Tödliche Schatten der Vergangenheit - Larry Lash - E-Book

Tödliche Schatten der Vergangenheit E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Dick Flanagan ist der große Mann in Woodbury. Er hat es verstanden, nicht nur die Stadt mithilfe eines von ihm eingesetzten Sheriffs und brutaler Revolvermänner unter seine Herrschaft zu bringen, sondern er streckt auch seine Hände nach der Weide aus. Mit Mord und Brand fällt er über die Sweetwater-Ranch her und versucht auch, andere Rancher von ihrem Land zu vertreiben – notfalls mit Mord. Als John Lewis von seinem Bruder Danny ins Land gerufen wird, um ihm, wie er schreibt, auf einer friedlichen Weide zu helfen, findet er ein Land in Aufruhr. Sein Bruder ist tot, die Ranch verödet. John sucht den Mörder seines Bruders und möchte die Ranch seiner Familie wieder aufbauen. Mit jeder Meile, die er reitet, dringt John tiefer in seine eigene Vergangenheit ein und muss erkennen, dass er erst Frieden findet, wenn er die tödlichen Schatten der Vergangenheit verscheuchen kann …

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Larry Lash

 

 

Tödliche Schatten

der Vergangenheit

 

 

 

Western-Edition 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors

© Copyright dieser Lizenzausgabe by XEBAN-Verlag.

Verlag: Xeban-Verlag: Kerstin Peschel, Am Wald 67, 14656 Brieselang;

[email protected] / www.xebanverlag.de

Lizenzgeber: Edition Bärenklau / Jörg Martin Munsonius

www.editionbaerenklau.de

Cover: © Copyright by XEBAN-Verlag mit einem Motiv von Steve Mayer und eedebee (KI), 2025

Korrektorat: Falk Nagel

 

Alle Rechte vorbehalten!

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt beim XEBAN-Verlag. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Tödliche Schatten der Vergangenheit 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

Dick Flanagan ist der große Mann in Woodbury. Er hat es verstanden, nicht nur die Stadt mithilfe eines von ihm eingesetzten Sheriffs und brutaler Revolvermänner unter seine Herrschaft zu bringen, sondern er streckt auch seine Hände nach der Weide aus. Mit Mord und Brand fällt er über die Sweetwater-Ranch her und versucht auch, andere Rancher von ihrem Land zu vertreiben – notfalls mit Mord. Als John Lewis von seinem Bruder Danny ins Land gerufen wird, um ihm, wie er schreibt, auf einer friedlichen Weide zu helfen, findet er ein Land in Aufruhr. Sein Bruder ist tot, die Ranch verödet. John sucht den Mörder seines Bruders und möchte die Ranch seiner Familie wieder aufbauen. Mit jeder Meile, die er reitet, dringt John tiefer in seine eigene Vergangenheit ein und muss erkennen, dass er erst Frieden findet, wenn er die tödlichen Schatten der Vergangenheit verscheuchen kann …

 

 

***

Tödliche Schatten der Vergangenheit

 

Western von Larry Lash

 

 

1. Kapitel

 

Mit jedem Yard mehr verstärkte sich das dumpfe brausende Geräusch. Es wurde vom Wind herangetragen und schien wie eine starke Welle gegen Pferd und Reiter anzubranden, die sich beide auf dem verschlungenen Wildpfad über Wurzelwerk und fauliges Laub hinwegbewegten. Mensch und Tier schienen zu einer Einheit verschmolzen und wachsam auf jede Gefahr zu achten, die zwischen den urigen Stämmen von Weiden und Ahorn herausbrechen konnte. Im Dämmerlicht unter den Bäumen glichen sie zwei unwirklichen Schemen. Immer stärker wurde das Gedröhn, schwoll zu einem hohen Brausen an, das die Trommelfelle zu zerreißen drohte und das Schnauben und Stampfen des Pferdes auslöschte.

Dieses in Intervallen an- und abschwellende, tobende Geräusch entstand von den Wassermengen, die sich über die gewaltigen Fälle stürzten. Durch die Bäume hindurch sah man die aufstiebenden, milchigen Schleier, kochende Wassernebel, die weit empor über die Uferwandungen vom Wind getragen, als feiner Sprühregen niedergingen.

John Lewis hielt seinen Rappen plötzlich an. Unmittelbar vor ihm brach der Wildpfad ab, führte über eine freie Strecke ganz nahe am Ufer der Fälle hin und schwang sich in weiter Kurve nach Osten, um gleich darauf hinter mannshohen Felsbrocken zu verschwinden.

