Die Highlights der Bibel- plus - Wolf Buchinger - E-Book

Die Highlights der Bibel- plus E-Book

Wolf Buchinger

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Beschreibung

Der Weltbestseller "Bibel" kam bisher ziemlich trocken daher. In diesem Buch hat der Autor sie deshalb aufgefrischt und modernisiert. Anstatt graubraun wirkt sie nun zitronengelb-leicht und pfefferminzgrün-saftig, bunter, wirkungsvoller, immer real und mit entscheidenden neuen Die wichtige Details viel spannender.

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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Wolf Buchinger

Die Highlights der Bibel- plus

Die Bibel: satirisch - emotional - spannend

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Die zehn Gebote

Gott oder Göttin?

Der Anfang vom Ende

Die ersten 6 Tage

Der Ruhetag

Das Paradies als göttliche Startup-Hilfen

Der erste Mord, der erste Ermittler, das erste Tattoo

Wolkenkratzer und Milliardäre

Die bucklige Verwandtschaft nach einer Vergewaltigung

Damals: Heirat aus Liebe? Geht doch!

Schnipp und schnapp, die Vorhaut ist ab

Eine märchenhafte Zweitgeburt und vorbildhafte Sozialstrukturen

Die Erfindung des Musikstils ‚Rap‘

Eine besonders bunte Patchwork-Familie

Selektionsverfahren zum Kanzler eines Großreiches

Der göttliche Ordnungssinn und das erste Navigationssystem

Keine Panik, wenn eine koschere Familie zum Essen kommt!

Spionage im Bordell

Endlich geklärt: Warum die Mauern von Jericho einstürzen mussten

Die Sonne stottert

Vom Mamakind zum Beinahe-Gott

Der struwwelpetrige Obelix

Unbeschnittener Philister contra Schafhirte

Der Vorhautjäger

Könige lieben anders

Die endlose Tragödie der ‚Stadt des Friedens‘

Wenn Frauen morden

Siebenschläfer

Deine Fußstapfen für die Ewigkeit

Ehescheidung: Geht das?

Tipps zum Umgang mit Flüchtlingen

Miss-Wahlen in Persien

Die erste Heilung von Alzheimer oder die Folgen von Manager-Egoismus

Die Erfindung der Kirchensteuer

Ein salomonisches Urteil für Salomon selbst?

Tipps zur Begegnung mit Gott

Die Sache mit der Geburt von Jesus

Marias Brief an ihre Schwester Lydia

Jesus als Teenager

Dreißig Jahre Versteckspiel

In einer Nacht vom verjagten Sohn zum Superstar

CEO Jesus und sein Management

Die großen Shows des Jesus

Kann denn Wein Sünde sein?

Update im Gefängnis

Tod und Auferstehung von Jesus

Nachschlag mit Feuerwerk

Tod oder Leben nach dem Tod?

Wohngemeinschaft für die Ewigkeit

Na, wann kommt er endlich?

Die Gräuel

Die schwierige Geburt des Konkurrenzunternehmens

Liebe Leserin, lieber Leser

Impressum neobooks

Vorwort

Die Highlights der Bibel

Plus

Satirisch

Emotional

Spannend

Einst hatte Moses von Gott auf dem Berg Sinai 613 (sechs-hundert-dreizehn!) Gebote bekommen.

Offensichtlich beabsichtigte Gott damit sich und die Menschen, ähnlich wie bei heutigen Beipackzetteln, auf alle Gefahren des Lebens aufmerksam zu machen und sich selbst juristisch abzusichern.

Die zehn Wichtigsten hat er selbst ohne Rechtschreibefehler auf überlieferte Steintafeln geschrieben.

Dies ist die Urform:

Die zehn Gebote

„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“

‚Markengebundenheit‘ nennt man das heute. Dies gelingt nur mit ständigem Verbessern der Qualität und der Attraktivität des aktuellen Angebots. Kann die heutige Kirche dabei mithalten?

„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“

Ausnahmsweise soll ein Vergleich mit unseren Freunden, den Muslimen, erklären helfen: Sie schieben traditionell alle Misserfolge auf ihren Gott, etwa: „Allah hat es so gewollt.“ Seit der Aufklärung in Europa im 18. Jahrhundert fühlen wir uns bei Misserfolgen ausschließlich selbst verantwortlich, tun aktiv selbst etwas dagegen, lernen damit umzugehen und lassen uns nicht treiben, in der Hoffnung, dass eine undefinierbare Kraft alles von außen zum Besseren regelt. Ein Bigpoint für die Bibel.

