Die ganze Wahrheit über alles. - Sven Böttcher - E-Book

Die ganze Wahrheit über alles. E-Book

Sven Böttcher

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Beschreibung

In Wahrheit ist alles ganz einfach - wenn man nur will! Die Bestsellerautoren Sven Böttcher und Mathias Bröckers zeigen in ihrem neuen und überfälligen Buch, dass alles tatsächlich ganz und gar nicht so kompliziert ist, wie die wenigen Gewinner im globalen Optimierungsspiel uns nur allzu gern glauben lassen. Die Menschheit ist in den letzten 5.000 Jahren gut vorangekommen - sie hat Ideen, Technologien und Gesellschaftsformen entwickelt, die den gesamten Planeten in einen paradiesischen Ort verwandeln könnten. Doch stattdessen ist sie dabei, daraus eine lebensfeindliche Wüste zu machen. Denn aus den gut gemeinten Ideen - von Agrarrevolution über Demokratie und Marktwirtschaft bis Wachstum und Zuwanderung - haben wir, die Generation der 1945 bis 2000 Geborenen, nicht nur ein Riesendesaster gemacht. Wir bekommen auch dauernd zu hören, dass daran nichts zu ändern ist, weil alles viel zu komplex und der eingeschlagene Holzweg daher "alternativlos" ist. Weshalb man am besten gleich alle Hoffnung fahren lässt, weil man ja doch nichts ändern kann. Sven Böttcher und Mathias Bröckers widerlegen dies eindrucksvoll.

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Seitenzahl: 588

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Sven Böttcher Mathias Bröckers

DIE GANZE WAHRHEIT ÜBER ALLES

Wie wir unsere Zukunft doch noch retten können

eBook Edition

Mehr über unsere Autoren und Bücher: www.westendverlag.de

Mehr über die ganze Wahrheit über alles: www.die-ganze-Wahrheit.info

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-623-1 © Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2016 Umschlaggestaltung: pleasant_net, Büro für strategische Beeinflussung Illustration: Donata Kindesperk/brauchichnpulli © Ärzte-Zitat: DEINE SCHULD – T: FARIN URLAUB / Die Ärzte / PMS Musikverlag GmbH Satz: Publikations Atelier, Dreieich Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany

Glaub keinem, der dir sagt, dass du nichts verändern kannst. Die das behaupten, haben nur vor Veränderungen Angst. Es sind dieselben, die erklären, es sei gut so, wie es ist, Und wenn du etwas ändern willst, dann bist du automatisch Terrorist. Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt. Weil jeder, der die Welt nicht ändern will, ihr Todesurteil unterschreibt.Die Ärzte

Inhalt

Vorwort

Arbeit

Aufklärung

Autos und Mobilität

Banken

Bienen

BIP

Börsen

Bücher

Commons

Computer

Cyborgs

Das Netz

Demokratie

Deutsch

Drogen

Eigentum

Energie

Entwicklungshilfe (und humanitäre Spenden)

Erderwärmung

Evolution

Familie und Kinder

Fleisch

Frauen und Männer

Freihandel

Freiheit

Geld

Götter

Hunger

Ideal

Imperativ, kategorischer

Journalismus

Kapitalismus

Konsumismus

Kreationismus

Krieg

Landwirtschaft

Lebensmittel

Marktwirtschaft, freie

Maschinen

Medikamente

Müll

Musik

Nationen und Nationalismus

Öffentlich-rechtlich

Patente und Urheberrechte

Politik

Recht

Rentenversicherung

Ressourcen

Saatgut

Schulden

Schule

Sex

Sicherheit

Souveränität

Staat

Steuern und Steueroasen

Terrorismus

USA

Verantwortung

Verschwörungstheorien

Verteilung

Wachstum

Waffen

Wasser

Weltbevölkerung

Werbung

Werte

Wettbewerb

Wissenschaft

Zuwanderer

Zukunft

Nachwort

Dank

Anmerkungen

Weiterlesen, Weitersehen Literatur & Dokumentationen

Vorwort

Das Schicksal jedes Volkes und jeder Zeit hängt von den Menschen unter 25 Jahren ab.

Johann Wolfgang von Goethe

Die ganze Wahrheit über alles ist, dass wir die Welt problemlos paradiesisch verbessern könnten; dass kein Mensch mehr verhungern müsste; dass es nicht einmal in der kurzen Übergangsphase von unserem derzeitigen zum kommenden System zu Blutvergießen, Not oder Elend kommen müsste. Die ganze Wahrheit ist, dass wir alles zum Guten wenden könnten, im Handumdrehen. Und dass neun von zehn Menschen das auch gern täten, selbst wenn sie dafür ein paar Opfer bringen müssten.

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass wir das nicht mehr schaffen – wir, die über 25-Jährigen, die Alten. Weil wir verwirrt sind und abgelenkt, gehetzt und desillusioniert; weil wir nicht mehr daran glauben, dass wir die Zukunft positiv gestalten können; weil wir meinen, neun von zehn Menschen seien unsere Konkurrenten und wollten uns ans Leder; weil wir Angst haben, vor allem.

Deshalb ist im Folgenden ständig die Rede von »wir« und von »ihr« – wenn wir euch meinen, unsere Kinder und Enkel. Dabei ist uns bewusst, dass ihr jedes »ihr werdet« als Zumutung empfindet, denn wieso solltet ihr euch ausgerechnet von Gescheiterten wie uns erzählen lassen, was ihr tun werdet. Oder solltet.

Wir können nur hoffen, dass ihr diesen Impuls nachsichtig ignoriert, indem ihr doppelt mildernde Umstände walten lasst. Erstens nämlich ist uns nichts Besseres eingefallen als »Was ihr daraus machen werdet«, um in den nachfolgenden, durchgehend konsequent formatierten Kapiteln die →Zukunft als tatsächlich machbar zu beschreiben, zweitens habt ihr zwar recht, wenn ihr uns als gescheitert betrachtet, aber das bedeutet ja nun noch lange nicht, dass wir bloß alte Besserwisser sind. Wir sind allerdings alt, tatsächlich, und wir sind ein bisschen müde. Sowie umzingelt von alten Leuten, mit denen einfach kein Staat mehr zu machen ist und erst recht kein Paradies.

Aber ihr könnt das. Oder könntet. Mal sehen.

Nun ist Besserwissen oder sogar besser wissen allein noch lange kein Grund, ein ganzes Buch vollzuschreiben und anderen Leuten auf den Keks zu gehen. Dazu gehört zwingend auch noch ein gerüttelt Maß Sorge, die sich hoffentlich nachvollziehbar vermitteln lässt. Denn es ist beileibe nicht so, dass »wir« alle schon immer desinteressiert oder Deppen gewesen wären, die sich einen Dreck um den Planeten oder unsere Mitbewohner desselben geschert hätten. Sogar heute ist es noch so (ob ihr’s glaubt oder nicht), dass viele von uns Alten sich nicht nur diffus unwohl fühlen oder diffus depressiv. Viele von uns bekommen trotz unserer allgegenwärtigen Hektik und Sorge noch immer gelegentlich klare Gedanken zu fassen, die sich regelrecht trotzig anfühlen. Gedanken wie: »Es kann doch nicht sein, dass wir Nahrungsmittel für 14 Milliarden Menschen herstellen – und dass trotzdem Menschen verhungern!«, »Es kann doch nicht sein, dass wir die ganze Welt mit Waffen ausrüsten, obwohl keiner Krieg führen will!«, »Es kann doch nicht sein, dass hierzulande Altersarmut für viele droht, obwohl wir alles haben!«, »Es kann doch nicht sein, dass wir unseren Planeten bis zur Unbewohnbarkeit aufheizen!«, »Es kann doch keine Steueroasen geben!«

Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

Tatsächlich ist es so, dass viele von uns Alten in solchen Momenten immer noch aufbrechen, zumindest gedanklich, und diesen klaren und einfachen Gedanken nachgehen. Also von dieser schlichten Eingangsfeststellung »Das geht so nicht, das kann nicht sein« förmlich hinabsteigen in die tieferen Gründe, weshalb es eben doch so ist. Und hierbei erleben wir, mutig und klar gestartet, unweigerlich immer dasselbe. Direkt unter der Oberfläche, direkt hinter der Eingangsfeststellung, erwarten uns Experten, bewaffnet mit Unmengen dicker Bücher und großkalibrigen Faktenarsenalen, die uns wortreich erklären, weshalb die Dinge zwingend so sind, wie sie nun mal sind: weshalb Menschen verhungern, der Planet immer wärmer wird, wir Unmengen Waffen herstellen, wir gegen Ende unseres Lebens von Almosen werden leben müssen etc. pp. Und schaffen wir es tatsächlich, mit sturem Blick und Ohren zu, an diesen Fachkräften vorbeizukommen und noch etwas tiefer einzudringen in die Materie, erwartet uns spätestens drei Meter weiter unten eine wahrhaft beeindruckende Konstruktion – eine Konstruktion aus Drähten, Kabeln, Leuchtdioden und reichlich Sprengstoff sowie dem Warnschild: »Keinen Schritt weiter, Explosionsgefahr!« Denn hier, auf dieser gedachten Ebene kurz nach Passieren der Expertenschar für dies (Wirtschaft), das (Rüstung) oder jenes (Energie), erweist sich unsere Suche nach einer einfachen Antwort auf unsere einfache Frage plötzlich als lebensgefährlich. Weil nichts einfach ist. Sondern alles zusammenhängt.

So stehen wir also vor dieser beeindruckenden Sperre und studieren, noch immer nicht geschlagen, die bunten Kabelverbindungen: Wohlstand folgt aus Wachstum, Wachstum aus Kapitalismus, Kapitalismus braucht Wettbewerb, Wettbewerb braucht Verlierer, Verlierer hungern, Hungernde rebellieren, wenn man sie nicht mit Waffen zurückhält, Globalisierung bedeutet mehr Wohlstand für alle, ausreichend Nahrung lässt sich nur mit Hilfe des Kapitalismus erzeugen, ohne Kapitalismus kein Wachstum, ohne Wachstum keine Zukunft und keine Renten.

Es ist völlig egal, über welche klare Eingangsfrage wir an diesen Punkt hinabsteigen: Wir stehen immer wieder vor der gleichen Bombe, die uns beim Lösen auch nur eines einziges Drahtes sofort zu pulverisieren droht. Und Pulverisieren bedeutet in diesem Fall ganz konkret (sicherheitshalber steht’s auch noch kleingedruckt auf dem Warnschild): »Wenn Sie das hier anrühren, gehen bei Ihnen zu Hause die Lichter aus und die Heizung gleich mit, und es kommen auch keine Frachtschiffe mehr, Sie werden also verhungern. Sofern Sie nicht vorher im Bürgerkrieg zwischen Einheimischen, Ausländern und Asylanten erschossen werden.«

Und so korrigieren wir unsere eingangs klare Feststellung, dass »das« doch eigentlich gar nicht sein kann, wenden uns ab, überzeugt, dass es eben nicht geht. Jedenfalls nicht anders. Dass zwar zutrifft: »So geht es nicht weiter«, aber erst recht: »Es geht nicht anders«. Dass zutrifft: »Ohne Wachstum geht es nicht« und ebenso zutrifft: »Mit Wachstum geht es nicht«. Dass zwar nichts richtig gut ist, aber alles doch immer noch besser als die Alternative. Die Pulverisierung. Licht aus, Heizung aus, Bürgerkrieg. Wer würde bei einer solchen Ausgangslage irgendein Kabel aus einer Konstruktion ziehen, bei einer Chance von höchstens 1 zu 1000, nicht das falsche zu erwischen? Da gehen wir doch lieber auf Nummer Sicher. Unter.

So also machen wir weiter wie gehabt, sogar wir vielen, die unzufrieden und unglücklich sind. Immer weiter. Wir haben es doch versucht. Sind hinabgestiegen und tief in die Materie eingedrungen. Und haben gefunden: Es geht nicht anders.

Das allerdings ist nicht wahr. Und diese Unwahrheit ist gefährlich, und nur deshalb gibt es dieses Buch. Denn die Bombe da unten ist eben nicht »unentschärfbar«, obendrein würde sie, selbst wenn wir die Drähte schlicht durchschlügen, eben nicht explodieren, weil sämtliche Plastiksprengstoffpakete in dieser Konstruktion bloß Knetgummi-Attrappen sind. Auch kennen wir die Ratten, die diese Attrappe da hingebastelt haben, und können euch nicht nur versichern, sondern, besser, beweisen, dass die nur mit Wasser kochen (dabei aber durchaus Blut und Wasser schwitzen, wenn sie an euch denken).

Ein zweiter Aspekt ist aber ebenso wichtig. Und der betrifft die Eingänge. Denn diese Eingänge hinter unserer unweigerlich klaren Feststellung »Das kann nicht sein, das muss man doch besser machen können!« tragen ja fast immer Namen, und diese Namen sind Ideen, meist schon vor langer Zeit in Stein gemeißelt – von →Demokratie bis →Entwicklungshilfe, →Familie bis →Freiheit, von →Arbeit bis →Rentenversicherung. Dummerweise haben aber andere so lange an eben diesen Ideen herumgebastelt und gemeißelt, dass heute niemand mehr erkennt, was ursprünglich gemeint war.

Deshalb dieses Buch – und deshalb die strenge Form, der scheinbar redundante, tatsächlich aber nur Klarheit schaffende Dreisatz aus »Was gemeint war/Was wir daraus gemacht haben/Was ihr daraus machen werdet«. Es geht eben nicht nur darum aufzuzeigen, was zu tun ist, es geht auch und vor allem um die zwei Schritte davor. Zunächst darum, die Originalideen zu restaurieren und wieder in ihrer ganzen Klarheit erstrahlen zu lassen, also Staub und Fälschungen zu entfernen, um im zweiten Schritt (»Was wir daraus gemacht haben«) aufzuzeigen, wo wir uns weshalb verirrt und in welche Richtung wir uns verlaufen haben. Beide Schritte sind wichtig und hoffentlich erhellend für euch, denn ohne dieses Wissen stünde alles »Was ihr daraus machen werdet« nicht einmal auf tönernen Füßen, sondern auf Treibsand.

Darum sei sicherheitshalber ausdrücklich klargestellt, vorweg, damit euch nie wieder jemand weismachen kann, es habe an mangelhaften Ideen gelegen: Ihr ahnt ja gar nicht, wie gut die Ideen unserer Vorfahren und -denker waren! Und es ist wichtig, dass ihr das nicht nur ahnt, sondern wisst, damit ihr nicht alles »Alte« in einen Topf werft und zukünftig ablehnt, als mitschuldig, als Teil der kaputten Welt am Vorabend der Revolution – die euch bevorsteht. Die Ideen gehören nicht auf den Müll oder den Scheiterhaufen; die Ideen waren gut und richtig. Wir haben Schindluder damit getrieben. Lasst euch nicht einreden, es habe an den Ideen gelegen, es lag nur an uns. Uns Deppen. Wir haben das verbockt.

