Die kleine Périne und Marie Antoinette - Horst Karbaum - E-Book

Die kleine Périne und Marie Antoinette E-Book

Horst Karbaum

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Beschreibung

Im Band 2 der Reihe "Der kleine Peter" ist es ein Mädchen namens Périne, also "die kleine Périne" in das eine "weise Seele" hineinschlüpft und das in Paris aufwächst und später an den Hof von Kaiserin Maria Theresia in Wien kommt. Sie wird die Freundin der jungen Marie Antoinette, die jüngste Tochter von Maria Theresia und versucht sie mit ihrer weisen Seele zu einem guten Menschen zu machen. Marie Antoinette, die als Kind noch Maria Antonia heißt, ist ein schwerer Fall. Sie ist sich meistens selbst überlassen und macht deshalb was sie will. Dabei ergeben sich manchmal schlimme Sachen. Da wo es besonders schlimm werden könnte, werden im Buch zwei Möglichkeiten beschrieben. Es gibt dann ein Kapitel in dem beschrieben wird, wenn sie sich für den guten und ein weiteres, wenn sie sich für den schlechten Weg entscheidet.

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Hallo,

hast du schon mein Buch ’Der kleine Peter auf dem Weg ins „Verheißene Land“’ gelesen? Dann wirst du schon einiges von dem wissen, was jetzt kommt. Die Stellen überliest du einfach, aber schreiben muss ich sie, weil es Kinder gibt, die das erste Buch nicht kennen.

Die kleine Périne wird so genannt, weil sie klein ist und immer klein bleibt. Sie hieß auch mal Pètr Kàtan oder Peter Klein und war ein Junge, aber das wechselt! Das liegt daran, dass sie kein Mensch ist, sondern eine Seele.

Einmal wohnten ihre Eltern und sie in Paris, das ist die Hauptstadt von Frankreich und ihr Nachname war „Petit“, also Périne Petit1 war ihr vollständiger Name. Petit ist Französisch und das Wort für „klein“.

Französisch sprachen und sprechen vor allem Menschen, die in Frankreich leben. Aber dazu schreibe ich später mehr.

Mit ihren Eltern hat die Seele von Pètr vor zwei- oder dreitausend Jahren allerlei erlebt, aber vor gut 250 Jahren mit den Eltern von Périne auch. Sie wechselt manchmal die Eltern, weil sie mal in dem einen und dann in dem anderen Menschen die Seele ist.

Ach noch was, sie heißt natürlich nicht immer Périne oder Petruschka oder Petra oder Petronella oder .... mit Vornamen. Das ändert sich alle zehn Jahre. Manchmal wechselt sie auch das Geschlecht. Sie ist auch manchmal die Seele von einem Jungen und heißt dann zum Beispiel Peter oder Pjotr oder Pietro oder Petrus oder Pedro oder so. Das mit Jungs oder Mädel ist bei Seelen nämlich wurscht!

In diesem Buch ist sie ein Mädchen und wohnt ab dem Jahr 1755 bis 1764 mit ihren Eltern erst in Paris, der Hauptstadt von Frankreich und zieht später nach Wien, der Hauptstadt von Österreich. Da lernt sie die Tochter der österreichischen Herrscherin Maria-Theresia kennen. Was sie erlebt, könnt ihr hier lesen. Es ist nicht immer spaßig, aber Périne ist immer fröhlich. Sie lässt sich die Laune nicht verderben.

1 Den Namen spricht man ungefähr so aus „peerrin pti“.

Zum Autor: Horst Karbaum ist Jahrgang 1951 und lebt in Dortmund. Seit er seine Tätigkeit als Ingenieur beendet hat, schreibt er Bücher. Die meisten davon sind unter einem Pseudonym veröffentlicht worden, Aber die Kinderbücher, die er auch für seine Enkelinnen schreibt, erscheinen natürlich unter seinem realen Namen. Sie haben immer einen Kern, der um ein Kind bis zu seinem zehnten Geburtstag geht, das eine „Trainerseele“ hat und dessen Namen auf dem Wortstamm von „Peter“ basiert.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle Namen, alle Personen und die Handlung sind frei erfunden. Sollten Menschen ähnlich heißen oder Ähnliches erlebt haben, so ist das rein zufällig und unbeabsichtigt.