„Du sollst den Feierabend heiligen.“

Verkaufsoffene Sonntage, vor allem vor wichtigen kirchlichen Feiertagen, in Ruhe jederzeit alles im Internet bestellen können, Kirchenbazare nach den Gottesdiensten, Autobahnraststätten 24/24h, Holidayparks, Restaurants: Der Mensch hat keine Zeit mehr zum Ausruhen, Entspannen, Nachdenken, Phantasieren, Emotionen nachgehen.

„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohl ergehe und du lange lebst auf Erden.“

Diese Entwicklung, die man damals unmöglich vorhersehen konnte, denn 80 Jahre waren für den Menschen während 2000 Jahren die alleroberste Grenze. Heute werden dank fortschreitender Medizin 90 und mehr Jahre erreicht, Tendenz steigend. Daher sollte dieses Gebot umgeschrieben werden: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, aber bitten, dein Erbe früher auszubezahlen, damit auch du davon profitieren kannst und sie nicht alles ausgeben.“

„Du sollst nicht töten.“

Das Gemetzel, wie es im Namen Gottes der IS betreibt, war damals Gang und gäbe. Mit den Appellen von Jesus hat sich daran nichts geändert, Menschenleben waren nicht viel wert. Die Formulierung „du sollst…“ ist wahrscheinlich pragmatisch gewählt, denn es ist kein echtes Verbot, sondern nur eine Empfehlung. Da das Töten auch in den anderen großen Weltreligionen nicht ausdrücklich verboten ist, könnte die Bibel eine echte Vorreiterrolle übernehmen: „Du darfst nicht töten“ wäre verbindlicher.

„Du sollst nicht ehebrechen.“

Das bedeutet immer noch Treue bis in den Tod. Bis vor 100 Jahren etwa waren Zweckehen die Norm und in den Zeitumständen verstehbar, dass ein Partner hie und da ausbrechen musste. Dann wurden die Ehen aus Liebe geschlossen, doch diese verpufft bekanntlich im Laufe der Jahre. Also bleibt alles beim Alten unter anderen Vorzeichen.

„Du sollst nicht stehlen.“

Dieser Appell kann Menschen mit einem Verdienst von einem Euro pro Tag nie und nimmer erreichen, ein Viertel der Weltbevölkerung muss damit auskommen. Also bleibt auch hier alles notgedrungen beim Alten.

„Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“

Oh je, dann gäbe es keinen Tratsch und Klatsch, keine bunten Illustrierten, keine Verleumdungsprozesse, keine Medienberichte über die High-Society, keine Familienstreitigkeiten, keine Ängste, dass hinter dem Rücken über einen selbst schlecht geredet wird – der Gesellschaft würde etwas fehlen und für viele wäre das Leben weniger spannend. Es bleibt auch hier aus Eigeninteresse alles beim Alten.

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.“

Seit Menschengedenken besaßen nur ganz wenige ein Haus, der Normalfall war das Hausen in Hütten, Verschlägen oder Zelten. Der soziale Wandel mit dem Wohlstand der letzten hundert Jahre schuf einen Bauboom. Nun war nicht mehr die Frage, ob man ein Haus hat, sondern: Wer hat das größere und repräsentativere und vor allem das teurere. Dieser Wettkampf führte zur Protzerei. Also sollte dieses Gebot auch modifiziert werden: „Du sollst deines Nächsten Haus nicht übertrumpfen!“

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist.“

Das Begehren von anderen Frauen war damals wohl ein besonderes Problem, es kommt schon im Gebot Nummer 6 (!) vor, dort geht es um verheiratete Frauen, nun um die Nachbarinnen; die Erklärung der veränderten Sitten bleibt dieselbe. „Knecht und Magd“ sind zumindest bei uns ausgestorben, heute sind damit ausgebildete Fachkräfte gemeint, die gerne abgeworben werden. „Vieh und alles, was sein ist“ entspricht einer feindlichen Betriebsübernahme oder deren Aktien. Die Bedeutungen haben sich geändert, auch hier bleibt das Begehren beim Alten.

Ist unsere Welt durch einen Urknall oder von Gott in die Welt gesetzt worden oder war alles ganz anders?

Gott oder Göttin?

