriss. Vorwärts, zwei Meter vorwärts!

Ich warf mich nach vorn, nahm fast die gleiche Lage ein, nur dass ich jetzt die Arme an den Körper presste. Ich schlug mit dem Kopf hart auf, schmeckte Erde im Mund. Langsam zog sich das Brennen abgeschürfter Haut über die linke Gesichtshälfte. Mit diesem Schmerz setzte allmählich logisches Denken ein. Ich horchte auf die Entladungen links von mir. Das trockene Knallen nahm an Lautstärke wieder zu, also die nächste Reihe, die, trat nichts Zufälliges ein, nun hinter mir vorbeigehen musste. Ich winkelte die Arme an, hebelte den Körper nach vorn, noch immer bestrebt, den Bodenkontakt nicht zu verlieren. Dann wurde ich erneut mit Erde überrieselt, und ich roch stechenden Ozon. Der Blitz war in die Mulde gefahren, in der ich vor wenigen Augenblicken gelegen hatte.

Noch fünf, sechs Entladungen folgten zur Rechten, dann trat Ruhe ein. Ich blieb liegen, langsam entkrampfte ich mich. Ich spürte den kalten Schweiß in den Achselhöhlen und wie mir Tränen über die Nasenwurzel rannen. Die linke Wange brannte stärker. Langsam verlagerte ich mein Gewicht auf den linken Ellenbogen, stemmte, setzte mich auf.

„Los, hoch mit euch und zurück, ihr Blödmänner, sie rücken gleich an!“ Der Unteroffizier sprang zehn Meter neben mir aus einer Kuhle, raffte sein Gewehr auf, sprang zurück, verhielt dann doch und beobachtete, wie sein Befehl wirkte.

Ich kam nicht sogleich in den Stand, einige Meter rannte ich auf allen vieren, stolperte dann in die Aufrechte. Das Gewehr schleifte ich, am Lauf gefasst, hinter mir her.

„Sammeln, dort hinter der Baumgruppe“, hörte ich.

Wir hasteten zurück, die gesamte dünne Front auf mehreren Hundert Metern Länge rannte zurück. Hinter und neben mir hörte ich es keuchen. Und zum ersten Mal seit ich als Neuling ganz vorn eingesetzt war, gestand ich mir ein: Tapfer sind wir, bist du, Igor, nicht gerade!

Ich erreichte den Wald, verlangsamte den Lauf, fiel in den Schritt, verhielt ganz und gar, blickte mich um.

Wir hatten fast alle gleichzeitig den dünnen Waldstreifen erreicht, so als gönnte einer dem anderen den Vorsprung nicht, den Vorsprung in eine Scheinsicherheit. Denn wie hieß es in der schnoddrigen Anleitung: Wenn sie ein Gebiet ausgiebig beharkt haben, dann rücken sie beharrlich bis zu dieser Linie vor. Und treffen sie dabei auf keinen Widerstand, dann ist man in dieser Zeit sicher. Bis das Spiel von Neuem beginnt.

Ich hatte mich nicht zu fragen getraut, wo da überhaupt der Sinn liege, dass wir nun gleichsam nackt dem Feind in vorderster Linie entgegenträten, wenn wir dann nach seiner Taktik doch nur vor ihm herliefen. Ich erinnerte mich nicht, dass in diesen zwei Tagen auf unserer Seite auch nur ein Schuss gefallen wäre, aber drei Tote hatte es gegeben. Und ob jetzt alle überlebt hatten?

Ich drang in den lockeren Wald ein. Auf der anderen Seite konnte man bereits wieder einen Kahlschlag sehen. Ich ging noch etliche Schritte, bis ich gewahrte, dass die Kameraden sich zwischen den wie gesät liegenden Steinen lagerten. Da lehnte ich mich gegen eine Birke und starrte durch die Zweige in den Himmel. Was für eine sinnlose Unternehmung! Zweimal hatte ich nun erlebt, wie die vorrückten, zweimal dieses Blitzinferno über mich ergehen lassen, das zweite Mal davongelaufen.

Ich biss die Zähne zusammen, dass die Kaumuskeln schmerzten. Wie der ausgesehen hat! Ich erinnerte mich des toten Kameraden - ich glaube, er hieß Stephan, den es beim ersten Angriff unmittelbar neben mir erwischte. Im Sprung hatte ihn der Blitz getroffen, ihn niedergestreckt, den Körper lang gepeitscht, als schnellte eine gespannte Feder zurück. Er lag und rührte sich nicht mehr. Noch einen kurzen Augenblick drangen rings aus seinem Körper kleine Funkengarben in den Boden.

Mehr hatte ich nicht wahrgenommen, denn da rannte ich, von Entsetzen gepackt, bereits nach hinten, ungeachtet der noch berstenden Entladungen neben mir.

Und liegen gelassen hatten sie diesen Stephan. Es bestand keine Chance, die Toten zu bergen, auch die Verwundeten nicht, sollte es welche gegeben haben.

„Na, geht’s schon besser?“

Ich benötigte eine Sekunde, um mich zurückzufinden. Hugh stand neben mir und blickte mich aus den unter buschigen Brauen liegenden guten Augen ein wenig spöttisch, ein wenig schmerzerfüllt an.

Hugh, obgleich fast doppelt so alt wie ich, war mir von meiner Truppe am sympathischsten. Oder mochte ich ihn, weil er schon ein alter Hase war, der gleich von Anfang an vor den Eindringlingen einherlief, darin die meiste Erfahrung hatte? Muss man so einen nicht sympathisch finden, bot er in seiner Person nicht die Überlebenschance, allein weil man von seinen Erfahrungen das eigene Verhalten herleiten konnte? Und das um so mehr, je besser man sich mit ihm stand?

Nein, Hugh war einfach ein Kumpel, kehrte nicht den Vorsprung hervor, den er vor den Neulingen hatte, protzte nicht. Aus dem wenigen, was man von ihm erfahren konnte, war zu schließen, dass er ein Unikum war, einer, dem Mutterwitz in die Wiege gelegt worden ist.

Und auch jetzt strahlte dieses etwas zerknitterte, runde Gesicht mit dem dichten, verworrenen Haarkranz drumrum, den schlecht rasierten Wangen, der breiten, ein wenig negroiden Nase so viel Vertrauen aus, dass ich keinen Grund sah, auch nur irgendetwas zu verheimlichen, und sei es noch so eine Bagatelle, aber es war keine. Ich schüttelte den Kopf. Nein, es ging mir nicht besser, hundeelend war mir, zum Davonlaufen.

„Du gewöhnst dich“, sagte Hugh. Und es klang tröstlich, nicht nur so dahingesagt. Eine Sekunde lang legte er die Linke auf meine Schulter.

„Und der Sinn?“ Ich fragte es bitter.

Hugh zog die Augenbrauen hoch, machte ein Na-weiß-man’s- denn-Gesicht. „Der Sinn ...“, wiederholte er. „Du meinst, weil wir laufen wie die Hasen? Das, Junge, muss sich ändern, wird sich ändern - wenn alle munter werden. Immerhin, seit die Schufte merken, dass Widerstand da ist, rücken sie wesentlich langsamer vor, noch langsamer als vordem.“

„Was ist das schon für ein Widerstand!“ Ich klopfte verächtlich an mein doppelläufiges Jagdgewehr.

Hugh lächelte verschmitzt. „Warte ab“, sagte er. „Und mit denen hier sieht’s schon ein wenig anders aus!“ Er strich mit der Linken über die Rohre, die hinter seiner Hüfte hervorlugten und die zu drei gleichartigen Dingen gehörten, die Hugh mit einer Schnur zusammengebunden hatte und über dem Rücken trug. Die Gegenstände hatten doppelkegelige Köpfe und schienen schwer zu sein. Der Strick schnitt ordentlich in Hughs Schulter.

Jenseits des Waldes zog eine kleine Fahrzeugkolonne auf. Entfernt rief jemand: „Sammeln!“

Der Ruf setzte sich fort, langsam kam Bewegung in die Lagernden.

Die Hundertschaftskommandeure standen auf den Ladeflächen der Transportfahrzeuge. Meine Gruppe sammelte sich am Fahrzeug Nummer drei, gleichgültig die Erfahrenen, noch unter dem ängstigenden frischen Eindruck des Angriffs die Neulinge, die in der Überzahl.

