Die Kreuzfahrerin - Stefan Nowicki - E-Book
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Die Kreuzfahrerin E-Book

Stefan Nowicki

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Beschreibung

Die Hoffnung auf das Seelenheil. Die Grausamkeit der Schlachtfelder. Eine Frau, die mutig ihren Weg geht. Süddeutschland, im Jahre des Herrn 1094: Die Arbeit auf dem Bauernhof ist hart, aber Ursula ist froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. In der alten Ester findet sie sogar eine Freundin, von der sie die Kräuterheilkunst erlernt. Doch dann fällt der Blick des falschen Mannes auf die junge Magd. Als sie schwanger wird, jagt man Ursula mit Schimpf und Schande davon. Mühsam schlägt sie sich durch – bis zu dem Tag, an dem Wanderprediger zur Befreiung des Heiligen Landes aufrufen. Für Ursula beginnt eine abenteuerliche Reise im Kreuzfahrertross voller Schlachten, Entbehrungen und Gefahren, aber auch unerwarteter Zärtlichkeit … Fesselnd, abgründig, bewegend: „Ein gelungenes Debut, das nicht nur den Fans der Reihen ‚Hebamme‘ oder ‚Wanderhure‘ viel Lesespaß bereiten wird.“ Ruhrnachrichten „Es ist absolut positiv, dass hier weder romantische noch religiöse Schwärmerei das Thema ist, sondern das tatsächlich mühevolle Leben in dieser Zeit. Unterhaltsam und lehrreich zugleich.“ Zauberspiegel Jetzt als eBook: „Die Kreuzfahrerin“ von Stefan Nowicki. dotbooks – der eBook Verlag.

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Über dieses Buch:

Süddeutschland, im Jahre des Herrn 1094: Die Arbeit auf dem Bauernhof ist hart, aber Ursula ist froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. In der alten Ester findet sie sogar eine Freundin, von der sie die Kräuterheilkunst erlernt. Doch dann fällt der Blick des falschen Mannes auf die junge Magd. Als sie schwanger wird, jagt man Ursula mit Schimpf und Schande davon. Mühsam schlägt sie sich durch – bis zu dem Tag, an dem Wanderprediger zur Befreiung des Heiligen Landes aufrufen. Für Ursula beginnt eine abenteuerliche Reise im Kreuzfahrertross voller Schlachten, Entbehrungen und Gefahren, aber auch unerwarteter Zärtlichkeit …

Fesselnd, abgründig, bewegend: „Ein gelungenes Debut, das nicht nur den Fans der Reihen ‚Hebamme‘ oder ‚Wanderhure‘ viel Lesespaß bereiten wird.“ Ruhrnachrichten

„Es ist absolut positiv, dass hier weder romantische noch religiöse Schwärmerei das Thema ist, sondern das tatsächlich mühevolle Leben in dieser Zeit. Unterhaltsam und lehrreich zugleich.“ Zauberspiegel

Über den Autor:

Stefan Nowicki, geboren 1963, studierte Germanistik, Politik, Kunstgeschichte, Philosophie und Theologie. Er arbeitet als freier Kulturjournalist für verschiedene Zeitungen und hat zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Sein erster Roman Die Kreuzfahrerin erschien erstmals 2011 und liegt nun in komplett überarbeiteter Fassung bei dotbooks vor, wo bald auch die Fortsetzung veröffentlicht wird.

Der Autor im Internet: www.stefannowicki.de

Stefan Nowicki freut sich darüber, über Facebook in Kontakt mit seinen Lesern zu treten: http://www.facebook.com/nowicki.stefan

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Überarbeitete Neuausgabe Oktober 2013

Copyright © der Originalausgabe 2011 Sankt Ulrich Verlag GmbH, Augsburg

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Atelier Nele Schütz, München

ISBN 978-3-95520-388-7

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Stefan Nowicki

Die Kreuzfahrerin

Historischer Roman

dotbooks.

Sabrina in tiefer Dankbarkeit gewidmet

Norditalien, Anfang Dezember 1095

Die Gruppe bewegte sich ohne Hast. In ihren ledernen Umhängen, die sie vor der Unbill des Wetters schützen sollten, verschmolzen die Reiter mit ihren Pferden. Der Regen war stärker geworden, und Mensch wie Tier ließen die Köpfe hängen. Ein ums andere Mal verloren die Hufe auf dem aufgeweichten, schlammigen Untergrund den Halt. Die Reise war alles andere als ein Vergnügen.

Andromikos hing seinen Gedanken nach. Er freute sich auf zu Hause. In Konstantinopel war es selbst bei schlechtem Wetter schöner als hier. Doch bis dorthin war es noch eine lange Reise. Die Gedanken an ihr Ende hellten die Gesichtszüge des Griechen auf. Der Basileus, Kaiser Alexios, erwartete sicherlich bereits voller Ungeduld seinen Botschafter, und das, was Andromikos ihm zu berichten hatte, würde den Herrscher zufriedenstimmen.

