Die Philippinen und ihre Bewohner Sechs Skizzen - Semper, C. (Carl) - kostenlos E-Book

Die Philippinen und ihre Bewohner Sechs Skizzen E-Book

Semper, C. (Carl)

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Project Gutenberg's Die Philippinen und ihre Bewohner, by C. SemperThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Die Philippinen und ihre Bewohner       Sechs SkizzenAuthor: C. SemperRelease Date: May 3, 2015 [EBook #24820]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE PHILIPPINEN UND IHRE BEWOHNER ***Produced by Jeroen Hellingman and the Online DistributedProofreading Team at http://www.pgdp.net/ for ProjectGutenberg (The digitized holdings of the Staatsbibliothekzu Berlin are available free of charge for non-commercialuse for all interested parties worldwide.)
Die Philippinen und ihre Bewohner.
Sechs Skizzen.
Nach einem im Frankfurter geographischen Verein 1868 gehaltenen Cyclus von Vorträgen. Von Dr. C. Semper, Prof. extr. in Würzburg.
Würzburg.A. Stuber’s Buchhandlung.1869.

Recht der Uebersetzung vorbehalten.

Meinem lieben Schwager

Moritz Herrmann

in Manila dem thätigen Beförderer meiner wissenschaftlichen Bestrebungen widme ich diese Blätter in

dankbarer Freundschaft.

Mein lieber Moritz.

Als wir uns vor 4 Jahren trennten, versprach ich Dir, Deinen Namen einer Reisebeschreibung voranzusetzen. Doch »in der Zukunft d. h. der Verleger dunklem Schoosse« ruht noch immer die versprochene Arbeit, ungewiss ihres zukünftigen Geburtstages; darum biete ich Dir heute nur diese leichte Waare an. Deutlich tragen die folgenden Skizzen den Charakter der frei gehaltenen Vorträge an der Stirn. Sollte es mir gelungen sein, dennoch durch die Verschmelzung eigener Anschauung mit fremden Angaben ein übersichtliches Bild von dem Lande und seinen Leuten, den Wechselbeziehungen ihrer geschichtlichen Entwickelung und der natürlichen Verhältnisse des Bodens und seiner Erzeugnisse entworfen zu haben, so wurde dies mich trösten bei dem Vorwurf, den Du mir vielleicht machen wirst, in diesen Skizzen allzusehr den Reisenden vernachlässigt zu haben.

Sage den Palmen, ehe auch Du ihr Land verlässt, dass ich ihrer in treuer Liebe gedenke.

Würzburg, im Mai 1869.

Dein Freund und Schwager

C. Semper.

I.

Die Vulcane der Philippinen.

Fast in gerader Linie von Nord nach Süd ziehen sich die philippinischen Inseln von Formosa an hinunter bis nach Borneo und den Molucken. Von der Südspitze Formosa’s durch einen etwa 40 Seemeilen breiten Canal getrennt schliessen sich die kleinen Inseln der Provincia de Batanes an die schon zum Theil zu Luzon gehörenden und die Gestalt dieser Insel in ihrer Gruppirung andeutenden Babuyanes an. Von fast viereckiger Form, mit parallelen, von Nord nach Süd streichenden östlichen und westlichen Küsten zieht sich Luzon, die grösste Insel der Philippinen (2000 geogr. Quadratmeilen), vom 19. bis zum 14. Breitengrade herunter und biegt sich dann plötzlich in fast ganz östlicher Richtung um. Durch Meeresarme und Buchten in zahlreiche schmale Halbinseln und Landzungen zerspalten scheint dieser südlichere Theil von Luzon aus einer Menge kleinerer Inseln zusammengesetzt zu sein und lehnt sich so in natürlichster Weise an die zahlreichen Inseln an, welche man gewöhnlich unter dem Namen der »Islas Visayas« oder der »Islas de los Pintados« (der tättowirten Menschen) begreift. Unter diesen, deren Zahl mit Einschluss der kleineren Inseln viele Hunderte beträgt, fallen die beiden südlichsten leicht in die Augen: die langgestreckte Palawan oder Paragua der Spanier, welche von Borneo’s Nordspitze (in 7° N. Breite) nur durch einen schmalen Meeresarm getrennt eine enge Beziehung zwischen dieser und den philippinischen Inseln anzudeuten scheint, und dann am Meisten gegen Osten vortretend Mindanao oder Magindanao, die grösste Insel der Philippinen nach Luzon (1600 geogr. Quadratmeilen). Mit ihrer südwestlichen Spitze (Zamboanga) lehnt sie sich durch die Inselkette von Basilan und den Sulu-Inseln ebenfalls an eine östlich vorspringende Landzunge Borneo’s an, während die südöstliche Spitze Mindanao’s, die Punta Serangani in 5° 80′ N. Br. durch die Inselkette, welche Sanguir, Siao &c. angehören mit Celebes, durch die Salibabo-Inseln mit Gilolo verbunden ist. So schliesst der Archipel der Philippinen den nördlichen Theil des stillen Oceans mit seinen östlichen Strömungen von der durch ihre Wirbelstürme berüchtigten chinesischen See ab und gestattet eine Verbindung beider Meere unmittelbar nur durch den nördlichen ziemlich breiten Canal zwischen Luzon und Formosa, mittelbar durch die Strassen von S. Bernardino und von Surigao, und die in mehr als einer Beziehung wichtige Strasse von Celebes. Gänzlich innerhalb des Tropengürtels und in einem Grenzgebiete zwischen den Monsuns und dem NO. Passat des stillen Meeres gelegen, mit unendlich reicher Küstenentfaltung, wie sie nur wenigen begünstigten Ländern der Welt eigen ist; mit langgestreckten Bergketten von 3–4000′ mittlerer Kammhöhe und bis zu über 9000′ ansteigenden Berggipfeln und isolirten Feuerbergen; mit einer durchschnittlichen mittleren Jahrestemperatur von 21° R. und mittleren Extremen von 19–23° R. und einem mehr als 70 % betragenden mittleren Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre; von zahlreichen Flüssen und Bächen durchfurcht und mit grossen Landseen in den ausgedehnten Ebenen oder tief versteckt zwischen den Bergen—so besitzen die Philippinen alle Momente zur üppigsten Entfaltung tropischer Vegetation und Scenerien. Und in der That reihen sich diese Inseln in solcher Beziehung durchaus würdig den gefeiertsten Gegenden tropischer Länder, wie Brasilien, Java und Ceylon an. Vom dunklen Grün der tropischen Laubwälder stechen die Fichtenwaldungen der hohen Berggipfel in ihrem düstern einförmigen Ton ab—hier vermählt sich der Tannenbaum mit der Palme—und in den Thälern den Flüssen entlang zieht sich ein schwarzer Streif, der Wald der Casuarinen hin. Halb unter den Cocospalmenhainen versteckt liegen die Städte und Dörfer zwischen dem heiteren lichten Grün der Reisfelder und der Zuckerplantagen und alle die Bäume des Waldes und die Sträucher der Gärten schmücken sich mit blendend gefärbten Blumen und Früchten. Die Schönen des Landes scheinen diesen die Kunst abgelauscht zu haben, sich in den grellsten, blendendsten Farben zu kleiden, ohne unseren Augen wehe zu thun, und es steht der Reichthum der Farben, mit denen sich die Pflanzen und Thiere, wie auch die Menschen schmücken, in vollster Harmonie zu der Fülle des Lichtes, welche eine tropische Sonne selbst durch Wolken hindurch ihrer geliebten Erde zusendet.

