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Nachdem Wilhelm alles für Melinda aufgegeben hatte, steht die Traumhochzeit der Beiden kurz bevor. Doch während Melinda sich in die Planungen stürzt, zweifelt Wilhelm immer mehr. Unterdessen gerät Antonias Leben völlig aus den Fugen: Ihre Tochter bereitet große Sorgen, sie möchte Gerechtigkeit schaffen und Trixi verhält sich auch immer merkwürdiger. Aber da stellt sich auch die Frage, warum ihr Herz schneller schlägt, als sie von der Hochzeit ihrer Schwester erfährt...
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Für ihn und für Lisa
Melinda
Antonia
Melinda
Antonia
Trixi
Trixi
Wilhelm
Wilhelm
Antonia
Wilhem
Antonia
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Thomas Lampert
Wilhem
Melinda
Antonia
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Trixi
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Trixi
Wilhelm
Antonia
Wilhelm
Melinda
Wilhelm
Antonia
Melinda
Trixi
Melinda
Antonia
Wilhelm
Antonia
Trixi
Melinda
Siegbod
Wilhelm
Siegbod
Melinda
Thomas
Antonia
Wilhelm, der nächste Tag
Antonia
Trixi
Wilhelm, Eine Woche später
12. August
Antonia, 13.August
Wilhelm
Melinda
Wilhelm
Wilhelm
Antonia- Ein Jahr später
Trixi
Stefan
Allgemeiner Erzähler
„Happy Birthday to you. Happy Birthday to you. Happy Birthday, Happy Birthday…“ Ich betrachtete strahlend die singende Geburtstagskarte, die auf dem Geburtstagstisch im Garten stand.
Sie war eine Sonderanfertigung in meinen Lieblingsfarben, Türkis und Violett. Das Motiv vorne war ein Foto von Wilhelm und mir beim letzten Sommerurlaub und beim Aufklappen ertönte das englische Geburtstagslied, Konfetti-Herzen fielen heraus und darin stand ein süßes Liebesgedicht verziert mit Kleeblatt- und Marienkäferaufklebern. „So, mein Schatz. Hier kommt dein exklusives Geburtstagsfrühstück.“ Wilhelm kam durch die Terrassentür in den Garten, wo ich auf einem Gartenstuhl saß und die Sonne genoss. Er stellte ein riesiges Tablett auf dem Tisch ab, woraufhin ich die Sonnenbrille abnahm und mich aus der entspannenden Pose aufrichtete.
Wilhem hatte sich solche Mühe gegeben, denn unser Gartentisch war mit einer blumenbestickten Tischdecke abgedeckt. Darauf stand das vergoldete Teeservice, in deren Mitte eine violette Blumenvase mit einem Strauß Vergissmeinnicht. Nicht zu vergessen waren die Karte und die bunten Geschenkpäckchen. Der Gartenzaun war auch nicht kahl geblieben; überall hingen bunte Luftballons, Girlanden und Luftschlangen. Das Frühstück bestand aus einem Berg Eierkuchen mit Erdbeeren und Sirup, frischen Brötchen, aus Marmelade, Kaffee, Orangensaft und der riesigen Geburtstagstorte. Es war die Boutique, in der ich arbeitete, nachgestellt als Torte, verziert mit Fondant und davor stand ich als Schokoladenfigur.
„Wilhelm, du bist so süß!“ Ich küsste ihn und er reichte mir das erste Päckchen. Es war klein und mit einer goldenen Schleife verziert.
„Wilhelm! Bevor ich jetzt auspacke, habe ich noch eine Überraschung für dich!“ Ich fummelte nervös an der Schleife. „Genauer gesagt eine Frage! Eine wichtige!“
„Ja, aber pack bitte erst aus!“ Wilhelm lächelte, ebenfalls nervös.
