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Ängste, Schmerzen, Verluste, Depressionen – oft fehlen in schweren Lebensphasen die Worte zum Beten. Antje Sabine Naegelis einfühlsamen Gebetsworte haben schon viele Menschen durch dunkle Zeiten begleitet. Ihre eindrücklichen Texte ermutigen dazu, gerade in den Nächten des Lebens nach den Zeichen der Hoffnung, nach Lichtquellen Ausschau zu halten. Nach "Du hast mein Dunkel geteilt" wurde auch dieses Gebetsbuch der Theologin und Psychotherapeutin zu einem Klassiker.
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Seitenzahl: 45
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Zum menschlichen Leben gehört die Erfahrung der Dunkelheit, der Nachtseite unseres Daseins, die sich auf vielerlei Weise äußern kann: Verlassenheit, Ängste, Schmerzen, Verluste, Depressionen. Im Symbol der Nacht lässt sich alles zusammenfassen, was menschliches Leid ausmachen kann. Wie sehr sind wir darauf angewiesen, gerade in den Nächten unseres Lebens nach den Zeichen der Hoffnung, nach Lichtquellen Ausschau zu halten, die uns aushalten und durchhalten helfen. Es gehört zur Erfahrung vieler Menschen, die das Dunkel durchlitten haben, dass uns mittendrin Tröstliches begegnen kann, das Sternen gleich unsere Finsternisse zu begleiten vermag.
Welche Erleichterung kann es bedeuten, in schweren Lebensphasen nicht verstummen zu müssen, sondern Worte zu finden, in denen wir uns ausgesagt und aufgehoben finden. Gebete können Worte gegen die Untröstlichkeit, gegen das Verstummen, gegen die Hoffnungslosigkeit sein. Wer betet, trägt zumindest einen Hauch der Hoffnung in sich, dass ein Du, das größer ist als alles Notvolle, ihn hört.
So ist es mir eine stille Freude, dass das vorliegende Buch, dessen Neuausgabe Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in der Hand halten, nun bereits in der 24. Auflage erscheinen kann. In all den Jahren, seit es unterwegs ist, um Menschen auf Nachtwegen zu begleiten, habe ich so viele bewegende Resonanz erhalten, wie ich es bei seinem Erscheinen nicht für möglich gehalten hätte. Ich fühle mich zutiefst beschenkt von all den berührenden Reaktionen, die mir versichern, dass Menschen sich begleitet, getröstet, getragen und verstanden fühlen von den vorliegenden Texten. Ich bin von Herzen dankbar, dass ich Leserinnen und Lesern meine Sprache leihen darf, bis eigene Worte in die Sagbarkeit heimkehren.
Möge die Hoffnung aller, die durch dunkle Zeiten gehen, immer neu aufgerichtet werden und mögen wir uns innerlich miteinander verbinden als Menschen auf der Suche nach dem Licht.
