Die Entdeckung der Erde - Wilhelm Cremer - E-Book

Die Entdeckung der Erde E-Book

Wilhelm Cremer

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Beschreibung

Eingängig und spannend erzählt Wilhelm Cremer aus der Weltgeschichte und speziell von den Reisen der großen Entdecker. Inhalt: Altertum und Mittelalter. Die Reisen des Marco Polo. Christoph Kolumbus. Vasco da Gama. Fernando Cortez. Francisco Pizarro. Ferdinand Magalhaes. Francis Drake. James Cook. Naturwissenschaftliche Forschungsreisen. Der dunkle Erdteil. Im Herzen Asiens. Die nordwestliche und nordöstliche Durchfahrt. Die Eroberung des Nordpols. Die Entschleierung des Südpols.

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Die Entdeckung der Erde

Wilhelm Cremer

Inhalt:

Entdeckungsreisen

Die Entdeckung der Erde

Altertum und Mittelalter.

Die Reisen des Marco Polo.

Christoph Kolumbus.

Vasco da Gama.

Fernando Cortez.

Francisco Pizarro.

Ferdinand Magalhaes.

Francis Drake.

James Cook.

Naturwissenschaftliche Forschungsreisen.

Der dunkle Erdteil.

Im Herzen Asiens.

Die nordwestliche und nordöstliche Durchfahrt.

Die Eroberung des Nordpols.

Die Entschleierung des Südpols.

Die Entdeckung der Erde, Wilhelm Cremer

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849607470

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Entdeckungsreisen

Entdeckungs- und Forschungsreisen wurden in den ältesten Zeiten zur Anknüpfung und Erweiterung von Handelsbeziehungen unternommen. So die im Auftrag des Königs Necho von Ägypten ausgeführte Umschiffung Afrikas, die Reisen des Hanno, des Skylax von Karyanda, die Landreisen eines römischen Ritters von Italien nach der Bernsteinküste, der Agenten des Mazedoniers Maës Titianos durch Hochasien nach China u. a. Dagegen hatten die von einigen Griechen gemachten Reisen rein wissenschaftliche Zwecke, so die Herodots und Pytheas von Massilia. Auch durch die Ausbreitung der römischen Herrschaft wurden Reiseunternehmungen wesentlich gefördert.

Die Ausbreitung des Islams war ein mächtiger Sporn zum R. Die jährlichen Pilgerfahrten führten Mohammedaner aus allen Weltteilen zusammen. Auch die Pilgerfahrten der Hindu und Buddhisten wurden zu großen Reiseunternehmungen. Vom Abendland pilgerten gläubige Christen zum Heiligen Lande, die Kreuzzüge waren nur ein großartiger Ausdruck dieses Dranges. Durch Begünstigung der Mongolenfürsten wurde es Handelsreisenden möglich, von Europa bis zur Hauptstadt des großen chinesischen Reiches zu gelangen. Als kaufmännisches Volk ersten Ranges unternahmen die Venezianer große Reisen, ihr bedeutendster Reisender jener Zeit ist unzweifelhaft Marco Polo. Die Entdeckung der Neuen Welt und des Seewegs nach Ostindien gab der Neigung zum R. neue Nahrung. Zugleich ermutigte die Entdeckung des Kompasses zu größeren Unternehmungen, die in Portugal durch Heinrich den Seefahrer kräftige Unterstützung fanden. Mit Magalhães beginnen die Reisen um die Erde, die Fahrten zur Auffindung einer nordwestlichen Durchfahrt, die Nordostfahrten, die Fahrten in die Südsee um die Südspitze Amerikas, die Fahrten nach den Nord- und Südpolarländern. Bis zur zweiten Hälfte des 17. Jahrh. waren merkantile Zwecke für die Richtung der großen Entdeckungsreisen ausschließlich oder doch hauptsächlich maßgebend. Deutsche traten nun in Dienste andrer Nationen, so M. Behaim als Begleiter Diego Cams nach Angola; Steller ging mit Bering, die beiden Forster mit Cook, Chamisso mit Kotzebue. Die letzten Unternehmungen verfolgten neben den merkantilen auch wissenschaftliche Zwecke.

