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Kennst du das? Du setzt dich selbst unter Druck, hast hohe Ansprüche an dich, aber nie fühlt es sich gut genug an? Dein innerer Kritiker meldet sich ständig zu Wort und dein Selbstvertrauen bleibt auf der Strecke? Dieses Buch hilft dir, deine inneren Anteile kennenzulernen, damit dein innerer Kritiker leiser wird und du die mitfühlenden und freundlichen Stimmen in dir stärken kannst. Mit bewährten Übungen aus dem Coaching und vielen Beispielgeschichten gibt dir die Glückskindstrategie eine Anleitung, mit der du deine Gedanken und Gefühle in eine positive Richtung lenken kannst. Dieses Buch hilft dir, eine wunderbare Freundschaft mit dir selbst zu beginnen und echte Selbstliebe zu entwickeln. Die Glückskindstrategie zeigt dir, wie du deine Selbstzweifel überwindest, deinen inneren Kritiker leiser werden lässt und dein volles Potenzial entfaltest.
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Seitenzahl: 230
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Die im Buch enthaltenen Hinweise und Übungen wurden von der Verfasserin sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Die Autorin übernimmt keine Haftung für Schäden irgendeiner Art. Es handelt sich hierbei um Informationen, die nicht als Diagnose, Behandlung oder Ersatz für eine medizinische oder psychologische Betreuung gedacht sind. Bitte befragen Sie hierzu Ihren Therapeuten oder Ihre Ärztin.
Es geht nicht darum, dass alles perfekt wird.
Sondern dass wir das Unperfekte lieben
lernen und es als Teil des Lebens sehen.
Als den Teil, der das Herz des Seins berührt.
Alexandra Cordes-Guth
Alexandra Cordes-Guth ist Coach, Therapeutin und Autorin. Sie unterstützt Menschen, die sich mit ihren eigenen Selbstzweifeln im Weg stehen, ihre Stärken und Potenziale zu entdecken und ein gesundes und starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln, damit sie ihre Herzensziele in die Welt bringen können. Und: Sie begleitet Menschen auf dem Weg zu einer wunderbaren Freundschaft mit sich selbst.
www.alexandracordes-guth.de
EINLEITUNG
Die Geschichte vom Anfang der Glückskindstrategie
Zum Aufbau des Buches
GRUNDLAGEN
Selbstvertrauen – das Geschenk der Glückskindstrategie
Was ist Selbstvertrauen? Und was ist Selbstbewusstsein?
Durch Selbstwahrnehmung innere Programme verändern
Selbstvertrauen und die liebevolle Haltung uns selbst gegenüber
So stärkst du dein Selbstvertrauen mit der Transaktionsanalyse
Innere Anteile und wie sie mit unseren Gedanken verbunden sind
Das kritische Eltern-Ich – der Wolf
Die Wirkung unserer Gedanken
Neuroplastizität – eine wunderbare Fähigkeit unseres Gehirns
Das fürsorgliche Eltern-Ich – die Giraffe
Das Erwachsenen-Ich – der Elefant
Das freie innere Kind – der Delfin
Das angepasste innere Kind – die Maus
Das trotzige innere Kind – das Äffchen
Selbstvertrauen – die Herzensqualität, die unser Leben bereichert
Die wunderbare Wirkung der Glückskindstrategie
Beispiele für die Reaktion der inneren Anteile
Beispiel 1: Der Umzug
Beispiel 2: Die Frage der Kollegin
Die inneren Anteile erkennen und verstehen
Den Wolf erkennen und verstehen
Die Giraffe erkennen und verstehen
Den Elefanten erkennen und verstehen
Den Delfin erkennen und verstehen
Die Maus erkennen und verstehen
Das Äffchen erkennen und verstehen
Überlebensstrategien haben irgendwann mal Sinn gemacht
Jeder innere Anteil hat eine gute Absicht
DIE GLÜCKSKINDSTRATEGIE IM ALLTAG UMSETZEN
Der Weg zum inneren Kind mit der Glückskindstrategie
Übung 1 mit dem Elefanten: Gute Gründe für den Erfolg finden
Übung 2 mit dem Elefanten: Die Wochenreflexion
Den Elefanten durch Achtsamkeit einladen