Andromikos dachte zurück. Das Reich hatte im Osten an Macht verloren. Die Turkmenen hatten sich zusammen mit anderen Stämmen gegen Byzanz gestellt und waren bis Nikaia vorgedrungen. Die Streitkräfte Alexios’ waren dem Ansturm der Steppenkrieger nicht gewachsen. Von Westen her hatten Normannen das Reich bedrängt, konnten aber zurückgeschlagen werden. In diese vertrackte Situation hinein kam die Nachricht, dass der neue Papst, Urban II., bereit sei, die Trennung zwischen Rom und Byzanz zu überwinden. Der Basileus hatte aus Rom die Nachricht erhalten, auf einem bevorstehenden Konzil werde das Schisma gegen die Kirche des Ostreichs aufgehoben. Wenn der Papst die Trennung aufhob, könnte er auch bereit sein, dem bedrängten Byzanz zu helfen. Andromikos wurde als Führer einer Delegation eingesetzt, und der Kaiser selbst überreichte ihm ein Schreiben, das er niemand anderes geben sollte als Papst Urban. So hatten sie sich als Handelsleute getarnt auf den Weg gemacht: von Konstantinopel mit dem Schiff bis an die Küste des von Normannen beherrschten Landes südlich von Rom, dann weiter auf Pferden, nach Norden.

Rom. Ein spöttisches Grinsen glitt über Andromikos’ Gesicht. Rom war eine einzige Enttäuschung. Die Stadt war groß, und bestaunenswerte Bauwerke befanden sich innerhalb ihrer Mauern, aber den Glanz und die Ausstrahlung einer mächtigen Metropole besaß die Stadt nicht. Große Teile der Vorstädte und auch Quartiere innerhalb der Mauern waren durch Krieg und Belagerung zerstört. Wie Andromikos erfahren hatte, war Rom vom römisch-deutschen König Heinrich, der den Papst zwingen wollte, ihn zum Kaiser zu krönen, angegriffen worden, und die zur Hilfe gerufenen Krieger der Normannen hatten ihn nicht nur in die Flucht geschlagen, sondern sich auch noch der Stadt bemächtigt. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass dies einst die Stadt gewesen war, von der aus die ganze Welt beherrscht wurde. Im Vergleich zu Konstantinopel war Rom ein Drecksloch. Ohne seinen Auftrag hätte Andromikos auf der Stelle kehrtgemacht. Als sie endlich an der Engelsburg jemanden fanden, der sie hätte melden können, hieß es, der Papst sei gar nicht in Rom. Die Gesandten Konstantinopels mussten ihm hinterherreisen, nach Piacenza. Dort angekommen stießen sie zuerst auf Ablehnung, nur der Papst, nachdem er das Schreiben Alexios’ studiert hatte, zeigte Interesse. Und das Konzil verlief sehr vielversprechend. Papst Urban konnte sich mit seinem Wunsch nach Einigkeit aller, die an Christus glauben, durchsetzen, und die Bitte des Basileus, Rom möge Byzanz gegen die muslimischen Turkmenen und Seldschuken helfen, wurde nicht abgeschmettert. Eigentlich war der Auftrag damit erfolgreich abgeschlossen, doch Andromikos wollte nicht mit vagen Versprechungen und Konzilsbeschlüssen zurückkehren. In mehreren Unterredungen mit dem Papst unterstrich Andromikos den Willen seines Herrschers zur religiösen Einheit. Gleichzeitig schilderte er aber auch die große Gefahr, die von den Muslimen ausging. Das Ergebnis war vielversprechend: Papst Urban rief zu einem Concilium generale auf. Andromikos erinnerte sich, wie er davon Nachricht erhielt und nur wenige Stunden später ein Bote bei ihm vorsprach. Papst Urban wollte eine Unterredung. Andromikos war in die Gemächer des Pontifex geleitet worden, und unter vier Augen sagte das oberste Kirchenhaupt dem Botschafter zu, dass er eine Armee ausheben werde, die nach Konstantinopel gesendet werden sollte. Doch dazu müsse er selbst mit einer ganzen Reihe von Fürsten des Frankenlandes sprechen und Vorkehrungen treffen. Das angekündigte Konzil solle im November im Frankenland abgehalten werden, und an seinem Ende werde er, der Papst, selber zur Hilfe für Konstantinopel aufrufen. Andromikos war zufrieden, doch er wollte selber Zeuge des Aufrufs sein. So entschloss er sich, bis November im Norden zu bleiben. Dafür ritten sie nun seit Tagen durch diesen Regen. Andromikos formte leise vor sich hin murmelnd Verse auf die Schönheit, die Sonne und die Wärme Konstantinopels. Kaiser Alexios würde ihn empfangen wie einen siegreichen Heerführer, und er würde ihn belohnen. In Gedanken stellte er sich bereits das Gesicht seiner Frau vor, wie er ihr sagen würde, dass sie nun die Herrin eines großen Landgutes sei, mit allem, was dazugehörte. Dafür nahm er diesen Regen und auch die Übelkeit, die ihn auf der Überfahrt nach Griechenland sicher erneut heimsuchen würde, gerne in Kauf.