Am Spriegelgerüst hatte man eine großmaßstäbliche Karte des Gebiets, in dem wir uns befanden, befestigt, und der Offizier begann zu erläutern, wie der weitere Rückzug taktisch so gelenkt werden sollte, dass der Gegner, der auf einer Front von etwa fünfundzwanzig Kilometern vorrückte, von besiedelten Gebieten und der Straße Utsjoki-Inari weiterhin abgelenkt würde. Die ständige Feindberührung der letzten Tage hätte gezeigt, dass ein solches Vorgehen nicht hoffnungslos zu sein brauchte. „Das Ziel der Angreifer ist offenbar Inari“, er zeigte die Siedlung im Süden der Karte, einen Ort unter fünfhundert Einwohnern, „hier sind wir im Augenblick, und hier entlang wollen wir sie haben. Freilich, wir müssen mit weiteren Verlusten rechnen. Aber ihr begreift, dass es um mehr geht.“

Er erläuterte konkrete Handlungen, die bei diesem und jenem Verhalten des Gegners eingeleitet werden sollten, und dann wurde die Mittagsmahlzeit ausgegeben.

Die Erläuterungen wurden von den Kämpfern widerspruchslos aufgenommen. Doch ein Blick in die Gesichter hätte jedem klargemacht, was sie von der Wirksamkeit all dessen, was da geplant wurde, hielten.

Ich zog mich mit meiner Assiette in den Schatten zurück, saß neben Hugh, vor mir hockten drei meiner Kameraden, die mit mir am Vortag zur Truppe gestoßen waren.

„Was aber ist, wenn sie sich nicht beirren lassen?“, fragte einer, es war jedoch ungewiss, ob er überhaupt eine Antwort erwartete. Wer von den Kameraden hätte sie ihm auch geben sollen.

„Wenn wir nur ausreißen, haben sie nicht die geringste Veranlassung, auf ihr Ziel zu verzichten. Sie müssten in eine Wut geraten, die sie hinter uns hertreibt, mit dem Willen, uns zu vernichten.“

„Wenn alles stimmt, was man über sie sagt, haben sie den. Und immerhin, seit wir vor ihnen herlaufen, sollen sie ja langsamer vorrücken. Auch das ist schon etwas, da bleibt mehr Zeit, die Bevölkerung zu evakuieren.“

„Und wenn sie nicht alles besetzen?“

Hugh mischte sich in das Gespräch der Neulinge mit großem Ernst, der im merkwürdigen Gegensatz zu seiner heiteren Gesamterscheinung stand. „Unser einziger Vorteil ist, dass sie so langsam sind. Aber was ihnen in die Hände - weiß der Teufel, ob sie welche haben - fällt, ist erledigt, kaputt oder tot. Nach ihnen gibt es keine Menschen mehr, Jungs, ich habe es oben in Leppälä gesehen. Wenn sie leben bleiben, willenlose, vegetierende Wesen ... Und das kann man in diesem langsamen Tempo mit der ganzen Erde machen, sukzessive, ein Dorf, eine Stadt. Lass es zehn, fünfzig oder hundert Jahre dauern. Vielleicht begnügen sie sich mit einem Kontinent.“ Hugh machte eine Pause. Dann setzte er hinzu: „dass sie niemanden in ihre Gewalt bekommen, deshalb sind wir hier. Ich fürchte nur, sie werden unsere Taktik durchschauen, denn wer von dort anreist“, er wies mit einem Kopfheben in den hellen Himmel, „den sollte man nicht unterschätzen.“

Er holte tief Luft. Offenbar überstieg diese lange Rede seine Norm.

„Eben!“ Ein junger Mann, noch neuer als ich, rief es unbeherrscht. „Ein Missverständnis ist das, die größte Dummheit, sich ihnen entgegenzustellen. Ihr werdet sehen ..." Er blickte, nach Bestätigung heischend, um sich.

Niemand sprach.

Dann fragte Hugh: „Wer bist du?“

Irritiert antwortete der Junge: „Seppo, Vitala Seppo. Es wird euch leid tun, ihr werdet sehen ... “

Ich aß ohne Appetit, lustlos. Zu sehr noch saß mir das Geschehen - noch keine dreißig Minuten her - in den Knochen. Und dieser Hugh hielt hier einen Vortrag wie vom Katheder, zugegeben, zur Sache ... Wir sitzen herum, essen Frikassee aus der Assiette, während unterdessen, keine fünfhundert Meter entfernt, ein teuflischer, unerbittlicher Feind, in seinen Absichten und Fähigkeiten nicht erkannt, lauert, vielleicht in diesem Augenblick auf seine schleichende, fast lautlose Art vorrückt, mit Waffen vorrückt, denen nichts entgegenzusetzen ist.

Und überhaupt, dieses lächerliche Häuflein! Ich blickte den Waldrand hinauf und hinunter. Dreißigtausend sollen insgesamt eingesetzt sein - und täglich kommen mehr -, dreißigtausend, die den Feind ständig eingeschlossen halten. In früheren Kriegen bedeutete das im Regelfall dessen Untergang. Hier? Sozusagen ein wandernder Kessel, ein aufwendiges Beobachten mit Menschenopfern. Mehr nicht!

Und dort, wo die Eindringlinge durchgezogen sind, ist alles vernünftige menschliche Leben ausgelöscht. Wir dürfen dies feststellen, versuchen, den Unglücklichen, die leben, zu helfen. Und niemand und nichts konnte es bisher verhindern.

Diese Weisheiten hatte ich aus den „Pausengesprächen“, aus den paar Brocken, die die „Alten“ fallen ließen, die Alten, die nun schon fast vier Wochen „kämpften“. Offiziell erfuhr man nichts Zusammenfassendes, man wusste nicht, was hinter dem Kessel wirklich geschah, wie viele Verluste an der Front eingetreten und wie viele Opfer unter der Bevölkerung zu beklagen waren. Vielleicht funktionierte nicht einmal eine zentrale Berichterstattung. Und niemandem, das wusste ich auch, konnte daraus ein Vorwurf erwachsen. Das Stadium der Verwirrung, der Überraschung, des Unfasslichen war noch nicht überwunden, und dennoch musste man handeln ...

Ich hatte meine Portion aufgegessen, wenn auch ohne jeden Appetit. Der gesunde Menschenverstand sagte mir, dass in Situationen wie der meinen die Gelegenheit entscheidend sein konnte. Wer weiß, wann es das nächste Mal etwas zum Essen gab?

Plötzlich klang jenseits des Waldstreifens wieder das knallende Bersten auf. Trotz der Sonnenhelle zuckte blauer Schein über die Fahrzeuge, die Gesichter. Wer noch das Foliengeschirr auf den Knien hatte, warf es von sich, ließ sich zu Boden fallen.

„Aber, aber, Jungs“, rief Hugh in das Geknalle hinein. „Ihr müsst sie doch nun schon kennen. Jetzt legen sie - zugegeben, ein wenig eher als erwartet - ihren Teppich. Zum Glück für uns jenseits des Waldstreifens. Wenn sie aufgehört haben, kommen sie. Bis dahin ist nichts zu befürchten.“ Er kratzte mit dem Löffel letzte Soßenreste aus dem Aluminiumblech und schleckte sie mit Behagen.

Ein wenig beschämt setzte ich mich auf, klopfte Erdklümpchen und Moosteile von meiner Bluse. Andere taten es mir gleich, aber nur soweit sie Hughs Stimme vernommen hatten. Im weiteren Umkreis lagen die meisten, wie ich beim vorigen Angriff gelegen hatte, flach auf dem Boden, als wollten sie sich hineinquetschen. Ein beschämendes und gleichzeitig ein Furcht einflößendes Bild, sinnfällig für die Ohnmacht.

„So“, sagte Hugh, indem er sich mit dem Handrücken den Mund wischte, ganz, als beendete er auf einer Landpartie ein vorzügliches Picknick. Dann stand er auf, spähte durch die Baumreihen, horchte.

„Dacht ich mir’s doch!“, sagte er. Was er sich gedacht hatte, behielt er jedoch für sich.

Durch Hughs Verhalten aufmerksam geworden, lauschte ich. Ja, das musste es sein. Das Bersten klang in dichter Folge, aber einmal links, einmal rechts auf. Sie schossen nicht mehr in diesen vorausschaubaren Linien. Verdammte Hunde! Immerhin hielten sie noch den Streifen ein.

Die Hundertschaftsführer wurden zusammengerufen. Offenbar galt es, der neuen Situation Rechnung zu tragen. Der Befehl lautete dann auch: Rückzug auf anderthalbfache Entfernung zum nächsten zu erwartenden Vorstoß des Feindes, um nicht wie vordem in die Feuerlinie zu geraten.

Na also, dachte ich bitter, das ist doch wieder einmal eine Aktion!

„Komm mit!“, forderte mich Hugh unvermittelt auf.

Als ich verständnislos blickte, wies der Kamerad nach vorn in das Wäldchen hinein. „Du hast sie doch noch nicht gesehen, vielleicht klappt es.“

Einen Augenblick schwankte ich zwischen Angst und Neugier. Schließlich überwog der Wille, die permanente Furcht einfach zu unterdrücken.

