Die Geschichte von Cole Younger, von ihm selbst erzählt - Cole Younger - E-Book

Die Geschichte von Cole Younger, von ihm selbst erzählt E-Book

COLE YOUNGER

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Beschreibung

Cole Younger wurde am 15. Januar 1844 in der Nähe von Lee's Summit in Missouri geboren. Nach der Ermordung seines Vater durch die unionstreue Missouri-Miliz trat er den Quantrill Raiders auf Seiten der Konföderierten bei, einer Partisanentruppe unter William Clark Quantrill. Als deren Mitglied nahm er auch am berüchtigten Massaker von Lawrence teil, wobei innerhalb von vier Stunden mehr als 150 Menschen getötet und 180 Gebäude niedergebrannt wurden. Nach dem Krieg wurden Cole Younger und seine Brüder Bob und James zu Gesetzlosen. Sie schlossen sich einer Bande an, zu der auch Jesse James, Frank James, Bill Chadwell, Clell Miller und Charlie Pitts gehörten und raubten fortan Banken, Züge und Postkutschen aus. Im Jahre 1876 wurden die drei berüchtigten Younger-Brüder nach einem katastrophal gescheiterten Banküberfall in Northfield, Minnesota gefangen genommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1903 veröffentlichte der mittlerweile begnadigte Cole Younger die vorliegende Autobiographie - mit all seinen Einsichten und Anekdoten eine mitreißende Lektüre. "Ich glaube, dass kein lebender Mann mit mehr Vertrautheit über dieses Thema sprechen kann. Ich habe als Gentleman, als Soldat, als Gesetzloser und als Sträfling gelebt und die besten fünfundzwanzig Jahre meines Lebens in einer Verbrecherzelle verbracht." Cole Younger. Deutsche Erstausgabe.

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Eine Autobiographie des Guerillakämpfers und Gesetzlosen aus Missouri; Seine Gefangennahme und sein Gefängnisleben; Und der einzige authentische Bericht des Überfalls auf die Northfield Bank, der je veröffentlicht wurde

Inhalt

Warum dieses Buch geschrieben wurde

Kindheitstage

Der dunkle und blutige Boden

Von Zuhause vertrieben

Die mißlungene Falle

Wahrhaftige Rache

Innerhalb feindlicher Linien

Der einsame Jack

Ein übles Verbrechen

Wie Elkins entkam

Eine Prämie auf meinen Kopf

Verraten

Quantrill im Krieg

Die Schlächterei in Palmyra

Lawrence

Jagd auf Baumwolldiebe

Ein Zusammenstoß mit Apachen

Die Regeln der Geächteten

Nicht alles schwarz

Ein Duell und eine Auktion

Ungewollte Lorbeeren

Die Wahrheit über John Younger

Das Amnestiegesetz scheitert

Belle Starr

„Colonel Dykes“

Der Polizei entwischt

Ben Butlers Geld

Horace Greeley Perry

Der Northfield-Überfall

Eine tödliche Jagd

Lebenslänglich ins Gefängnis

Ein wenig private Geschichte

Verloren – fünfundzwanzig Jahre

Der Stern der Hoffnung

Auf Bewährung

Jim gibt auf

Wieder frei

Der Wilde Westen

Was mein Leben mich gelehrt hat

Ein Nachwort

Warum dieses Buch geschrieben wurde

Viele werden sich vielleicht fragen, was einen alten „Guerillakämpfer“ zu einem so späten Zeitpunkt dazu bewegen sollte, die Geschichte seines Lebens wiederzugeben. Kurz vor meinem sechzigsten Geburtstag komme ich in die Welt hinaus, um hundert oder mehr Bücher, von höheren oder geringeren Ansprüchen, vorzufinden, die angeblich eine Geschichte vom „Leben der Younger Brüder“ sein sollen, die aber alle nicht mehr und nicht weniger sind als ein Haufen reißerischer Erzählungen, die mit den Younger-Brüder nicht das Geringste zu tun haben. Ein Verlagshaus verkauft allein sechzig verschiedene dieser Bücher, und ich wage zu behaupten, daß in allen zusammen keine sechs Seiten Wahrheit gefunden werden könnten. Die Handlung weist zudem grelle Dramen auf, in denen wir in teuflischer Schwärze gemalt sind.