Die wissenschaftlichen Forschungsreisen beginnen um die Mitte des 17. Jahrh. Es handelte sich um die Beobachtung von besonderen Himmelserscheinungen (Durchgang der Venus, Sonnenfinsternis etc.), Gradmessungen und andre wissenschaftliche Aufgaben, um die Erforschung bestimmter Gebiete in Bezug auf ihre geographischen Verhältnisse, ihre Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt, um Messungen der Tiefen der Ozeane und die Ergründungen ihrer Bodenformation sowie ihrer Bewohner u. a. Alle diese Richtungen erfuhren einen ganz besonderen Aufschwung durch die großartige Ausdehnung des Handels, namentlich der Engländer. Daher ist auch die Zahl englischer Forscher ebenso wie die daraus hervorgegangene wissenschaftliche Reiseliteratur sehr groß. Sie finden sich verzeichnet bei den einzelnen Erdteilen, ebenso wie die Unternehmungen der Franzosen, deren fast sämtlich aus öffentlichen Mitteln bestrittene Expeditionen meist sehr bedeutende wissenschaftliche Ergebnisse zutage gefördert und in umfangreichen Werken niedergelegt haben. Auch die Tätigkeit der Russen, Schweden, Dänen und Nordamerikaner ist bedeutend gewesen und die Literatur über ihre Reiseunternehmungen sehr beachtenswert. Die deutschen wissenschaftlichen Expeditionen wurden meist von einzelnen deutschen Regierungen oder Fürsten, auch mehreren derselben zusammen ausgesandt sowie auch aus öffentlichen Sammlungen bestritten. So wurden Spix und Martius durch die bayrische Regierung nach Brasilien abgesandt, so wurde das österreichische Kriegsschiff Novara für seine Weltreise und namentlich für die Ozeanforschung ausgerüstet, so bewilligte Preußen die Mittel für Expeditionen nach Ägypten unter Brugsch und Lepsius, nach Ostasien und Persien, so konnte Heuglin nach Ostafrika gehen, und verschiedene Fahrten in die Nordpolargegenden kamen auf diese Weise zustande. Nach Ausrichtung des Deutschen Reiches trat die deutsche Reichsregierung in kräftiger Weise namentlich bei den Forschungsreisen in Afrika und bei der Polarforschung ein. Zur Ozeanforschung wurde das deutsche Kriegsschiff Gazelle entsandt, auch wurden verschiedene Expeditionen nach Afrika von der Reichsregierung unterstützt. Die Hauptziele der wissenschaftlichen Reisen im 19. Jahrh. waren Innerafrika, Zentralasien, das Innere Australiens, die Nordpolarländer. Zur Erforschung Afrikas bildeten sich in verschiedenen europäischen Ländern Afrikanische Gesellschaften , deren zum Teil großartig ausgerüstete Expeditionen das große Seengebiet Afrikas entschleierten und die lang umstrittene Frage der Nilquellen lösten. Die bei weitem bedeutendste dieser Gesellschaften ist die durch den König der Belgier ins Leben gerufene Internationale Afrikanische Assoziation, aus der die Association du Congo und später der Kongostaat hervorgegangen sind. Nach Zentralasien richteten Engländer, Deutsche und Russen ihre Reisen, zugleich bahnten hier die Eroberungen der letzteren den Weg, während die Kolonialbestrebungen der Franzosen wesentlich zur bessern Kenntnis der hinterindischen Halbinsel beitrugen. Auch China zeigte sich zugänglicher, so dass verschiedene Reisende dort Forschungen zu machen imstande waren. In Australien waren es die dortigen englischen Kolonisten, die zahlreiche Reiseunternehmungen ausrüsteten und das noch wenig bekannte Innere wiederholt durchzogen. Für Reisen in den Nordpolargebieten erweckte Petermann neues Interesse, seiner rastlosen Agitation haben wir eine Reihe von Unternehmungen zu danken, denen man in jüngster Zeit die Anlage von dauernden Polarstationen folgen ließ. Die Ozeanforschung hat außer Deutschland auch in England und Nordamerika tätige Förderung erfahren, und die Reisen des Challenger und der Tuscarora stehen würdig neben der der.

Als Anleitungen und Führer für wissenschaftliche Reisende dienen: Neumayer (in Verbindung mit andern Gelehrten), Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen (3. Aufl., Hannov. 1906, 2 Bde.); Richthofen, Führet für Forschungsreisende (das. 1886); »Anleitung zur deutschen Landes- und Volksforschung«, hrsg. von Kirchhoff (Stuttg. 1889); Semler, Das R. nach und in Nordamerika, den Tropenländern etc. (Wismar 1884); Kaltbrunner, Der Beobachter (deutsche Ausg., u. Aufl., Zürich 1888); Buchheister, Emmer, Richter, Populärer geographischer Handweiser für Touristen (Wien 1892); Miller, Instrumentenkunde für Forschungsreisende (Hannov. 1906); Sir John Herschel, The Admiralty manual of scientific enquiry (2. Aufl., Lond. 1851, neubearbeitet von R. Main); Galton, Art of travel in wild countries (5. Aufl., das. 1872); »Hints to travellers« (8. Aufl. von John Coles, das. 1901, 2 Bde.), herausgegeben im Auftrag der Geographischen Gesellschaft in London, die auch wissenschaftliche Lehrkurse für angehende Reisende veranstaltet.

Zu Handelszwecken sind in neuerer Zeit umfassende Expeditionen auch unter der Ägide verschiedener Regierungen ausgegangen, um behufs etwaiger Anknüpfung von Handelsbeziehungen die wirtschaftlichen Verhältnisse einzelner Länder kennen zu lernen. Solche Zwecke verfolgten neben andern die österreichische Novara-Expedition, die preußische Expedition nach Ostasien, die von Löhnis u. a. nach der Levante, dasselbe wollten auch die von Deutschland, Frankreich, Italien ausgesandten Handelsexpeditionen auf besonders eingerichteten Schiffen mit Musterlagern. So veranstaltete der Berliner Zentralverein für Handelsgeographie eine derartige Reise nach Portugal, Marokko und Südamerika, so die in Mailand bestehende Società italiana di esplorazioni geografiche e commerciali eine Reise um Afrika. In neuester Zeit sind mehrfach Reisen unternommen worden, um die Tauglichkeit bestimmter Länder für Ackerbaukolonien zu erforschen, in allerneuester Zeit endlich behufs Erwerbung von Kolonialbesitz. – Religiöse Motive trieben und treiben noch immer in manchen Ländern zu großen Reisen, in dieser Beziehung Wallfahrten genannt. Die Juden machten solche jährlich zum Passahfest nach Jerusalem, die Griechen und Römer zogen zu berühmten Tempeln, die ursprünglich auf religiöser Basis ruhenden Spiele versammelten viele Tausende von nah und fern, die Germanen zogen zu heiligen Hainen. Mit dem Christentum kamen die Pilgerfahrten zum Heiligen Land auf. Dann traten an die Stelle von Jerusalem Rom, Compostela u. a., in neuester Zeit Lourdes und Marpingen. Bei den Mohammedanern gehen jährlich große Pilgerkarawanen nach Mekka und Medina sowie zu heiligen Gräbern im allgemeinen. Ebenso machen die Hindu jährlich große Pilgerfahrten zu heiligen Städten (Benares u. a.) und Plätzen (Gangesquelle), die Buddhisten von Birma nach Rangun und Ceylon (Anarâdhâpura). Auch die christlichen Missionsreisen gehören hierhin. – Weitere Veranlassung zu Reisen gibt das Suchen nach Erwerb. So gehen die Bewohner unsrer armen Gebirgsgegenden, vieler Länder Österreich-Ungarns, Italiens, Spaniens, Chinas, Indiens u. a. fort, um nach längerer oder kürzerer Zeit wieder ihre Heimat aufzusuchen. Umgekehrt veranlasst größerer Wohlstand zu Vergnügungsreisen, die unter den früheren mangelhaften Verkehrsverhältnissen und der herrschenden Unsicherheit wegen nur von wenigen Begüterten unternommen werden konnten. Schon Lord Bacon gibt in seinen kleineren Schriften (übersetzt von J. Fürstenhagen, Leipz. 1884) Anweisungen, was man auf Reisen beachten solle, wobei der Naturschönheiten gar keine Erwähnung geschieht. Die von den Begleitern der reisenden Fürsten und Adligen u. d. T. »Mentor« und »Fidus Achates« verfassten Tagebücher schildern solche Reisen von Deutschland nach Frankreich und Norditalien in dem schwülstigsten Stil, indem sie die reisenden Fürsten mit Herkules oder Odysseus vergleichen. Vgl. Rathgeb und Schickhardt, Beschreibung der Badenfahrt, welche Herzog Friedrich zu Württemberg 1592 nach England verrichtet hat (Tübing. 1602); Sagittarius, Ulysses saxonicus (Bresl. 1621); S. v. Bircken, Brandenburgischer Ulysses (Bayreuth 1609); »Ferdinand Albrechts wunderliche Begebenheiten« (Bevern 1678) u. a. In neuester Zeit haben die Vergnügungsreisen aber eine ganz besondere Ausdehnung gewonnen durch die Veranstaltung von Sonderfahrten, die Ausgabe von Rückfahrt-, Rundreise- und Sommerfahrkarten u. a. So haben sich die Vergnügungsreisen auf außerordentliche Entfernungen ausgedehnt. Gefördert wird diese Neigung durch die von den Reisebureaus, wie dem der Hamburg-Amerika-Linie (Berlin, früher Stangen), dem von Cook and Son in London veranstalteten Gesellschaftsreisen.