Südfrankreich, Dezember 1095

Seine Heiligkeit war müde. Seit nunmehr über acht Monaten hatte er die Schuhe des Fischers gegen die Stiefel eines Vagabunden eingetauscht. Seit Piacenza war er von Burg zu Burg, von Kloster zu Kloster gereist, hatte lange ermüdende Gespräche geführt und hatte gesät, was er nun ernten durfte. Den ganzen Tag hatte er stehend am großen Tisch verbracht und unzählige Briefe geordnet. Erfreulicherweise waren eine ganze Reihe guter Nachrichten darunter, der Rest waren jämmerliche Ausreden, klägliche Versuche der Verzögerung, Lügen und Ausflüchte. Gegen Mittag hatte der Kämmerer bereits begonnen, erneut zu packen, und gerade noch rechtzeitig war es ihm, dem Stellvertreter Christi, dem legitimen Nachfolger Petri, gelungen, die Diener daran zu hindern, seine Decke aus Biberpelz zu entfernen. Der Papst fror. In was für zugigen Bauten selbst hohe Adlige hier doch hausten. Dabei war diese Burg noch eines der besseren Quartiere. Im Laufe des Jahres hatte er Herrschaftssitze besucht, die mehr schlecht als recht aus Holz zusammengezimmert schienen. Er wickelte sich in die Pelzdecke und ließ sich in dem großen Lehnsessel nahe am Feuer nieder. Erschöpft schloss er die Augen. Seit er in Cluny mit seinem Vorgänger Gregor und anderen über die Möglichkeit einer geeinten, mächtigen Kirche diskutiert hatte, war so viel Zeit vergangen. Nun war er allerdings seinem Ziel ganz nahe. Hinter seinen geschlossenen Lidern formte sich das Bild jener Menschenmenge, die ihm vor wenigen Tagen zugejubelt und seine Worte „Deus lo vult!“ gerufen hatte. Sieben Mal hatte er mit seinen engsten Beratern die Rede umgeschrieben. Und sie hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Aber das war ja nur der vorläufige Höhepunkt gewesen. Zuvor war er von einer Burg zur nächsten geeilt. Er kannte seine Heimat im Süden Frankens gut, doch ihm schien, als habe er im Lauf der letzten Monate mit jedem Stein und jedem Schlagloch Freundschaft geschlossen. Mit großer Überredungskunst war es ihm gelungen, eine ganze Reihe von mächtigen Fürsten für seinen Plan zu gewinnen. Er sicherte ihnen nicht nur den Schutz ihrer Güter, sondern auch Herrschaft über zu erobernde Landstriche im Osten zu, nebst aller Beute, die sie machen würden – und die Vergebung ihrer Sünden. Er wusste jetzt nicht mehr, wie viele Äbte er überredet hatte, Rittern, die sich dem Zug anschließen würden, Geld zu leihen. Wie gerissen doch diese Klosterbrüder waren. Zur Sicherheit verlangten sie, dass alle, denen sie Hilfe gewährten, ihnen ihre Ländereien für die Zeit der Abwesenheit überschrieben. Die Gewinne aus deren Bewirtschaftung standen dann dem Kloster zu. Das widersprach eigentlich dem kanonischen Verbot, Zinsen zu erheben, aber so wie er, der Papst, es dem einen oder anderen Abt in den Mund legte, erschien es selbst Zweiflern gerecht.

Gott will es, dessen war er sich sicher. Auch er war nur ein Werkzeug des Allmächtigen, wenn auch ein ständig zu noch größerer Macht heranreifendes. Die Vorbereitungen all der Monate hatten sich nun ausgezahlt. Seine Rede war mit größter Begeisterung aufgenommen worden. Zuletzt warf sich Adhémar von Le Puy vor seine Füße und bat, wie mit ihm besprochen, darum, der erste sein zu dürfen. Urban lächelte in Erinnerung an diese Inszenierung. Dann hätte der Trottel aus Toulouse beinahe noch alles verdorben. Der Bote sollte eigentlich frühestens zwei Tage später auftauchen und die Teilnahme Graf Raimunds verkünden. Aber in der allgemeinen Aufregung schien es, Gott sei Dank, niemandem aufgefallen zu sein, dass die Strecke von Clermont nach Toulouse und zurück unmöglich in weniger als fünf Tagen zu bewältigen war. Schon jetzt wusste er, dass Provencalen, Lothringer und auch die Ritterschaften des Südens bereit waren.

Wenn all diese Schläger und Ritter loszogen, würde von einem Tag auf den anderen Frieden im Land einkehren. Er, der Papst, würde in aller Munde Friedensfürst genannt. Der Kaiser von Byzanz wusste gar nicht, welch großen Gefallen er Gott und der Welt mit seinem Hilfegesuch gemacht hatte. Nicht nur, dass Alexios, indem er sich an ihn gewandt hatte, die Rechtmäßigkeit seines Anspruches auf den Stuhl Petri anerkannte, nein, mit der Aussendung des Heeres unterstrich Urban noch einmal seine große Macht.