Während wir wie Pilzsucher in den Wald eindrangen, war es mir, als nickte Hugh einigen seiner Gefährten zu, auch „alten Hasen“ wie er, und diese schickten sich ebenfalls an, indem sie ihre Waffen aufnahmen, Hugh zu folgen.

Hinter uns klangen Befehle auf, die Truppe rüstete zum weiteren Rückzug.

Mir war, als hemmte etwas meinen Schritt. Ich blieb einen Augenblick stehen, sah mich unschlüssig um.

Hugh nickte mir aufmunternd, lächelnd zu. Und da ging ich weiter.

Als wir den jenseitigen Waldrand erreicht hatten, verhielten wir, gedeckt durch Bäume, Steine und Gesträuch - merkwürdigerweise, vordem hatte Hugh ganz anders gehandelt. Ich tat es den Alten gleich, vielleicht zehn Männern und zwei Frauen, die in einer losen Kette mir und Hugh folgten.

Zunehmend bemächtigte sich meiner bebende Spannung.

Hier bereitete sich ganz sicher eine jener Aktionen vor, die man diesem Hugh nachsagte.

Hugh selbst steuerte unter Ausnutzung jeder Deckung einer dem Waldrand vorgelagerten Buschgruppe zu, bedeutete mir, ihm dorthin nicht nachzukommen, sondern hinter einer knorrigen Fichte in Sicherheit zu bleiben.

Ich gewahrte, dass auch die anderen eine entsprechende lauernde Haltung eingenommen hatten, lose verteilt, gleichauf mit mir im Schutz von Bäumen und Stubben, die Gewehre - Gewehre! - in Schussbereitschaft! Nanu!

Noch zuckten draußen am Waldsaum die blauen Blitze hin und her, oftmals gefährlich nahe an Hughs Versteck. Und schlug einer unmittelbar vor mir ein, verspürte ich nach wie vor den Drang, mich in der Erde zu verkriechen.

Von meinem Standort aus konnte ich Hugh zwischen Zweigen und Blättern ausmachen. Er lag unter dem Busch hinter einem mächtigen Felsbrocken, und die Panzerbüchsen, die er auf dem Rücken mit sich geschleppt hatte, befanden sich ausgerichtet neben ihm.

So plötzlich wie begonnen verebbte der Beschuss, normalerweise war das der Zeitpunkt, zu dem der fluchtartige Rückzug einsetzte.

Ich fieberte, sah mich um. Die Kameraden, die ich ausmachen konnte, hatten ihre Haltung nicht verändert, auch Hugh nicht. Bei ihnen herrschte gespannte Aufmerksamkeit.

Plötzlich kamen von hinten Geräusche auf. Jemand brach durch den Wald, rannte, kam näher. Ich drehte mich um, da hörte ich schon Hugh: „Zurück, Idiot!“

Jener Vitala Seppo preschte heran, starren Gesichts, einen Birkenzweig in der Hand. Er nahm von uns keine Notiz, überschritt den Waldsaum, begann, den Zweig über dem Kopf zu schwenken und plötzlich zu rufen: „Nicht schießen, wir wollen sprechen, wir sind Freunde, Menschen, lasst uns reden, wir wollen vernünftig …“ Weiter kam er nicht. Zwanzig Meter war er vom Waldrand entfernt, als eine einzige trockene Salve krachte. Gekrümmt blieb er liegen. Den Zweig hielt er weit über dem Kopf in der verkrampften Hand.

Ich biss die Zähne zusammen.

Da erscholl unvermittelt der verhaltene Ruf Hughs: „Achtung!“

Ich stierte angestrengt ins Freie hinaus. Schweiß stand auf meiner Stirn. Und am liebsten hätte ich das Gewehr weggeworfen und wäre gerannt, gerannt ...

Hinter einer flachen Welle hervor schoben sich zwei Halbkugeln, scheinbar unendlich langsam. Ein kurzer scheuer und angstvoller Blick zeigte mir, dass noch mehrere solche Gebilde längs der Front vorrückten. Aber ich sah auch Hugh.

Er hatte eine Panzerbüchse aufgenommen, zielte, ja zielte! Aber noch zögerte er, war ihm der Feind nicht nah genug?

Ich drehte hastig den Kopf. Die Kameraden! Die, die ich sah, hatten die Gewehre im Anschlag. Der Nächststehende nickte mir zuversichtlich zu und forderte mich so gleichzeitig auf, seinem Beispiel zu folgen.

Die Halbkugeln rückten näher. Kein Geräusch ließ sich vernehmen. Sie glitten ohne Räder und Ketten etwa zwanzig Zentimeter über dem Boden. Die Gebilde schienen glatt, grau bis auf einen Kranz von dünnen Stacheln - Antennen? -, der auf halber Höhe um den Körper lief.

Dort, wo Hugh lag, flammte ein Feuerstrahl auf, ein Zischen - und ein Leuchtball sprang zu der vordersten Halbkugel, verweilte, glühte dort wie eine Sonne auf, verschwand, und dann folgte eine dumpfe Detonation. Im selben Augenblick sackte das Fahrzeug zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Ich fühlte mich verwirrt, sah wie Hilfe suchend auf Hugh. Der jedoch zielte bereits erneut - auf die zweite Maschine. Das gleiche Bild, das gleiche Ergebnis. Sollte er die beiden ... ? Undenkbar im Augenblick für mich.

Dann überstürzten sich die Ereignisse. Offenbar auf der den Menschen abgewandten Seite quollen aus den Gebilden jeweils zwei, drei Knäuel.

„Feuer!“, schrie Hugh.

Und da krachten rings um mich die Gewehre der Kameraden. Irritiert legte ich ebenfalls an, suchte mein Ziel in einem der Knäuel, denn nur die konnten gemeint sein, drückte ab, einmal, zweimal. Ob ich getroffen hatte, hätte ich nicht zu sagen vermocht. Jedenfalls bewegten sich die kleinen, fast kugeligen grünlichen Gebilde nicht mehr.

„Zurück!“ Wieder war es Hugh, der rief. Gleichzeitig gewahrte ich, wie er, nach rechts wendend, zurückkroch. Hugh sah so nicht das Fahrzeug, das links vor der Buschgruppe plötzlich einschwenkte und mit erhöhter Geschwindigkeit auf ihn zuglitt, offenbar in der Absicht, ihn mitsamt dem Gesträuch niederzumachen.

„Hugh“, schrie ich, „links!“

Hugh fuhr herum. Wie eine Katze sprang er hoch, rannte auf den nächsten Baum zu. An einem Strick schleifte er die dritte Panzerbüchse hinter sich her.

Da züngelten Ladungen aus den Stacheln der Halbkugel, die wie Leuchtspurmunition rings um Hugh in den Boden und die Bäume prasselten.

Mehr sah ich nicht. Weg! Flucht, war mein einziger Gedanke. Und ich rannte, flog zurück, trotzdem irgendwie bedacht, nicht zu stürzen.

Ich hatte den jenseitigen Waldsaum noch nicht erreicht, als ich - zunächst in Gedanken - langsamer wurde. Noch rannten die Beine, doch dann sprang ich hinter den Wurzelschild einer gefallenen Fichte. Hugh! Ich kann Hugh nicht zurücklassen!

Einige Mal atmete ich tief durch, danach spähte ich vorsichtig in die Richtung, aus der ich gekommen war.

Ja, Teufel noch eins! Was ich nicht zu weit entfernt sah, war eindeutig Hughs Rücken. Der Gefährte stand hinter einer dicken Birke und zielte, zielte mit seiner Büchse! Die Halbkugel musste ihn ein Stück in den Wald hinein verfolgt haben.

Ich gewahrte den kräftigen Feuerstoß, und der Angreifer, ich konnte einiges von seinen Umrissen sehen, plumpste zu Boden.

Und jetzt kam Hugh. Er rannte zwar auch, aber ausgewogen, eher wie einer, der trainiert.

Ich trat aus meinem Versteck.

„He“, rief Hugh, „komm!“

Ich schloss mich an.

Auf der Wiese stand ein kleiner Transporter. Die wenigen, die an der Aktion beteiligt waren, saßen bereits oben, einige heftig atmend vom Lauf, aber durchaus nicht angsterfüllt. Sie streckten mir und Hugh die Hände entgegen, wir sprangen auf, und schon ruckte das Fahrzeug an.

Hinter uns, in den Bäumen, Ästen und Blättern, prasselten Garben eines ungezielten, massierten und wütenden Feuers.

Hugh winkte zurück und rief: „Wartet nur!“

Wir erreichten unbeschadet die neue Ausgangsstellung, wurden dort mit verhaltenem Hallo empfangen.

Der zuständige Hundertschaftsführer rügte Hugh der Disziplinwidrigkeit wegen. Das tat er mit Worten, die nicht wehtaten.

Er fügte die Frage an: „Wie viel?“

Schon die Frage sagte mir, dass sich ähnliches schon öfter zugetragen haben musste.

