Die Polaritätsanalyse in der Homöopathie - Heiner Frei - E-Book

Die Polaritätsanalyse in der Homöopathie E-Book

Heiner Frei

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  • Herausgeber: Narayana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Präzise und effizient Die Polaritätsanalyse ist eine schnelle und effiziente Methode, die den homöopathischen Praxisalltag erleichtert und die Mittelwahl präzisiert. Sie wurde von dem Schweizer Arzt Heiner Frei mit dem Ziel entwickelt, die Wirksamkeit der Homöopathie bei Kindern mit ADHS in einer 5-jährigen klinischen Studie zu zeigen. Heiner Frei konnte dabei signifikante Ergebnisse für die Homöopathie erzielen. Die Polaritätsanalyse basiert auf Bönninghausens Therapeutischem Taschenbuch und hat die homöopathische Verschreibung revolutioniert. Polare Symptome wie Besserung oder Verschlimmerung durch Wärme oder Bewegung werden zu Eckdaten der Mittelsuche. Sie bilden die gestörte Lebenskraft unmittelbar ab. Die Polaritätsanalyse geht daher ohne Umschweife in die Tiefe des Falles. Gleichzeitig bietet sie eine klare Differenzierung der überschaubaren Zahl von 133 Mitteln. Heiner Freis Methode ist leicht zu erlernen. Der Autor zeigt all ihre Facetten und Nuancen, indem er uns durch 40 spannende Fallstudien führt. Sie reichen vom akuten Hörsturz über Allergien, chronisch obstruktive Bronchitis, Pfeiffer’sches Drüsenfieber, Mumps und Scharlach bis zu Asperger-Syndrom, ADHS und Epilepsie. Die Fallaufnahme wird durch zahlreiche Fragebögen und Checklisten vereinfacht. Man spürt sofort: das Werk stammt aus der großen Praxis eines erfahrenen homöopathischen Arztes und Forschers aus Leidenschaft, der nach einer genialen Entdeckung nicht eher ruht, bis er sie zur Perfektion gebracht hat. Seine Erfolgsrate von 80% spricht für sich. „Die Bönninghausen-Methode ist mit der Polaritätsanalyse von Heiner Frei zu einer modernen Perfektion gereift, die uns in der Praxis begeistert. Die Modalitäten sind eine direkte Reaktion der Lebenskraft und bedürfen im Gegensatz zu psychischen Symptomen keiner Interpretation. Die Polaritätsanalyse ist eine zuverlässige Methode und eine Bereicherung unserer Arbeit. Wir wollen sie vor allem bei akuten Erkrankungen und hyperaktiven Kindern nicht mehr missen.“ Ulrich Welte

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HEINER FREI

DIE POLARITÄTSANALYSE

EIN PRÄZISER WEG ZUM HOMÖOPATHISCHEN ARZNEIMITTEL

LEHRBUCH

DIE POLARITÄTSANALYSE

Ein präziser Weg zum homöopathischen Arzneimittel

Lehrbuch von Heiner Frei

ISBN 978-3-95582-229-3

1. deutsche Auflage 2014

2. Deutsche Auflage 2016

© 2014 Narayana Verlag

NARAYANA VERLAG

Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 9749700

[email protected]

www.narayana-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

Cover Abbildung: Fabian Oefner

Design: Chragokyberneticks

Typfaces: Ideal Sans & Din

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

VERWENDETE ABKÜRZUNGEN

VORWORT

MODUL 1

1 DIE POLARITÄTSANALYSE

1.1 Einführung

1.1.1 Vorgeschichte

1.2 Grundlagen der Homöopathie

1.2.1 Der Krankheits- und Symptomenbegriff

1.2.2 Das Ähnlichkeitsprinzip

1.2.3 Die Rangordnung der Symptome

1.2.4 Die Zuverlässigkeit der Symptome

1.2.5 Die Heringsche Regel

1.3 Quiz 1: Grundlagen der Homöopathie

1.4 Die Entwicklung der Polaritätsanalyse

1.4.1 Die Kontraindikationen Bönninghausens

1.4.2 Die Polaritätsdifferenz

1.4.2.1 Demonstrationsfall 1: Thyreoiditis de Quervain

1.5 Fallaufnahme und Mittelbestimmung

1.5.1 Checklisten und Fragebögen

1.5.2 Die Repertorisation

1.6 Quiz 2: Fragen zur Bönninghausen-Methode

1.7 Dosierung

1.8 Verlaufsbeurteilung

1.9 Praktisches Vorgehen

1.9.1 Demonstrationsfall 2: Akuter Hörsturz

1.10 Quellenlage

1.11 Quiz 3: Fragen zur Polaritätsanalyse

1.12 Zusammenfassung

1.13 Diskussion

2 AKUTE ERKRANKUNGEN

2.1 Vorgehen

2.2 Fallbeispiele

2.2.1 Allergische Diathese: Kleines Mittel - große Wirkung

2.2.2 Erysipel: Was tun bei einem Mangel an polaren Symptomen?

2.2.3 Mononucleosis infectiosa: Umgang mit einer Symptomenfülle

2.2.4 Tendovaginitis: Charaktereigenschaften sind keine Symptome!

2.2.5 Obstruktive Bronchitis: Welchen Stellenwert haben „Kindersymptome“?

2.2.6 Gastroenteritis: Die Bedeutung des Materia medica-Vergleichs

2.2.7 Trigeminus-Neuralgie: Ambivalenz der Seitenbeziehungen der Arzneimittel

2.2.8 Quiz 4: Akute Erkrankungen, erster Teil

2.2.9 Drei-Monats-Koliken: Exakte Symptomenformulierungen sind entscheidend!

2.2.10 Grippe: Arzneimittelwirkung oder Spontanheilung?

2.2.11 Otitis media: Die Bedeutung von Materia medica-Kenntnissen

2.2.12 Laryngo-Tracheitis: Vorgehen bei einer interkurrenten Erkrankung

2.2.13 Tonsillitis nach MMR-Impfung: Homöopathische Behandlung einer Impfkomplikation

2.2.14 Parotitis epidemica (Mumps): Die Bedeutung der Kontraindikationen

2.2.15 Infekt der oberen Luftwege: Die Materia medica aufmerksam lesen...

2.2.16 Scharlach: Die Polaritätsdifferenz ist gewichtiger als der Materia medica-Vergleich

2.2.17 „The Snows of Kilimanjaro - Zwischenfall auf einer Bergtour“: Wie können „bewährte Indikationen“ rational eingesetzt werden?

