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"Wer weiß, was er ihr angetan hatte! Wenn ihr etwas zugestoßen wäre, würde ich mir das niemals verzeihen... . Der Wettlauf gegen die Zeit begann!" Wenn Allegra Sonnenstern gewusst hätte, wie der Tag des Familienausflugs für sie alle Enden würde, wäre sie niemals ins Auto gestiegen... Dabei ist dieser erste Schicksalsschlag nur ein kleiner Teil des Ganzen... Ob Allegra mithilfe ihrer Freunde das Chaos wieder in Ordnung bringen kann? Ob sie ihre Unschuld beweisen und damit die Ehre ihrer Familie retten kann? ...
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Seitenzahl: 101
Veröffentlichungsjahr: 2021
Für Mama
Vivien
Allegra
Clemens
Allegra
Vivien
Erna-Luise
Vivien
Allegra
Vivien
Allegra
Vivien
Erna-Luise
Vivien
Viviens Notizbuch: Erkenntnisse zur Verschwörung gegen jüdische Mitbürger
Vivien
Viviens Notizbuch: Erkenntnisse zur Verschwörung gegen jüdische Mitbürger
Allegra
Der schwarze Mann
Vivien
Allegra
Ortvin van Vertheim
Taro
Allegra
Erna-Luise
Ida
Allegra
Taro
Allegra
Allegra
Ortvin van Vertheim- Der schwarze Mann
Taro
Allegra
Allegra- vier Monate später
Taro
“Perfekt! Absolut perfekt! Ein Wochenende, das nur wir beide zusammen verbringen werden. Ohne die Arbeit oder sonst wen…” Ich, Vivien Sonnenstern, blickte von dem kleinen Köfferchen, das aufgeklappt vor mir auf dem Tisch lag, auf und drehte mich zu meinem Freund Clemens um.
“Das wird es sein, meine Liebste! Perfekt!”, grinste er mich zurück an, kam auf mich zu und spielte mit meinem Pferdeschwanz. In einer luftigen Bewegung zog er das Haargummi heraus und ich spürte, wie er über die kastanienbrauen, krausen Haare strich, die sich über meinem Rücken verteilten. Dann gab er mir von hinten zärtlich einen Kuss auf die Wange.
“Ich mag deine Haare… Aber noch viel mehr mag ich dich!”
“Und ich liebe dich!”, erwiderte ich leise und Clemens drehte mich an den Schultern zu sich um.
“Vivien?”, hauchte er mir während der darauffolgenden Umarmung fragend in die Schulter. “Du sollst wissen, dass ich immer für dich da sein werde… Egal wie… Ich werde immer da sein, weil ich dich genauso liebe!”, flüsterte er mit erstickter, heiserer Stimme in mein Ohr, wobei ich seinen warmen Atem spüren konnte, und mir wurde ganz warm ums Herz.
“Clemens! Das weiß ich doch… Denn du bist jetzt schon immer bei mir und für mich da!”, sagte ich mit ähnlicher Stimme zurück. Eine Weile verharrten wir in dieser geborgenen, sicheren Haltung. Doch schließlich mussten wir uns voneinander lösen.
“Wir sollten dann so langsam, sonst gibt es Stau.”, rief ich uns beiden in Erinnerung und rieb mir wie in Trance über die Augen. Es fühlte sich an als sei ich gerade aus einem wunderschönen Traum erwacht.
“Ach… Das Wochenende! Sicher!”, erinnerte sich auch Clemens, dem es wohl genauso ging wie mir, und ich verschloss unterdessen den Koffer.
“Dann los! Aber lass uns zuvor bitte noch einen Abstich bei meinen Eltern machen… Ich möchte einfach nochmal reinschauen!”, bat ich dann in einer Eingebung.
“Alles, was du willst, Liebste!” Clemens verneigte sich tief grinsend vor mir, küsste meine Hand und ich kicherte geschmeichelt.
