Die großen Polit-Skandale - Thomas Ramge - E-Book

Die großen Polit-Skandale E-Book

Thomas Ramge

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Beschreibung

Immer wieder in ihrer Geschichte wurde die Bundesrepublik von politischen Skandalen erschüttert. Dabei hat jedes Jahrzehnt seine eigenen Anstößigkeiten hervorgebracht. Thomas Ramge lässt die wichtigsten Affären Revue passieren.

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LESEPROBE

Ramge, Thomas

Die großen Polit-Skandale

Eine andere Geschichte der Bundesrepublik

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Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2003. Campus Verlag GmbH

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E-Book ISBN: 978-3-593-40035-8

|4|Meinen Eltern

|7|Vorwort

Ausgestopfte Tiere schauten Konrad Adenauer in seinem ersten Amtszimmer bei der Arbeit zu. Im Herbst 1949 waren die Kanzlerbüros provisorisch in einem Bonner Naturkundemuseum untergebracht. Die Arbeiten am Palais Schaumburg, dem späteren Sitz des Regierungschefs, gingen nur zögerlich voran, und der betagte Staatsgründer wurde ungeduldig: »Ich höre die Leute schon sagen: ›Der Alte sitzt bei den Affen, und da gehört er ja auch hin!‹« Eigentlich hatte Adenauer nur wenig Grund, sich zu beschweren. Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland begann mit einer politischen Sünde, die er zu verantworten hatte – wenn auch mit einer kleinen. Als Präsident des Parlamentarischen Rates sorgte Adenauer mit einer Reihe politischer Taschenspielertricks dafür, dass Bonn und nicht Frankfurt Hauptstadt des westdeutschen Staates wurde. Als skandalös wurde diese Entscheidung im Jahr 1949 nur von wenigen wahrgenommen.

Ein politischer Skandal ist ein kommunikativer Prozess. Das Fehlverhalten eines Politikers, einer Partei oder der politischen Klasse wird erst zum Skandal, wenn die Öffentlichkeit sich über ein undemokratisches Vergehen empört und Konsequenzen fordert. Vier Jahre nach Kriegsende war für Empörung keine Zeit. Deutschland musste wieder aufgebaut und demokratische Rituale mussten erst erlernt werden. Denn der politische Skandal ist ein demokratisches Ritual der Selbstreinigung. Mit der Bestrafung der Schuldigen versichert sich die Demokratie, dass sie funktioniert, getreu dem |8|Motto: Bei uns fliegen Schweinereien auf und werden geahndet. Die Gesellschaft der Bundesrepublik sollte schon bald ausreichend Gelegenheit haben, dieses Ritual zu üben. Die Schatten der Nazivergangenheit, Geheimdienstpannen, Machtanmaßung, Polizeigewalt, illegale Parteispenden und persönliche Bereicherung boten zahlreiche Gründe zur Empörung, und eine freie Presse verfügte über die Mittel, diese zum Ausdruck zu bringen. Einzig gegen das Genre des Sittenskandals schien die Bundesrepublik resistent. Die Affäre Kießling sollte erst Mitte der 80er Jahre auch diese Lücke schließen.

Dieses Buch zeigt an zwölf Beispielen, wie in der Bundesrepublik Deutschland politische Skandale hochkochten und welche Spuren sie hinterließen. Wer trieb einen Skandal aufgrund welcher Interessen voran, und mit welchen Mitteln setzten sich die Beschuldigten zur Wehr? Unter welchen Umständen überstand ein Politiker einen Skandal relativ unbeschadet, wann musste er seinen Hut nehmen? Welche Konsequenzen wurden gezogen, und was wurde aus den Hauptfiguren? Dies sind die Leitfragen für die kommenden Seiten. Dabei soll kein theoretisches Modell entworfen werden, das historische Skandale nach definierten Parametern analysiert und den Verlauf kommender Affären vorhersagt. Hiermit haben sich bislang auch Politikwissenschaft und Soziologie ausgesprochen schwer getan. Dieses Buch nähert sich dem Phänomen des Politskandals über seine Protagonisten. Franz Josef Strauß lief stets zur Hochform auf, wenn wieder einmal eine Lawine von Vorwürfen auf ihn zurollte. Dem wortgewaltigen Bayern gelang es, Skandale für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Willy Brandt brach zusammen, als sein Referent Günter Guillaume als Stasi-Kundschafter enttarnt wurde. Für beide Reaktionen gibt es Gründe in Biografie und Charakter der Politiker, die genauso erforscht werden sollen wie der historische Kontext, in dem über Rücktritte und politische Comebacks entschieden wurde.

Politische Skandale brauchen freie Presse, Opposition und Öffentlichkeit. Die DDR kannte entsprechend das Ritual des Skandals |9|