„Drei“, antwortete Hugh, und er schmunzelte. „Stücker sechs oder sieben kleine.“

Es hob ein Beifallsgejohle an.

Ich fühlte Stolz, weil auch ich Hände schütteln musste, man auch mir auf die Schultern klopfte. Dabei war ich mir natürlich im Klaren, wie ich mein Verdienst an der gelungenen Aktion zu bewerten hatte. Dennoch, ich war mit vorn gewesen, hatte die Feinde beobachtet, sie aus nächster Nähe gesehen wie keiner der Neulinge. Aber das Wichtigste: Ich hatte gezeigt bekommen, dass sie verwundbar, vernichtbar waren! Ich spürte, dass dieses Ereignis, diese Erkenntnis mir die lähmende Angst, dieses beschämende Gefühl der Ohnmacht, des sich Verkriechenmüssens genommen hatten, wenn ich mir auch sagen musste, dass derartige spontane Aktionen sicher nichts Entscheidendes in dieser furchtbaren Auseinandersetzung bewirkten. Allerdings dürfte das Potenzial des Gegners, der über keine Produktionsbasis auf der Erde verfügte, nicht unerschöpflich sein.

Der nächste Angriff aber deutete darauf nicht hin. Wir lagen etwa hundert Meter hinter der zu erwartenden Feuerlinie in ziemlich freiem Gelände. Ein schmaler Graben mit aufgeworfenen Wällen, auf denen Hagebuttensträucher und Schlehen wuchsen, schuf einige Deckung. Der Gegner ließ auf sich warten. Die Zeit zwischen den Blitzstößen betrug stets etwa vier Stunden - die Spanne zum Wiederaufladen der elektrischen Kapazitäten? Eine Mutmaßung. Nun, da fünf Stunden ins Land gegangen waren, breitete sich Unruhe aus, zunächst unter den Offizieren, dann teilte sie sich den Mannschaften mit.

Es lag Unheil in der Luft! Dann, nach Ablauf einer weiteren halben Stunde, brach es hinter dem Wäldchen hervor. Als stünde dahinter ein gewaltiger Athlet, der einen überdimensionalen Diskus nach dem anderen schleudert. Diese Gebilde brausten im Tiefflug heran. Und wie die bodengebundenen Halbkugeln versprühten sie aus äquatorial angebrachten Antennen einen Blitzregen in die Stellungen der Menschen hinein. Wären die Disken nicht mit dem Nachteil ihrer Schnelligkeit ausgestattet gewesen, die Kämpfer hätten samt und sonders aufgehört zu existieren. So aber schossen sie über die Linien hinaus, entluden sich dort, wo sich niemand befand, mussten dann in großem Bogen erneut anfliegen.

Doch es ließ sich voraussehen: Wenn sie ihre Taktik vervollkommneten - dann ...

Die Verluste waren auch so groß genug.

Ich lag erneut eng an den Boden gepresst, und wiederum peitschte mich wilde Angst, trotz aller Vorsätze und Einsichten. Jede Sekunde erwartete ich den besiegelnden Einschlag. Wie würde das sein? Gleichzeitig bäumte sich in mir alles gegen den Tod.

Als der Feuerkreis abermals in meiner Nähe vorübermähte, da und dort Angstgeschrei und jähes Verstummen auslöste, stemmte ich mich hoch. Denn das hatte die Aktion vom Mittag bewirkt: Die Sinne nahm mir nun die Furcht nicht mehr. Man kann doch nicht liegen und einfach warten, bis es einen erwischt!

Ich sah mich um. Der nächste Diskus musste in wenigen Augenblicken in meiner Nähe sein. Zwanzig Meter vor mir, in einer kleinen Vertiefung, einem Sumpfloch vielleicht, lag das Wrack einer Landmaschine, verrostet, demoliert, ein mechanischer Heurechen möglicherweise. Und einer Eingebung folgend, fegte ich gebückt dorthin, kroch zwischen die Stäbe und Streben, ungeachtet der Schrammen, die ich mir zuzog.

Als der Diskus über mich hinwegflog, lag ich auf dem Rücken, und ich sah schreckerfüllt, dass ich genau ins Feuer geriet. Um mich herum stoben die Funkengarben, schlugen rote Sterne aus dem Stahlgestänge, sprangen vom Schrott in den Boden.

Ich begriff dann sofort, weshalb ich davongekommen war: Ich steckte in einem Faradayschen Käfig! Die Ladungen wurden durch das Metall abgeleitet, geerdet! So primitiv war das! Zum Teufel! Warum ist bisher keiner daraufgekommen? Wie viele von uns könnten noch leben!

Ich richtete mich halb auf, blickte in die Runde, sah zwei, drei Gefährten in der Nähe, die lebten. Ich rief sie an. Sie benötigten eine Weile, bis sie begriffen. Sie robbten heran, krochen in das Gerümpel.

Zunehmend zog Ruhe in mir ein. Soweit es das Gestänge zuließ, richtete ich mich auf. Ich gewahrte, wie einige der Flugzeuge jenseits des Waldes niedergingen. Vielleicht hatte sich ihre Aufladung erschöpft. Aber einige waren noch aktiv, und eins würde, vollendete man gedanklich seinen eingeschlagenen Bogen, erneut in meine Nähe geraten.

Ich fühlte mich zu einem Gag aufgelegt. Mein Käfig, die neu entdeckte Lebensgarantie, versetzte mich in Hochstimmung, vielleicht Übermut. Ich lud rasch mein Gewehr mit Explosivgeschossen und brachte es in Anschlag, was mir in dem Stabgewirr einige Mühe bereitete.

Der Diskus flog fast den gleichen Kurs wie der vorige, er würde also dem Standort sehr nahe kommen.

Ich beobachtete sehr ruhig. So konnte ich Einzelheiten erkennen, zum Beispiel auf der Unterseite offenbar beweglich angebrachte Platten, die, im Kurvenflug deutlich sichtbar, der Steuerung dienten. Das Scharnier einer solchen Platte nahm ich ins Visier, zog mit dem Lauf mit, hielt, als das Flugzeug fast über mir war, Vorgabe und drückte beide Läufe ab. Ich sah noch die Einschläge unmittelbar dort, wohin ich gezielt hatte, und die Maschine begann sich zu drehen!

Ich zwängte mich durch die Stäbe, richtete mich auf, ungeachtet der Möglichkeit, dass noch weitere Disken angriffen. Ich sah der angeschossenen Maschine hinterher, die eine gefährliche Schräglage eingenommen hatte, jetzt schon sehr schnell rotierte und so, den Gesetzen des Kreisels folgend, regelrecht „abschmierte“. Es würde nicht lange mehr dauern, und das Ding hatte Bodenberührung.

Rasch blickte ich in die Runde. Unmittelbare Gefahr bestand nicht. Es hatte vielmehr den Anschein, als befände sich keine der feindlichen Flugmaschinen mehr in der Luft.

Ich zwängte mich vollends aus dem Schrott und rannte dem Diskus hinterher, der bereits, sehr schräg fliegend, Gebüsch streifte und jeden Augenblick Erdkontakt haben würde.

Rechts von mir löste sich Hugh vom Boden. Er lebt! frohlockte ich. Ich sah, dass noch einige folgten, dann orientierte ich mich ganz nach vorn.

„Achtung, Junge!“, rief Hugh.

Aber ich hatte die Gefahr bereits erkannt, stoppte den Lauf.

Der Kampfdiskus der Angreifer verhielt sich wie ein schlecht geworfener Sportdiskus, der auf der Kante aufschlägt: Er begann geneigt auf der ziemlich ebenen Weidefläche zu rollen, im Kreis zu rollen, der Mitte des Kreises zugeneigt. Auf diese Art kam er mir ein Stück entgegen, rollte, eine deutliche Spur ziehend, keine zwanzig Meter vor mir entlang, ging über in einen kleineren Kreis, kippte schließlich, wippte einige Male und kam zur Ruhe.

Hugh und einige andere waren heran.

„Vorsicht!“, riet Hugh keuchend. „Wenn sie jetzt schießen, sind wir unweigerlich hin.“

Ich befand mich noch immer in bester Stimmung, wenn auch außer Atem. „Nachdem sie derart zentrifugiert wurden? Zumindest haben sie den Drehwurm!“

Hugh lachte kurz auf. „Man weiß nicht, was sie vertragen“, sagte er und wiegte den Kopf.

„Macht sie nieder, die Schweine“, schrie jemand. Gleichzeitig krachte ein Schuss, die Kugel zerspritzte an der Außenhaut des Diskus. Eine Folge von Schüssen knatterte auf, Querschläger summten, zwitscherten.

„Lasst den Quatsch!“, schrie Hugh.