Aber unter diesen Blumen ruht auch hier die Schlange, bereit zum Sprunge und zum giftigen Bisse, und hier so wenig wie anderswo ist dem Menschen ungestörter friedlicher Genuss gewährt. Schreckliche Krankheiten, Pocken und die asiatische Cholera, diese Geissel der modernen Menschheit, decimiren die bevölkerten Städte und Dörfer; Wanderheuschrecken, welche wolkengleich den Himmel verfinstern, verheeren die Saat und es folgt ihnen Theuerung und Hungersnoth nach; beim Wechsel der Monsune überschwemmen die angeschwollenen Giessbäche das Land und wenn der Indier sich in seinen Holzhütten oder Steinhäusern von der verheerenden Fluth glücklich gerettet wähnt, so sieht er sich unter den Trümmern seines Hauses durch ein Erdbeben begraben oder in der Gluth der Aschenregen eines neu ausbrechenden Vulcanes erstickt.

Wir wollen aus der Reihe der hier angedeuteten Phänomene den Feuerbergen der Philippinen, wie der Eingeborne die Vulcane nicht ganz richtig nennt, etwas mehr Aufmerksamkeit schenken.

Auf der südlichsten Landspitze von Mindanao, der schon genannten Punta Serangani liegt der längst bekannte Vulcan Serangani oder Sanguil,1 wie ihn einige der früheren Geschichtsschreiber und Seefahrer nennen, denen er beim Einlaufen in die Strasse von Celebes als fester Leuchtthurm gedient hat. Ihm schliessen sich auch den allerdings vielfach sich widersprechenden Angaben der spanischen und englischen Autoren zwei andere Vulcane an, deren einer, der Vulcan von Sujut, nahe der Bahia de Illanos, etwa 8–10 Seemeilen von dem Orte gleichen Namens liegen soll, während der dritte nur von wenigen Seefahrern früherer Zeiten gesehene Vulcan dicht bei dem Dorfe Davao, dem jetzt auf den spanischen Karten Vergara genannten Orte in der Bucht gleichen Namens (Tagloc der älteren Karten) liegt. Von dem ersten, dem Sanguil oder besser Serangani—da der erste Name wahrscheinlich auf einem Missverständniss beruht, und jetzt gänzlich verloren gegangen ist—ist nur ein einziger historisch beglaubigter Ausbruch bekannt; es ist der vom 4. Januar 1645 (oder 1641?). An demselben Tage sollen noch ein anderer Vulcan auf einer kleinen Insel der Sulu-Gruppe und ein dritter auf Luzon selbst, der auch auf Darwins bekannter Karte2 angegebene Vulcan von Aringay oder Mte. Sto. Tomas im Golf von Lingayen zum Ausbruch gekommen sein. Beide sind jetzt jedenfalls als ruhende Vulcane zu bezeichnen, während der Vulcan von Serangani auch noch auf den neuesten Karten als activer Feuerberg bezeichnet wird. Nicht ganz genügend lassen sich die widersprechenden Nachrichten über die beiden andern Vulcane vereinigen. Während dieser Reisende nur den Vulcan von Davao, ein anderer jenen von Sujut (oder Pollok) gesehen zu haben meint, sprechen abermals Andere von einem feuerspeienden Berge, den sie zwar vom Hafen von Pollok aus—also in der Nähe der Illanosbucht—gesehen haben wollen, während sie ihm doch seine Lage in der schon oben erwähnten Bahia de Tagloc3—dem Meerbusen von Davao—zuweisen. Wäre die Meinung der letzteren richtig, so würden somit der Vulcan von Sujut und von Davao in einen zusammenfallen. Aus eigener Anschauung kann ich leider nur über den von Davao berichten: doch kann auch ich mich nicht rühmen, meinen Fuss auf seinen Boden gesetzt zu haben; denn nur aus grosser Entfernung konnte ich seinen Doppelkegel erblicken. Lange schon hatte ich mich bemüht, genaue Nachrichten von den spanischen Priestern und Beamten über Mindanao einzuziehen; im Jahr 1859 hatte ich einen vergeblichen Versuch gemacht, von Zamboanga an der Südwestspitze der Insel aus, tiefer in die