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Maria Antonia in Wien

1-1 Es beginnt in Wien

1-2 Maria Antonia und das Pony

Teil 2: Périne in Paris

2-1 Périne

2-2 Carlos und der zerbrochene Milchkrug

Teil 3: Maria Antonia entscheidet sich richtig

3-1 Wie ein Ereignis Maria Antonia verändert

Teil 4: Maria Antonia entscheidet sich falsch

4-1 Wie ein Ereignis Maria Antonia verdirbt

Teil 5: Périne hilft Carlos

5-1 Périne und der Bauer

Teil 6: Périne kann Carlos nicht überzeugen

6-1 Carlos enttäuscht Périne

6-2 Diesmal wird alles gut oder?

Teil 7: Périne und Maria Antonia in Wien

7-1 Périne geht auf die Reise

7-2 Périne und Maria Antonia werden Freundinnen

7-3 Maria Antonia hat keine Lust

Teil 8: Périne und Maria Antonia fahren Kutsche

8-1 Es bleibt nicht bei der Fahrt im Park

8-2 Joseph entdeckt die Bescherung

8-3 Ganz Wien steht Kopf

8-4 Zurück am Schloss

8-5 Maria Theresia haut dazwischen

Teil 9: Périne überzeugt Maria Antonia

9-1 Maria Theresia und der Bauer

9-2 Périne und das Tonerl werden zehn!

Ausklang

Seelenwanderung?

Weitere Informationen

Impressum

Maria Antonia in Wien

Teil 1

Hier beginnt das Buch und wir erfahren, wie Maria Antonia am Hof ihres Papas, dem Kaiser Franz I. von Österreich und ihrer Mama Maria Theresia ihre Kindheit verbracht hat.

1-1 Es beginnt in Wien

Österreich ist heute ein kleines Land. Vor etwa 300 Jahren dagegen war es groß. Nachdem Kaiser Karl VI.2 gestorben war, musste seine Tochter Maria Theresia die ganze Arbeit machen und über das Land herrschen. Nicht nur das, es gab auch Herrscher in anderen Ländern, die meinten, dass Maria Theresia nicht das gehören dürfte, was ihr Papa ihr hinterlassen hatte. Die versuchten mit Kriegen, Land von Maria Theresias Erbe in ihren Besitz zu bekommen. Besonders oft musste sie Krieg mit dem damaligen König von Preußen führen, der ihr Land streitig machte, zum Beispiel ’Schlesien’, das heute in Polen liegt.

Der Mann von Maria Theresia hieß Franz Stephan und wurde später Kaiser Franz I. Er war aber nicht so wie seine Frau. Er war sehr nachgiebig und wäre gerne jedem Streit aus dem Wege gegangen. Maria Theresia dagegen hatte alles von ihrem Papa geerbt und nichts von dem, was er ihr hinterlassen hatte, wollte sie abgeben. So geschah es, dass sie immer mehr die Aufgaben von ihrem Mann übernahm. Sie musste sogar Kriege gegen andere Länder führen, um ihr Erbe nicht zu verlieren. Sie war deshalb die eigentliche Kaiserin, obwohl sie nie gekrönt wurde. Kaiser oder Kaiserin ist man erst dann richtig, wenn man auf einer Feier mit vielen Gästen, Königen und Fürsten aus allen Ländern von einem Kardinal oder Bischof gekrönt worden ist.

Franz und Maria Theresia haben sich sehr lieb gehabt und hatten sechzehn Kinder. Am 2. November 1755 bekam Maria Theresia ihr fünfzehntes Kind, Maria Antonia.

