Die kleine Ostsee-Bäckerei - Juli Summer - E-Book

Die kleine Ostsee-Bäckerei E-Book

Juli Summer

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Beschreibung

Warmherziger Liebesroman um eine Bäckerei an der traumhaft schönen Ostseeküste. Für alle LeserInnen von Jenny Colgan und Meike Werkmeister »Ich erinnerte mich nur zu gern an diese Ferien zurück. Das Meer, der Duft nach frischen Brötchen und die Liebe meiner Tante waren fest mit meiner Jugend verwoben.« Liz zieht nach dem Tod ihres Freundes zu ihrer Tante an die See. Dort hofft sie, ihre Schuldgefühle besiegen zu können. Schnell steckt sie all ihre Energie in den Erhalt der kleinen Bäckerei. Trotz gebrochenem Herzen entwickelt sie Gefühle für den gut aussehenden Bjarne. Doch die beiden verfolgen unterschiedliche Ziele, denn Bjarne hat andere Pläne mit der Bäckerei. Hat die Liebe da überhaupt eine Chance? »Eine wirklich romantische und unterhaltsame Geschichte, die ich jedem ans Herz legen kann, man spürt einfach dieses gewisse Küstenfeeling. Bitte mehr davon«  ((Leserstimme auf Netgalley)) Erschien bereits 2018 unter dem Titel »Glück hat viele Farben«

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Bei »Die kleine Ostsee-Bäckerei« handelt es sich um eine Neuausgabe des 2018 im Piper Verlag erschienen Titels »Das Glück hat viele Farben« von Juli Summer.

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, schreiben Sie uns unter Nennung des Titels »Die kleine Ostsee-Bäckerei« an [email protected], und wir empfehlen Ihnen gerne vergleichbare Bücher.

© Piper Verlag GmbH, München 2022

Redaktion: Tina Dick

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

Prolog

Ein neuer Anfang

Tante Moni

Neuigkeiten

Kampfgeist

Schöne Aussichten

Frosch oder Prinz?

Neue Besucher und verrückte Ideen

Willkommen im Leben

Happy Birthday

Operation Gehirnwäsche

Eine Reise ins Ich

Seifenblasen

Immer kommt es anders, als man denkt

Lieber ein Ende mit Schrecken …

(K)ein Blick zurück

Herz in Flammen

Hinter Gittern

Zwei Wochen später

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

Prolog

Waren das wirklich meine letzten Worte? »Verlauf dich nicht.« Ich wiederhole sie Tag für Tag. Immer und immer wieder spule ich sie ab, ohne eine Stopptaste zu finden. Für einen Außenstehenden mögen sie nett klingen, aber sie waren nicht nett gemeint. Ich war sauer. Es tut mir so leid. Ich war unfair und muss jetzt damit leben. Wie gern würde ich sie gegen andere Worte austauschen. Zum Beispiel »Pass auf dich auf« oder am besten »Ich liebe dich«.

Es würde nicht weniger wehtun, aber damit könnte ich besser leben. Wie sollte ich ahnen, dass ihnen eine so große Bedeutung zukommen würde? Ahnungslos habe ich sie dir hinterhergerufen. Du hast mir noch einen genervten Blick zugeworfen, dann war die Tür zu. Es waren die letzten Worte, die ich zu dir gesagt habe. Du bist nie wieder durch diese Tür zurückgekehrt. Du hast es nicht mal mehr bis in den Supermarkt geschafft.

Zwei Jugendliche haben dich auf dem Weg dorthin angepöbelt. Sie wollten deine Brieftasche und du hast dich gewehrt. Typisch für dich. Du bist nie den einfachen Weg gegangen, hast dich jeder Herausforderung gestellt und immer an das Gute im Menschen geglaubt. Dieses eine Mal hättest du es besser nicht getan. Gegen das Messer hattest du keine Chance. Diese Mistkerle haben dich blutend auf der Straße liegen lassen. Danach lagst du noch fast zwei Tage im Koma, bis dein Herz aufgehört hat zu schlagen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Eben noch hatte sich dein Brustkorb im Rhythmus gehoben und gesenkt, und plötzlich rührte sich nichts mehr. Die Geräte piepsten wild durcheinander. Die Zimmertür wurde aufgerissen. Schwestern und Ärzte stürmten herein, rissen mich von dir weg. Dann war auf einmal alles still.

Weiße Kittel kamen auf mich zu. Ich fühlte mich wie Frodo in Herr der Ringe, als er den Ring am Finger trägt und die Nazgûl auf ihn hinunterblicken. Die Welt verschwamm vor meinen Augen. Die Worte der Ärzte fühlten sich an wie Messerklingen, die in mich hineingerammt wurden. Aber wie Frodo haben sie mich nicht getötet, dafür aber schwer verletzt.

Die Wunden heilen nicht und schmerzen jede Sekunde meines Lebens. Sie erinnern mich an die Schuld, die ich in mir trage. Wenn ich nicht wegen des vergessenen Bratens und dieses dämlichen Schmands so einen Aufstand gemacht hätte, wärst du an diesem Abend nicht mehr aus dem Haus gegangen und würdest jetzt neben mir im Bett liegen, wo du hingehörst.

Stattdessen ist dort nichts als anklagende Leere. Sie liegt als dunkler Schatten über mir und droht mich jeden Abend aufs Neue zu ersticken. Weil ich es nicht ertragen kann, gehe ich kaum noch ins Bett. Ich bleibe auf der Couch liegen, rolle mich dort zusammen wie ein Igel und hoffe, dass meine Stacheln die albtraumhaften Erinnerungen fernhalten.

Wie soll ich ohne dich weiterleben? Die Schuldgefühle rauben mir meinen Verstand. Vielleicht ist es besser, wenn die Wunden nicht verheilen. Ich habe kein Recht mehr darauf, glücklich zu sein. Ich habe dich umgebracht. Ich will ohne dich nicht glücklich sein.

Ich atme, weil mein Körper es will. Ich esse und trinke, weil mein Körper es will. Doch mein Herz ist mit dir gestorben.

»Kai hätte nicht gewollt, dass du dir Vorwürfe machst.« »Kai hätte gewollt, dass du wieder glücklich bist.«

Du glaubst gar nicht, wie mir diese bescheuerten Floskeln auf die Nerven gehen. Woher wollen die denn wissen, was du denken würdest. So ein Schwachsinn.

Aber nach über acht Monaten weiß ich selbst, dass es so nicht weitergehen kann. Egal, wie schlecht ich mich auch fühle, nichts bringt dich wieder zu mir zurück. Ich habe deshalb eine Entscheidung getroffen.