2.2.18 Quiz 5: Akute Erkrankungen, zweiter Teil

2.2.19 Praktische Arbeit mit eigenen, akut erkrankten Patienten

MODUL 2

3 CHRONISCHE ERKRANKUNGEN

3.1 Vorgehen

3.2 Fallbeispiele

3.2.1 Weichteilrheumatismus: Welches sind zuverlässige Entscheidungskriterien für eine Mittelwahl?

3.2.2 Reizblase bei rezidivierender Zystitis: Die Verbindung der ORG §§ 153 und 133

3.2.3 Asthma bronchiale: Eigenheiten der Natur von den Modalitäten des Patienten unterscheiden

3.2.4 Chronisches Schleudertrauma: Der Ablauf einer „Erstreaktion“

3.2.5 Orthostatische Hypotonie: Das Arzneimittel eröffnet Erkenntnisse über die Psychodynamik

3.2.6 Hyperemesis gravidarum (Schwangerschaftserbrechen): Erstverschlimmerung oder Restsymptomatik?

3.2.7 Lennox Syndrom-eine komplexe Epilepsieform: Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie

3.2.8 Heuschnupfen: Nicht auf Lorbeeren ausruhen!

3.2.9 Quiz 6: Einfache chronische Erkrankungen

4 PSYCHISCHE ERKRANKUNGEN BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN

4.1 Vorgehen

4.2.1 ADHS: Der Stellenwert pathognomonischer Symptome

4.2.2 Krise beim Übergang ins Berufsleben: Die neue Lebensphase erfordert einen Mittelwechsel

4.2.3 Das psychische Trauma: Polare Körpersymptome identifizieren das richtige Arzneimittel

4.2.4 Asperger Syndrom: Konstitutionsmerkmale müssen von Symptomen unterschieden werden

4.2.5 Borderline Störung: Nebensymptome können auch zum richtigen Arzneimittel führen!

4.2.6 Trichotillomanie: Arzneimittelbilder können trügen!

4.2.7 Konversionssyndrom (hysterische Lähmung): Homöopathische Heilung oder Spontanverlauf?

4.2.8 Muskeldystrophie Typ Duchenne und ihre Folgen: Homöopathische Begleitung einer unheilbaren Krankheit

4.2.9 Quiz 7: Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

4.2.10 Praktische Arbeit mit eigenen, physisch oder psychisch chronisch kranken Patienten.

MODUL 3

5 MULTIMORBIDE PATIENTEN

5.1 Vorgehen

5.2.1 Erschöpfung bei beruflich-familiärer Doppelbelastung: Kriterien zur Auswahl der Symptome für die Repertorisation

5.2.2 Kardiale Synkopen: Komplikationen eines Zwischenmittels

5.2.3 Angststörung: Wie geht man vor, wenn kein Arzneimittel alle Symptome abdeckt?

5.2.4 Paroxysmale Sehstörung: Die Bedeutung der graphischen Verlaufskontrolle

5.2.5 Chronic Fatigue Syndrom: Stress als Antidot für homöopathische Arzneimittel

5.2.6 Larvierte Depression: Feinheiten des Materia medica-Vergleichs

5.2.7 Quiz 8: Multimorbide Patienten

5.2.8 Praktische Arbeit mit eigenen ADHS/ADS-Patienten und multimorbiden Erkrankungen

6 DIE EVALUATIONSSTUDIEN ZUR POLARITÄTSANALYSE

6.1 Akute Erkrankungen

6.1.1 Einführung

6.1.2 Studiendesign

6.1.3 Resultate

6.1.4 Diskussion

6.2 Erfahrungen mit der Grippeepidemie 2011 - eine prospektive Outcome-Studie

6.2.1 Einführung

6.2.2 Studiendesign

6.2.3 Resultate

6.2.4 Diskussion

6.3 Chronische Erkrankungen

6.3.1 Einführung

6.3.2 Studiendesign

6.3.3 Resultate

6.3.4 Diskussion

6.4 ADHS/ADS-Studie

6.4.1 Einführung

6.4.2 Studiendesign

6.4.3 Resultate

6.4.4 Diskussion

6.5 Multimorbide Patienten (KFA-Studie)

6.5.1 Einführung

6.5.2 Studiendesign

6.5.3 Resultate

6.5.4 Diskussion

7 ARBEITSINSTRUMENTE

7.1 Repertorium

7.2 Akute Erkrankungen: Checklisten

7.3 Chronische Erkrankungen: Fragebögen

7.4 Multimorbide Patienten: Fragebögen, Anamneseprotokoll

ANHANG

8.1. Antworten zu den Quizfragen

8.2 Verzeichnis der Tabellen

8.3 Verzeichnis der Abbildungen

8.4 Verzeichnis der Bilder von Arzneimittel-Ausgangssubstanzen

8.5 Verzeichnis der Fallbeispiele

8.6 Literaturverzeichnis

8.7 Arzneimittelverzeichnis

8.8 Sachverzeichnis

8.9 Über mich...

VERWENDETE ABKÜRZUNGEN

ADHS

Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitäts-Syndrom

ADS

Aufmerksamkeitsdefizit Syndrom

BÖ-AG

Bönninghausen Arbeitsgemeinschaft

CGI

Conners Global Index

CPRS

Conners Parent Rating Scale

CTRS

Conners Teacher Rating Scale

GS

C. Hering, The Guiding Symptoms of our Materia medica

HNO

Hals-Nase-Ohren

KFA

Komplexe Fallaufnahme

KI

Kontraindikation

(KI)

Relative Kontraindikation

ORG

S. Hahnemann, Organon der Heilkunst

(P)

Polare Symptome

PA

Polaritätsanalyse

PD

Polaritätsdifferenz

RA

S. Hahnemann, Reine Arzneimittellehre

TB

C. von Bönninghausen, Therapeutisches Taschenbuch, 2000

VORWORT

IN UNSEREM BESTREBEN, DIE HOMÖOPATHIE VORAN ZU BRINGEN, MÜSSEN SICH WISSEN, RATIONELLE METHODEN UND BESSERE RESULTATE GEMEINSAM ENTWICKELN.

– RUSSELL MALCOLM

HOMÖOPATHISCHE VERSCHREIBUNGEN VERBESSERN...

„Macht‘s nach, aber macht‘s genau und sorgfältig nach.“ Mit diesen Worten ermahnte Hahnemann seine Rezensenten zur genauen Umsetzung der Homöopathie (Reine Arzneimittellehre [RA], Band 3, S. 5)1. Trotzdem hat sich die Homöopathie seit ihrer Entdeckung vor über 200 Jahren in eine fast atemraubende Vielfalt von verschiedenen Richtungen entwickelt. Fordert man heute in einem Seminar die Teilnehmer auf, zu einer Kasuistik die bestpassende homöopathische Arznei zu ermitteln, so werden in der Regel viele Vorschläge in den Raum gestellt. Für Außenstehende erweckt dies den Eindruck einer erheblichen Orientierungslosigkeit. Im Gegensatz dazu wird von Hering berichtet, dass er Mitte des 19. Jahrhunderts einen Versuch machte, bei dem er die Krankengeschichte eines Patienten an 33 Kollegen verschickte, mit der Aufforderung das passende Arzneimittel zu bestimmen. Er erhielt 22 Antworten, welche zum selben Mittel rieten.2 Offensichtlich herrschte damals noch ein Konsens über die Vorgehensweise der Arzneimittelbestimmung. Im Hinblick auf die in den letzten Jahren häufigen und heftigen Angriffe auf die Homöopathie ist es verhängnisvoll und zu deren Schaden, wenn die Mittelbestimmungen nicht reproduzierbar sind. Die meisten neuen Methoden, die seit Beginn des 20. Jahrhunderts in die Homöopathie Eingang fanden, sind statistisch nicht evaluiert worden: Man weiß also nicht, wie sie sich auf die Behandlungsresultate auswirken, ein Umstand der durch Outcome-Studien dringend korrigiert werden sollte. Diese wären auch ein bedeutender Schritt, um der Homöopathie den Stellenwert zu geben, der ihr im gesamten medizinischen Umfeld zukommen sollte.

