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„… Der letzte Vorhang ist bereits gefallen / Das Stück ist aus, das heißt, für immer aus / Die Schritte seines Publikums verhallen / Man geht zufrieden – oder nicht – nach Haus’ …“ In gewohnt scharfzüngiger Weise analysiert Fritz Köhler das Denken und Handeln seiner Mitmenschen, ja, er seziert sie geradezu. Seine satirischen Verse führen uns hierbei immer wieder die Endlichkeit des Daseins vor Augen, fordern aber gleichzeitig auch unmissverständlich auf, dieses doch sinnvoll zu nutzen, wenn es denn schon so kurz ist …
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2016
Die Schreibweise in diesem Buch entspricht den Regeln der alten Rechtschreibung.
Einleitung
Geschichtliches
1.1 An der Via Appia
1.2 Pappenheims Tod
1.3 Das Kapregiment
1.4 Verdun 1916
Heimatliches
2.1 Morgendliche Sterngucker
2.2 Die alte Pendeluhr
2.3 Namenstag
2.4 Die häusliche Leiche
2.5 Vor dem Festmahl …
2.6 Der Säufer
2.7 Ewige Liebe
2.8 Die häusliche Tragödie
Nachdenkliches
3.1 Ungestillte Sehnsucht
3.2 Panta rhei
3.3 Beten
3.4 Bibelkunde
3.5 Beurteilungen
3.6 Diätetische Köstlichkeiten
3.7 Satirisches
3.8 Kein Wertobjekt
3.9 Wir kuschen uns durchs Leben
3.10 Platitüden
Ergötzliches
4.1 Große Oper
4.2 Dichtung und Wahrheit
4.3 Die Bierfete
4.4 Ländliche Brautwerbung
4.5 Sie sucht ihn
4.6 Die Schönheitskönigin
4.7 Der Wettstreit
4.8 Im Freudenhaus …
Genüßliches
5.1 Harmlose Vergnügungen
5.2 Großreinemachen
5.3 Schadenfreude
5.4 Die Bierprobe
5.5 Der Blumenzauber
5.6 Mein Brauereigeschwür
5.7 Der Kutteltest
Letztendlich
6.1 Große Beichte
6.2 Weise Vorsorge
6.3 Das Hobby
6.4 Spät, aber doch …
6.5 Die Endlife-Crisis
6.6 Letzte Gefühle
6.7 Ende der Vorstellung
6.8 Nachruf
6.9 Himmlische Ratschläge
Bei denen, die meine bisherigen drei Hörbücher vollständig über sich haben ergehen lassen, möchte ich mich herzlich bedanken und ihnen zu ihrer seelischen Hornhaut gratulieren. Das vierte Hörbuch hat sich nur in seinem Aufbau verändert, feinsinnige Betrachtungen und seelische Tiefgänge bleiben trotzdem Mangelware.
Man besucht die Via Appia am besten an einem Spätnachmittag, wobei man sich in einer Pferdedroschke bis etwa zum Grabmal der Caecilia Metella hinausfahren läßt. Die tiefer stehende Sonne und die langen Schatten tragen dazu bei, daß sich auch ein Nichtromantiker um zweitausend Jahre zurückversetzt fühlt und bunte Bilder seiner Phantasie auf sich einwirken läßt.
Wir sind auch dieses Jahr nach Rom gefahren.
Wir waren schon ein Dutzend Male da.
Der Reisehöhepunkt ist wie seit Jahren
Ein Trip hinaus zur Via Appia.
Der Ausgangspunkt ist San Sebastiano:
Von dort zum Grab des jungen Romulus.
Dort geht man leise, also piano, piano,
Vorbei, zum Zirkus des Maxentius.
Oh, Via Appia antiqua, bella,
Der erste Punkt, wo wir stets eingekehrt:
Das Grabmal der Caecilia Metella
Ist einen Blick von allen Seiten wert.
Wir laufen weiter, sehen nacheinander
Das schöne Grabmal des Servilius,
Das der Curatier mit Oleander,
Das der Horatier dann ganz am Schluß.
Dort bleiben wir, genau schräg hinüber
Von der Quintilier-Villa. Sie umspannt
Ein Riesenareal mit Büschen drüber,
Im Volksmund „Roma Vecchia“ genannt …
Wir setzen uns auf der Horatier Hügel,
Vor uns antikes Pflaster, freigelegt,
Die Phantasie verleiht dem Auge Flügel,
Das sich Jahrtausende zurückbewegt:
Die Abendwinde wiegen die Zypressen,
Die Sonne hat den tiefsten Stand erreicht.
Der Schatten Länge ist kaum mehr zu messen,
Die Abendkühle macht das Atmen leicht …
Wir hören, erst verzerrt aus fernster Weite,
Dann immer näher dumpfen Hörnerklang.
Die Marschkolonne füllt die ganze Breite
Der Straße und ist eine Meile lang.
Die Cornicines ziehen an der Spitze,
Ihr krummes Horn ragt über sie empor,
Es reicht herauf, fast bis zu uns’rem Sitze.
Sie blasen pausenlos und fast sonor.
Als nächstes und flankiert von der Eskorte
Naht hoch zu Roß ein Militärtribun,
An seiner Tunika die Purpurborte,
Das Antlitz hoch erhoben, schmerzimmun.
Inmitten wolfsbemützter Zeichenträger
Kommt gleich dahinter der Aquilifer,
Als der Legion gekürter Ehren-Heger,
Trägt er den gold’nen Adler vor sich her.
Der Primus Pilus folgen und Trompeter,
Danach die Legionäre, Mann für Mann.
Mit Seitenabstand von fast einem Meter
Schließt sich ihr Zug in Sechserreihen an.
Die Nägel an den Sohlen der Sandalen
Erklingen kantig scharf bei jedem Schritt,
Lamellenpanzer, die den Rumpf verschalen.
Bewegen klappernd sich im Takte mit.
Die kurze Tunika in roter Färbung
Ist durchgeschwitzt, von Flecken übersät.
Das Lederzeug von gelblichbrauner Gerbung
Hält Pilum, Schild, Gepäck und Schanzgerät:
Fast vierzig Kilo trägt auf seinem Rücken
Zu dieser Zeit der Durchschnitts-Legionär,
Zählt Helm und Schwert man zu den Tragestücken,
So sind es weit’re sieben Kilo mehr.
Die Legionäre sind in Schweiß gebadet
Sie sind durchnäßt, verstaubt, verklebt, verdreckt,
Sie sind von Dunst, ja von Gestank umschwadet,
Der kaum von Abenddüften überdeckt …
Im Gleichschritt zieh’n fünftausend Legionäre,
Mit Marschgepäck vorbei. Die Legion
Erfährt am nächsten Tag die große Ehre,
Nimmt am Triumphzug teil, doch heute schon
Wird eine große Zeltstadt eingerichtet,
In der man vor den Mauern biwakiert.
Und morgen früh, wenn sich die Nacht gelichtet,
Wird zum Triumph nach Rom hineinmarschiert …
Allmählich ging dann unser Traum zu Ende,
Uns fröstelte, wir waren wieder wach,
Allein auf dem historischen Gelände
Und unter eines Himmels dunklem Dach …
Wir brachen auf, ein paar Minuten später