Vor zwei Wochen rief mich meine Tante an. Moni. Du hast sie kennengelernt. Ihr habt euch auf Anhieb gemocht. Weißt du noch? Sie wohnt an der Ostsee, direkt am Meer in einem dieser Touristenorte. Sie möchte, dass ich sie besuchen komme. Sie glaubt, ein Tapetenwechsel würde mir guttun. Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, die Wohnung zu verlassen oder mich weiter als ein paar Kilometer von deinem Grab zu entfernen. Inzwischen hatte ich Zeit, darüber nachzudenken, und finde es gar nicht so verkehrt.

Unsere Wohnung ist ein Mahnmal. Ich habe keine deiner Sachen weggeräumt, geschweige denn berührt. Sie erinnern mich an dich. Gleichzeitig träufeln sie bei jedem Anblick Gift in meine Wunden. Denn sie erinnern mich auch daran, dass der Mensch, zu dem sie gehört haben, nicht mehr existiert. Ich hasse sie, deine Zahnbürste, deinen Rasierer, deine Kaffeetasse, deine Sportschuhe, einfach alles. Sie sind alle noch da und starren mich vorwurfsvoll an. Ich habe ihnen ihren Besitzer weggenommen.

Was passiert, wenn ich sie in einen Karton packe? Verschließe ich dann auch meine Erinnerungen an dich? Nein, ich kann nicht. Es fühlt sich an wie ein Verrat an dir. Außerdem müsste ich mir endgültig eingestehen, dass du nicht mehr Teil dieser Welt bist. Ich weiß, verdrängen hilft mir nicht weiter, aber es schützt mich vor der grausamen Realität.

Um wieder auf meine Tante zurückzukommen. Ich werde ihr Angebot annehmen. Einige Sachen habe ich schon gepackt. Übermorgen geht’s los. Ich weiß nicht, wie lange ich bleiben werde.

Sicher fragst du dich, wie ich auf unbestimmte Zeit wegbleiben kann. Ganz einfach, ich habe gekündigt. Da schaust du, was? Ja, typisch Liz. Nicht nachdenken, gleich handeln. Glaub mir, es war die richtige Entscheidung. Du weißt, wie sehr ich diesen Job manchmal gehasst habe.

Ich gehe nicht gerne, ich bin lieber hier bei dir. Tag für Tag mit einem Grabstein reden ist auf Dauer aber nicht gut für mich. Und ich komme zurück, versprochen.

Jetzt muss ich los, es wird schon dunkel.

Es tut mir unendlich leid. Ich liebe dich, Kai. Ich werde dich immer lieben.

Ein neuer Anfang

Mit steifen Gliedern erhob ich mich, zog den Handschuh von der rechten Hand und küsste meine Fingerspitzen. Anschließend legte ich die Hand auf den kleinen Findling mit dem Namen meines Freundes. Für einen Moment hielt ich inne, schloss die Augen und lächelte sehnsüchtig. Tränen sammelten sich zwischen meinen Wimpern. Ich konnte mir nicht vorstellen, diesen Ort nicht mehr jeden Tag zu besuchen. Doch so schwer es mir fiel, ich musste mein Leben wieder aufnehmen. Und weil meine Mutter mir dabei keine große Hilfe war, hoffte ich, mit der Reise die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Meine Füße setzten sich in Bewegung. Kurz vor der Pforte drehte ich mich ein letztes Mal um. Mein Blick verweilte für einen Augenblick auf dem Stein. Dann entfernte ich mich mit schnellen Schritten vom Friedhof.

»Du kommst doch wieder?«

»Na klar, und guck mich nicht so an. Mir fällt es schwer genug.«

»Ach, Liz.« Meine beste Freundin Kathy nahm mich fest in den Arm.

Ich vermisste sie schon jetzt, obwohl ich nicht mal weg war. Und irgendwie nahm ich diese Auszeit auch für sie. Ich wusste, es brach ihr das Herz, mich so leiden zu sehen. Sie wollte die alte, fröhliche, lebenslustige Liz zurück. Keine Ahnung, ob ich ihr den Gefallen würde tun können. Aber nachdem sie mir in den vergangenen Monaten mit all ihrer Kraft zur Seite gestanden hatte, musste ich es wenigstens versuchen. Kai war ein guter Freund für sie gewesen, sie hatte ebenfalls unter dem Verlust gelitten. Nicht auf meine Art, denn bei mir verstopften Schuldgefühle den normalen Trauerprozess. Neue Tränen kamen hinzu, die aber nicht abfließen konnten. Nichts ging vor und nichts zurück. Der Zustand machte mir selbst am meisten Angst.

»Wo ist eigentlich deine Mutter?«

Ich verdrehte die Augen. »Sie hat sich gestern schon verabschiedet. Sie wollte mir den Abschied nicht unnötig erschweren. Und ihre Karten hätten zudem gesagt, dass es besser für sie wäre, das Haus heute nicht zu verlassen.«

In Anbetracht der Umstände verkniff sich Kathy ein Lachen und schüttelte den Kopf. »Wie wird sie nur ohne dich klarkommen?«

»Gar nicht«, meinte ich trocken. »Mit ihren sechsundvierzig Jahren sollte sie allerdings in der Lage sein, ein paar Wochen ohne mich zu überleben«, fügte ich trotz allem amüsiert hinzu.

»Dann ist es jetzt also so weit.« Kathy sah zu, wie ich die Heckklappe des Autos zuwarf und mir kurz den Staub von den Händen wischte.

»Sieht so aus.«

»Pass auf dich auf und melde dich regelmäßig.« Sie erhob drohend den Zeigefinger. Kathy kannte mich. Das Handy diente mehr als Deko.

»Versprochen. Ich halte dich auf dem Laufenden.«

Wir umarmten uns ein letztes Mal. Mit gemischten Gefühlen stieg ich ins Auto. Der Abschied fiel mir nach wie vor nicht leicht, und doch spürte ich tief in mir eine Regung. Zu winzig, um es zu beschreiben. Aber was es auch war, daran wollte ich mich festhalten.

Tante Moni

Einen Ort nach dem anderen ließ ich hinter mir. Aus den Lautsprechern meines Autoradios dröhnte Pink. Im Takt trommelte ich mit den Fingern auf das Lenkrad. Neben mir im Fußraum lagen die Verpackungsreste eines Zwischenstopps bei McDonald‘s. Ich saugte den letzten Tropfen Cola durch den Strohhalm aus dem Pappbecher in meiner Hand, warf ihn zu dem restlichen Müll und konzentrierte mich wieder auf den Verkehr.

Schon die gesamte Fahrt über begleitete mich leichter Nieselregen. So fein, dass sich die Wischer entweder zu schnell bewegten und ein nervtötendes Quietschen auf der Scheibe hinterließen oder zu langsam und mir kurzzeitig die Sicht nahmen.

Es war Anfang April, und nachdem der Winter-der-keiner-war endgültig auch von den Meteorologen für beendet erklärt worden war, hatte sich der Frühling-der-keiner-werden-wollte breitgemacht. Mit Regen und Regen und, ach ja, Regen. Ein Grund mehr, die Sachen zu packen, um zumindest optisch für Abwechslung zu sorgen.