Gebirgsreisen wurden zuerst durch Botaniker unternommen, und zwar vornehmlich in den Schweizer Alpen. Den Pilatus bestieg 1518 Joachim von Watt (Wadianus), Tschudi bereiste 1523 einen großen Teil der Schweiz und überstieg dabei mehrere Pässe, Konrad Gesner und Bauhin botanisierten in den Alpen, der Arzt Thalius aus Nordhausen im Thüringer Wald. Die Hohe Tatra bestieg 1615 der Student Fröhlich mit zwei andern, die Riesenkoppe David Pareus. Die Alpen (vgl. Alpen, S. 368), über die aus jener Zeit eine ganze Anzahl von Reiseberichten in den »Itinera per Helvetiae alpinas regiones« (Lond. 1708; Leiden 1723, 4 Bde.) vorhanden sind, untersuchte wissenschaftlich Scheuchzer seit 1702 fast jährlich, ebenso J. Geßner in Gemeinschaft mit jungen Leuten, Albrecht v. Haller führte von 1728–36 nicht weniger als 25 alpine Wanderungen aus. Durch ihn angeregt und nachdem nun auch die Straßen gangbarer und sicherer geworden waren, wurden die Alpenreisen häufiger. Ganz besonders aber mehrte sich die Zahl derer, die in den Gebirgen Erholung und Genesung suchten, nachdem die Alpen- und Touristenvereine ins Leben getreten waren. Vgl. Peyer, Geschichte des Reisens in der Schweiz (Bas. 1884); Schwarz, Die Erschließung der Gebirge bis auf Saussure (Leipz. 1885); Coolidge, Swiss travel and Swiss guide-books (Lond. 1889, enthält eine Literaturgeschichte des Reisens in der Schweiz) und die Schriften der Alpenvereine und Touristenvereine.

Auch die Reisen zu Gesundheitszwecken haben jetzt eine ganz außerordentliche Ausdehnung erfahren, womit die jährlich zunehmende Zahl von Bädern und Sommerfrischen zusammenhängt. Dabei sind die Ferienreisen armer, der Erholung bedürftiger Kinder zu erwähnen, wie sie in der Schweiz, Deutschland, England und Nordamerika bestehen. Erholung und Belehrung verbinden die namentlich in der Schweiz und Frankreich, neuerdings auch in Deutschland (vgl. Bach, Wanderungen, Turnfahrten und Schülerreisen, Leipz. 1877) unternommenen Schülerreisen unter Führung eines Lehrers. In Frankreich entstand auf Anregung des Schiffsleutnants Biard die »Société française des voyages autour du monde« unter Leitung Levasseurs, die periodische Unterrichtsreisen, auf die Dauer eines Jahres bemessen, um die Erde organisieren will. Kleinere Schülergesellschaften zur Erlernung fremder Sprachen sind von dort bereits mehrfach auf mehrere Monate in fremde Länder geschickt worden. Anderseits machte sich in früherer Zeit auch bei manchen Regierungen eine Neigung bemerkbar, das R. zu beschränken, um das Hinaustragen des einheimischen Geldes in fremde Länder zu verhüten. So erließ Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg ein Reiseverbot; in seinen »Anmerkungen über das R. in fremde Länder« (Dresd. u. Leipz. um 1792) schlug Marperger eine Reisesteuer vor. Zur Vorbereitung für die Reise und Führung bei ihr dienen die Reisehandbücher, deren erste lateinisch und deutsch erschienen und zuerst handschriftlich verbreitet wurden. Von ihnen sind namentlich zu nennen: Joh. Bassenheimer, Das ist die Ordnung, wie man sich halten soll über Meer und auch die heiligen Städte besuchen (1426, in der königlichen Bibliothek zu Dresden), im 15. Jahrh. erschienen sie schon gedruckt, wie das eigentümlich betitelte: »Ain hübscher Tractat wie durch Herzog Gottfrid von Pullen (Bouillon) das Gelobte Land gewonnen ist« (Augsb. 1479); Gradarolus, De regimine iter agentium (Basel 1561); Pictorius, Reisbüchlein (3. Aufl. 1565); Zwinger, Methodus apódemica (1577); »Instructions and directions for farren travell by Howell« (Lond. 1650); »M. Zeilleri getrewer Reisgefert« (Ulm 1666); »Unentbehrlicher dreifacher Leitstern der Reisenden« (Leipz. 1724); Schlözer, »Entwurf zu einem Reisecollegio« (Götting. 1777); Reichards »Guide des voyageursen Europe« (Wien 1793, auch deutsch als »Passagier und Tourist« in vielen Auflagen erschienen); »Apodemik« (Leipz. 1795); G. F. Krebel, Die vornehmsten europäischen Reisen (Hamb. 1767, 15. Aufl. 1796); speziell für die Schweiz berechnet: »Handbuch für Reisende durch die Schweiz« (Bern 1777, 2 Tle.); »Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art in der Schweiz zu reisen« (Zürich 1793, 2 Tle.); Ebel, »Anleitung, die Schweiz zu bereisen« (das. 1804–05, 4 Bde.). Die verbreitetsten Reisehandbücher sind gegenwärtig in Deutschland die von Bädeker und von Meyer (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig), dann die von Grieben und Wörl; in England von Murray und Black, in Frankreich von Joanne; dem Eisenbahn-, Dampfschiff- und Postverkehr dienen die verschiedenen Kursbücher. Vgl. Michelis (A. Gumprecht), Reiseschule (4. Aufl., Stuttg. 1889).

