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Hormonelle Verhütung und die "Pille" als Mittel zur sexuellen Befreiung zu betrachten, ist heute eine weitgehend überholte Sichtweise. Im Lichte massiver, teilweise tödlicher Nebenwirkungen sind immer weniger Frauen bereit, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden mit derlei Verhütungs-Medikamenten zu belasten. Demgegenüber stehen Frauenärzte, das Gesundheitssystem und staatliche Akteure überwiegend fest geschlossen hinter den Produkten und Interessen der Pharmaindustrie. Dieses Buch ist ein umfassender Ratgeber für Frauen (und Männer) in Bezug auf hormonelle und nicht hormonelle Verhütung. Neben medizinischen Aspekten wird auch die soziopolitische Dimension des Themen-komplexes beleuchtet, sei es in Bezug auf die verdeckte Korruption zwischen Ärzten und Industrie, die perfiden Werbe- und PR-Strategien der Pharmaindustrie, oder die Ignoranz und Inkompetenz vieler Ärztinnen und Ärzte. Im Zentrum sollen auch gesellschaftliche Debatten stehen über Sinn und Unsinn einer täglichen Gabe von harten und an Nebenwirkungen reichen Medikamenten. Eine Medikamenten-Gabe, die an gesunde (!) junge Frauen erfolgt – und das standardmäßig über viele Jahre hinweg. Zum Glück gibt es gute, praktikable und sichere Alternativen, auf die in diesem Buch ausführlich eingegangen werden soll.
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Seitenzahl: 229
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Christopher Stark
Nebenwirkungen
für
Körper & Geist
Hormonfreie Alternativen
Gynäkologen & Pharmaindustrie
Fortschrittsglaube vs. Natürlichkeit
Geschlechterrollen & Verhütung
Bedeutung für Umwelt & Gesellschaft
CHRISTOPHER STARK, Jahrgang 1982, promoviert zurzeit an der Universität Hamburg im Bereich der Geographie. Er ist nebenher freier Autor und schreibt über kontroverse gesellschaftspolitische Themen. Ein Schwerpunktkomplex liegt dabei auf Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft. Außerdem ist er politisch aktiv in außerparlamentarischen Netzwerken und engagiert sich gegen die Ökonomisierung aller Lebensbereiche.
Mit Dank an die Personen, welche im Gedankenaustausch zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben: Almut, Berit, Caro, Christian, Heike, Jana und Sara.
Warum dieses Buch?
Knapp die Hälfte aller Frauen in Deutschland im gebärfähigen Alter nutzen hormonelle Verhütungsmittel. Einige Antibabypillen stehen seit 2014 verstärkt in der Schusslinie öffentlicher Kritik – vor allem diejenigen mit Hormonen der neueren Generationen. Befeuert wird die Kritik durch eine Reihe bekannt gewordener schwerer, teilweise tödlicher Fälle vonThrombosen und Lungenembolien durch die Einnahme dieser Mittel. Aber auch eine Vielzahl von negativen Berichten von Frauen heizen die Diskussionen seither an. Von ihnen wird das Prinzip von Pille & Co. zunehmend infrage gestellt, da diese Mittel stark in die natürliche Funktionsweise des weiblichen Hormonhaushaltes eingreifen. Das Thema hat neben scharfen Kritikern aber auch überzeugte Fürsprecher auf den Plan gerufen, die die Vergabe hormoneller Medikamente an große Teile der Bevölkerung rechtfertigen und verteidigen.
Die gesellschaftliche Diskussion zu hormoneller Verhütung soll in diesem Buch differenziert wiedergegeben und es sollen umfangreiche Informationen zu den Risiken nach aktuellem wissenschaftlichen Stand dargelegt werden.
Auch der Fortschritt in Medizin und Technik wird insgesamt beleuchtet und neben konkreten Sachfragen rund um das Gesundheitssystem gilt es, das Natur- und Technikverständnis der Bevölkerung, der Ärzte und der Institutionen in den Fokus zu rücken.
Ärzte und Krankenkassen, staatliche Stellen, aber vor allem Frauen kommen ausführlich zu Wort und es wird nicht zuletzt auf die Pharmakonzerne als wichtige Akteure eingegangen.
Kontroversen um Verhütung und Gleichberechtigung
Fragen der Verhütung sind für viele Menschen von großer Wichtigkeit – meistens vor allem für Frauen, die die Hauptlast dabei tragen. Auf der einen Seite gilt es, eine einfache und unkomplizierte Sexualität zu genießen, aber auch, die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen. Wichtig ist daneben die körperliche wie psychische Unversehrtheit der verhütenden Menschen.
Zudem soll die Frage beleuchtet werden, welche Rolle der weibliche Körper in der Leistungsgesellschaft spielt und welche Auswirkungen dies auf die Wahl der Verhütungsmethoden hat. Eng mit diesem Thema verwoben ist die Frage nach den Machtverhältnissen und Geschlechterrollen in Gesellschaft und Medizin. Weshalb gibt es etwa bisher keine Pille für den Mann?