John zögerte einen Augenblick, weiterzureiten. Seine Augen tasteten den Wildpfad entlang. Jenen alten Redmenpfad, den er durch Zufall entdeckt hatte und entlanggeritten war. Er beobachtete jeden Felsen genau, dann erst schweiften seine Blicke zu den Shoshone-Falls hin. Er war gebannt von dem gigantischen Naturschauspiel der entfesselten Kräfte, konnte den Blick kaum wenden.

Dort, wo der Snake-River in weicher Krümmung zu den Wasserfällen kroch, lagen gelbe Sandbänke. Sie leuchteten hell und freundlich, waren bevölkert von weißen und grauen Vögeln, von Reihern und Königsfischern, von Tausenden und Abertausenden herrlicher Tiere, die dort ihre Kolonien hatten. Gleich weißen Federwolken schwebten sie über dem Fluss, kurvten und kreisten, um dann weich zur Landung anzusetzen. Die rotgelben Uferwände standen in schroffem Gegensatz zu den weißen Schaumkronen der schnellen Wasser. Tiefblau schimmerte das ruhigere Wasser, sah aus, als hätte es die Farbe des Himmels in sich aufgesogen. Es bewegte sich unheimlich schnell in Kreiseln und Strudeln, gurgelte und wallte und schoss dann über die Steilmauer in einen tobenden, brodelnden Kessel hinein, in dem der Teufel selbst zu Hause zu sein schien.

Dort unten schien der Nebel sich zu heben. By Gosh, man konnte den Blick nicht davon nehmen, wurde magisch angezogen und gefesselt, wurde gebannt von dem Schauspiel der Elemente, denn hier schienen sich Himmel und Erde zu begegnen. Es war, als ob die Stimme des großen Geistes lebendig geworden und für jedes Ohr vernehmbar und verständlich war. Hier war ein prachtvolles Stück des Landes in all seiner Schönheit sichtbar. Yeah, gleich einer gigantischen Schlange wand sich der Snake-River am Grunde eines gewaltigen Canyons dahin, lief von den Fällen fort und riss eine riesige Furche in das Land hinein, als hätte die Unterwelt den Canyon gegraben.

By Gosh, dieses herrliche, jungfräuliche Land, in dem es Berge gab, die noch keines Menschen Fuß betreten hatte, die trotzig und erhaben unter Gottes ureigenem Himmel standen, waren umgeben von stillen Seen, in denen sich ihre Gipfel und Grate widerspiegelten. Es gab Wälder, in denen noch nie der Axtschlag eines Holzfällers erklungen, nie die Stille von einem Schuss zerrissen wurde. Das alles jedoch war nur erreichbar auf schwierigen Pfaden, über Geröllfelder und Bergwiesen hinweg, yeah, es kostete einige Mühen, bis man das Land erreichte, das den heiligen Odem der Wildnis ausströmte.

Ungeheure Hochplateaus wurden von vielen Reihen gezackter Gebirgsketten durchbrochen und von Flüssen durchzogen. Von John Lewis’ Standort aus waren die Sawtooth, die Bitterroot und die Kette der Lost-River in weiter Ferne zu sehen. So klar war der Himmel, dass er die Sicht über viele Meilen preisgab. Alle Gebirgszüge gehörten zum Massiv der Rocky Mountains, und ihr höchster Berg, der Mount Boran, überragte sie alle in seiner Höhe von zwölftausendsechshundertfünfundsechzig Fuß.

Irgendwo weit im Süden würde der Snake-River seine gewaltigen Wassermengen in den Columbia River führen, dessen Wände an der tiefsten Stelle über zweitausend Meter tief waren …