ganz von Muhamedanern bewohnten Gegenden der Südküste einzudringen, und auch im Jahr 1864, dem letzten meines Aufenthaltes auf den Philippinen, war es mir unmöglich einen genaueren Reiseplan über ein Vordringen vom Norden4 her zu entwerfen, da alle specielleren Anhaltspuncte zur Fixirung eines solchen fehlten. So wurde ich denn auch durch die Schwierigkeit des Vordringens so lange aufgehalten, und die entworfene Reiseroute zuerst durch die Cholera, nachher an der Ostküste von Mindanao durch eine Expedition von Piraten dergestalt verändert, dass ich wegen Mangels an Schuhen vom weiteren Vordringen über die unwegsamen Wege des Innern abstehen musste, als ich schon den nach der Messung eines spanischen Officiers etwa 8000′ hohen Berg in ungefähr 30–40 Seemeilen Entfernung vor mir liegen sah; und ich musste mich mit dem Bewusstsein begnügen, seine geographische Lage wenigstens annähernd soweit bestimmt zu haben, dass eine ähnliche Bestimmung des von Pollok aus gesehenen Berges Aufschluss über die oben geäusserten Zweifel geben würde.

Gänzlich von dem Dreiecke, welches so die activen Vulcane Mindanao’s bilden, getrennt, liegt ein anderer Vulcan auf der zu den Visaya’s gehörenden Insel Negros, von dessen Vorhandensein kein Reisender und keine Karte5 etwas weiss. Den Nachrichten, welche ich über ihn von einem gebildeten in Iloilo auf Panay, einer gerade Negros gegenüberliegenden Insel, residirenden Engländer erhielt, würde ich kaum, trotz der hohen Glaubwürdigkeit des Mannes, Beachtung geschenkt haben, wenn ich mich nicht selbst von der Wahrheit seiner Angaben überzeugt hätte. Leider konnte ich auch diesen Vulcan nur aus der Ferne sehen. Sein stark rauchender hoher Kegel ragt weit über die niedrigen Kalkberge der benachbarten Insel Cebú empor, so dass er bei günstiger Witterung in dem weiten Canal zwischen Bohol und Cebú zu erblicken ist. Nach Schätzung muss er eine Meereshöhe von mindestens 5000′ erreichen.

In weiter Entfernung von den bisher behandelten Vulcanen tritt nun auf dem langgestreckten südlichen Theile von Luzon eine Kette von Feuerbergen auf, deren südlichster der Vulcan von Bulusan die äusserste südöstliche Spitze von Luzon bezeichnet. Auch von ihm weiss man kaum mehr, als dass er zu den activen Vulcanen gerechnet werden muss; denn er sowohl, wie der etwas nördlicher liegende Vulcan von Albay haben den sich von Osten her nahenden Seefahrern von jeher als Leuchtthurm bei der Einfahrt in die Strasse von S. Bernardino gedient. Beide sind von beträchtlicher Höhe, der erste von etwa 5000, der Vulcan von Albay oder der Mayon von über 7000′ Meereshöhe. Zahlreiche heftige Ausbrüche haben diesen letzteren, welcher in seiner äusserst regelmässigen conischen Gestalt als ein wahres Muster feuerspeiender Kegelberge dienen kaun, verrufen und gefürchtet gemacht. Unter den 7 in den Geschichtsbüchern registrirten Ausbrüchen6 sind es die beiden vom 24. October 1767 und vom 1. Januar 1814, welche durch ihre Schlammausbrüche oder Lavaströme und die vorausgehenden Erdbeben viele Dörfer rings um den Fuss des Berges zerstörten und Hunderten von Menschen das Leben raubten. Das Geräusch der Detonationen hörte man in Manila wie nahen Kanonendonner, und die Asche fiel hier so dicht, dass sie eine Schicht von 18 Linien Dicke auf dem Erdboden bildete. Aber der Mensch gewöhnt sich hier, wie überall, leicht an die Schrecken der ihn umgebenden Natur; und über die Trümmer seines Hauses schlägt der Bewohner sein leichtes aus Palmblättern gewebtes Dach und lebt in ihnen sorglos und rasch beruhigt sein friedliches Leben weiter.