Ich ignorierte den Einwand:
„Schatz! Wir kennen uns seit jetzt etwa dwei Jahren. Und es ist an der Zeit, dass wir es endlich tun! Willst du mein Ehemann werden?“, platze ich heraus und gleichzeitig hatte ich auch die Schleife aufgezogen. Zum Vorschein kam ein wunderschöner Ring, ein…
„Verlobungsring?“, rief ich entgeistert.
„Eigentlich wollte ich fragen, aber… Ist das jetzt ein Ja?“ Wilhelm nahm meine Hand.
„JA! JA!“ Ich sprang aus und fiel ihm in die Arme. „Natürlich will ich! Ich dachte, du würdest nie fragen.“ Ich strahlte nur noch mehr und Wilhelm steckte mir den Ring an.
„Du bist so wunderschön! Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt! Ich…“
„Psst… Sag nichts…“ Ich setzte mich auf Wilhelms Schoss und flüsterte in sein Ohr: „Ich liebe dich auch!“, und küsste ihn. Eine Weile saß ich so da, in seinen Armen und fühlte mich rundum zufrieden. Um uns herum war der paradiesische Garten, der Himmel war blauer denn je, die Sonne schien uns warm ins Gesicht und vor mir saß die Liebe meines Lebens. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens.
„So ihr drei! Zwei Latte Macchiato, eine heiße Schokolade, ein Butterhörnchen, ein Stück Erdbeerrolle und ein belegtes Sesambrötchen!“ Betty, die Kellnerin der Sonnenterrasse „Sunca“, kam mit einem großen Tablett an unseren Tisch und stellte unsere bestellten Köstlichkeiten ab. „Lasst es euch schmecken.“ Sie strahlte uns an und verschwand zum nächsten Tisch.
„Das siehst ja herrlich aus und das Wetter ist einfach traumhaft!“
Ich strahlte in die Sonne, die, obwohl es erst halb acht war, schon sehr heiß auf die Terrasse schien. Erst vor ein paar Wochen hatten wir „Sunca“ entdeckt. Es war eine Sonnenterrasse mit Blick auf eine grüne Waldfläche. Flori, Trixi und ich hatten uns sofort in diesen Ort verliebt und nahmen jetzt fast jeden Tag unser Frühstück dort ein. Gerade heute hatten wir wieder den besten Tisch ergattern können und ich war einfach rundum glücklich. Überhaut ging es mir seitdem das ganze Desaster mit Wilhelm und Michi/Stefan (ich habe immer noch keine Ahnung, wie sein echter Name ist…) vorbei war, viel besser. Mittlerweile waren drei Jahre vergangen und ich hatte es mit der Männerwelt aufgegeben. Ohne sie war ich definitiv besser dran, schließlich hatte ich eine beste Freundin und eine wunderbare Tochter.
„Schau mal, Betty hat dir einen Lutscher in Form eines Bären dabei gelegt. Ist das nicht nett?“ Ich deutete auf den Teller, auf dem neben dem Hörnchen die Süßigkeit platziert worden war.
„MAMA! Ich bin doch ein Baby mehr! Ich werde nächsten Monat zehn Jahre alt!“, entsetzt legte sie das Geschenk zur Seite, als sei es etwas Giftiges.
„Früher hättest du dich darüber gefreut. Das ist sehr unhöflich, du hättest dich mal bedanken können.“ Ich war ziemlich erschrocken über das plötzlich veränderte Verhalten meiner Tochter. Was war denn in sie gefahren?
„Trixi! Sag doch auch mal was!“ Auffordernd sah ich zu ihr. Doch meine beste und einzige Freundin regte sich nicht. Mit einem seltsamen Blick rührte sie in ihrem heißen Getränk herum.
„TRIXI?“
„Was? Was ist los?“ Sie war endlich aus ihrer Träumerei aufgewacht, aber sie hatte mir gar nicht zugehört… Auf alles Wiederholen des ganzen Szenarios, hatte ich keine Lust. Außerdem war es dafür eh zu spät.