Die Fahrt war fast geschafft. Dort vorn konnte ich bereits das Verkehrsschild erkennen, auf dem mein Ziel ausgeschildert war. Zum Glück, denn die Tankanzeige war gerade auf Reserve umgesprungen. Tja, ich hätte doch besser an der letzten Tankstelle halten sollen, war aber der festen Überzeugung gewesen, eine weitere Etappe zu schaffen. Zu dumm, dass ich kurz darauf die Autobahn verlassen hatte und mir keine Zapfsäule mehr vor die Nase gesprungen war. Egal, jetzt hätte ich die letzten Meter sogar zu Fuß zurücklegen können.

Ich bog ab und folgte der Straße. Sie führte durch einen sechshundert Quadratmeter großen Mischwald. An beiden Seiten säumten Buchen, Stieleichen und Eschen die Straße.

Normalerweise verspürte ich an diesem Punkt das Gefühl von Urlaub. Denn ich wusste, sobald der Wald sich lichtete, war das Meer nur noch einen Katzensprung entfernt. Diesmal hatte das Blätterdach, das der Wald über mir bildete, etwas Bedrückendes. Keine Sonne. Kein Licht am Ende des Tunnels, sondern nur der Schlund, der mich mit all seinen Schatten freudig erwartete. Ich brachte diesmal meine ganz persönlichen Dämonen mit. Es fiel mir schwer, den kleinen Funken Hoffnung mit genügend Nahrung zu versorgen, um ihn nicht ausgehen zu lassen. Zu viel war zerbrochen, die Zweifel zu groß. Doch neben all der Traurigkeit überwog zumindest im Moment die Freude, meine Tante nach über zwei Jahren endlich wiederzusehen. Daran hielt ich mich fest, und nur deshalb konnte ich lächeln, als der Ort endlich zum Vorschein kam.

Ich fuhr über die abknickende Vorfahrtsstraße geradeaus und betrachtete verwundert die neu angelegten Verkehrsinseln, um die ich mich plötzlich schlängeln musste. Ohne die sich tummelnden Menschen und ohne das geringste Glitzern von sich reflektierenden Sonnenstrahlen wirkte der Ort wie ausgestorben.

Im Schritttempo steuerte ich das Auto über das rot-graue Straßenpflaster, vorbei an Restaurants und Häusern mit »Zimmer frei«-Schildern im Garten. Als ich den klapprigen Fiat meiner Tante entdeckte, wurde mir augenblicklich warm ums Herz. Endlich erfüllte mich die Vorfreude, auf die ich gewartet hatte, seit ich zu Hause aufgebrochen war. Nun war sie da, verdrängte kraftvoll die Leere, die bis eben in mir geherrscht hatte.

Tante Moni, ich komme. Rückwärts manövrierte ich den Opel Corsa, der neben dem alten Fiat tatsächlich eine gute Figur machte, in eine Parklücke, drehte den Zündschlüssel und der Motor verstummte. Stille hüllte mich ein und sofort waren die Fragen wieder da, die auch bei noch so viel Vorfreude nicht verstummten. Hatte ich richtig entschieden? Einen Moment blieb ich sitzen. Ganz ehrlich? Ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Zu Hause hatte es sich richtig angefühlt, doch jetzt hier, auf diesem Parkplatz, würde ich am liebsten das Gaspedal durchtreten und mich wieder aus dem Staub machen. Wo war der Sinn der ganzen Aktion?

Okay, tief durchatmen. Ich konnte jederzeit zurück. Niemand zwang mich zu bleiben. Außerdem freute ich mich wirklich, Tante Moni zu sehen, es war lange her.

Sie war die Schwester meiner Mutter, was kaum zu glauben war. Die beiden waren sich so ähnlich wie mit Mist bespritzte Gummistiefel und High Heels von Manolo Blahnik. Meine Mutter war der totale Chaot, sie war impulsiv und durchgeknallt. Ich wunderte mich noch heute, wie sie es geschafft hatte, mich großzuziehen. Das meiste hatte ich dabei wohl meiner Tante zu verdanken. Sie war schon damals die Bodenständige gewesen. Sorgte für Ordnung und erinnerte ihre Schwester freundlich daran, dass auch Babys und Kleinkinder Nahrung benötigten, um zu überleben.

Keine Frage, ich liebte meine Mutter, aber deren mütterliche Fähigkeiten waren von Beginn an wenig ausgeprägt gewesen. Andererseits hatte ich dadurch schnell gelernt, selbstständig zu sein. Tante Moni brachte mir das Kochen bei und übertrug auch ihre Leidenschaft fürs Backen auf mich. Ich musste schmunzeln. Sie würde sicher dafür sorgen, dass die fünf Kilo, die ich seit Kais Tod verloren hatte, wieder auf meine Rippen kamen.

Mit den angenehmen Erinnerungen im Gepäck gab ich mir einen Ruck. Ohne mich umzuschauen, öffnete ich die Tür. Sofort wirbelte ein kühler Luftzug durch den Wagen und trug den Duft von Sand und Salzwasser herein. Dann kam die nächste Bö, drückte mit Kraft gegen die Tür. Den Griff nur locker mit zwei Fingern festhaltend, hatte ich keine Chance. Ein kurzer Ruck, dann knallte die Tür bis zum Anschlag auf.

Bevor ich fluchen konnte, gab es einen Aufschrei und aus dem Augenwinkel sah ich jemanden zu Boden gehen. Selbst halb fallend, stolperte ich um die geöffnete Tür.

»Oh nein, es tut mir leid. Geht es Ihnen gut?«

»Blendend. Ich schmeiße mich ständig aus reinem Vergnügen gegen Autos«, zischte der Typ durch zusammengebissene Zähne.

Er saß auf dem Boden und tastete seinen Arm ab. Seiner Miene war nicht zu entnehmen, ob er Schmerzen hatte, aber an einer Stelle seines Arms zuckte er kurz zusammen, als er mit der Hand darüberfuhr.

»Ich rufe einen Krankenwagen.« So schnell es meine zitternden Beine zuließen, kroch ich zurück in den Wagen und suchte nach meinem Handy.

»Hey, hörst du nicht? Ein Krankenwagen ist nicht nötig«, hörte ich eine mürrische Stimme hinter mir.

»Was? Ich … oh nein, sorry.«

Beim rückwärts Krabbeln trat ich dem Kerl direkt zwischen die Beine. Warum stellte er sich auch so nah hinter mich?

»Willst du mich umbringen?«

»Umbringen? Spinnst du? Das war keine Absicht, verdammt. Ich will niemanden umbringen.« Ungewollt stieg meine Stimme um einige Oktaven, und meine Atmung beschleunigte sich.

»Wow, komm mal wieder runter. Bei mir ist alles in Ordnung. Die blauen Flecken werde ich schon überleben«, gab er arrogant von sich.