Übung 3 mit dem Elefanten: Der Tanz der Achtsamkeit –
drei einfache Schritte
Neue Gedanken einladen mit den Giraffensätzen
So habe ich meine Wolfsgedanken gefunden
und durch Giraffengedanken ersetzt
Die Magie der Gedanken: Was Affirmationen bewirken können
Die positive Wirkung von Affirmationen
Affirmationen und was die Wissenschaft dazu sagt
Die richtige Affirmation finden
Übung mit der Giraffe: Giraffengedanken einladen
Der Weg zu deinem Glückskind
Die kraftvolle Wirkung der Vorfreude
Das Gehirn zum Glücksfänger machen
Übung 1 mit dem Delfin: Gelegenheiten für Freude schaffen
Übung 2 mit dem Delfin: Dankbarkeit in der Praxis
Übung 3 mit dem Delfin: Herzmeditation
Die Wissensquelle für unsere Entscheidungen
Der Unterschied zwischen Bauchgefühl und Herzintelligenz
Die Verbindung mit unserer Intuition
Das Gespräch mit deinen inneren Anteilen
Die Methode des inneren Dialogs
Ein Beispiel
Die Essenz
Beispiele aus der Praxis
Meine Rolle als Führungskraft einnehmen
Gesunde Grenzen setzen
Das Ende der Wutausbrüche
Sich aus einer ungesunden Beziehung lösen
Schluss mit dem Geldmangel
Mit einer unerwarteten Kündigung konstruktiv umgehen
Gehört und gesehen werden
Selbstfürsorge für sich lernen
Zur Ruhe kommen und die Auszeit genießen dürfen
Der Umsetzungsplan für dich
Einstieg in die Glückskindstrategie
Der Acht-Wochen-Plan
Zum Schluss
Anmerkungen
Literaturempfehlungen
Als ich dreißig Jahre alt war, bekam mein Leben einen Riss. Nach einer Trennung fiel ich in den Abgrund einer Depression. Meine Tage waren düster und neblig, ich fühlte mich einsam und verloren.
Es begann ein langer Weg zu mir selbst, mit vielen Stationen, manchen Irrwegen und einem wunderbaren Heilungsprozess, der mich zu mir selbst führte und mir einen völlig neuen Blick auf mich und das Leben schenkte – und auf dem ich mich immer mehr mit meiner Intuition verbinden durfte und so meine Berufung fand.
Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war und ist die Glückskindstrategie, die ich auf der Basis der Transaktionsanalyse nach Eric Berne selbst entwickelt habe und die ich mit anschaulichen und leicht einprägsamen Tierbildern erweitern konnte.
Diese Strategie entstand während meiner Arbeit als Coach und Therapeutin in einer psychosomatischen Akutklinik. Dort durfte ich Menschen auf dem Weg zu sich selbst begleiten. Sie kamen mit Depressionen, psychosomatischen Beschwerden, posttraumatischen Belastungsstörungen, Ängsten und hatten sich selbst verloren.
Ich arbeitete in der Einzeltherapie mit ihnen und in Gruppen. Im Lauf der Zeit stellte sich heraus, dass das Modell der Glückskindstrategie für viele zu einem großen Aha-Erlebnis wurde. Bisher verborgene Gedanken tauchten aus dem Nebel des Unbewussten auf und wurden sichtbar – und damit veränderbar. Meine Patient*innen konnten zunehmend ihre inneren Stimmen und Anteile wahrnehmen und verstehen, die im Hintergrund ihres Bewusstseins den ganzen Tag miteinander kommunizieren.
Am Anfang stand oft die Erschütterung und das Erschrecken über die laute, kritische Stimme, die bewertete, antrieb und oft sehr bösartige und gemeine Botschaften aussprach. Dann kam die Erleichterung, weil klar wurde, dass wir diese kritische Stimme leiser werden lassen können und ihr nicht ausgeliefert sind. Und es wurde deutlich, dass es auch eine sehr liebevolle und unterstützende Instanz gibt, mit der wir uns verbinden können. Eine Instanz, die uns auf dem Heilungsweg stärkt und Wachstum schenkt.
Ich habe erlebt, wie Menschen in Verbindung mit diesem liebevollen Anteil von Tag zu Tag aufblühten, alte Schmerzen und Enttäuschungen erkennen und loslassen und sich dem wichtigsten und wunderbarsten Anteil zuwenden konnten: ihrem inneren Kind.