Ein anderes Bild schob sich vor sein inneres Auge und ließ ihn sorgenvoll und angewidert das Gesicht verziehen. Kurz nach seiner Rede brachten sie einen Mönch zu ihm. Eine erbärmliche Gestalt, zerlumpt, schmutzig und stinkend. Er wurde ihm als Peter von Amiens vorgestellt. Der Mönch kniete vor ihm nieder und zog unter seiner Kutte ein Pergament hervor. Dies sei, so berichtete der Einsiedler, ein himmlisches Schreiben, welches er vom Herrn selbst empfangen habe. Er sei auf dem Weg ins Heilige Land von Engeln angehalten worden, und an ihn sei der Auftrag ergangen, die heiligsten Stätten und Jerusalem von den Feinden Gottes zu befreien. Die Herkunft des Pergaments ließ sich nicht prüfen, doch diese erbärmliche Gestalt hatte eine Ausstrahlung und eine so klangvolle Stimme, dass alle Anwesenden sogleich von der göttlichen Sendung dieses Kerls überzeugt waren. Ungeachtet dessen begann dieser Mönch in Gegenwart des Papstes auch noch zu predigen. Bei allem Negativen, das diese Gestalt umgab, wurde er selber, der Pontifex, von den Worten des Erbärmlichen ergriffen, und, bei diesem Gedanken glitt die Anspannung wieder von seinem Gesicht, ihm war die Idee gekommen, es wäre vielleicht sogar von Nutzen, wenn er diesen Einsiedler Peter für seine Zwecke einspannte. Schon war es ihm gelungen, einen Großteil der lästigen Ritterschaft zum Verlassen des Landes zu bewegen. Ihm war natürlich nicht verborgen geblieben, welche Not durch schlechte Ernten, Krankheiten und die ständigen Kleinkriege im Land herrschte. Dieser beredte Mönch mit der klangvollen, ja fast engelgleichen Stimme könnte, unterstützt von dem unleserlichen Gekrakel auf seinem Pergament, viele Menschen davon überzeugen, dass es ihr Bestes sei, sich auf den Weg nach Jerusalem zu machen. Er hatte den Mönch predigen lassen und währenddessen seine Möglichkeiten erwogen. Sollte es diesem Mönch gelingen, einen Teil der verarmten Bevölkerung außer Landes zu ziehen, könnte das geschundene Reich bar aller Raufbolde und armen Schlucker aufatmen. Schaden würde es nicht, wenn er diesen da ziehen ließe mit dem Auftrag, möglichst viele für eine Wallfahrt in das Heilige Land zu gewinnen. So gewährte er Peter dem Einsiedler auch, in seinem Namen zu predigen und allen, die es hören konnten, zu verkünden: Wer das Kreuz nimmt und gelobt, in das Heilige Land gegen die Muslime zu ziehen, dem sei vollständiger Ablass von allen Sünden garantiert.

Die Ritter sollten im folgenden August losziehen. Den Einsiedler sandte er in die Grafschaften Champagne, Berry und Lothringen.

Nun war Urban gespannt, wie sich alles weitere entwickeln würde. Das Seine hatte er getan, und im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes würde er die Kirche Jesu Christi vereinen und zu einem mächtigen Gegenpol gegen alle weltliche Macht erheben.

Vor den Mauern Arqas, 14. April 1099

Ursula hasste die Tage nach dem Kampf. Der Schlachtlärm war längst dem Stöhnen und Wimmern der Verwundeten und dem schrillen Klagen der Weiber gewichen. Heute hatten die Heiden einen Ausfall aus ihrer Stadt gewagt. Begonnen hatte der Tag mit einem Hagel von Pfeilen, dann drangen Hunderte von berittenen Bogenschützen aus den Toren Arqas, und kurz darauf ging alles erneut in ein Gemetzel Mann gegen Mann über. So rasch wie sie erschienen waren, zogen sich die Heiden wieder hinter ihre Mauern zurück. Auf dem Feld sah man nun, wie Leichen auf Karren gelegt, noch Lebende gestützt oder getragen Richtung Lager begleitet wurden, betende Mönche und Volk, welches noch brauchbare Waffen und Rüstungsteile abtransportierte, bis hin zu den Kindern, die Pfeile einsammelten. Zwischen all diesem erkannte Ursula auch Gefährtinnen, beim Verbinden von Wunden oder auch über leblose Körper gebeugt, auf Lebenszeichen hoffend. Der leichte Wind wehte nicht nur den Rauch der vielen Feuer, sondern auch das Gebrüll jener herüber, die von den Badern und Feldschern verarztet wurden und etwas von sich hergeben mussten. Abschneiden war hier leichter als Heilen. Das Schreien und Stöhnen mischte sich mit dem Latein der betenden Mönche und den Befehlen der Ritter, die im Lager und auf dem Feld gebrüllt wurden. Sie wandte sich ab und ging langsam durch das Lager zurück zu ihrem Zelt.