»Schön für dich.« Aufgebracht knallte ich die Tür zu und wendete mich ab. Das fing ja alles gut an. Heiße Tränen brannten hinter meinen Lidern. Schon verspürte ich nicht mehr die geringste Lust, länger an diesem Ort zu bleiben. Dieser kleine Zwischenfall hatte meine kleine Wohlfühlblase platzen lassen. Wie konnte ich mir einbilden, dass alles besser würde, nur, weil ich hier war und nicht zu Hause, bei Kai, wo ich hingehörte. Aber ich war hier und Kai war nicht zu Hause. Er war tot. Meinetwegen. Verdammt, ich musste mich beruhigen. Dieser Typ konnte nichts dafür, auch wenn er ein Idiot war und unfreundlich, arrogant und selbstgefällig. Ich seufzte erschöpft. Doch eine Erklärung für mein Verhalten musste ich eh nicht mehr liefern, denn von dem Kerl war weit und breit keine Spur mehr. Hatte sich einfach aus dem Staub gemacht. Hauptsache ein riesen Theater veranstalten. Blödmann.

Egal, es war nicht wichtig. Ich durfte mir nicht alles so zu Herzen nehmen. Mein Nervenkostüm war dünn wie nie. Deshalb reagierte ich ständig völlig überzogen. Manchmal erkannte ich mich selbst kaum. Und ganz oft zweifelte ich, ob es die alte Liz je wieder geben würde. Und so gut wie nie rügte ich mich für diese Gedanken. Doch auch wenn die Momente recht selten waren, in denen die alte Liz aus dem Loch, in das sie gekrochen war, hervorlugte, waren sie es, die mir Antrieb gaben.

Genau solch ein Moment war jetzt. Ich schloss den Wagen ab, atmete tief durch und steuerte zielstrebig auf die Bäckerei auf der anderen Straßenseite zu. Bäckerei Morgengruß prangte auf einem Schild über dem Eingang. Es wurde Zeit, meiner Tante Hallo zu sagen.

Eine kleine Glocke schrillte, als ich die Tür zum Laden öffnete. Ich wappnete mich gegen neugierige Blicke, doch niemand war da. Der Raum war leer, auch hinter der Theke.

»Bin sofort bei Ihnen«, ertönte eine weibliche Stimme aus dem hinteren Bereich, den man von meinem Standort aus nicht einsehen konnte.

In der Zwischenzeit betrachtete ich die Auswahl an Backwaren hinter der Glasscheibe. Helle und dunkle Brötchen, runde, längliche, mit und ohne Körner. Auch Süßes war in ausreichender Vielzahl vorhanden. Aber nicht nur das Auge bekam etwas geboten. Ich nahm den Duft, den die Backwaren verströmten, in mich auf. Mein Magen reagierte sofort. Der Burger von unterwegs war längst verdaut. Gegen ein so leckeres mit Marmelade gefülltes und Zuckerguss beträufeltes Teilchen hätte ich nichts einzuwenden.

»So, Entschuldigung, was kann ich …? Elisabeth? Oh, wie schön. Du bist schon da.« Mit schnellen Schritten war Tante Moni um die Theke herum. Sie streckte bereits von Weitem die Arme aus.

Bereitwillig ließ ich mich von ihr zerquetschen. Eine große Zuneigung durchströmte mich. Mit aller Gewalt schluckte ich den Kloß hinunter, der in meiner Kehle schmerzte. Ich hatte sie stärker vermisst, als ich geahnt hatte. Aber diese Frau war eben auch mehr Mutterersatz als einfach nur Tante.

»Wie war die Fahrt? Du bist sicher hungrig.« Sie drückte mich ein Stück von sich weg und betrachtete mich kritisch. »Du bist viel zu dünn. Ein Wunder, dass du dich noch auf den Beinen halten kannst.« Dann tätschelte sie mir die Wange. »Keine Sorge, das kriegen wir wieder hin.«

Ich war mir nicht sicher, ob Tante Moni in dem Moment mein Gewicht meinte oder vielleicht den Grund meines Besuchs. Dass ich zu dünn war, wusste ich. Aber was sollte ich machen, wenn mir der Appetit fehlte? Wahrscheinlich würde ich ab sofort zum neuen Vorkoster ernannt werden. So gut genährt, wie Moni aussah, gehörte der Job bisher ihr. Wobei ich mich nicht erinnern konnte, dass sie je anders ausgesehen hatte. Meine Tante war schon immer das, was man füllig nannte. Mit rundem Gesicht, roten Wangen, freundlichen Augen und einem Herzen aus Gold.

»Es riecht fantastisch«, gab ich zu.

»Na, das ist doch mal ein Anfang. Komm und probiere den Kuchen. Er müsste fertig sein.« Tante Moni schnappte sich meine Hand und zog mich in den hinteren Bereich der Bäckerei. »Erik, darf ich dir meine Nichte Elisabeth vorstellen. Sie wird uns für eine Weile unterstützen.«

Nun traf mich doch noch ein neugieriger Blick, aber aus freundlichen Augen. Lächelnd streckte mir Erik die Hand entgegen. »Hi, schön dich kennenzulernen. Hab schon viel von dir gehört.« Seine schmalen Finger umschlossen meine. Auch sonst machte er eher einen schlaksigen Eindruck. Er war recht groß, dafür aber sehr dünn. Plötzlich wurde er ernst. »Das mit deinem Freund tut mir leid.«

»Danke.« Mehr kam mir nicht über die Lippen. Mein Magen schnürte sich zu.

Im gleichen Moment drückte mir Tante Moni einen Teller mit einem riesigen Stück Kuchen in die Hand. »So, meine Liebe, lass es dir schmecken.«

»Mmmh«, brummte ich und fragte mich, wie ich das alles in mich hineinbekommen sollte.

Ich ließ mich auf einem Stuhl in der Ecke nieder und schob mir die erste gefüllte Gabel in den Mund. Der Pudding war vom Ofen noch lauwarm und zerging butterweich auf meiner Zunge. Ohne es zu wollen, entfuhr mir ein leises Stöhnen. Tante Moni lächelte zufrieden und ging nach vorn in den Verkaufsraum.

»Moni backt wirklich für ihr Leben gern.« Erik lehnte sich an die Arbeitsplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein stoppelkurzes blondes Haar leuchtete.

»Ja, hat sie schon früher. Viele schöne Erinnerungen, die ich habe, spielen sich in einer Küche ab.« Als die Bilder vor meinem inneren Auge erschienen, musste ich lächeln. Ich sah die kleine Liz vor mir, die, über und über mit Mehl bedeckt, aus glücklichen Augen strahlte. Meiner Tante war es egal gewesen, wie die Küche am Ende ausgesehen hatte. Sie hatte es geschafft, auch aus dem Aufräumen eine lustige Sache zu machen.