Zugegeben, wir sind ein bisschen spät dran mit diesem Eingeständnis, diesen Hinweisen. Vielleicht zu spät. Schließlich lassen wir euch zurück auf einem Minenfeld, die Zünder sind eingestellt auf Detonationszeitpunkte zwischen »gleich« und »in 20 Jahren«, und dummerweise liegen viele der auf »gleich« gestellten Minen verdammt nah bei den designierten Spätzündern. Aber man weiß ja nie. Vielleicht ist der Laden ja doch noch zu retten. So oder so. Vor dem Knall oder nach dem Knall.

Wir notieren das Nachfolgende also: für beide Fälle.

Begeben wir uns daher kurz gemeinsam nach unten, zu dem Punkt, an dem wir grundsätzlich umkehren – der schrecklichen Bombe, die uns vor Angst schlottern und Reißaus nehmen lässt. Und lesen noch mal unsere Alptraum-Warnung auf dem gelben Schild mit schwarzem Rand: »Wenn Sie das hier anrühren, gehen bei Ihnen zu Hause die Lichter aus und die Heizung gleich mit, und es kommen auch keine Frachtschiffe mehr, Sie werden also verhungern. Sofern Sie nicht vorher im Bürgerkrieg zwischen Einheimischen, Ausländern und Asylanten erschossen werden.«

Ernsthaft? Licht und Heizung? Gehen aus? Bei uns zuhause? Echt?

Vielleicht ist das die wichtigste kleine Wahrheit in der ganzen Wahrheit über alles: Das Warnschild auf dieser beeindruckenden Bombe ist ausgemachter Quatsch. Grober Bullshit. Ein Schreckgespenst aus dem Ramschregal, ausstaffiert allein von denen, die vom derzeitigen Zustand profitieren: den zehn Prozent, denen alles gehört, die profitieren von dem für uns, den verbleibenden 90 Prozent, ungünstigen Stand der Dinge und die uns und euch gern verarschen. Weil sie wissen, dass es gerechter zugehen könnte. Und würde. Wenn wir ihren Bluff durchschauen würden. Oder ihr das tätet.

Aber niemand von euch muss sich Sorgen machen, wenn das System zerbricht. Ihr habt alles. Euch kann nichts passieren. Ihr könnt die ganze Welt ändern. Mit einem neuen Start, einem neuen Anfang, einem »New Deal«. Denn es geht eben nicht alles kaputt. Kaputt geht es nur dann, und zwar garantiert, wenn ihr die Kabel NICHT rauszieht!

Also: Die haben euch reingelegt! Augen auf. Kabel raus. Mit Franklin D. Roosevelt im Sinn. Denn der (genau, der mit dem ersten »New Deal«) fand in seiner kämpferischen Amtsantrittsrede im März 1933 die legendären Worte: »Wir haben nichts zu fürchten außer der Furcht selbst.« Und diese FDR-Kampfansage galt nicht etwa Hitlers Nazis (die klaren Worte in deren Richtung folgten später)1, sondern den Typen, die kurz zuvor die ganze Welt förmlich an die Wand gefahren hatten, am Schwarzen Freitag 1929; den gefährlichsten Feinden der Freiheit, der Demokratie, der Gerechtigkeit und des Weltfriedens: Bankern, Freihändlern und Börsenspekulanten.

Recht hat FDR immer noch.

Also, wenn ihr uns fragt: Das schreit nach »ran an die Attrappe«. Denn es gibt einen anderen Weg. Ins Licht. Mit Licht rund um die Uhr. (Sowie, aller Voraussicht nach, sogar im worst worst case, Netzzugang und Bio- Sonntagsbraten).

Arbeit

Der Tag ist nicht weit, an dem das ökonomische Problem in die hinteren Ränge verbannt werden wird, dort, wohin es gehört. Dann werden Herz und Kopf sich wieder mit unseren wirklichen Problemen befassen können – den Fragen nach dem Leben und den menschlichen Beziehungen, nach der Schöpfung, nach unserem Verhalten und nach der Religion.

John Maynard Keynes

Was gemeint war: Wahlweise Plage, unwürdige Tätigkeit oder Mühe, wörtlich abstammend vom indogermanischen orbho wie dem lateinischen labor und dem romanischen trabajo.1 Arbeit ist der unerfreuliche Gegensatz zur erfreulichen Muße2, die den griechischen Philosophen als Schwester der Freiheit galt – und nie als Möglichkeit zum »Nichtstun« gedeutet wurde, sondern als Gelegenheit, sich ohne Fremdbestimmung wichtigen Dingen zu widmen, schöpferisch, frei und zum Nutzen der Gemeinschaft forschend und vorausdenkend. Arbeit hingegen hält uns von all diesem Wesentlichen ab, ist daher lästig und, sofern man keine Sklaven hat, auf das Mindestmaß zu beschränken, also auf die Besorgung und Herbeischaffung des zum Leben Erforderlichen.

Was wir daraus gemacht haben: Einen irren Kult, der in völliger Verdrehung der Tatsachen Arbeit, »Fleiß« und »Tüchtigkeit« in die Nähe unserer selbstgemachten →Götter rückt und »Muße« in die Nähe von Sünde, eben als »aller Laster Anfang«. Spätestens mit Luther war sonnenklar: »Von Ledig- und Müßiggang kommen die Leute um Leib und Leben.« Und: »Der Mensch ist zum Arbeiten geboren wie der Vogel zum Fliegen«, was ja nicht zufällig so ähnlich klingt wie unseres Gottes Ansage, wir sollten unser »Brot im Schweiße unseres Angesichts essen«.

Uns hätte natürlich irgendwann mal auffallen können, dass Gott und gottgefällige Arbeit erst mit dem Brot auf der Bildfläche erschienen waren, und zwar nicht zufällig. Denn unsere heidnisch jagenden und sammelnden Vorfahren hatten schon deshalb nichts vom Schweiß auf Brot gewusst, weil sie ja gar kein Brot gekannt hatten – und nicht nur deshalb gesünder gewesen waren als wir, sondern auch wesentlich weniger Stunden des Tages gearbeitet hatten.

Die Adelung der Arbeit als gut und gottgewollt ergibt sich also historisch erst mit der landwirtschaftlichen Revolution, dem »größten Betrug der Geschichte«3(→Landwirtschaft), sprich der Domestizierung des Menschen durch den Weizen (wer das für einen Tippfehler hält, der denke mal drüber nach, wer von den beiden von diesem folgenschweren Wendepunkt ans domus gefesselt war, also ans Haus). Mit dem Beginn unserer Sesshaftigkeit dank Weizen und Nutztierzucht (um 10 500 v. Chr.) ergab sich eben nicht nur eine wahre Bevölkerungsexplosion, sondern saßen wir auch mitten drin in der Wachstums-»Luxusfalle« (wie Yuval Noah Harari das nennt), aus der es bis heute kein Entrinnen gibt.

Sämtliche Erinnerungen an unser archaisches Wissen, dass Arbeit Last und Plage ist, mussten fortan minimiert werden – und was eignete sich diesbezüglich besser als Worte von ganz oben? So wurden Gebet und Arbeit vermählt und gut gereimt gesegnet als »ora et labora«, und tatsächlich nahm die Arbeit ja lange Zeit ständig zu, nicht nur im Rahmen der landwirtschaftlichen Revolution, sondern erst recht im Zuge der neuerlich wachstumsbeschleunigenden industriellen Revolution.