»Go on«, murmelte John Lewis, und sogleich setzte sich der Rappe in Bewegung. Sicherlich hatte das Tier die Worte beim Tosen des Wassers nicht gehört, sondern reagierte lediglich auf den Schenkeldruck. Es war hochgebaut, mit feinen Fesseln und tiefschwarzem, fast blau schimmerndem Fell. Der Schweif und das Mähnenhaar berührten fast den Erdboden. Unter dem Fell lag das Geäder plastisch auf der Haut, rosafarben waren die Nüstern und die Augen von sanftem Ausdruck. Der Kopf war schön gemeißelt, war trocken und ausdrucksvoll. Und zu diesem prächtigen Tier passte der Reiter wie kein anderer. Er saß in einem leichten neumodischen Sattel ohne das berühmte Sattelhorn, wie sie an Rinderpferdesätteln angebracht waren. Hinter dem Sattel war eine Deckenrolle aufgeschnallt, und die Packtaschen zu beiden Seiten waren prall gefüllt. Im Sattelschuh, der gewiss noch von der Kavallerie der Südstaaten stammte, steckte eine mit Silbernägeln beschlagene Winchester. Auffallend war, dass das Pferd kein schweres Gebissteil trug, wie es üblich und vielerorts verwandt wurde, dass es auch keine Gebissketten und keine Stangen trug, sondern von einer Hakemoore gelenkt wurde, jenem leichten Zaumzeug, das die Indianer ihren Mustangs aufhalfterten. Es riss nicht die Lefzen ein, verursachte nicht die oft schandbaren Verwundungen, die einem Tier schwer zusetzen konnten. Aber mehr als dies alles, machte die Tatsache, dass der Reiter sein Tier liebte, es deutlich, dass er weder Stiefel noch Sporen trug, sondern buntbestickte Mokassins, die mit Schweineborsten und Perlen verziert waren. Mokassins, wie man sie für Häuptlinge herstellte.

Über die Flanken des Rappwallachs waren noch keine Sporen gerissen worden. Sein Fell war an Weichen und Flanken genauso glatt wie am Hals, und es glänzte wie schwere Seide. Langsam trabte das Tier mit seinem hager wirkenden Reiter über die freie Stelle in Richtung des Felsens.

Etwas vornüber geneigt saß John im Sattel. Unablässig glitt sein Auge in steter Wachsamkeit hin und her, ließ nicht die kleinste Bewegung außer Acht. Grauaugen waren es, in denen helle Lichter brannten, die jedoch auch gütig blicken konnten und verrieten, wie dieser Mann in Wirklichkeit war. Seine schlanken Hände berührten kaum die Zügelenden der Hakemoore, sie schienen entspannt zu sein und doch bereit, in Sekundenschnelle zu den tiefhängenden Coltgriffen zu rasen, um die schweren 45er-Colts zu handhaben.

Bevor er die Felsengruppe erreichte, zögerte er ein wenig, dann aber trieb er den Rappen eilig darauf zu, als könne er nicht schnell genug vorwärtskommen. Ringsum war die Wildnis. Fasanen stoben vor ihm auf, und die Fährten von vielartigen Pelztieren kreuzten so zahlreich seinen Weg, dass er sich erstaunt über die Stirn strich. Kalte und auch warme Losungen lagen auf den Wildwechseln. Yeah, es musste hier von Bären, Coyoten, Wölfen, Rot- und Federwild nur so wimmeln. By Gosh, wer auch immer nach Idaho gekommen sein und diese reiche, herrliche Natur in seiner Vielgestalt gesehen haben mochte, den musste es immer wieder hierher treiben, musste ihn mit einer großen Liebe zu diesem Flecken Erde erfüllen.

Der Pfad schlängelte sich durch eine ansteigende Felsgesteingruppe höher hinauf und senkte sich dann in ein hochgelegenes Tal hinein. Das Rauschen der Fälle blieb zurück, wurde schließlich zum undeutlichen Gemurmel. Zur linken Hand zeigte sich ein herrlich einsamer See, in dem sich die Gebirgswelt in aller Pracht widerspiegelte. Dahinter verschwammen grüne Matten und Almen, bis sie aufgefangen wurden von der Mauer himmelanstürmender Berge.

Ganz weit, weit in der Ferne glaubte John, winzig kleine Punkte zu entdecken. Es konnten Rinder, aber auch genauso gut ziehendes Wild sein. Yeah, es war nicht klar zu unterscheiden, denn das Ufer des Sees lag viele Meilen weit entfernt, jedoch gab es keinen Zweifel, dass er sich auf dem richtigen Pfad befand. Gleich musste die alte Goldgräberhütte auftauchen, ganz so, wie es ihm sein Freund Daniel beschrieben hatte. An dieser Hütte vorbei führte ein Weg am Seeufer entlang zu den herrlichsten Weidegründen der Welt, wie Dan sich ausgedrückt hatte.