„Ach vergiss es! Nicht so wichtig. Flori muss jetzt auch los. Hast du deine Brotdose eigentlich eingepackt?“, wandte ich mich an meine Tochter.
„Natürlich nicht! Auf der Dose ist eine Prinzessin. Weißt du wie uncool das ist? Ich kaufe mir etwas in der Cafèteria.“ Sie stand auf und verdrehte die Augen.
„Sag mal, was ist denn plötzlich los, mein Schatz?“ Ich war richtig entsetzt über meine kleine süße Tochter.
„Flori, wenn du noch zwei Minuten wartest, kann ich dich fahren. Ich trinke nur noch den Latte aus.“, begann Trixi dann.
„Ne! Laufen ist cooler. Und Mum… Ich bin heute nicht zum Essen da. Ich gehe zu einer Freundin. “ Sie schnappte sich ihre Schultasche und lief los.
„Eyyy… Kriege ich kein Küsschen, Schatz?“, rief ich fragend hinterher.
„NEIN! Und nenne mich nicht immer Schatz!“ Schrie sie zickig zurück und zog damit die ganze Aufmerksamkeit der Sonnenterrasse auf mich.
„Was war das denn?“, wandte ich mich überfordert an Trixi. „Denkst du sie kommt in die frühe Pubertät?“
Trixi stellte ihren Becher mit einem lauten Knall auf dem Tisch ab. „Quatsch! Das ist nur so eine Phase. Mach dir nix draus und lass sie einfach. Die kriegt sich wieder ein. Es gibt Kinder, die in dem Alter schon geraucht haben.
Alles halb so wild.“ Unbekümmert erhob sie sich und schlüpfte in ihre Lederjacke.
„Ja.. Danke für diesen Trost!“, murmelte ich zerknirscht. „Bist du zum Essen da?“, fragte ich weiter.
„Du… Ich komme nur ganz kurz zum Umziehen. Ich treffe mich nachher noch mit jemandem.“
„Hast du ein Date?“, neckte ich sie und grinste.
„Quatsch!“, rief sie empört zurück. „Eine alte Freundin! Wir gehen gemeinsam etwas trinken. Mehr nicht.“, verteidigte sie sich.
„Ja, ja.“ Ich zog die Augenbrauen lachend hoch, schob dann aber ein: „Viel Spaß!“ hinterher. Trixi verschwand winkend von der Terrasse. Jetzt saß ich alleine vor dem Berg Frühstück und begann endlich mit meinem Sesambrötchen und dem Latte Macciato.
„Na, du? Wurdest du allein gelassen?“ Betty kam an meinen Tisch und strahlte mich an. Da wir schon fast Stammgäste waren, kannten wir uns ganz gut und waren mittlerweile schon beim „Du“ angelangt.
„Ja.“ Ich blinzelte mit vollem Mund in ihr Gesicht. „Trixi ist auf Arbeit und Flori in der Schule. Ich habe heute ja meinen freien Tag.“ Entspannt lehnte ich mich zurück.
„Was willst du dann mit dem angebrochenen Tag anfangen? Darf ich?“ Fragend deutete sie auf den leeren Stuhl, auf dem eben noch Trixi gesessen hatte.
„Ja, klar… Ich weiß nicht was ich heute noch vorhabe. Ich werde wahrscheinlich über Flori nachdenken…“ Missmutig nippte ich an der Tasse.
„Warum?“ Betty hatte sich inzwischen gesetzt.
„Sie benimmt sich so erwachsen und pubertär. Meine kleine Maus wird groß.“ Wehmütig griff ich in die Tasche, die neben mir stand, zog den Geldbeutel heraus und zeigte ihr zwei Fotos von Flori.