Die hier vorgestellte Polaritätsanalyse (PA) ist während der Schweizerischen ADHS-Doppelblindstudie (ADHS=Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) entwickelt worden. In dieser Arbeit ging eine mehrheitlich aus Schulmedizinern bestehende Forschergruppe von der Hypothese aus, dass Homöopathie nur Placebo-Wirkungen verursacht. Für die homöopathischen Kollegen im Team war es eine Herausforderung, möglichst präzise Verordnungen zu treffen, um einen Unterschied zwischen hochpotenzierten homöopathischen Arzneimitteln und Placebo beweisen zu können und diese Hypothese zu widerlegen.3 Der Beweis ist deutlich gelungen.

Da die ADHS-Behandlung eines der anspruchsvollsten Gebiete der Homöopathie ist, musste die Methodik optimiert und alles hinterfragt werden, was sich negativ auf die Ergebnisse auswirken konnte. Eine zentrale Aufgabe war die Überprüfung der Zuverlässigkeit der zur Mittelbestimmung verwendeten Elemente, d.h. die Qualität der Symptomenbeobachtung durch die Patienten, die Gewichtung der Symptome bei der Repertorisation, die Rolle der pathognomonischen Symptome und die Qualität des Repertoriums. Bei dieser Bereinigung haben sich die ursprünglichen Anweisungen Hahnemanns, Bönninghausens und Herings bestätigt. Zudem ist mit der Entwicklung der Polaritätsanalyse eine neue, sehr effiziente Methode der Arzneimittelbestimmung entstanden.4,5,6 Die Übertragung der bei ADHS-Patienten gewonnenen Erkenntnisse auf die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen sowie auf multimorbide Patienten führte zu einer deutlichen Steigerung der Treffsicherheit der Verschreibungen und der Qualität der Besserungen.

Das vorliegende Buch soll dem Leser ein autodidaktisches Einarbeiten in die Polaritätsanalyse ermöglichen. Deswegen enthält es sehr viele Fallbeispiele, die die Methode in allen Facetten darstellen, und als Übungsfeld dienen. Der Lerneffekt ist am größten, wenn die beschriebenen Fallstudien selbst nachvollzogen werden: In der praktischen Arbeit wird die erleichterte Mittelfindung schnell verständlich. Dazu sei dem Leser die Anschaffung des PC-Programmes der revidierten Ausgabe von Bönninghausens Therapeutischem Taschenbuch (TB), das in mehrere Sprachen übersetzt worden ist, empfohlen.7,8 Es handelt sich um das beste derzeit erhältliche Repertorium mit Polaritätsanalyse (www.boenninghausen.de). Die Quizfragen zu jedem Abschnitt dienen zur Selbstkontrolle des Erlernten. Am besten geht man so vor, dass nach dem Studium der ersten zwei Kapitel direkt damit begonnen wird, akute Erkrankungen eigener Patienten zu behandeln (Modul 1). Die Kombination von Theorie und Praxis ergibt den höchsten Lerneffekt, und zugleich durch gute Ergebnisse eine Motivation mit der Methode weiterzufahren. Nach dem Studium des dritten und vierten Kapitels über chronische und psychische Erkrankungen kann die Behandlung eigener chronischer Fälle in Angriff genommen werden (Modul 2). Als letztes empfiehlt sich, nach dem Studium des 5. Kapitels, die eigenen Möglichkeiten in der Behandlung von ADHS/ADS-Patienten und von multimorbiden Erkrankungen zu erproben (Modul 3). Zeichnen Sie die Ergebnisse Ihrer Behandlungen von Beginn an in den dafür vorgesehenen Tabellen auf.

Eine wichtige Bedingung für das Erreichen guter Resultate, ist die konsequente Anwendung der Methodik. Im weiteren ist der behandelnde Arzt auf die Fähigkeit der Patienten angewiesen, ihre Symptome, ganz besonders die polaren Symptome, genau zu beobachten und zu beschreiben. Eine seiner Hauptaufgaben ist, sich zu vergewissern, dass das, was die Patienten an polaren Symptomen übermitteln, genau dem entspricht, was das Repertorium unter seiner Symptomenformulierung versteht.

Bei oberflächlicher Betrachtung mag im Hinblick auf die in anderen Methoden übliche Betonung psychischer Symptome der Eindruck entstehen, dass die Polaritätsanalyse sehr mathematisch geprägt ist. Da sich psychische Symptome in der ADHS-Behandlung als wenig zuverlässig erwiesen haben, werden sie in der neuen Methode erst im Materia medica-Vergleich in die Mittelwahl einbezogen. In den Evaluationsstudien (Kapitel 6) zeigte sich, dass Arzneimittel, die aufgrund von polaren Körpersymptomen bestimmt werden, sehr oft auch die Gemütssymptome der Patienten perfekt abdecken, ohne dass diese zuvor in die Mittelbestimmung eingeflossen sind. Die polaren Symptome erweisen sich damit als ausgezeichnete Wegweiser, die weit über die oberflächliche körperliche Symptomatik hinausgehen und Wege zu tiefgreifenden Heilungen ebnen.

Dass Bönninghausens Therapeutisches Taschenbuch die Auswahl auf 133 Arzneimittel einschränkt, mag manchen als Nachteil erscheinen. Die dadurch bedingte Einschränkung der Anzahl an Variablen ist für die Mittelbestimmung aber eher ein Vorteil als ein Nachteil, weil sie die Zuverlässigkeit der Mittelwahl erhöht. In der ausgedehnten Sprechstunde des Autors zeigte sich in vieljähriger Erfahrung, dass nur selten Arzneimittel gebraucht werden, die nicht im TB aufgeführt sind.

DANKSAGUNG

Allen, die zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben, möchte ich meinen herzlichsten Dank aussprechen. Ganz besonders sind dies Dr. Klaus-Henning Gypser, Glees; Dr. Dominik Müller, Eichstätt; und Dr. Horst Kreikenbaum, Schaffhausen, die das Manuskript kritisch gesichtet und wertvolle Anregungen beigetragen haben. Ein herzlicher Dank auch an das Team des Narayana-Verlages für die harmonische Zusammenarbeit. Last but not least, danke ich meiner lieben Frau, welche erneut die Entstehung eines Buches erduldet und die damit verbundenen Überlegungen und Diskussionen unterstützt und beeinflusst hat.

Möge das vorliegende Werk vielen Kollegen bei ihrem Einsatz im Dienste leidender Mitmenschen eine wertvolle Hilfe sein.