Mein Gott, das hat ja gerade noch gefehlt! Feministinnen werden jubeln, Bibelforscher werden mit dem Tode bedroht, der Papst wird eine Verleumdungskampagne diktieren, die gesamte christliche Welt wird Identifikationsprobleme haben! Es gibt alte News! Die erste überlieferte Form der Bibel stammt aus dem Urstromland Mesopotamien, wo man überzeugt war, dass die Welt nach einem wüsten Krieg der Götter entstanden ist.

Es gab Sieger und Besiegte, die ersten bekamen die Filetstücke der Welt, die anderen mussten nehmen, was gerade noch so übrig war. Und von den Losern gab es nochmals eine Aufteilung: Die stärkeren Verlierer nahmen sich das Vorletzte, die Schwachen das Allerletzte. Und zu diesen gehörte die furchterregende Göttin Tiamat, die nichts Frauliches hatte, denn sie war eine drachenähnliche Gestalt (daher stammt heute wohl noch die Anspielung manch unzufriedener Männer auf ihre Partnerin). Tiamat stellte das Wasserchaos dar, was das damals auch war. Die Texte der Bibel wurden aus Mangel an anderen Möglichkeiten grundsätzlich mündlich überliefert. Im matriarchalischen Mesopotamien blieb sie eine Göttin, im Rest der damaligen Welt aber konnte Mann sich eine Frau an der Spitze der Schöpfung ganz und gar nicht vorstellen, also machte man kurzerhand einen Gott aus ihr. Ein alter Mann mit langem wallenden Bart sieht halt würdiger aus als eine gleichaltrige Frau. Sorry, aber so waren damals die Vorstellungen. Die Weitererzähler der Bibeltexte wandten einen Trick an, um nicht völlig das Original zu verfälschen: Sie ließen nun den „Geist Gottes über dem Wasser schweben“, also weder Fisch noch Fleisch, ‘vergaßen‘, dass Tiamat eine totale Verliererin war und machten somit ihren erfundenen Gott-Mann ganz in der Tradition der arabischen Märchenwelt auch noch zum Allein- und Gesamtschöpfer der Welt.

Schade, dass durch Traditionen, die nicht bereit sind, Ausnahmen zuzulassen, diese Winzigkeit der Bedeutung des Geschlechts umgewandelt worden ist, dies ist damals verstehbar, denn man hätte jeden Erzähler gesteinigt, der behauptet hätte, dass Gott eine Frau ist. Wir haben damit noch heute ordentlich Mühe, man stelle sich ähnliche Erkenntnisse bei unseren Freunden, den Muslimen, vor: Allah wäre eigentlich Allacha! Die Weltordnung müsste neu geschrieben werden. Und was geschieht bei uns im glorreichen aufgeklärten Christentum? Unsere Fortschritte der Denkweisen lassen nur das Vergessen dieser bewiesenen Historie zu. Die potentiellen Veränderungen in allen Details unsers Daseins und des Glaubens würden wanken bis zum Umfallen, schon an Kleinigkeiten könnte man die äußerlich und innerlichen Katastrophen ablesen. Das Kirchenlied „Nun danket alle der Göttin!“ geht nicht, die Organistin würde von der Empore fallen. Schon das erste Gebot ließe uns verzweifeln: „Ich bin die Herrin, deine Göttin. Du sollst keine anderen Göttinnen haben neben mir.“ Die Folge wäre ein Krieg der Geschlechter. Historiker würden einen Glaubenskrieg anzetteln wegen der einen Antwort auf die Frage, ob die Göttin zuerst den Mann oder die Frau geschaffen hat. Wer hätte den Apfel im Paradies gepflückt? War die Schlange ein Männchen oder ein Weibchen? Philosophen würden sich anschließen und fordern, dass ‚die‘ Erde nun ‚der‘ Erde heißen müsse. Psychologen hätten jahrelange Warteschlangen, weil Männer mit der neuen Rolle am Herd nicht zurechtkämen. Priesterinnen würden sich weigern, einen Mann an den Altar zu lassen. Der Papst würde eine Geschlechtsumwandlung in Erwägung ziehen, das erste Gender im Vatikan. Und ein jahrzehntelanger zusätzlicher Streit würde die christliche Welt in zwei verfeindete Lager spalten: Was wäre, wenn auch noch Jesus ein Mädchen gewesen wäre?