Es ist daher meine Absicht, eine authentische und absolut wahrheitsgetreue Geschichte vom Leben der „Younger Brüder“ zu schreiben, damit ich, wenn möglich, dem Schaden, der durch meine Brüder und mich selbst angerichtet wurde, und den Berichten der Missetaten von Mord und Totschlag, denen uns unerbittliche Sensationssüchtige angeklagt haben, die aber nicht einmal der Wahrheit nahe kamen, obwohl sie zweifelsfrei alles taten, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, zumindest teilweise entgegenwirken kann.

In diesem Bericht möchte ich das wenige Gute, das in meinem Leben war, darlegen und gleichzeitig das Schlechte nicht verschweigen, in der Hoffnung, vor der Welt einen einst geehrten Familiennamen ins rechte Licht zu rücken, der Schande dadurch erlitten hat, daß ihm mehr böse Taten aufgebürdet wurden, als ihm jemals rechtmäßig zustanden.

Der Schar von Freunden in Minnesota und Missouri, die in den letzten Jahren alles getan haben, um meinem Bruder und mir zu helfen, aus keinem anderem Grund als aus Liebe, Gutes zu tun und Mitgeschöpfen im Leiden zu helfen, möchte ich sagen, daß ich mich stets so verhalten werde, daß sie nie den geringsten Grund haben werden, zu bereuen, daß sie unsere Sache verfochten haben, oder sich der Freundschaft, die sie uns so großzügig erwiesen, zu schämen. Nichts ist tiefer in meinem Herzen verwurzelt als die Dankbarkeit, die ich für sie alle empfinde, und der Wunsch, mich ihrer würdig zu erweisen.

In den beiden genannten Staaten sind diese Freunde zu zahlreich, um jeden ihrer Namen zu nennen, aber unter denen in Missouri, die lange Reisen nach Minnesota unternahmen, um meine Sache zu vertreten, obwohl sie wußten, daß dies vielerorts nicht gern gesehen wurde, möchte ich insbesondere danken: Colonel W. C. Bronough aus Clinton, Captain Steve Ragan, Colonel Rogers aus Kansas City und Miss Cora MacNeill, heute Mrs. George M. Bennett aus Minneapolis, aber früher auch aus Kansas City.

Abschließend möchte ich sagen, daß von der ersten bis zur letzten Seite keine Aussage vorliegt, die nicht verifiziert werden könnte.

Hochachtungsvoll, COLE YOUNGER Lee‘s Summit, Missouri

1. Kindheitstage

Der politische Haß ist immer bitter, aber keiner war bitterer als jener, der während meiner Kindheit in Jackson County im damaligen Staat von 1856 bis ‘60 entlang der Grenze zwischen Missouri und Kansas bestand. Dieser Haß sollte mir bald einen Ärger bereithalten, von dem ich nie geträumt hätte.

Ich hatte eine glückliche Kindheit. Ich war das siebte von vierzehn Kindern, aber die Geschäfte meines Vaters florierten, und wir erhielten die beste Ausbildung, die die beschränkten Einrichtungen dieses Teils des Westens damals gewährten.

Meine Leute waren immer politisch aktiv gewesen. Es lag uns im Blut. Meine Urgroßmutter väterlicherseits war eine Tochter von „Lighthorse Harry“ Lee, dessen wir stets stolz gedenken. Die Youngers stammten aus Straßburg und halfen dort zu regieren, als es eine freie Stadt war. Henry Washington Younger, mein Vater, vertrat Jackson County dreimal in der Legislative und war auch Richter am County Court. Meine Mutter, Bersheba Fristoe aus Independence, war die Tochter von Richard Fristoe, der unter General Andrew Jackson in New Orleans kämpfte. Jackson County wurde auf Drängen meines Großvaters Fristoe so benannt. Mutter stammte von den Sullivans, Ladens und Percivals aus South Carolina, den Taylors von Virginia und den Fristoes von Tennessee ab, und mein Großvater Fristoe war ein Großneffe des Obersten Richters von Virginia, John Marshall.

Natürlich waren wir vom Zugehörigkeitsgefühl her sowie in unseren Handlungen Südstaatler. Mein Vater besaß Sklaven, und seine Kinder wuchsen in guten Verhältnissen auf, obwohl das Grenzland damals nicht gerade im Luxus schwelgte. Die Eisenbahnlinien hatten Jackson County noch nicht erreicht, und auf der Farm meines Vaters am Big Creek in der Nähe von Lee‘s Summit gab es reichlich Wild. Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, als ich noch nicht schießen konnte. Ich jagte schon Wildgänse, als ich noch keine zwei Stück hätte ohne Hilfe nach Hause schleppen können. Dieser grüne Ort war jedoch dazu bestimmt, ein blutiges Schlachtfeld zu werden, als die Nation sich teilte.