Ein Teil der in der Öffentlichkeit geäußerten Kritik gilt der Fehlmedikation von Pillen, wenn diese jenseits ihres eigentlichen Zwecks der Verhütung – etwa aus kosmetischen Gründen – eingesetzt werden, was häufig junge Mädchen betrifft.(47)Hier spielt insbesondere die Frage eine Rolle, ob es legitim ist, Minderjährigen starke Medikamente zur Empfängnisverhütung zu verschreiben, denn schließlich ist das Urteilsvermögen bei Kindern und jungen Heranwachsenden weniger geschärft als bei Erwachsenen. Viele Wirkungen und langfristige Konsequenzen können von jungen Menschen weniger gut abgesehen werden als von Erwachsenen. Auch die Zuverlässigkeit bei der Verhütung mit der Pille, die viel Disziplin erfordert, ist bei Mädchen nicht immer gegeben.
Es soll in diesem Buch daher auch verglichen werden, wie sich die Zuverlässigkeit hormoneller Verhütung – gerade gegenüber nicht hormonellen Alternativen – darstellt.
Hormonelle Verhütung birgt einige Implikationen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind oder im öffentlichen Bewusstsein keine Rolle spielen. Zu diesen Themen gehört der Einsatz von Verhütungspillen unter dem Deckmantel sogenannter Entwicklungshilfe. Auch Schäden am Ökosystem sind nicht immer auf den ersten Blick offensichtlich und werden entsprechend aktueller Erkenntnisse beschrieben.
Nebenwirkungen, Frauenärzte undPharmaindustrie
Die große Bandbreite der Wirkungen und Nebenwirkungen von Pille & Co. sind ein weites Feld und sorgen für gesellschaftliche Diskussionen. Dieses Buch beschreibt, welche Nebenwirkungen in welcher statistischen Verbreitung vorkommen und wie groß ihre Tragweite im Einzelnen ist – ob nun Libidoverlust oder die Störung des Zyklus, ob Depressionen, Migränen,Thrombosen, Schlaganfälle; ob Wassereinlagerungen, Krebs, Wesensveränderungen oder Veränderungen im Partnerwahlverhalten.
Wie in den folgenden Kapiteln dargelegt wird, positionieren sich viele Frauenärzte und das Gesundheitssystem klar im Sinne hormoneller Verhütung und gegen andere Verhütungsmittel. Und so kommen verträglichere Alternativen in Deutschland seltener zur Anwendung. Wie auch gezeigt werden soll, ist gerade im internationalen Vergleich auffällig, dass in anderen Teilen der Welt häufig zu einem größeren Anteil mitebenso sicheren, nicht hormonellen Methoden verhütet wird.7Viele der beschriebenen Probleme erklären sich aus dem Umstand, dass ein großer Teil der Ärzte hierzulande Zuwendungen von derPharmaindustriefür Dienstleistungen und die Vergabe bestimmter Medikamente erhält – und diese Abhängigkeit einen kritischeren Blick auf künstliche Hormone und ihre Nebenwirkungen zu verhindern scheint.
Dazu kommt, dass eine Reihe großer Pharmakonzerne in Deutschland aktiv sind, die über massive finanzielle Mittel für PR und Werbung verfügen.(8)Dadurch haben sie eine große ökonomische und gesellschaftspolitische Macht.
Im Zuge der Kritik an den offenkundigen Verflechtungen zwischen Ärzten und Industrie, die bis hin zur Korruption reichen(96), werden derzeit vor allem vonseiten vieler Frauen die grundlegende Herangehensweise und die Technokratie im Gesundheitssystem infrage gestellt. Dies wird anhand vielfältiger Aussagen in diesem Buch gezeigt.
Kein Mediziner war in den letzten Jahren hierzulande dazu bereit, ein umfassendes Buch zur kritischen Auseinandersetzung mit hormonellen Verhütungsmitteln zu schreiben. Dieses Buch soll die Lücke nun schließen. Die hormonelle Verhütung wird aus einer kritischen Außenperspektive heraus beleuchtet und so wird ein gut verständlicher und für alle nachvollziehbarer Überblick geschaffen.
Inhaltliche Grundlagen sind wissenschaftliche Studien und Fachpublikationen sowie journalistische Artikel und Äußerungen aus der Bevölkerung.
Das Buch richtet sich an Interessierte der Themen Gesundheit und Verhütung, an Frauen, die selberhormonell verhüten, die es vorhaben oder die durch künstliche Hormone geschädigt wurden. Des Weiteren dürften die Ausführungen interessant sein für Männer, die sich für die Auswirkungen auf Körper und Geist ihrer Partnerinnen interessieren (sollten), aber auch für Ärzte und andere Personen des Gesundheitssystems, die mit hormonellen Verhütungsmitteln zu tun haben.