Auch sie hatte schon so oft zwischen all den Zeugnissen der Gemetzel nach Ohnmächtigen, Bekannten und manchmal auch nach Wertsachen gesucht. Noch Tage später hatte sie gemeint, den süßlichen Leichengeruch in der Nase zu haben. Heute war sie dazu aber nicht in der Lage. Ihr praller Unterleib spannte und hätte sie zu sehr behindert. Darüber hinaus spürte sie an diesem Tag, wie sich ihre Muskeln zusammenzogen, die neunmonatige Last nach unten drückten. Sie kannte diesen Schmerz. Schon einmal hatte sie ein Kind zur Welt gebracht. Es schien ihr, als wäre das vor vielen, vielen Jahren gewesen. Ihr damaliges Leben kam ihr wie ausgelöscht vor. Doch darauf hatte sie ja auch gehofft, als sie sich vor fünf Jahren auf den Weg gemacht hatte.

Im Zelt angekommen, drückten sie die Schmerzen auf den Schemel nieder, und die Bahnen ihres Zeltes schienen zu verschwimmen. Sie rümpfte die Nase, die ersten Feuer zum Verbrennen der sterblichen Reste all der gefallenen Christen und Heiden waren entzündet worden, und ihr Rauch kroch durch die Zeltstadt.

Auf dem Hof des Bauern Matthes, irgendwo zwischen Bamberg und Regensburg 1094

Das aus groben Brettern, Geflecht und Lehm gebaute Haus war mit Stroh bedeckt. Sie erkannte den Hof wieder. Durch die Öffnung im Dach quoll Rauch, den der Wind bis fast auf den schlammigen Boden herunterdrückte. Der Saum ihres aus grober Wolle gewebten Kleides schliff über die kleinen Pfützen hinweg, die ihre nackten Füße im Morast hinterließen. Im Eimer schwappten Essensreste von zwei Tagen, die sie zum Schweinekoben bringen musste. Das Seil des Holzeimers schnitt sich in ihre Handfläche.

Arbeit gab es nicht wenig auf dem kleinen Bauernhof. Manche Tätigkeit ging ihr hart an, doch sie war heilfroh, hier Hilfsmagd zu sein. So hatte sie ein Dach überm Kopf, was zu Essen und Arbeit.

Nach dem frühen Tod der Eltern, an die sie sich kaum noch erinnerte, war sie zuerst in der Verwandtschaft herumgestoßen worden. Alle taten sie hilfsbereit, aber wirklich gewollt hatte niemand ein zusätzlich zu stopfendes Maul. Schließlich hatte ein Oheim sich um eine Stellung für sie gekümmert, und so war sie schließlich auf diesen Hof gekommen. Das Dorf, in dem sie mit ihren Eltern gelebt hatte, war zwei oder drei Tagesmärsche entfernt. Von der Verwandtschaft hatte sich seitdem niemand mehr sehen lassen. Aber Ursula war zufrieden. Sie hatte ein neues Zuhause und war von den anderen Hofbewohnern gut aufgenommen worden. Ingrid, die Hausherrin, war froh gewesen, ein weiteres Paar Hände zu bekommen, das ihr mit den Kindern und bei der vielen Arbeit auf dem Hof helfen würde. Für sie und Ute, die Magd, war es immer schwieriger geworden, neben der Arbeit auch ihrem jüngsten Kind, der kleinen Magda, gerecht zu werden. Liesel, die erste Tochter, war gerade erst sieben Jahre alt und konnte die Kleine nicht wirklich hüten. Arnulf war mit seinen elf Jahren vernünftiger und umgänglicher, aber es war nicht seine Aufgabe, kleine Kinder zu hüten. Der älteste Sohn, Ludger, war alt genug, um mit Knecht Gernot und seinem Vater auf dem Feld zu arbeiten. Der Bauer selbst hieß Matthes. Er war nicht sehr groß gewachsen. Sein Sohn Ludger überragte ihn bereits um mehr als einen Kopf, doch Matthes’ Gliedern sah man Kraft und die viele Arbeit an.

Vom Gemüt her war er ein einfacher Mann, meistens schwieg er und pflegte nur dann seine Stimme zu erheben, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er hasste das Geplapper der Weiber und Kinder, machte dazu meist ein mürrisches Gesicht, so dass er mit seinem dunklen Haar und dem Vollbart recht bedrohlich wirkte.

Sein Leben war kein leichtes, doch er mochte sich nicht beklagen. Der von den Eltern auf ihn übergegangene Hof brachte genug ein, um zu überleben. Die Hofgemeinschaft, die Tiere und das zu bestellende Land waren überschaubar. Mit den Nachbarn verstand er sich, man half sich gegenseitig, und vom Landesherrn, demgegenüber sie lehensverpflichtet waren, hatten sie seit sehr langer Zeit nichts zu sehen bekommen. Nun, wer nicht kommt und fordert, der braucht wohl auch nichts. Sollte der Herr doch eines Tages sein Lehen fordern, würden sie auch das schaffen.

Seit über einem Dutzend Sommern war er mit Ingrid verheiratet. Die Eltern hatten sie für ihn ausgesucht. Sie stammte von einem der Nachbarhöfe ab und brachte zwei Äcker mit in die Ehe. In den ersten Jahren waren sie zusammen mit seiner Mutter, dem Knecht und der Magd zu fünft auf dem Hof gewesen. Seither waren die Kinder und Ursula hinzugekommen, und die Zahl der zu stopfenden Mägen hatte sich verdoppelt.

