Die Konferenz der Tiere - Erich Kästner - E-Book

Die Konferenz der Tiere E-Book

Kästner Erich

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Beschreibung

Eines schönen Tages wurde es den Tieren zu dumm. "Wir werden die Welt schon in Ordnung bringen! Wir sind ja schließlich keine Menschen!" Oskar, der Elefant, und seine Freunde haben eine Konferenz der Tiere einberufen. Sie finden, dass die Menschen zu viel an Kriege denken und darüber ganz die Kinder vergessen. Das muss anders werden!, fordern die Tiere aus allen Himmelsrichtungen. Schon bald aber müssen sie feststellen: Die Menschen nehmen sie nur ernst, wenn sie ein paar kluge Tricks anwenden …

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Seitenzahl: 49

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Erich Kästner

Die Konferenz der Tiere

Illustriert von Walter Trier

Erich Kästners Werke erscheinen im Atrium Verlag in ihrer originalen Textgestalt. Die Sprache hat sich im Lauf der Jahrzehnte gewandelt, manche Begriffe werden nicht mehr oder anders verwendet. Zum besseren Verständnis für heutige Kinder wurden einige Begriffe dem heutigen Sprachgebrauch angepasst.

 

Neuausgabe

© Atrium Verlag AG, Zürich 2021

Alle Rechte vorbehalten

Erstveröffentlichung: Europa-Verlag, Zürich/Wien/Konstanz, 1949

Titelbild und Illustrationen von Walter Trier

Covergestaltung: Herr K | Jan Kermes, Leipzig

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

ISBN978-3-03792-198-2

 

www.atrium-verlag.com

www.instagram.com/atrium_kinderbuch_verlag

telegramm an alle welt: –..– konferenz in london beendet –..– verhandlungen ergebnislos –..– bildung von vier internationalen kommissionen –..– nächste konferenz beschlossen –..– wegen tagungsort noch meinungsverschiedenheiten –..– –..– – –..– – – –

Eines schönen Tages wurde es den Tieren zu dumm. Der Löwe Alois, der sich mit Oskar, dem Elefanten, und dem Giraffenmännchen Leopold wie immer freitags zum Abendschoppen am Tsadsee in Nordafrika traf, sagte, seine Künstlermähne schüttelnd: »O diese Menschen! Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle schwarzärgern!«

Oskar, der Elefant, drehte sich unter dem eignen hoch erhobenen Rüssel, woraus er, wie unter einer lauen Badezimmerdusche, den staubigen Rücken besprengte, räkelte sich faul und brummte etwas im tiefsten Bass vor sich hin, was die beiden anderen nicht verstanden.

Die Giraffe Leopold stand mit gegrätschten Beinen am Wasser und trank in kleinen hastigen Schlucken. Dann meinte sie, ach nein, er: »Schreckliche Leute! Und sie könnten’s so hübsch haben! Sie tauchen wie die Fische, sie laufen wie wir, sie segeln wie die Enten, sie klettern wie die Gämsen und fliegen wie die Adler, und was bringen sie mit ihrer Tüchtigkeit zustande?«

»Kriege!«, knurrte der Löwe Alois. »Kriege bringen sie zustande. Und Revolutionen. Und Streiks. Und Hungersnöte. Und neue Krankheiten. Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle …«

»Schwarzärgern«, vollendete die Giraffe den Satz. Denn den kannten die Tiere der Wüste längst auswendig.

»Mir tun bloß die Kinder leid, die sie haben«, meinte der Elefant Oskar und ließ die Ohren hängen. »So nette Kinder! Und immer müssen sie die Kriege und die Revolutionen und Streiks mitmachen, und dann sagen die Großen noch: Sie hätten alles nur getan, damit es den Kindern später einmal besser ginge. So eine Frechheit, was?«

»Ein Vetter meiner Frau«, erzählte Alois, »war während des letzten Weltkriegs an einem großen Zirkus in Deutschland engagiert. Als Balanceakt und Reifenspringer. Hasdrubal, der Wüstenschreck, ist sein Künstlername. Bei einem schweren Luftangriff brannte das Zelt ab, und die Tiere rissen sich los …«

»Die armen Kinder«, brummte der große Elefant.