Trotz dieser ungeheuerlichen Beschleunigung und der unausweichlichen Sachzwänge aber zeichnete sich ein allmähliches Ende der Arbeitslast schon früh ab, spätestens mit der Produktion von →Maschinen, die die früheren Sklavenarbeiten klaglos zu verrichten begannen und uns wieder in die Nähe der temporär durch den »Kult der Tüchtigkeit«4 verschütteten Muße transportierten. Und so war nicht nur den irritierten Philosophen, sondern sogar unserem Paradeökonomen John Maynard Keynes klar, dass »bald ein Punkt erreicht wird, viel früher vielleicht, als irgendeinem von uns bewusst ist, an dem diese Bedürfnisse in dem Sinne befriedigt sind, dass wir unsere Energien fürderhin lieber anderen als wirtschaftlichen Zielen widmen«5. Noch 1930 konstatierte Keynes daher: »Drei Stunden täglicher Arbeit müssen reichen, um den alten Adam in uns zufriedenzustellen.« (Und er wollte noch weniger nur deshalb nicht für jedermann vorschlagen, weil er fürchtete, ganz ohne Arbeit werde es der Mensch schlicht nicht aushalten.)

Zwischen 1930 und heute ist diesbezüglich also einiges schiefgegangen. Oder alles. Denn erreicht sind unsere Ziele längst, nachdem wir der Reihe nach Dampfmaschinen, Elektrizität, Fließbänder, Automatisierung und Computer erfunden haben, die uns fast alle zum Erzeugen und Heranschaffen des Lebensnotwendigen erforderliche Arbeit abnehmen. Und auch das wenige, was uns bleibt, »droht« uns die vierte, die digitale Revolution wegzunehmen: Sage und schreibe 47 Prozent unserer Arbeitsplätze werden im Lauf der kommenden zehn bis 20 Jahre automatisiert wegfallen6, und »betroffen« sind hiervon nicht nur gering qualifizierte Tätigkeiten wie das Sortieren und Ausliefern von Waren, sondern mehr und mehr auch anspruchsvolle Aufgaben wie juristische Recherchen oder medizinische Diagnosen7, denn schon 2020 werden 50 Milliarden unserer überaus smarten →Maschinen im »Internet der Dinge« vernetzt sein8 (→Das Netz).

Anders als die alten Griechen oder der alte Keynes sehen wir dieser paradiesischen Zukunft aber nicht frohlockend entgegen, sondern schlotternd. Und dass wir sie als bedrohlich empfinden, als »schlimm«, sah schon Hannah Arendt kommen, in den fleißigen 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sie sachlich feststellte, der modernen Gesellschaft gehe die Arbeit aus – »und damit die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht«.

Verheerender als wir kann man schwerlich verpeilt sein, wohl wahr. Arbeit ist unser Gott, Arbeit ist unsere Bibel: Arbeitslos, also gottlos zu werden ist die irrationale Urangst der Industriegesellschaft, eine tatsächlich klassenlose Angst, unter der Manager und Chefärzte genauso leiden wie Maurer und Taxifahrer. Aber statt uns dieser Angst zu stellen und zur Besinnung zu kommen, haben wir uns etwas ganz Originelles ausgedacht: Unmengen Arbeit, die keiner braucht.

Greifen wir spaßeshalber zu einem Bild. Wir sehen also hundert Leute, die unter freiem Himmel auf dem Boden sitzen, die, weil es ihnen zu kalt und zu doof ist da draußen, Häuser bauen, Land bewirtschaften, in die Minen gehen und Erze abbauen, Maschinen erfinden und zusammenbasteln. Am Ende des schweißtreibenden Tuns haben alle hundert Dach und Brot, Blue-Ray und Auto, Waschmaschine und Funkgerät, und alle schweren Arbeiten erledigen die Maschinen. Und so den Punkt zum Aufhören und Chillen erreicht, zum Erhalten des Erreichten, zum Reparieren der unweigerlich kaputtgehenden Teile, zum Musikmachen, Reden und Alte-Leute-Pflegen. Vorwiegend also: zur Muße.

Aber die hundert wissen: dann haben wir ja keine Arbeit mehr. Und kein →Geld. Und kein →BIP. Und kein →Wachstum. Und dann müssen wir alle sterben! Bestimmt! (Wieso auch immer, nicht drüber nachdenken.)

Also sind wir den anderen Weg weitergegangen, den bis hierher erfolgreichen: haben einen von uns als Brandstifter engagiert, der Hütte 1 anzündet. Die muss dann wieder aufgebaut werden (Arbeit), Polizisten müssen den Brandstifter suchen, und da das nicht reicht, muss eine Verwaltung her, die den neuen Bauherrn und die Minen kontrolliert. Und da auch das nicht reicht, erfinden wir ein gewinnorientiertes Gesundheitswesen statt menschenfreundlicher Ärzte, ein Krankenkassensystem und, da das immer noch nicht reicht, auch gleich ein paar schicke neue Krankheiten dazu.9 Und sobald das erste Haus wieder steht, zünden wir am besten mal das Krankenhaus an, das macht ja gleich doppelt und dreifach Arbeit.

Das könnte man natürlich auch wesentlich einfacher haben, indem man einfach alles stehen und liegen ließe – und die Arbeit gleich mit.

Aber dafür haben wir einfach keinen Sinn, kein Konzept. Wir können all das nicht fassen, und wir können, wollen es nicht einmal messen. In all unseren dicken (Voll)-Beschäftigungsstatistiken fehlt sogar die schlichte Frage, wer eigentlich etwas Sinnvolles schafft – und wer heile Sachen anzündet und/oder nur nutzlos Zettel sortiert, also sich und anderen Arbeit macht, die niemand braucht, die aber wieder von Verwaltern von Verwaltern kontrolliert werden muss, die ihrerseits Kontrolleure verwalten, die Zettel sortieren. Niemand fragt: Wer arbeitet sinnvoll? Wohl wissen wir, dass nur mehr 25 Prozent unserer angeblich fast 40 Millionen Beschäftigten in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und im produzierenden Gewerbe tätig sind und die verbleibenden 75 Prozent »Dienstleistungen« erbringen10, aber wie viele dieser Dienstleistungen erforderlich sind, interessiert außer dem →BIP niemand. Die Unterscheidung von produktiver Arbeit und Beschäftigungstherapie ist uns, kurz gesagt, völlig egal, die Arbeit ist vom Zweck zum Mittel geworden und legitimiert sich nur noch selbst: Arbeit ist gut, deshalb ist mehr Arbeit besser.

Wohl wahr: Wir sind ungeheuer beschränkt, und wir Deutschen gehen diesbezüglich energisch voran. Wir sind weltweit führend in Sachen »Angst«11, und mit Selbstständigkeit im Denken, Fühlen oder gar Handeln lässt sich diese im Ergebnis verheerend demente Haltung natürlich nicht vereinbaren. Deshalb legen wir die Hände ängstlich abwertend als Dreieck in den Schoß, im von Mutti versicherten Glauben (sic!), es werde schon alles gut und genau so weitergehen. Selbstständig? Nicht mit uns! Das sollen mal schön die anderen machen.12 Wir suchen uns lieber Arbeit, festangestellt.

