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Der Piratenkapitän Nat Shannon erhält einen heiklen Auftrag. Er soll die schöne Marquise Marie Drequeti suchen, die von arabischen Banditen entführt worden ist. Auf seiner Suche nach dem verschwundenen Mädchen erlebt Shannon waghalsige Abenteuer zu Wasser und zu Land und gerät mehr als nur einmal in tödliche Gefahr. Aber irgendwann erkennt er, dass nicht nur Ruhm, Beute und Gold wichtig sind, sondern noch etwas ganz anderes. Etwas, das mehr zählt als alle Reichtümer der Welt …
Nach den alten Aufzeichnungen des Rigos del Bernis.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Larry Lash
Die Männer der sieben Meere
Nat Shannons tollkühner Plan
Seefahrer-Roman
Neuausgabe
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Verlag: XEBAN-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang; [email protected]
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Cover: © Copyright by Claudia Westphal nach eigenen Motiven von edeebee (KI), 2025
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Die Männer der sieben Meere
Nat Shannons tollkühner Plan
1.Kapitel
2.Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
Der Autor Larry Lash
Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash
Der Piratenkapitän Nat Shannon erhält einen heiklen Auftrag. Er soll die schöne Marquise Marie Drequeti suchen, die von arabischen Banditen entführt worden ist. Auf seiner Suche nach dem verschwundenen Mädchen erlebt Shannon waghalsige Abenteuer zu Wasser und zu Land und gerät mehr als nur einmal in tödliche Gefahr. Aber irgendwann erkennt er, dass nicht nur Ruhm, Beute und Gold wichtig sind, sondern noch etwas ganz anderes. Etwas, das mehr zählt als alle Reichtümer der Welt …
Nach den alten Aufzeichnungen des Rigos del Bernis.
***
Piraten-Roman von Larry Lash
»Satanspack«, schnaufte es dröhnend. »Verfluchtes Landgezücht, Hexenschiet! Rum her! Ah, Rum, alten Jamaicarum, oder ich schlage diese Bretterbude in tausend Fetzen. Haue sie auseinander, dass die Wanzen aus den Spanten fallen und die Kakerlaken auf Urlaub gehen!«
Nat Shannon stierte aus rotumränderten, wässrigen Säuferaugen auf den drallen Busen der Schankmaid. Sie bemerkte das und lächelte. Aber das konnte den Piratenkapitän keineswegs beruhigen. Er fletschte die Zähne und rasselte mit einem krummen Türkensäbel, den er irgendwann auf einer Beutefahrt einem Feind abgenommen hatte.
Die Maid bekam große Kulleraugen und ihr Lächeln verblasste jählings. Oh, sie hatte Angst, obgleich alles an ihr ein aufstrebendes Wesen zeigte. Die Lockenpracht, die hochgeschlagen und den geschwungenen Nacken sehen ließ. Die Nase, die etwas vorwitzig zur verräucherten Decke zeigte und die unter dem hauchdünnen Mieder sich abzeichnende Brust.
Doch Nat Shannon war nicht der Mann, den solche Spitzfindigkeiten aus der Ruhe bringen konnten. Er knallte seine Riesenfaust auf den blankgescheuerten Tisch.
Es krachte, barst und splitterte.
»Hexenschiet«, orgelte es wütend. Seine Stimme hatte einen heiseren Grundton angenommen und das war bei Nat immer das Zeichen, dass er explodieren wollte.
Blitzschnell sauste die Spiegelglatze des Wirts unter die Theke.
Mit einem Griff langte er sich die letzte, staubbedeckte und wirklich kostbare Rumflasche, denn er wollte es auf alle Fälle verhindern, dass seine schöne Einrichtung in Trümmer ging. Der zusammengebrochene Tisch war eine Warnung, die selbst er nicht übersehen konnte und gegen dieses Urviech von Piratenkapitän gab es keine Hilfe.