By Gosh, die Erregung John Lewis’ wurde plötzlich so stark, dass er anhielt und sich fast steil in den Steigbügeln hob. Er war nahe am Ziel. Dort unten am See, wo die grünen Matten und das Blau des Wassers in harmonischer Pracht sich vom grauen Granit der Felsen abhoben, dort, wo das tiefe Grün von Tannenwäldern und das helle Gelb lichter Birkenhaine sich mit dem Violett der Ferne in wunderbarer Farbsymphonie vereinte, würde er ausruhen und genesen können von all dem, was hinter ihm lag.

Sein Bruder Dan hatte ihm die Teilhaberschaft angeboten, und yeah, er hatte zugegriffen gleich einem Ertrinkenden, der sich an den letzten Strohhalm klammerte.

Er kam mit leeren Händen, hatte jedoch den unumstößlichen Vorsatz, auf dem rechten Weg zu bleiben, nicht mehr zurückzusinken. Er wollte ein neues Leben beginnen.

Er lachte rau vor sich hin bei diesem Gedanken, dachte wohl an Arizona, an die lange Leidenszeit dort, daran, dass er gerade noch dem Totengräber von der Schippe gesprungen war.

Yeah, er hatte viel aus seinem bisherigen Leben gelernt, hatte seine Konsequenzen daraus gezogen. Als er aus der Gefangenschaft der Nordstaaten entlassen wurde und heimatlos, entrechtet mit dem Wind trieb, wie so viele andere Männer, die den Untergang der Südstaaten niemals überwinden konnten, in denen eine Welt zusammengebrochen war, hatte er sich bemüht, irgendwie Arbeit und Unterkommen zu finden. Dabei war er immer tiefer in den Strudel hineingezogen worden, hatte ihn das Schicksal hin und her geworfen.

Ein kalter Schauer rann über seinen Rücken, ließ ihn frösteln. War es nicht, als ob der Anblick der wirbelnden, sich jagenden, prasselnden Wassermassen ihm einen Rückblick auf das eigene Leben vermittelte? Hatte es Dan so gewollt? Hatte er ihm aus diesem Grunde den Weg an den Fällen entlang aufgezeichnet, oder gab es nur diesen einen Pfad in das Tal der grünen Weiden?

Er zog das Band des grauen Stetsons fester ums Kinn, knöpfte den obersten Knopf seines blauen Flanellhemdes auf, sodass ein Teil seiner Brust sichtbar wurde. Er trieb den Rappen weiter. Seine Zähne nagten an der Unterlippe. Noch wenige Yards nur, und, by Gosh, jetzt tauchte die arg zerfallene Goldgräberhütte auf, jene Hütte, von der Dan schrieb, dass sie von Ruel Dalmotte erbaut wurde. Ruel Dalmotte, der Entdecker des Tals und der Mann, der anstatt Gold zu finden, eine großartige Weidegegend aufspürte und als Erster seine Hütte dort errichtete, sie aber später verließ, um Viehzüchter zu werden.

Das Dach war eingesunken. Einzelne Sparren standen wie die Rippen eines Kuhskeletts drohend zum Himmel empor. Die Tür hing lose in den Angeln und bewegte sich bei jedem Windstoß, knarrte erschreckend misstönig. Gleich dunklen Höhlen wirkten die scheibenlosen Fenster, machten einen unheimlichen Eindruck. Ein kleiner Corral mit teilweise umgestürzten Pfosten schloss sich der Hütte an, und das dünne Rinnsal einer Wasserader sickerte durch eine vermooste Querrinne, sammelte indes noch genug Nass, um ein Pferd zu tränken und auch den eigenen Durst zu löschen.

Und Himmel und Hölle! Ein Pferd stand dort an der Rinne! Es hob den Kopf, blies die Nüstern auf und wieherte schrill herüber. Wie von selbst kroch Johns nervige Rechte zum Coltkolben. Der Rappe blieb mit eng an den Kopf gelegten Ohren und scharrenden Vorderhufen stehen, spürte wohl die Abwehrbereitschaft seines Reiters und bewegte sich nicht.

»Keinen Yard weiter«, kam auch schon eine Stimme zu ihm hin. »Ich sehe, dass du eine Situation richtig einschätzen kannst, Stranger. Ich habe dich im Visier, und wenn ich meinen Zeigefinger bewege, gehört mir das beste Pferd, das ich jemals unter der Sonne sah.«

»Wenn du es darauf abgesehen hättest, Fellow, läge ich bereits neben meinem Pferd«, erwiderte John, ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt war es zu spät, sich Vorwürfe zu machen. Er hatte geträumt und war in Gedanken versunken daher geritten, war prompt hereingefallen.