Der Anfang vom Ende

Als Gott sich zum allerersten Male einschaltet, ist die Erde „wüst und wirr“, sie hat also einen durchaus vergleichbaren Zustand mit dem heutigen Aussehen. Gott hat die Erde also nicht geschaffen, sie war bei seiner Ankunft schon da. Wer aber hat diesen Haufen aus unbearbeiteten Steinen, Sand und Wasser hergestellt? Ein anderes göttliches Wesen, das sich beim ersten Betrachten schämte, ein solches unansehnliches Produkt in die Welt gesetzt zu haben und sich in den nächsten Vulkanschlot stürzte? Oder eine ganze Anzahl von Göttern, die Planeten gleich zu Tausenden schufen, um damit zu spielen? Die meisten sind ja rund und eignen sich gut für Ballspiele. Etwa: „Die Weltall-Fußball-Meisterschaften“. Das Feld ist 70x100 Lichtjahre groß, die Tore drei Lichtsekunden breit und die Erde ist der Ball.

Dort, wo sie ein Gott beim Abschuss getreten hatte, entstand jedes Mal ein Meer. Die Forscher suchen noch den schlüssigen Beweis zu dieser Theorie, er wird erst gelingen, wenn wir unsere Forschungsräume ins Unendliche ausgedehnt haben werden, das dauert. Dann werden sie auch den bisher unvorstellbaren Urknall definieren können, quasi der Anpfiff zu diesem überdimensionalen Zusammenspiel der Planeten. Dahinter steht schon wieder die Frage zu der Zeit und den Situationen vor dem Urknall. Denn aus dem Nichts kann keine Explosion entstehen, es müssen also Materialien, Feuer und hochexplosive Stoffe vorhanden gewesen sein, die einen solchen Bums überhaupt möglich machten. Wer hat diese Dinge hergestellt? Also schon wieder unbekannte Götter vor unserer Erdengöttin? Oder war es der Teufel? Passen würde eine solche Idee zu ihm. In seiner Hölle konnte man bei hohen Temperaturen und den vielen komplizierten chemischen Reaktionen nicht immer alles unter Kontrolle halten … eine kleine Panne - und peng war das Weltall da. Oder es wurde ihm einfach zu eng oder zu heiß und er wollte sich frische Luft und mehr Freiraum schaffen. Peng! Aus Vulkanen strömt ja überall immer noch genügend Beweis-Schwefel nach oben. Und selbst vor dieser teuflischen Entwicklung steht schon wieder dieselbe Konstruktionsfrage: Wer hat den Teufel mit seinen heißen Produkten erschaffen? Kann das überhaupt noch ein vernünftiges Wesen gewesen sein? Oder doch ein Gott? Und davor muss es auch schon ein Etwas gegeben haben, das diese Vorwelten hergestellt hat. Und so weiter und so fort. Endlose Fragen nach hinten, ohne dass wir uns überhaupt vorstellen können, wo alles seinen Anfang genommen hat.

Als Gedanken zum schnelleren Einschlafen eignen sich diese Vorstellungen nicht. Anstatt ins Reich der endlosen Weiten zu entschweben, wird bald ein verzweifeltes Aufbäumen entstehen, wenn man erkennt, dass es bei allem Nachdenken keine Lösung geben kann, weil stets vor dem letzten Weltbild noch eines gewesen sein muss. Und wenn man es geschafft haben sollte, Hunderte solcher Modelle zurückzuverfolgen, scheitert alles Einschlafen an der nicht zu beantwortenden Frage: „Kann es überhaupt einen Anfang gegeben haben?“ Na dann! Gute Nacht!

Harte Arbeit: die Schöpfung

Die ersten 6 Tage

Die erste Arbeitswoche Gottes hatte das Ziel, das Tohuwabohu (aus dem Hebräischen: ‚wüst und wirr‘) zu einem geordneten Ganzen zu machen. Drei Tage formte er, drei Tage füllte er. Keiner unserer Zeitgenossen würde auf eine Baustelle gehen, ohne ein entsprechendes und modisches Outfit zu haben. Was hatte er also an? Im ersten Teil ging es erst einmal um einen systematischen Ablauf, der den Zweck hatte, die Erde grundsätzlich besser zu machen, es sollten kreative Entscheidungen sein, er wird sich also nicht die Hände dreckig gemacht haben, er wird mit dem Gehirn gearbeitet haben, also der Typ eines heutigen Ingenieurs: Großraumbüro, gigantischerSchreibtisch ohne Grünpflanze, die er später nachreichte, viel Elektronik, vielleicht auch noch ein riesiges altes Zeichenbrett, dunkelblauer Anzug, weißes phantasieloses Hemd, hellbraune italienische Designerschuhe, modische Brille, am ersten Tag schon Dreitagebart, der zu einem Neuntagebart werden wird, Rolex mit laufender Stoppuhrfunktion, sonore Stimme, autoritärer Blick, der kaum Widerspruch zulässt, Workaholiker, der sich selbst nicht schont. Und er arbeitet konsequent seine bisher nie dagewesenen Ideen ab:

Tag eins: Gott macht es gleich ganz konsequent und erfindet den 24-Stunden-Tag und die Jahreszeiten. Das ist sehr komplex und verdient ordentlich Lob, denn alles andere wäre nicht von Dauer gewesen. Das heißt aber auch, dass vor diesem Tag alles stockdunkel war, höchstensdie Vulkane mit ihrer glutroten Lava oder ein matter Schweif eines Kometen. Mehr nicht. Keine Lichtüberflutung, nur das Wenige, das sein musste. Jetzt versteht man auch, warum der Stern über Bethlehem so wirkungsvoll war und die Menschen in Angst, Schrecken und Hoffnung versetzte. Heute entspräche er einem unauffälligen mittelgroßen LED-Stern oben am Supermarkt. Was muss in Gott vorgegangen sein, als er zum ersten Mal das über das Durcheinander flutende Basislicht sah? Emotionen pur, wahrscheinlich zog er das Jackett aus, weil ihm plötzlich heiß wurde, und er krempelte die Ärmel hoch, weil er wusste, dass der nächste Tag noch anstrengender werden würde.

Tag zwei: Erschaffung der Himmel und der Meere. Eines von beidem hätte ja im Anspruch gereicht, aber er will beides. Welch ein kreativer und erfolgreicher Gott! Dieses Alleswollen und Alleskönnenwollen ist wohl auf das Amt des Papstes übergegangen. In der heutigen Zeit entspräche dies dem Abschaffen von Hunger und Krieg an einem einzigen Tag! Was muss er gewuchtet und gebastelt haben, um in dieses Meer von Steinen, Sand und Erde so viel Wasser zu bekommen, dass es riesig wird. In der ersten Nacht muss da noch etwas geschehen sein, was er quasi so nebenbei erfunden hat. Bisher gab es nirgends Wasser, das einzig Flüssige waren die Lavaströme der Vulkane, so ziemlich das pure Gegenteil. Er hat unglaubliche Mengen von Wasserstoff mit halb so viel Mengen an Sauerstoff gemischt und das lebensentscheidende H2O erfunden. Toll!

Die ersten Meere müssen ausschließlich grau und braun wie ihre Umgebung ausgesehen haben. Das war wirklich trist und wenig inspirierend, also spannte er aus dem Nichts den Himmel darüber in allen Farben eines Regenbogens und noch mehr: Die dominierende Sehnsuchtsfarbe wurde blau und nachts war tiefes Schwarz angesagt, zumindest damals noch. Das Bild eines sehr zufriedenen Gottes am Ende des zweiten Tages kann man sich ganz kitschig vorstellen. Er saß oben auf einem Hügel und schaute ganz genüsslich in die Nacht hinein. So sieht Zufriedenheit aus, ein Gefühl, das bis heute in uns nachwirkt. In der Nacht schlief er schlecht und wurde immer wieder von den berauschenden Bildern seiner ersten beiden Tage wach. War es das schon? Könnte er mehr erreichen? Könnte er Besseres erschaffen? Seine Kreativität ließ ihn schon lange vor Sonnenaufgang an seinem Aussichtspunkt sitzen und bei den ersten wärmenden Sonnenstrahlen durchströmte sein Körper das sichere Gefühl für das, was fehlt und was er noch tun müsse.