Laupen, im Juli 2013

Dr. med. Heiner Frei

MODUL 1

1. DIE POLARITÄTSANALYSE

1.1 EINFÜHRUNG

1.1.1 VORGESCHICHTE

Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755-1843), wurde in seiner ärztlichen Ausbildung im 18. Jahrhundert mit einer auf veralteten Paradigmen gründenden Medizin konfrontiert, deren Heilungen oft nur zufällig zustande kamen. Unzufrieden mit diesem Zustand, begann er neue Wege zu erforschen. Mit Hilfe der Arzneimittelprüfung an Gesunden gelang es ihm aufzuzeigen, welche Krankheitssymptome ein Arzneimittel heilen konnte. Aufgabe des Arztes war es danach, die Symptome des Patienten genau zu erfassen, und sie mit dem Symptomenspektrum eines Arzneimittels nach dem Ähnlichkeitsprinzip in Übereinstimmung zu bringen. Wurde dieses Arzneimittel in der richtigen Gabe (verdünnt und potenziert, um toxische Wirkungen zu vermeiden) verabreicht, und wurden auch allfällige Heilungshindernisse aus dem Wege geräumt (ORG §§ 3, 24)9, so wirkten die Arzneimittel „so zu sagen nach mathematischer Gewissheit“ (RA II, S. 25)10.

Obschon die Homöopathie in ihren Grundprinzipien klar formuliert war, bestehen heute sehr viele, z.T. stark divergierende Vorstellungen, wie eine Übereinstimmung zwischen den Krankheitssymptomen des Patienten und dem Symptomenspektrum eines Arzneimittels hergestellt werden kann. Diese Vielfalt führt zu einer erheblichen Verunsicherung innerhalb der Homöopathie. Mit der hier vorgestellten Polaritätsanalyse erfolgt eine Rückbesinnung auf deren Grundprinzipien und die Vorgehensweise der alten homöopathischen Ärzte, insbesondere Hahnemann, Bönninghausen, Hering und Lippe. Ergänzt wird die Rückbesinnung durch neue Erkenntnisse über die Bedeutung polarer Symptome, die mit Hilfe einer computergestützten Repertorisierung umgesetzt werden und sehr viel zur Bestimmungssicherheit der Arzneimittel beitragen.

Nachfolgend werden alle Elemente beschrieben, die für das Erreichen besserer Resultate entscheidend waren. Der Autor bittet um Nachsicht, wenn dabei Dinge hervorgehoben werden, die aufgrund des Organon-Studiums eigentlich klar sein müssten, die aber mit Blick auf die Methodenvielfalt zum Teil in Vergessenheit geraten sind.

1.2 GRUNDLAGEN DER HOMÖOPATHIE

1.2.1 DER KRANKHEITS- UND SYMPTOMENBEGRIFF

Im ORG § 7 schreibt Hahnemann9: „ ... so muss, mit einem Worte, die Gesammtheit der Symptome für den Heilkünstler das Hauptsächlichste, ja Einzige seyn, was er an jedem Krankheitsfalle zu erkennen und durch seine Kunst hinwegzunehmen hat, damit die Krankheit geheilt [...] werde.“ - Hahnemann spricht in diesem Paragraphen vom jeweiligen Krankheitsfall, nicht von der Symptomatik, die der Patient früher hatte, und die jetzt verschwunden ist. Diese muss man bei chronischen Krankheiten zwar auch kennen, damit der Krankheitsverlauf beurteilt werden kann und z.B. klar wird, wenn im Laufe einer Heilung frühere Symptome vorübergehend wieder auftreten. Aber vergangene Symptome werden nicht in die Repertorisation einbezogen. Symptome sind (nach ORG § 6) „[...] äusserlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, [...], das ist, Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustande des jetzt Kranken [...]“. Nicht als Symptom gelten demnach Eigenheiten oder Charaktereigenschaften des Patienten, die im gesunden Zustand auch vorhanden sind. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, weil deren Nichtbeachtung zu einer falschen Mittelwahl führen kann. Ist zum Beispiel ein Patient im gesunden Zustand sehr reizbar, bei Krankheit aber auffallend sanft, so ist die Sanftheit das Symptom, nicht die Reizbarkeit.

Diese Hervorhebungen sind von praktischer Bedeutung, weil man sich bei jeder Fallanalyse fragen muss: Gehören die Symptome zum aktuellen Krankheitsfall, oder bestanden diese schon vor Beginn der Erkrankung. Im letzteren Fall dürfen sie nicht in die Repertorisation mit einbezogen werden. Das ist besonders wichtig, wenn ältere im Widerspruch zu den aktuellen Symptomen stehen. Wenn z.B. eine Patientin mit einer akuten fieberhaften Erkrankung Hitze mit Abneigung gegen Entblößung hat, bezüglich der vorbestehenden klimakterischen Wallungen aber Hitze mit Neigung zu Entblößung, so wird bei der akuten febrilen Erkrankung nur das Symptom Hitze mit Abneigung gegen Entblößung berücksichtigt. Diese Abgrenzung der Krankheitssymptome von Eigenheiten des Patienten ist von entscheidender Bedeutung für die Mittelwahl: Ist das bei einer Erkrankung bestehende Verlangen nach freier Luft auch im gesunden Zustand vorhanden, so darf dieses nicht in die Repertorisation einfließen.

DIE AKTUELL VORHANDENEN KRANKHEITSSYMPTOME SIND DIE ZUVERLÄSSIGEN WEGWEISER ZUM PASSENDEN ARZNEIMITTEL.

SYMPTOME SIND ABWEICHUNGEN VOM URSPRÜNGLICHEN GESUNDEN ZUSTAND, ALSO VERÄNDERUNGEN DES BEFINDENS BEI KRANKHEIT.

Ein vollständiges Symptom besteht nach Hering aus den fünf Elementen Lokalisation, Empfindungen, Befunde, Modalitäten sowie Begleitbeschwerden und Erstreckung. Bei der Fallaufnahme sollte versucht werden, möglichst vollständige Symptome zu erfassen.

1.2.2 DAS ÄHNLICHKEITSPRINZIP

Im ORG § 153 schreibt Hahnemann „ [...] die auffallendern, sonderlichen, ungewöhnlichen und eigenheitlichen (charakteristischen) Zeichen und Symptome des Krankheitsfalles, [sind] besonders und fast einzig in‘s Auge zu fassen; denn vorzüglich diesen, müssen sehr ähnliche, in der Symptomenreihe der gesuchten Arznei entsprechen, [...]“.