Ganz anders, als die bisher betrachteten Vulcane, die alle bis zu bedeutender Höhe in regelmässigster Kegelform aufsteigen, entzieht sich der dritte der Vulcanenreihe Süd-Luzon’s, der berüchtigte Taal ganz den Wirken der Reisenden. Mag man auf dem Seewege von Manila her mit einem kleinen regelmässig fahrenden Küstendampfer um die Provinz Cavite herum am Dorfe Taal in der Provinz Batangas landen, oder sich ihm auf dem Landwege durch den Rio de Pasig und die herrliche Laguna de Bay über Los Baños und Tanauan zu nähern versuchen, immer erblickt man ihn erst, wenn man schon am Ufer des Sees gleichen Namens [auch genannt Laguna de Bombon7] steht. Mitten in diesem sehr tiefen See—der nur ein durch die schwache Erhebung eines aus vulcanischem Tuff gebildeten Dammes abgesperrter Meerbusen8 zu sein scheint—liegt in dreieckiger Gestalt eine Insel mit ihrer breiten Nordseite dem Dorfe Talisay zugekehrt, und ungefähr in ihrer Mitte der jetzt active beständig rauchende Krater mit seinen kaum mehr als 600′ sich über dem See erhebenden Kraterrändern. Vor ihm zeigt die Nordostspitze der Insel eine Anzahl steil ansteigender, mit hohem Grase und krüppelhaften Bäumen bewachsener stark gefurchter Hügel, welche den nördlichen Fuss des Vulcan’s so verdecken, dass man die Lage des Kraters nur an der Ausdehnung der zwischen den Kraterwänden aufsteigenden Rauchsäule erkennt. Die nordwestliche etwas vorspringende Spitze wird von einem jetzt gänzlich erloschenen regelmässig kegelförmigen Vulcane, dem Binintiang grande gebildet, während der auch in den Geschichtsbüchern erwähnte Binintiang chiquito (der kleine Binintiang) die nach dem Süden hindeutende dritte Spitze der Insel bezeichnet. Ausbrüche dieses Vulcanes finden sich 11 verzeichnet, die aber nicht alle aus demselben Krater stattfanden. Zwei zweifelhafte Ausbrüche werden in den Jahren 1634 und 1645 erwähnt ohne Angabe des Kraternamens, von 1707–1733 wechselten die beiden Binintiang’s mit einander ab, bis endlich 1749 der mittlere Krater zum Ausbruch kam, der jene beiden zum Schweigen bringend von nun an bis in neuere Zeit hinein die Rolle übernahm, in der erstickenden Asche den Bewohnern der nahen Dörfer Tod und Segen9 zugleich zu bringen. Sein furchtbarster Ausbruch geschah am 2. December 1754; Erdbeben kündigten ihn an. Am nächsten Tage erfolgte die Eruption mit entsetzlichen weit hin in allen Provinzen gehörten Explosionen und einem Aschenregen, der viele Stunden lang anhaltend bis in die nördlichsten Gegenden Luzon’s hingetragen wurde, während er die 4 bevölkerten Dörfer Taal, Lipa, Tanauan und Sala vollständig zerstörte. Nur die Ruinen der steinernen Gebäude, der Kirchen und Convente dieser Orte ragen noch zwischen neu aufgewachsenen Palmen- und Bambushainen am Ufer des See’s aus der festgewordenen Asche hervor. Zahlreiche Erdbeben, welche seitdem die Bewohner der Hauptstadt Manila aus ihrer Ruhe schreckten und deren stärkstes am 9. Juni 1863 viele Privathäuser und die meisten der öffentlichen Gebäude in Ruinen legte, lassen sich wohl mit Sicherheit auf diese nah gelegene Quelle unterirdischer Wühlereien zurückführen.