Wie eine Meute stürzten sie vor. Es waren mehr Alte als Neulinge. Mit Gewehrkolben, Fußtritten, mit Fäusten und flachen Händen hieben sie auf die Kampfmaschine ein, begleitet von Flüchen und Wutgeschrei. Ich bemerkte, dass einige weinten.

Der Ausbruch dauerte nicht lange. Mit ohnmächtigem Zorn, noch einem Tritt gingen die einen, beschämt ein wenig die anderen. Niemand machte Vorwürfe. Auch die Vorgesetzten, die zunächst besorgt herzugeeilt waren, sagten nichts.

Hugh sah mich an. Wir hatten uns abseits gehalten, das Ganze unausgesprochen wie ein schlechtes - oder kein schlechtes? - Theaterstück betrachtet.

Als sich die Gefährten verstreut hatten, zuckte Hugh mit den Schultern. „Ein Glück“, sagte er dann, „dass der“, und mit einem Kopfnicken deutete er auf die Maschine, „anscheinend wirklich genug hat. Wir wären sonst zwanzig weniger.“

„Und was machen wir - wirklich damit?“, fragte ich.

Noch bevor Hugh antworten konnte, machte er mich mit einer erneuten Kopfbewegung auf eine Gruppe von Offizieren aufmerksam, die sich von den Stellungen her näherten. Die Schärpen, die sie über den Arbeitsanzügen trugen, machten sie von Weitem als Chargierte kenntlich. Jens, Hughs und mein Hundertschaftsführer, befand sich unter ihnen.

In respektvoller Entfernung blieb die Gruppe stehen, noch hinter Hugh und mir. Es hob dort eine Debatte an.

Wir beide, der Neuling und der Alte, sahen uns an, Hugh grinste. Eine Weile hörten wir zu, verstanden, weil zu weit entfernt, nicht alles. Aber offenbar ging es zunächst darum, warum wohl die Maschine niedergegangen, besser, abgestürzt sei. Was jedoch mehr bewegte: Was sollte man damit tun, wie sie behandeln. Es fiel das Stichwort „Expertenkommission“.

Hugh und ich verständigten uns durch einen Blick, gingen dann langsam in einem Bogen auf die Maschine zu, bestrebt auf die den Offizieren abgewandte Seite zu gelangen. Da wurden wir von Jens angerufen. Er kam einige Schritte auf uns zu. „Was hält euch hier?“, fragte er nicht eben freundlich.

„Wache“, log Hugh schlagfertig.

„Aha!“ Jens sah einen Augenblick zu Boden, überlegte. Im Kriegsgeschäft hatte eben niemand Erfahrung. Wache war sicher notwendig. Er hatte an so etwas nicht gedacht. Deshalb wohl fragte er auch nicht weiter, nicht, wer den Befehl - was eigentlich seine Sache gewesen wäre - dazu gegeben hatte. „Gut“, sagte er. „Ich werde für Ablösung sorgen - falls“, er wies in Richtung Front, „uns Gelegenheit dazu bleibt.“

„Eben“, antwortete Hugh. „Wenn wir etwas damit anfangen wollen, sollten wir wohl nicht zu lange warten.“

Jens nickte zerstreut, wandte sich wieder seiner Gruppe zu.

Da sagte Hugh obenhin: „Damit ihr euch nicht weiter den Kopf zerbrecht, wie das Ding hierherkommt: Der Jugendfreund hier hat es abgeschossen.“

Jens fuhr herum. „Was?“ Er blickte alles andere als geistreich.

„Was heißt ,was‘?“, fragte Hugh, und er schmunzelte.

„Wie - abgeschossen? Willst du mit mir Witze machen?“ Jens gab seiner Stimme Strenge.

„Angelegt, piff, paff, und da kollerte er herunter. Wie sonst sollte man schießen!“

„Ist das wahr?“ Jens wandte sich nun direkt an mich.

Ich nickte, ein wenig verlegen, ein wenig stolz. „Es könnte schon sein“, sagte ich. „Ich habe auf die Steuerung geschossen, auf die Unterseite. Möglich, dass der Absturz damit zusammenhängt. Sie haben halt nicht damit gerechnet.“

Jens lächelte jetzt. „Scheint etwas von dir abzufärben, Hugh“, bemerkte er. Es klang anerkennend. Dann rief er zur Gruppe: „Dieser hier, Igor, hat die Maschine abgeschossen!“

Die Leute wandten sich überrascht uns beiden zu. Ich hob ein wenig wie grüßend die Hand, fühlte mich gleichzeitig von Hugh mit sanfter Gewalt auf den ursprünglichen Kurs gezogen. „Wir haben nicht viel Zeit!“, raunte er. „Wenn sie vorrücken, ist das Ding weg.“

Wir kümmerten uns nicht mehr um die anderen, gelangten auf die Rückseite, erblickten dort sofort die geschlossene Luke in der unteren Schalenhälfte, siebzig Zentimeter mal einen Meter.

Ich stand unschlüssig.

„Es nutzt nichts“, sagte Hugh wie zu sich selbst. „Bleib du hier ...“ Er zeigte unmittelbar zum Flugkörper und wies mir einen Platz zu, wo ich geschützt stehen würde, falls Überraschendes aus der Luke kam.

Mit großem Herzklopfen trat ich dicht an die Maschine heran, nahm den angezeigten Platz ein.

Hugh dagegen tat unbefangen. Mit flachen Händen fuhr er über die Fugen, suchte. Und ich, unmittelbar daneben, bemerkte, wie nervös er dabei war. Schließlich, weil seine Bemühungen noch immer ohne Erfolg verliefen, schlug Hugh, überlegt zwar, mit dem Gewehrkolben gegen den Deckel.

Als ich ein Stück zurücktrat, entdeckte ich ein handgroßes Viereck. „Hugh“, rief ich, „hier!“ Und ich wies mit lang gestrecktem Arm auf diese Stelle.

Hugh, der gerade mit dem Kolben ausholte, schlug, mit größter Mühe den eingeleiteten Stoß dämpfend, hart zu, sprang dann behänd zur Seite, weil die Luke kraftvoll nach unten klappte.

„Warte!“, rief ich. Gleichzeitig fasste ich Hugh hart an die Schulter, hielt so den in das Innere des Diskus Drängenden zurück.

Es roch leicht nach Ammoniak. Als Hugh das wahrnahm, nickte er mir dankbar und verstehend zu. Aber er zeigte Ungeduld. Er lief nach rechts, um an dem Flugkörper vorbei nach vorn sehen zu können.

Ich hielt mir das Taschentuch vor die Nase und beugte mich in den Raum hinter der Lukenöffnung. Ein kleiner, kahler Kubus, eine Schleuse? Im Hintergrund gewahrte ich eine weitere, der äußeren ähnliche Luke. Kurz entschlossen hielt ich die Luft an, sprang hinein, hieb auf den Taster, und mit einem Satz befand ich mich wieder im Freien.

Dann atmete ich tief durch, schützte mich erneut mit dem Tuch und blickte zurück. Die Klappe lag offen. Es biss penetrant in den Augen.

Hugh kam zurück. „Oh“, stellte er fest, „jetzt stinkt’s aber mächtig!“ Dann begriff er. Er benetzte aus seiner Feldflasche die Tücher. Wir banden sie uns um und drangen in das Flugzeug ein.

Gebieterisch bedeutete Hugh, dass ich im Vorraum zu verbleiben hatte. Das Gewehr im Anschlag, zwängte er sich durch die innere Öffnung ...

Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und im Grunde genommen gebärdeten wir uns ziemlich tollkühn, man wusste weder, was sich im nächsten Augenblick hier drin, noch, was sich draußen tun würde. Froh war ich, dass Hugh mir die Entscheidung abgenommen hatte.

Vom Innenraum vernahm man Stöhnen, als strengte sich jemand tüchtig an. Und ich spürte, dass ich die ammoniakgeschwängerte Luft würde nicht mehr lange ertragen können. Wenn nun Hugh ... ? Aber noch rumorte es drin. Dann erschien Hughs Rücken in der Öffnung, ein Keuchen, Hugh zog etwas hinter sich her.

Da es in der Schleuse recht eng war, stieg ich hastig nach draußen, fasste dann jedoch mit zu. Hugh schleifte einen Körper, eine von den grünen Kugeln ...

„Höchste Zeit“, stöhnte Hugh. Er ließ das etwa einen Meter große Etwas aus der Luke plumpsen, riss sich das Tuch vom Gesicht und atmete wie einer, der dem Erstickungstod gerade so entronnen ist.

Ich beugte mich zu dem Körper hinab.

„Der ist hin!“ Hugh keuchte. „Empfindliche Kerlchen.“

„Du meinst ...“, fragte ich.

„Es kann kaum anders sein“, antwortete Hugh.

In mir widerstritten Gefühle.

Ein Traum hätte sich hier erfüllen können. Nicht nur meiner, für mich aber in diesem Augenblick unmittelbar.