Die Entdeckung der Erde

Altertum und Mittelalter.

Lange Zeit, bevor noch die ersten geschichtlichen Ueberlieferungen aus dem Dunkel menschlicher Vergangenheit auftauchen, hat es schon auf der Erde einen ausgedehnten Handelsverkehr gegeben, sind wagelustige Seeleute ohne Kompass und Karten über weite und stürmische Meere gefahren, haben kühne Kaufleute durch die Sonnenglut der Wüsten und die eisigen Schrecken der Gebirgsländer ihren Weg gefunden. Kulturen sind entstanden, die ihre Beziehungen über ganze Erdteile ausgedehnt haben, und sie sind wieder vergangen, ohne dass von ihnen kaum mehr als ein Name übriggeblieben ist. Grosse Völkerstämme sind von ihren Wohnsitzen vertrieben worden und kämpfend in weite Fernen gewandert. Sie haben Länder verwüstet und Staaten zerstört und sind dann selbst wieder die Begründer neuer Staaten geworden. Und zu allen Zeiten haben sie mit ihren Nachbarn Tauschverkehr und Handel getrieben. Was irgendein Land an Schätzen und Kostbarkeiten, an nützlichen und wertvollen Erzeugnissen bot, das wurde auch ausgeführt und auf Lasttieren oder Schiffen bis zu den fernsten Punkten der Erde geleitet. Dabei müssen schon in diesen vorgeschichtlichen Zeiten ganz erstaunlich kühne und weite Seereisen gemacht worden sein, soweit wir uns nach den Funden der Archäologen ein Urteil erlauben dürfen. Wir wundern uns noch heute über die Kühnheit der Normannen, die schon ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus auf ihren offenen Booten Nordamerika entdeckt und eine Zeitlang besiedelt haben. Aber bereits unendlich viel früher hat es vielleicht Beziehungen zwischen Afrika und Südamerika gegeben. Anders lassen sich die peruanischen Pyramiden und die sonstigen Uebereinstimmungen mit der ägyptischen Kultur, ebenso wie die dortigen Nachbildungen von Elefanten, nicht erklären.

Die ältesten geschichtlichen Nachrichten über die Erdkunde verdanken wir griechischen Schriftstellern, und ein griechischer Dichter, Homer, hat uns auch die erste Landkarte gegeben. Es war der im 18. Gesang der Ilias beschriebene Schild des Achilles, auf dem der ganze Umkreis der damals bekannten Welt abgebildet war. Homer dachte sich die Erde als eine runde, rings vom Okeanos umflossene Scheibe. Die Sonne stieg des Morgens aus dem Okeanosfluss im Osten empor, tauchte abends im Westen wieder hinein und wurde während der Nacht auf einem goldenen Wunderschiff um die finstere Nordhälfte herum nach Osten zurückgebracht. Der Mittelpunkt der Erdscheibe war natürlich Griechenland mit dem Olymp. Durch das Schwarze, das Aegäische und das Mittelländische Meer wurde die Erde in zwei Teile geteilt, in eine nördliche Hälfte, die sich in das Dunkel der Kimmerier verlor, und in eine hellere südliche, die hauptsächlich Afrika umfasste, das im Altertum Libyen genannt wurde. Im Westen bildete die Strasse von Gibraltar, damals schon die Säulen des Herkules genannt, die Grenzen der Welt; der Osten ging bis Kolchis. Genau beschrieben werden nur Griechenland und ein Teil Kleinasiens. Italien war Homer unbekannt, doch erwähnt er Aegypten mit dem hunderttorigen Theben und die handeltreibenden Phönikier.