Hier legten mir zum Glücke weder Piraten, noch meine Schuhe irgendwelche Hindernisse in den Weg, so dass ich nach hinreichender Ausrüstung mit Lebensmitteln, Aexten und Tauen den lange beabsichtigten Besuch der Insel ausführen konnte. Am Nordrande der Insel gelandet, an welchem eine kleine Fischerhütte mich mit meinen zahlreichen Begleitern aufnehmen musste, bestieg ich am Nachmittag desselben Tages noch den nördlichen Kraterrand, welcher in etwa 400′ mittlerer Höhe steil in den etwas ovalen und von Süden her durch einen vorspringenden Berg in zwei Hälften getheilten Krater abfällt. Ein günstiger Nordwind trieb den aus dem Schlot des vielfach zerrissenen Eruptionskegels10 aufsteigenden Rauch nach Süden. Ueberall durchzogen Spalten das Erdreich, das aus loser nur an der Oberfläche zusammengebackener Asche bestand, und aus vielen derselben drang ein nach schwefliger Säure riechender Dampf aus den Fumarolen hervor. Da ich in wenig Tagen hier den Besuch von Freunden und ihren Damen erwartete, so recognoscirte ich nur mit dem Fernrohr die Kraterwand, ohne weiter ein Hinabsteigen an dieser nördlichen hohen Seite zu versuchen. Obgleich ich mich dabei immer hart am Rande des Kraters bewegte, so hatte ich doch mehr Glück als ein Spanier von Manila, welcher wie so manche Andere an dieser Stelle heraufgestiegen war, um sich einmal das »purgatorio« mehr aus der Nähe anzusehen. Diese Neugier aber kam ihm theuer zu stehen. Das Erdreich am Rande des Kraters hielt ihn nicht—ich weiss nicht, ob seine Corpulenz oder seine Sünden ihn so schwer wiegen liessen—es gab nach, und auf einem Aschenblock reitend kam er nach blitzesschneller Fahrt im Grunde des Kraters an und blieb hier dicht vor einem rauchenden und von Gyps, Schwefel, Alaun und anderen Stoffen angefüllten Sumpf liegen, welcher die ganze nördliche und nordwestliche tiefste Seite des Kraters ausfüllt. Der weiche Boden hatte ihn etwas warm, aber doch weich gebettet, so dass er nur schwefeldurchräuchert, aber mit heilen Gliedern davon kam. Nach mehrstündigem Aufenthalt im Krater wurde er von seinen Begleitern mit Stricken wieder hervorgeholt. Die Geschichte schweigt darüber, ob er je wieder den Versuch gemacht hat, sich während seines Lebens dem Fegefeuer zu nähern.

Dort wo der südliche Kraterrand zu der höchsten, etwa 600′ über dem See liegenden und etwas in den Krater vorspringenden Spitze ansteigt, bemerkte ich gegen Westen einen tiefen Einschnitt in die geschichteten trachytischen Wände des Berges, in welchem die Einfahrt am leichtesten möglich zu sein schien. Nach Berathung mit meinen Leuten gingen wir am nächsten Morgen um den Binintiang grande herum an die südwestliche Küste, wo ebenfalls am flachen und von hohem Grase (cogon) und einzeln stehenden Bäumen bewachsenen Ufer eine Hütte stand. Ein nicht ganz eine Stunde dauernder Marsch brachte mich zunächst auf dem Rücken eines Höhenzuges entlang an tiefen Spalten und einigen grossen conischen Löchern vorbei, dann über ein weites Aschenfeld hin, in welchem das Gehen im höchsten Grade beschwerlich war und endlich über einen kleinen Hügel hinweg an den Südwestrand des Kraters. Mein Führer hatte den Weg vortrefflich ausgesucht, denn wir kamen genau an der Stelle an, die ich ihm am Tage vorher bezeichnet hatte, am Anfange des Spaltes, welcher mir von dem zur Regenzeit herabfallenden Regen in die Wand des Kraters eingeschnitten zu sein schien. Das jetzt gänzlich trockene Bette des Baches führte uns ziemlich steil, an zahlreichen Fumarolen vorbei, dem Krater zu. Leider setzte ein senkrechter Absturz und die einbrechende Nacht meinem Weiterdringen für diesmal ein Ziel. Am nächsten Morgen wurden nun aus rasch geschlagenen Bambusrohren Leitern zusammengebunden und mit diesen ausgerüstet, machten wir Nachmittags einen zweiten Versuch in den Krater zu gelangen. Der erste Absturz von etwa 30′ wurde glücklich überwunden, aber bald sahen wir uns, immer in dem erwähnten Bachbette niedersteigend, vor einem zweiten ebenso hohen Abhang und nachdem wir auch hier eine zweite der Leitern aufgestellt hatten, sahen wir uns nun zum dritten Male durch die senkrecht abstürzende Wand aufgehalten. Es stand uns noch eine dritte Leiter zu Gebote, die mittels eines Taues herabgelassen wurde, aber sie reichte kaum bis zur Hälfte zu uns herauf. Wir hatten sie durch ein Loch, welches von dem niederstürzenden Regen in den Boden der Schlucht eingefressen, direct in den Krater führte, herabgelassen. Mein Diener Mariano, ein munterer und zu allen gewagten Unternehmungen bereitwilliger Tagale, liess sich am Taue durch das Loch hinunter; als ich ihm aber folgen wollte, konnte ich wegen der grösseren Breite meiner Schultern nicht hindurch. So musste ich ihm die Freude gönnen, mir am Abend von ihm als einzigem Besucher des Kraterbodens genaue Berichte geben zu lassen über seine Beobachtungen in dem »Purgatorio«. Leid thaten ihm dabei nur seine blossen Füsse, die ziemlich versengt waren; doch tröstete er sich leicht in der Ansicht, dass er nun doch vor allen Anderen hoch begünstigt sei, da er auf seinem Wege zum Himmel die Qualen des Fegefeuers noch bei Lebzeiten durchgemacht habe.