Damals war lange her, und das neugierige, lebenshungrige und abenteuerlustige Mädchen hatte sich in eine Frau verwandelt. Eine, die bis vor wenigen Monaten die Eigenschaften ihrer Kindheit in sich getragen hatte. Doch dann war Kai gestorben und ein Teil von ihr mit ihm. Seitdem suchte diese Frau vergeblich nach einem Funken, der ihr inneres Licht wieder zum Leuchten brachte. Kai war ihr Licht gewesen, ihr Wegweiser, Begleiter, ihre zweite Hälfte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie die Dunkelheit in sich loswerden sollte, ob es überhaupt je wieder möglich wäre.

Das Geräusch der Türglocke holte mich zurück in die Bäckerei. Der Kuchen auf dem Teller war inzwischen kalt. Appetitlos stach ich das letzte Stück an und steckte es in den Mund. Erst da bemerkte ich die Feuchtigkeit, die meine Wangen benetzte. Hatte ich geweint? Schnell wischte ich mit dem Ärmel des Pullis darüber und sah zu Erik. Der war mit dem Kneten von Teig beschäftigt, lächelte aber verständnisvoll, als sich unsere Blicke trafen.

»Arbeitest du schon lange für meine Tante?« Ich versuchte mich schnell auf andere Gedanken zu bringen.

»Fast ein Jahr. Ich bin wegen der Ausbildung nach Lübeck und habe dort danach einige Jahre gearbeitet. Aber eigentlich gehöre ich hierher.«

»Und kann sie dir genug zahlen?« Ich ging ein paar Schritte und blickte in den Verkaufsraum, wo Tante Moni dabei war, einen Kunden zu bedienen. Als nicht gleich eine Antwort folgte, merkte ich selbst, wie indiskret die Frage gewesen war. »Entschuldige, das geht mich nichts an.«

»Schon gut. Ich besitze, dank meiner Eltern, im Nachbarort eine Ferienwohnung. Die sorgt für den nötigen Ausgleich. Außerdem brauche ich nicht viel zum Leben.«

Ich nickte nur. Trotz seiner Offenheit war mir das Thema unangenehm. Erik war ein Fremder. Und was interessierte mich, ob er mit dem Gehalt über die Runden kam? Oder war es eher meine eigene Situation, die diese Frage hervorgerufen hatte? Der Laden boomte nicht gerade. Gut, vielleicht sah es morgens anders aus und in der Touristensaison sowieso. Ich hatte Ersparnisse auf dem Konto, aber ewig würden die nicht reichen. Tante Moni wollte ich ganz sicher nicht auf der Tasche liegen. Allerdings zweifelte ich inzwischen daran, dass diese mir für die Hilfe im Laden Lohn zahlen konnte. Aber was machte ich mir darüber Gedanken? Wer wusste schon, wie lange ich bleiben würde.

»Erik, du übernimmst das Kommando. Ich helfe Elisabeth mit dem Gepäck und zeige ihr alles.« Tante Moni stand im Durchgang und wischte sich den Puderzucker an der Schürze ab.

»Na klar, lasst euch Zeit.«

Wir verließen die Bäckerei. Sofort schlug mir der kühle Wind entgegen.

»Heute Nacht soll der Sturm sein Maximum erreichen. Hoffen wir es. Wird Zeit, dass sich die Sonne blicken lässt. Bei dem Wetter geht niemand vor die Tür.«

Ich sah mich um. Wie schon bei meiner Ankunft stellte ich auch nun wieder fest, dass der Ort einer Geisterstadt glich. Es wirkte ungewohnt, doch musste ich gleichzeitig feststellen, dass es mir gefiel. Ich bezweifelte, haufenweise Touristen ertragen zu können. Zu viel Fröhlichkeit, zu viel Leben. Für meine derzeitige Situation war die Stille genau das, was ich brauchte.

In der Wohnung zeigte mir Tante Moni das Zimmer, in dem ich die nächsten Wochen verbringen würde. Nichts hatte sich verändert seit meinem letzten Besuch.

»Du weißt, du kannst dich einrichten, wie es dir beliebt.«

»Danke, aber mir gefällt es. Ich mag deinen Geschmack sehr.«

Es stimmte. Meine Tante hatte einen Blick fürs Detail. Alles passte auf seine eigene Art zueinander, ohne überladen zu wirken. Das Zimmer war in Altrosa-Töne getaucht. Die Möbel aus Kernbuche passten perfekt dazu. Ein frischer Strauß weißer Rosen leuchtete auf der Kommode.

Völlig unvorbereitet traf mich mit einem Mal der Grund meines Besuchs. Ich bekam keine Luft mehr und fasste mir panisch an den Hals. Mit zwei großen Schritten war ich am Bett und sank auf die Tagesdecke. Plötzlich war alles wieder da, die Bilder, der Geruch des Krankenhauses, fast konnte ich die Geräte piepen hören. Die Beerdigung – ich hatte Kai beerdigt. Er war nicht mehr da. Was würde ich dafür geben, nur noch ein letztes Mal seine Stimme zu hören, ihn in den Arm nehmen zu können, um seinen Duft in mich aufzunehmen. Stattdessen war ich hier und fühlte mich einsamer denn je.

Tiefe Schluchzer ließen meinen Körper erbeben. Ich spürte kaum, wie Tante Moni mich liebevoll in den Arm nahm und hin und her wiegte. Die Schuld fraß sich durch mich hindurch, hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Und die Endgültigkeit, die damit verbunden war, trieb mich an den Rand der Ohnmacht.

»Es tut mir so leid für dich, mein Schatz.« Tante Moni strich mir die vom Weinen feuchten Strähnen aus dem Gesicht.

»Schon gut, ich weiß selbst nicht, wo das gerade herkam.« Ich hatte mich wieder gefangen, nur kleine Atemhüpfer erinnerten an meinen Ausbruch. Merkwürdigerweise fühlte ich mich freier.

»Die erste Zeit ist immer schwierig. Trauer lässt sich nicht kontrollieren. Ich weiß, wovon ich spreche.«

»Es tut weh.«

»Ja, das tut es. Aber es muss raus. Friss es nicht in dich hinein.« Sie drückte mich an sich. »Ich bin für dich da.«

Abermals blockierte ein Kloß meinen Hals und hinderte mich am Sprechen. Natürlich hatte ich um Kai geweint, aber es war etwas anderes, wenn man dabei nicht allein war. Vor allem wenn jemand bei einem war, der Ähnliches erlebt hatte.