Ester, die Mutter des Bauern, war schon alt, gebeugt von vielen Jahren und harter Arbeit. Was sie noch tun konnte, tat sie, aber viel war das auch nicht mehr. So war Ursula allen willkommen.

All das Wohlwollen ihr gegenüber erfüllte sie mit Stolz, und die Strenge der Bäuerin nahm sie hin. Es waren harte Zeiten, in denen Ingrid Matthes gegeben worden war. Die Äcker ihrer Eltern gaben einfach nicht mehr her, und so hatte sie sich gefügt, als sich die Eltern nach einem Mann umschauten. Bei Matthes auf dem Hof war sie anfangs nur schwer zurechtgekommen. Sie wusste sich nicht zwischen ihrem Mann und dessen Eltern einzuordnen. Als der alte Bauer beim Holzen von einem Baum erschlagen wurde, übernahm Ingrid die Rolle, die ihr Mann bis dahin innehatte. So war ihr Ton strenger und härter geworden als es ihrem Herz entsprach. Die Geburten der Kinder waren ihr auch nicht leichtgefallen. Zwei Bälger hatte sie bereits im Kindbett verloren. Seit Magda auf der Welt war, gab Ester ihr einen Kräutersud, der eine weitere Schwangerschaft zu verhindern verstand. Davon durfte Matthes aber nichts wissen. Ursula war ihr sehr willkommen, und sie hatte bereits nach wenigen Monaten das Mädchen mit seiner ruhigen, freundlichen Art ins Herz geschlossen. Nur Freude zeigen konnte sie nicht, dass ihr das neue Mitglied der Hofgemeinschaft mit ihrem wachen Verstand die eine oder andere Last abnahm. Zu lange war sie zweiter Bauer gewesen, und die mürrische Art ihres Mannes hatte auf sie abgefärbt. Ursula kam mit allen gut aus, nur die Freundlichkeit Ludgers machte ihr zu schaffen. Zuerst hatte der Jungbauer nur wenig Interesse an ihr gezeigt, doch mit den Jahren und Ursulas Heranwachsen änderte sich dieser Zustand, und Ludger stellte ihr nun schon seit einigen Monaten regelrecht nach. Als Sohn des Hausherrn und künftiger Erbe glaubte der heranwachsende Knabe, sich einiges herausnehmen zu dürfen. War sein Vater Matthes nicht in der Nähe, spielte sich Ludger auf wie der Herr selbst, gab Befehle, drohte und ließ besonders Ursula nach seiner Pfeife tanzen. Selbst der Knecht spurte unwillig, wenn der Knabe etwas sagte. Doch Knecht und Magd wussten sich auch zu wehren, und so war es Ursula, die am meisten unter Ludger zu leiden hatte. Und seit kurzer Zeit ließ es der Jungbauer nicht bei Befehlen und Ordern bleiben, sondern suchte auch immer wieder körperliche Nähe. Ganz unvermutet drängte er sich von hinten an sie oder berührte sie im Vorbeigehen. Und jedes Mal sah er ihr mit einem frechen Grinsen ins Gesicht.

Ursula war ständig auf der Hut und versuchte, ihm einfach aus dem Weg zu gehen. Vor allem achtete sie aber darauf, nicht allein zu sein, sobald sie ihn in der Nähe wusste.

Den schweren Eimer mit beiden Händen haltend hatte sie es geschafft, ohne auszugleiten den Hof zu überqueren. Am Gatter zum Schweinekoben holte sie noch mal tief Luft, bevor sie sich in den engen Verschlag bückte. Der Gestank verschlug ihr jedes Mal den Atem. Rasch wollte sie den Eimer in den Trog leeren, an dem bereits die zwei Sauen schmatzend und grunzend auf ihr Fressen warteten, als sie ihn hinter sich spürte. Sie drehte sich um und wollte das Weite suchen, doch er stellte sich ihr in den Weg. Mit niedergeschlagenen Augen raunte sie ihn an: „Lass mich, ich hab’ zu tun.“

Er rührte sich nicht. Sie wollte sich an ihm vorbeidrücken, aber er machte einen schnellen Schritt zur Seite, und sie prallte gegen seine Brust. Seine kräftigen Hände packten zu, hielten sie an der Hüfte. Er leckte sich über die Lippen. „Langsam, langsam, Mädchen.“ Er langte fester zu, knetete ihr Fleisch. Es tat schon fast weh, und sie fand es ebenso widerlich wie den Geruch der hinter ihr schmatzenden Tiere. Mit zornig blitzenden Augen schaute sie ihm direkt ins Gesicht.

„Lass los, sonst …“, zischte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu winden.

„Sonst was?“ Kurz ließ er locker. Ursula drehte sich und wollte weglaufen, doch seine Arme schlangen sich von hinten um ihren Leib.