„Hier… Das war sie bei ihrer Geburt und das war vor etwa drei Jahren. Verglichen mit jetzt… Das ist nicht ein und dieselbe Person.“
„Mach dir nichts draus. Früher oder später macht das jede Mutter durch und das sind nur kleine Sorgen. Da gibt es viel größere Probleme. Flori ist ein gesundes Mädel und da kannst du wirklich froh sein! Also genieß den freien Tag. Geh shoppen, in die Wellness-Oase… Lass es dir einfach gut gehen. Jetzt bekommst du aber erstmal ei nen Eisbecher, der auf´s Haus geht.“ Betty erhob sich und wollte in der Küche verschwinden, doch ich hielt sie zurück.
„Betty…?“
Sie drehte sich um. „Ja?“
„Danke…“, flüsterte ich.
„Wofür?“
„Für deine ermunternden Worte!“ Ich stand auf und nahm sie in den Arm.
„Gerne.“, flüsterte sie zurück.
„So… Hier ist der Eisbecher!“ Betty kam fünf Minuten später mit einem riesigen Muschelschalen-Becher zurück. Gefüllt war er mit Erdbeer-, Vanille-, Schokoladen-, Pistazien-, Zitronen- und Mangoeis. Doch Bettys Blick ging genau an mir vorbei.
„Was ist da?“, fragte ich neugierig, hatte aber keine Lust mich umzudrehen.
„Ach… Dieser Mann da… Den beobachte ich seit zwei Monaten! Er ist jeden Tag hier, genau um diese Zeit und gefühlt jede Woche hat er eine neue Frau dabei. Die betrügt er bestimmt alle und mit Sicherheit hat er unzählige Kinder, von deren Existenz er nicht mal weiß. Und den muss ich immer mit einem Lächeln bedienen. Wähhh…“ Sie deutete einen Brechreiz an und ich drehte mich jetzt doch voller Neugierde um… und erstarrte. Mir wurde mit einem Mal ganz schwindelig und schlecht. An dem sich hinter mir befindenden Tisch, stand ein attraktiver Mann. Er war hochgewachsen und schlank, hatte wasserblaue Augen, trug Hemd und Shorts… Der Geruch seines süßen Parfums stieg in meine Nase und ich spürte ein Stechen in meinem Kopf. Im Arm hielt er eine hübsche, junge Frau mit langen, roten Naturlocken, einem roten Kleid und roten hohen Sandalen. Sie sah sehr verliebt aus und erwiderte den Kuss anscheinend aus tiefstem Herzen. Mit einem Ziehen im Magen drehte ich mich zurück.
„Was ist los, Antonia? Du bist mit einem Mal so blass…“ Betty legte besorgt ihre Hand auf meine Stirn.
„Der Mann…“ Ich schnappte nach Luft. „… Ist Floris Vater. Er hat mich mit einer anderen Frau und gleichzeitig mit Trixi betrogen.
Von dieser Frau hat er Zwillinge und Trixi war zutiefst verletzt. Er ist anscheinend ein fieser Heiratsschwindler und betrügt gerade diese ahnungslose Frau…“, flüsterte ich ihr erregt zu, damit Stefan nicht mitbekam, dass ich hier war.
„Bedienung!“, rief eine Frau auf der anderen Seite der Terrasse. Becky musste gehen, rief mir aber noch leise zu: „Der Mann gehört hinter Schloss und Riegel.“
Eine Weile saß ich regungslos da, geschockt und entsetzt. In meinem Kopf geisterte jedoch der zuletzt gehörte Satz umher: „DER MANN GEHÖRT HINTER SCHLOSS UND RIEGEL!“ Betty hatte recht! Stefan/Michi/… musste endlich angezeigt werden! Er tat so vielen naiven Frauen weh und kümmerte sich nicht um seine Kinder! Jetzt galt es wirklich auf der Hut zu sein und Beweise zu sammeln. Meine Mission für heute hieß also „Operation Heiratsschwindler verfolgen“.
Mittlerweile saß ich am Küchentisch vor meinem Laptop und hämmerte eifrig auf die Tastatur ein. Wilhelm stand am Ofen und zog einen herrlich duftenden Braten heraus.