Erst allmählich vergrösserten sich die geographischen Kenntnisse der Griechen, und um 450 v. Chr. bereiste dann Herodot Vorderasien, Nordafrika mit Aegypten und Skythien und beschrieb nach eigenen Anschauungen und genauen Erkundigungen die damals bekannten Länder. Auch für Herodot, dessen Weltbild so wesentlich grösser ist als das der homerischen Zeit, ist Europa der grösste Erdteil, der die ganze nördliche Erdhälfte einnimmt. Die Nord- und Ostgrenzen Europas kennt er nicht. Wohl aber kennt er Spanien, Italien, Thrakien und als grössten europäischen Fluss den Ister, die heutige Donau. Auch das heutige Südrussland, das Land der Skythen, beschreibt er. Asien kennt er bis Indien ziemlich genau, und er schildert schon Arabien. Seine Hauptdarstellung von Asien aber gilt dem damals sehr ausgedehnten Persien. Nach Afrika reiste er zu Schiff über das Mittelmeer und durchforschte recht gründlich Aegypten, das er südlich bis zur Stadt Elefantine besuchte. Er beschreibt das Wunderland, seine Bauten und seine Kultur ausführlich und erzählt auch, dass etwa um das Jahr 600 v. Chr. der König Necho von Aegypten durch phönikische Seeleute Afrika vom Roten Meer aus umsegeln liess. Diese Phönikier segelten nach Süden, und wenn es Herbst wurde, gingen sie ans Land und besäten ein Feld. Erst wenn sie dann eingeerntet hatten, fuhren sie weiter, so dass sie im dritten Jahre durch die Säulen des Herkules wieder nach Aegypten zurückkamen. Dabei erzählten sie, dass sie bei der Umsegelung Afrikas die Sonne im Norden gesehen hätten, was Herodot ganz und gar nicht glauben will. Uns aber ist gerade diese Angabe ein Beweis, dass sie sich wirklich auf der Südhälfte der Erde befunden haben. Westwärts kam Herodot wahrscheinlich bis nach Karthago, so dass er also diese Teile Afrikas aus eigener Anschauung schildert. Was er aber über die Völker südlich der Libyschen Wüste sagt, die er Aethiopier nennt, das ist mit allen möglichen Fabeln der Zeit geschmückt und zum Teil sehr phantastisch.

Karthago, ursprünglich eine phönikische Kolonie, war damals die Beherrscherin des Mittelländischen Meeres und hatte auf den grösseren Inseln und in Spanien Kolonien. Die Karthager besassen keine Scheu vor den Säulen des Herkules und drangen kühn in den Atlantischen Ozean vor bis zum heutigen Irland. Wie gross ihr Unternehmungsgeist war, zeigen zwei Entdeckungsreisen, die gerade zur Zeit Herodots von ihnen unternommen wurden: die Reise Hannos an der Westküste Afrikas entlang und die Himilkos nach den Nordküsten von Europa.

Der kurze Bericht Hannos ist in einer griechischen Uebersetzung erhalten geblieben und so interessant, dass man das Wichtigste daraus mitteilen muss. Mit 60 Fahrzeugen, auf denen sich 30 000 Männer und Frauen befunden haben sollen, fuhr Hanno durch die Strasse von Gibraltar nach Süden und gründete nach zweitägiger Fahrt eine Stadt, die er Thymiaterion nannte. Er umsegelte dann das Libysche Vorgebirge Soloe, gründete an der Küste noch mehrere Städte und gelangte schliesslich an die Insel Kerne (wahrscheinlich eine der Kap-Verde-Inseln oder die Insel Arguia).

"Von da aus", heisst es in dem Bericht, "fuhren wir in einen grossen und breiten Fluss hinein, der voll von Krokodilen und Flusspferden war. Darauf segelten wir nach Süden an einer Küste entlang, die von Aethiopiern bewohnt war. Sie flohen bei unserer Annäherung, und unsere lixitischen Dolmetscher verstanden ihre Sprache nicht. Am zwölften Tage erreichten wir grosse Berge, die mit wohlriechenden Bäumen von verschiedenen Farben bedeckt waren, und befanden uns nach zwei anderen Tagereisen in einem sehr grossen Meerbusen, an den eine Ebene stiess. Wir folgten seinen Küsten und trafen eine grosse Insel, die einen salzigen See enthielt. Hier landeten wir, sahen aber bei Tage nichts als Wälder. Bei Nacht jedoch bemerkten wir das Leuchten unzähliger Feuer und hörten ein mit schrecklichem Geschrei vermischtes Getöse von Pauken, Zimbeln und Flöten. Wir entsetzten uns darüber, und unsere Wahrsager befahlen uns, eiligst diese Insel zu verlassen. Wir segelten hierauf an einer glühenden, aber nach Wohlgerüchen duftenden Küste entlang, von der überall Feuerströme in das Meer stürzten. Der Boden war so heiss, dass man nicht darüber gehen konnte. Wir verliessen daher schnell diese Gegend, und die folgenden vier Tage, während wir auf offener See waren, schien uns das Land jede Nacht mit Flammen bedeckt zu sein. Mitten unter diesen Feuern aber war eins, das die anderen weit überragte und bis an die Sterne zu reichen schien. Doch sahen wir am Tage nichts als einen sehr hohen Berg, den man den Wagen der Götter nannte. Drei Tage lang fuhren wir an diesen Feuerströmen vorbei und kamen dann in einen Meerbusen, der das Südhorn hiess. In diesem Busen lag wieder eine Insel mit einem See und in dem See eine zweite Insel, die von wilden Menschen bewohnt war. Es gab im ganzen weit mehr Weiber darauf als Männer. Sie waren über und über mit Haaren bewachsen, und unsere Dolmetscher nannten sie Gorillas. Von den Männern konnten wir trotz unserer Bemühungen keinen einzigen ergreifen; sie entflohen über Schluchten hinweg und verteidigten sich mit Steinwürfen. Indes fingen wir drei Weiber, aber da sie ihre Bande zerrissen und uns mit ihren Zähnen angriffen und zerfleischten, töteten wir sie und zogen ihnen die Haut ab, die wir mit nach Karthago brachten. Mangel an Nahrung hinderte uns, weiter zu reisen, und wir kehrten zurück."

Dieser Bericht hat schon die alten Griechen sehr interessiert. Der Fluss mit den Krokodilen und Nilpferden war wahrscheinlich der Senegal, der Götterwagen mit seinem nächtlich lodernden Feuer der Vulkan von Teneriffa. Auch hat der Gorilla, der grosse afrikanische Menschenaffe, nach diesem Bericht seinen Namen erhalten.