Spätestens seit sie erkannten, dass die Erde ein Himmelskörper unter unzähligen ist, wünschten die Menschen und träumten davon, eines Tages auf Brüder im All zu treffen. Und immer in der Hoffnung, ja beinahe in der Gewissheit, dass die als liebe Freunde kommen würden.

Nun sind sie da, schaut sie euch an!

Fast hätte ich laut und bitter aufgelacht.

Fein stimmt die Theorie mit der Praxis überein. Was ist daraus geworden, aus der Schulweisheit: Eine Zivilisation, die interstellare Entfernungen meistert, muss notwendigerweise eine humane sein, eine, die von edlen Zielen, von grenzenloser Toleranz, vor allem aber von der Achtung alles Lebendigen geleitet ist, fern allen Zanks und Haders ...

So jedenfalls, erinnerte ich mich mit Sarkasmus, habe ich es gelehrt bekommen. Freilich, erzwungene Einigkeit, ausgerichtet auf dasselbe Ziel, mag auch einen konzentrierten Wissensfortschritt stimulieren. Doch dieses Ziel ist bei ihnen Vernichtung, Unterwerfung anderer des eigenen Vorteils wegen. Lebensverachtung und maßlose Arroganz könnten schon, so glaubte ich, in einer antagonistischen Gesellschaft der Boden sein, auf dem ein kosmischer Faschismus gedeiht.

Und das hier ist das Ergebnis!

In einem Anflug von Hass, in dem meine ausgestandenen Ängste, die Bilder von den Toten ebenso präsent waren wie die Unverschämtheit des Überfalls und das, was man von dem Wüten der Fremden hörte, versetzte ich dem Körper einen wuchtigen Fußtritt.

„Der spürt nichts mehr“, sagte Hugh sanft. „Und wer weiß, ob er etwas dafür kann.“

„Er ist dabei ..."

„War, Igor, war ..." Nun beugte sich Hugh über das Gebilde. „Das ist noch nicht er“, stellte er dann fest. „Er steckt in einer Hülse, einem Schutzüberzug.“

„Müssten wir nicht ...?“ Ich fragte zögernd. „Vielleicht lebt er noch.“

Hugh schüttelte den Kopf. „Nicht die geringsten Voraussetzungen haben wir, kennen nicht einmal die Atmosphäre, die sie brauchen. Hier haben wir sie ja gründlich kaputtgemacht.“ Er wies unbestimmt auf den Diskus. „In seinem Anzug ist er am sichersten. Andere müssen entscheiden, wie es weitergehen soll. Wichtig ist es schon, von ihnen zu wissen. Und viele werden wir noch nicht erbeutet haben.“

Man hörte schleifende Schritte im Gras. Die Gruppe der Offiziere bog um das Flugzeug, stockte.

„Seid ihr des Teufels!“, schnauzte Jens.

Einige traten vor, nahmen das Vorgefundene in genaueren Augenschein, schnüffelten die stechende Luft.

Hugh und ich nahmen Haltung an, äußerten uns zunächst nicht. Auch Jens besah sich jetzt das sorgfältiger, was es zu sehen gab. Aber man merkte ihm an, dass Ärger in ihm steckte, vielleicht darüber, dass ausgerechnet seine Leute so offensichtlich Eigenmächtigkeit, wenn nicht Schlimmeres, vor den anderen demonstrierten.

Dem Ärger Luft zu machen, dazu kam er nicht.

Von jenseits der Flugmaschine erklang Geschrei, Schüsse fielen - Signal für die Offiziere, sich im Laufschritt zu entfernen, hin zu ihren Einheiten.

Ich schickte mich an, ihnen zu folgen.

„Bleib!“, rief Hugh. „Die kommen wieder zurück - mit allen anderen.“ Dennoch ging er auf ein seitlich liegendes Gebüsch zu, das der Diskus beim Niedergang beträchtlich gezaust hatte, und riss zwei kräftige Äste vollends ab, brachte sie, ohne Zweige und Blätter entfernt zu haben, angezerrt.

Ich begriff.

Mit Leibriemen, einem Stück Strick banden wir den verhüllten Fremdling auf die Äste.

Der Rückzug der Truppe passierte die Absturzstelle, als wir gerade fertig waren. Wir schlossen uns an, ich vorn, Hugh hinten an der Trage. Wir warfen noch einen bedauernden Blick auf den Diskus - er barg gewiss Interessantes - dann fielen wir in den allgemeinen Rückzugstrott.

Diesmal, entgegen der vor wenigen Stunden gegebenen Order, ging es weiter zurück, etliche Kilometer, sodass der eigentlich leichte Körper schwer wurde. Niemand von den zurückströmenden Kämpfern kümmerte sich um Hugh und mich ...

Die gesamte „Armee“ bewegte sich nahe der schmalen Asphaltstraße, die von Utsjoki nach Inari führte, durch endlos scheinenden lappländischen Mischwald, dessen Boden, von riesigen Steinen übersät und mit knöcheltiefem Moos bedeckt, ein rasches Vorankommen kaum zuließ. Aus der Luft ein Überraschungsangriff, und die Folgen wären verheerend gewesen. Auch der typische Wald - weit auseinanderstehende Kerzenfichten, Kiefern und Birken von Daumen- bis Oberschenkelstärke - hätte uns, so dicht gedrängt, wie wir marschierten, kaum ausreichenden Schutz geboten.

Der Grund des ausgedehnten Rückzugs wurde alsbald ersichtlich: Man hatte eine gestaffelte Auffangstellung - hätte man früher gesagt - nahe der Straße vier, die hier im rechten Winkel nach Westen abbog, bezogen, und zwar - ich staunte - mit schwer bewaffneten Einheiten. Es war jedenfalls das Imponierendste, was ich je an Kriegstechnik auf einmal gesehen hatte. Nur, der zweite Blick machte es deutlich, was für eine!

Ich erinnerte mich, gelegentlich in Museen, Lexika oder anderen Büchern, auch in historischen Filmen, ähnliches gesehen zu haben, aber freilich immer hübsch nach Epochen geordnet oder auch alles zu einer einzigen gehörig. Aber hier? Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum zweiten Weltkrieg stand alles an einer Front, was man unter den Begriff Kanone zusammenfassen konnte. Und in der Tat, das waren sie, die Waffen aus den Requisitenkammern, aus Museen. Und wahrhaftig, es befanden sich Vorderlader darunter und - weiter im Hinterland - Raketen!

Zwischen den Geschützstellungen hatten allerlei Fahrzeuge gedeckte Plätze eingenommen, Panzer und provisorisch gepanzerte Vehikel, vom Lastkraftwagen bis zur Planierraupe, vom Mähdrescher bis zum Mobilbagger - bestückt mit Maschinenwaffen aller Art. Und so weit man das übersehen konnte, spannte sich diese Front, Schneisen und Lichtungen folgend, über mehrere Kilometer. Da, wo die Kämpfer auf sie trafen - nahe der kleinen Ortschaft Kaamanen -, schien sie eingebuchtet, hier befanden sich offenbar auch die schwersten Fahrzeuge. Ging man davon aus, dass die Angreifer ihren Weg beibehielten, musste hier der Hauptstoß erfolgen. Wollte man sie einschließen? Es schien, als sähe die Taktik es vor, dass die Flanken nach Norden herumgezogen werden sollten.

Dieser Anblick erfüllte mich und die Kameraden mit Freude, mit Bedenken aber auch. Konnte man tatsächlich annehmen, einem wohlorganisierten, von Siegeswillen gesteuerten Angriff mit einem derart zusammengestoppelten Arsenal wirksam begegnen zu können? Welch ein Aufwand an Organisation, Qualifikation und Produktion im Zeitalter angewandter Standardisierung! An jedem Geschütz, jedem Gerät benötigen die Leute eine Spezialausbildung, für jede Kanone andere Munition ...

Eine Feldküche empfing uns. Hugh warf seine Jacke über das Bündel auf der Trage, es hätte sonst einen Auflauf gegeben. Wir lehnten uns mit dem Rücken an die Kette eines Panzers, eines T 34, ja, ich wusste das ganz genau, eines T 34, und löffelten Erbsen.

Während des Essens klopfte ich mit dem Löffel an das Triebrad und sagte: „Ein T vierunddreißig aus dem zweiten Weltkrieg.“

Von den vier oder fünf Kameraden, die mich hörten, blickten einige ungläubig, schmunzelnd, als wollten sie sagen, verulke andere. Selbst Hugh runzelte die Stirn. Woher wollte ausgerechnet so ein Neuling das wissen? Zweiter Weltkrieg, das wusste man, den Panzer dort einordnen ging auch, obwohl es danach noch etliche Typen gegeben haben soll ... Aber T 34?

Ich nahm es den Männern nicht übel. „Es könnte der sein, den ich besorgt habe“, bemerkte ich.