»Madelaine«, ächzte er hochfahrend. »Komm her, Täubchen, beeil dich, meine Süße und bring dem Herrn diesen Rum …«
Die dralle Maid beeilte sich zu gehorchen. Niemals hatte sie ihrem Tyrannen so gerne gehorcht wie in diesem Augenblick, denn Nat Shannon hatte seine reckenhafte Gestalt erhoben, blickte auf das Kleinholz zu seinen Füßen, das einmal ein solider Tisch gewesen war und dann stierte er wie ein gereizter Bulle auf die vielen Zinnteller, Kupferkrüge, den ausgetrockneten Stör, der unter der Decke ein verstaubtes Leben fristete und dann sausten seine roten Höllenaugen über die geduckten Miesmucker, die ihn aus entsetzten Augen anstarrten. Seine Lippen kräuselten sich verächtlich.
Caramba, diese Landratten waren eigentlich keine Menschen. Sie saßen wie scheue, eingeschüchterte Heringe im Pökelfass und lauerten, dass eine derbe Hand ihre krummen Achtersteven geradebog. Nat strich sich in aufreizender Lässigkeit über sein knallrotes Wams, fegte mit einem Tritt seiner Stulpenstiefel das Kleinholz fort und angelte mit der Stiefelspitze einen Tisch, an dem drei blasse, biedere Handwerker saßen und zog ihn mitsamt den darauf stehenden Getränken zu sich.
Madelaine kreuzte nun mit der Rumflasche auf, und ihre hochhackigen Stöckelschuhe balancierten ihren drallen Körper. Sie verstand es, beides, trotz der wippenden Bewegung im Gleichgewicht zu halten.
Nat erblickte den Rum. Er grinste. Er grinste auch über den wippenden Gang, denn nun erst, wo er den Rum witterte, schaltete auch sein Hirn auf andere Dinge, und mit Genuss blickte er auf die diensteifrige Madelaine.
»Meiner Treu«, krächzte es über seine zerrissenen, farblosen Lippen, »füll mir den Becher, schönes Kind und lass die Flasche gleich hier. Hah, ich bin ein leeres Fass, aber mein Kopf ist voll. Hoh, aber diese drei Pestbeulen dort«, er unterbrach sich und deutete auf die verbiestert dreinblickenden, schmerbäuchigen Handwerker, denen er den Tisch fortgezogen hatte, »diese Burschen haben den Kopf leer und den Bauch voll!«
Sein grölendes Lachen war mehr als eine Herausforderung. Es war geradezu das höhnische Gelächter eines Beelzebuben, eines Galgenstricks, und um seine Worte zu untermalen, riss er den geschwungenen Türkensäbel aus der Scheide und fegte die Weingläser vom Tisch.
Es klirrte. Scherben prasselten.
Madelaine stieß einen kleinen Schrei aus und fiel dem starken Piratenkapitän an die Brust. Meisterhaft schauspielerte sie einen Ohnmachtsanfall. Sie war sehr geschickt dabei und konnte noch ihrem Chef, dem glatzköpfigen Wirt, dem die helle Verzweiflung auf der Glatze brannte, mit den Augen zublinzeln, als auch schon der verdutzte Nat seine Pranken um sie legte, was immerhin bei Madelaine eine Flut süßer Wonneschauer auslöste.
Was für ein Mann! Das war ein Monstrum von einem Mann. Sie spürte es sofort, denn seine Muskelwülste spielten auch unter dem knappsitzenden, roten Wams. Seine gewaltigen Arme hatten sich in derber Weise um ihre Hüften gelegt. Das war männlich, ausgesprochen besitzerheischend.