Seit 1855 gab es Gerangel wegen der Kansas-Linie. Ich war noch ein Junge, geboren am 15. Januar 1844. Mein Bruder James wurde am 15. Januar 1848 geboren, John im Jahre 1851 und Robert im Dezember 1853. Mein ältester Bruder Richard starb 1860. Das war vor den Konflikten und Problemen, die sich auf unser Heim konzentrierten; diese pflanzten eine Bitterkeit in mein junges Herz, das nach Rache schrie, und dieses Gefühl wurde durch die folgenden Greuel des Krieges nur verstärkt. Ich beziehe mich insbesondere auf den beschämenden und feigen Mord an meinem Vater wegen des Geldes, das er bekanntermaßen in seinem Besitz hatte, und auf die grausame Behandlung meiner Mutter durch die Missouri-Miliz.

Mein Vater stand im Dienste der Regierung der Vereinigten Staaten und hatte den Postvertrag über eine Strecke von fünfhundert Meilen. Während er in Washington einige Geschäfte in dieser Angelegenheit erledigte, verübten die Kansas Jayhawkers einen Raubüberfall auf den Mietstall und mehrere Meilen im Land draußen auf die Postkutsche, wobei die Räuber auch sein Geschäft plünderten und sein Eigentum völlig zerstörten. Als mein Vater aus Washington zurückkam und von diesen Verbrechen erfuhr, ging er nach Kansas City, Missouri, dem Hauptquartier der Staatlichen Miliz, um zu sehen, ob etwas getan werden könne. Er war mit einem Wagen nach Harrisonville zurückgefahren, wurde aber eine Meile südlich von Westport, einem Vorort von Kansas City, überfallen und brutal ermordet; er fiel mit drei tödlichen Schußwunden aus seinem Wagen auf die Straße. Sein Pferd wurde an einen Baum gebunden und sein Leichnam dort liegen gelassen, wo er hinfiel.

Mrs. Washington Wells und ihr Sohn Samuel, die auf dem Weg von Kansas City nach Lee‘s Summit waren, erkannten die Leiche als die meines Vaters. Mrs. Wells blieb, um den Leichnam zu bewachen, während ihr Sohn die Nachricht von dem Mord an Colonel Peabody vom Federal Commando überbrachte, der sich damals im Lager in Kansas City aufhielt. Ein Vorfall im Zusammenhang mit der Ermordung meines Vaters war das Treffen zweier meiner Cousinen mütterlicherseits, Charity Kerr und Nannie Harris (danach Mrs. McCorkle) zuerst mit meinem Vater und dann eine kurze Strecke weiter mit Captain Walley und seiner Bande der Missouri Miliz, deren Hände mit dem Blut meines Vaters befleckt sind.

Walley veranlaßte später die Verhaftung meiner Cousinen, da er befürchtete, daß sie ihn und seine Männer wiedererkannt hätten. Diese jungen Frauen wurden in ein baufälliges, zweistöckiges Haus eingesperrt, das zwischen der 14. und 15. Straße an der Grand Avenue in Kansas City, Missouri, lag. Zu dieser Zeit waren auch fünfundzwanzig andere Frauen inhaftiert, darunter drei meiner Schwestern. Das Erdgeschoß wurde als Lebensmittelgeschäft genutzt. Nach sechs Monaten trostlosen Daseins in diesem Gefängnis wurde das Haus heimlich untergraben und fiel mit den Gefangenen darin zusammen, von denen nur fünf unverletzt entkamen. Es wurde festgestellt, daß der Lebensmittelhändler seinen Lebensmittelvorrat rechtzeitig aus dem Gebäude geholt hatte, um ihn vor der Zerstörung zu bewahren, was bewies, daß die Zerstörung des Hauses kaltblütig geplant war, mit dem Hintergedanken, meine Schwestern und Cousinen und die anderen unglücklichen Frauen zu ermorden.