Tante Moni hatte sich in einem Sommerurlaub vor vielen Jahren in einen Mann verliebt. Ich war dabei gewesen, allerdings als Baby. Die ersten Jahre hatte sie mit Karl eine Fernbeziehung geführt. Er hatte in der Bäckerei seines Vaters gearbeitet, und Moni war fest entschlossen gewesen, ihrer Schwester mit dem Baby unter die Arme zu greifen. Erst als ich in den Kindergarten gekommen war, war Moni an die See gezogen und hatte geheiratet. Von da an verbrachte ich fast jede Ferien dort. Ich erinnerte mich nur zu gern an diese Zeit zurück. Das Meer, der Duft nach frischen Brötchen und die liebevolle Art meiner Tante waren fest mit meiner Jugend verwoben. Sie war die Konstante im Chaos. Nur so ließ sich das Leben mit meiner Mutter beschreiben. Auch wenn es mich dann nicht geben würde, war ich der Meinung, dass Moni eine bessere Mutter abgegeben hätte. Doch ihr und Karl waren Kinder immer verwehrt geblieben. Aber so wie ich Tante Moni als Ersatzmutter sah, so war es umgekehrt wohl auch. Wir hatten uns gegenseitig geholfen.

Vor acht Jahren starb Karl überraschend an einem Herzinfarkt. Ich war am Boden zerstört, doch erst heute wusste ich, wie es für meine Tante gewesen sein musste. Niemand, der es nicht selbst erlebt hatte, konnte diesen Schmerz nachempfinden. Tante Moni kämpfte, und zwei Jahre später holte sie eine Freundin als Geschäftspartnerin mit in die Bäckerei. Henriette war ebenfalls ein herzensguter Mensch. Es ärgerte mich, dass ich die Chance nicht genutzt hatte, sie näher kennenzulernen. Damals begann die Beziehung zu Kai, und ich hatte den Kontakt schleifen lassen. War zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen. Ich war nicht für meine Tante da, als das Schicksal zum zweiten Mal zuschlug. Henriette erkrankte an Krebs und starb vor gut einem Jahr. Seitdem stemmte sie das Geschäft allein, beziehungsweise mit der Hilfe von Erik.

»Ich muss zurück in die Bäckerei. Lass dir Zeit. Oder vielleicht gehst du ans Wasser. Früher hast du dich nur am Strand aufgehalten.« Sie gab mir einen letzten Kuss auf die Wange und verschwand aus der Tür.

Unschlüssig saß ich minutenlang auf der Bettkante. Der kurze Ausbruch hatte mich ermüdet. Ich ließ mich nach hinten fallen und schloss die Augen. Ruhe fand ich keine. Seufzend erhob ich mich und trat ans Fenster. Der Wind trieb dunkle Wolken übers Land. Mein Blick verfing sich am Meer, das zwischen den Häusern hinter der Promenade aufblitzte. Es mochte nicht das perfekte Wetter für einen Strandspaziergang sein, doch immerhin bestand die Möglichkeit, dass die frische Luft mir half, den Kopf freizubekommen. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich mir Jacke, Tuch und Mütze an und stand wenige Minuten später vor dem Haus. Die Strandstraße führte direkt zur Promenade. Die kleinen Souvenirläden, die sonst unzählige Mitbringsel vor ihren Türen aufreihten, waren geschlossen. Gekauft hatte ich selten etwas, aber ich liebte es, darin zu stöbern. Direkt vor mir baute sich die große Seebrücke auf. Ich zögerte kurz, ging dann aber daran vorbei. Vor einem größeren Felsen blieb ich stehen, lehnte mich mit dem Po daran und zog Schuhe und Socken aus. Der Sand war kalt unter meinen Fußsohlen, dank nur weniger Steine konnte man jedoch angenehm laufen. Dort, wo das Salzwasser den Sand berührte, blieb ich stehen. Ich wartete, bis der erste Ausläufer einer Welle meine Füße umspülte. Kurz schnappte ich nach Luft. Das Wasser war wirklich bitterkalt. Als Kind hatte ich es lustig gefunden, wenn das zurückdrängende Wasser den Sand unter meinen Füßen mit ins Meer zog. Nun stand ich hier mit fünfundzwanzig und versuchte, mit der Erinnerung auch das Gefühl von damals in mir hervorzurufen. Zwar war die Euphorie eines kleinen Mädchens nicht mehr da, aber es kitzelte noch immer und brachte eine gewisse Freude. Für den Anfang nicht schlecht.

Ich lief eine Weile am Wasser entlang, bis die Kälte in meinen Körper zog. Über Holzplanken nahm ich den Weg zurück zur Promenade. Auf einer blauen Metallbank machte ich Halt und rieb mir den Sand von der Haut. Während die Füße allmählich warm wurden, blickte ich hinaus aufs Meer. Die Surfer, die ich schon zuvor beobachtet hatte, waren zurück am Strand. Früher hatte ich mir stets vorgenommen, es zu lernen. Dabei war es bis heute geblieben. Kai war in mein Leben getreten und viele Dinge, die mir vorher wichtig gewesen waren, hatten plötzlich einen völlig anderen Stellenwert bekommen. Waren in den Hintergrund gerückt, während andere Priorität erlangten. Ich spürte, wie sich eine neue Welle der Trauer in mir aufbäumte. Der Drang, dagegen anzukämpfen, kam automatisch. Aber Tante Moni hatte recht. Ich musste den Tränen freien Lauf lassen. Das Problem waren nach wie vor die Schuldgefühle. Sie hinderten mich daran, loszulassen. Denn wenn ich es tat, würde der Schmerz irgendwann vergehen, und genau das hatte ich nicht verdient. Es war mein Schicksal zu leiden. Für andere mochte es absurd klingen, aber ich glaubte daran.

Jederzeit griffbereit, zog ich ein Foto aus meiner Tasche. Es zeigte Kai und mich. Ein Schnappschuss, aufgenommen während unseres letzten gemeinsamen Urlaubs in Schottland. Vor Glück strahlend schauten wir in die Kamera. Lange hatten wir von diesen Wochen gezehrt. Mit dem Auto waren wir durch das Land gereist. Unabhängig, frei. Wir hatten uns an den unterschiedlichsten Orten geliebt, Pläne geschmiedet. Warum nur hatten wir uns ein paar Wochen später wegen einer Nichtigkeit so streiten können?

Ich wollte nicht darüber nachdenken. Es war nicht der richtige Ort, um den Schmerz herauszulassen. Ich öffnete mit einer Hand die Tasche. Mit den Gedanken nicht ganz bei mir, ließ ich das Bild los. Zu früh, wie ich feststellen musste. Während es zu Boden segelte, wurde es von einer Bö erfasst. Erschrocken sprang ich auf. Der Wind war stark und wehte es vor mir her. Wäre es nur irgendein Bild, hätte es keine Rolle gespielt. Man könnte es neu entwickeln lassen. Aber mehr noch als um das Foto selbst ging es mir um die Rückseite. Diese war besonders, mein Schatz. Kais Lippen hatten sie berührt. Ein Abdruck für die Ewigkeit.

Wir hatten eine Menge Spaß gehabt, als wir die Idee umsetzten. Mit Stempelfarbe hatten wir unsere Lippen betupft und dann jeder einen Kuss auf dem Foto hinterlassen. Es hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, bis die Farbe wieder von den Lippen gewesen war.