„Na, wie findest du deinen Geburtstagsbraten?“ Er deutete auf die Anrichte, auf der jetzt die Auflaufform mit Kaiserbraten stand. Ich blickte kurz auf und streckte ihm einen Daumen nach oben entgegen.
„Was machst du da eigentlich?“, fragte Wilhelm und goss uns zwei Gläser Rotwein ein.
„Na was wohl? Ich schreibe eine Anzeige für die Örtliche Zeitung. Jeder soll wissen, dass wir uns verlobt haben!“ Ich breitete die Arme weit aus, um die Welt zu symbolisieren.
„Jetzt schon? Wir haben uns doch eben erst verlobt…“ Er knetete seine Finger nervös.
„Bist du etwa jetzt schon aufgeregt?“, witzelte ich.
„Nein! Aber das geht ziemlich schnell, wenn du direkt anfangen willst. So was muss gut geplant sein. Ich habe oft genug Trauungen als Pastor gehalten. Also nächstes Jahr im Sommer wird schon sehr knapp…“
„Nächstes Jahr im Sommer? Wilhem, solange werde ich doch nicht warten. Wir heiraten Ende August, Schatz! Wir haben alles, was wir brauchen. Eine Braut und einen Ehemann. Jetzt fehlt uns nur noch das Einladen der Gäste, ein Restaurant mit Essen, Kleid und Anzug, der Termin und ein bisschen Dekoration. Das bekommen wir in zwei Monaten schon hin. Glaub mir, das wird ganz entspannt werden,“ Ich sprang vom Stuhl und legte meine Arme um Wilhelms männliche Schulter. Liebevoll und voller Elan küsste ich ihn. Dann sah ich in sein sorgenvolles Gesicht.
„Ach, Schatz! Wir werden das Kind schon schaukeln. Das schaffen wir, wir sind doch zu zweit! Ich bin so glücklich.“
„Wenn du es bist, bin ich es wohl auch.“ Er strich verunsichert über meine Wange.
„Dann komm. Wir beginnen mit der Gästeliste und verschicken die Verlobungs-Anzeige per Mail weg.“ Ich setzte mich wieder und auch Wilhelm zog sich einen Stuhl herbei.
„Als erstes muss meine Freundin Pina kommen und…“
„Hast du noch Lust auf irgendetwas auf der Speisekarte?“ Stefan sah „seine Freundin“ gönnerhaft an. Seit einer halben Stunde saßen die Beiden auf der Terrasse und ich belauschte sie unauffällig. Betty hatte ihnen schon Unmengen an Essen gebracht. Von Eierkuchen über Obstsalat und dem großen Frühstücksbuffet war schon alles dabei gewesen. Was wollten sie denn noch essen!?
„Nein, mein Bärchen.“ Die lockige Frau führte Stefan einen Löffel Obstsalat zum Mund und fütterte ihn. Sie fütterte ihn! Stefan schmatzte widerlich laut und führte ihr dann ebenfalls einen Löffel mit Joghurt in den Mund. Bei diesem Anblick hätte ich mich übergeben können. Das war ja so ekelhaft schnulzig.
„Boah, ist das furchtbar!“ Betty war neben mir aufgetaucht und dachte sich genau das Selbe. „Aber eines muss man ihm lassen: Der Typ hat echt Kohle. Der lässt bis jetzt über 150 Euro hier. Und das für ein Frühstück!“
„Ja, Geld hatte er immer. Er ist Anwalt, da verdient man ja nicht schlecht.“ Ich versuchte möglichst leise zu reden, denn ich hatte immer noch keine Lust, dass Stefan bemerkte, dass ich auch hier war.