Ueber die Fahrt des Admirals Himilko nach dem Norden haben wir nur eine sehr späte, poetisch ausgeschmückte Beschreibung des römischen Dichters Avienus aus dem 4. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Die Karthager verstanden es nämlich, wie schon ihre Vorfahren, die Phöniker, ihre Handelsverbindungen in Dunkel einzuhüllen. Besonders suchten sie fremde Nationen davon abzuschrecken, sich durch die Säulen des Herkules hindurchzuwagen, indem sie allerlei Fabelgeschichten über die Schrecken des Atlantischen Ozeans verbreiteten. Jedenfalls erhielten sich diese Märchen noch bis in die Zeit der Römer.

Wie seltsam übrigens die Vorstellung selbst der griechischen Gelehrten über die Gestalt der Erde gewesen ist, ergibt sich aus folgender Zusammenstellung. Homer (und auch noch Herodot) betrachtete die Erde als eine runde Scheibe, Anaximander als eine Walze, Leukippus als eine Trommel und Heraklit als einen Kahn. Eudoxus hielt die Erde für ein längliches Viereck, Xenophanes für einen hohen Berg, Anaximenes für einen Tisch und Pythagoras für einen Würfel. Erst Aristoteles, der Lehrer Alexanders des Grossen, schloss aus dem runden Schatten, den die Erde bei einer Mondfinsternis wirft, und auch aus anderen Gründen auf die Kugelgestalt unseres Planeten. Archimedes war der erste, der diese auch schon den ägyptischen Priestern bekannte Kugelgestalt in sein Lehrsystem aufnahm, und Aristarch behauptete schon fast 300 Jahre v. Chr. die Umdrehung der Erde um die Sonne. Doch hielt sich daneben immer noch die Ansicht, dass die Erde eine runde Scheibe sei; die christliche Kirche verdammte dann später die Lehre von den Gegenfüsslern, und Kolumbus hatte lange Zeit schwer gegen diese Ansicht zu kämpfen, bis schliesslich die erste Weltumseglung durch Magalhaes allen Zweifeln an der Kugelgestalt der Erde ein Ende machte.

Für die Griechen, und überhaupt für die wissenschaftliche Forschung, begann mit den Eroberungszügen Alexanders eine neue Zeit. Der Sohn des makedonischen Königs Philipp fühlte schon in früher Jugend den Beruf in sich, ein Welteroberer zu werden. Als er von dem Philosophen Klearchos hörte, es gäbe noch unendlich viele Welten und auch der Mond sei von Menschen bewohnt, da weinte er, weil er diese Welten doch nicht alle erobern konnte. Vor allem wirkten auf ihn die Schriften des griechischen Arztes Ktesias, der siebzehn Jahre lang Leibarzt am Hofe des Perserkönigs Artaxerxes gewesen ist und sehr viel über asiatische Völker, besonders über die Inder, geschrieben hat. Für Ktesias war Indien ein Wunderland mit märchenhaften Schätzen und fabelhaften Tieren, und seine phantasievollen Schilderungen haben sicherlich noch die Einbildungskraft der Portugiesen und Spanier auf ihren Entdeckungsfahrten beeinflusst.

Die Eroberungsreisen Alexanders des Grossen stehen in der Geschichte ganz einzig da. In zehn Jahren unterwarf er nicht nur das weitausgedehnte und mächtige Reich der Perser, drang im Osten bis in Indien hinein und eroberte im Westen Aegypten, sondern er erschloss auch alle diese Länder auf Jahrhunderte hinaus der griechischen Kultur, er brachte lange unterdrückte Völker zu neuem Leben und leistete unendlich viel für die Wissenschaft. Sein Heer wurde durch einen ganzen Stab von Feldmessern, Astronomen, Mathematikern und Naturforschern begleitet, die alles, was ihnen bemerkenswert erschien, aufzeichnen mussten. Ueberall wurden griechische Kolonien und Städte gegründet. Lateinische Schriftsteller haben 70 Städte mit dem Namen Alexandria gezählt, von denen noch heute die grössere Hälfte besteht, nur dass die Namen sich zum Teil sehr verändert haben. Alexander liess auch das Indische Meer bereisen, und sein Seefeldherr Nearchos untersuchte auf einer fünfmonatigen Küstenfahrt den Weg von der Mündung des Indus bis zur Mündung des Euphrat. Für seinen Lehrer Aristoteles liess Alexander sorgfältig alles Interessante aus der Naturgeschichte sammeln und ermöglichte ihm dadurch einen grossen Teil seiner wissenschaftlichen Arbeiten.