Kurzer historischer Abriss
Empfängnisverhütung spielt eine große Rolle im Alltag vieler Menschen und ist wichtig, um sexuelle Freiheit zu gewährleisten und Überbevölkerung zu verhindern. Historisch betrachtet war Verhütung bis zum 20. Jahrhundert meist unzuverlässig. Ein Umstand, der für den Großteil der Bevölkerung mit vielen Problemen einherging. Ob nun verhütet wurde mit Fischblasen- oder Blinddärmen als Vorgänger heutiger Kondome, pflanzlichen Extrakten verschiedener Art, mit Diaphragmen aus halben Zitronen oder dem Coitus interruptus: Die Effektivität der Verhütung konnte erst im 19. und dann vor allem im 20. Jahrhundert gegenüber den vorherigen Zeiten stark erhöht werden.(1,2)
Historisch und heute
In Westdeutschland kam die erste Antibabypille 1961 auf den Markt und in der DDR Mitte der 1960er-Jahre. Die Einführung der Pille fiel damit zusammen mit den Protest- und Frauenbewegungen der 1960er-Jahre und trug im Alltag vieler Frauen der Industriestaaten zu einer größeren sexuellen Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bei. Allerdings hatte dieser Teil derEmanzipationschon lange vorher in verschiedenen Gesellschaftsbereichen begonnen, so dass die Grundlagen für einen schnellen Erfolg der Pille bereits gelegt waren. Ein starker Anstieg etwa bei der Häufigkeit des Wechsels von Sexualpartnern hatte in Westeuropa und den USA in den 1950er-Jahren eingesetzt. Auch das Verbot von vorehelichem Sex war im Alltag der Menschen bereits relativ weit zurückgedrängt, was neben einer liberaler werdenden Gesellschaft maßgeblich auch mit der medizinischen Eindämmung der sexuell übertragbaren Krankheit Syphilis Anfang der 1950er-Jahre zusammenhing. Im Zuge der 1968er-Bewegung öffneten sich Moralvorstellungen in der Breite der jungen Bevölkerung weiter und unterstützten die Entwicklung hin zur sexuellen Freiheit.(3)
Entwicklungsgeschichte hormoneller Verhütung
Schwangerschaftsverhütung wurde ungefähr erst Anfang des 20. Jahrhunderts zum Thema in der wissenschaftlichen Medizin.(4)Die Grundlagen für dieGabe von Hormonen zum Zweck der Verhütung hatte wesentlich der österreichische Wissenschaftler Ludwig Haberland gelegt, der 1919 vorschlug, mit Hormonen direkt in den weiblichen Körper einzugreifen. Als einem der ersten Chemiker gelang es dem deutschen Wissenschaftler Adolf Gutenand in einem nächsten Schritt in den 1920er- und 1930er-Jahren, Sexualhormone zu isolieren und die Molekularstruktur jener Hormone aufzuschlüsseln. Er erhielt 1939 den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten. Auch andere Wissenschaftler wie Walter Hohlweg und Hans Herloff Inhoffen leisteten wichtige Beiträge zur ersten Herstellung künstlicher Hormone bzw. Östrogene. Es folgten Wissenschaftler weltweit, die in diesem Bereich forschten. In der Zeit gelang etwa auch die Isolierung hormonartiger Substanzen aus Pflanzen – etwa aus der Yamswurzel. Dem Chemiker Russel Marker und seinem Mitarbeiter Carl Djerassi gelang es zudem, ein weibliches Sexualhormon herzustellen, das oral eingenommen werden konnte. Dieses wurde später zum Hauptbestandteil der ersten hormonellen Verhütungspillen.(5)
Die US-amerikanische Krankenschwester Margret Sanger eröffnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Klinik für die Empfängnisverhütung zum Zweck der Geburtenkontrolle in New York City. Nach anfänglichen juristischen Auseinandersetzungen konnte sie sich etablieren und gab gemeinsam mit Katherine McCormick in den 1950er-Jahren beim Biologen Gregory Pincus die Entwicklung einer Antibabypille in Auftrag. Die Motive sowohl der Auftraggeberinnen, als auch von Herrn Pincus selbst, waren aus heutiger Sicht nicht nur positiv im Sinne der Armutsbekämpfung und dem Wohl vonFrauen zu bewerten. Es ging ihnen wesentlich darum, Schwangerschaften von ungebildeten und armen Frauen zu verhindern, um die „Qualität“ des Bevölkerungsdurchschnitts zu heben. Sie hatten also eine klar sozialdarwinistische Zielsetzung.(5,6)
Die moderne Pille entsteht
1957 kam das erste von Pincus entwickeltehormonelleVerhütungspräparat (Enovid) auf den US-amerikanischen Markt und kurz darauf folgte die Einführung eines ähnlichen Mittels namens Anovlar auf dem westdeutschen Markt, entwickelt von der Firma Schering. Damals löste die Einführung „der Pille“ in Deutschland gesellschaftliche Kontroversen aus – aber weniger aus gesundheitlichen Gründen, als mehr aufgrund konservativ-moralischer Vorstellungen gegen die sexuelle Freiheit von Frauen. Daher wurde das Mittel zunächst mit dem Zusatz „Mittel zur Behebung vonMenstruationsstörungen“ vertrieben. 1960 wurde die Pille in Westdeutschland offiziell als Verhütungsmittel zugelassen und erfuhr vor allem in den 1970er-Jahren eine rasche Verbreitung.(5,20)Ab 1965 wurde auch in der DDR ein vergleichbares Produkt (Ovosiston) eingeführt.
DieAntibabypillegaltfürviele Menschen seit den 1968er-Jahren als ein Symbol für die Selbstbestimmung unddieFreiheit der Frau.Dies trug viel zum Mythos der Hormonverhütung als ein Mittel derEmanzipationbei.Kritik erfolgte allerdings seit Mitte der 1970er-Jahre durch Vertreterinnen der Frauenbewegung, vor allem auch wegen der Nebenwirkungen.
Die starke Verbreitunghormoneller Verhütungsmittel bei Frauen im gebärfähigen Alter beschränkt sich heute überwiegend auf die reichen, vor allem westlichenIndustrieländer in Form von Antibabypillen und auf einige sehr arme Länder in Form von Spritzen oderImplantaten.
Statistiken...
