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Die Linde – Heilpflanze des Jahres 2025 Die Linde ist der Herzensbaum der Mittel- und Nordeuropäer, für Martin Luther war sie ein "Freude- und Friedensbaum". Schon unsere Vorfahren nutzen ihre Blüten, ihre Blätter und ihren Honig als Nahrungs- und Heilmittel. Die "Heilpflanze des Jahres 2025" steckt voller Antioxidantien, die als Radikalenfänger wirken; Blüten, Blätter, Knospen, Rinde, Holz und Samen der Linde können auf vielfältigste Weise verwendet werden. Die darin enthaltenen Polyphenole und weitere bioaktive Substanzen stärken das Immunsystem, senken den Blutzucker und beugen damit Diabetes Typ II vor, bremsen Entzündungen aus, lindern Schmerzen und schützen uns vor Krebs, Lebererkrankungen sowie vor degenerativen Prozessen des Gehirns. Doch nicht nur körperlich profitieren wir von der Linde: Mit ihrer Unterstützung kommen wir besser mit Stress klar, bauen Ängste ab, schlafen leichter ein und genießen einen tieferen Schlaf. Diese und viele weitere Indikationen sind durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Heilpflanzen-Expertin Barbara Simonsohn hat für Sie wertvolles Gesundheitswissen sowie praktische Tipps für Hausapotheke, Küche und Schönheit zusammengestellt: - Linderung bei Beschwerden: Bewährte Anwendungen, innerlich und äußerlich - Lindenpflege für Haut und Haare: Naturkosmetik zum Selbermachen - Lindengenuss: Feine Rezepte für die Küche
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2025
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Barbara Simonsohn
Die Linde
Baum der Heilung und Harmonie
Kompakt-Ratgeber
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-757-2
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-755-8, 1. Auflage 2025)
Mankau Verlag GmbH
Pfarrgasse 1, D-82497 Unterammergau
Im Netz: www.mankau-verlag.de
Soziale Netzwerke: www.mankau-verlag.de/forum
Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg
Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering
Cover/Umschlag: Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
Layout: X-Design, München
Satz und Gestaltung:lydiakuehn.de, Aix-en-Provence, Frankreich
Bildnachweis:
© Laurin Lenk 7; © Lydia Kuehn (Landkarte/Pin): 16 ff.
© stock.adobe.com4, 8–9: Soloviova Liudmyla; 4, 5, 60–61: Leart; 5, 118–119: encierro; 10 ff. (Lindenblatt): Annika Gandelheid; 11: Wolfilser; 14: Dirschl; 17: Stefan; 21: designnatures; 23: Blickfang; 24: Klaus Eppele; 27: Winfried; 29: Carola Vahldiek; 31: physyk; 35: Martina Berg; 37: HeinzWaldukat; 39: Sulamith Sallmann; 40: Fotokon; 43: fotograupner; 45: Thorsten Schier; 49: Ronald Rampsch; 51: ahubalek; 52: tanjareimann.de; 55: Bill Ernest; 57: Good Studio; 59: FABIAN HÜSSER; 65: Hein Nouwens; 71: Janis; 74: M. Schuppich; 77: christiane65; 81: mates; 85: JPC-PROD; 86: pit3dd; 87: Ondej; 88: Jintana; 90: Gummy Bear; 99: Andy Nowack; 105: daffodilred; 109: guy; 113: PIXATERRA; 117: yanadjan; 123: Annett Seidler; 129: AnneLaure; 132: tunedin; 134: Olena Rudo; 137: pwmotion; 138: hkama; 140: Madeleine Steinbach; 144: Maryana
Hinweis für die Leser:
Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung, und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.
Die Linde ist einer unserer schönsten Laubbäume. Alles an diesem Baum strahlt Harmonie aus, die Form der Krone und der Blätter und besonders der herrliche Duft der Blüten. Dass dieser Baum nicht nur ein Augenschmaus ist, zeige ich Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, in diesem Büchlein. Alle Pflanzenteile wirken seelisch harmonisierend und sind ein potentes Stärkungs- und Gesundheitsmittel, mit dem Sie so mancherlei körperliche Beschwerden lindern können.