Madelaine war raue Männer gewöhnt und es störte sie keinesfalls, dass seine Hände wie Dreschflegel waren, aus denen man ein Dutzend normale Männerhände formen konnte. Nur seine Ausströmung stieß etwas ab. Nun ja, diese Tatsache ließ sich nicht ändern. Selbst die vornehmsten Edelleute, Marquis und Leute vom Hof, bekamen eine Fahne, sobald sie aus der »Blauen Taube« Alkohol genossen hatten. Aber dieser stämmige Käpten wehte sie an, dass es ihr den Atem verschlug, und die vorgetäuschte Ohnmacht bald zu einer echten wurde.
Irgendwie schwanden ihr die Sinne Daran war wiederum nicht nur sein übler Atem schuld. Wieder fühlte sie Wonneschauer und krallte ihre Hände in sein Wams, was er mit einem dröhnenden Auflachen quittierte.
Madelaine bekam wieder die Brise seines Atems zu kosten. Angewidert ruckte sie ihren Kopf fort und ganz im Hintergrund ihrer aufgewirbelten Gedanken dachte sie an die Erzählung eines Seemannes, der die chinesischen Gewässer befahren und von furchtbaren Stinkbomben gefaselt hatte, die von den bezopften, schlitzäugigen Gelben bei Angriffen auf starke Festungen verwandt wurden.
Auch sie war eine Festung, aber sie wünschte nicht nach chinesischer Art erobert zu werden. Darum riss sie sich unverhofft aus seinen Armen und entfloh mit hellem Gekichere.
Nat Shannon schien erst verdutzt, doch dann langte er sich die Flasche, setzte sie an seine Lippen und trank sie in einem Zuge leer. Er verzog keine Miene dabei. Nur als er sie leer absetzte, schnalzte er genießerisch, strich die letzten Tropfen der bernsteinfarbenen Flüssigkeit aus seinem verfilzten Bart und schleuderte sie dann heftig fort.
Das war der Augenblick, wo vor der Schänke Stimmenlärm ertönte. Schnelles Hufgetrappel verstummte. Pferde wieherten. Eine Tür wurde laut zugeschlagen und dann flog die Tür auf.
Nat Shannon hatte den Türkensäbel vor sich auf den Tisch gelegt und kaute nun mit den gelben Pferdezähnen an seinen Schnurrbartenden. Er grinste über den Wirt der »Blauen Taube«, der katzbuckelnd hinter der Theke, ein wohlwollendes und feistes Lächeln aufsetzte. Scheinbar war der Besitzer der »Blauen Taube« nicht nur erfreut, neue Gäste zu bekommen, sondern auch darüber, dass es eine stattliche Anzahl war und zudem bewaffnet. Die letztere Feststellung machte er mit besonderem Vergnügen.
Endlich kamen Männer, Männer, die dem großmäuligen Piraten das Maul stopfen konnten, falls der rothaarige Gewaltmensch wieder nach Rum schreien sollte. Sein schmalziges Lächeln verstärkte sich, als säbelrasselnde, uniformierte Gestalten über die Schwelle traten. Mit Genugtuung sah er die Pistolen der Männer und jetzt erst blitzte er Nat mit kalter Verachtung an.
Der Pirat bemerkte es nicht einmal. Für ihn war der Wirt nur eine fette Laus, die er ohne Mühe zerdrücken konnte. Bedächtig füllte er die langstielige Pfeife mit gelbem Tabak und setzte sie in Brand. Von allen Seiten wurde seine Tätigkeit mit Verwunderung beobachtet. Ho, Nat sah es und sein Grinsen vertiefte sich. Diese Landratten kannten wahrscheinlich noch nicht das köstliche Kraut, das einem die Sinne aufwirbelte und schärfte. Sie kannten wahrscheinlich auch nicht den spanischen Main, die Flibustiere, Bukaniere und Freibeuter, und sie wussten wahrscheinlich auch nichts von den Kaperbriefen, die ihr König ausstellte, um die spanischen Kolonien ärmer zu machen, um das Gold der Spanier zu erhalten.