Weil es am Tag zuvor ein Erdbeben in Portugal gegeben hatte, nahm man das als schlechtes Zeichen für die Zukunft der Kleinen. Früher gab es noch viel mehr Menschen, die abergläubisch3 waren als heute. Dann war es auch noch so, dass ihr großer Bruder Joseph und seine Frau ihre Taufpaten waren und die waren damals König und Königin von Portugal, also da wo das Erdbeben war.

Das mit guten und schlechten Zeichen für die Zukunft von Babys und Kindern ist natürlich Quatsch. Wie soll das funktionieren? Aber damals war es so, dass viele Menschen rund um das kleine Kind Maria Antonia überzeugt davon waren, dass sie eine schlimme Zukunft haben würde. Und manchmal ist es so, dass sich solche Prophezeiungen4 erfüllen.

Dass das nicht sein kann, ist uns klar oder? Weshalb sollte ein kaputter Spiegel, der einem hingefallen ist, Pech für den bewirken, dem er hingefallen ist? Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Was soll also ein Erdbeben in Portugal mit dem Leben von Maria Antonia zu tun gehabt haben?

Als Maria Antonia zur Welt kam, wohnten ihre Eltern schon im großen Schloss Schönbrunn. Vorher hatten sie mitten in der Stadt, in der sogenannten Hofburg gewohnt. Wer schon einmal in Wien war, weiß, dass das Schloss Schönbrunn ein sehr, sehr großes Haus ist. Es hat viele Zimmer, Treppen, Fenster, Balkone und alles was dazugehört. Damit da alles sauber und in Ordnung ist, sind viele Angestellte, Diener, Köche, Gouvernanten, Zofen5und andere Leute nötig. Es gab viele Menschen im Haus, die sich um Maria Antonia, um ihre neun Schwestern und sechs Brüder kümmern sollten und Papa und Mama Arbeit abzunehmen hatten. Die meisten von denen waren einfache Menschen, die nicht viel zur Schule gegangen sind und kaum lesen konnten. Wenn die dann solche Geschichten hörten, dann glaubten sie das.

Es ist also gut, wenn man in der Schule was lernt. Dann glaubt man nicht jeden Blödsinn!

So war Maria Antonia als Kind von vielen Leuten umgeben, die abergläubisch waren und immer wieder von dieser Prophezeiung sprachen. Sogar einige von den Gouvernanten und Lehrern, das waren Leute, die für die Ausbildung der Kinder sorgen sollten, glaubten mehr oder weniger, dass Maria Antonia von Anfang an auf dem falschen Weg war und sie auch nichts daran ändern könnten.

So kam es, dass Maria Antonia schnell merkte, dass man nicht so auf sie aufpasste und dass man glaubte, bei ihr wäre alles schon vorbestimmt und könnte gar nicht zum Besseren geändert werden. Sie war klug aber faul und wenn sie zum Beispiel ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatte, dann geschah nicht viel, außer dass der Lehrer vielleicht sagte, „Na klar, Maria Antonia hat mal wieder nichts gemacht! Ich habe auch nichts anderes von ihr erwartet. Ihr ist ja sowieso nicht mehr zu helfen!“ Anfangs bemerkte sie das noch selten, aber mit jedem Mal wurde es ihr klarer und sie meinte von sich selbst auch, dass bei ihr alles schon vorbestimmt gewesen wäre und zu einem schwierigen Leben führen müsste.

Vielleicht habt ihr ja auch ein Kind in eurer Klasse, bei dem es die Lehrerin oder der Lehrer schon aufgegeben hat, ihm etwas beizubringen. Doch das ist schlecht, weil das Kind schnell merkt, dass es sich damit immer wieder aus Sachen raus schlängeln kann, die ihm nicht gefallen, weil sie mühsam sind und Arbeit machen. Wenn sie jemand ärgern oder was kaputtmachen, dann bringen sie das nicht mehr in Ordnung, weil sie und die anderen meinen, dass das normal ist bei jemandem mit so einer schlechten Vorbestimmung.