Ihre
Vorwort
Gedanken von Wolf-Dieter Storl
Die Linde – ein Baum für Frieden und Lebenskraft
Einleitung
ON TOURWolframslinde
Eine historische Betrachtung
ON TOURBlutlinde am alten Thingplatz
Spirituelle Aspekte
EXKURSMeine Lindenmeditation
Zur Botanik
ON TOURKaiser-Lothar-Linde
Die Blüten
Die Früchte und Samen
Über das Alter
ON TOURLuisen-Tanzlinde
Unterschiede Sommer- und Winterlinde
Die Linde als Bienen- und Insektenweide
ON TOUR»1000-jährige« Linde
Linden selbst anpflanzen
Wie gelingt es?
ON TOURLinner Linde
Gesund und fit mithilfe der Linde
Die Inhaltsstoffe der Linde
Die Blüten – ein dickes Plus für Seele und Gemüt
Die Blätter – Viren- und Bakterienkiller
Die Samen und Lindenfrüchte – Schutz vor freien Radikalen
Die Wirkstoffe der Knospen
EXKURSGemmotherapie: Wie Lindenknospen heilen
Lindenholz und Lindenkohle
Lindenrinde und Lindenbast
Das sagt die Wissenschaft
Gegen Ängste und Depressionen
Hilfe bei Schlaganfall
Ein Plus an antioxidativem Potenzial
Das Beste fürs Immunsystem
Ein Hoch auf die antibakterielle Wirkung
Stark gegen Entzündungen
Hilfe bei Diabetes
Unterstützende Kraft bei Krebs
Krankheitsbilder und Gesundheitsthemen von A–Z
Akne
Ängste
Augen
Bakterien
Blähungen
Bluthochdruck
Depressive Verstimmungen
Diabetes
Durchfall
Entzündungen
Erkältung
Fieber
Freie Radikale
Geburtsvorbereitung
Hautprobleme
Herz
Husten
Immunsystem
Insektenstiche
Krebs
Mundfäule
Pilze
Schlafstörungen
Schlaganfall
Schmerzen
Seele
Übersäuerung
Verbrennungen
Verdauungsprobleme
Viren
Wunden
Zahnpflege
Lindenanwendungen und -rezepte
Rezepte für die Gesundheit
Innerliche Anwendungen
Äußerliche Anwendungen
EXKURSDie Linde in Homöopathie und Bachblüten-Therapie
Kosmetik
Für eine gesunde und schöne Haut
Pflege fürs Haar
Die Linde in der Küche
Die Lindenblüten
Die Lindenblätter
Samen oder Lindenfrüchte
Ein paar Worte zum Schluss
Literaturempfehlungen
Endnoten
Register
Barbara Simonsohn hat uns viele Bücher über Heilpflanzen geschenkt, sachliche Bücher mit genauen Angaben zu ihren Wirkungen und Anwendungen. Diesmal hat sie sich die Linde vorgenommen, einen Baum, der zur Sommersonnenwende blüht und überall die Herzen erfreut. Seinen herrlichen honigartigen Blütenduft kann man über weite Strecken wahrnehmen, und da die Blüten von ganzen Scharen von Bienen besucht werden, klingt es so, als summe der Baum ein Lied. In früheren Zeiten weihte man den Baum mit den herzförmigen hellgrünen Blättern der Göttin der Liebe und des Friedens, etwa der holden Freya oder der westslawischen Libussa. Sie selbst ist es – so glaubte man –, die da singe und ihren segensreichen Duft verströme. Später weihte man den Baum der Gottesmutter Maria; aus dem weichen, geschmeidigen Holz schnitzten im Mittelalter berühmte Künstler wie Tilman Riemenschneider anmutige Marienstatuen.