Dies ist unser unzerstörbarer, positiver, vertrauensvoller und intuitiver Kern, das Glückskind in uns allen, das leider viel zu oft von der lauten, kritischen Stimme verdrängt wird. Und dieser Anteil sehnt sich danach, von uns wieder entdeckt zu werden und einen Platz in unserem Leben zu bekommen. Damit wir in Freude und Leichtigkeit unseren Weg gehen können, in der Verbindung mit unserer Intuition, der weisen und liebevollen Stimme, die dieser Anteil in sich trägt.
Ich erlebte mithilfe dieser Strategie auch selbst, wie sich mein Sein und mein Leben immer positiver entwickelte und ich alte, hartnäckige Glaubenssätze loslassen und verändern konnte. Ich durfte meine Träume und Visionen verwirklichen und fühlte mich immer mehr Zuhause in mir selbst.
Inzwischen leite ich in Online-Kursen Menschen dazu an, die Glückskindstrategie in ihren Alltag zu integrieren, und darf gemeinsam mit meinen Teilnehmer*innen immer mehr von dieser sanften und gleichzeitig kraftvollen Energie entdecken, die das Modell in sich trägt.
Mich begleitet die Glückskindstrategie täglich und hilft mir, gut für mich zu sorgen, negative Gedanken zu erkennen und aufzulösen, die Stimme meiner Intuition immer deutlicher zu hören und ihr zu vertrauen.
Die Glückskindstrategie stärkt auf wunderbare Weise das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein. Sie hilft dabei, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen und die eigene Geschichte neu zu schreiben. Damit die Kraft und Energie des inneren Kindes, der unzerstörbare Kern in uns sich wieder Raum nehmen kann.
Im ersten Teil des Buches erkläre ich die Grundlagen der Glückskindstrategie und stelle die sechs unterschiedlichen Anteile vor, die in diesem Modell einen Platz haben. Und ich zeige, wie man diese Anteile bei sich selbst und anderen erkennen kann.
Die Idee, dass wir verschiedene innere Anteile haben, wird im Coaching und in der Psychotherapie in diversen Ansätzen schon erfolgreich genutzt. Die Arbeit damit hat vor allen Dingen das Ziel, dass wir unsere innere Vielfalt besser verstehen und als etwas Natürliches kennenlernen – und auch den sogenannten Schattenanteilen wertschätzend begegnen und sie integrieren können. Dazu gibt es beispielsweise das Kommunikationsmodell vom inneren Team des deutschen Psychologen Friedemann Schulz von Thun und die Arbeit mit der inneren Familie des amerikanischen Familientherapeuten Richard Schwartz.
Im zweiten Teil des Buches geht es darum zu verstehen, wie die Anteile reguliert werden können, damit die kritischen Stimmen leiser sind und die unterstützenden besser gehört werden.
Anhand von praktischen Beispielen und Geschichten zeige ich dir, wie du das Modell im Alltag einsetzen und wirkungsvoll für dich nutzen kannst. In diesen Beispielen geht es um Themenbereiche, in denen viele Menschen immer wieder an Grenzen stoßen und Konflikte und Enttäuschungen erleben. Bei meinen Klient*innen sind das beispielsweise Situationen im Beruf, in denen sie immer wieder die Erfahrung machen, dass ihnen die Wertschätzung für das fehlt, was sie tun. Sie haben dann oft das Gefühl, dass ihr Chef sie nicht wahrnimmt und Kollegen immer wieder bevorzugt werden.
Häufig ist da auch die Sehnsucht, endlich die eigene Berufung zu finden und aus dem Job herauszukommen, der ihnen zwar finanzielle Sicherheit gibt, aber in dem ihnen der Sinn fehlt.
Oder es geht um Beziehungskonflikte und Spannungen in der Partnerschaft. Um die Angst, nicht wirklich geliebt und möglicherweise verlassen zu werden. Um die eigenen Selbstzweifel, die sie immer wieder daran hindern, wirklich glücklich und erfolgreich zu sein.
Ich stelle konkrete und praktische Impulse und Übungen vor, die sich in der Praxis schon vielfach bewährt haben. Und es gibt Arbeitsblätter und geführte Meditationen zum Download.