Sehr früh, schon mit 32 Jahren, starb Alexander in Babylon, aber sein Werk war in der Hauptsache getan, und seine Nachfolger, die Diadochen, die sich in das gewaltige Reich teilten, sorgten auch weiterhin für die Ausbreitung der griechischen Kultur. Durch ganz Vorderasien bis nach Indien wurden Heeres- und Handelsstrassen angelegt, und vor allem waren es die Ptolemäer in Aegypten, die Alexandria an der Nilmündung zur Herrin über das Mittelländische und Rote Meer und auch zugleich zu einem Mittelpunkt des damaligen wissenschaftlichen Lebens machten. Die Stadt wurde der grösste Handelsplatz der Welt, so dass die Ptolemäer in den 300 Jahren ihrer Herrschaft ungeheure Schätze ansammeln konnten. In der Alexandrinischen Bibliothek wurde alles gesammelt, was es überhaupt an wissenschaftlichen Schätzen im Altertum gab, und das Museion entwickelte sich zu einer Universität und Lehrstätte von nie wieder erreichter Höhe, die die grössten Denker und Dichter jener Zeit vereinigte. Eratosthenes, der Vorsteher der Bibliothek, ein grosser Astronom und Mathematiker, gab als erster ein vollständiges, systematisches Lehrbuch der Geographie heraus, das vier Jahrhunderte lang von grösster Bedeutung blieb. Er versuchte auch als erster durch eine genaue Gradmessung den Umfang der Erde festzustellen und gab eine sehr wichtige Weltkarte heraus. Allerdings nahm er fälschlich an, dass sich Asien viel weiter nach Osten erstrecke, als es tatsächlich der Fall war, ein Irrtum, der auch später nicht berichtigt wurde und noch im 15. nachchristlichen Jahrhundert eine Rolle spielte. Jedenfalls hätte sich Kolumbus niemals über den Ozean gewagt, wenn er gewusst hätte, wie gross die Entfernung von der Küste Europas bis zur Ostküste Asiens war. Um 150 n. Chr. hat dann Hipparchos vor allem auch die astronomischen Kenntnisse seiner Zeit bereichert und zuerst auch eine nach Länge und Breite in Gradnetze eingeteilte Sternkarte entworfen, durch die man zugleich jeden Punkt auf der Erde mathematisch festlegen konnte.

Inzwischen war aber eine neue Macht in die Weltgeschichte eingetreten. Rom, das Herodot nicht einmal dem Namen nach erwähnt, ein armer, kriegerischer Räuberstaat ohne Kultur und ohne Handelsgeist, aber von einer gewaltigen Herrschsucht erfüllt, eroberte allmählich Italien und besiegte und zerstörte dann Karthago und damit ein altes und wichtiges Handelszentrum für das westliche Europa. Zu derselben Zeit wurde auch Griechenland unterworfen und Korinth mit seinen Tempelbauten und Kunstschätzen in Schutt und Asche gelegt. Die Römer haben weder den Handel Karthagos ersetzen können, noch die Kultur der Griechen weitergeführt. Auf dem Meer breitete sich Seeräuberei aus und in alle Länder der bekannten Welt drang die zerstörende Macht der Legionen. Nirgendwo haben die Römer bei ihren Eroberungszügen wissenschaftliche Zwecke verfolgt, aber mit der Ausbreitung ihrer Weltmacht begannen sie aus praktischen Gründen Vermessungen ihres Besitzes vorzunehmen und Karten aufzuzeichnen, die die Ortschaften und die Länge der Wege enthielten. Als Geographen der römischen Zeit sind vor allem zu nennen: Strabo, der im Anfang der christlichen Zeitrechnung eine vollständige Erdkunde in 17 Bänden schrieb und viele Länder aus eigener Anschauung schilderte, und dann Claudius Ptolemäus in der Mitte des zweiten Jahrhunderts, dessen astronomisches System erst von Kopernikus gestürzt wurde.

Ptolomäus, der in griechischer Sprache schrieb, hat ein mathematisch-astronomisches und ein achtbändiges geographisches Werk hinterlassen. Seine "Astronomia" schildert die Erde als eine Kugel und als den Mittelpunkt des Weltalls, um den sich Sonne, Planeten und Fixsterne drehen. Seine "Geographia" gibt ein durch Längen- und Breitengrade abgeteiltes Erdbild. Im Norden enden seine Kenntnisse mit Jütland. Schweden und Norwegen nennt er nicht. Von dem fernen Osten weiss er ebenfalls nichts und lässt das Land östlich vom Ganges nach Süden abbiegen und dann westlich zurück sich mit Afrika verbinden, so dass der Indische Ozean ein Binnensee wird. Auch er machte wie seine Vorgänger auf seinen Karten den Fehler, die Längengrade stark auseinanderzuziehen, so dass von der Westküste Europas bis zur Ostküste Asiens gar kein so weiter Weg mehr blieb. Jedenfalls gibt aber Ptolomäus in seiner Erdkunde das umfassendste Wissen des Altertums, und für mehr als ein Jahrtausend stützten sich alle weiteren Forschungen auf die Grundlage, die er gegeben hatte.

Das römische Weltreich zerstörte sich allmählich selbst. Es zehrte nur von fremden Kulturen, es plünderte die fernsten Länder aus und verarmte dabei innerlich und äusserlich. Aus den Katakomben stiegen dann die Christen herauf und brachten einen neuen Glauben; über die Alpen kamen die Germanen mit ihrer jungen Kraft und ihren grossen Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft. Das Mittelalter begann.

Zunächst erscheint alles ein einziger, ungeheurer Rückschritt zu sein. Länder und Städte waren zerstört und verwüstet. Das Christentum, das den Blick der Menschen auf ein jenseitiges Leben gerichtet hielt, verachtete die Wissenschaft der Heiden und machte die Bibel zur Grundlage aller Erkenntnis. Da in der Bibel nichts von einer Kugelgestalt der Erde stand, so wurde die Lehre von den Antipoden als ketzerisch und sinnlos verdammt, und man stellte sich sogar anfangs meist die Erde als eine viereckige Fläche vor, die nach dem Vorbild der israelitischen Stiftshütte erbaut war. Später ging man aber doch lieber zu dem runden Bild der Erde über und schilderte sie als Scheibe, weil ja in der Bibel nicht nur von den vier Ecken der Erde die Rede war, sondern noch häufiger von dem Erdkreis. Im Mittelpunkte lag jetzt Jerusalem, Asien nahm die östliche Hälfte, Europa das nordwestliche Viertel und Afrika das südwestliche Viertel ein. Im übrigen waren diese mittelalterlichen, sogenannten Radkarten ausserordentlich primitiv, wie überhaupt alles, was das Altertum an geographischem Wissen gesammelt hatte, erloschen schien. Um so kritikloser nahm man alles Fabelhafte, ja selbst die sinnlosesten Wundergeschichten aus der Vergangenheit auf.