St. Gallen / Schweiz
Antje Sabine Naegeli
Ein Wort zum Geleit
Verzweifelt und getrost
Bruder der Zweifelnden sein
Da bin ich
Aber
Heimweh nach unserem Ursprung
Vom Ewigen berührt
Deine Geduld lässt uns hoffen
Anvertraut
Ich habe Deinen Ruf gehört
Erfahren dürfen, wer Du bist
Ich weine vor Dir
Versöhnung mit Vergangenem
Du heilst das Verwundete
Die Gefährdung überwinden
Ohne Worte verstehst Du mich
Den Kreuzweg mitgehen
Ich gebe nicht auf
Ich möchte bei dir sein
Zu Dir fliehe ich
Zwiesprache mit einem Baum
Mir geschehe
Zum Loslassen reif werden
Die Grenzen bejahen
Ich hoffe für dich
Meine Seele ruht in Dir
Ich will hören
In den Tag finden
Dein ist die Nacht
Segne diesen Tag
Bei Tagesanbruch
Zwischen Angst und Vertrauen
Das Leben wagen
Heile unser Leben
Inmitten der Zerstörung bist Du da
Wider die Hoffnungslosigkeit
Die Zeichen der Liebe gewahren
Nur Dein Erbarmen kann uns retten
Den Gefangenen Befreiung
Die Nacht ist voller Sterne
Vom Erwarten zum Hoffen
Liebe hat heilende Kraft
Aber die Liebe
Mein Gott, ich komme
Dem Schmerz Raum geben
Der Liebe Zwiegestalt
Versöhne uns
Dein Friede heilt uns
Die tiefere Gnade
Winterfreude
Das Herz zu trösten
Mein Leben ist voller Gott
Sieh den Engel
Immer noch hast Du mich aufgerichtet
Dein Trost lässt mich weitergehen
Ich danke Dir
Ausblick
Der Freude bedürftig
Du hast mich nicht versinken lassen
Vollkommene Freude
Gesegnetes Leid
Dennoch kann ich leben
Zerbrochen, um geheilt zu werden
Hoffnung
Ich fürchte nicht mehr mein Unvermögen
Ich bin wahrgenommen
Aufgehoben in deinem Verstehen
Mut zur Unvollkommenheit
Mich neu sehen lernen
Du bekennst Dich zu mir
Ich schaue zurück
Heimkehren
Segen
Mein Gebet nimmst Du an
Worte und Gebete, die weiterführen
Dass wir Menschen und Dingen
eine Mächtigkeit zuschreiben,
die sie gar nicht besitzen,
scheint uns genauso selbstverständlich,
wie wir Gottes Mächtigkeit in Zweifel ziehen.
Manchmal, Herr,
steht alles in mir auf
gegen Dich.
Wozu mühe ich mich ab
Dich zu suchen,
wenn Du mir dennoch
so rätselhaft, so fremd,
so fern bleibst
und meine Sehnsucht
nach Nähe und Vertrautheit
ungestillt lässt?
Manchmal, Herr,
denke ich,
dass Du Deine Menschen
hoffnungslos überforderst,
wenn Du blindes Vertrauen
erwartest
und den Deinen nichts ersparst
an Schwerem.
Manchmal, Herr,
verstumme ich,
weil ich nichts vernehme
als Dein Schweigen,
obwohl ich ganz ausgehungert bin
vor Verlangen
nach Deiner Antwort
auf mein erschrockenes Fragen.
Manchmal, Herr,
nehme ich mir vor,
ohne Dich weiterzugehen;
und dennoch:
Immer kehre ich
zu Dir zurück.
Es ist ja nicht wahr,
dass ich Dein Nahesein
nie erfahren habe.
Du bist ja doch mein Gott,
auch wenn ich leide
an Dir.
Vor Deiner Unbegreiflichkeit
will ich mich beugen
und zulassen,
dass mein Weg mit Dir
auch den Schmerz einschließt.
Das wirkliche Vertrauen
gründet sich nicht darauf,
dass einer vor Erschütterungen
bewahrt wurde;
es wächst herauf,
wo die Erfahrung zuteil wird,
mitten in aller Bedrohung
aushalten zu können.
O Gott,
tritt hervor
aus dem Dunkel.
Ich leide,
wenn Du Dich mir
so ganz verbirgst.
Dein Schweigen
lähmt mich.
Wie lange willst Du mir
Deine Tröstungen entziehen
und der Verlassenheit
mich preisgeben?
O Gott,
meine Seele hat keine Schutzmauern,
die sie bewahrten
vor dem Ansturm des Argwohns.
Ich leide,
und doch frage ich mich:
Warum sollte ich nicht
Bruder der Zweifelnden sein
und ihr Entbehren teilen?
Denen will ich meine Stimme leihen,
die verstummt sind
in ihren Erschütterungen,
meinen Geschwistern, Gott,
die Dich verloren.
Glauben möchten wir Dich
und sind doch voller Widerstände.
Unsere Sehnsucht sucht Dich,
unsere Angst aber flieht vor Dir.
Sei wieder unter uns,
Gott,
denn ohne Dich
verdirbt unser Leben.