Mit diesem Buch und den Materialien zur Glückskindstrategie kannst du wirkungsvoll positive Veränderungen in Gang bringen. Sorgen, Zweifel und Ängste dürfen sich auflösen, und ein neues, liebevolles Selbstbewusstsein wird sich Raum nehmen.
Angespannt schaue ich auf den Bildschirm vor mir. Wie soll ich das nur schaffen? Ich muss mit einem Audioprogramm auf dem PC Sprachaufnahmen schneiden. Hilfe! So habe ich mir meine Arbeit als Spieleredakteurin nicht vorgestellt. Das ist nun schon ein paar Jahre her, und damals habe ich tatsächlich Blut und Wasser geschwitzt, keinen Zugang zu dieser Technik gefunden und nur „Bahnhof“ verstanden. Zum Glück hatte ich einen großartigen Kollegen, der mir immer wieder geduldig erklärt hat, was zu tun ist. Das war meine Rettung.
Heute ist das für mich kein Problem mehr. Für meine geführten Meditationen benutze ich genau dieses Programm und bin stolz und glücklich, wenn ich meine Sprachaufnahmen selbst schneide und mit Musik unterlege.
Und warum geht das heute und fällt mir leicht? Weil ich mir selbst vertraue, wenn neue Aufgaben auf mich zukommen. Weil ich weiß, dass ich fast alles lernen kann, wenn ich mir die Zeit dafür gebe und entspannt bleibe. Und entspannt kann ich dann bleiben, wenn ich auf meine unterstützenden inneren Anteile und Stimmen höre. Die sagen mir zum Beispiel: „Du hast schon so viel geschafft, das kriegst du auch hin. Und wenn es nicht weitergeht, kannst du dir Hilfe holen.“ Diese positiven Stimmen in mir sind in den letzten Jahren viel lauter geworden – und die kritischen und bewertenden immer leiser. Ich durfte lernen und verstehen, dass es in mir einen Kern des Vertrauens gibt, auf dem ich mein Leben aufbauen kann. Dieses Vertrauen in mich selbst ist wie eine gute, gesunde, nährende Erde für mein persönliches Wachstum in dieser Welt.
Im Folgenden erfährst du, wie es möglich ist, mit der Glückskindstrategie dein Selbstvertrauen zu stärken. Ich stelle dir die sechs Elemente der Transaktionsanalyse dafür vor, die ich während meiner Arbeit als Coach und Therapeutin an viele Menschen weitergegeben habe, damit sie sie im Alltag nutzen können.
Das wichtigste und kraftvollste Ziel der Glückskindstrategie und ihre wunderbare Wirkung ist ein gesundes und starkes Selbstvertrauen. Ein Vertrauen in dich selbst, in deine Wahrnehmung, deine Gefühle, deine Bedürfnisse und Wünsche. Und natürlich auch in deine Entscheidungen. Viele Menschen haben verlernt, ihrer Wahrnehmung zu vertrauen. Sie wissen nicht mehr, wie sie den Weg dorthin wiederfinden können. Deshalb fällt es ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen, mit denen sie ihr Leben gestalten und weiterentwickeln können. Immer wieder höre ich im Coaching: „Ich bin so unglücklich und unzufrieden in meinem Job. Und ich denke schon lange darüber nach, mich zu verändern, beruflich etwas zu tun, was mich erfüllt und was mir Freude macht. Aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. So hänge ich jetzt seit Jahren in meiner Unzufriedenheit fest. Statt erste Schritte zu gehen, denke ich immer wieder über die Schwierigkeiten nach, die auftauchen könnten. Jede Idee, die sich meldet, zerpflücke ich mit meiner eigenen Kritik.”
Sie haben verlernt, die Stimme ihrer Intuition zu hören, ihr zu vertrauen, ihre Impulse in kleinen Schritten umzusetzen. Die Stimme ihres Verstandes, des inneren Kritikers ist so laut und dominant, dass alle anderen Stimmen untergehen. Diese kritische Stimme will Sicherheit und möchte möglichst keine Veränderung.
Dabei kommen wir alle mit einem Vertrauen in uns selbst auf die Welt. Weil wir zu Beginn noch ganz verbunden sind mit unserer Intuition und dem inneren Licht in uns – dem inneren Kind. Leider verlieren wir diese Verbindung im Laufe des Heranwachsens. Woran das liegt, wodurch das geschieht, das erkläre ich in den nächsten Kapiteln.