„Sonst was?“, flüsterte er erneut. „Sonst gehst du wieder zurück in die Gosse?“ Seine Hände grabschten nach ihrer Brust. Mit aller Kraft riss sie sich los, fuhr herum und gab dem Kerl eine kräftige Backpfeife. Dann rannte sie über den Hof und schlich verstohlen zu ihrem Lager. Erst dort merkte sie, wie erhitzt sie war und wie ihr heiße Tränen über die geröteten Wangen liefen. Zurück in die Gosse. Die Worte hallten in ihr nach. Sie machten ihr ihre Stellung als Waise und Hilfsmagd nur zu deutlich. Und jetzt hatte sie den Jungbauern geschlagen. Sie war drauf und dran, ihr Bündel zu packen, als die Bäuerin nach ihr rief.

„Ursula, wo bleibst du? Was hast du mit dem Eimer gemacht?“

Ursula war zum Herdfeuer getreten. Ingrid rührte den allabendlichen Eintopf im Kessel. Dies schien ihre ganze Aufmerksamkeit zu fordern. Sie schaute nicht auf, als Ursula Auskunft gab: „Oh, den hab ich bei den Sauen stehengelassen.“ Zögerlich kam diese Antwort, und sie versuchte, mit gesenktem Haupt ihre Tränen zu verbergen. Die Bäuerin bemerkte aber nicht einmal das leichte Zittern in Ursulas Stimme. Der Dampf aus dem Kessel roch nach Knochen, Talg und Kräutern. Einen kurzen Moment atmete das Mädchen diese Mischung und spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief, bevor Ingrids Worte sie mahnend fortschickten.

„Ja, dann hol ihn rasch! Was soll er da draußen?“, befahl sie ohne aufzusehen.

Ursula beeilte sich, den Worten der Hausherrin nachzukommen, und huschte erneut nach draußen. Sie betrat den Koben ohne Zögern. Sie wusste, Ludger würde dort nicht mehr stehen. Schnell griff sie sich den Eimer und eilte zurück ins Haus.

Der Rest des Tages war angefüllt mit Arbeit, die Ursula, getrieben von ihrem schlechten Gewissen, beflissener als sonst verrichtete. Doch niemand kam, um sie zu schelten. Ludger sah sie an diesem Tag nicht mehr. Erst beim Abendbrot saßen sie dann zwangsläufig gemeinsam am Tisch. Nur einmal wagte sie, verstohlen in seine Richtung zu schauen, er schien sie aber nicht zu beachten. Innerlich atmete sie auf und nahm sich vor, noch mehr auf der Hut zu sein. Später, im Dunkeln auf ihrem Lager, kam ihr der Gedanke, dass Ludger trotz der Schelle so schnell nicht aufgeben würde.

Ute, die Magd, lag neben ihr. Sie lauschte auf das gleichmäßige brummende Atmen der Schlafenden. In der Dunkelheit drückte sie ihr Gesicht etwas fester in das Lager, das Heu knisterte unter dem groben Sacktuch. Es roch nicht mehr frisch, sondern dumpf nach ihrem Schweiß und feucht-faulig. Wenn sie die Augen schloss, sah sie Ludgers Gesicht dicht vor sich. Seine feuchten Lippen, den flaumigen Bartwuchs, die Strähnen seines schulterlangen Haars, die teilweise sein Gesicht verdeckten. Die Erinnerung an seinen Blick, die Wärme seiner Hände und seiner Arme beunruhigten sie. Er hatte sie so an sich gedrückt, dass sie ihn von oben bis unten hatte spüren können, und dann hatte er nach ihrer Brust gegriffen. Ursula war sich der Veränderungen bewusst, die in den letzten zwei Jahren in ihr vorgegangen waren. Ihre Brust hatte irgendwann ganz von selbst angefangen anzuschwellen. Nun waren da zwei feste Hügel, an deren Spitzen sich dunkler ihre Brustwarzen erhoben. Letzten Sommer hatte sie zum ersten Mal geblutet. Ute hatte ihr geholfen und sie unterrichtet, dass die Schöpfung dies bei den Frauen so angelegt hatte. Sie hatte ihr gezeigt, wie sie sich ein gefaltetes Stück Stoff zwischen die Beine binden musste, um den Monatsfluss aufzufangen und ihre Arbeit verrichten zu können.

„Du bist jetzt kein Mädchen mehr“, hatte sie ihr noch gesagt, doch was das bedeutet, wurde ihr nun erst klar. Die Erinnerung an Ludgers Nähe machte ihr Angst und erfüllte sie gleichzeitig auch mit einem anderen Gefühl, das ihr aber völlig fremd war. Sie spürte Wärme in ihre Wangen schießen und versuchte, sie mit den Handrücken zu kühlen. Sie drehte sich auf den Rücken und spürte dieselbe Hitze mitten in sich. Beunruhigt legte sie sich die Hände auf den Bauch und versuchte, den Drang, heftiger zu atmen, zu unterdrücken. In sich hineinhorchend fielen ihr schließlich die Augen zu.