Hinter all diesem Aussitzen und Realität-Verweigern verbirgt sich aber nur unsere Unfähigkeit zu begreifen, dass unser einst erfolgreiches Konzept zum Überleben und zur sinnvollen Verbesserung unserer Lebensumstände sich überholt hat – und zwar ab dem Zeitpunkt, an dem die Grundbedürfnisse der einzelnen »Stammesmitglieder« gedeckt sind. Spätestens seit dem Erreichen dieses Punktes ist die viele Arbeit, die wir uns machen, zerstörerisch geworden – nicht nur für unsere Umwelt, sondern, Gipfel der fleißigen Absurdität, für uns selbst, körperlich wie seelisch: Unsere Arbeitskrankentage wegen psychischer Leiden haben sich 2003 verdoppelt13, Millionen kommen nur noch mittels Hirndoping über die alltägliche Ziellinie »Feierabend«14 (→Medikamente), weil sie sich zu selbstzerstörerischem, ständig zunehmendem Tempo gezwungen sehen.15 Die Kosten sind hoch (26 Milliarden p.a. allein wegen psychischer Erkrankungen an Produktionsausfällen, Ausgaben für die Wiederherstellung der Gesundheit hier nicht berücksichtigt)16 – in volkswirtschaftlicher, aber erst recht in menschlicher Hinsicht. Und fast die Hälfte derer, die vor Erreichen des Rentenalters zerrüttet die Segel streichen, tun dies wegen Depressionen, Angststörungen und anderer seelischer Leiden.17 Der studierte Ökonom müsste das, wäre er ehrlich, eine vollendete »Lose-Lose-Situation« nennen.18 Aber ehe er das macht, bemüht er doch lieber gebetsmühlenartig den Mythos vom Homo oeconomicus, der ohne Arbeit eben partout nicht leben kann, der kein Herz, keine Moral und auch sonst nichts Menschliches hat und überhaupt nur dann aufsteht, wenn er persönlich was Geldwertes davon hat. Wäre dem so, gäbe es zwar keine Hausärzte, kein Ehrenamt und keine Schriftsteller, aber wenn’s darum geht, uns nicht durch die Tür zum Paradies schreiten zu lassen, ist dem Ökonomen ja jedes Mittel recht.

Verdenken können wir’s ihm nicht. Denn auch ihm droht ja jenseits der Tür, im Paradies, die gefühlt größte Strafe von allen: die Arbeitslosigkeit.

Was ihr daraus machen werdet: Vor allem zwei Erkenntnisse: 1) der Mensch lebt nicht vom Brot allein (erst recht nicht dort, wo das Getreide von Maschinen geerntet und das Brot vom Automaten gebacken wird, also förmlich von den Bäumen fällt), 2) die Konzepte zur Behebung von Mangelzuständen (Vergangenheit) unterscheiden sich fundamental von den Konzepten zur Behebung von Überfluss (Jetzt und Zukunft). Arbeit muss also zwingend, wie das →Wachstum selbst, in letztgenanntem Zustand weniger werden, woraus sich keineswegs ein Mangel an Wohlstand ergibt. Es wird auch zukünftig zu wenig Arbeit für alle geben, aber ihr werdet dem »zu wenig« jede negative Konnotation nehmen und wissen: Das Weniger an Arbeit ist gerecht oder wenigstens gerechter als heute zu verteilen. Euer aller Arbeitszeit wird verkürzt sein. Ihr werdet mit der 15-Stunden-Woche problemlos auskommen.19

Ihr werdet selbstständiger sein, selbstständiger arbeiten und selbstständiger denken, weil ihr wisst: »Sich selbstständig machen heißt nichts anderes, als sich zuständig zu machen.« (Catharina Bruns)20

Ihr werdet daher Arbeit, Brot und Geld trennen, gedanklich wie praktisch. Ihr werdet vernachlässigte, wichtige Arbeiten nicht nur hinsichtlich ihrer Bezahlung aufwerten, sondern auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, und ihr werdet eure 50 Prozent Zettelsortierer arbeitslos machen. Brot werden sie trotzdem haben und Aufschnitt dazu, und zum Trinken nicht nur Wasser, sondern Saft und Wein. Sowie, unbezahlbar: Muße.

Woher ihr das dafür erforderliche Geld nehmen sollt? So was könnten ja eigentlich nur eure phantasielosen Vorfahren fragen. Ihr werdet Geld und Arbeit entkoppeln und eure Steuern auf den Konsum erheben. Und vor allem werdet ihr nicht vergessen, endlich auch die nichtmenschliche Arbeit indirekt zu besteuern, mithin die sogenannte Automatisierungsdividende zu vergesellschaften. Aber dieses entscheidende Detail ist euch ja längst klar, seitdem ihr den Kardinalfehler unseres Arbeitssystems erkannt und die →Maschinen endlich in die Pflicht genommen habt.

Aufklärung

Was gemeint war: Seit Ende des 18. Jahrhunderts – unser Ausgang aus unserer selbst verschuldeten Unmündigkeit, unsere Antwort auf das finstere, abergläubische Mittelalter: der Versuch, alle fortschrittbehindernden Strukturen mittels Verstandestätigkeit zu überwinden, auf den Punkt gebracht von Immanuel Kant mit den Worten sapere aude! (Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!) Und zwar mit dem erklärten Ziel, alle Vorurteile und alle Intoleranz durch Orientierung an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und an den Naturgesetzen und -rechten aus der Welt zu schaffen.

Was wir daraus gemacht haben: Aufklärungstornados über Syrien (ohne UN-Mandat).

Was ihr daraus machen werdet: Aufklärung 2.0 (im Sinn der Erfinder).

Autos und Mobilität

Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.

Wilhelm II., um 1900

Was gemeint war: Sich selbst fortbewegen, autonom und mobil sein. Es ist kein Wunder, dass das um 1900 entstehende Automobil zur Offenbarung, zur Signatur des 20. Jahrhunderts wurde. Seit sich die Menschen das Reittier untertan machten und das Rad erfanden, steht die anstrengungslose Überwindung des Raums für die Erfüllung des Traums von Autonomie und Freiheit. Als »Prothesengötter« (Sigmund Freud), die sich zur Erlangung gottähnlicher Fähigkeiten (überall sein, alles sehen usw.) mit Krücken, Werkzeugen, Medien ausstatten, konnten die Menschen dem automobilen Versprechen individueller Freiheit nicht widerstehen.

Was wir daraus gemacht haben: Wir haben bei der Realisierung dieses Traums etwas übersehen und – wie so oft, wenn die »Wunschmaschine« erst einmal angelaufen ist – ihren Schatten unterschätzt: »Das Werkzeug wird vom Diener zum Despoten.« Der das sagte, der Philosoph und Universalgelehrte Ivan Illich, rechnete dann am Beispiel des Automobils auch gleich vor, wie es dazu kommt, indem er die aufgewendete Arbeitszeit – den Input an Energie und den Gewinn an Zeit – ins Auge fasste:

»Der typische amerikanische arbeitende Mann wendet 1600 Stunden auf, um sich 7500 Meilen fortzubewegen: Das sind weniger als fünf Meilen pro Stunde. In Ländern, in denen eine Transportindustrie fehlt, schaffen die Menschen dieselbe Geschwindigkeit und bewegen sich dabei, wohin sie wollen – und sie wenden für den Verkehr nicht 28 Prozent, sondern nur drei Prozent bis acht Prozent ihres gesellschaftlichen Zeitbudgets auf. Der Verkehr in den reichen Ländern unterscheidet sich von dem Verkehr in armen Ländern nicht dadurch, dass für die Mehrheit mehr Kilometer auf die Stunde der einzelnen Lebenszeit entfallen, sondern dadurch, dass mehr Stunden mit dem Zwangskonsum der großen Energiemengen verbracht werden, welche die Transportindustrie >abpackt< und ungleich verteilt.«1