Irgendwo hinter den vermorschten Balken steckte sein Bedroher und war klug genug, nicht einmal den Lauf seiner Waffe zu zeigen.

»Ich habe noch keinen Mann ohne Warnung mit meinem Blei versehen«, erklang es. »Das ist nicht meine Art. Allerdings bin ich sehr für einen schnellen Pferdewechsel.«

»Nun, ein Mann der schnell reiten muss, hat dafür seine Gründe!«

»Es ist gut, dass du es so siehst, Stranger. Ich will mir deinen Rappen nur ausleihen, weiter nichts! Ich schätze, dass du nichts dagegen haben wirst. Falls du länger in diesem gesegneten Land bleibst, bringe ich ihn dir bestimmt zurück.«

»Ich habe nichts gegen deine Absicht. Dein Pferd ist nicht schlecht.«

»Besser als dein Rappe«, klang es hart zurück. »Schau nur genau hin! Ich trenne mich ungern davon, aber es ist gestrauchelt und lahmt ein wenig. Ich möchte es nicht zuschanden reiten und habe es verteufelt eilig. Lass die Hände oben und steig von rechts ab! Versuche keinen Trick!«

By Gosh, bei diesem Mann einen Trick zu wagen, wäre purer Selbstmord. So viel verstand John von der Art harter Männer.

»All right, ich bitte mir aus, dass du meinen Rappen gut behandelst, und falls er in fünf Tagen nicht bei Dan Lewis im Corral steht, werde ich ihn mir holen!«

»Vergiss dann nicht, den Tigerschecken mitzubringen!«, knurrte der Bedroher.

»Natürlich werde ich ihn mitbringen!«

»Und du bist sicher, dass du mich findest?«

»Ganz sicher«, lächelte John, indem er vorsichtig aus dem Sattel glitt und meinte: »Mein Gepäck allerdings wäre für mich sehr wertvoll.«

»Du bist mehr als frech, aber das gefällt mir an dir. Doch was sagtest du vorhin? Bei Dan Lewis sollte ich deinen Rappen einstellen? Fellow, das wird kaum möglich sein und dir auch kaum schmecken.«

»Ich verstehe nicht …«

»Nun, es hieße, dass ich dir meine Zuneigung entziehen müsste, mein Junge«, entgegnete der Fremde. »Wenn du schon in die Stadt willst, überlege dir in Ruhe, ob du deine Worte wahrmachen willst. Und nun dreh dich herum, meine Zeit drängt!«

Es gab keine andere Wahl, als zu gehorchen. Sicher, John hätte sich blitzschnell hinter seinem Rappen in Deckung werfen und den Feuerreigen eröffnen können, aber mit Sicherheit wäre das Tier getroffen worden, und dieser Einsatz war zu hoch.

Langsam drehte er sich herum, blieb starr stehen. Schritte kamen auf, näherten sich. Zwei Handgriffe, und seine Eisen waren aus den Halftern heraus, wurden von dem Burschen zu Boden geschleudert.

Pantherhaft schnell glitt der Mann zur Seite, stand dann breitbeinig da und forderte John auf:

»Tritt von deinem Pferd zurück. Ich werde deinen Packen und auch deine Winchester mitnehmen. Du bekommst jedoch alles unbeschädigt zurück. Mein Wort darauf! Und jetzt dreh dich herum und schau mich an, denn du sollst wissen, wer dich zum Tausch gezwungen hat. Halte mich nicht für einen Straßenräuber! Lediglich die Umstände zwingen mich zu dieser Methode!«

John kam dieser überraschenden Aufforderung nach, war mehr als erstaunt, als er den blondhaarigen Tiger vor sich sah. Hochgewachsen, fast so groß wie er selbst, stand er vor ihm, breitschultrig, mit stahlblauen Augen. Die linke Wange war blutverschmiert, zeigte die kaum verharschte Wunde eines Streifschusses. Man sah, dass dieser Mann sich zur Ruhe zwang, obwohl er innerlich danach fieberte weiterzukommen. Man spürte förmlich die Gefahr, die in seiner Nähe mit jeder Minute wuchs.