Maria Antonia machte also nur noch das, was sie wollte. Beim Musikunterricht war sie gerne und lernte schnell Cembalospielen6 und Harfe. Bei dem heute noch bekannten Komponisten Christoph Willibald Gluck hatte sie Gesangsunterricht.

Aber viele andere Unterrichtsstunden schwänzte sie und ging nur ihrem Vergnügen nach. Ihre Lehrer und Gouvernanten haben nicht aufgepasst und sie gewähren lassen. Maria Antonias Mama wusste das nicht und deshalb ging es immer so weiter.

So lief erstmal alles für Maria Antonia in die falsche Richtung und später, immer wenn ihr was misslingen oder sie auch einfach nur Pech haben würde, würden alle Leute sagen ’Wir haben es ja gleich gesagt! Das Erdbeben war schuld! Ihr Leben stand von Anfang an unter einem schlechten Stern.’

Denen, die nicht abergläubisch waren, war es auch egal, ob Maria Antonia etwas lernte oder nicht. Viele sagten oder dachten ’Sie wird ja sowieso mit irgendeinem hochgestellten, reichen Mann verheiratet und der sorgt schon für sie.’

Das war damals wirklich so und besonders ihre Mutter hatte den Bogen raus, wenn es darum ging, ihre Kinder an besondere Positionen zu setzen, indem sie sie mit wichtigen Menschen in Europa verheiratete. Maria Theresia war es nämlich leid, immer nur Kriege gegen andere führen zu müssen, um ihr Land zusammenzuhalten und zu vergrößern. Da war es besser, wenn ihre Töchter andere Könige heirateten und sie damit Frieden mit dem und dessen Land hatte.

Es gibt sogar einen Spruch in Latein, der heißt:

’Bella gerant alii, tu felix Austria nube’ und das heißt ’Kriege lass andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!’

Aber manchmal kommt im Leben etwas anders, als es anfangs scheint. Es kommt immer darauf an, wie sich ein Mensch selbst entscheidet. Wir wollen sehen, wie es Maria Antonia ergangen ist.

2 also der Sechste, der Kaiser war und den Vornamen Karl hatte

3 Abergläubisch ist man, wenn man glaubt, dass es zum Beispiel Pech bringt, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft oder man einen Spiegel hinfallen lässt und der kaputt geht.

4 Prophezeiungen nennt man Vorhersagen, also Sachen, die erst noch passieren, wenn die Zeit vergeht, also in der Zukunft liegen

5 Gouvernanten helfen den Eltern deren Kinder zu erziehen, sie passen auf die Kinder auf und lehren sie, sich ordentlich zu verhalten und Zofen sind Dienerinnen, die einem beim Anziehen, Waschen, Baden usw. helfen

6 Ein Cembalo (man sagt ’schembalo’) ist so ähnlich wie ein Klavier oder ein Flügel, nur sind da nicht kleine Hämmerchen die auf die Saiten schlagen, sondern Gänsekiele, die die Saiten zupfen.

1-2 Maria Antonia und das Pony

Wir springen jetzt in das Jahr 1764 und schauen uns in Schönbrunn um, als wären wir jetzt selbst in der Zeit. Maria Antonia ist schon fast neun Jahre alt und sie ist mal wieder ihrer Gouvernante entwischt, aber die hat auch nicht aufgepasst. Die Gouvernante, Fräulein Spitzeneder heißt sie, hat stattdessen mit einem von den Dienern rumgeschäkert, also sie hat im schöne Augen gemacht und ihn von seinem Posten an der Terrassentür weggelockt. Viele Männer sind empfänglich dafür, wenn eine hübsche Frau sie so anguckt, dass sie meinen, sie will mit ihnen zusammen sein, sie küssen, mit ihnen Tanzen gehen oder ihre Liebste werden. Das nennt man schäkern oder flirten7 oder schöne Augen machen. Sie lassen sich da schnell ablenken.