Die regionale Begrenztheit der Pille hängt vor allem mit den vergleichsweise hohen Kosten zusammen. Die weltweit am weitesten verbreitete Verhütungsmethode ist dieSterilisationmit 19,2 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Danach folgen hormonelle Verhütungsmethoden zusammengenommen mit 14,1 % (Pille, Injektion,Implantat). DieKupferspiralekommt etwa gleichauf auf 13,7 % und dasKondomauf einen Anteil von etwa 7,7 Prozent.(7)
Die Frauen, die in Westeuropa verhüten, verhüten zu 39 % mit hormonellen Mitteln und in Deutschland sind es laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ca. 7 Mio. Frauen. Dies entspricht etwa einem Drittel der 20 Mio. Frauen im gebärfähigen Alter (8nach Wiegratz et al., 2011). Entsprechend einer etwas älteren Befragung von 2007 betrug der Anteil etwas über die Hälfte aller Frauen zwischen 20 und 44 Jahren.(9)In anderen Quellen, wie in den Zahlen der WHO, wird für Deutschland von einem Anteil von etwa 38,5 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in festen Beziehungen ausgegangen, die hormonell Verhüten.(7)Bei 19-jährigen Frauen sind es nach Zahlen der Barmer- und der Techniker Krankenkasse sogar zwischen 60 und 70 Prozent.8,62Man kann festhalten, dass trotz dieser etwas unterschiedlichen Zahlen ein großer Teil der erwachsenen Frauen in Deutschland mit der Pille oder anderen hormonellen Methoden verhütet.
In Europa sind derlei Mittel mit 22,5 % der Frauen imgebärfähigen Alter und in festen Beziehungen etwas weniger verbreitet.(7)In Afrika sticht Kenia mit 47 % hormoneller Verhütung unter allen verhütenden Frauen hervor. In dem westafrikanischen Land ist – wie in vielen anderen armen Ländern auch – insbesondere die nebenwirkungsreiche Hormon-Injektion verbreitet. In Japan wurde die Antibabypille erst 1999 erlaubt. Hier ist die Pille kaum, dasKondomaber mit 46,1 % mit Abstand am weitesten verbreitet.(7)In Asien finden insgesamt sehr häufig die Kupferspirale und die Sterilisation Anwendung. Der Siegeszug hormoneller Verhütung fand weltweit betrachtet also nicht überall statt und sie ist nicht überall so weit verbreitet, wie in Deutschland und Westeuropa.
Verhütungssicherheit
Relevant zu erwähnen zu Beginn dieses Buches ist, dass für die Vergleichbarkeit der Sicherheit von Verhütungsmitteln der sogenannte Pearl-Index dient. Als sicher gelten Methoden, die hohe Werte, deutlich über 90 Punkte auf diesem Index haben. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen durchschnittlich innerhalb eines Jahres trotz Anwendung einer Verhütungsmethode schwanger werden. Der Pearl-Index berücksichtigt auch, dass die statistische Wahrscheinlichkeit der Befruchtung einer Frau im gebärfähigen Alter bei einem Mal ungeschütztem Sex nicht 100 % beträgt. Je nach Untersuchung zur Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln kann es abweichende Angaben des Pearl-Indexes für einzelne Methoden geben, je nachdem, welche Kriterien für die Bewertung angelegt werden.
Varianten hormoneller Verhütungsmittel - Natürliche und künstliche Hormone
Generell haben Geschlechtshormone im menschlichen Körper sehr viele Funktionen. Zu diesen Hormonen zählen natürlicherweise eine Reihe unterschiedlicher Östrogene und Gestagene, die sich chemisch etwas voneinander unterscheiden. Östrogene, Gestagene, aber auch das männliche Geschlechtshormon Testosteron erfüllen unterschiedliche Zwecke, sei es für das Nervensystem, den Stoffwechsel, die Haut, den Knochenbau – aber auch für die Emotionen. Zum Teil gleichen sich die Hormone gegenseitig aus oder haben gegenläufige Einflüsse auf Körper und Gemütsverfassung. Jeder Eingriff in dieses natürliche, fein austarierte System von Hormonen, bewirkt zunächst einmal eine mehr oder weniger starke Veränderung.
Das Funktionsprinzip der meisten hormonbasierten, oral aufgenommenen Verhütungsmittel („Pille“), basiert auf dem Zusammenspiel der künstlich hergestellten Hormongruppen von Östrogenen und Gestagenen. Dem weiblichen Körper wird durch die Zuführung dieser Hormone vorgegaukelt, er sei schwanger, so dass eine tatsächliche Schwangerschaft nicht erfolgen kann. Die meisten hormonellen Verhütungsmittel sorgen dafür, dass keine Eizellen heranreifen können und so keine Befruchtung stattfinden kann. Die künstlichen Östrogene unterdrücken in den Präparaten denEisprungund haben eine stabilisierende Wirkung auf die Regelmäßigkeit des Zyklus sowie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gestageneund wird auch Gelbkörperhormon genannt. Das Hormon in seinen zahlreichen künstlich hergestellten Varianten verhindert durch den Einsatz in der Pille auch den Einsprung, verändert die Viskosität des Vaginalschleims (Zervixschleim) und verhindert dadurch, dass Spermien während desEisprungs die Eizelle erreichen können. Gestagene werden klassischerweise als wesentliche verhütende Hormone in Antibabypillen eingesetzt. Solche künstlichen Gestagene, wie beispielsweise Levonorgestrel, ersetzen zwar das natürliche Progesteron, haben aber nicht dieselben Eigenschaften wie vom Körper selber produzierte Hormone, die wiederum bei allen Frauen etwas unterschiedlich sind. Auch „Östrogen“ ist nur der Oberbegriff für verschiedene weibliche Geschlechtshormone, zu denen etwa „Estron“ und „Estradiol“ gehören.(2)
Die regelmäßigen Blutungen, die viele Frauen während der Pilleneinnahme haben, sind künstlich durch die Nichteinnahme von Hormonpräparaten an sieben Tagen herbeigeführt (nach 21 Tagen der Einnahme) Sie werden „Abbruchblutung“ oder auch „Hormonentzugsblutung“ genannt.
