Die Flucht - Thomas Conrad - E-Book

Die Flucht E-Book

Thomas Conrad

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Beschreibung

Als er erwacht, ist um ihn herum nur Dunkelheit. Dann findet er die Toten und sein Kopf droht unter der Wucht der Fragen zu zerspringen: Wo bin ich? Was ist geschehen? Und zu wem gehört diese geheimnisvolle Stimme, die versucht, mich in Sicherheit zu wiegen?

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EPUB

Seitenzahl: 34

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Die Flucht

123456789101112Rückführungen in frühere LebenVorschauImpressum

1

Die Dunkelheit lähmte ihn. Umfing ihn, drängte sich an ihn, schnürte ihn ein wie eine Decke, die sich erst sanft an ihn schmiegte und dann den Druck Stück für Stück erhöhte. Er wollte sich wehren, doch ihm fehlte die Kraft. Die Dunkelheit, diese absolute Dunkelheit raubte ihm jede Energie.

Und die Frage: Wo verdammt nur bin ich? Er versuchte, eine Hand auszustrecken, nach der Umgebung zu tasten. Es kostete ihn alle Willenskraft, die noch in ihm steckte.

Noch? Wo hatte er seine Kraft verloren? Was war passiert?

Er spürte den kalten Schweiß, der ihm aus allen Poren zu tropfen schien. Er kniff die Augen zusammen. Nicht, weil er dachte, danach besser sehen zu können. Er hoffte aufzuwachen. Das musste ein Traum sein. Das konnte nur ein Traum sein.

Es war kein Traum. Es war dunkel. Dunkel und kalt. Ihn fröstelte. Er versuchte erneut, sich zu bewegen. Versuchte abzuschütteln, was auf ihm lastete. Er stemmte sich hoch und fühlte, dass ihn nicht die Last der Angst und Unsicherheit zu Boden drückte, sondern etwas sehr Reales, Schweres.  Er ließ es von seinem Rücken gleiten. Etwas klatschte neben ihm auf den Boden.

Er sah nicht, was es war. Aber er wusste es. Es war sein Freund Alexander. Tot. Und er wusste auch, wer ihn getötet hatte. Ich habe ihn getötet.

„Wo bist du?"

Keine Reaktion. „Wo bist du? Ich weiß, dass du hier bist."

Keine Reaktion. 

„Verdammt. Ich hab' keine Lust auf Spielchen."

Nichts regte sich. 

„Ich hab dich gehört. Komm raus!"

Toms Stimme hatte ihren entspannten, spielerischen Ton verloren. Sie klang nun ungeduldig.

„Lena! Komm raus. Ich bin nicht ..."

Die Luftmatratze, die er in den Spalt zwischen Kleiderschrank und Zimmerwand gestellt hatte, flog ihm entgegen. Tom riss reflexhaft die Hände nach oben, doch er hatte keine Chance. Denn der Luftmatratze folgte Lena, und zwar mit aller Wucht, die sie aufbringen konnte. Sie prallte auf Tom, stieß ihn zurück.

Ein Schrei entrang sich seiner Brust. Dann knallte er rücklings auf das Bett, wurde begraben von seiner Freundin und der Luftmatratze, die zumindest den Aufprall dämpfte.

„Gewonnen!", jubelte Lena. „Ich hab dir gesagt, du findest mich nicht." Sie drängte die Luftmatratze zur Seite und begann, Tom zu kitzeln.

„Gewonnen!" 

„Hör auf! Hör sofort auf!", rief Tom, der sich unter ihren flinken Fingern wand und nicht mehr wusste, ob er noch ärgerlich oder schon wieder glücklich sein sollte. Was hatte er sich da nur angelacht? Er schnappte sich ihre Hände.

„Okay, okay. Du hast gewonnen. Aber ich bin der Stärkere."

Er bog ihre Hände nach hinten, kippte ihren Körper über die Seite zurück aufs Bett und lag im nächsten Moment auf ihr. „Du hast gewonnen. Wir gehen essen." Er küsste sie. „Danach."

2

Alexander ist tot. Ich lebe. Aber was ist mit den anderen?

Konzentriere dich!, ermahnte er sich selbst. Denke nach! Was ist passiert? Wo bist du?

Er starrte nach oben. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Er sah ... Sterne. Verschwommen nur, als wären sie hinter Nebel verborgen. Aber das mussten Sterne sein. Kein Nebel, korrigierte er sich. Wolken. Wolken in einer dunklen Nacht. Du liegst im Freien.

„Wo liegst du?"

Sein Körper versteifte sich. War hier noch jemand? Suchte ihn jemand?

Sein Herz machte einen Sprung. Ich bin nicht allein. Gemeinsam würden sie diese Situation bestehen. Er richtete sich auf. Hier bin ich, wollte er rufen. 

Doch er tat es nicht. Vielleicht war das eine Falle? Vielleicht lauerte in dieser Dunkelheit jemand nur darauf, dass er einen Fehler machte, dass er seine Position verriet. Und  würde ihn dann erschießen, wie er es mit Alexander getan hatte.

Schnell rollte er sich auf den Bauch, machte sich klein. Er tastete den Boden ab. Hier musste doch seine Muskete liegen. Doch er fand nur einen Degen.

Egal. Der musste reichen. Seine Rechte fasste entschlossen den Griff. Er würde sich wehren.

„Alles ist gut. Ich bin bei dir", hauchte die Stimme.

„Woran denkst du?", fragte Lena.

„Nichts", antwortete Tom.

Lena schwieg, aber Tom verstand ihren Blick: Hör auf damit! Es bringt nichts!

Er wusste das selbst, aber er konnte sich nicht dagegen wehren. Warum hatte das nur geschehen müssen?