Beinahe alle meine Verwandten wurden jedoch vor dem Tod gerettet, außer Charity Kerr, die hilflos mit Fieber im Bett lag, und beim Einsturz verschüttet wurde. Ihr schrecklich zugerichteter Körper wurde später aus den Trümmern gezogen. Mrs. McCorkle sprang aus dem Fenster des Hauses und entkam. Diese Cousine war die Tochter von Reuben N. Harris, der viele Jahre lang Steuereintreiber war. Aus Virginia stammend und langjähriger Schullehrer in verschiedenen Teilen Missouris, war er im gesamten Bundesstaat als aktiver Sympathisant des Südens bekannt. Sein Heim stand jedem konföderierten Soldaten und Kundschafter im Westen offen. Informationen, Zeitungen und dergleichen, die dort zurückblieben, wurden sicher für die richtigen Hände aufbewahrt.

Im September 1863 durchwühlten Soldaten das Haus der Harris‘, stahlen alles, was sie für wertvoll hielten, und brannten das Gebäude nieder. Eine Tochter, Kate, die oben eingeschlafen war, wurde von ihrer Schwester vor den Flammen gerettet. Als die Angreifer gingen, schrie einer von ihnen:

„Nun, Alte, ruf doch deine Beschützer. Warum rufst du nicht nach Cole Younger?“

Unter den Frauen, die ihr Leben verloren haben, war Miss Josephine Anderson, deren grausamer Tod das Leben ihres Bruders zerstörte und ihn mit einer solchen Entschlossenheit zur Rache erfüllte, daß er danach zum gefährlichsten aller gefährlichen Männer wurde. „Quantrill verschont manchmal, aber Anderson nie“, wurde ein geflügeltes Wort an der Grenze zu Kansas. Bevor er 1864 in einem Gefecht mit Truppen des Nordens starb, hatte er dreiundfünfzig Knoten in eine seidene Schnur gebunden, die er in seinem Wildlederbeutel trug. Jeder Knoten repräsentierte ein menschliches Leben. Anderson war damals reif für den Überfall auf Lawrence.

All das war wahrlich grausam und genug, um die weichsten Herzen zu verhärten und zu erbittern, aber es war gar nichts, verglichen mit dem fortwährenden Leiden und der Folter, die meiner Mutter in den Jahren 1862 bis 1870 auferlegt wurde.

Nach der Ermordung meines Vaters wurde sie so sehr in ihrem Haus in Harrisonville belästigt, daß sie Frieden auf ihrem Landsitz achteinhalb Meilen nördlich der Stadt suchte. Aber sie fand auch dort nicht die Ruhe, die sie suchte, denn der Ärger ging in einer noch schlimmeren Form weiter. Sie hatte nur die jüngsten Kinder bei sich und mußte sich ganz auf „Suse“ verlassen, die einzige noch verbliebene Dienerin der Familie, die ihren Wert viele Male bewies und in jedem Notfall die Loyalität und Hingabe selbst war. Nichts hätte ihre Treue wirksamer beweisen können als ein Vorfall, der mit einem meiner verstohlenen Besuche zu tun hatte. Eines Nachts ging ich nach Hause, um Medizin für die verwundeten Jungs in der Schlacht von Lone Jack zu holen, die ich einige Meilen entfernt in den Wäldern pflegte. Als ich mit meiner Mutter redete, hielten zwei meiner Brüder an den Fenstern Wache.

Bald ertönte der gefürchtete Schrei, „Die Miliz umzingelt das Haus!“, und in der Aufregung, die folgte, öffnete „Suse“ die Tür, um eine Reihe von Bajonetten vor ihrem Gesicht zu finden. Sie warf die Hände hoch und schob die Waffen beiseite. Ihre verzweifelten Schreie, als sie verlangten, daß sie mich ihnen ausliefern sollte, verursachten eine momentane Verwirrung, die es mir ermöglichte, an ihre Seite zu gelangen, und gemeinsam schafften wir es bis zum Tor, wo ich unter einem Bleihagel in den Wald kam, wobei mich keine der Kugeln auch nur streifte, obwohl ich vom Haus bis zum Tor im hellsten Tageslicht zu sehen war.