Am 3. Tage, dem 30. April 1859, endlich gelang es mir mit Hülfe einer nahe an 70′ langen Leiter, die ich am äusseren Rande der Spalte, jenseits jenes Loches, welches mich den Tag zuvor am Hinabsteigen gehindert, aufgestellt hatte, in den Krater selbst zu kommen. Vereinzelte Grasbüschel wuchsen auf dem völlig schwarzen Erdboden—an der Südwestseite des Kratergrundes,—der gänzlich aus Asche und zahlreichen Schlackenstücken zu bestehen schien. Gegen Norden sich schwach senkend, veränderte der Boden mehr und mehr seine dunkle Farbe in Braun und Gelb, zugleich wurde er weicher und es trat bald eine Kruste von gelbgefärbten Gypskrystallen auf, die man mit einer etwas festeren grauen Masse von Thon von dem darunter liegenden graulich gefärbten dicklichen Thonbrei abheben konnte. Weiter gegen den erwähnten rauchenden Schwefelpfuhl zu, nur noch etwa 50 Schritte von ihm entfernt, wurde der Boden so schlammig und zugleich dabei so heiss, dass ich von weiterem Vordringen abstehen musste. Mariano tanzte dabei mit seinen blossen Füssen hin und her, wie ein kleiner hier einheimischer Teufel, da er wegen des heissen Bodens nie länger als einige Secunden auf demselben Flecke stehen bleiben konnte. Nun wandte ich mich der Südseite des Kraters zu, wo die weisse aus festem trachytischen Gestein bestehende Kraterwand, von zahllosen Fumarolen durchbrochen, dem Südfusse des aus mehreren halb isolirten Hügeln bestehenden Eruptionskegels entgegen tritt. Ueberall brach heisser Wasserdampf hervor, bald in continuirlichen Strömen bald in regelmässig sich folgenden Stössen, wie der Dampf einer Hochdruckmaschine entweicht. Ueberall wo solcher Dampf hervorbrach, waren die Wände weiss und gelblich gefärbt. Weiter gegen Osten zu traten zwei Sandhügel in die Ebene des Kraters hinein, die sich durch das Abwaschen der Kraterwände gebildet hatten; hier war die Dampfentwicklung noch stärker und hier traten auch an einzelnen Stellen kleine Bäche kochenden Wassers aus. Nun bogen wir nach Nordosten um, dem Eruptionskegel zu. Zwischen ausgetrockneten Wasserpfützen, in deren Mitte sich immer eine kleine Erhöhung befand und deren Umkreis durch weisse Färbung ausgezeichnet war; durch Rinnsale hindurch kam ich nach Zurücklegung von einigen Hundert Schritten an eine kleine Erhöhung, die ein tiefes von rauchendem Schlamm angefülltes Loch enthielt, mit senkrecht abfallenden weiss und gelb gefärbten inneren Wänden. Hier trat mir schon der Schwefeldampf, den mir der Wind gerade in’s Gesicht trieb, hindernd in den Weg, doch ging ich weiter dem Rande des eigentlichen Schlotes zu, der nur noch einige Hundert Schritte vor mir lag. Ein erster Versuch, ihn zu erreichen, schlug fehl; heftiger Schwefeldampf zwang mich zur schleunigen Umkehr. Meine tagalischen Begleiter schienen es besser vertragen zu können, sie schritten hustend weiter und langten schon oben am Rande an, als ich noch unten schnaufend stand, mich zu einem zweiten Versuch zu erholen. Nun ging es laufend den Abhang hinauf, und die Risse und Spalten überspringend dem Rande zu, den ich auch glücklich erreichte; aber nur einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem milchweiss gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche der kochenden dampfenden Masse mochte etwa 30–40′ tief unter meinen Füssen liegen, niedriger, wie es schien, als die heissen kochenden Quellen, welche an der Südseite des Kratergrundes ausbrachen. Links gegen Südwesten von diesem Loch lag noch ein kleineres, dessen Wände ziemlich viel höher waren, als der Kegel auf dem ich stand. Leider konnte ich diesen wegen des heftigen dort hingetriebenen Schwefeldampfes nicht erreichen.

Wir hatten uns jetzt schon 3 Stunden lang im Krater herumgetrieben, uns Allen that die Brust heftig weh und den zwei Dienern, die mir gefolgt waren, waren die Füsse halbversengt; dazu brannte jetzt die Mittagssonne senkrecht auf unsern Scheitel und der Wind brachte uns statt Kühlung nur heisse Schwefeldämpfe; so enteilten wir, so schnell wir konnten, diesem heissen Aufenthalte, und kletterten auf unserer Leiter dem Lagerplatz in der Schlucht zu, wo die übrigen Leute zurückgeblieben waren. Diese waren verschwunden, alles Wasser hatten sie uns ausgetrunken und ebensowenig Essen für uns bereitet. Wir lagerten uns und schützten uns durch ein Segeltuch, so gut wir konnten, gegen die brennende Sonne; wir warteten eine halbe Stunde, und noch eine, aber Niemand kam; endlich machte ich mich in Verzweiflung auf, die Schlucht emporzuklettern und fand denn auch hier ausserhalb des Kraters meine Leute in süssem Schlaf versunken. Ich schickte sie scheltend hinunter, und als ich nach Vollendung einiger Skizzen wieder hinabstieg, fand ich endlich mein Essen zubereitet.