Damit dieser Abschnitt richtig verstanden wird, muss er in Bezug zum ORG § 133 gesetzt werden. Wegen seiner Bedeutung sei er hier vollständig wiedergegeben: „Bei Empfindung dieser oder jener Arzneibeschwerde, ist‘s zur genauen Bestimmung des Symptoms dienlich, ja erforderlich, sich [...] in verschiedne Lagen zu versetzen und zu beobachten, ob der Zufall durch Bewegung des eben leidenden Theils, durch Gehen in der Stube oder in freier Luft, durch Stehen, Sitzen oder Liegen sich vermehre, mindere oder vergehe und etwa in der ersten Lage wiederkomme, - ob durch Essen, Trinken oder durch andere Bedingung sich das Symptom ändre, oder durch Sprechen, Husten, Niesen, oder bei einer andern Verrichtung des Körpers, und darauf zu achten, zu welcher Tages- oder Nachtzeit es sich vorzüglich einzustellen pflege, wodurch das jedem Symptome Eigenthümliche und Charakteristische offenbar wird.“ Hahnemann beschreibt in diesem Abschnitt die Modalitäten, die natürlich auch für die Patientensymptome gelten, und sagt, dass durch sie „[...]das jedem Symptome Eigentümliche und Charakteristische offenbar wird.“ Das bedeutet, dass v.a. die Modalitäten des Patienten mit denjenigen des gesuchten Arzneimittels übereinstimmen müssen. Der ORG § 153 wird häufig anders interpretiert, nämlich dass vor allem ungewöhnliche, auffallende, seltene und vielleicht sogar kuriose Symptome die Mittelwahl bestimmen sollten, sogenannte Key notes oder As if Symptoms. Diese Symptomenspezies hat in der Regel nur ganz wenige Arzneimittel-Zuordnungen. Wenn nur sie berücksichtigt werden, kann das dazu führen, dass das absonderliche Symptom wohl zum Arzneimittel passt, die Modalitäten des Patienten aber nicht. In einer solchen Konstellation wird nur selten eine Heilung erfolgen, weil das Eigentümliche und Charakteristische der übrigen Symptomatik unberücksichtigt bleibt.

BEI DER MITTELWAHL IST GANZ BESONDERS DARAUF ZU ACHTEN, DASS DIE MODALITÄTEN DES PATIENTEN MIT DENJENIGEN DES ARZNEIMITTELS ÜBEREINSTIMMEN.

UNTER DEN GEMÜTSSYMPTOMEN SIND DIE VERÄNDERUNGEN DES GEMÜTS BEI KRANKHEIT

ZU VERSTEHEN, NICHT DER CHARAKTER ODER DER GEMÜTSZUSTAND DES VORHER GESUNDEN.

Im ORG § 211 schreibt Hahnemann: „ [...] dass bei homöopathischer Wahl eines Heilmittels der Gemüthszustand des Kranken oft am meisten den Ausschlag giebt [...].“ Auch hier geht es um die Veränderung bei Krankheit, nicht um den Charakter oder den Gemütszustand des vorher Gesunden. Dass der Gemütszustand des Kranken „den Ausschlag giebt“ bedeutet, dass zunächst mit Hilfe der Modalitäten und anderer wichtiger Symptome eine Differenzialdiagnose der in Frage kommenden Arzneimittel erstellt wird. Unter diesen kann der Gemütszustand dann das wahlentscheidende Kriterium sein.

NACHDEM AUFGRUND DER MODALITÄTEN UND ANDERER WICHTIGER SYMPTOME EINE DIFFERENZIALDIAGNOSE DER IN FRAGE KOMMENDEN ARZNEIMITTEL ERSTELLT WURDE, KÖNNEN DIE AKTUELLEN GEMÜTSSYMPTOME DEN AUSSCHLAG FÜR DIE DEFINITIVE MITTELWAHL geben.

1.2.3 DIE RANGORDNUNG DER SYMPTOME

Erfolgt nach ORG §§ 84 bis 95 eine ausführliche Fallaufnahme, so resultiert in der Regel eine Fülle an Symptomen, die einen unterschiedlichen Einfluss auf die Mittelbestimmung haben. In der Einleitung zur revidierten Ausgabe 2000 von Bönninghausens TB7 hat K-H. Gypser die Gewichtung der Symptome herausgearbeitet, die sich aus verschiedenen Stellen in Bönninghausens Schrifttum ergibt. An erster Stelle steht die Causa occasionalis des aktuellen Leidens, sofern eine solche eruierbar ist (nicht zu verwechseln mit schulmedizinischen Kausalitätsvorstellungen), an zweiter Stelle das Hauptsymptom mit seinen Eigenheiten (Modalitäten, Empfindungen und Befunde, Lokalisation, Begleitsymptomen und Erstreckungen), an dritter die Nebensymptome, und schließlich an vierter Stelle die Veränderungen des Gemüts (Tabelle 1). Eine Rangordnung ist dann von besonderer Bedeutung, wenn sich Symptome einzelner Gewichtungsebenen widersprechen. Besteht zum Beispiel beim Hauptsymptom (d.h. der Hauptbeschwerde, die den Patienten zum Arzt führt), eine Besserung durch Wärme, bei einem der Nebensymptome aber eine Verschlimmerung durch Wärme, so ist die Modalität des Hauptsymptoms höher zu gewichten als diejenige des Nebensymptoms, welche in diesem Fall weggelassen werden muss. Ist unklar was Haupt- und was Nebensymptom ist, so dürfen widersprüchliche Modalitäten nicht für die Repertorisation verwendet werden. Hat das Hauptsymptom nur wenige oder keine Modalitäten vorzuweisen, werden unter Umständen nur die klaren Modalitäten des Nebensymptoms zur Repertorisation herangezogen. Dies ist zum Beispiel bei Hauterkrankungen häufig zu beobachten.

Tabelle 1: Bönninghausens Rangordnung der Symptome

1.2.4 DIE ZUVERLÄSSIGKEIT DER SYMPTOME

Die Qualität der Symptome spielt eine entscheidende Rolle für die Zuverlässigkeit der Mittelbestimmung. Aufgrund der Erfahrungen in der ADHS-Behandlung wurde bei der Vorbereitung der schweizerischen ADHS-Doppelblindstudie eine Untersuchung mit dem Ziel durchgeführt, unzuverlässige Symptome zu ermitteln. Dazu wurde die Symptomen-Auswahl der Kasuistiken analysiert, bei denen zunächst ein unpassendes und in der Folge ein passendes Mittel gegeben wurde. Die Symptome, die oft oder häufig zu Fehlverordnungen führten, konnten auf diese Weise identifiziert werden. Die Auswertung von 100 Kasuistiken ergab 77 unzuverlässige Symptome, darunter 44 Gemütssymptome, 9 Wettermodalitäten und 6 Nahrungsmittel-Symptome (Verlangen/ Abneigung/ Verschlimmerung). In der Folge wurden diese Symptome von der Repertorisation ausgeschlossen.

Durch deren Häufigkeit kam es damit in vielen Fällen zu einer Symptomenarmut, die die Arzneimittelbestimmung zusätzlich erschwerte. Als Ersatz für die unzuverlässigen Symptome boten sich die Modalitäten der Wahrnehmungsstörungen der ADHS-Patienten an. Diese waren bis zu diesem Zeitpunkt nicht verwendet worden, weil sie gemäß gängiger Vorstellungen als pathognomonische Symptome nicht in eine Repertorisation einfließen sollten. Deren Verwendung führte aber sofort zu einer deutlichen Verbesserung der Resultate.