Zwei Monate nach diesem Vorfall drangen dieselben Verfolger mitten in der Nacht wieder in unser Haus ein und versuchten meine Mutter mit vorgehaltener Pistole zu zwingen, ihr eigenes Haus in Brand zu setzen. Sie bat darum, bis zum Morgen warten zu dürfen, damit sie und ihre Kinder und „Suse“ nicht in der Dunkelheit in den Schnee hinausgehen müßten, der damals zwei oder drei Fuß tief war, wo doch der nächste Nachbar viele Meilen entfernt war. Diesem stimmten sie unter der Bedingung zu, daß sie ihr Haus bei Tagesanbruch anzündete. Sie waren im ersten Morgengrauen da, um zuzusehen, daß sie ihre Vereinbarung erfüllte, also ließ sie die brennenden Wände hinter sich und begann mit ihren vier jüngsten Kindern und „Suse“ ihre acht Meilen lange Wanderung durch den Schnee nach Harrisonville.

Ich habe immer geglaubt, daß die Kälte, der sie auf dieser grausamen Reise ausgesetzt war, und die sogar für einen Mann zu schwer zu ertragen war, die direkte Ursache ihres Todes war. Von Harrisonville ging sie nach Waverly, wo sie ständig belästigt wurde. Eine der Bedingungen, unter denen ihr Leben verschont blieb, war, daß sie sich wöchentlich in Lexington melden würde. Es war während einer dieser Abwesenheiten, daß unsere Feinde zu dem Haus gingen, wo sie ihre Familie zurückgelassen hatte und verlangten, daß sie ihnen die 2200 Dollar aushändigen sollten, die übersehen worden waren, als mein Vater ermordet wurde. Sie hatte die Aufgabe, das Geld zu verbergen, auf „Suse“ übertragen, und obwohl sie tatsächlich diese treue Dienerin an einen Baum im Hof hängten, entschlossen, sie zu zwingen, das Versteck des Geldes zu enthüllen, deutete diese nicht mit einem Wort an, daß das Geld in diesem Augenblick in ihren Kleidern verborgen war. Sie wurde für tot zurückgelassen, und wäre nicht gerade noch rechtzeitig ein Freund angekommen, der das Seil abschnitt und sie wieder zum Bewußtsein brachte, wäre sie in wenigen Augenblicken so tot gewesen, wie ihre Möchtegern-Mörder es sich erhofft hatten.

Eines der zahlreichen Bücher, die vorgeben, eine Geschichte meines Lebens zu erzählen, gibt mit der äußersten Nüchternheit an, daß ich als ein Junge grausam zu Tieren und zu meinen Schulkameraden gewesen sei, und daß ich meinen Lehrern dauernd Probleme und Ärger verursacht hätte. Einhundert meiner Freunde und Schulkameraden werden mich in der Aussage unterstützen, daß ich, weit davon entfernt, grausam zu Tieren oder Menschen zu sein, immer als freundlich und rücksichtsvoll gegenüber beiden betrachtet wurde. Einer meiner alten Schullehrer, den ich seit dem Frühling oder Sommer 1862 nicht mehr gesehen habe, ist Stephen B. Elkins, Senator aus West Virginia.

Am 4. Juli 1898 schrieb Senator Elkins: „Ich kannte Cole Younger seit meiner Jugend, und auch seine Eltern. Sie waren gute Leute und gehörten zu den Pionieren an der westlichen Grenze von Missouri. Die Younger-Brüder hatten in der Gemeinde, in der sie lebten, einen guten Ruf und wurden ebenso wie ihre Eltern wegen ihres guten Verhaltens und Charakters geschätzt. Im Frühjahr oder Sommer 1862 wurde ich von Quantrills Leuten gefangen genommen und von den Soldaten, die mich in Obhut hatten, in sein Lager gebracht. Als ich das Lager erreichte, war die erste Person, die ich erkannte, Cole Younger. Als ich gefangen genommen wurde, erwartete ich, ohne Umschweife erschossen zu werden. Sobald ich Cole Younger sah, fühlte ich Erleichterung, weil ich ihn und seine Eltern lange und gut gekannt hatte, und sobald ich eine Gelegenheit hatte, erzählte ich ihm offen, was ich befürchtete und daß ich hoffte, daß es ihm gelingen würde, auf mich aufzupassen und mich vor dem Tod zu retten. Er versicherte mir, daß er alles tun würde, um mich zu beschützen. Cole Younger erzählte Quantrill, daß mein Vater und Bruder in der Rebellenarmee und gute Kämpfer seien und daß ich zu Hause geblieben wäre, um mich um meine Mutter zu kümmern; daß ich ein guter Kerl und kein feindlicher Kämpfer sei. Dies geschah, kurz bevor ich in die Unionsarmee eintrat, und es war allgemein bekannt, und ich bin sicher, Cole wußte es auch, daß ich mich stark für die Union einsetzte und kurz davor stand, in die Armee einzutreten. Cole Younger sagte mir, was ich tun solle, um meine Flucht zu ermöglichen und ich glaube, daß ich mein Leben seiner Freundlichkeit verdanke.“

Ein anderer alter Schullehrer ist Captain Steve Ragan, der heute noch in Kansas City, Missouri, lebt und Zeugnis ablegen wird, daß ich weder grausam noch unbeherrscht war.