Tag drei: Gott baggerte sich ein schönes Land. Sicherlich nicht mit den Händen, er dachte es sich wie bisher in seinem Büro aus und benutzt Kräfte, die seitdem nie mehr in diesen Dimensionen benutzt wurden und auch nicht mehr nötig waren, höchstens noch auf anderen Planeten, aber dafür war er ja nicht zuständig. Es könnten kontrollierte Atombomben gewesen sein oder hochspezialisierte Wasserstoffantriebe, Umweltschutz war in dieser Phase noch kein Thema und eventuelle Halbwertzeiten konnte er locker aussitzen. Es gab damals kein Vorbild, wie ‚schönes Land‘ aussieht, also ließ er erst einmal das ursprünglicheTohuwabohu. Berge blieben Berge, Täler blieben Täler, er griff nur ein, wenn ihm etwas unnötig hoch oder zu weiträumig war - die Alpen schuf er beispielsweise, um vorausschauend die lockere südliche Lebensauffassung von den leistungsbezogenen Nordlichtern zu trennen, denn er brauchte und wollte beides. Manchmal zögerte er, es entstanden Inselwelten (Malediven, Karibik), manchmal befahl er zu viel Kraft (Himalaya, Anden), manchmal versuchte er von Hand zu korrigieren (die norwegischen Fjorde) und manchmal schuf er mit dem Unterarm rutschend endlose Weiten (die nordamerikanischen Prärien). Es war der Morgen des dritten Tages, erste Ermüdungserscheinungen machten sich von den anstrengenden Arbeiten der Vortage bemerkbar, denn eigentlich wollte er eine Art Gerechtigkeit für alle Teile der Erde. Doch kaum hatte er einen Teil gebastelt, sank ein anderer wegen dem Gegenwicht der Landmassen ein, er korrigierte und peng, stieg irgend woanders ein ungeplantes Gebirge in die Höhe. Gegen Mittag gab er auf, wartete noch einen Moment, bis sich alles gehoben und gesetzt hatte, korrigierte nur noch an wenigen Stellen (die Kanarischen Inseln), lehnte sich zurück und war eigentlich mit sich und seinem Land zufrieden, er hatte gelernt, Kompromisse zu akzeptieren.

Dieser Tag sollte endlos lang werden, er ahnte es, verzichtete auf das Mittagessen und beschloss, erst am Abend etwas zu sich zu nehmen. Das triste Land war uneben, holprig, grau und braun. Also wollte er etwas ‚für darüber‘, eine Art Decke, die es möglichst bunt werden lassen würde. Er schaute in einen Regenbogen und fragte sich unsicher: „Welche Farbe soll ich nehmen?“ Ja, Blau war seine Lieblingsfarbe, doch bei den ersten Versuchen mit hell- bis dunkelblau schien ihm der hellblaue Himmel zu wenig zur Geltung zu kommen – schließlich sollte dort oben sein Wohnsitz werden – er versuchte es mit gelb: „Äh, widerlich.“ Rot: „Zu aufdringlich.“ Weiß: „Wird zu schnell schmutzig.“ Schwarz probierte er erst gar nicht aus wegen der Nacht, also blieb nur seine am wenigsten bevorzugte Farbe Grün. „Na ja, manchmal muss man Kompromisse machen.“ Erst tüftelte er alle Farbvarianten aus und war schon halbwegs zufrieden, als ihm die zündende Idee mit den Blüten kam, die alle Farben haben mussten - und schon begann die eigentliche Arbeit: Er schuf in höchstens sechs Stunden Millionen von verschiedenen Pflanzen in allen möglichen und unmöglichen Formen in unglaublich vielen Blütenfarben, das schafft heute weltweit noch nicht einmal das Team eines Großbetriebes. Gratulation! Er fand sogar Zeit, sich selbst Fans zu schaffen (die Gottesanbeterin), machte kleine Fehler (die Würgefeige verträgt sich nicht mit dem Gebot ‚Du sollst nicht töten‘) und übersah eine ganze Menge von Schädlingen (Maikäfer, Heuschrecken), erst im Nachhinein kam er auf die Idee, dass er diese als ‚Strafe Gottes‘ einsetzen könne. Am Abend des dritten Tages blühte und grünte es auf der ganzen Erde, ein echtes Wunder in dieser kurzen Zeit. Erleichtert lehnte er sich müde zurück, war wieder zufrieden, weil er nun wusste, dass er einen grünen Daumen hatte und freute sich an der Vielfalt der Pflanzen, die er jetzt einfach ihrem biologischen Schicksal überlassen konnte.

Diesen Urzustand der Erde wird es nie mehr wiedergeben können: Alles, was grünte, war jung, unbelastet, Hoffnungsträger für die zukünftige Entwicklung und weder Tiere noch Menschen konnten es fressen, niederbrennen oder vernichten, denn diese sollten erst in den nächsten Tagen folgen.

Am vierten Tag