Zwei weit voneinander entfernten Völkern, den Normannen und den Arabern, ist es zu verdanken, dass die geographischen Forschungen trotzdem fortgesetzt wurden. Die Normannen tauchen schon sehr früh in der Geschichte als äusserst kühne Freibeuter und Seehelden auf und griffen bereits zu den römischen Zeiten die englischen und niederländischen Küsten an. Ihre Heimat war der ganze skandinavische Norden, aber sie dehnten ihre Raub- und Eroberungszüge fast über ganz Europa aus. Jedenfalls beherrschten sie die ganze Ostsee mit den anliegenden Ländern und drangen tief in das heutige Russland hinein. Früh schon eroberten sie England und Irland, und im neunten Jahrhundert zogen sie mit einer Flotte an die fränkische Küste und weit in das Land hinein. Ebenso griffen sie Spanien und Italien an und eroberten 857 Pisa. Gegen das Ende des zehnten Jahrhunderts entdeckten sie Grönland, das sie besiedelten und vierhundert Jahre lang bewohnten. Sie erbauten dort Städte und hatten Bischöfe, die anstatt des Peterspfennigs an den päpstlichen Stuhl 2600 Pfund Walrosszähne bezahlten. Ende des vierzehnten Jahrhunderts gingen diese Ansiedlungen wieder zugrunde, doch hat man später die Ruinen ihrer Häuser und Kirchen an der südwestlichen und westlichen Küste Grönlands gefunden.

Zu bedauern ist der Untergang dieser normannischen Kolonie vor allem deshalb, weil damit zugleich auch eine andere Entdeckung und Besiedlung in Vergessenheit geriet. Ein Isländer Björn war im Jahre 1001 auf einer Fahrt nach Grönland von einem Sturm weit nach Südwesten getrieben worden und bemerkte ein flaches, mit Holz bewachsenes Land, das wir heute Amerika nennen. Nach seinen Angaben ist er vielleicht bis in die Gegend des heutigen New York gelangt. Jedenfalls entflammte seine Erzählung, als er zurückgekehrt war, den Ehrgeiz Leifs, des Sohnes von Erich dem Roten, der die grönländische Kolonie einst begründet hatte. Leif rüstete sofort ein Schiff aus und steuerte der amerikanischen Küste entlang nach Süden. Er kam zunächst nach Helluland, dem heutigen Labrador, dann nach Markland oder Waldland, dem heutigen Neuschottland, und blieb schliesslich in einer Gegend, die er Winland nannte, weil dort so viel wilder Wein wuchs. Sein Gefährte, der Deutsche Tyrker, der aus dem Weinland stammte, erkannte sofort die Rebe. Bald sahen die Normannen auch einige Eingeborene, von kleiner Statur, die sie Skrälinger (d. h. Abschnittsel oder Zwerge) nannten. Es waren das keine Indianer, sondern in Seehundsfelle gehüllte Eskimos, die auf schmalen, ledernen Kähnen heranfuhren. Jedenfalls haben sich die Indianer erst später in diesen Gegenden ausgebreitet und die Eskimos verjagt. Das in der Nähe des heutigen New York gelegene Winland wurde 126 Jahre lang wegen des Handels mit Pelzwerk besucht. Dann verschwindet alle Kunde davon, und man weiss nur noch, dass 1121 ein Bischof Erich sich von Grönland dorthin begab, um seine noch heidnischen Landsleute zum Christentum zu bekehren.

Wichtiger als die Normannen sind die Araber für die Ausbreitung der Erdkunde geworden. Von seiner Begründung im Jahre 622 ab hat der Mohammedanismus sich wie ein Flugfeuer über Nordafrika und Asien verbreitet und sprang dann später auch im Westen und Osten nach Europa hinüber. Mit dem Schwert in der Hand zerstörten die Sendboten der neuen Religion die alten Kulturen, aber sie gründeten auch überall neue, blühende Staaten und belebten einen weit ausgedehnten Handelsverkehr, der bis nach China ging. Vor allem hatten sie eine grosse Veranlagung für wissenschaftliche Studien, und indem sie an die Forschungen der Griechen anknüpften, brachten sie es in der Geographie, der Mathematik, der Philosophie und Medizin zu hervorragenden Leistungen. Aber auch in der Dichtung und Baukunst haben sie eine hohe Blüte erreicht.

Von Ptolemäus übernahmen sie die Lehre von der Kugelgestalt der Erde und ergänzten dann die Karten der Alexandriner durch ihre eigenen Entdeckungen. Die Zahl der arabischen geographischen Schriften ist überraschend gross; das darin ausgedrückte Wissen übertrifft weit das des griechisch-römischen Altertums. In Asien kannten sie den ganzen Westen, Süden und Osten bis nach Nordchina hinauf, so dass ihnen nur der grösste Teil von Sibirien unbekannt blieb. Nach dem Norden von Asien verlegten sie, ebenso wie die Christen, das fabelhafte finstere Land des Gog und Magog, von wo nach der Lehre der Bibel am jüngsten Tage das Verderben kommen sollte. Von Europa erwähnen sie sogar alle Länder des Nordostens, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, und hatten Handelsverbindungen die Wolga hinauf durch ganz Russland. Auch im Westen reisten sie bis zu den Faröer-Inseln. Am besten kannten sie Afrika. Sie besiedelten nicht nur den ganzen Norden bis zum Atlantischen Ozean, sondern drangen auch durch die grosse Wüste in die Negerstaaten Zentralafrikas hinein. Sie kannten genau die Staaten zwischen dem Senegal und dem Niger und an der Ostküste Afrikas hatten sie Kolonien bis über die Insel Madagaskar hinaus, die sie die Mondinsel nannten.

Alle diese Entdeckungen und Forschungen hatten auch für die christlichen Völker einen grossen Wert. In dem von den Arabern beherrschten Spanien entstanden grosse Universitäten und zahlreiche, kostbare Bibliotheken, und vom achten bis dreizehnten