Diese Energierechnung stammt aus dem Jahr 1974. Doch seitdem ist der Autofahrer nur unwesentlich schneller geworden – wenn überhaupt. Eine Autorin der FAZ rechnete 2013 mit aktuellen Zahlen nach, wie viele Stunden an Arbeitszeit sie investieren muss, um die Kosten für 18 000 Jahreskilometer mit ihrem Kleinwagen zu finanzieren. Sie ging von einem durchschnittlichen Stundenlohn und von einem durchschnittlichen Tempo von 50 km/h aus und kam am Ende – unter Einberechnung der immobilen Arbeitsstunden, die sie für ihr »schnelles« Fortbewegungsmittel aufwendet – auf ein Tempo von 26 km/h. Wobei sie die »externen« Kosten (wie Lärm, Smog, Ölkriege) noch außer Acht ließ, die Ivan Illich seinerzeit geschätzt und einbezogen hatte. Doch auf die Genauigkeit der ganzen Rechnung kommt es gar nicht an, wichtig ist der gedankliche Rahmen, in den sie die Fragen der Mobilität stellt: des energetischen Inputs/Outputs und der Lebenszeit, die das Individuum gewinnt oder verliert. Und nun eben 33 Stunden im Monat dafür aufwendet, um per Auto letztlich mit 26 km/h kaum schneller unterwegs zu sein als per Fahrrad.2

Dass auf kluge Köpfe wie Ivan Illich Mitte der 1970er Jahre niemand hören wollte, auch wenn eine »Ölkrise« das Thema Energie auf die Tagesordnung gesetzt hatte, mag an der Radikalität seiner Entschleuni-gungsforderung gelegen haben, die als menschen- und lebensgerechtes Fortbewegungsmittel nur das Fahrrad gelten lassen wollte.3 Es hat aber vor allem mit einer weiteren seiner Erkenntnisse zu tun: »Power korrumpiert« – was nicht nur für politische Macht, sondern auch für Kilowatt gilt. Oder für PS, wie es beim Automobil genannt wurde, weil die Pferdestärke der früheren »Duomobilität« noch nicht vergessen war. Und jetzt das: 20, 30, 40 und mehr Pferde. Nicht mehr für den Gutsherrn, sondern für den kleinen Mann. Wen wundert es da noch, dass die »Prothesengötter« ob dieser Verlängerung – »Gasfuß« genannt – in Verzückung gerieten, zumal man die Familie einpacken und verreisen konnte, individuell, autonom und mobil. Das gab’s noch nie. Und so stürzten sich die Massen, korrumpiert von der neuen Herrschaft über Pferdestärken, mit Wonne in das automobile Zeitalter, passten Städte und Landschaften den Erfordernissen der Benzinkutschen an, kürten sie zum Statussymbol und »heiligen Blech«, dem es nunmehr zwanghaft nicht mehr nur individuelle Zeit zu opfern galt, sondern dem sich auch die gesamte Wirtschaft unterordnete. Mehr Autos, mehr Arbeitsplätze in der Autoindustrie, Wirtschaftswunder, Exportweltmeister …

Wenn die Archäologen der Zukunft dereinst das Jahrhundert des Automobils rekonstruieren, wie es in Deutschland damit begann, dass man eine Pferdekutsche mit einem Verbrennungsmotor ausrüstete, dann werden sie um die Feststellung nicht herumkommen, dass sich bei den damaligen Eingeborenen ein regelrechter Kult um diese Art der individuellen Fortbewegung entwickelte. Obwohl sie ansonsten bisweilen durchaus zu rationalem Denken fähig waren und die Energiegesetze halbwegs verstanden hatten, waren sie von diesem ineffizienten und despotischen Werkzeug so begeistert, dass ihnen mehr als ein Jahrhundert lang nichts anderes einfiel, als es zu perfektionieren: mit immer mehr Autos (aus 4,4 Millionen Pkw in Deutschland 1960 waren 2014 schon 44,4 Millionen geworden) und mit immer besseren, schnelleren, schwereren Autos. Ein VW Käfer hatte 1960 satte 34 PS, 1995 verfügte ein Neuwagen im Schnitt über 95 PS, und 2014 sind es sagenhafte 140 PS. Und das alles für ein Vehikel, das 95 Prozent seiner Lebenszeit rumsteht, rostet und kostet – und für das wir 33 Stunden im Monat arbeiten, obwohl wir es nur eine Stunde am Tag brauchen. Um dabei dann das göttliche Gefühl des »Gasfußes« und scheinbar schwereloser Beschleunigung kaum noch genießen zu können, denn es gibt viel zu viele Autos, die meistens auch noch zu denselben Zeiten unterwegs sind, was heißt: Stau. Dort verbrachten deutsche Autofahrer 2012 im Schnitt 36 Stunden, in Städten wie Stuttgart, Hamburg oder Köln waren es fast 60 Stunden. Deren Kosten, die in unsere Effizienzrechnung noch gar nicht eingegangen sind, betragen 7,5 Milliarden Euro pro Jahr, insgesamt verursacht jedes zugelassene Auto in Deutschland direkte und indirekte Folgekosten von 2000 Euro pro Jahr, die nur zum Teil von den Autofahrern selbst getragen werden. Laut einer Studie des Europäischen Parlaments bezuschusst jeder EU-Bürger den Autoverkehr mit 750 Euro per anno, selbst wenn er ausschließlich zu Fuß geht oder radelt.4

Was ihr daraus machen werdet: Ihr könntet noch 50 Jahre so weiter machen, denn etwa so lange reichen die globalen Ölreserven noch. Ihr könntet auch noch ein paar mehr Wälder und Wiesen in Straßen und Parkplätze verwandeln und den Smog und Feinstaub in euren Städten zumindest so weit in den Griff bekommen, dass ihr nicht dauernd mit Mundschutz rumlaufen müsst wie jetzt schon die »Pekinesen«. Aber es würde nicht funktionieren: Selbst wenn das Öl reicht, habt ihr nicht genügend Stahl und →Ressourcen, um ganz China mit einer Kleinwagenflotte zu bestücken, wie sie bei uns herumsteht. Und die →Erderwärmung macht ohnehin einen Strich durch diese Rechnung. Ihr könntet auch aus den deutschen Premium-Limousinen noch ein paar mehr PS bei noch weniger Verbrauch herauskitzeln und euch eine Weile in der Illusion wiegen, dass man in einigen Jahren 44,4 Millionen Autos in Deutschland mal eben auf Elektroantrieb aus erneuerbarer →Energie umstellen könnte. Aber ihr seid doch nicht blöd. Ihr könnt rechnen. Und fallt anders als die »Prothesengötter« des 20. Jahrhunderts auf den Schwindel der Beschleunigung und die Illusion der Geschwindigkeit nicht mehr ohne weiteres herein.