Die Linde hat eine harmonische, wohltuende Ausstrahlung. Gern pflanzte man bei der Gründung eines Hofes eine Hoflinde. Oder in des Dorfes Mitte die Dorflinde, unter der die Dorfbewohner ihre Feste feierten, tanzten, schmausten und manchen Minnetrunk tranken. Die Alten saßen gern auf der Bank unter dem ausladenden Geäst des Baumes und träumten dem Himmel entgegen; junge Menschen verliebten sich unter der Linde.
All das hat zu tun mit der »gelinden« Heilkraft, welche die Linde besitzt. Und noch im kalten, nebligen Spätherbst, wenn wir uns leicht erkälten, spendet sie Gesundheit. Dafür sind nicht nur die besonderen Wirkstoffe verantwortlich, nein, sie erinnert unsere Seele an die wonnigen Tage des Mittsommers, wenn die Sonne lacht und das Leben leicht ist.
Für viele – nicht nur in Mitteleuropa – ist die Linde der Inbegriff von Heimat. Städte und Orte sind nach ihr benannt, und viele Volkslieder – etwa Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum – besingen diesen Baum des Friedens.
Ich bin froh und dankbar, dass Barbara Simonsohn sich der Linde und ihrer Heilkraft in diesem Buch angenommen hat und uns darüber mehr erzählt.
»Sieh dieses Lindenblatt.
Du wirst es wie ein Herz gestaltet finden.
Darum sitzen die Verliebten
auch am liebsten unter Linden.«1
Heinrich Heine
Mein Herz hüpfte, als ich hörte: Die Linde wird die Heilpflanze des Jahres 2025. Warum? Ich liebe diesen Baum, er ist für mich der Schönste unserer Laubbäume mit einer wunderbaren Bedeutung: Die Linde ist der Baum des Friedens.
Der süß schmeckende Lindenblütentee gehört zu meinen Lieblingstees; meine Mutter sammelte und trocknete die Blüten selbst, und meine Schwester und ich bekamen daraus Tee gebraut, wenn wir erkältet waren oder an der Grippe litten. Junge Lindenblätter sind die Hauptzutat in vielen meiner grünen Smoothies, und zwar bis zum Herbst, weil aus Linden immer wieder neue Zweige mit lindgrünen Blättern sprießen.
Wie sieht es aber mit der Studienlage aus? Meine Bücher über Heil- und Arzneipflanzen sind bekannt dafür, nicht nur volksmedizinische Anwendungen aufzuzählen, sondern auch die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft zu benennen. Was für eine Erleichterung, dass es ausreichend viele aussagefähige Studien zum Thema gibt. Also konnte ich loslegen mit der Recherche! Was mich dabei berührt hat, war, welche emotionale Bindung wir Deutschen traditionell an die Linde haben, früher und auch heute. Diese Perle der Laubmischwälder, Tanz-, Gerichts-, Dorf- und in alter Zeit der Thing-Baum, der Baum der Liebe, des Friedens, der Heimat und der Gemeinschaft hat sich wie kein anderer tief in unser Gedächtnis eingegraben. Die Linde ist ein Kult-, Sagen- und Mythenbaum. Ihre Heileigenschaften – ob in Blüte, Blatt, Bast, Knospe, Rinde oder Samen – scheinen wie gemacht für unsere moderne Welt, in der immer mehr Menschen – leider auch schon Kinder – unter Schlaf- und Angststörungen, Nervosität und Überforderung leiden. Die Linde lindert nachweislich all diese Probleme und noch viele mehr. Für mich ist sie daher eine göttliche Pflanze und ein Geschenk des Himmels für den krisengeschüttelten Zivilisationsmenschen.