Ein blasser Schimmer über den Wipfeln des nahen Waldes kündigte den neuen Tag an. Die alte Ester war immer die erste, die frühmorgens durch das Haus schlurfte. Sie fachte das Herdfeuer an und schob den mit Wasser gefüllten Kessel über die auflodernden Flammen. Das war meist die Zeit, in der sich Ingrid zu ihr gesellte. Sie half der Alten, in einem weiteren Topf das geröstete und über Nacht gequollene Getreide zu einem Brei zu kochen. Die Handgriffe waren jeden Tag die gleichen, und kein Wort war zwischen beiden nötig. Die Geräusche, die sie machten, und der frische Rauch des Feuers weckten alle anderen. Nur die Kleinsten schliefen noch weiter und mussten später geweckt werden. Ute gab jedes Mal, wenn sie sich vom Lager erhob, Ursula einen kleinen Stoß, dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn das Mädchen lag längst wach da und lauschte auf all die Geräusche des erwachenden Hofes. Nicht lange, und eine der beiden Kühe würde zu brüllen beginnen. Ute hatte dann oft erst ein oder zwei Löffel Brei gegessen und ließ ihre Holzschale nur äußerst ungern stehen. Das Melken hatte allerdings Vorrang. Sie würde später den kalten Rest zu sich nehmen. Auffordernd schaute Ute Ursula an. „Ja, ich komme“, murmelte sie mit vollem Mund, stand auf, griff sich den Eimer und folgte der Magd in den Stall.

Vor den Mauern Arqas, 14. April 1099

„Ursula, Ursula! Was ist mit dir? Träumst du?“ Hildes Stimme holte sie zurück unter die Zeltplanen des Lagers. Mit besorgtem Blick stand die Freundin vor ihr und schaute ihr ins Gesicht. Amüsiert registrierte Ursula, dass Hilde sich dazu nicht einmal zu ihr herabbeugen musste, obwohl sie in sich gesunken auf dem Schemel kauerte. Zu Hildes geringem Wuchs kam noch ihre körperliche Fülle hinzu, die etwa das Ausmaß und den Umfang von Ursulas den Umständen nach angeschwollenem Leib hatte. So ungleich die beiden Frauen auch sein mochten, so tief war ihre Zuneigung zueinander, die im Lauf der gemeinsam durchstandenen Monate gewachsen war. Ursula versuchte zu lächeln. „Es geht schon, Hilde. Dem Kleinen wird es wohl langsam zu eng. Hast du einen Becher Wasser für mich? Ich habe nur etwas gedöst.“

Erstaunlich flink wuselte Hilde durch das unaufgeräumte Zelt und brachte ihrer Freundin einen Becher. „Ursula, du musst noch etwas durchhalten. Wir werden wohl heute noch packen müssen“, sagte sie und beobachtete, wie Ursula den Becher in einem Zug leerte. Sie machte sich Sorgen. Es konnte nicht mehr allzu lang bis zur Geburt dauern, und sie wünschte sich, vorher noch in der Stadt angekommen zu sein. Ihr Mienenspiel verriet allerdings nichts von all ihren Gedanken.

„Danke“, seufzte Ursula und stellte den Becher ab. „Wie sieht es draußen aus? Ist es schlimm?“

Auf dem Hof des Bauern Matthes, Sommer 1094

Gebückt auf ihren Stock gestützt stand die alte Frau am Rand der Wiese und wiegte den Kopf hin und her. An den Rändern ihrer Haube zeigten sich einige weiße Strähnen, die der Wind hervorgezerrt hatte. Ursula sah sich durch das Gras hüpfend zur Alten eilen. Was schaust du da, Ester?

Die Angesprochene hob den Kopf ein wenig. Schräg nach oben blinzelnd lächelte sie dem jungen Mitglied der kleinen Hofgemeinschaft entgegen und antwortete: Was da wächst, mein Mädel, was da wächst.

Und was wächst da?

Gutes Kraut. Feines Kraut, das hilft, wenn du nicht schlafen kannst oder gar zu zappelig bist. Und sie zeigte mit ihren knorrigen Fingern auf ein Gewächs mit kleinen fedrigen Blattreihen, das zwischen den Grasbüscheln seine jungen Triebe der Sonne entgegenreckte. Kann auch vor Geistern schützen, aber noch ist die Pflanze zu jung, zu jung. Muss noch eine Weile wachsen, damit viel Saft und Kraft in die Wurzeln geht.

Ursula sah das Mütterchen mit offenem Mund staunend an. Ester kicherte angesichts des sprachlosen Mädchens. Um ihren beinahe zahnlosen Mund und ihre hellen Augen herum vertieften sich dabei die Furchen der unzähligen Falten ihres Gesichts.

Woher weißt du das? Wie macht die Pflanze das?, wollte Ursula wissen, nachdem das erste Erstaunen von ihr gewichen war. Ester wiegte schweigend den Kopf.

Komm, sagte sie schließlich, richtete sich auf, nahm das Mädchen an die Hand und führte es zu einem in der Nähe liegenden Baumstamm. Lass uns hier kurz sitzen. Langsam ließ sich die alte Frau auf den Stamm sinken, und Ursula musste sie dabei stützen. Als sie sich neben Ester niedergelassen hatte, schwieg die alte Frau noch eine Weile. Das Kind neben ihr merkte, es war jetzt besser zu schweigen, auch wenn ihm Hunderte von Fragen auf der Zunge brannten. In Ursulas Kopf herrschte die reine Neugierde.

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