Nat ließ sich nicht stören. Mit Genuss inhalierte er den würzigen Rauch und blies ihn von sich. Dabei beobachtete er scharf die neuen Gäste, die sich lärmend an einem leeren Tisch niederließen.
Nat fühlte sich sauwohl. Er streckte die Beine von sich. Seitdem er in Quiberon die ›Estralia‹ vor Anker gebracht hatte, war kein Tag ohne Aufregung vergangen. Die für den König bestimmte Goldladung aus der Karibensee war längst schon von einer starken Eskorte königlicher Musketiere übernommen und nach Paris gebracht worden. Damit war eigentlich die Aufgabe der ›Estralia‹ gelöst und sie hätte wieder in See stechen können. Aber Nat ließ seine Crew sich austoben. Er wusste genau, was eine raue Crew brauchte, die wochen- und monatelang unterwegs war, zusammengepfercht, zusammengeschweißt auf einigen Planken, eine Crew, die auf engem Raum lebte und härteste Arbeit in den Rahen und an Deck ausführen musste. Ah, die Sailors würden sich vollsaufen, würden randalieren und Streitigkeiten vom Zaun brechen. Sie würden hinter den Schürzen herjagen, wie besessene Teufel auf verlorene Seelen.
Nat strich seinen Schnurrbart in die Höhe und blickte auf die stämmige Madelaine, die gerade einem hochgewachsenen, vornehmen Herrn schweren Burgunder vorsetzte. Ihr wohlproportionierter Achtersteven konnte jedoch nicht Nats Aufmerksamkeit ablenken. Auch ihre verlockenden Hüften konnten daran nichts ändern, denn Nat betrachtete den Edelmann mit neugierigem Interesse.
Ah, dieser Edelmann war der Anführer der Uniformierten. Er hatte ein schmales, aristokratisches Gesicht und dunkel glimmende Augen, die immerwährend in Bewegung zu sein schienen. Unter seinem mit Reiherfedern geschmückten Hut quollen die grauen Haare hervor. Sein Knebelbart war ebenfalls grau. Die gleiche Farbe hatte sein Wams, nur die geschlitzten Puffärmel waren mit gelber Seide ausgefüttert. Um seinen Hals schlang sich eine goldene Kette, die breitflächig die halbe Brust verdeckte.
Trotzdem er keine Perücke trug und nicht an der Unterhaltung seiner Tischgenossen teilnahm, wurde er mit großer Achtung behandelt. Er hatte, im Gegensatz zu den anderen, einen Degen umgeschnallt. Man sah es seinen schmalen, jedoch nervigen Händen an, dass er mit der Waffe vorzüglich umzugehen wusste. Hoh, seine Hände waren geradezu die Visitenkarten eines Degenkünstlers und wahrscheinlich gehörte er zu den besten Fechtern, die auf Frankreichs Mutterboden aufkreuzten.
Nat paffte. Blaue, aromatisch duftende Wolken hüllten seinen quadratischen, stiernackigen Schädel in flutende Nebel ein. Lachen und Stimmenlärm, Gläserklang und Sporengerassel war um ihn, lullte ihn in eine schläfrige Müdigkeit. Das volle Mieder Madelaines tauchte aus den blauen Duftwolken. Ihre roten Lippen waren feucht und in ihren Augen war eine wache Bereitschaft. Groß und weit waren ihre schwarzen Pupillen, als hätte sie Belladonna genossen.
Er nahm die Pfeife aus den Lippen und heftete seinen Blick ungeniert auf die dralle Maid.
Verdammt, ihr Anblick entzückte ihn gewaltig. Carajo, obgleich er kein Froschesser war, wenngleich in seinen Adern nicht das Blut der Zwiebelfresser pulsierte, so war er doch ein Mann, ein Schotte zwar, aber immerhin ein Mann und jetzt spürte er, wie sein träges, schottisches Blut zur glühenden Lava wurde.
Sein gepresster Atem pfiff über die Lippen.