Ist es nicht eine wunderbare Vorstellung, sich selbst vertrauen zu können und zuversichtlich und mutig seinen Weg zu gehen? Damit wir Entscheidungen treffen können, die unser Leben positiv verändern, und wir Wege gehen können, die uns zu unseren Herzenszielen führen?
Durch die Glückskindstrategie wird der Weg zu unserem Selbstvertrauen wieder gebahnt. Dieser Weg hat vor allem mit Freude und Leichtigkeit zu tun. Und auch mit der Heilung alter Schmerzen und Geschichten, die wir vielleicht schon lange verdrängt haben. Geschichten und Erinnerungen, die durch die Glückskindstrategie wieder in unser Bewusstsein kommen und dann integriert und losgelassen werden dürfen. Denn wir tragen alle viel zu viel alten Ballast mit uns herum und haben Angst davor, ihn anzuschauen. Aber mit einem gesunden Selbstvertrauen können wir ihn Stück für Stück aus dem Nebel der Vergangenheit holen und erkennen, dass er keine Macht mehr über uns hat. Wir können unsere eigene Geschichte neu schreiben, die alten Dramen hinter uns lassen. Und so Raum für Neues schaffen, in dem unsere Gefühle, unsere Lebendigkeit, unsere Freude und unsere Wünsche und Träume sich zeigen können.
Aber was ist denn eigentlich ein gesundes Selbstvertrauen?
Selbstvertrauen wird oft mit Selbstbewusstsein vermischt oder verwechselt. Selbstbewusstsein bedeutet: sich seiner selbst bewusst zu sein, die eigenen Stärken und Fähigkeiten zu kennen, die eigenen Gedanken wahrnehmen zu können.
Dazu gehört auch, sich der eigenen Schattenseiten liebevoll bewusst zu sein und die eigenen Wurzeln, die eigene Lebensgeschichte zu kennen und zu würdigen.
Und Selbstvertrauen ist die Basis für dieses Selbstbewusstsein. Unser Selbstvertrauen hat seine Wurzeln in der Idee und Überzeugung, dass wir als vollkommenes Wesen auf diese Welt kommen.
Für ein gesundes und liebevolles Selbstbewusstsein braucht es viel Achtsamkeit, Innehalten und bewusstes Wahrnehmen.
Viele Menschen leben allerdings sehr unbewusst, was psychologisch gesehen auch ein natürlicher Zustand ist. Denn wir müssen täglich so viel erledigen und aufnehmen, dass das nur mithilfe vieler „automatisierter“ unbewusster Programme in uns möglich ist. So ist es mit vielen Dingen in unserem Leben. Wir können sie unbewusst, ganz nebenbei und entspannt erledigen. Aber diese Programme haben auch eine Schattenseite: Sie lassen sich nicht einfach mal eben so ändern. Sie sind in unserem Unbewussten abgespeichert und laufen automatisch weiter.
Wenn wir diese Programme verändern wollen, müssen wir sie zuerst in unser Bewusstsein holen, ihren Ablauf erkennen und verstehen und dann verändern. Das fängt schon an, wenn der Schlüssel nicht mehr an seinem gewohnten Platz hängt. Unser Griff geht anfangs ganz automatisch an den alten Platz. Und wir müssen erst überlegen, wo der Schlüssel denn jetzt zu finden ist – und ihn dort holen. Oder nach einem Umzug in ein neues Haus ist es mir die ersten Tage so gegangen, dass ich ganz automatisch, noch ganz in Gedanken von der Arbeit, den Weg zum alten Haus gefahren bin. Es hat eine Weile gedauert, bis der gewohnte Heimweg aus meinem unbewussten Programm gelöscht und der neue eingespeichert war.
Im Übergang von dem alten Ablauf zu dem neuen gibt es also oft Schwierigkeiten, weil das alte Programm noch stärker ist als das neue. Unser Gehirn hat die Information in seinem neuronalen Netzwerk für uns abgespeichert und braucht Zeit, um sie durch neue zu ersetzen.
Die gute Nachricht: Unser Gehirn ist bis ins hohe Alter lernfähig und veränderbar. Es kann immer wieder neue neuronale Netzwerke bilden. Veränderung ist also möglich und nicht so schwer, wie wir oft denken. Wir brauchen nur etwas Geduld und müssen uns zunächst eine Weile den neuen Ablauf bewusst machen – bis der alte überschrieben ist.