Euer Status und eure Identität werden sich nicht mehr über die vor der Haustür rostende Blechkiste definieren, und ihr werdet einen Teufel tun, fast ein Viertel eurer Arbeitszeit zu investieren, damit sie dort weiter rosten kann. Ihr werdet den umgekehrten Weg gehen wie Anfang des vorigen Jahrhunderts die Öl- und Autoindustrie, die die öffentlichen Verkehrsmittel in amerikanischen Städten übernahm und stilllegte, und die Despotie des Automobils wieder in ein Werkzeug verwandeln. Etwas, das man nutzt, wenn man es braucht, wie es mit Carsharing schon jetzt für immer mehr Stadtbewohner zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Auch weil sie ihre Städte endlich wieder vom Auto befreien wollen, wie etwa in Kopenhagen, wo schon 60 Prozent der Bewohner das Rad für sämtliche Strecken in der Stadt nutzen. Weil ihr digital mobil seid und zunehmend lokal arbeiten könnt, wird die Bedeutung des physischen Transports über größere Strecken ohnehin zurückgehen – und auch wer kein Kilometergeld für die Fahrt zum Arbeitsplatz geltend macht, darf künftig eine Steuerpauschale abziehen, weil er die Allgemeinheit nicht mit einem Auto belastet und belästigt. Falls er radelt, und damit zusätzlich die Krankenkassen entlastet, gibt’s sogar doppeltes Kilometergeld. Also: Ihr schafft das!

Banken

Wenn die Amerikaner je zulassen, dass die Banken die Währung ausgeben, dann werden sie den Menschen ihr gesamtes Eigentum rauben.

Thomas Jefferson, US-Präsident von 1801–1809

Was gemeint war: Banken sind eine nützliche Idee. Schließlich will niemand dauernd mit seinem gesamten Geld in der Tasche herumlaufen oder seine Wohnung derart einbruchsfest machen, dass unter dem Kopfkissen ein sicherer Platz ist. Banken verwahren also Geld, das vorübergehend nicht als Tauschmittel benötigt wird. Wenn wir der Bank dieses Geld für eine festgesetzte Zeit überlassen, zahlt die Bank dafür einen Bonus: Zinsen. Während dieser Zeit verleiht sie das Geld weiter und bekommt dafür etwas höhere Zinsen, als sie den Geldbesitzern auszahlt. So bieten Banken dem Sparer eine sichere Aufbewahrung und Vermehrung seines Geldes – und dem Häuslebauer oder Unternehmer günstige Kredite zur Finanzierung ihrer Vorhaben.

Was wir daraus gemacht haben: Im Kapitel über →Geld wird deutlich, dass dieses Bank-Idyll ein Trugbild ist. Freilich eines, das die Banken-und Finanzwelt am liebsten von sich selbst zeichnet, um die Verhältnisse um das Geld und ihre Geschäfte zu vernebeln. Dass es mehr als 300 Jahre dauerte, bis die 1694 gegründete Bank of England in einem Bulletin 2014 offen darlegte, dass und wie sie Geld aus dem Nichts erschafft, hat einen guten Grund.1 Der Pionier des Automobilbaus Henry Ford hat ihn einst so benannt: »Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.« Die es natürlich zu verhindern gilt, weshalb die Bankenwelt und die sogenannte Finanzwissenschaft sich seit je als Nebelwerfer betätigen, um den magischen Trick der Gelderzeugung zu verschleiern. Dieser Trick ist so extrem einfach, dass man kaum glauben kann, dass damit schon so lange derart erfolgreich gearbeitet werden konnte, ohne dass die von Ford angesprochene Revolution ausgebrochen ist. Er besteht aus einem simplen Federstrich beziehungsweise der digitalen Eingabe eines Kontostandes: In dem Augenblick, in dem die Bank mir 100 Euro Kredit einräumt, erschafft sie neues Geld. Technisch gesehen ist das für die Bank eine »Bilanzverlängerung«, die sie als Forderung ihrer Bilanz hinzufügt, praktisch aber hat sie aus dem Nichts neues Geld erschaffen. Dieses sogenannte Giralgeld ist durch keinerlei Gegenwert in den Tresoren oder den Bilanzen der Bank gedeckt, als Sicherung dient einzig das Vertrauen in meine Fähigkeit, den Kredit samt Zinsen zurückzuzahlen.

Da die sogenannte Mindestreserve der Banken, also das, was sie an echten Werten vorhalten muss, gerade einmal sieben Prozent beträgt2, benötigt die Bank für meinen 100-Euro-Kredit de facto nur sieben Euro. In dem Moment, wo dieser Hunderter meinem Konto gutgeschrieben wird, sind 93 Euro, die es zuvor nicht gab, neu geschaffen. Sie waren vorher nicht vorhanden, sie gehörten auch niemand anderem, sie kommen tatsächlich aus dem Nichts. Real vorhanden sind nur die sieben Euro, die meine Bank sich vorher von der Zentralbank geliehen hat. Jetzt aber, da ich die 100 Euro abhebe, gehören sie gleich zweien: mir, der ich damit einkaufen gehen kann, und der Bank, die jetzt eine Forderung auf Rückzahlung von 100 Euro an mich hat. Obwohl sie nur sieben Euro davon wirklich besitzt, will sie nun aber nicht nur die aus der Luft geschaffenen 93 Euro von mir zurück, sondern verlangt auch noch Zinsen für den Gesamtbetrag. Sofern ich mir mit der Rückzahlung zum Beispiel zwölf Jahre Zeit lasse und ein Zinssatz von sechs Prozent vereinbart ist, muss ich am Ende 200 Euro zurückzahlen – das Doppelte von dem, was mir die Bank geliehen hat, und das Zigfache der sieben Euro, die ihr wirklich gehörten. Zudem erhält die Bank während dieser Zeit jedes Jahr ihre sechs Prozent (= sechs Euro) Zinsen, mit denen sie jedes Jahr wieder knapp 100 Euro neues Geld erschaffen kann, das sie wiederum mit Zinsen verleiht usw. usf.

Dass viele von dieser magischen Luftnummer noch nie gehört haben, obwohl sie den Kern des Geschäftsmodells unserer Banken darstellt, zeigt nur, wie nachhaltig deren Verschleierungsstrategie bis heute funktioniert. Und es macht deutlich, warum die »Finanzmärkte« innerhalb der letzten Jahrzehnte zu einer Weltmacht aufgestiegen sind, gegen die kaum eine Regierung noch irgendetwas bestellen kann: Wer mit solchen Luftnummern unendlich viel Geld erschaffen kann, wird einfach unendlich reich.

Und hier sind wir an einem entscheidenden Punkt: Wenn Geld eine soziale Institution ist, dessen Wert durch das Vertrauen seiner BenutzerInnen (also von uns allen) geschaffen wird; und wenn wir BenutzerInnen die Aufgabe an unsere Regierungen delegiert haben, ein Zahlungsmittel herauszugeben, dem wir alle vertrauen können – wie kommt es dann, dass unsere Regierungen dieses wichtige (und wie oben gesehen äußerst einträgliche) Monopol der Geldschöpfung privaten Banken überlassen konnten? Gute Frage, für deren historische Beantwortung uns hier der Raum fehlt3, die aktuell aber für eine geradezu absurde Situation verantwortlich ist: Wir, die GeldbenutzerInnen, erlauben privaten Banken, unser Geld per Luftnummer herzustellen, um es uns dann bei ihnen zu leihen. Wir, der über das Geldmonopol verfügende →Staat, stellen privaten Banken über unsere Zentralbank sieben Euro zu einem geringen Zinssatz zur Verfügung, um uns dann 100 Euro zu hohen Zinsen bei ihnen zu leihen. Benötigt ein Staat Kredit, kann er diesen also nicht über seine eigene Zentralbank bekommen, sondern muss ihn bei privaten Banken aufnehmen – und dafür teuer bezahlen (→Schulden).

