Die Erotik des Verrats - Frank Castorf - E-Book

Die Erotik des Verrats E-Book

Frank Castorf

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Beschreibung

In fünf ausführlichen Gesprächen äußert sich Castorf zu seiner Theaterarbeit und dem Leben in zwei Deutschlands. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe der Erstausgabe von 1996, mit einem aktuellen Gespräch (November 2014) und einem 32-seitigen Foto-Essay. Als Frank Castorf 1992 die Leitung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz im frisch vereinten Berlin übernahm, lautete die Devise: 'In zwei Jahren ist die Volksbühne berühmt oder tot.' Mittlerweile ist klar: Unter Castorf wurde die Volksbühne zu einem der stilprägendsten Theater weltweit. Frank Castorf: Wenn man Verrat übt, gewinnt man ein Stück von sich selbst zurück. Der Mensch läßt ja im Überlebenskampf so viel von dem los, was ihn eigentlich ausmacht; er schließt Kompromisse, die sich auf solidarische Notwendigkeiten begründen … Verrat hat immer etwas mit dem präziseren, unverstellteren Leben zu tun. Die verdrängte Natur, die man in sich trägt, wird durch Verrat an der Konvention befreit. 'Man muß auf alles gefaßt sein, Frank Castorf ist immer für Überraschungen gut. Castorf vibriert, Castorf steht unter Strom. Castorf wuchert, wummert, witzelt, gräbt selber, schaufelt, hämmert. Frank Castorf ist nicht zu bremsen, und schon polemisiert er wieder mit alter Lust: ›Terror hat mich immer fasziniert.‹' (Aus: Nach längerer Zeit erstaunlicher Lärm - 100 Jahre Volksbühne. Hrsg. Autorenkollektiv Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin 2014)

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Seitenzahl: 191

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Frank Castorf

Die Erotik des Verrats

Gespräche mit Hans-Dieter Schütt

Erweiterte Neuausgabe 2015

© 1994 für den Text von Heiner Müller

by Brigitte Maria Mayer und Suhrkamp Verlag Berlin

Die erste Ausgabe des Buchs erschien 1996 unter dem

Titel Die Erotik des Verrats. Gespräche mit Frank Castorfim Karl Dietz Verlag Berlin.

© für diese Ausgabe by Alexander Verlag Berlin, 2015

Alexander Wewerka, Fredericiastr. 8, 14050 Berlin.

Alle Rechte vorbehalten.

Satz, Layout und Covergestaltung Antje Wewerka

Umschlagfotos: David Baltzer 1996/2014

ISBN 978-3-89581-362-7 (eBook)

Frank Castorf: geboren 1951 in Ost-Berlin. Studierte Theaterwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. 1976–1979 Dramaturg in Senftenberg, dort erste eigene Inszenierungen. 1979–1981 als Regisseur am Theater Brandenburg, 1981–1985 mit eigenem freien Ensemble am Theater Anklam. Danach Inszenierungen an verschiedenen DDR-Theatern. Erste West-Inszenierungen in München, Köln, Basel. 1990 zunächst Hausregisseur am Deutschen Theater Berlin, bevor er 1992 Intendant der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz wurde, die er bis heute leitet. Er inszenierte u. a. am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg sowie am Burgtheater Wien, in München, Salzburg, Bochum, Zürich, Stockholm, Paris, Rio de Janeiro, Caracas. 2004 übernahm er zusätzlich zu seiner Intendanz in Berlin die Leitung der Ruhrfestspiele Recklinghausen, wurde aber nach nur einem Festivaljahr wegen Zuschauerschwund mit großem Eklat wieder entlassen. In der alljährlichen Kritikerumfrage von Theater heute seit 1989 fünf Mal Regisseur des Jahres. 1994 Kortner-Preis. 2013 inszenierte er bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth den Ring des Nibelungen.

Hans-Dieter Schütt: geboren 1948 in Ohrdruf/Thüringen. Studierte Theaterwissenschaft an der Theaterhochschule »Hans Otto« Leipzig. 1973–1989 Redakteur bzw. Chefredakteur der Zeitung Junge Welt, bis 1992 Redakteur der Zeitung Neues Deutschland. Lebt und arbeitet als Journalist in Berlin. Zahlreiche Interview-Bücher, u. a. mit Reinhold Messner, Sahra Wagenknecht, Klaus Löwitsch, Gert Voss, Thomas Langhoff, Inge Keller, Robert Menasse, Andreas Dresen, Friedrich Schorlemmer, Alfred Hrdlicka, Ekkehard Schall. Biografien über Kurt Böwe, Regine Hildebrandt, Günter Gaus. Dokumentarfilme (mit Ulrich H. Kasten): Die Langhoffs, Hitler und Stalin – Porträt einer Feindschaft, Molotow – Der Mann hinter Stalin, Lenin – Drama eines Diktators.