Pillengenerationen und Hormone
Hormonell wirksame Verhütungspillen werden im Allgemeinen in vier Generationen unterteilt, wobei heute die 2. bis 4. Generation auf dem Markt sind. Der Begriff 1. Generation bezieht sich auf die Hormonpillen der 1960er-Jahre mit vergleichsweise hohen Hormondosen. Bereits seit den 1970er-Jahren schritt die Entwicklung neuer künstlicher Hormone und Hormon-Kombinationen voran, vordergründig zu dem Zweck, die Verträglichkeit zu erhöhen und die negativen Nebenwirkungen zuverringern. Tatsächlich geht es den Pharmaunternehmen aber offenbar auch darum, ihre Absätze durch Zusatzfunktionen zu erhöhen, wie etwa „schönes Haar“, „reine Gesichtshaut“ und ähnlichekosmetische Nebenwirkungen. Hormonelle Verhütungsmittel der 3. und 4. Generation werden derzeit sehr viel häufiger verschrieben, als Präparate der 2. Generation (8S. 5). Unter allen hormonellen Verhütungsmitteln sind die sogenannten Kombinationspillen mit Östrogen- und Gestagen-Bestandteilen am weitesten verbreitet. Sie sollen die natürlicherweise vom Körper produzierten Hormone Östrogen und Progesteron nachbilden. Aber auch rein gestagenbasierte Pillen sind zunehmend stark verbreitet und stellen ebenso wirkungsvolle Verhütungsmittel dar.
Menschen sind bekanntlich sehr unterschiedlich, was auch für ihre körperlichen Voraussetzungen und Eigenheiten gilt. Zum einen ist dies relevant für die Frage, wie wirksam ein hormonelles Verhütungsmedikament ist und zum anderen dafür, welche Nebenwirkungen in welchem Ausmaß auftreten. Übergewicht kann zum Beispiel die Wirksamkeit von hormoneller Verhütung herabsetzen, da sich Medikamente im Fettgewebe ablagern können, ohne ihre Wirkung im Körper zu entfalten. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer bekannter und unbekannter Faktoren und organischer Funktionen, welche Wirkung und Aufnahme der künstlichen Hormone individuell unterschiedlich effektiv machen.(14)Die Auswirkungen künstlicher Hormone können im Vorwege nicht genau abgesehen werden.
Die Bandbreite hormoneller Verhütungsmittel
Es gibt eine breite Palette von Gestagenen, die synthetisch hergestellt und dann Verhütungsmitteln zugegeben werden. Für jeden Lebensabschnitt und für jeden Typus für Frau gibt es angeblich die perfekten künstlichen Hormone. DiePharmaindustriestellt mit ihrer Produktpalette sicher, dass es Präparate mit allen möglichen Hormon-Zusammensetzungen und in unterschiedlichen Verabreichungsformen gibt. Wenn Frauen einzelne Hormonpillen nicht vertragen, wird ihnen von Gynäkologen meist nahe gelegt, andere Präparate,Hormonspiralen (PR-Name: „Hormonschirmchen“),Hormonringe oder Hormon-Implantate einsetzen zu lassen. Auch Hormonpflaster sind eine solche „Alternative“. Sie geben die Hormone über die Haut ab und müssen alle Paar Wochen gewechselt werden. Die hohen Hormondosen erzeugen jedoch viele Nebenwirkungen, zum Teil deutlich stärkere als bei oral aufgenommenen Pillen. Der sogenannte NuvaRing ist ein Silikonring mit künstlichen Hormonen, der in die Vagina eingeführt wird. Die Wirkstoffe des Rings sind eine Kombination aus Östrogen und Gestagen (Ethinylestradiol und Etonogestrel). Der Ring wird alle drei Wochen neu einsetzt, dann folgt eine einwöchige Pause. 25 % der Frauen und 29 % der Männer spüren den Ring während des vaginalen Sexes ein Wenig.(10)Ähnlich funktioniert das Hormon-Implantat. Es handelt sich um ein etwa vier Zentimeter langes Silikonröhrchen, das in den Oberarm unter der Haut eingesetzt wird. Durch die ständige Abgabe von Hormonen in die Blutbahn verhindert es denEisprung. Nur wenige Frauen haben bei Einsatz des Implantats keine starken Nebenwirkungen und für viele ist es auch ein überausunangenehmer Gedanke, einen fühlbaren Gegenstand über einen langen Zeitraum von drei Jahren im Arm stecken zu haben.
DiePillen
Am weitesten verbreitet sind unter hormonellen Verhütungsmitteln mit Abstand oral aufgenommene Präparate, also klassische Pillen.(11)Die folgende Tabelle soll einen Überblick über alle verfügbaren hormonellen Verhütungsmittel geben. Es werden häufig unterschiedliche Bezeichnungen, teilweise für ein und dasselbe Präparat verwendet, was verwirrend sein kann. Die Zusammenstellung soll auch Ordnung in den Wildwuchs dieser Bezeichnungen bringen.