Wir sind uns auch vieler Gedanken, Gefühle und des eigenen Verhaltens nicht bewusst. Damit wir sie uns bewusst machen können, braucht es die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung, ebenfalls ein Aspekt des Selbstbewusstseins. Je öfter wir achtsam durch unser Leben gehen, desto selbst-bewusster werden wir. Und erkennen dann, wie viel Selbstvertrauen wir in uns haben. Wie das mit den drei Schritten der Achtsamkeit gelingen kann, erkläre ich im Kapitel über das Erwachsenen-Ich – den Elefanten. Denn er ist der innere Anteil, der uns mit unserer Achtsamkeit verbinden kann.
Selbstvertrauen kann sich auf der Basis einer liebevollen, wertschätzenden und mitfühlenden Haltung uns selbst gegenüber entwickeln. Denn nur so können wir auch unsere Schattenseiten annehmen, die wir meist ablehnen und ohne diese Basis lieber ausblenden und überspielen.
Es geht also nicht darum, innere Anteile, die wir als schwierig, anstrengend, peinlich, nervig, blockierend empfinden, loszuwerden, sondern sie als Teil von uns anzunehmen und die gute Absicht in ihnen zu erkennen.
Solange wir sie ablehnen, lehnen wir einen Teil von uns selbst ab. Und das führt zu einem Kampf gegen uns selbst.
Das heißt, wenn wir den ängstlichen oder neidischen Teil in uns loswerden wollen, schauen wir nicht freundlich und liebevoll auf uns selbst, sondern immer noch kritisch und abwertend. Dahinter steckt das Bild des perfekten Ich – das es natürlich nicht gibt, dem wir aber dennoch immer wieder hinterherrennen. Wir wollen diesem perfekten Bild gerecht werden, um endlich in Frieden mit uns zu sein. Aber der Frieden mit uns selbst entsteht erst dann, wenn wir akzeptieren und zulassen, dass wir Wesen sind, die Fehler machen und verletzlich sind.
Wenn wir meinen, es sei möglich, keine Fehler mehr zu machen, keine negativen Gefühle mehr zu haben, dann bleiben wir selbst unser größter Kritiker. Wir nörgeln an uns herum, versuchen uns selbst immer weiter zu optimieren, damit wir zu der perfekten Version unserer selbst werden.
Eine wunderbare Freundschaft mit uns selbst zu beginnen heißt, das Unperfekte anzuerkennen. Und nicht darauf hinzuarbeiten, dass wir irgendwann perfekt sind. Unsere besten Freund*innen lieben wir auch nicht für ihr perfektes Sein, sondern für ihre Einzigartigkeit, für die Erfahrungen, die wir mit ihnen teilen dürfen, für die Nähe, die sie uns schenken. Und oft lieben wir gerade ihre Macken und Eigenarten, die sie so einzigartig machen.
Genauso dürfen wir auch uns selbst begegnen: mit einem freundlichen und offenen Herzen, das das wunderbare Wesen, das Glückskind in uns, sieht und über das Unperfekte lächelt. Das uns mit Wärme und Liebe umhüllt, wenn wir Fehler machen und mal wieder streng mit uns ins Gericht gehen.
Diese Form des Selbstvertrauens auf der Basis einer liebevollen und wertschätzenden Haltung uns selbst gegenüber ist wie ein ruhiger und sicherer Hafen in uns, der im stürmischen Meer des Lebens Schutz und Halt bietet. In einem Dasein, in dem die Wellen immer wieder über uns hereinbrechen und wir uns überflutet fühlen von Angst und Zweifeln. Selbstvertrauen bedeutet da, mit den positiven Energien in uns verbunden zu sein: mit Liebe, Mitgefühl, Weisheit und Wertschätzung, Vertrauen und Zuversicht, Freude und Dankbarkeit. Energien, die uns wie sanfte Wellen durch die Herausforderungen im Alltag tragen, auch wenn wir den Boden unter uns manchmal nicht mehr sehen und fühlen können.
Dieses psychologische Modell von Eric Berne ist für mich eine wunderbare Grundlage für ein liebevolles Selbstvertrauen.