»Madelaine«, stöhnte er rau. »Madelaine …«
»Was wünscht Ihr, Herr?«, klang es girrend zurück. Wahrhaftig, es war das Girren einer Taube im Frühling. Madelaine war sich ihrer Macht über die Männer voll bewusst.
Sie war nahe an den Muskelberg herangetreten, beugte sich über seine breite Schulter, dabei versäumte sie es nicht, mit der Wange sein lederfarbenes Gesicht zu streifen.
»Ich habe Hunger«, keuchte Nat, »Hunger auf dich, meine Schöne.«
»Ich kann Euch zu essen geben«, zischte sie leise.
»Bei St. Dustan, du bist mit Gold nicht zu bezahlen, wann kann ich meinen Hunger stillen?«
»Jetzt und sofort, folgt mir unauffällig, mein Mann darf es nicht sehen!«
»Dein Mann?«
»Cherry, der Wirt ist mein Gatte und er platzt vor Eifersucht …«
»Wird nur ein Fettfleck sein«, brummte Nat düster, »lass ihn platzen und dann kratz ihn von den Dielen, du hast dabei nichts verspielt.«
Wieder loderte ihr girrendes Lachen. Sie biss ihn plötzlich in das weiche Fleisch des rechten Ohrlappens hinein. Der kleine Schmerz entlockte dem Piratenkapitän ein grollendes Gelächter. Es erinnerte an einen Donnerschlag bei stürmischem Gewitter.
»Cherry, in seiner Eifersucht kann mein Gatte zur Bestie werden, oh, ich hasse ihn …«
»Pah, Madame, mit einem Faustschlag zerquetsche ich ihm die weiche Birne.«
»Aber er ist listig wie ein Fuchs, verschlagen wie ein Wolf und rachsüchtig wie ein gereizter Stier …«
Ihr Atem wehte heiß. Gerade spähte der Wirt misstrauisch herüber. Seine kleinen Jettäuglein funkelten böse.
Madelaine blieb dennoch hinter dem Hocker des Piraten stehen. Sie presste ihre dralle Brust gegen den ausladenden Rücken des Freibeuters und flüsterte zärtlich: »Cherry …«
In dieses Wort legte sie alles hinein, was sie an Zärtlichkeiten verschwenden konnte und wollte. Jählings ruckte sie empor. Der Glutblick ihrer dunklen Augen traf ihn, entfachte in ihm loderndes Feuer. Seine rotgeflammten, vom Trunk entzündeten Augen rollten.
»Madame«, gurgelte er, »ich bin Ihr Diener.«
Sie tänzelte davon. Ihr Gang hatte Rhythmus, war Musik, die ins Blut ging. In Nats Ohren dröhnte ein rauschender Wasserfall und vor seinen Augen wogten rote Nebelschleier.
Madelaine bewegte sich aufreizend lässig. Ihre schwingenden Hüften waren ein starkes, berauschendes Narkotikum, ein süßes Gift, das ins Blut drang und es zum brausenden Klang aufpeitschte.
Er sah nicht, wie der Wirt hinter seinem Rücken mit einigen finsteren Kerlen tuschelte, bemerkte nicht, dass der dunkeläugige Edelmann sich jählings erhob und durch eine Nebentür verschwand. Nat sah nur die kurvenreiche Fülle Madelaines, sah ihre Hand zaghaft winken und erhob sich, indem er den Türkensäbel erfasste und in die Scheide stieß, dann schwankte er dorthin, wo Madelaine hinter einem Vorhang sich der Öffentlichkeit entzogen hatte.
Es war ausgesprochenes Pech für Nat, dass es hinter dem Vorhang dunkel war. Sein Pech wurde erhöht durch das zischende Schwirren von blankem Stahl. Dunkle, bewegliche Schatten drangen keuchend auf ihn ein. Vor ihm war das Rauschen von Frauenkleidern. Madelaines spitzer, erstickter Aufschrei verwehte, löschte aus, als ob der Wind das flackernde Licht einer Kerze mit voller Wucht getroffen hätte.