2. Der dunkle und blutige Boden

Viele Gründe vereinigten sich, um die Menschen auf beiden Seiten der Grenze zwischen Missouri und Kansas zu erbittern.

Jene Missourianer, die für die Sklaverei waren, wollten, daß Kansas als Sklavenhalterstaat zugelassen würde, und versuchten, dies durch äußerste Anstrengungen zu erreichen. Abolitionisten hingegen beschlossen, daß Kansas frei sein sollte, und einer der Pläne, um Einwanderung aus den östlichen Nordstaaten zu fördern, wo Sklaverei in Mißkredit gebracht wurde, war die Organisation eines Einwanderungs-Hilfsverbandes, an dem viele der führenden Männer interessiert waren. Ich stelle hier weder die Ernsthaftigkeit ihrer Entschlossenheit noch den Eifer ihres Kampfes für die Freiheit in Frage.

Aber viele von denen, die unter der Schirmherrschaft dieser Gesellschaft nach Kansas kamen, waren unerwünschte Nachbarn, ganz gleich von welchem Standpunkt aus sie betrachtet wurden. Ihre Vorstellungen von Eigentumsrechten waren in vielen Fällen sehr verschwommen. Einige von ihnen wurden aus den östlichen Gefängnissen entlassen, um in einem neuen Land neu anzufangen. Sie sahen einen Sklavenhalter als legitime Beute an, und später, als die Linien enger gezogen wurden, betrachteten sie jeden Sezessionisten für vogelfrei, ob er nun Sklaven besessen hatte oder nicht.

Diese neuen Nachbarn rannten ohne Gewissensbisse mit den Pferden und Negern der Leute aus Missouri davon, und einige Missourianer entwickelten bald ähnlich laxe Vorstellungen über die Eigentumsrechte der Leute aus Kansas. Diese Räuber auf beiden Seiten schreckten auch vor Mord nicht zurück, wenn sie gestört wurden, und schließlich entwickelten sie sich zu dem, was während des Krieges als „Freibeuter“ bekannt war, die, wenn sie einen Stall voller Pferde oder etwas leicht Transportierbares fanden, es mitnahmen, und zwar ganz gleich, ob der Eigentümer nun Abolitionist oder Sezessionist war.

Es war ein Raubüberfall und Mord von einer dieser Banden der Kansas Jayhawkers, die dem Bürgerkrieg Quantrill, das Oberhaupt der Guerillas, bescherte.

Als junger Mann von 20 Jahren hatte William Clarke Quantrill sich 1855 zu seinem Bruder in Kansas gesellt und war mit ihm über Land auf dem Weg nach Kalifornien, als eine Bande von Jayhawkers unter dem Kommando von Captain Pickens, wie später bekannt wurde, ihr Lager in der Nähe des Cottonwood River plünderte; den älteren Jungen töteten sie, den jüngeren ließen sie für tot zurück und schafften ihre Wertsachen fort.

Aber dank der Pflege von freundlichen Indianern überlebte Charles Quantrill.

Er änderte seinen Namen in Charley Hart, suchte die Jayhawkers, schloß sich Pickens‘ Gesellschaft an und offenbarte sich niemandem.

Quantrill und drei andere wurden ausgesandt, um einen „Schmugglerzug“ voller Neger aus Missouri in Empfang zu nehmen. Einer aus der Gruppe kam nicht zurück.

Zwischen Oktober 1857 und März 1858 verlor Pickens‘ Kompanie 13 Männer. Die Beförderung erfolgte schnell. Charley „Hart“ wurde zum Lieutenant erhoben.

Niemand hatte in ihm den Jungen erkannt, der zwei Sommer zuvor für tot zurückgelassen worden war, sonst wäre Captain Pickens in seinen vertraulichen Gesprächen vorsichtiger gewesen. Eines Nachts erzählte er dem jungen Lieutenant die Geschichte eines Überfalls auf ein Auswandererlager am Cottonwood River; daß der Tote kein Leichentuch erhalten hatte; der Verwundete keine Decke; wie die Maultiere verkauft wurden und der Erlös verspielt wurde.