Es fühlte sich an wie das Ende einer wunderbaren Geschichte, doch das sollte erst der Anfang eines ganz großen Abenteuers sein.
“Allegra, Schatz! Es ist so schön, dass du mal wieder da bist, Es ist doch so einsam und still in diesem Haus, wo nun auch du ausgezogen bist!” Meine Mutter stand bereits an der Tür als ich um kurz nach zehn mit meinem Auto vor mein Elternhaus fuhr. Sie sah aus als hätte sie schon ewig auf mich gewartet und mir wurde ganz warm ums Herz bei ihrem ehrlichen Strahlen. Ihre Augen funkelten wie dunkle Sterne, ihre dunklen Locken fielen ihr auf die Schultern und sie trug ihr, wie ich wusste, Lieblingskleid. Ein sonnengelbes, bei dem die Farbe bereits verwaschen war, weil sie es so oft schon getragen hatte.
“Tja, so ist das mit den Kindern.
Man zieht sie groß und irgendwann schlagen sie neue Wege ein.”, hörte ich eine tiefe, wohlvertraute Stimme. Sie gehörte meinem Vater und beim Aufblicken stand er ebenfalls an der Tür. Er sah aus wie eh und je, gepflegt wie immer und in sommerlicher Kleidung. Sein Haar hatte ein paar neue graue Strähnen mehr als das letzte Mal, und auch er begrüßte mich mit seinem lieben Lächeln.
Mit einem großen Strauß voller Frühlingsblumen, warf ich die Autotür zu, sperrte ab und flog meinen Eltern förmlich in die Arme, nachdem ich die Treppen hinauf gestolpert war. Bei Mamas vertrautem blumigen Duft und den kratzigen Stoppeln an Papas Kinn und Wangen kam ich mir wieder so behütet vor, wie damals als kleines Mädchen.
“Ich freue mich so auf unseren gemeinsamen Ausflug, Allegra-Schatz!” Mama umarmte mich ein weiteres Mal, so überschwänglich als sähe sie mich nur einmal im Jahr, obwohl ich erst letzten Samstag da war.
“Ich habe ein Picknick vorbereitet mit Kartoffelsalat und kalten Würstchen und Obstsalat…”, plapperte sie fröhlich drauf los und ich lächelte in mich hinein.
Es war jedes Mal das Gleiche.
Jedes Mal plapperte sie in ihrer fröhlichen und unbeschwerten Art über alltägliche Dinge. Jedes Mal wunderte ich mich, dass sie nicht an dem Schwall der Wörter erstickte und jedes Mal schien die Welt plötzlich so friedlich und klein zu sein, was allein ihre beruhigende Stimme hervorrief. Und jedes Mal wusste ich, jetzt war ich Zuhause. Es war nicht das sonnengelbe Familienhaus mit dem Ziegelsteindach und dem Vorgarten - mein Zuhause war meine Familie!
“Vivien kommt nicht mit… Hast du das mitbekommen?”, fragte Mama dann schließlich leicht betrübt.
“Ja. Wir haben erst gestern telefoniert! Sie fährt mit ihrem Clemens weg!” In eben jenem Augenblick ertönte eine laute Hupe hinter uns. Wie auf ein unsichtbares Zeichen drehten wir Drei uns gleichzeitig um. Ein mir vertrauter, kleiner dunkelblauer Opel hatte direkt hinter meinem Auto geparkt. Er gehörte Vivien, meiner Schwester, welche gerade aus der Fahrerseite sprang, aus der anderen Tür trat Clemens.
“Habt ihr es euch doch noch anders überlegt?”, rief ich fragend zu ihnen herüber.
Vivien erreichte die Haustür.
“Leider nein… Dieses Wochenende gehört nur uns beiden.”, antwortete sie bedauernd und als Clemens ebenfalls die Tür erreicht hatte, schlang sie ihre Arme um ihn. Dann erst begrüßte sie uns rasch, was auch Clemens ihr gleich tat.