Nat war nicht der Mann, der sich durch solche Kleinigkeiten von einem Vorhaben abbringen lassen wollte. Anstatt in das Helle der Gaststätte zu flüchten und dort die Gegner zu erwarten, sprang er mit einem wütenden Knurren vor. Hinter ihm rauschte der Vorhang zusammen. Die Lichtquelle erstickte, und nun stöhnte Nat vor Kampflust und Kampfeifer. Mit einer einzigen Bewegung riss er den Türkensäbel aus der Scheide und hieb die Klinge gegen den tödlichen Stahl. Es klirrte. Funken stieben durch die Schwärze. Ein Mann wimmerte qualvoll.
Der reckenhafte Käpten sauste mit leisem Lachen vorwärts, sauste mitten durch die Meute der Angreifer und sein Türkensäbel wirbelte wie ein Ungewitter auf sie ein.
Caramba, Nat hatte Katzenaugen und in dieser verteufelten Situation zeigte er, was in ihm steckte.
»Kielschweine, Rattengezücht, bei St. Dustan, ich werde euch dazu bringen, Halleluja zu singen!«, wütete Nat. Seine orgelnde, volle Bassstimme rollte wie Donnergrollen. Grimmiges Geschrei war die Antwort darauf. Dumpf klangen die Rufe und Stimmen aus der Schenke. Nur die keifenden Fistellaute des Gastwirts drangen durch den Vorhang.
»Meine Herren … meine Herren, kein Grund zur Aufregung …«
Nat hatte keine Zeit, auf diese Fettstimme zu achten. Er unterlief gerade einen Gegner, prellte ihm die Waffe aus der Faust und ergriff den Unglücklichen, riss ihn vor sich und kreiselte mit seinem lebenden Schutzschild vor die Spitzen aus Stahl, die nun erschreckt zurückzuckten.
»Hohohoho!«, grölte Nat, »sollt den Säugling haben!«
Bei diesen Worten holte er aus. Mit unwahrscheinlicher Kraft schleuderte er den schrill wimmernden Kerl seinen Gegnern entgegen. In der Luft schlug der Bursche einen Salto Mortale. Nicht das war erstaunlich, sondern sein wieherndes Geschrei dabei, das durch Mark und Knochen ging.
Irgendwo gab es einen dumpfen Aufprall. Das Gekreisch wurde zum wimmernden Stöhnen. Keiner der Genossen hatte sich zur Hilfestellung aufgerappelt, keiner hatte den Mut gehabt, den kühnen Flug der lebenden Kugel zu bremsen.
»Sucht seine Knochen, meine Herren, verdammtes Pack, und flickt ihn zusammen – und falls das nicht mehr gelingen sollte, dann wischt den Fettfleck von den Dielen und kommt heran, kommt einzeln oder zu zweien, es wird mir ein Vergnügen sein, eure Visagen zu zerknautschen. Zehn Kerle eurer Sorte vernasche ich gewöhnlich zum Frühstück.«
Mit einem langen Satz war Nat hinter einen Vorhang geschnellt. Sofort setzten sich seine Gegner in stürmische Bewegung. Acht tödliche Stahlspitzen sausten zischend durch den Stoff. Aber Nat hatte seinen Standort bereits gewechselt und rannte dorthin, wo Madelaines Rockzipfel hinter einer Ecke verschwand.
Acht Kerle zerrten ihre Hieb- und Stichwaffen aus dem zähen Samtstoff. Inzwischen flitzte Nat mit dröhnendem Gepolter hinter den Weiberröcken drein.
Was störte es ihn, wenn der eifersüchtige Gatte ihn durch seine Mordbuben daran hindern wollte. Ho, im Gegenteil, dadurch wurde die Sache pikant und recht würzig.