»… und die ganze Stadt stand in Flammen, und die Tiere und die Menschen schrien«, fuhr der Löwe fort, »und Hasdrubal, dem Vetter meiner Frau, sengte der glühende Wind die Mähne ab, und er trägt seitdem ein Toupet.« Wütend schlug Alois den Sand der Sahara mit seinem Schweif. »Diese Dummköpfe!«, brüllte er. »Immer wieder müssen sie Kriege machen, und kaum haben sie alles entzweigemacht, raufen sie sich die Haare! Wenn ich nicht so blond wäre …«

»Schon gut«, unterbrach ihn die Giraffe. »Aber Schimpfen hilft nichts. Es müsste etwas geschehen!«

»Jawohl!«, trompetete Oskar, der Elefant. »Vor allem wegen der Kinder, die sie haben – aber was?«

Da ihnen nichts einfiel, trotteten sie betrübt heim.

Als Oskar nach Hause kam, wollten die Elefantenkinder nicht ins Bett, und das Kleinste rief: »Lies uns, bitte, noch was vor!« Da griff der Vater zur »Neuen Sahara-Illustrierten« und las mit lauter Stimme: »Vier Jahre nach dem Krieg gibt es in Europa immer noch viele Tausende von Kindern, die nicht wissen, wo ihre Eltern sind, und unzählige Eltern, die …«

»Hör auf, Oskar!«, sagte da seine Frau. »Das ist nichts für kleine Elefanten!«

Als Leopold heimkam, wollten die kleinen Giraffen noch nicht schlafen, und das Jüngste rief: »Bitte, Papa, lies uns was vor!« Da griff der Vater zum »Täglichen Sahara-Boten« und las: »Vier Jahre nach dem Kriege hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Westdeutschland auf vierzehn Millionen, vorwiegend Greise und Kinder, erhöht, und ihre Zahl nimmt von Monat zu Monat zu. Niemand will sie …«

»Hör auf, Leopold!«, sagte da seine Frau. »Das ist nichts für kleine Giraffen!«

Als Alois ins Schlafzimmer trat, riefen alle seine Kinder: »Bitte, bitte, lies uns noch was vor!« Da griff der Vater zum »Allgemeinen Sahara-Anzeiger«, sagte: »Seid schon still!«, und las: »Vier Jahre nach dem Krieg, der die halbe Welt zerstört hat und dessen Folgen auch heute noch nicht abzusehen sind, kursieren bereits Gerüchte von einem neuen Kriege, der sich heimlich vorbereite und nächstens …«

»Höre sofort auf, Alois!«, rief da seine Frau. »Still! Das ist nichts für kleine Löwen!«

Als die Elefäntchen und alle anderen Tierkinder schliefen, musste Oskar, der große Elefant, in der Küche, wo seine Frau abwusch, das Geschirr abtrocknen. »Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren«, brummte er. »Das bisschen Geschirr!«, maulte sie. »Du wirst täglich fauler!« »Ich meine doch nicht deine Teller und Tassen«, sagte er, »ich denk an die Menschen! An die Flüchtlinge, an die Atombombe, an die Streiks, an den Hunger in China, an den Überfluss in Südamerika, an den Krieg in Vietnam, an die verlorenen Kinder und Eltern, an die Unruhen in Palästina, an die Gefängnisse in Spanien, an den schwarzen Markt, an die Emigranten …« Er sank erschöpft auf einen Küchenstuhl. Seine Frau spülte gerade die Milchtöpfe der Kinder mit ihrem Rüssel. »Da!«, rief er plötzlich. Sie ließ vor Schreck eins der Töpfchen fallen. »Da!«, brüllte er dumpf und schlug mit der Faust auf den Küchentisch, wo das »Sahara-Abendblatt« lag. »Da! Lies! Wieder eine Konferenz zum Teufel! Oh diese Menschen! Sie können nur zerstören! Sooft sie aufbauen wollen, wird’s ein Turm zu Babel! Mir tun bloß die Kinder leid!«

telegramm an alle welt: –..– konferenz der aussenminister in paris abgebrochen –..– keine resultate –..– verstimmung in den hauptstädten –..– wiederaufnahme der konferenz donnerstag in vier wochen –..– überall geheime kabinettssitzungen anberaumt –..– –..– – –..– – – –