Der Begriff pathognomonisch wurde erstmals von Jahr in die Homöopathie eingebracht. Dunham erläuterte später in seinen Publikationen, welche Bedeutung die homöopathischen Ärzte des 19. Jahrhunderts diesen Symptomen beimaßen: Als pathognomonisch galten damals irreversible Organveränderungen, die von der Repertorisation ausgeschlossen werden sollten.11,12,13 Pathognomonisch sind nach heutiger Interpretation aber diejenigen Symptome, auf denen die schulmedizinische Diagnose einer Krankheit basieren kann. Diese gehören nicht selten zu den charakteristischen Symptomen, so dass deren Ausschluss von der Repertorisation eigentlich eine Missachtung des Ähnlichkeitsprinzips ist. Die falsche Interpretation des mehrdeutigen Begriffs „pathognomonisches Symptom“ hat deshalb verhängnisvolle Auswirkungen auf die Präzision homöopathischer Verschreibungen.

PATHOGNOMONISCHE SYMPTOME KÖNNEN ZU DEN CHARAKTERISTISCHEN PATIENTEN-SYMPTOMEN GEHÖREN. SIE DÜRFEN IN DIESEM FALL NICHT VON DER REPERTORISATION AUSGESCHLOSSEN WERDEN.

Warum aber können Gemütssymptome irreführend sein? Die Abteilung „Gemüt“ ist das kleinste Kapitel im TB. Bönninghausen begründet das damit, dass Gemütssymptome oft Nachwirkungen und deswegen keine verlässlichen Symptome seien. Außerdem weist er darauf hin, dass psychische Symptome oft übersehen oder falsch beurteilt werden. Er empfiehlt den Gemütszustand in seiner Subtilität in den Quellenwerken nachzuschlagen. Deswegen beschränkt er sich in dieser Abteilung auf das Notwendigste. Großen Wert legt er darauf, dass der Gemütszustand erst bei der abschließenden Differenzierung der in Frage kommenden Mittel in Betracht gezogen wird. Bönninghausen bezieht sich dabei ausdrücklich auf den während einer Erkrankung geänderten Gemütszustand (siehe ORG § 210 ff, insbesondere die Fußnote zu ORG § 210). „Die in gesunden Zeiten Geduldigen, findet man oft im Krankheitsfalle störrisch, heftig, hastig, oder auch unleidlich eigensinning und wiederum auch wohl ungeduldig oder verzweifelt; die ehedem Züchtigen und Schamhaften findet man nun geil und schamlos [...]“.

GEMÜTSSYMPTOME WERDEN AM BESTEN ERST BEIM MATERIA MEDICA-VERGLEICH IN DIE MITTELWAHL EINBEZOGEN.

Im Gegensatz zu den Gemütssymptomen sind Modalitäten in der Regel eindeutig. Unabhängig vom individuellen, kulturellen oder sprachlichen Hintergrund wird zum Beispiel die Kälte- oder Wärmeempfindung überall gleich wahrgenommen. Auch andere polare Symptome wie Durst und Durstlosigkeit lassen wenig Spielraum für Fehlinterpretationen. Aufgrund der Erfahrungen in der ADHS-Studie kann deshalb eine Hierarchie der Zuverlässigkeit der Symptome erstellt werden (Tabelle 2, Symptomenzuverlässigkeit von oben nach unten abnehmend).

Tabelle 2: Hierarchie der Zuverlässigkeit der Symptome

1.2.5 DIE HERINGSCHE REGEL

Constantin Hering beschrieb 1865 in einem Artikel des Hahnemannian Monthly unter dem Titel „Hahnemanns Three Rules Concerning the Rank of Symptoms“ das, was heute als die Heringsche Regel bekannt ist.14 Die Kernaussage ist folgende (Zitat): „Gesetzt der Fall, der Patient leidet an den Symptomen, die in der Reihenfolge a, b, c, d, e aufgetreten sind, dann sollten sie ihn, vorausgesetzt die Behandlung soll vollständig und dauerhaft sein, in der Reihenfolge e, d, c, b, a verlassen.“ Er schließt daraus, dass die jüngsten Symptome des Patienten bei der Arzneimittelbestimmung Priorität haben, da sie ja auch als erste verschwinden sollten.

DIE IN DER KRANKHEITSENTWICKLUNG ZULETZT AUFGETRETENEN, CHARAKTERISTISCHEN SYMPTOME HABEN PRIORITÄT BEI DER MITTELWAHL.

Die Heringsche Regel ist wichtig, weil mit ihrer Hilfe oft symptomenreiche und unübersichtliche Fälle gelöst werden können, indem man nur die jüngsten charakteristischen Symptome zur Mittelbestimmung heranzieht. Meistens bessern sich mit einem so gewählten Arzneimittel auch ältere Symptome. Sobald mehrere Leiden gleichzeitig vorliegen, ist es deshalb wichtig zu wissen, wann jedes einzelne Leiden begann.

1.3 QUIZ 1: GRUNDLAGEN DER HOMÖOPATHIE

1 Was bezeichnet Hahnemann als das zu Heilende? (ORG § 7)

2 Definieren Sie den Symptomenbegriff! (ORG. § 6)

3 Welche Patientensymptome müssen ganz besonders mit den Symptomen des Arzneimittels übereinstimmen? (ORG. § 133)

4 Wie definieren Sie Gemütssymptome?

5 Welche Rolle spielen die Gemütssymptome bei der Arzneimittelbestimmung? (ORG. § 211)

6 Welche Rolle spielen Charaktereigenschaften und Eigenheiten des Patienten bei der Arzneimittelbestimmung?

DIE ANTWORTEN FINDEN SIE AUF S. 295 FF.

1.4 DIE ENTWICKLUNG DER POLARITÄTSANALYSE

1.4.1 DIE KONTRAINDIKATIONEN BÖNNINGHAUSENS

Die Polaritäten werden erstmals im Vorwort zur revidierten Ausgabe von Bönninghausens TB von Klaus-Henning Gypser erwähnt.7 Bönninghausen war bestrebt, bei seiner Mittelwahl die Patientensymptomatik und dabei insbesondere die Modalitäten (also die Umstände, die die Symptomatik verschlimmern oder verbessern) möglichst mit dem Genius eines Arzneimittels in Übereinstimmung zu bringen.

DER GENIUS EINES ARZNEIMITTELS UMFASST DIEJENIGEN MODALITÄTEN, EMPFINDUNGEN UND BEFUNDE, DIE SICH IN DER ARZNEIMITTELPRÜFUNG IN VERSCHIEDENEN LOKALISATIONEN MEHRFACH GEZEIGT HABEN UND IN DER REGEL AUCH KLINISCH GEHEILT WORDEN SIND. SIE SIND DAS EIGENTLICH CHARAKTERISTISCHE DES ARZNEIMITTELS.

Tabelle 3: Bönninghausens Gradeinteilung der Symptome

Die Geniussymptome eines Arzneimittels stehen in Bönninghausens TB in hohen Graden, also im 3., 4. oder 5. Grad (Tabelle 3).

Symptome der Grade drei bis fünf sind Geniussymptome, da sie in verschiedenen Lokalisationen beobachtet wurden.

Er riet zwecks Absicherung der Mittelwahl zu überprüfen, ob ein oder mehrere Bestandteile der Patientensymptomatik zu den Geniussymptomen des Arzneimittels in Widerspruch stehen. Dieser Widerspruch kann polare Symptome betreffen (siehe Randnotiz).