Er landete in einem schmalen Gang und versuchte, sich zu orientieren. Aber es blieb beim Versuch, denn Madelaines Stimme wehte herüber.
»Ihr habt doch Hunger, mein Herr?«
»Gewiss, meine Dame, jetzt erst recht!«, gab er zur Antwort und taumelte vorwärts. Ihr girrendes Lachen gab ihm die Richtung an.
Bei Gott, das hier war wirklich ein Taubenhaus. Der Gastwirt hätte keinen treffenderen Namen für diese Schänke finden können.
Nat umspannte seinen gebogenen Türkensäbel. Er liebte diese Waffe, denn sie erinnerte ihn immer an eine Sichel, mit der er in seiner Jugend Gras gemäht hatte.
»Wir dinieren im Weinkeller, mein Herr«, flüsterte es dicht vor ihm.
»Wie Madame wünschen. Ah, es ist die richtige Umgebung für einen Mann meines Schlages!«
Ihre Hand tastete nach seinem Handgelenk. »Vorsichtig, mein Herr, es kommen Stufen …«
»Ich werde schon nicht meine Ohren brechen, Madame, und da Ihr bei mir seid, befürchte ich nichts …«
»Wirklich?«
»Oui.«
»Ihr seid sehr galant, Herr Pirat?«
»Vous etes tres aimable!«, lächelte er zurück. Dabei stellte er fest, dass der äußere Schein nicht trog, denn alles war stramm und fest.
Sie hatte ihn auf die vorwitzigen Finger geschlagen. Ebenso gut hätte sie auf Eisenplatten hämmern können. Der Riese schien empfindungslos zu sein. Er stolperte neben ihr die Steinstufen zum Keller hinunter, aus dem es eisig heraufwehte.
Madelaine erschauerte. Die Stärke des Piratenkapitäns hatte die Mörder, die ihr Gatte losgehetzt hatte, abgehalten. Er hatte etwas schier Unmögliches vollbracht und forderte mit der Miene eines Siegers den Lohn. Aus dem erregenden Spiel war nun Ernst geworden.
Kaum waren sie jedoch im Keller angelangt, als hinter einem der großen Weinfässer eine Gestalt auftauchte und mit unerhörter Kühnheit sich dem Piratenkapitän entgegenwarf.
Das Erscheinen des neuen Angreifers brachte Nat etwas aus der Fassung. Mit einem Ruck fegte er Madelaine beiseite und schon kreuzten sich klirrend die Klingen.
»Dirne«, zischte Nat, »das hast du mir eingebrockt, du hast mich in eine Falle gelockt, hast mich verraten …«
Während er mit der Rechten auf den Angreifer losdrosch, schnappte seine Linke zum Mieder Madelaines. Doch sie war auf der Hut und konnte den zugreifenden Händen mit einem gellenden Schrei entweichen.
Diese kleine Szene gab dem Angreifer im grauen Wams Gelegenheit, blitzschnell mit dem Degen eine Finte zu schlagen und plötzlich zuckte der Stahl zum tödlichen Stoß.
Der krumme, geschwungene Türkensäbel war nicht leicht genug, um diesen Stoß zu parieren. Nat stieß ein Fauchen aus und schien mitten in der Bewegung zu erstarren. Ho, er war wirklich ein Mann und er war bereit, den Todesstoß als ein Mann hinzunehmen.
»Kapitän, ich nehme an, dass Ihr nun nüchtern seid«, gellte es von den Lippen des Edelmannes. »Ich nehme an, dass man nun mit Euch sprechen kann?«
Der spitze Stahl berührte das rote Wams des Piratenkapitäns.
»Stoßt nur zu!«, brüllte Nat. »Stoßt zu und gebt mir den Stahl zu schlucken … Es lohnt sich nicht mehr zu leben, denn noch nie ist Nat Shannon in einem Zweikampf besiegt worden!