Endlich blieb es liegen. Ich wollte mich danach bücken, als mich ein harter Gegenstand am Kopf traf und rückwärts taumeln ließ. Benommen fiel ich zu Boden, konnte mich gerade noch mit den Händen abfangen.

»Mist, alles okay? Zeig mal her?«

Zwei Hände tasteten meinen Kopf ab, der wie nach einem Gongschlag nachvibrierte. Das Denken fiel mir schwer, ich versuchte mich zu orientieren. Nur das Pfeifen des Windes war zu hören.

»Geht schon. Das Foto. Ich muss …« Ich durfte es nicht verlieren. Blinzelnd sah ich mich um, konnte es aber nirgends entdecken. Ich schüttelte die fremden Hände ab, die mir helfen wollten, und stand auf.

»Oh, hey, langsam. Setz dich wieder.«

Verdammt, war mir schwindelig. Meine Beine wollten mich nicht tragen. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Endlich verschwand das Flimmern vor meinen Augen.

»Meinst du das?«

Eine zweite Stimme. Jemand hielt mir das Foto vor die Nase. Gott sei Dank.

»Ja, danke.« Ich presste es an mich und kämpfte gegen Tränen der Erleichterung. »Was ist eigentlich passiert?« Jetzt, wo ich Kai wiederhatte, wurde mir die Situation bewusst, in der ich mich befand.

»Du bist mir direkt in mein Brett gelaufen. Ich habe dich nicht kommen sehen.«

Ein Brett? Verwirrt sah ich mich um. Da erkannte ich ein Surfbrett, das halb in der Hecke neben mir steckte. Ein paar Meter vor mir ging ein Weg hinunter zum Strand. Die beiden mussten in dem Moment um die Ecke gebogen sein, als ich mich nach dem Bild hatte bücken wollen. Großartig. Ich massierte mir die Schläfen.

»Kennen wir uns?«

Der Typ hockte vor mir und beäugte mich misstrauisch aus tiefblauen Augen. Er steckte in einem schwarzen Neoprenanzug, die blonden Haare, für meinen Geschmack etwas zu lang, waren an den Spitzen noch feucht vom Salzwasser. Ich wollte bereits den Kopf schütteln, als es mir einfiel. Augenblicklich breitete sich Unbehagen in mir aus. Ich hatte wirklich kein Glück, außer er … Nein, sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er hatte seine Antwort.

»Na klar, die Autotür. Wenn ich gemein wäre, könnte ich jetzt glatt von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen.«

»Und bist du es? Gemein?«

»Nein, in der Regel nicht. Höchstens ein wenig schadenfroh, aber selbst das fällt mir bei deinem Anblick grad schwer.«

Sah ich so fertig aus? »Dir scheint es nicht so schlecht zu gehen, wenn du surfen kannst«, stellte ich leicht bissig fest.

»Die Schmerzen sind erträglich. Deine inzwischen auch? Wir sollten zurück, da kommt gleich ziemlich was runter.«

Ich folgte seinem Blick. Tatsächlich hatte sich der Himmel über dem Meer bedrohlich dunkel gefärbt. Wie auslaufende schwarze Tinte flossen die Wolken auf uns zu. Ich startete einen weiteren Versuch aufzustehen. Trotz meines Protestes spürte ich, wie sich seine Hände um meine Taille legten. Unsicher, ob meine Beine mich tragen würden, wehrte ich mich jedoch nicht.

»Du kannst loslassen. Diesmal bleibe ich stehen.«

»Sicher?«

»Wenn nicht, kannst du auf meine Kosten schadenfroh sein. Ist doch toll.«

»Hey, ich bin kein Unmensch.«

»Leute, hört auf zu flirten, beeilt euch lieber.«

Er ließ mich los und grinste schief. »Richtig. Das ist übrigens Mika, ich bin Bjarne.«

»Hi.« Ich lächelte Mika an, der sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hatte. Aber es war auch nicht sein Brett, das ich vor den Kopf bekommen hatte. »Ich bin Liz. Danke noch mal wegen des Fotos.«

»Schien dir wichtig.«

»Ist es.« Ich nickte abwesend und setzte mich in Bewegung.

Bjarne nahm sein Brett unter den Arm und schloss zu uns auf. Ein paar einzelne Möwen zogen kreischend über uns hinweg. Rauschend fegte der Wind durch die Bäume, drückte kräftig gegen die Stämme und ließ die Äste tanzen. Mein schulterlanges Haar flog in alle Himmelsrichtungen. Vergeblich versuchte ich, es zu bändigen.

»Bist du hier zu Besuch?« Bjarne wendete sich mir zu.

Ich musste lauter sprechen, damit die nächste Bö meine Worte nicht ungehört davontrug. »Ja, bei meiner Tante.«

»Cool, dann stehen die Chancen gut, dass wir uns noch mal treffen, ohne dass der eine dem anderen Schmerzen zufügt.«

»Wäre möglich.«

Inzwischen hatten wir die ersten Häuser erreicht. Feiner Regen setzte ein.

»Kommt Marlene eigentlich dieses Wochenende her oder fährst du zu ihr?« Mika sah seinen Freund ernst an.

»Ich hatte vor zu fahren. Keine Ahnung, überlege ich mir spontan.«

»Na klar.«

Ich hörte den beiden belustigt zu. Mika wollte seinen Freund wohl daran erinnern, dass er vergeben war. Darum musste er sich bei mir nun wirklich keine Gedanken machen. Das Letzte, auf das ich aus war, war ein Flirt, geschweige denn mehr. Zumindest bekam ich einen kleinen Einblick von Bjarnes Charakter. Solche Typen hatte ich noch nie leiden können.

»Okay, da wären wir. Danke für die Begleitung.« Ich blieb stehen und lächelte freundlich.

»Du wohnst bei Moni?«

»Ja, sie ist meine Tante.«

Bjarnes Gesicht verdüsterte sich. Mika verdrehte die Augen. Ich konnte deutlich spüren, wie die friedliche Stimmung zu kippen drohte.

»Prima, dann schon deinen Kopf heute noch ein wenig. War nett, dich kennenzulernen. Wir sehen uns sicher.« Mika hatte es plötzlich eilig. »Kommst du?« Er klopfte Bjarne auf den Rücken.

In dem Moment ging die Tür zur Bäckerei auf und Erik trat mit einer Zigarette in der Hand heraus. Das Lächeln gefror auf seinem Gesicht, als er die Jungs entdeckte.

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»Schon wieder du?«

»Ich habe jedes Recht, hier zu sein. Mehr als du«, giftete Bjarne sofort zurück.

»Das sehe ich anders.«

Ich blickte überrascht hin und her. Da konnten sich zwei überhaupt nicht ausstehen. Ob es um ein Mädchen ging? Nach dem Bild, das ich mir zurechtgelegt hatte, durchaus möglich. Aber was hatte Tante Moni damit zu tun?