„Du hast einen Panzer besorgt!“ Es war keine Frage, sondern eine spöttische Feststellung aus der Runde.

„Wie besorgt man heutigen Tages Panzer?“, fragte einer, einige lachten.

„Die sind alle irgendwie besorgt“, erläuterte ich. „Meinen habe ich von einem Denkmalsockel geholt. Ich dachte, der Beauftragte vom Denkmalschutz frisst mich. Das war eine Woche, nachdem die Fremden eingefallen waren. Die Menschen begannen sich zu besinnen, dass man gegen diese miesen Hunde etwas tun muss. Ein Feldwebel schickte einen Kumpel und mich nach dem Panzer.“

„Schickte sie nach den Panzer ...“, äffte einer. „Hat er dir nicht nachgerufen, der Feldwebel, dass du bei der Gelegenheit für zehn Pfennig Hefe mitbringen könntest?“

Großes Gelächter.

Ich ließ mich nicht beirren. „Es dauerte zwei Stunden, bevor wir wussten, wer für diesen Panzer zuständig war. Er stand auf einem Sockel, einem schrägen, zu Ehren der Befreier der Stadt, der Roten Armee, die die Deutschen vertrieben hatte ... Kurzum, wir hielten dem Denkmalpfleger unseren Befehl unter die Nase. Zunächst glaubten wir, er bekäme einen Lachkrampf, so kicherte er los, bis mein Kumpel ihn an der Krawatte packte, da merkte er, dass es uns ernst war. Da begann er zu zetern, uns zu beschimpfen als Denkmalschänder, Chauvinisten, Kulturbanausen. Wir benötigten eine weitere halbe Stunde, bis wir ihn einigermaßen sachlich hatten.

Meine Frage .Fährt er noch?“ brachte ihn noch einmal aus der Fassung. Schließlich gab er zu, das nicht zu wissen. Der Deckel sei zugeschweißt, das hätten damals noch die Rotarmisten gemacht. Wie der Panzer auf den Sockel gekommen sei? Man habe damals doch wohl schwerlich einen Kran bekommen in diesen Zeiten. Aber das wusste er auch nicht. Also besorgten wir einen Schlosser mit einem mobilen Schweißgerät und begaben uns zum Denkmal. Im Nu hatten wir eine Menschenansammlung um uns. Wir waren auf den Sockel geklettert, besahen uns das Ding von außen. Der Panzer war ausgezeichnet erhalten - so wie dieser hier“, ich klopfte erneut mit dem Löffel an das Rad, „und Josef, so hieß der Denkmalschützer, erklärte mit Stolz, dass man einmal im Jahr mit einem neuen Farbanstrich aufwartete. Als jemand von den Zuschauern fragte, was wir machten, gab Josef Auskunft, ohne ein Hehl aus seiner Meinung zu machen.

Wir fingen an, den Deckel aufzuschweißen, da gab es die ersten Proteste. Ich muss zugeben, wohl war mir nicht dabei. Und wäre die Gedenktafel nicht unten an der Sockelmauer gewesen, sondern am Fahrzeug selbst, ich wäre abgezogen. Da stand das Ding seit so vielen Jahren, zeugte von Opfern, furchtbarem Krieg, von Dankbarkeit. All das war nicht vergessen, nicht nur seiner Präsenz wegen freilich. Aber der Panzer machte so manchen Spaziergänger nachdenklich, der daraufhin die Tafel las.

Schließlich war es diese Tafel, die die Protestierenden zur Ruhe brachte. Ich hatte den Einfall, sie zu fragen, ob sich ähnliches, noch Schlimmeres vielleicht, wiederholen solle? Ob er, Josef, oder die anderen dies wollten? Was, wenn nicht diesen alten Panzer, sollten wir nach ihrer Meinung dem Eindringling, der schrecklicher hause als die Faschisten, entgegenstellen? Aus den Nachrichten wussten sie alles. Aber, mein Gott, wie weit entfernt war für sie Lappland. Da lag ein Meer dazwischen ... Aber sie protestierten nicht mehr, zerstreuten sich sogar bis auf ein paar Kinder. Allerdings sagten sie auch unumwunden, was sie von unserer Aktion hielten. Wenn die wirklich so gefährlich seien, was soll da ein alter, seinerzeit schon physisch und moralisch verschlissener T 34 ... Allerdings, gut soll er gewesen sein damals ... Wir widersprachen nicht.

Nach zwei Tagen härtester Arbeit brachten wir das Ding zum Laufen. In dieser Zeit ölten wir und putzten, im Großen und Ganzen hatten die Rotarmisten auch die Innereien gut konserviert. Sie hatten kiloweise Fett verschmiert, das hatte sich in eine zwar schützende, aber außerordentlich zähe Masse verwandelt, die wir Schicht für Schicht mühsam abkratzten und abschrubbten, auflösten ... Dann machten wir unzählige elektrische Kontakte blank, studierten in alten Fachbüchern, besorgten eine einigermaßen passende Batterie und Dieselöl. Als der Motor anlief, eine mächtige blaue Wolke ausstoßend, hatten wir wieder unsere Zuschauer, aber ein Problem: Um keinen Preis der Welt hätte mein Kumpel, der von Motoren etwas verstand, sogar von diesen stinkigen Verbrennungsmotoren des zwanzigsten Jahrhunderts, das Ding gefahren. Wir meldeten also unserem Feldwebel, dass der Panzer requiriert sei und abfahrbereit. Von seinem Verbleib habe ich nie etwas erfahren. Doch es könnte dieser sein, und so wird’s gemacht, oder was denkt ihr?“ Nun lachte keiner mehr.

„Da drüben steht noch so einer.“ Jemand aus der Runde wies mit lang ausgestrecktem Arm nach rechts.

„Und was meinst du - nützen sie etwas?“, fragte ein anderer. Ich war in diesen Minuten offenbar zum Panzerexperten avanciert. „Auf jeden Fall gegen die Stromblitze ... Mensch, Hugh!“ Ich griff mir an den Kopf. „Ich muss es Jens sagen. Jedermann benötigt einen Käfig, einen leichten, der genügt schon. Da können die blitzen, soviel sie wollen. Hast du gesehen, als ich diesen Diskus abschoss, saß ich in einem Heurechen. Der hat mir und einigen anderen das Leben gerettet ..."

Es dauerte mehrere Stunden, bis Hugh und ich jemanden fanden, der sich das anhörte und versprach, sich darum zu kümmern. Ob er es wirklich tun würde, blieb ungewiss. Auch der mitgeschleppte Diskusflieger fand zunächst nur mäßiges Interesse. Man richtete sich ein, erwartete mit Spannung den Angriff, mehr aber noch die Bewährungsprobe. Wird so dem Feind beizukommen sein? Hugh und ich hörten die Frage oft. Bringen wir ihn zum Stehen, vernichten wir ihn gar, zwingen ihn zur Flucht? Oh, dafür hätte sich der Aufwand gelohnt ... Niemand wusste Definitives zu sagen, niemandem war bekannt, über welche Mittel und Potenzen der Gegner noch verfügen mochte. Ja, man wusste nicht einmal, wie stark er war, keine Sternwarte hatte die Landung der Schiffe verfolgt, und wenn es eine getan hätte? Was befand sich in den Schiffen, wie viele waren es? Man wusste nicht einmal, wie sie wirklich aussahen. Und nun hatte man einen - und interessierte sich kaum für ihn ...

Aber das täuschte. Am späten Nachmittag traf mit einem sechssitzigen Flugzeug eine Expertengruppe ein, die aus der Maschine heraus gleichsam ohne Atempause ins Lager gerannt kam, um den Außerirdischen zu suchen. Da kaum jemand von ihm wusste, dauerte es eine Weile, bis sie Hugh und mich aufgefunden hatten. Als wir sie zu dem Bündel führten, zeigten nur einige ein wenig Enttäuschung. Hatten sie sich die modernen Unholde anders vorgestellt, fürchterlicher im Aussehen vielleicht? Eine Frau hatten sie dabei, eine attraktive Vierzigerin mit grau meliertem Haar. Sie sagte mit gerunzelter Stirn: „Der?“ Und sie maß Hugh und mich mit abschätzigen Blicken, als wollte sie sagen: Vor denen lauft ihr Hünen davon?

Die Sache wurde für die Menschen noch beschämender, als sie die Hülle aufgebrochen hatten.