POLARE SYMPTOME SIND SYMPTOME, DIE AUCH EIN GEGENTEIL RESP. EINEN „GEGENPOL“ AUFWEISEN KÖNNEN, WIE DURST/DURSTLOSIGKEIT, KÄLTE VERSCHLIMMERT/KÄLTE BESSERT ODER VERLANGEN NACH FREIER LUFT/ ABNEIGUNG GEGEN FREIE LUFT.

Bei vielen Arzneimitteln sind beide Pole eines polaren Symptoms abgedeckt, aber in unterschiedlichen Graden. Besteht ein Widerspruch im Sinne Bönninghausens, so bedeutet das, dass das Patientensymptom im 1. oder 2. Grad steht, der Gegenpol hingegen im 3., 4. oder 5. Grad. In diesem Fall entspricht der Gegenpol dem Genius des Arzneimittels, nicht das Patientensymptom. Bönninghausen hatte die Erfahrung gemacht, dass in solchen Konstellationen kaum je Heilungen erfolgten, ja, dass diese Konstellation eine Kontraindikation für das betreffende Arzneimittel darstellte. Bei der Überprüfung von erfolglosen Verordnungen, die in Unkenntnis dieser Regel Bönninghausens gemacht wurden, findet man häufig unbeachtete Kontraindikationen.

POLARE SYMPTOME DES ZU WÄHLENDEN HOMÖOPATHISCHEN ARZNEIMITTELS SOLLTEN MÖGLICHST IN HOHEN GRADEN (3-5) ABGEDECKT SEIN. IST DER GEGENPOL IN EINEM HOHEN GRAD (3-5), DAS PATIENTENSYMPTOM ABER IN EINEM TIEFEN GRAD (1-2), SO ENTSPRICHT DER GENIUS DES ARZNEIMITTELS NICHT DER PATIENTENSYMPTOMATIK. DAS MITTEL IST DESHALB KONTRAINDIZIERT.

1.4.2 DIE POLARITÄTSDIFFERENZ

Bönninghausens Idee der Kontraindikationen legte im Jahr 2001, in der Anfangsphase der ADHS-Doppelblindstudie, den Grundstein zur Polaritätsanalyse, einem mathematischen Verfahren, das zu höheren Trefferquoten: (siehe 6.1.2 und 6.3.2) und damit solideren Besserungen führte, als dies mit einem konventionell homöopathischen Vorgehen bisher möglich war. In der Polaritätsanalyse wird aufgrund der Gradierung polarer Symptome für die in Frage kommenden Arzneimittel eine relative Heilungswahrscheinlichkeit errechnet, die Polaritätsdifferenz.

Zu deren Berechnung werden bei jedem zur Auswahl stehenden Mittel, die Grade derpolaren Patientensymptomeaddiert. Von der resultierenden Summe subtrahiert man danach die Grade der entsprechendenGegenpolsymptome. Je höher die daraus berechnete Polaritätsdifferenz, umso eher entspricht das Arzneimittel der charakteristischen Patientensymptomatik, vorausgesetzt es liegen keine Kontraindikationen vor. Die konsequente Umsetzung der Erkenntnisse über die Polarität der Symptome führte zu einem Quantensprung in der Präzision der Arzneimittelbestimmung.4,5 Ihre Auswirkungen auf die Treffsicherheit der Verordnungen und auf die Qualität der Besserungen wurde in mehreren prospektiven Outcome-Studien evaluiert (Kapitel 6). Das folgende Beispiel soll das Vorgehen erläutern:

1.4.2.1 DEMONSTRATIONSFALL 1: HERR B.Z.*, 50 J., THYREOIDITIS DE QUERVAIN

Anamnese: Herr Z. war bisher immer gesund. Er kommt wegen eines Leistungsabfalls im Sport in die homöopathische Sprechstunde. Vor 6 Wochen begann seine jetzige Krankheit mit Schmerzen am Hals rechts, welche nach einigen Tagen wieder verschwanden. Seither leidet er unter Herzklopfen und Schweißausbrüchen sowie einem hartnäckigen, trockenen Husten. Den Grand Prix von Bern, einen Stadtlauf, musste er erstmals wegen Leistungsschwäche abbrechen, was ihn sehr beunruhigte.

Status: Reduzierter Allgemeinzustand, BMI 22,3 kg/m2 (eher mager), dunkle Augenringe. Blutdruck 130/80, Puls 72/min. Innerer und äußerer Hals unauffällig, früh-mesosystolischer Klick bei der Herzauskultation, Lungenbefund o.B., Bauchdecken weich, keine Hepato-Splenomegalie, Strömungsgeräusch im rechten Unterbauch. Periphere Pulse normal, kursorischer Neurostatus unauffällig.

Mit Hilfe der Checkliste für akute Erkrankungen der Atemwege (siehe Kap. 7.2) erarbeiten wir die folgenden Symptome:

•Wärme verschlimmertP**

•Verlangen nach freier LuftP

•Hitze mit Neigung zu EntblößungP

•Puls schnellP

•Druck verschlimmertP

•Druckdolenz äußerer Hals rechtsP

Sind mindestens fünf polare Symptome vorhanden, so kann die Repertorisation nur mit diesen erfolgen, da sie zusammen mit den Modalitäten das Eigenheitliche und Charakteristische des Leidens darstellen und gleichzeitig auch die zuverlässigsten Symptome für eine Mittelbestimmung sind (siehe Tabelle 2). Verwendet wurde hier die Software des revidierten Bönninghausen Taschenbuches, Ausgabe 2000. Bitte beachten Sie den Hinweis im Abschnitt 7.1, Repertorium auf Seite 257.

Tabelle 4: Repertorisation Demonstrationsfall 1: Patient B.Z.

ERKLÄRUNGEN ZU TABELLE 4

1. Die Arzneimittel sind in diesem Ausdruck geordnet nach Anzahl der Treffer. Weitere Medikamente wurden aus Platzgründen hier nicht dargestellt, weil sie tiefere Trefferzahlen und niedrigere Polaritätsdifferenzen aufweisen.

2. Signaturen der Symptome:

Polare Symptome sind mit (P) gekennzeichnet.

Zahl hinter dem Symptom in eckiger Klammer (z.B. < Wärme [73]): Entspricht der Anzahl der dem entsprechenden Symptom zugeordneten Arzneimittel. Diese Information ist wichtig, weil sie zeigt, wie stark die Mittelwahl durch Verwendung dieser Rubrik eingrenzt wird.

3. Patientensymptome: Finden sich unterhalb der blauen und oberhalb der roten Linie.

4. Gegenpole: Sind kursiv gesetzt und finden sich unterhalb der roten Linie.

5. Berechnung der Polaritätsdifferenz: Die Grade der polaren Patientensymptome eines Arzneimittels werden addiert. Davon wird die Summe der Grade der Gegenpole subtrahiert: Das Resultat ist die Polaritätsdifferenz (Beispiele: Jodum 21-0=21, oder Lycopodium 15-7=8).