Maria Antonia hat ihre Chance gesehen und ist durch die unbewachte Terrassentür in den Park von Schloss Schönbrunn entwischt. Heute hat sie Lust darauf zu reiten. Sie ist schon geritten, denn sie bekommt Reitunterricht. Deshalb weiß sie, wo die Pferde und die Ponys sind. So macht sie sich auf den Weg zum Stall.

Der Joseph Schillinger ist ein großer Junge, der von einem Bauernhof in Tirol hierhergekommen ist. Er ist für alle niederen Arbeiten im Stall zuständig. Er fegt die Ställe, bringt die Pferdeäpfel raus, holt den Pferden neues Stroh, bürstet sie, wenn sie von einem Ausritt zurückkommen und macht auch sonst alles, was man ihm aufträgt. Joseph ist glücklich hier. Er vermisst zwar seine Eltern und Geschwister, aber er hat eingesehen, dass es nicht anders geht. Er hat so viele Geschwister, dass der Papa nicht mehr wusste, wie er mit seiner Arbeit auf seinem kleinen Bauernhof alle satt bekommen soll. Es war ein glücklicher Tag, als seinem Vater ein Viehhändler auf dem Markt sagte, dass die Kaiserin in Wien Arbeitskräfte brauche. Da hat der Vater ihn dahin geschickt, als Joseph gerade mal zwölf Jahre alt war. Damit war zuhause ein Esser weniger satt zu machen und vom Hof bekam der Vater monatlich ein paar Kreuzer für Josephs Arbeit geschickt.

Joseph geht es gut im Stall von Schloss Schönbrunn. Er liebt die Tiere und die Arbeit macht ihm nichts aus. Er hat ein Dach über dem Kopf und bekommt dreimal am Tag was zu essen. Am Anfang hatte er Heimweh und vermisste seine Eltern und Geschwister, aber das ging vorbei.

Joseph staunt nicht schlecht, als die kleine Maria Antonia vor ihm steht. Er kennt sie, denn er hat sie schon oft auf eines der Ponys gehoben, die sie zum Reitenlernen dort haben.

„Sattel mir den Fritz, mach schon! Ich will zum Tierpark reiten.“ befiehlt ihm das kleine Mädchen.

Der alte Fritz ist ein Pony, das nicht zickig ist. Er hat schon viel erlebt und ist ruhig. Kinder erträgt der alte Fritz gut, solange sie ihm nicht dauernd mit ihren Hacken in die Seiten hauen oder ihn an der Mähne ziehen. Maria Antonia tritt schon manchmal in seine Seite, wenn sie auf ihm sitzt, aber wenn der Reitlehrer das sieht, schimpft er mit ihr.

„Eure Hoheit8, ich darf Sie nicht allein reiten lassen. Außerdem hat der Fritz ein Hufeisen verloren und wir müssen warten, bis der Schmied da war, bevor er wieder geritten werden darf.“

„Dann gib mir ein anderes Pony und begleite mich. Ich WILL“ sie stampft mit dem Füßchen auf, „zum Tierpark! Also vorwärts!“.

„Aber ich darf hier nicht weg. Wenn Sie reiten wollen, müssen Sie mit dem Reitlehrer herkommen. Bitte seien Sie vernünftig, sonst bekomme ich Ärger und verliere womöglich meine schöne Arbeit hier.“ sagt Joseph flehentlich in seinem schweren Tiroler Dialekt. Maria Antonia versteht nicht alles, aber ihr ist sowieso egal, was er sagt und dass er fleht, merkt sie gar nicht. Sie kennt nämlich nicht die Sorgen, die Joseph und seine Familie hat.

Sie ist es gewohnt, dass sie alles bekommt, was sie will. Dieser Bauernjunge will nicht hören? Sie wird es ihm schon zeigen. Sie schaut ihn böse an, dreht sich um und stapft wütend von dannen.