Ich habe es für meine Klient*innen in eine Übersicht mit Tiersymbolen übersetzt, weil es sonst sehr abstrakt bleibt. Normalerweise wird das Modell nur mit Kreisen und Buchstaben dargestellt. Das kann sich das Unbewusste allerdings nur schlecht merken. Mit den Tieren bleibt es schnell im Gedächtnis und kann im Alltag jederzeit leicht abgerufen werden. Lass dich überraschen!
DIE GRUNDLAGE DER TRANSAKTIONSANALYSE:
ICH BIN O. K. – DU BIST O. K.
Eric Berne sagt sinngemäß: Jeder Mensch kommt auf die Welt und ist o. k. so, wie er ist. Er geht also von einem positiven Menschenbild aus, in dem jeder einen positiven, unzerstörbaren Kern in sich hat, der wie ein Licht in die Welt hinausleuchten will. Das Ziel seines Modells ist es, dass Menschen sich auf Augenhöhe und mit Wertschätzung begegnen können. Ganz konkret heißt das, dass wir anderen Menschen mit der inneren Einstellung „Ich bin o. k. – und du bist o. k.“ begegnen.
Leider ist es oft so, dass Menschen eher denken: „Ich bin nicht o. k. – und du bist o. k.“ Dann haben sie das Gefühl, sie seien nicht gut genug und andere seien besser als sie.
Oder es verhält sich umgekehrt und sie begegnen anderen Menschen mit der inneren Haltung: „Ich bin o. k. – aber du bist nicht o. k.“ Dann machen sie andere kleiner als sich selbst, um sich besser zu fühlen.
Die negativste innere Haltung, die ein Menschen haben kann, ist: „Ich bin nicht o. k. – und du bist nicht o. k.“ Dann sieht man in allem nur das Schlechte und hat weder in sich selbst noch in die Welt Vertrauen. Was natürlich dazu führt, dass die Lebensfreude immer weniger und das Leben zu einer einzigen Anstrengung wird. Mit dieser Haltung fühlt man sich ganz sicher nicht wie ein Glückskind.
Eric Berne ist davon ausgegangen, dass wir alle unterschiedliche Persönlichkeitsanteile in uns haben, die ständig im Gespräch miteinander sind.
Ein Beispiel: Eine Freundin ruft dich an und fragt, ob du heute Abend noch Lust auf ein Treffen hast. Ein Teil in dir sagt: „Eigentlich wollte ich endlich mal einen ruhigen Abend haben und in dem neuen Buch weiterlesen.“ Ein anderer Teil sagt: „Vielleicht ist sie enttäuscht, wenn ich Nein sage.“ Ein dritter meint: „Nie kannst du dich entscheiden, immer musst du erst stundenlang überlegen.“ Und ein vierter: „Vielleicht verpasse ich was und ärgere mich hinterher, dass ich nicht mitgekommen bin.“
Diese inneren Dialoge finden den ganzen Tag in uns statt. Mit dem Modell der Transaktionsanalyse können wir sie besser verstehen und regulieren.
Auf der nächsten Seite findest du die Abbildung der sechs inneren Anteile, die ich dir im Folgenden vorstelle. Du bekommst hier erst einmal einen Überblick über die Anteile und ihre Wirkung auf unser Leben. Danach gehe ich etwas mehr in die Tiefe und beschreibe zu jedem Anteil, welche Wirkung er auf uns hat, wie du ihn erkennen und mit ihm umgehen kannst. So kannst du dann die Glückskindstrategie auch ganz praktisch anwenden.
Kritisches Eltern-Ich
Erwachsenen-Ich
Fürsorgliches Eltern-Ich
Freies inneres Kind
Trotziges inneres Kind
Angepasstes inneres Kind
Oben auf der Abbildung siehst du als oberste Ebene das Eltern-Ich. Das Eltern-Ich entwickelt sich in den ersten sechs Lebensjahren und besteht aus zwei Anteilen: dem kritischen Eltern-Ich und dem fürsorglichen Eltern-Ich. Das kritische Eltern-Ich entsteht durch alle Bemerkungen, Ermahnungen, Vorschriften, die unsere engsten Bezugspersonen uns in diesen ersten Lebensjahren mitgeben. Durch sie entstehen Glaubenssätze in uns – als Leitplanken für unser Leben. Wenn Eltern beispielsweise sagen: „Sei anständig, was sollen sonst die Nachbarn denken“, kann daraus ein Glaubenssatz werden, den wir weiter in uns tragen. Und das führt vielleicht dazu, dass wir denken: „Ich muss darauf achten, was andere über mich denken, sonst bin ich nicht o. k.“ Oder wenn wir oft hören: „Streng dich an, sonst wird nichts aus dir“, entsteht daraus die Überzeugung, dass wir uns immer anstrengen müssen, um unsere Ziele zu erreichen und „etwas zu werden“.