Nun packten wir die gesammelten Steine und übrigen Sachen zusammen, um unsern Rückmarsch anzutreten, und ich hatte eben noch die letzten Anordnungen gegeben, wie am nächsten Tage neben den Leitern auch Bambusrohre angebracht werden sollten als Stützen für zarte Hände; da brachten mir, während ich noch in der Kraterschlucht war, Leute, die ich gestern nach Tananau beordert hatte, einige Briefe, welche mir anzeigten, dass die erwarteten Freunde und mit ihnen auch die Damen nicht kommen konnten, die ich doch so gerne im Krater des Vulcanes bewirthet hätte. Traurig über dies gestörte Vergnügen wanderte ich heim. Und als ich dann am nächsten Tage, ehe ich die Insel verliess, noch einmal dem Gipfel des Binintiang grande und seinem Krater einen flüchtigen Besuch abgestattet hatte, knickte mir mein Fuss beim raschen Heruntersteigen am steilen Abhang so heftig um, dass ich eine starke Entzündung davon trug, die mich in einem Häuschen am Ufer des See’s 3 Tage hindurch an das Bett fesselte. Es war, als wollte mir der in seinem Heiligthum gestörte Geist des Vulcan’s noch zuletzt eine leichte Strafe für mein vermessenes Beginnen geben.

Gänzlich von der Reihe dieser lebenden Vulcane Süd-Luzon’s getrennt treten nun im äussersten Norden der Inselgruppe auf kleinen Raum zusammengedrängt 4 Vulcane auf, von denen zwei schon seit alter Zeit her bekannt sind und wie der Serangani im Canal von Celebes, so hier im Bashee-Canal jenen vom Süden kommenden Schiffen als Signal gedient haben, welche auf ihrem Wege nach China gegen den Nordost-Monsun an die östliche Passage durch den stillen Ocean zu nehmen pflegten. Es sind dies der, wie es scheint in beständiger Eruption befindliche Vulcan auf Babuyan Claro, und der jetzt schon im Solfataren-Zustande ruhende Vulcan von Camiguin, der südöstlichen Insel der Babuyanes. Ihm gegenüber liegt ein anderer feuerspeiender Berg dicht unter dem Cabo Engaño in Cagayan, der nördlichsten Provinz Luzon’s. Es ist der auf den neuesten spanischen Karten11 als M.-Cagua bezeichnete Berg, aus dessen nach einer Messung des D. Claudio Montero 2489 par. Fuss hohem Gipfel ich selbst im October 1860 eine Rauchwolke aufsteigen sah, als ich in Aparri, dem Hafenorte des Rio Grande de Cagayan, auf eine Reisegelegenheit nach Manila wartete. Die beiden schon genannten Vulcane mögen nach roher Schätzung etwa 3000′ hoch sein. Dem vierten endlich habe ich einen Namen geben zu müssen geglaubt, der den Seefahrern nicht unbekannt ist; es ist die auf der beiliegenden Karte als Vulcan Didica bezeichnete Insel, welche zwischen den längst bekannten und sehr gefürchteten Didica-Klippen12 (escollos Didica) in den letzten Jahren neu entstanden ist. Als ich im Herbste 1860 nach Camiguin überfuhr, mit der Absicht hier zu überwintern und zootomische Studien an Thieren des Meeres und des Landes zu machen, um dann im nächsten Jahre mit den im Mai eintretenden Windstillen meine Reise über Babuyan Claro nach den kleinen Batanes oder Bashee-Inseln fortzusetzen, erhielt ich von einem spanisch sprechenden Bewohner der Insel genauen Bericht über einen Vulcan, der sich gegen Ende des Jahres 1856 im Meere erhoben haben sollte. Ich citire genau hier die Worte meines Tagebuches. “1856 etwa im September oder October sahen sie (die Eingebornen) Morgens früh zwischen 2 Klippen, die ihnen lange bekannt, hoch und schroff aus dem Wasser emporragten, Rauch aufsteigen, den sie zuerst für ein Schiff hielten. Er schwamm als leichte Wolke dicht über dem Wasser, allmälig erhob sich diese mehr und mehr und schliesslich trat eine dichte Rauchwolke senkrecht empor. Es schien, als ob ein grosser Theil nach allen Richtungen sich ausbreitend wie ein Schirm dicht dabei wieder niederfiele und eine kleine Insel bildete, die sich allmälig durch solches Aufschütten vergrösserte. In der Nacht zuvor hatten sie nur ein heftiges Gewitter mit Windstössen bemerkt, aber kein Erdbeben. Im Jahre 1857 fand ein sehr heftiger Ausbruch statt mit heftigem Erdbeben. An demselben Tage, an welchem sich 1856 der Ausbruch (der vulcanischen Masse) über die Wasserfläche erhob, stürzte die obere Hälfte der beiden Klippen Didica ein, zwischen denen jener Ausbruch stattgefunden hatte. Seitdem ist der Vulcan in beständigem Arbeiten, und er hat sich nach Aussage der Leute zu einer bedeutenden Höhe erhoben, die sie mit derjenigen des Berges von Camiguin verglichen.” Angespornt durch diese Erzählung, begab ich mich an die Ostküste der Insel, um zu sehen, ob es mir nicht, trotz der vorgerückten Jahreszeit—im September—und der mit dem Wechsel der Monsune eintretenden Stürme gelingen möchte, diesem jungfräulichen schaumgebornen Vulcane einen ersten Besuch abzustatten. Leider fand ich mich, wie in Mindanao durch den Mangel der Schuhe, so hier durch den stürmischen Seegang verhindert, mich der Gefahr auszusetzen in der Umgebung des Vulcans gebraten zu werden. Die Eingebornen waren auf keine Weise zu einem solchen Wagestück zu bewegen. So musste ich mich mit einem sehnsüchtigen Blick auf den Vulcan und einer Messung des Elevationswinkels des aufgeworfenen Berges begnügen, dessen Berechnung bei Annahme der auf einer Karte des schon genannten D. Claudio Montero angegebenen Distanz die Höhe des Gipfels über dem Meere auf wenigstens 700′ ergiebt, welche derselbe vom September 1856 bis zum October 1860 schon erreicht hatte. Es dürfte nicht viele im Meere in historischer Zeit entstandene Vulcane geben, welche eine so rasche Erhebung über dem Meere durch Aufschüttung aufzuweisen hätten.