6. Kontraindikationen, KI: Die Gegenpole im Geniusbereich (Grade 3-5) werden mit der Gradierung des Patientensymptoms verglichen. Hat dieses einen tiefen Grad (1-2), der Gegenpol aber einen hohen (3-5), so entspricht der Genius des Arzneimittels nicht der charakteristischen Patientensymptomatik; das Arzneimittel ist deshalb kontraindiziert. (Beispiel: Bei Bryonia ist das Patientensymptom Verlangen nach freier Luft im 1. Grad, der Gegenpol Abneigung gegen freie Luft aber im 3. Grad, d.h. Abneigung gegen freie Luft ist ein Geniussymptom von Bryonia. Bryonia passt deshalb nicht zur Patientensymptomatik und ist kontraindiziert.)

7. Spalten mit Kontraindikationen, KI, und relativen Kontraindikationen, (KI), sind grau hinterlegt und lassen so mit einem Blick erkennen, welche Arzneimittel kontraindiziert sind. (Die relativen Kontraindikationen werden in der Legende von Tabelle 13 erklärt, siehe S. 51).

INTERPRETATION DER REPERTORISATION

Zehn Arzneimittel decken alle Symptome ab, vier davon haben Kontraindikationen (Bry., Calc., Lyc. und Sulph. grau hinterlegt) und fallen deshalb weg. Jodum hat eine herausragende Polaritätsdifferenz (PD) von 21, als zweites Mittel käme Senega (PD 11) in Frage. Die anderen vier Arzneien haben aufgrund der deutlich niedrigeren Polaritätsdifferenzen eine deutlich geringere Heilungswahrscheinlichkeit. - Die Tatsache, dass Jodum derart prominent herausragte, weckte den Verdacht auf eine Pathologie der Schilddrüse. Deshalb wurde das TSH (Thyroid Stimulating Hormone) bestimmt, welches mit 0,01 mU/l (Norm zwischen 0,35-4,50) massiv erniedrigt war und auf eine Hyperthyreose hinwies.

JE HÖHER DIE POLARITÄTSDIFFERENZ, UMSO EHER ENTSPRICHT DAS ARZNEIMITTEL DER CHARAKTERISTISCHEN PATIENTENSYMPTOMATIK, VORAUSGESETZT ES LIEGEN KEINE KONTRAINDIKATIONEN VOR.

Jodkristall

MITTELGABE UND VERLAUF

Der Patient erhielt eine Dosis Jodum C200 und wurde dem Endokrinologen zur weiteren Abklärung überwiesen. - Nach Jodum kam es zu einer nahezu schlagartigen Besserung des Befindens, der Husten verschwand, und Allgemeinzustand und Leistungsfähigkeit normalisierten sich. Zehn Tage später fand der Endokrinologe sonographisch ein kleines Adenom von 7 mm Durchmesser im rechten unteren Schilddrüsenpol, die hyperthyreote Stoffwechsellage hatte sich bereits wieder normalisiert (TSH jetzt 0,29 mU/l), und das freies Thyroxin (fT4) war mit 8.1 pmol/l leicht erniedrigt (Norm 9.1-23.8). Er stellte die Diagnose einer Thyreoiditis de Quervain. Im weiteren Verlauf blieb die leichte Unterfunktion der Schilddrüse bestehen, so dass der Patient seither eine niedrig dosierte Substitutionstherapie mit Thyroxin benötigt.

ANMERKUNGEN

Der Fall ist aus homöopathischer Sicht interessant, weil er zeigt, wie mit der Polaritätsanalyse aufgrund einfacher, polarer Symptome die Erkrankung präzise erfasst und sogar das erkrankte Organ identifiziert werden kann, obwohl dieses bei der Repertorisation nicht berücksichtigt wurde. Wäre der Patient nicht erst Wochen nach Beginn der Erkrankung in die homöopathische Sprechstunde gekommen, so wäre die Substitutionstherapie wohl nicht nötig geworden. Im Gegensatz zu den Kontraindikationen, bei denen nur Symptome mit hochgradigen Gegenpolen betrachtet werden, berücksichtigt die Polaritätsdifferenz alle polaren Symptome. Sie ermittelt damit möglichst genau, welche Arznei der Patientensymptomatik am ähnlichsten ist. Dabei gleicht sie auch Unterschiede in der Gradierung von so genannten großen und kleinen Arzneimitteln aus. Die großen Arzneimittel, die Polychreste, sind gut bekannt und haben sehr viele Symptome, weshalb deren Gradierung in der Regel höher ist als die der kleineren, weniger bekannten Arzneien. Da bei der Berechnung der Polaritätsdifferenz aber der Gradunterschied zwischen Patientensymptom und Gegenpol ausschlaggebend ist, gleicht sich diese Verzerrung weitgehend aus. Das hat zur Folge, dass mit der Polaritätsanalyse oft auch kleinere, überraschende Arzneimittel als beste Wahl resultieren und schöne Heilungen erzielen.

1.5 FALLAUFNAHME UND MITTELBESTIMMUNG

Für die Fallaufnahme wird wie üblich zuerst eine Anamnese aufgenommen, die bei akuten Erkrankungen kurz, bei chronischen ausführlicher, und bei multimorbiden Patienten sehr ausführlich ausfällt. Danach erfolgt eine Untersuchung des Patienten. Wenn nötig werden ergänzende diagnostische Maßnahmen veranlasst, wie z.B. beim oben besprochenen Patienten die TSH-Bestimmung. Grundsätzlich ist anzustreben, dass vor jeder homöopathischen Behandlung eine genaue Diagnose gestellt wird, damit man im Verlauf nicht plötzlich von einem Leiden überrascht wird, das man nicht erwartet hat. Erst wenn die Diagnose geklärt ist und auch feststeht, dass die Homöopathie eine geeignete Behandlung für den Patienten ist, beginnt die eigentliche homöopathische Arbeit. Im nächsten Schritt geht es darum die Anamnese mit möglichst vollständig erfassten Modalitäten und polaren Symptomen zu ergänzen. Für akute Erkrankungen stehen dafür Checklisten, für chronische Erkrankungen Fragebögen zur Verfügung.

1.5.1 CHECKLISTEN UND FRAGEBÖGEN

Die Checklisten für akute Erkrankungen bestehen aus zwei Teilen: Zunächst ist Raum für eine freie Schilderung der Hauptsymptome, danach folgt eine Liste der polaren Modalitäten und Symptome, aus der die Patienten diejenigen herausschreiben, die auf die jetzige Erkrankung zutreffen.

Die Fragebögen für chronische Erkrankungen enthalten ebenfalls zunächst ein Feld für die freie Beschreibung der Hauptsymptome, daran anschließend eine Auflistung der Modalitäten und polaren Symptome, in der die Patienten das Zutreffende unterstreichen. Diese sind deutlich ausführlicher als die Checklisten. Zusätzlich sind auch die wichtigeren nicht-polaren Symptome aufgelistet. Neben dem Fragebogen für das Hauptleiden erhalten die Eltern oder Patienten zur Vorbereitung der Fallaufnahme auch den Fragebogen Nebensymptome, mit dem gleichzeitig vorliegende Leiden, die weniger im Vordergrund stehen, erfasst werden. Für das Erstellen von Checklisten und Fragebögen wurden nur die Symptomenformulierungen des TB verwendet. Sie sind also repertoriumsspezifisch