»Schön, hauen wir ab.« Ohne einen Gruß packte Bjarne sein Surfbrett und marschierte davon.

»Boah, dieser Typ ist echt die Pest.« Eriks Augen funkelten vor Zorn.

Ich hätte Lust gehabt nachzufragen, warum die beiden sich nicht ausstehen konnten. Wären da nicht die Kopfschmerzen, die hartnäckig gegen meine Schädeldecke pochten. Erik zündete sich unterdessen die Zigarette an und sog den Rauch tief in die Lungen.

»Alles okay? Du siehst müde aus«, lenkte er das Gespräch auf mich.

»Bin ich auch. Ich werde mich hinlegen, die Autofahrt steckt mir noch in den Knochen. Hast du Feierabend?« Ich war inzwischen die Stufen nach oben gegangen und schloss die Haustür auf.

»Ja, wir sehen uns morgen. Ach, und wenn dir was an deiner Tante liegt, lass die Finger von dem Kerl.« Er drückte die halb gerauchte Zigarette aus, warf sie in die Vorrichtung oberhalb des Mülleimers und verschwand im Laden.

Zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit sah ich einem Mann verblüfft hinterher. Was hatten die hier nur alle? In der Wohnung, die über der Bäckerei lag, kramte ich die Kopfschmerztabletten aus meinem Koffer und schluckte sie mit Wasser hinunter. Anschließend betrachtete ich mich im Spiegel. Im Gesicht hatte ich nichts abbekommen, aber ich war so blass, dass man meinen könnte, ich wäre von einem Vampir ausgesaugt worden. Der Kontrast zu meinen braunen Haaren und den großen, dunklen Augen machte es nicht besser. Mein Blick wanderte nach unten. Die Klamotten hatten auch schon besser gepasst. Ich hätte mir längst neue kaufen müssen, hatte mich aber nicht aufraffen können. Mühe gab ich mir mit meinem Aussehen ohnehin nicht wirklich. Wieder im Zimmer schlüpfte ich in Jogginghose und T-Shirt und kuschelte mich in die warmen Laken, die mit weicher, frisch duftender Biberbettwäsche bezogen waren. So wohl hatte ich mich in einem Bett seit Kais Tod nicht mehr gefühlt. Es mochte daran liegen, dass es nicht mein eigenes war. Dieses hatte ich nie mit ihm geteilt, es gab keine gemeinsamen Erinnerungen. Nur solche, die aus einer Zeit stammten, bevor Kai in mein Leben getreten war. Am Ende war es vielleicht gut, dass ich den Kontakt hatte schleifen lassen. Es verhalf mir zu dem nötigen Abstand, den ich dringend brauchte, um mein Leben in den Griff zu bekommen. Denn das war zu Hause unmöglich gewesen.

 

Widerwillig öffnete ich die Augen. Jemand rüttelte sanft an mir. Mir lag der Name schon auf der Zunge, als mir einfiel, dass er es nicht sein konnte. Ich drehte mich und blickte in das Gesicht von Tante Moni.

»Ich wollte mich nur kurz ausruhen.«

»Daraus sind wohl ein paar Stunden geworden. Wir haben gleich sieben. Ich dachte, ich wecke dich, sonst kommst du heute Nacht nicht zur Ruhe. Wenn du magst, kannst du mir beim Abendbrot Gesellschaft leisten.«

Sie ging hinaus und überließ mir die Entscheidung. Einen Moment blieb ich liegen, sammelte mich. Die Kopfschmerzen waren zum Glück verschwunden, und da mein Magen eindeutige Zeichen von sich gab, stand ich auf, spritzte mir im Badezimmer eine Handvoll Wasser ins Gesicht und folgte Tante Moni in die angrenzende Küche.

»Ich wusste nicht, was du magst, deshalb habe ich von allem ein bisschen gekauft.«

»Schon gut, ich bin nicht wählerisch.« Ich dachte an die vergangenen Wochen und die wenig abwechslungsreiche Nahrung. Manchmal hatte ich beim Zubettgehen festgestellt, dass ich über den Tag hinweg nur einen einzigen Apfel gegessen hatte. Dann wieder war es trockenes Knäckebrot oder eine einfache Fertigsuppe gewesen.

»Ich kann dich nicht zum Essen zwingen, aber ich würde mir wünschen, dass du es versuchst«, erriet Tante Moni meine Gedanken.

»Tatsächlich knurrt mir zum ersten Mal seit einer Ewigkeit der Magen. Muss an der Seeluft liegen.« Automatisch wanderte mein Blick zum Fenster. Doch draußen goss es in Strömen, und es war so diesig, dass sich die Welt im Nichts aufgelöst zu haben schien.

»Das freut mich. Trinkst du ein Glas Wein mit mir dazu?«

»Sehr gern.« Tante Moni erhob sich. »Warte, das kann ich doch machen.«

»Nein, nein, fang ruhig schon an.«

Eine Weile aßen wir schweigend. Das frische Brot schmeckte wirklich gut, und der Wein sorgte für rote Wangen.

»Darf ich dich was fragen?« Mir ging das hitzige Gespräch zwischen Bjarne und Erik nicht aus dem Kopf.

»Natürlich, alles.«

»Kennst du einen Bjarne?«

Tante Moni hielt in ihrer Bewegung inne und legte das Brötchen zurück auf den Teller. »Ja, Bjarne Luven. Er ist der Sohn von Henriette.«

»Echt? Er und Erik mögen sich nicht besonders, kann das sein?«

»Wie kommst du darauf?«

»Es gab da vorhin eine kurze Begegnung zwischen den beiden. Ich hatte das Gefühl, es fehlte nicht viel und Erik wäre auf ihn losgegangen.«

Tante Moni seufzte. »Ja, das ist nicht so einfach.« Sie drehte das Glas Wein zwischen ihren Fingern. Ihr Blick wurde traurig. »Erik meint es nur gut. Und Bjarne …« Sie ließ den Satz unvollendet. »Was soll ich sagen, ohne ihn in ein falsches Licht zu rücken? Er ist ein guter Junge, der Sohn meiner besten Freundin. Ich kenne ihn seit zwanzig Jahren. Bjarne ist ohne Vater aufgewachsen und Henriette hat nie geheiratet. Nun hat er auch seine Mutter verloren. Er trägt viel Wut mit sich herum.«

»Was ist mit ihm?«, hakte ich nach.

»Nach Henriettes Tod erbte Bjarne ihren Anteil an der Bäckerei. Ich würde ihn auszahlen, wenn ich könnte, aber dazu müsste ich einen Kredit aufnehmen, das ist unmöglich.« Sie machte eine Pause. »Du musst wissen, die Bäckerei wirft nicht viel ab. Ich kann gut davon leben, weil ich nicht viel benötige. Es reicht, um Erik ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Aber es gibt auch Monate, in denen unterm Strich nichts übrig bleibt.«

»Lass mich raten, das gefällt ihm nicht.«