Wir haben also nicht nur die Kontrolle über das Geld, sondern auch das Geschäft damit aus der Hand gegeben. Zudem haben wir zugelassen, dass Banken neben klassischen Bankaufgaben (Kontoführung, Zahlungsverkehr, Kreditvergabe an Privatpersonen und Unternehmen) auch »Investmentbanking« betreiben, das heißt mit hochspekulativen Derivaten, synthetischen Finanzprodukten und undurchsichtigen Wetten an den →Börsen aktiv werden. Sprich: Wir haben den Banken erlaubt, für sieben Euro im Finanzcasino 100-Euro-Chips zu kaufen und damit zu zocken – also mit einem vielfachen Hebel, was wunderbar ist, solange sich Gewinne vervielfachen, aber die reine Hölle, wenn es zu Verlusten kommt.

Gegen derart hochriskante Investments ist grundsätzlich überhaupt nichts einzuwenden, wenn auch das hohe Risiko eines Totalverlusts vom Investor getragen wird, doch genau das geschah ja bei den jüngsten Bankenkrisen eben nicht. Wir, die Steuerzahler, der Staat, haben diese Banken gerettet, nachdem sie das »billige« Geld, das sie von uns erhalten hatten, bei diesen hochriskanten Spekulationen genutzt und verbrannt haben. Und hier wird es geradezu grotesk, denn den Banken als den eigentlichen Verursachern der Krise ist es gelungen, daraus eine Staatsschuldenkrise zu machen: Die Staaten retteten die schuldigen Banken und stehen nun bei ihnen noch fetter in der Kreide als zuvor.

Was ihr daraus machen werdet: Ihr werdet die strikte Trennung von klassischen Geschäftsbanken und Investmentbanken wiederherstellen.4 Ihr werdet den Geschäftsbanken das Privileg einräumen, sich über die Zentralbanken zu finanzieren, Geld für Privatpersonen und Unternehmen zu schöpfen und deren Einlagen anzulegen. Ihr werdet Investmentbanken verbieten, sich ihr Kapital über diese Geschäftsbanken zu beschaffen, und so verhindern, dass ihre Hochrisikogeschäfte im Verlustfalle Sparer und Kleinanleger in den Abgrund ziehen; ihr werdet diese Investmentbanken und das Finanzcasino (→Börsen) so gestalten, dass ihre Akteure jederzeit in Konkurs gehen können, ohne die Allgemeinheit zu belasten.

In einem zweiten Schritt werdet ihr das Geld wieder zu »Vollgeld« (→Geld) machen, d.h. das Monopol der Zentralbank auf Münzen und Banknoten wird auch auf alle unbaren Zahlungsmittel ausgedehnt. Nicht mehr private Banken erzeugen dann nach Gusto neues Geld, sondern die gesamte Geldschöpfung steht wieder unter der Hoheit der Zentralbank. So kommt nicht nur der Geldschöpfungsgewinn ungeschmälert dem öffentlichen Haushalt zugute, es wird auch verhindert, dass dauernd zu viel Geld geschöpft wird und neue Finanzblasen entstehen. Überschießende Finanzmarktspekulationen werden eingedämmt, Verzerrungen der Realwirtschaft durch Finanzwetten werden verhindert. So werdet ihr ein sicheres Geld schaffen, das in Bankkrisen nicht mehr verschwinden kann. Ihr werdet auch dafür sorgen, dass anonymes, von der Zentralbank bereitgestelltes Münz- und Papiergeld nicht abgeschafft wird, und zudem dezentrale, regionale und digitale Parallelwährungen wie »Taler« und »Bitcoin« nutzen, also eure eigenen »Peer-to-Peer«–Banken schaffen (→Geld). Und weil ihr euch die staatliche Souveränität über die soziale Institution Geld zurückerobert habt, werdet ihr Währungs- und Finanzkrisen künftig souverän vermeiden.

Bienen

Was gemeint ist: Der Klebstoff, der unsere gesamte landwirtschaftliche Versorgung zusammenhält beziehungsweise dessen Produzenten, die für den Menschen seit 11 500 Jahren überlebenswichtigsten Wesen. Bienen verhelfen uns zu mehr als einem Viertel unserer weltweit benötigten Lebensmittel, ihr Wertschöpfungsanteil liegt bei (nicht von den Bienen in Rechnung gestellten) 200 Milliarden Dollar. Leben und Gesundheit von Millionen Menschen hängen davon ab, dass die weltweiten Bienen ihren Bestäubungsjob zuverlässig verrichten.

Was wir daraus gemacht haben: Für die nahe Zukunft werden 700 000 bis 1,4 Millionen Todesopfer pro Jahr (nicht Bienenopfer, sondern Menschenopfer) prognostiziert sowie 13,2 Millionen Menschenlebensjahre bei eingeschränkter Gesundheit.1 Ursache dieser drohenden Katastrophe sind die Verkleinerung der den Bienen zur Verfügung stehenden Lebensräume, allzu warme Winter (→Erderwärmung), Viren, Faulbrut, Milben, die beunruhigend unerklärliche Colony Collapse Disorder sowie Pestizide, die wir zum Schutz unseres →Saatgutes einsetzen. All dies hat in den vergangenen wenigen Jahren die weltweite Bienenpopulation dramatisch dezimiert, zuletzt starb 2014–2015 die Hälfte der Population in Nordamerika (ein Drittel im Süden der USA).2 In Europa bietet sich das gleiche Bild: In Deutschland hat ein Drittel der Bienenvölker den letzten Winter nicht überlebt (normalerweise sterben »nur« zehn Prozent)3, damit ist seit 1952 die Zahl der hiesigen Bienenvölker von 2,5 Millionen auf 500 000 zurückgegangen.

Was ihr daraus machen werdet: Im Wissen um die Wahrheit (fälschlich Einstein zugeschrieben, trotzdem wahr4): »Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben«, werdet ihr eure Bienen ganz egoistisch retten. Denn vier Jahre sind euch garantiert zu wenig →Zukunft.

BIP

Das BIP misst weder unseren Verstand noch unseren Mut, weder unsere Weisheit noch unser Mitgefühl […]. Es misst, kurz gesagt, alles außer dem, was das Leben lebenswert macht.

Robert Kennedy, 1968

Was gemeint war: Das BIP, das sogenannte Bruttoinlandsprodukt, gibt den Gesamtwert der binnen eines Jahres in einer Volkswirtschaft erzeugten Waren und Dienstleistungen an. Die Veränderungsrate des BIP beschreibt mithin die Veränderung der volkswirtschaftlichen Aktivität, ein steigendes BIP drückt wirtschaftliches →Wachstum aus. Als Maßstab für gesellschaftlichen Wohlstand und Lebensqualität kann das BIP ausdrücklich nicht dienen.1

Was wir daraus gemacht haben: Genau das, als was das BIP nicht dienen kann: Die Zahl gilt uns als Gradmesser für gesellschaftlichen Wohlstand. Da wir alle gern oder zwanghaft alles Mögliche messen (→), gleichzeitig aber nichts verstehen, was nicht in einen kurzen Hauptsatz passt, ist unsere Betrachtung des BIP verkürzt auf eine einfache »gefühlte« Wahrheit, verkündbar binnen weniger Sekunden im Steigt das BIP, wissen wir: Es geht uns gut. Stagniert das BIP (oder sinkt gar), wissen wir: Es geht uns schlecht – und demnächst garantiert an den Kragen.

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