»Es tut mir leid, dass diese Begegnung für dich unangenehm wurde, Freund«, sagte er. »Unter anderen Umständen wäre ich dir sicherlich sympathisch gewesen. Zwei Tiger zerreißen sich bekanntlich nicht!«

»Ich werde nicht einmal auf dich schießen, wenn du reitest, Fellow.«

»Dalmotte ist mein Name, Ruel Dalmotte, genau wie mein Vater. Das sage ich dir, damit du die richtige Adresse hast, falls ich dir in fünf Tagen deinen Rappen nicht zurückbringen kann, was immerhin möglich ist. Und wenn ich dir einen Rat geben darf, bleibe aus der Stadt und von der Weide, bleibe in der Nähe des Snake-River. Ich werde dich dort bestimmt finden. Oder bleibst du auf deinem Vorsatz bestehen?«

»Yeah«, entgegnete John.

Ruel schritt rückwärts, mit angeschlagenen Colts zu dem Rappen hin, packte ihn an der Hakemoore und drängte ihn zurück, sprang plötzlich in den Sattel, und wie von der Sehne geschnellt ritt er in der Richtung davon, aus der John gekommen war.

John rannte nicht zur Hütte, um seine Colts aufzunehmen, er steckte auch nicht die Finger in den Mund, um seinem Rappen ein geheimes Signal zu geben, ein Signal, das den Reiter augenblicklich weit aus dem Sattel geschleudert hätte. Nein, das alles lag ihm fern, denn es stimmte, der Blonde war ihm ausgesprochen sympathisch, hatte genau das gleiche wilde Blut wie er, den gleichen wilden Drang, war ein Tiger, wie er selbst.

Nur wenige Sekunden waren verstrichen, und schon war Ruel Dalmotte verschwunden, der Hufschlag des Rappen verklungen, und John war allein. Er lächelte, yeah, grinste geradezu, denn was hatte Dan doch geschrieben: »In diesem Land herrscht Frieden. Hier wirst du ein neuer Mensch werden, wirst ein neues Leben beginnen können!«

By Gosh, die Wirklichkeit jedoch sah wesentlich anders aus, unterschied sich in nichts von der harten Schule, die er Jahre hindurch hinter sich gebracht hatte. Jener Schule, in der der Mensch ganz auf sich selbst allein gestellt, auf Biegen und Brechen reiten muss, entweder zum Sterben verurteilt war, oder sich das Leben freikämpfen musste.

Oh, yeah, Dan schien einen Scherz gemacht zu haben, denn sonst wäre es doch wohl kaum möglich gewesen, dass er gleich in eine solche Situation hineinrasselte.

Hier wie überall schien es zu brodeln, war das Land noch lange nicht zur Ruhe gekommen. Auch hier wirkten sich die Nachwehen des Bürgerkrieges noch aus, eines Krieges, der die Menschen nicht besser gemacht hatte, sondern sie im Gegenteil noch rauer, brutaler und egoistischer stimmte.

Johns Zähne knirschten aufeinander, als er seine Colts vom Boden aufhob, reinigte und in die Futterale steckte. Er dachte wieder an die Schatten der Vergangenheit, die sich auch hier drohend ausbreiteten. Yeah, es waren die gleichen Schatten die auch ihn hatten einen harten Trail reiten lassen.

Er näherte sich von der Seite dem Tigerschecken, schaute auf das Brandmal an dessen Flanke. By Jove, dieser Schecke war edelste Rasse. Das sah man auf den ersten Blick. Das Tier wich ein wenig vor ihm zurück, doch John packte es an der Kandare, blies ihm seinen Atem in die geblähten Nüstern hinein, ein Trick, den nur echte Pferdekenner und -freunde anwenden, ein Trick, der den Umgang mit Pferden verriet und sich auch hier sogleich bewährte.

Der Tigerschecke schnaubte und fuhr mit seinem weichen Maul über Johns stoppelbärtiges Gesicht, drängte näher und blieb wieder stehen. Die kleine Bewegung genügte, um John zu zeigen, dass Ruel Dalmotte die Wahrheit gesagt hatte, der Schecke lahmte. Sein linker Vorderhuf schien nicht in Ordnung zu sein.

Einen Augenblick nur überlegte John, dann tastete er die Vorderhand ab, fuhr von der Bugseite über Oberarm zum Unterarm, verweilte beim Vorderknie, tastete weiter zur Köte und zur Fessel, suchte an der Krone und am Huf, konnte jedoch keine Schwellung entdecken.