Als sie meint, weit genug gegangen zu sein, dreht sie sich um und schleicht sich von hinten an den Stall ran.

Sie sieht, wie Joseph gerade mit der Schubkarre voller altem Stroh und Mist zu dem weit entfernten Misthaufen geht. Sie ist allein im Stall. Schnell läuft sie zur Box von Fritz, macht das Gatter auf, stellt den Eimer in der Box auf den Kopf und steigt auf ihn und von da aus auf Fritz.

Sie sitzt ohne Sattel auf ihm, greift ihm in die Mähne, weil er kein Halfter hat und haut ihm feste die Hacken in die Seiten. Fritz hat fast geschlafen, nun erschrickt er und stürmt schnell aus der Box und aus dem Stall heraus.

Joseph sieht das von Weitem, schmeißt die Schubkarre um und rennt zum Stall zurück. Aber Fritz und Maria Antonia sind schon im Galopp unterwegs. Er ruft laut hinter ihr her, aber sie hält nicht an.

Maria Antonia kann auch nicht mehr anhalten. Fritz ärgert das Ziehen an seiner Mähne und die Hackentritte machen ihn wütend. Aber am schlimmsten sind seine Schmerzen an dem Huf, an dem das Eisen fehlt. Vor lauter Schmerz und Wut geht er durch und achtet nicht auf Maria Antonias Kommandos.

Gerade sausen sie beide an der offenen Terrassentür vorbei, durch die Maria Antonia entwischt ist. Der Diener, den Fräulein Spitzeneder angeflirtet hat, steht wieder dort und ordnet gerade eine Strähne ein, die sich aus seiner Perücke gelöst hat. Da sieht er Fritz und Reiterin. Er ahnt, dass das nicht gut gehen kann und verlässt nochmal seinen Posten, um Fräulein Spitzeneder, zu holen.

Als die hört, was er sagt, rennt sie schnell raus und ruft ebenfalls hinter Maria Antonia her. Aber Fritz ist nicht mehr zu stoppen. Es ist ein Wunder, dass die kleine Reiterin noch nicht heruntergefallen ist.

7 Man spricht das wie ’flöhrten’ aus

8 Weil Maria Antonia die Tochter von der Kaiserin ist, muss Joseph ’Sie’ und ’Eure Hoheit’ zu ihr sagen, obwohl er viel größer und viel älter als sie ist!

Périne in Paris

Teil 2

Aber erst einmal lesen wir hier, wie unsere kleine Heldin Périne mit der weisen Seele in Paris geboren wurde und als Kind dort gewohnt hat.

2-1 Périne

Am selben Tag wie Maria Antonia, dem 2. November 1755 kam auch Périne 1.236 km entfernt in Paris auf die Welt. Ihre Mama hieß Marielouise und ihr Papa Pierre Petit. Pierre war ein kluger Mann und hatte viele Freunde. Weil er klug, besonnen und ruhig war, wurde ein Minister von Ludwig XV., der Kardinal Dubois9 auf ihn aufmerksam. Danach durfte Pierre dem Minister helfen, seine Arbeit zu tun. Er war sein Sekretär und hatte eine sichere Arbeit und einen regelmäßigen Lohn.

Die kleine Périne wuchs in einem kleinen Häuschen in Paris auf. Ihre Mama war eine liebe Frau und nahm sich viel Zeit für ihr einziges Kind.

Ja und dann war da noch was: Als für Marielouise die Geburt von Périne bevorstand, lag sie in ihrem Bett. Die alte Hebamme10 Francine11 hatte den zukünftigen Papa Pierre weggeschickt, damit er Kaffee kochen und heißes Wasser bereithalten sollte. Aber Francine war eingenickt. Marielouise hatte es nicht gemerkt, weil sie wieder starke Wehen bekam. Wehen bekommt ein Frau, wenn bald ihr Kind zur Welt kommt. Dann zieht sich der Bauch zusammen und das Baby wird immer mehr aus dem Bauch der Mutter herausgedrückt.