Name: Mikropille / KombiPille / Einphasen-Pille
Wirkstoffe: Östrogen meist Ethinylestradiol oder Estradiol / Gestagen: verschiedene künstliche Gestagene
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Synonym für alle „Pillen“ mit Gestagenen und Östrogenen. Über 90 % der in Deutschland verschriebenen hormonellen Verhütungsmittel
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes bis stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Pille 2. Generation / (Mikro-/ Kombipille)
Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Levonorgestrel oder Norethisterone
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Leios, Miranova, Microgynon
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen. Erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Pille 3. Generation (Mikro-/ Kombipille)
Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Desogestrel oder Gestoden
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Lovelle, Marvelon, Desmin, Lamuna
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Pille 4. Generation / (Mikro-/ Kombipille)
Wirkstoffe: Östrogen und Gestagen: Drospirenon
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Petibelle, Yasmin, Aida, Yasminelle, Yaz
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Minipille
Wirkstoffe: Enthält in der Regel ausschließlich Gestagene: Levonorgestrel oder Desogestrel
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Muss immer zum gleichen Zeitpunkt am Tag eingenommen werden / Wird ohne Einnahmepause eingenommen. Etwas weniger sicher als Mikropillen / Handelsnamen u.a.: 28 mini, Microlut, Mikro 30, Cerazette
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Teilweise erhöhtes, teilweise stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Zwei- Drei- und Vierstufenpräparate
Wirkstoffe: Verschiedene Gestagen- und Östrogen-Kombinationen
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Unterschiedliche Dosierungen von Hormonen im Laufe des Zyklus / Sollen den natürlichen Hormonhaushalt der Frau besser imitieren / Handelsnamen u.a.: Qlaira; Neo Eunomin, Biviol
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Antiandrogen wirksame Pillen
Wirkstoffe: Gestagen: Cyproteronacetat / Östrogen: Ethinylestradiol
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Sind in Deutschland nicht zugelassen für die Verhütung: Werden gegen Akne, Knotenbildung, zu starke Körperbehaarung verschrieben / Handelsnamen u.a.: Attempta, Diane 35, Bella, Juliette
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Östrogenfreier Ovulationshemmer
Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen meist Desogestrel
Anmerkungen: Unterschiedliche Formen der Aufnahme / Setzt die Menstruation komplett aus (keine Blutungen) / Handelsnamen u.a.: Cerazette
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Dreimonatsspritze (Depotpräparat)
Wirkstoffe: Gstagen: MPA / NET (Medroxyprogesteronacetat, Norethisteronenantat)
Anmerkungen: Wird gespritzt / Handelsnamen u.a.: Depo-Clinovir, Sayana
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Hormonspirale (Hormon-Intrauterinpessar)
Wirkstoffe: Gestagen: Levonorgestrel
Anmerkungen: Wird etwa übergewichtigen Frauen verschrieben / Handelsnamen: Mirena, Jaydess, Kyleena
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Hohes Depressionsrisiko / Blutungsstörungen bei bis zu 20 % der Frauen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Vaginalring
Wirkstoffe: Östrogen: Ethinylestradiol / Gestagen: Etonogestrel
Anmerkungen: Wird von der Frau selbst in Vagina eingeführt / Bleibt drei Wochen im Körper, dann eine Woche Pause / Handelsname u.a.: Nuva-Ring
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen und unklare Risiken / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Implantat / „Hormonstäbchen“ (Depotpräparat)
Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen: Etonogestrel
Anmerkungen: Wird in den Arm implantiert / Verbleibt je nach Implantat 4-6 Jahre im Körper / Handelsnamen u.a.: Jadelle, Implanon NTX, Nexplanon, Sino Implant II
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Z.T. um 30 % verlängerte Blutungen in den ersten 3 Monaten / Z.T. zu 50 % seltene Blutungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: Verhütungspflaster / Transdermales Kontrazeptivum
Wirkstoffe: Gestagen: Norelgestromin oder Gestoden / Östrogen: Ethinylestradiol
Anmerkungen: Wird auf Haut aufgeklebt / Handelsnamen u.a.: Evra, Apleek, Lisvy
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko
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Name: „Pille danach“ / Hormonelle Notfallkontrazeption
Wirkstoffe: Kein Östrogen / Gestagen: Levonorgestrel oder Ulipristalacetat
Anmerkungen: Orale Aufnahme / Handelsnamen u.a.: Pidana, Levogynon, Ellaone
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Eigene Tabelle –Quellen:9,12,13,14,15,19
2011 waren 75 unterschiedliche hormonelle Verhütungsmittel auf dem Markt in Deutschland.(20)Pharma-Fürsprecher wie der Mediziner Johannes Bitzer schwärmen für das „breit gefächerte Spektrum an Substanzen und Präparaten“, das für jede Patientin dierichtige Wirkstoffkombination ermögliche. Der Arzt müsse die Frau lediglich richtig einschätzen und medizinisch beurteilen.(14)
Die Verbreitung einzelner Hormonpräparate
Momentan sind am weitesten verbreitet sogenannte Kombinations- bzw. Einphasenpillen(16), danach folgen der Verhütungsring und eine desogestrelbasierte Minipille. Bei älteren Frauen über 30 Jahren werden stärker gestagenbasierte Mittel verschrieben.