Ruel Dalmotte musste sich also geirrt haben, als er annahm, dass eine Verstauchung die Lähmung ausgelöst hatte, und das sah verteufelt böse aus. Mit einem solcherart laufbehinderten Pferd würde der Anritt zur Weide und zur Stadt einige Stunden in Anspruch nehmen, mehr noch, mit einem solchen Pferd konnte man nicht reiten, ohne es völlig zuschanden zu bringen.

Dalmotte hatte ihm in der Tat eine ungenießbare Suppe eingebrockt.

John hob den Huf höher, zog ihn eng an sich und plötzlich sah er es, ein Hufnagel hatte sich gelockert und war falsch eingetreten worden. Er ließ das Pferd stehen, um nach einem geeigneten Werkzeug zu suchen, um den Schaden in Ordnung zu bringen.

In der Hütte hoffte er, etwas Geeignetes zu finden. In dem Raum war es dunkel, und es roch muffig. Die alte verrußte Feuerstatt war feucht und nass. Verrostete Töpfe hingen an Eisenhaken darüber.

Ungehindert konnte der Regen hier eindringen, denn über der Feuerstelle klaffte die Decke auf und ließ den blauen Himmel frei. Die Hinterwand war eingedrückt, viele Bretter fehlten. Viel Gerümpel stand herum, und John kramte lange, bis er etwas Passendes gefunden hatte. Als er sich jedoch umwenden wollte, um die Hütte wieder zu verlassen, vernahm er den schnellen Hufschlag mehrerer Pferde. Er kam früh genug zur Hüttentür, um die Reiter zu zählen, die auf schweißigen Tieren heranjagten. Sieben Mann waren es, Cowboys wie es schien, und sie ritten auf drahtigen Rinderpferden.

Einige von ihnen hielten ihre Winchester bereits im Anschlag, andere ihre Colts in den Händen. Bei seinem Anblick stutzte die Gruppe und nahm das Tempo ein wenig zurück.

Es war klar, dass sie von dem tiefer gelegenen Seeufer heraufgekommen waren sich nun fragten, wer der Fremde war, der sie lässig zu erwarten schien und keine Anstalten machte, sich in Sicherheit zu bringen oder gar fortzulaufen.

Sie lösten ihre bisherige Formation auf und schwärmten auseinander.

Aber auch das schien John keineswegs zu beeinflussen. Er blieb stehen, immer noch an den Türpfosten gelehnt, sodass er aus dieser Haltung heraus im nächsten Augenblick hinter den zölligen Wänden in Deckung gehen konnte.

Auf zwanzig Yards näherten sich die Reiter.

Braungebrannte, hartgesichtige Burschen waren es, die einem Anführer gehorchten, der, als er die Hand hob, nicht einmal ein Wort zu sagen brauchte, um die Kavalkade zu stoppen.

Sieben Kerle hielten ihre Waffen bereit, sieben düstere Augenpaare schienen sich an John festzusaugen, ihn mit Haut und Haaren verschlingen zu wollen. Schienen irgendwelche Beziehungen hinter ihm und dem Verfolgten zu wittern. Wie sie erst zu ihm, dann zu dem Tigerschecken blickten, sagte eigentlich alles. Es waren Männer eines Aufgebots, die hinter Ruel Dalmotte her waren.

Der rothaarige Anführer im Sattel war sich voll und ganz seiner Überlegenheit bewusst. Er strich über seinen silberbeschlagenen Stern, den er am Rockaufschlag trug.

Nun, mit solcherart Leuten hatte John oft genug zu tun gehabt. Überall gab es sie, überall wo Weiden und Wildnis ineinander übergingen.

Im Rudel fühlten sie sich stark und mächtig, allein jedoch waren sie nicht viel wert.

»Im Namen des Gesetzes! Wer sind Sie und was tun Sie hier? Was haben Sie uns von dem Besitzer des Tigerscheckens zu sagen?«, fragte der Anführer nach einer Pause, die er nur deshalb eingelegt hatte, um größeren Eindruck bei seinen Leuten und auch bei dem Fremden zu schinden.

»Ich bin der Sohn meiner Eltern und schaue nach, ob es auch heute keinen Regen gibt. Dann frage ich mich, warum ich mit der Waffe in der Hand zu so einem schlechten Tausch aufgefordert wurde und nun die Last mit einem lahmgehenden Tigerschecken habe.

---ENDE DER LESEPROBE---