Das kritische Eltern-Ich ist wie ein Wolf: Es knurrt uns an, fletscht die Zähne, kritisiert und ermahnt uns gnadenlos. Es denkt, dass es uns damit zu einem guten Leben, zu guten Leistungen und zu Perfektion antreiben kann.
Der Wolf hat mit seinem Verhalten also eine gute Absicht. Er will für Sicherheit und Erfolg sorgen.
Aber in den meisten Menschen ist der Wolf-Anteil viel zu stark, die Wirkung kippt deshalb ins Negative und führt in unserem Nervensystem zu Stress und Anspannung.
Es heißt, jeder Mensch habe ca. 70.000 Gedanken am Tag. Man geht inzwischen davon aus, dass achtzig Prozent dieser Gedanken kritisch und negativ sind. Es sind also sozusagen Wolfsgedanken. Und nur ein kleiner Teil ist positiv und unterstützend.
Wenn der Wolf in uns spricht, zucken wir innerlich zusammen, unser Nervensystem wird aktiviert, wir fühlen uns angespannt und sind weit weg von unserem Selbstvertrauen.
Man weiß aus der Gehirnforschung, dass positive, unterstützende Gedanken eine viel konstruktivere Wirkung auf unsere Entwicklung und Motivation haben als die kritischen Gedanken.
Und man weiß auch, dass unsere Gedanken Gefühle in uns erzeugen – und unsere Gefühle wiederum unser Verhalten bestimmen. Jeder Gedanke ist eine Form von Energie, die wir erzeugen und die sich auf unseren Körper, unser Verhalten und unsere Wahrnehmung auswirkt.
Diese Erkenntnis ist für die Arbeit mit
der Glückskindstrategie eine wichtige Basis:
Gedanken erzeugen Gefühle.
Gefühle erzeugen Verhalten.
Viele Menschen glauben, dass ihre Gefühle die Gedanken beeinflussen. Aber es ist genau umgekehrt. Das heißt: Wenn wir in der Lage sind, unsere Gedanken wahrzunehmen und zu verändern, dann können wir auch unsere Gefühle und unser Verhalten verändern. Und das ist ein unglaublich machtvoller Schlüssel, mit dem wir die Tür zu unserem Glückskind öffnen können. Leider ist es nicht immer ganz leicht, die eigenen Gedanken wahrzunehmen. Das hat, wie schon beschrieben, damit zu tun, dass unser Gehirn die Fähigkeit hat, Prozesse automatisch ablaufen zu lassen und abzuspeichern.
Zu diesen automatischen Prozessen habe ich ein sehr anschauliches Beispiel für dich: Als ich meine erste Fahrstunde hatte, dachte ich: „Das lerne ich nie.“ Schalten, kuppeln, bremsen, blinken, Schulterblick und auch noch vorausschauend fahren. All das auf einmal beziehungsweise in der richtigen Reihenfolge zu bewältigen, schien mir unmöglich, und so war ich am Anfang ziemlich verzweifelt. Aber wie die meisten Menschen bestand ich die Führerscheinprüfung und fahre heute sehr gerne Auto. Als meine Tochter mich dann vor ihrer ersten Fahrstunde fragte, wo denn Gas, Kupplung und Bremse sind, konnte ich ihr zuerst keine Antwort geben. Mein Gehirn hat den komplexen Ablauf des Autofahrens als Programm abgespeichert, über das ich nicht mehr bewusst nachdenken muss. Es läuft unbewusst in mir ab. Und das ist mit vielen Dingen im Alltag so. Wenn wir über alle Schritte und Abläufe in unserem Leben immer wieder bewusst nachdenken müssten, würden wir zu viel Energie und Zeit dafür brauchen.