“Wir wollten eben nur kurz reinschauen, uns versichern, dass hier alles okay ist und so!”, erklärte sie.
“Und leider müssen wir auch gleich weiter. Wir wollen nicht in den Stau kommen!”, endete Clemens rasch und mit einem nicht enden wollenden Lächeln zuckte Vivien mit den Schultern. “Viel Spaß bei eurem Ausflug!”, wünschte Vivien und flog wie auf Wolken schon wieder zum Auto zurück. Clemens hob die Hand zum Abschied, als Papa ihn zurück hielt. “Junge!
Pass gut auf unser Mädchen auf!”, ermahnte er mit strengem Ton, obwohl es auch wie eine liebevolle Bitte klang.
“Natürlich!”, versicherte er kurz angebunden und so schnell wie der dunkelblaue Opel angekommen war, verschwand er auch wieder.
“Clemens ist der richtige für unsere Vivi!”, sagte Mama leise, als sie dem Auto nachblickte. “Sie sah so erfüllt und glücklich aus.
Ihre Wangen waren so rosig und… Ach… Clemens macht unsere Vivi einfach rund um glücklich!”, schloss sie.
“Und unsere Allegra?” Papa drehte sich um.
“Eure Allegra ist auch rund um glücklich!”, lächlte ich betont normal. Ich wusste, dass meine Eltern eigentlich Geschichten aus meinem Liebesleben hören wollten…
“Und Taro?”, hakte Mama nach. Bei diesem Namen krampfte sich in meiner Brust alles zusammen.
Dennoch gab ich mich cool.
“Er studiert im Ausland.”, lächelte ich kühl und schluckte mit Mühe den dicken Kloß in meiner Kehle hinunter. Ich bemerkte, wie meine Mutter schon den Mund öffnete, doch mein Vater löste die Spannung, indem er taktvoll das Thema wechselte, wobei er Mama sanft anstieß und ihr mit einem Blick den Mund zum Thema “Taro” verbat.
“Ähmm… Ich würde sagen, wir holen den Picknickkorb und dann machen wir uns auf die Socken!”
“Super! Paps wirf die Schlüssel rüber! Ich fahre!” Während meine Eltern letzte Vorbereitungen trafen und noch irgendwo im Haus wuselten, atmete ich die gute Landluft hier ein und blickte ehrfürchtig zu meinem Elternhaus auf. Ein Kribbeln in meinem Bauch verriet, dass ich unendlich glücklich sein konnte mit dieser Familie, und ich war es auch.
Ich hatte genau gewusst, dass dieser Anblick uns alle Erschöpfung der langen Fahrt vergessen ließ. Ein strahlendblauer Himmel mit schneeweißen Schäfchenwolken spiegelte sich in der Ostsee wieder, wobei diese Spiegelung von bewegten Wellen verzerrt wurde.
Die Luft war von einem salzigen, meerigen Geruch und Möwengeschrei erfüllt, während der goldene Sand unter unseren Füßen kribbelte und die Sonne auf unseren Köpfen brannte. Erfüllt von diesem Anblick wanderten wir Hand in Hand am Strand entlang. Vivien zauberte mir mit ihrem Anblick im luftigen Sommerkleid ein Lächeln auf die Lippen und trotz, dass wir erst ungefähr eine Stunde da waren, fühlte ich mich jetzt schon sehr erholt.
“Ich hoffe meinen Eltern und Allegra geht es genauso gut wie uns.”, sagte Vivien. Ehe ich antworten konnte, verspürte ich einen unangenehmen Tropfen auf mein Gesicht prasseln. Und plötzlich aus heiterem Himmel gab der Himmel ein lautes Grummeln von sich. Die Schäfchenwolken hatten sich für ihr dunkelgraues Kleid entschlossen und versteckten die Sonne hinter sich. Vivien drückte meine Hand ganz fest.