Es scheinen diese verschiedenen Gruppen lebender Vulcane der jetzigen Epoche ziemlich unabhängig von einander zu sein. Aber schon der gleichzeitige Ausbruch dreier von einander getrennter Vulcane deutet auf einen Zusammenhang hin. Nach dem Padre Juan de la Concepcion fand am 4. Januar 1645 gleichzeitig eine Eruption des Vulcan von Serangani, eines jetzt gänzlich zur Ruhe gekommenen Vulcans aus der Sulugruppe und des unter dem Namen Vulcan de Aringay auch auf Darwin’s Karte angegebenen Berges statt. Allerdings ist die Vulcan-Natur des letzteren nicht über allen Zweifel erhaben; denn die Beschreibung des genannten Historiker’s der Philippinen lässt völlig im Unklaren, ob aus dem Berg, den er zwar einen Vulcan nennt, wirklich damals ein Ausbruch stattgefunden habe oder ob er nicht vielleicht bloss durch die Erschütterung in einem heftigen Erdbeben zusammengestürzt sei. Aber abgesehen hiervon gibt es zwei wichtige Gründe, welche die Zusammengehörigkeit aller dieser Vulcane beweisen. Zeichnet man die vielen durch ihre ausgesprochen kegelförmige Gestalt, das Vorhandensein eines verschütteten Kraters, zahlreiche heisse Quellen und deutlich erkennbare alte Aschenauswürfe gekennzeichneten Vulcane zwischen jene lebenden ein, so schliesst sich dadurch eine ganz zusammenhängende Kette von Bergen. Und es schliesst sich diese Vulcanenkette, wie schon von Buch und Berghaus hervorgehoben wurde, direct an die Reihe an, welche in gleicher Richtung über Sanguir, Siao, Ternate, Celebes und Gilolo bis südlich vom Aequator hinunterzieht, wo sie senkrecht auf die Vulcanenreihe der Sundainseln trifft. Solcher erloschener Vulcane finden sich viele auf allen Inseln mit einziger Ausnahme von Cebú und Bohol, welche gänzlich aus gehobenen Korallenriffen und neptunischen Schichten gebildet zu sein scheinen. In der westlichen wie östlichen Cordillere des Nordens und im Süden von Luzon, in der isolirten Bergkette von Zambales und auf Leyte und Samar, im westlichen Gebirgslande des Nordens von Mindanao und in dem Höhenzuge von Palawan erheben sich solche erloschene Vulcane hoch über die mittlere Kammhöhe des Gebirgszuges, dem sie angehören. Dahin gehört der Berg von Majaijai oder der M. Banajao von 7030 span. Fuss Meereshöhe, dessen Fuss die vielgerühmte Laguna de Bay badet; dahin der M. Datá im Distrikte der Kupferminen bei Mancayan (Nordwest-Luzon) und der Subig in der Bergkette von Zambales; dahin gehören die vielen als activ bezeichneten Vulcane, welche in Berghaus bekannter Karte den Vulcan von Bulusan mit dem von Majaijai durch die beiden Provinzen Camarines Sur y Norte hindurch verbinden. Abweichend durch ihre gänzliche Isolirung von allen Bergketten fallen 4 kleine vulcanische Berge im Norden der centralen Ebene Luzon’s auf, unter denen ich nur den M. Cujaput in der Provinz N. Ecija nennen will; noch auffallender aber erscheint der trachytische Doppelkegel des M. Arayat, der aus einer kaum 90 Fuss über dem Meere erhabenen Ebene steil und schroff bis zu 3150 Fuss Meereshöhe aufsteigt. Alle diese Berge aber und die sie verbindenden Bergketten zeigen durchaus die gleiche mineralogische Beschaffenheit, denn sie gehören alle im Süden wie im Norden der Reihe moderner trachytischer Ausbrüche an. Abgesehen von einigen zweifelhaften Stellen im Norden Luzon’s und in Cebú, wo eigenthümliche Petrefacten ein etwas höheres Alter anzudeuten scheinen, gehört somit die ganze Gebirgsmasse, das Skelett der Philippinen, der Reihe trachytischer Gesteine an, welche in der jüngsten geologischen Periode zum Vorschein kamen.