Thomas Aurin: geboren 1963 in Magdeburg, Studium der Fahrzeugtechnik und Informatik in Zwickau. Nach dem Ingenieurabschluss Programmierer bei SEAT in Barcelona. Lebt seit 1992 in Berlin. Theaterfotograf.

Inhalt

 

Hans-Dieter Schütt

Letzte Ausfahrt Anklam. Eisern!

Das erste Gespräch

Ein Sozialismus wie New York

Das zweite Gespräch

Aktiver Zorn als Philosophie

Das dritte Gespräch

Kein Ziel. Nur immer Durchreise

Frank Castorf

Held Hübchen

Das vierte Gespräch

Die Erotik des Verrats

Das fünfte Gespräch 2014

Ohne Feindbild wirst du Semmelbrösel

Theater, wenn es lebt, ist eine alte Schreibmaschine, wenn es gut ist, mit löchrigem Farbband, in den Löchern wohnt das Publikum, und manchmal kreischt es, dann freut sich die Kritik.

Die Geschichte vom Lehrling im Kolonialwarenladen in Hamburg, der in das Faß mit dem Sauerkraut spuckt, und der Ladenhüter haut ihm eine Ohrfeige: es ist nicht wegen dem Sauerkraut, aber: was soll das, die Ohrfeige gilt der Angst wie dem Terrorismus, der Störung des Sinnzusammenhangs.

Theater, denen es nicht mehr gelingt, die Frage »Was soll das« zu provozieren, werden mit Recht geschlossen. Ich bin froh, daß es die/eure Volksbühne gibt, so wie sie ist und hoffentlich noch eine Weile bleiben wird, ÜBER DEN GEWITTERN UND AM VORABEND DES TODES. Eure historische Leistung ist die Befreiung aus der programmierten Sinnschleife, in der die Stimme erstickt. Nach dem Einlaß in die Suppenküche des Kapitals: spuckt weiter in die Suppe am Vorabend des Todes und über den Gewittern. Der Weg ist nicht zu Ende, wenn das Ziel explodiert.

Mit kalifornischem Gruß

Heiner Müller

(geschrieben 1994, zum 80-jährigen Bestehen der Volksbühne)

Hans-Dieter Schütt

Letzte Ausfahrt Anklam. Eisern!

Ob Frank Castorf ein Freiheitskämpfer für das Theater ist oder ein Folterknecht (oder ob er vielleicht eine abgründige Doppelrolle spielt oder genießt), ist bis zum heutigen Tag noch keinesfalls entschieden. Manchmal bricht Castorfs Theater mit grandiosem Helden- oder auch nur Kindermut auf ins Freie, ins Ferne; das deutsche Stadttheater in seinem Rücken zerfällt dann ruhmlos zu Staub. Manchmal aber sitzt dieses Theater selber im Bunker, blicklos, aussichtslos, rennt nur von Zeit zu Zeit mit dem Kopf gegen die Wand.

BENJAMIN HENRICHS

Dieses Buch ist in seinen übergroßen Teilen fast zwanzig Jahre alt. Erstmals erschien es 1996. Die jetzige Neuauflage der Gespräche mit Frank Castorf ist ergänzt um ein aktuelles Interview mit dem Regisseur.

Ein vermeintlich neues Buch als bloße Wiederholungstäterschaft? Das Gelände Volksbühne ist längst ein anderes. Regisseure gingen, Spieler auch, der Tod sortierte aus, die Inspirationen kamen und gingen und kamen wieder, die Namen der Hausphilosophen wechselten auch. Aber: Castorf ist und blieb ein verblüffender Virtuose der Selbsttreue; sein Phlegma, einen Gedanken zu wiederholen, schärfte früh seine Fähigkeit für einen Geist, der auf längere Wertzeiten konditioniert bleibt. Es ist erstaunlich, wie akut seine Antworten wirken, wie Spreng-Sätze in eine Zukunft, die schon vor zwei Jahrzehnten Gegenwart war. Castorf ging künstlerisch lange Wege im dauernd kleinen Kreis seines Welt- und Arbeitsverständnisses; Weitsicht hatte stets zu tun mit festem Kontakt zur realen Sichtweite. Castorf gibt Auskunft über seine ästhetischen Auffassungen und philosophischen Quellen seiner Existenzfragen – in den Gesprächen ist kaum etwas veraltet. Immer wieder drängt es seine Gedanken an die Ränder der Gesellschaft, dorthin, wo das Chaos blüht und von wo, zumindest im Spiel des räudigen Geistes, Zersetzungsgefahr in die festgefügte Gesellschaft einsickert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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