Aber Lieutenant „Harts“ Maske verriet nichts.

Drei Tage später wurden Pickens und zwei seiner Freunde tot am Bull Creek aufgefunden.

Colonel Jim Lanes Bursche prahlte eines Nachts bei einem Bankett betrunken mit der Cottonwood-Affäre. Der Bursche wurde bald darauf tot aufgefunden.

Quantrill erzählte einem Freund, daß von den 32 Männern, die an der Ermordung seines Bruders beteiligt waren, nur zwei am Leben blieben, da sie nach Kalifornien gezogen wären.

Am Kampf in Carthage im Juli 1861 nahm Quantrill in Captain Stewarts Kavalleriekompanie teil. Ich war dort als gemeiner Soldat in der Staatsgarde und kämpfte unter Price. Dann kam General Lyons tödlicher Angriff am Wilson‘s Creek und General Price‘ Marsch auf Lexington, um Colonel Mulligan und sein Kommando zu vertreiben. Hier gelangte Quantrill zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Sein rotes Hemd stand bei jedem Vorstoß in der ersten Reihe; er war einer der letzten, als die Männer zurückfielen.

Nach Lexington ging Quantrill mit dem Kommando bis zum Osage-Fluß, und kam dann, mit dem Einverständnis seiner Offiziere, wieder die Grenze zu Kansas herauf, um einige alte Rechnungen mit den Jayhawkers zu begleichen.

3. Von Zuhause vertrieben

Ich war erst siebzehn, als Colonel Mockbee in seinem Haus in Harrisonville eine Tanzparty für seine Tochter gab, die für einige von uns, die dort waren, böse enden sollte.

Der Colonel war ein Südstaatler, und auch seine Tochter besaß den Geist einer Südstaatlerin. Wahrscheinlich war das der Grund, der die jungen Missouri-Milizionäre, die in Harrisonville stationiert waren, dazu anreizte, sich selbst zur Party des Colonels einzuladen. Unter ihnen war Captain Irvin Walley, der, obgleich er ein verheirateter Mann war, besonders widerwärtig seine Aufmerksamkeit auf die jungen Frauen richtete. Meine Schwester weigerte sich, mit ihm zu tanzen, und er fing einen Streit mit mir an.

„Wo ist Quantrill?“, fragte er mich mit einem höhnischen Lächeln. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich.

„Du bist ein Lügner“, fuhr er fort, und als er zu Boden ging, zog er seine Pistole, aber Freunde trennten uns, und auf ihre Aufforderung hin ging ich nach Hause und teilte meinem Vater mit, was geschehen war. Er sagte mir, ich solle auf die Farm in Jackson County fahren und mich von dem Konflikt fernhalten, den Walley offensichtlich zu erzwingen entschlossen war. Am nächsten Morgen reiste ich ab. In dieser Nacht kamen Walley und eine Bande seiner Kundschafter zum Haus meines Vaters und verlangten, daß er mich ihnen ausliefern sollte, weil ich ein Spion wäre und mit Quantrill in Verbindung stände. Mein Vater sagte, daß dies eine Lüge sei.

Obwohl er ein Sklavenhalter war, hatte mein Vater nie mit der Sezession sympathisiert, da er glaubte, wie es sich auch tatsächlich bewahrheitete, daß dies das Ende der Sklaverei bedeutete. Er war für die Union, trotz seiner natürlichen Neigungen zur Sympathie mit dem Süden.

Meinem Vater wurde ein Auslieferungsbefehl von Colonel Neugent übermittelt, der für die Miliz in Harrisonville verantwortlich war, und mir erneut vorwarf, daß ich ein Spion sei. Ich habe nie daran gezweifelt, daß seine Handlungen auf die Feindschaft von Walley zurückzuführen waren. Meine Eltern wollten, daß ich in einem anderen Ort in die Schule gehe. Ich wäre gerne geblieben und hätte gekämpft, und obwohl ich zugestimmt hatte, wegzugehen, war es zu spät: mir blieb keine andere Wahl, als es auszufechten. An jedem Bahnhof hielt man nach mir Ausschau, und die einzige Schule, die ich erreichen konnte, war die nahe gelegene Schule des Krieges.