Zwei- und Dreiphasenpillen haben unterschiedliche Hormonkonzentrationen von Gestagen und Östrogen in den unterschiedlichen Phasen desMenstruationszyklus und sollen damit stärker dem natürlichen Zyklus der Frau ähneln. Angeblich sollen diese Mittel lautPharmaindustriegeringere Auswirkungen auf den Organismus haben, aber laut Verpackungsbeilage haben sie in etwa die gleichen Nebenwirkungen. Bei der Zweistufen-Verhütungspille „Yaz“ zum Beispiel ist der Blick auf das Medikamenten-Bewertungsportal Sanego aufschlussreich. Es zeigt eine Verträglichkeit von 5,1 von 10 Punkten, wird von den Konsumentinnen also als wenig verträglich empfunden.(17)
Mehrstufenpräparate haben sich bisher nicht durchgesetzt, was etwa auch an der komplizierteren Einnahme liegt. Nimmt die Frau die Pille für den falschen Tag, nimmt sie die falsche Dosis von Hormonen zu sich.
Geographisch betrachtet, wird hormonelle Verhütung verhältnismäßig besonders oft in den ostdeutschen Bundesländern (außer in Sachsen) sowie in Teilen von Bayern und Schleswig-Holstein verschrieben. In Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München, sind die Raten bei der Verordnung verhältnismäßig deutlichgeringer.(20)
Die verschiedenen künstlichen Hormone
Die folgende Tabelle fasst zusammen, welche künstlichen Hormone in den marktüblichen Hormonmitteln zurzeit verfügbar sind. Diese Informationen sind vor allem wichtig, da die künstlichen Hormone sehr unterschiedliche Auswirkungen auf Körper und Geist haben.
Hormon: Chlormadinon (Gestagen)
Anmerkungen: Wird vor allem bei fettiger Haut und Akne eingesetzt / Handelsnamen u.a.: Balanca, Belara, Chantal, Chariva, Esticia, Lilia, Madinette, Minette Hexal, Neo Eunomin, Pink Luna
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko (erste Hinweise: ca. 12,5 – 36 Fälle pro 10.000 Frauen und Jahr) / Wenig Studien und Informationen verfügbar
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Hormon: Cyproteronacetat (Gestagen)
Anmerkungen: Neueres Gestagen
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Hormon: Desogestrel (Gestagen)
Anmerkungen: Neueres Getragen / Handelsnamen u.a.: Desmin, Jubrele, Lamuna, Lovelle, Cerazette
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Anfängliche Blutungen und „Spottings“ / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr)
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Hormon: Dienogest (Gestagen)
Anmerkungen: Älteres Gestagen (1979) / Handelsnamen u.a.: Maxim, Velafee, Dienovel, Valette
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko / Wenig Studien und Informationen verfügbar
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Hormon: Drospirenon (Gestagen)
Anmerkungen: 3. und 4. Pillengeneration / Handelsnamen u.a.: Petibelle, Yasmin, Yasminelle, YAZ
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr) / Bekannt durch Todesfälle bei „Yasmin“ u.a.
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Hormon: Estradiol (Östrogen) / Ethinylestradiol (Östrogen)
Anmerkungen: Standard-Östrogen für die meisten „Pillen“ / Handelsnamen u.a.: Aida, Asumate, Balanca, Belara, Bellissima, Diane, Eve, Evra, Lovelle, Maxim, MonoStep, Neo Eunomin, NuvaRing, Petibelle, Valette, Yasmin, Yasminelle, Zoely, Yaz / Handelsname u.a.: Yasminelle
Nebenwirkungen: Sehr viele negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Hormon: Etonogestrel (Gestagen)
Anmerkungen: Neueres Getragen der 3. Generation
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (6-12 Fälle pro Jahr)
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Hormon: Gestoden (Gestagen)
Anmerkungen: Neueres Getragen der 3. Generation / Handelsnamen u.a.: Femovan, Minulet
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (9-12 Fälle pro Jahr) / Risiken nicht abschließend bewertbar
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Hormon: Lovonorgestrel (Gestagen)
Anmerkungen: Getragen der 2. Generation / Handelsnamen u.a.: Jadelle / Norplant II ( Implantat, ohne Östrogenanteil)
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)
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Hormon: Mestranol (Östrogen)
Anmerkungen: Östrogen
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko
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Hormon: Nomegestrol (Gestagen)
Anmerkungen: Älteres Gestagen (1975) / Handelsname u.a.: „Zoely“ (wurde in den USA aufgrund von Nomegestrol nicht zugelassen)
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Vermutlich stark erhöhtes Thromboserisiko / Wenige Studien und Informationen verfügbar
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Hormon: Norelgestromin (Gestagen)
Anmerkungen: Neueres Getragen (2002) / Einsatz in Hormonpflastern
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Stark erhöhtes Thromboserisiko (6-12 Fälle pro Jahr)
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Hormon: Norethisteron (Gestagen)
Anmerkungen: Älteres Getragen der 1. Generation / Handelsnamen u.a.: Activelle, Clionara, Cliovelle, Estalis, Estracomb, Estragest, Sequidot, Conceplan M
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)