Zunächst jedoch begannen sie vor der provisorischen Trage zu streiten, ob man gleich an Ort und Stelle sezieren oder ob man das Wesen erst nach Rovaniemi in die Pathologie transportieren solle. Es sah aus - für mich enttäuschend -, als würden die siegen, die für den Abtransport stimmten. Sie hatten für sich, dass jeden Augenblick ein Angriff drohen konnte ... Die Argumente der Frau jedoch, die sie Astrid nannten, gaben schließlich den Ausschlag. Erstens, dozierte sie, könne das Wesen noch am Leben sein, schnelle Hilfe benötigen. Zweitens aber, wenn es tot sei, wisse man nicht, wie schnell ein Zerfall einsetze. Wer könne wissen, wie die irdische Atmosphäre auf sie wirke. So argumentierte sie, nachdem sie von Hugh und mir einen Kurzbericht über das Auffinden des Fremden abgefordert hatte.

Während die anderen, die sich neugierig eingefunden hatten, von einem Diensthabenden barsch vertrieben wurden, betrachteten wir es als selbstverständlich, auch im Weiteren bei den Experten verbleiben zu können. Bereitwillig schleppten wir das Bündel dann auch in das Sanitätszelt und betätigten uns im Folgenden nützlich als Handlanger.

Lange zauderten die Experten nicht. Als ein Verschluss der Schutzhülle nicht zu finden war, griffen sie kurzerhand zu einem Messer, dem das knäulig-faserige Material jedoch erheblichen Widerstand entgegensetzte.

Eine Art poriger, klebriger, organischer Schaumstoff klaffte dann auseinander, der Zweifel setzte, ob man es tatsächlich mit einer Schutzhülle oder bereits mit dem Wesen selbst zu tun hatte. Die Ungewissheit nahm zu, als der Stoff nach innen dichter wurde, er aber bereits eine Stärke von zehn Zentimetern aufwies. Doch dann gab es einen Abschluss wie eine Gummihaut, und die löste sich von einem völlig andersgearteten Körper. Was wir zunächst davon sahen, erschien blässlich fad. Viel sahen wir allerdings nicht.

Behutsam schnitt einer, der Ernest genannt wurde und von so hohem Wuchs war, dass er sich beim Überbeugen zum rechten Winkel bog, die Hülle gänzlich längs auf. Er schälte, löste, wie eine Kastanie aus ihrem Gehäuse, einen wundersamen Körper aus dem Schaum. Auf den ersten Blick konnte man meinen, es wäre ein Kind, ein menschliches Kind!

Als die Schale völlig aufgeklappt lag, verharrten die Menschen schweigsam. Es schien, als griffe nun doch die Größe des Augenblicks nach ihnen, die in dieser ersten Begegnung der Menschen mit einer anderen Zivilisation lag. Und sei die noch so verderbt und schädlich.

Ein menschliches Kind? Aber nur auf den ersten Blick.

Ich hatte sofort den Eindruck, es sei ein schönes, ein edles Wesen, das da vor uns lag.

Die Menschen standen unbeweglich, sahen, zeigten sich beeindruckt.

Schließlich sagte die Frau, und sie traf es mit dem einen Wort, kennzeichnete mit diesem Begriff alle Erhabenheit, auch alles Übersinnliche, das ihm innewohnte und das dieses Wesen vor ihnen ausstrahlte: „Ein Engelchen ..."

Nun hatte ich zwar meine eigenen Vorstellungen von Engeln, jedenfalls von denen, die ich gelegentlich in Kirchen auf Bildern oder als Statuen gesehen hatte. Sie schienen immer groß und mächtig zu sein, auch wenn sie liebliche Gesichter hatten. Aber edel und gerecht, dabei schön und zart sollten sie wohl verstanden sein. Nun, verkleinerte man einen solchen Engel auf sechzig Zentimeter, dann war die Ähnlichkeit schon verblüffend. Es schien, als läge ein Engelchen friedlich schlafend in lang wallenden Kleidern in diesem grünen Schalenbett. Nur, die Kleider bestanden aus demselben Material, waren mit dem Körper eins, als hätte man eine Statuette aus Wachs gegossen. Ja, aus Wachs, so sah es aus, sofort den Eindruck des Todes vermittelnd, weißlich, durchscheinend.

Ein menschliches Gesicht hatte es nicht, dennoch, es war nicht etwa ein tierisches, auf keinen Fall ein abstoßendes. Gerade dieses Gesicht auch vermittelte den Eindruck der Sanftmut, des Liebreizenden. Dieses Antlitz beherrschten große runde Augen, die, wären sie lebendig gewesen, sicherlich einen eigenen Glanz hätten. Nun, in ihrer Stumpfheit, unterstrichen sie das Gütige, das in diesem glatten Gesicht lag. Ein wenig Prognathie erinnerte an das niedliche Gesicht eines Kätzchens.

Was das Engelhafte aber betonte: Verdeckt durch den Körper, deutete sich - gleichermaßen wächsern, wie aus einem Stück - so etwas wie ein Flügelpaar an, das über den Kopf hinausragte und dessen untere Spitzen neben fußähnlichen, aus dem „Gewand“ ragenden Extremitäten hervorlugten.

Wir standen und starrten, keiner sagte etwas. Die Größe des Augenblicks oder das Widersinnige in dieser Begegnung: Ein Engel - und wenige Kilometer entfernt speien seinesgleichen Tod und Verderben, wie er selbst vor kurzer Zeit noch gespien hat.

Aber ist das so absurd? Durchschoss es mich plötzlich. Sind sie nicht mit Feuer und Schwert, mit dem Engel im Herzen und gemalt auf Fahnen und Schilden, gegen Andersdenkende und Unwissende gezogen, haben sie nicht erwartet, dass Engel, wenn es sie wirklich gäbe, mit ihnen stritten oder schützend und segnend hinter ihnen stünden?

In mir wallte Hass auf. Da konzentrierte ich den Blick erneut auf das Wesen. Einfach unvorstellbar, dass Böses von ihm ausgehen könnte, so schwach und zerbrechlich lag es da mit dem Habitus eines wirklichen Engels.

Der Fremde befand sich in der Maschine, die Funken sprühend über mich geflogen kam, sagte ich mir abermals. Und hätte ich nicht in meinem Käfig gesessen, hätte er mich erwischt wie viele der Kameraden. Und wenn er, verdammt noch mal, aus interstellaren Weiten kommt, hoch technisiert, mit menschheitsüberlegenem Wissensstand natürlich, dann musste er einfach erkennen, dass auch wir zivilisierte, denkende Wesen sind, schließlich haben wir auf diesem alten Erdball viel und Unverwechselbares geschaffen, und niemand hat Anlass gegeben, uns hassen zu müssen, jetzt nicht mehr. Also warum, zum Teufel, kommen sie mordend, zerstörend und ohne den geringsten Versuch, auch nur eine Silbe, ein Morsezeichen, eine elektromagnetische Welle mit uns zu wechseln?

Ich spürte, wie ich mich in meinen Gedanken verstrickte. Da wurde ich abgelenkt: Dieser Ernest schob seine behandschuhten Finger behutsam unter das Körperchen, hob es, der scheinbaren Zerbrechlichkeit Rechnung tragend, außerordentlich vorsichtig an, was, wie sich alsbald herausstellte, nicht notwendig gewesen wäre; denn der Fremde war steif wie eine Statue. Aber immerhin ließ er sich anheben und auf das Gesicht drehen.

Als Ernest seine großen Hände wegnahm, sahen wir, dass das auf dem Rücken im Leben keine Flügel sein konnten. Dennoch veränderte sich der erste, engelhafte Eindruck nicht. Der Habitus blieb Engel. Was er auf dem Rücken trug, nun fliegen konnte man damit sicher nicht, aber - vielleicht - springen. Das hatte nämlich Ähnlichkeit mit den Hinterbeinen eines Grashüpfers ...

Bislang hatte noch niemand wieder ein Wort gesagt. Ernest, indem er das Wesen in seine alte Lage brachte, es also gleichsam erneut in seine Schale passte, fragte ein wenig einfältig: „Was nun?“ Dabei klappte er die aufgeschnittene Hülle zu, und es sah in der Tat so aus, als wollten die beiden Hälften an der Schnittstelle zusammenfließen, so als wären sie niemals getrennt gewesen.

Einer Antwort auf die sicher nicht beantwortbare Frage wurden alle enthoben. Von draußen drang Lärm herein, Befehle, dann dröhnten Motoren auf, und wenig später peitschten Schüsse und detonierten ohrenbetäubend die Treibsätze der Kanonen.

Angriff!

Die Experten stürzten förmlich in sich zusammen, starr vor Angst. Nur die Frau zeigte so etwas wie Geistesgegenwart. Sie hob das Bündel Fremdling vom Tisch und barg es an ihrem Körper, als ob sie es schützen wollte;, ein Reflex vielleicht.

„Seht zu, dass ihr zu eurer Maschine kommt, und haut ab“, brüllte Hugh. Er packte mich am Arm, und wir stürzten nach draußen.

Bevor ich irgendetwas Zusammenhängendes wahrnehmen konnte, erhielt ich einen ungeheuren Ruck, der mich zu Boden warf.