Die Gierigen - Karine Tuil - E-Book
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Die Gierigen E-Book

Karine Tuil

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Beschreibung

»Ein grandioses Sittengemälde unserer Zeit.« titel thesen temperamente.

Sam hat erreicht, wovon er immer träumte: Er lebt als Staranwalt in New York und ist mit der einflussreichen Ruth Berg verheiratet. Doch sein Leben beruht auf einer Lüge: Um seine arabische Herkunft zu verbergen, bediente er sich der Identität seines jüdischen Freundes Samuel, der als Schriftsteller gescheitert ist. Ihre Freundschaft zerbrach einst an Nina, der Frau, die beide Männer leidenschaftlich liebten. Zwanzig Jahre später treffen sich die drei in Paris wieder – und das Schicksal zieht jeden Einzelnen zur Rechenschaft. 

»Wie Karine TuilDie Gierigen‹ aufeinanderprallen lässt, ist so rasend beschrieben, dass man manchmal schneller liest, als man die Worte fassen kann.« Brigitte.

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Seitenzahl: 591

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Karine Tuil

DIE GIERIGEN

Roman

Aus dem Französischen von Maja Ueberle-Pfaff

Impressum

Die Originalausgabe mit dem Titel

L’invention de nos vies

erschien 2013 bei den Editions Grasset, Paris.

Die Übersetzerin dankt dem "Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e.V." für seine Unterstützung ihrer Arbeit an diesem Projekt.

ISBN 978-3-8412-0843-9

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, August 2014

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die deutsche Erstausgabe erschien 2014 bei Aufbau, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

© Editions Grasset & Fasquelle, 2013

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung: Bon Bon Büro, Berlin unter Verwendung des Motivs von plainpicture/fStop/Frederick Bass (oben) und basierend auf einer Fotografie von © Ute Klein aus der Serie Resonanzgeflecht – leibhafter Raum, 2009 (unten)

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

www.aufbau-verlag.de

Inhaltsübersicht

Cover

Impressum

I

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II

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III

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Anmerkungen

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin und zur Übersetzerin

Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …

Für Ariel

»Die Liebe ist keineswegs eine so erquickliche Angelegenheit, wie alle sagen – vielleicht foltert man die Leute, damit sie das behaupten? Auf jeden Fall lügen sie alle.«

Orhan Pamuk, Les Inrocks, April 2011

»Hinter jedem Erfolg verbirgt sich eine Entsagung.«

Simone de Beauvoir, Memoiren einer Tochter aus gutem Hause

»Der literarische Erfolg stellt einen kleinen Teil meiner Sorgen dar. Der Erfolg zerrinnt Ihnen zwischen den Fingern, entgleitet Ihnen allenthalben (…), und es ist mein eigenes Leben, das am Ende am meisten zählt.«

Marguerite Yourcenar im Gespräch mit Bernard Pivot, 1979

I

1

Mit seiner Wunde hatte es angefangen, ja, mit ihr hatte es angefangen, dem letzten Stigma einer Tyrannei, der Samir Tahar sein Leben lang zu entkommen suchte: einer drei Zentimeter langen Schnittwunde am Hals, die er einmal von einem Schönheitschirurgen am Times Square mit einem Diamantschleifkopf hatte glätten lassen wollen, vergeblich, es war zu spät gewesen, er würde sie als Souvenir behalten und sie sich jeden Morgen ansehen, um sich daran zu erinnern, woher er kam, aus welcher Gegend/aus welchem Umfeld der Gewalt. Schau hin! Fass sie an! Sie schauten hin, sie fassten sie an, und beim ersten Mal waren sie schockiert über den Anblick und die Beschaffenheit dieser bleichen Narbe, die ihn als Draufgänger auswies, die von der Bereitschaft zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, zum Widerstand zeugte – einer Form von Skrupellosigkeit, die, bis zum Äußersten getrieben, reine Erotik war. Eine Wunde, die er unter einem Schal, einem Seidentuch, einem Rollkragen verstecken konnte, und schon sah man nichts mehr.