Die Linde – ein wahrhaft stattlicher Baum
Die Linde ist nicht nur Heilpflanze des Jahres 2025, sondern war bereits 2016 von der Baum des Jahres Stiftung, in der auch der NABU einen Sitz hat, und 2021 durch das Kuratorium Wald zum »Baum des Jahres« gekürt worden. Aus der Begründung des Kuratoriums: »Den Germanen und Slawen galt der bis zu 30 Meter hohe Baum mit breit ausladender Krone als heiliger Ort. Später war in Mitteleuropa an fast jedem Dorfplatz ein Lindenbaum zu finden als Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens und als Versammlungsort.«2
Die Linde ist anmutig und wunderschön, obendrein ökologisch ein dickes Plus als Schattenbaum, Insektenweide, Schallschlucker und Staubfänger.
ON TOUR
Wolframslinde
Ortsmitte von Ried am Haidstein bei Bad Kötzting, Bayerischer Wald (D)
Sommerlinde (Tilia platyphyllos)
Stammumfang: ca. 16 Meter
Durchmesser: ca. 5 Meter
Höhe: ca. 13 Meter
Alter: ca. 800 Jahre
Die Hauptkrone der Linde wurde 1950 durch Stürme schwer beschädigt. Seit den 1960er-Jahren wird der bizarre und knorrige Baum abgestützt, um ihn auch für die Zukunft zu erhalten. Obwohl die Wolframslinde nahezu vollständig ausgehöhlt ist und nur noch auf ihrem Rindenkranz steht, ergrünt und blüht sie jedes Jahr aufs Neue. Benannt wurde sie nach dem bekannten mittelalterlichen Dichter Wolfram von Eschenbach, der sich um das Jahr 1200 auf der nahegelegenen Burg Haidstein aufhielt.
Kein anderer Baum hat europäisches Denken, Handeln und Fühlen so tiefgreifend beeinflusst und gestaltet wie die Linde, keiner wurde so viel besungen und bedichtet. Und kein anderer europäischer Baum ist so tief im Gedächtnis verwurzelt. Doris Laudert drückt es so aus: »Im Herzen des Volkes jedoch hat sie (die Linde) sich längst den besten Platz erobert und nimmt seit Menschengedenken als Hausbaum in Hof, Dorf, Kloster und Burg den ersten Platz ein.«3
Schon unsere Vorfahren in der Bronze- und Eisenzeit pflanzten in einem nachhaltigen Niederwald neben Eiche, Esche, Hasel, Erle und Stechpalme auch Linden. Jüngere Bäume wurden alle vier bis zehn Jahre dicht über dem Boden abgeschnitten, das nennt man Rotation.
Viele Arten wie die Linde und der Haselbaum treiben umso vitaler wieder aus, die Lebensdauer der Bäume wird auf diese Weise um ein Vielfaches erhöht. Schon etwa viertausend Jahre vor Christi Geburt bauten die Menschen über Torfmooren und Feuchtgebieten Wege aus Holz und verwendeten dafür auch das Holz der Linde.4
Im alten Griechenland gab es viele Baumorakel. Man verehrte Bäume als Wohnorte von Gottheiten, Nymphen oder Naturgeistern; bei der Linde war es Philyra. In einem Zustand verzückter Eingebung könne man der Nymphe, dem Wesen des Baumes, begegnen, so glaubte man.
Die Germanen verehrten die Linde als Baum, welcher der Göttin Freya gewidmet war. Freya galt als Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Friedens, der Schönheit, des Glücks, der Mütterlichkeit und des guten Hausstands. Die als heilig betrachteten »Freya-Linden« waren meist Sommerlinden und wurden von den Germanen als Sitz der guten Geister angesehen.5
Im germanischen Volksglauben nimmt die Linde daher einen wichtigen Platz ein. »Das beweisen schon die vielen Ortssagen, in denen die Linde als heiliger oder sonst irgendwie bemerkenswerter Baum genannt wird.«6
Die stattliche Hoflinde im niederbayerischen Kriering ist rund 300 Jahre alt und lädt zum Verweilen und Bestaunen ein.