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Hormon: Norgestimat (Gestagen)
Anmerkungen: Getragen der 3. Generation / Ist ein Prohormon, wird im Körper in Levonorgestrel umgewandelt
Nebenwirkungen: Zahlreiche negative Nebenwirkungen / Erhöhtes Thromboserisiko (5-7 Fälle pro Jahr)
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Eigene Tabelle –Quellen:9,12,14,18,19,20
Die Tabelle zeigt, dass Pharma-Innovationen vor allem im Bereich künstlich hergestellter Gestagene stattfinden. Unter den derzeit am häufigsten verschriebenen Präparaten finden sich überwiegend Pillen mit sogenannten neuartigen Gestagenen, die eine stärker erhöhteThrombosegefahr gegenüber älteren Präparaten mit sich bringen.(20)
Hormonelle Verhütungin der Kritik
Im Pillenreport der TechnikerKrankenkassewurde gezeigt, dass 2014 mit Abstand am häufigsten die Hormonpille Maxim mit dem künstlichen Hormon Dienogest, und danach die Pille Lamuna mit Desogestrel verschrieben wurden. Unter den 20 meistverschriebenen Präparaten befanden sich 13 mit fragwürdigen oder gefährlichen Hormonen in Bezug auf dasThromboserisiko der 3. und 4. Generation – und lediglich sieben der 2. Generation mit dem etwas weniger gefährlichen Levonorgestrel. Laut AOK Bundesverband gehen die Verordnungen mit den neueren und gefährlicheren Präparaten (abgesehen von Dienogest1) aber seit Jahren wieder zurück – von 72% 2009 auf 54% im Jahr 2019. Sie betragen damit aber noch über die Hälfte aller Verschreibungen hormoneller Verhütungsmittel und der Trend habe sich stark verlangsamt. Der Anteil der Pillen-Verordnungen bei der AOK sank von 46% bei den jungen versicherten Frauen zwischen bis 20 bzw. 22 Jahren im Jahr 2010 auf 31% im Jahr 2019. Man führt das auf ein höheres Bewusstsein bezüglich der Nebenwirkungen zurück.(21)Dieser Trend war auch in der Schweiz ähnlich zu beobachten. Hier sank der Anteil der hormonell verhütenden Frauen von 52% im Jahr 1992 auf 33% im Jahr 2017.(22)
Neben der Gabe von künstlichen Hormonen zum Zweck der Verhütung spielen Hormonpräparate auch für Frauen in der Menopause eine Rolle, also zur Behandlung vonWechseljahresbeschwerden. Wurden solche Mittel vor einigen Jahren noch bei 30 % bis 40 % der über 45 Jahre alten Frauen dauerhaft verordnet, sind inzwischen erhebliche gesundheitliche Risiken bekannt (Herzinfarkt,Brustkrebs, Schlaganfälle), weshalb die Verschreibung solcher Medikamente deutlich zurückgegangen ist.(20)Viele Schulmediziner beharren aber den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz auf der Harmlosigkeit von Hormonpräparaten für Frauen in ihrenWechseljahren.(23)
Diese Auseinandersetzung über hormonelle Verhütungsmittel und andere hormonbasierte Medikamente, soll in den folgenden Kapiteln im Lichteder Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung desGesundheitssystems erörtert werden. Auch die Position von Ärzten auf der einen Seite und der Bevölkerung auf der anderen Seite gilt es darzustellen.
Durch die hormonelle Verhütung werden meist vollkommen gesunde Frauen zu Patientinnen. Auch Frauen, die keine gravierenden Nebenwirkungen wahrnehmen, nehmen mit Pille & Co. Medikamente täglich zu sich, die überaus wirksam sind und mit fundamentalen Veränderungen für Körper und Geist einhergehen. Diese Wirkungen sind, abgesehen von der Schwangerschaftsverhütung, überwiegend negativ.
Die klassischen Medien, das Internet und die sozialen Netzwerke sind voll mit Berichten von „Pillen-Aussteigerinnen“, die sich erleichtert zeigen, wie sich ihre Gesundheit verbessert habe, nachdem sie hormonelle Verhütungsmethoden abgesetzt hätten („Mein Leben nach der Pille“). Die Berichte sind quantitativ-statistisch schwer zu erfassen, klar ist aber, dass es eine sehr große Zahl von Frauen gibt, die enttäuscht, verstört oder wütend aufPharmaindustrieund Frauenärzte sind. Ihnen wurden angeblich nebenwirkungsarme hormonelle Verhütungspräparate verschrieben – was sich für sie als Fehler herausstellte – und nicht wenige Ärzte scheinen Kritik an diesen Mitteln auch nach Eintreten starker Nebenwirkungen zu ignorieren.
2015 und 2016 kam es im Internet zu einem Höhepunkt dieser kritischen Stimmen. Etwa unter dem Tag #mypillstory meldeten sich einige Frauen zu Wort, die schlechte Erfahrungen mit hormoneller Verhütung und ihren Nebenwirkungen gemacht hatten. Später kam dann der noch deutlicher Position beziehende Tag #pilleabsetzen dazu. Es handelt sich bei den Posterinnen zum Teil sogar um Frauen, die sonst in eheroberflächlich wirkenden Mode-Kanälen auf Youtube Kosmetikfilmchen veröffentlichen. Es schlossen sich seither Tausende Frauen an, die unter diesen und ähnlichen Schlagworten ihre Negativerfahrungen schilderten. Speziell auf eine jugendliche Zielgruppe gerichtete Medien und im weiteren Verlauf zunehmend große Leitmedien, berichteten über das Thema.(24)
Insgesamt ist auffällig, wie viele kritische Berichte sich in Blogs und sozialen Medien finden und dass auf der anderen Seite kaum Stimmen vonseiten der Anwenderinnen für hormonelle Verhütungsmittel zu vernehmen sind. Positive Aussagen kommen fast ausschließlich von Ärzten,Krankenkassen,Kontrollbehörde