An jenem Tag hatte er sie tatsächlich unter dem gestärkten Kragen seines Businesshemds versteckt, für das er garantiert 300 Dollar hingelegt hatte, sicher stammte es aus einer dieser Edelboutiquen, an denen Samuel Baron nicht mehr vorbeigehen konnte, ohne dass ihn der leise Wunsch befiel, mit der Kasse abzuhauen. Samirs ganzes Erscheinungsbild verströmte Wohlstand, Selbstzufriedenheit, Konsumorientierung, Null-Fehler-Prinzip, nichts war geblieben von seiner Vergangenheit, das verrieten auch sein hochmütiger Gesichtsausdruck und sein pseudoaristokratisches Näseln – dabei war er an der Juristischen Fakultät einer der militantesten Aktivisten der proletarischen Linken gewesen. Einer der radikalsten! Einer von denen, die ihre eigenen Demütigungen zu Waffen gegen die Gesellschaft umgeschmiedet hatten! Heute saß da ein Dandy, ein Emporkömmling, ein Spieler, ein grandioser Rhetoriker, eine Lex Machine. Das konnten nur ein radikaler Identitätswechsel, befriedigter Ehrgeiz, ein sozialer Aufstieg bewirkt haben – das genaue Gegenteil dessen also, was Samuel erlebt hatte. Eine Fata Morgana? Vielleicht. Das ist doch nicht wahr, dachte/betete/schrie Samuel, dieser nagelneue, hochgelobte, umschwärmte Mann kann doch nicht Samir sein, nie und nimmer ist er dieses Wesen da im Fernsehen, das sich selbst erschaffen zu haben scheint, dieser von seinen Günstlingen umschwärmte Fürst, dieser Meister der Scheinargumente. Vor der laufenden Kamera spreizte er sich, flirtete, gefiel Männern wie Frauen, wurde von allen beweihräuchert, vielleicht auch neidisch beäugt, aber doch respektiert. Im Gerichtssaal agierte er virtuos, er war einer von den Anwälten, die das Anklageverfahren kurzerhand aus den Angeln hoben, die Beweisführung ihrer Gegner mit vernichtendem Humor zerpflückten und bei alledem nicht mit der Wimper zuckten. Das kann doch nicht Samir sein, dieser scharfe Hund da in New York, auf CNN, auch wenn auf dem Bildschirm sein amerikanisierter Name in Großbuchstaben aufleuchtete, SAM TAHAR, und darunter sein Titel, Lawyer – Rechtsanwalt. Und er, Samuel, hauste für 700 Euro pro Monat zur Untermiete in einer Absteige in Clichy-sous-Bois, rackerte sich acht Stunden täglich als Sozialarbeiter in einer Einrichtung für benachteiligte Jugendliche ab, denen nichts Besseres einfiel, als ihn zu fragen: Baron, ist das ein jüdischer Name? Abendelang surfte Samuel im Internet und las/kommentierte unter dem Namen Witold92 Einträge in Literatur-Blogs, schrieb unter Pseudonym Manuskripte, die regelmäßig zurückgeschickt wurden. Sein großer Gesellschaftsroman? Auf den warten wir noch. Das kann doch nicht Samir Tahar sein, so vollkommen verwandelt, kaum wiederzuerkennen, eine beigefarbene Make-up-Schicht auf dem Gesicht, den Blick in die Kamera gerichtet, mit der unnachahmlichen Souveränität eines Schauspielers/Dompteurs/Scharfschützen, die dunkelbraunen Augenbrauen mit Wachs epiliert, in einem maßgeschneiderten Markenanzug, den er vielleicht sogar für diesen Anlass gekauft hatte und der sein Publikum beeindrucken/verführen/überzeugen sollte – die heilige Dreieinigkeit der politischen Kommunikation, die man ihnen bis zum Erbrechen in ihren Seminaren eingetrichtert hatte und die Samir jetzt mit dem Dünkel und der Selbstsicherheit eines Wahlkämpfers einsetzte. Samir vertrat auf Einladung des amerikanischen Fernsehens die Familien von zwei -Soldaten, die in Afghanistan gefallen waren, stimmte das Loblied auf die Interventionspolitik an, schmeichelte der populistischen Moral, spielte auf der Klaviatur der Gefühle und saß der Journalistin, die ihm ehrerbietig ihre Fragen stellte – ihn befragte, als wäre er das verkörperte Gewissen der freien Welt! –, ruhig und selbstbewusst gegenüber. Offenbar hatte er dem wilden Tier, das in ihm steckte, einen Maulkorb umgebunden und die Aggression gemeistert, die lange jede seiner Gesten infiziert hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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