Die alten germanischen Krieger nahmen Lindenholz als leichtes Schild, bedeckten es mit Lindenbast und bemalten es bunt mit Geistern als magischem Schutz. Unsere Vorfahren sahen eine Wesensgleichheit von Baum und Mensch. In der Siegfried-Sage als bedeutendes nordisches und deutsches Kulturgut taucht die Linde wiederholt auf: In Kriemhilds Garten blühte eine Linde, in deren Schatten fünfhundert Frauen Platz fanden.
Zwölf Helden, der berühmteste von ihnen war Siegfried, bewachten sie. Als Siegfried den Drachen Fafnir besiegt und in seinem Blut badet, um unverwundbar zu werden, fällt ein Lindenblatt zwischen seine Schulterblätter. Genau an dieser ungeschützten Stelle und wiederum unter einer Linde durchbohrt sein Mörder Hagen Siegfrieds Herz mit einem Speer.
Bei den Germanen diente die Linde als Mittelpunkt der Gemeinschaft für Treffen, aber auch für den Empfang von Signalen aus der Geisterwelt. Der Baum galt als Manifestation von Wahrheitsliebe, Gerechtigkeit, Klarheit, Entschlossenheit, Mitgefühl und göttlichem Wissen.
INFO
HIER WIRD RECHT GESPROCHEN
Die Linde stand bei den Germanen am Ort der Gerichtsbarkeit, den sogenannten Thingstätten. Das Thing, auch Schrannengericht genannt, war die Gerichtsversammlung. Der zu Verurteilende musste vorher »thingfest« gemacht werden (daher die Redewendung »jemanden dingfest machen«), und manche Urteile noch bis in die Neuzeit enthalten die Schlussformel »gegeben unter der Linde«.7»Wo die Götter wohnen, kann das Böse, die Lüge nicht bleiben; die Wahrheit kommt an den Tag, die Gerechtigkeit und das Gute siegen.«8
Das letzte bekannte Gericht unter einer Linde im deutschsprachigen Raum fand 1870 auf der jetzigen Wüstung Volkmannrode im Harz statt. Berühmte Gerichtslinden waren die Kunigundenlinde bei Kasberg in Bayern (siehe Bild, S. 21) und die Linde von Staffelstein im selben Bundesland, mit 1200 Jahren eine der ältesten Linden Europas.9
In vielen Kulturen galt die Linde als Baum der Liebe. Dem geliebten Mädchen wurde in Deutschland und bei den Südslawen am 1. Mai ein Lindenbäumchen vor das Fenster gestellt, und unter vielen Dorflinden wurden Ehen geschlossen.10 In Skandinavien war die Linde ein wichtiger Schutzbaum für Hof und Haus, und unter Opfer- oder Blutlinden wurde schon in vorchristlicher Zeit das Blut von Tieren als Opfergabe dargebracht.11 Es gibt eine etwa tausendjährige Blutlinde im Ortsteil Frauenstein bei Wiesbaden neben der Kirche und eine weitere Blutlinde, eine etwa 600 Jahre alte Winterlinde, vor der Schaumburg bei Rinteln an einem ehemaligen Thingplatz (siehe auch Seite 22 f.).12 Sogenannte Freibäume (schwedisch »friträd«) durften nicht gefällt oder beschädigt werden. »Denn die, die im Baume wohnt – hon som bor i trädet – möchte nicht gefällt werden, so die Schweden.«13
Auch den Slawen galt die Linde als heiliger Baum, und sie besaßen sogar eine eigene Lindengöttin, Libussa. Man verehrte sie als Rechtssprecherin und Orakelgöttin, vor allem in Liebesangelegenheiten.14
Nach Herodot hatten schon vor Jahrtausenden die Enarer, ein skythischer Volksstamm, beim Dienst der Aphrodite aus dem Lindenbast geweissagt.15
Bei den Kelten umstanden Winterlinden die heiligen Plätze im Hain und grenzten ihre Kultstätten ein. Die Seher der alten Skythen und der Griechen trafen mithilfe von Lindenrinden Vorhersagen. Die alten Griechen