“Clemens, ich hab plötzlich so ein komisches Gefühl… Als sei irgendwas passiert!” Beunruhigt blieb sie stehen.
“Passiert?”, fragte ich verwirrt und sah ihr tief in die Augen.
“Eben als ich von meiner Familie gesprochen habe, ist das Wetter umgeschlagen… Von fröhlich auf düster…”, fügte sie leise und mit gesenktem Kopf hinzu. Ich öffnete den Mund um etwas zu erwidern, als sie schon fortfuhr.
“Ich weiß, es klingt albern… Aber lass uns zurück zum Hotel… Bei diesem Wetter hat es sowieso keinen Sinn weiterzulaufen… Das wird sonst zu gefährlich. Bitte!
Selbst wenn nichts passiert ist, dann möchte ich mich vom Gegenteil überzeugen und…” “Schhhhh…” Ich unterbrach ihren Redefluss und legte ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen. “Lass uns zurück zum Hotel, mein Schatz.”
Wir hatten Glück, denn das Gewitter kam erst richtig in Fahrt, als ich die Zimmerkarte an die Tür hielt. Während des Pieps, donnerte es direkt über uns, was Vivien zusammenzucken ließ.
“Es ist bestimmt alles gut…” Ich nickte ihr beruhigend zu und schließlich waren wir endlich im Hotelzimmer. Mein erster Weg führte in das Bad, Vivien ließ sich samt Handy in den Sitz fallen.
“Ein neuer Anruf von Unbekannt…”, hauchte sie.
“Ach, das wird irgendein Anbieter für irgendein Abo sein.”, lachte ich aus dem anderen Raum. Vivien hatte schon das Handy am Ohr klemmen und hörte die Mailbox ab.
“Eine neue Nachricht… Und ich soll eine Nummer unverzüglich zurückrufen!” Sie ließ das Handy sinken und ich hörte, wie sie eine Nummer eintippte. Kaum eine halbe Minute später, begann Vivien mit dem Gegenüber zu reden.
“Sonnenstern hier… Sie hatten angerufen.”
Stille.
“Ja, richtig. Die bin ich.”
Stille.
“Ja…” Ihre Stimme wurde leiser und erneut folgte eine Stille.
“Ich habe verstanden… Was ist mit ihnen?”
Stille.
“Ja… Danke…” Als ihre Stimme verklungen war und sich im Nebenzimmer keine Regung zeigte, begann mein Herz heftig zu klopfen.
“Vivien? Es ist etwas passiert!”, wusste ich sofort. Sie war mit einem Mal so blass, ihre Augen glänzten nicht mehr, sondern sie starrte leeren Blickes Löcher in den Boden.
“Sie hatten einen Unfall und sie wollen mir nichts am Telefon sagen. Clemens… Wir müssen sofort zurückfahren!”
Ich wachte auf… Der Himmel über mir war schneeweiß, der Boden unter mir war schneeweiß, alles ringsherum war schneeweiß… Verwirrt und beunruhigt darüber, wo ich war und was passiert war, wollte ich mich aufsetzten, doch eine bleierne Schwere schien sich über meinen ganzen Körper gelegt zu haben und ich war nicht im Stande, irgendetwas zu bewegen.
„Ich bin bestimmt im Himmel!“, flüsterte ich vor mich hin, um zu sehen, ob meine Stimme noch funktionierte. Was war bloß geschehen und wieso hatte ich so fürchterliche Kopfschmerzen? Ganz vorsichtig drehte ich meinen Kopf hin und her, um die Orientierung wieder zu finden. An der weißen Wand war ein Stecker mit verschiedenen Knöpfen angebracht worden und ich lag in einem Bett gegenüber dem Fenster. Trotz der zugezogenen Vorhänge strahlte die Sonne etwas herein. Als ich meine Hand betrachtete, entdeckte ich erschrocken eine Infusion. Durch das Fenster hörte ich heulende Sirenen und in der Luft lag Geruch von Desinfektionsmittel.