„Schatz, gehen wir jetzt weiter?“ Die Frau nahm sich die Stoffserviette, tupfte ihren tadellos sauberen Mund ab und erhob sich. Stefan nickte und stand ebenfalls auf. Er legte 200 Euro auf den Tisch, klemmte den Schein mit der dekorativen Kerze fest und die beiden verschwanden.
„Die verschwinden. Ich muss hinterher.“ Hastig drückte ich Betty einen 20 Euro Schein in die Hand, einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und rannte auf Zehenspitzen hinterher, wobei ich die stechenden Blicke der anderen Terrassenbesucher nicht beachtete.
Mein Weg führte mich zur Shopping-Street, wie sie bei uns alle nannten. Gott sei Dank waren auch Stefan und seine „Geliebte“ zu Fuß da, sodass ich leichtes Spiel hatte sie zu verfolgen. Die Lockige hatte es offenbar nicht eilig, denn sie schlenderte genüsslich zuerst ins Sonnencenter, kam nach einer halben Stunde gebräunt heraus.
Stefan und sie liefen Hand in Hand weiter. Diese Chance nutzte ich und fotografierte beide von hinten,natürlich ohne Blitz. Sie liefen etwa zwei Stunden durch alle Geschäfte und kamen mit unzähligen Tüten wieder heraus. Von Pafümerie über Drogerie, Boutiquen und Schmuckgeschäften war alles dabei. Mir allerdings wurde das langsam zu blöd vor den Läden zu warten, denn die Leute starrten mich schon mit ihren: „Ist-die-zu-arm-um-reinzugehen-Blicken“ an. Außerdem war mir schon etwas mulmig zu Mute meinen Exmann mit einer anderen Frau zu beobachten. Aber es war immerhin für einen „guten Zweck“. Ich stand schließlich für die Gerechtigkeit ein!
Endlich, nachdem die Turteltauben aus der „Schönen Hose“ kamen, machten sie sich auf zu einem Restaurant. Es war das „Pahali“, das fünf-Sterne Restaurant unserer Stadt. Der Koch und Besitzer Herr Lezzetli war bekannt für seine ausgefallenen Kreationen und für hohe Preise.
Stefan und seine Begleiterin setzten sich direkt nach draußen. Ich wartete bis eine Kellnerin an ihren Tisch kam und nach Getränkebestellungen fragte.
Diesen Moment nutze ich, huschte vorbei und setzte mich an den Tisch direkt neben ihnen. Ganz nebenbei… ich kam mir vor wie eine Verbrecherin. Dementsprechend zuckte ich auch zusammen, als die Kellnerin plötzlich neben mir stand.
„Was darf es denn sein? Ein Getränk oder direkt das Menü?“ Sie strahlte mich an.
„Erstmal nur ein Getränk.“ Ich versuchte nicht gereizt zu wirken, denn die Angestellte stand mir voll im Bild zu Stefan.
„Alkoholfrei oder ein alkoholisches Getränk?“
„Nur ein Wasser bitte!“ Ich reckte nervös den Kopf und versuchte an ihr vorbei zu blinzeln.
„Wir hätten auch Cocktails?“ Ihr Lächeln war mittlerweile eingefroren.
„Nein! Es bleibt bei dem Wasser!“, unterbrach ich sie und gab es endlich auf Stefan weiter zu stalken.
„Okay… Still oder mit Kohlensäure…?“, gab sie kleinlaut klein bei.
„Stil!“
Sie schrieb meine Bestellung und die Tischnummer auf und verschwand endlich.
„Kjell, Schatz! Wenn du heute Abend ein Meeting hast, dann muss ich ja ganz alleine ins Bett gehen und habe keinen , der mir es warm hält.“ Die lockige Frau sah meinen Exmann schmollend an und er sah von der Speisekarte auf… direkt in mein Gesicht.
„Scheiße!“, dachte ich nur und bückte mich schnell zu meiner Tasche hinunter. Doch es war zu spät, er hatte mich entdeckt. Mit einem Mal wurde er kreideweiß, sein Gesichtsausdruck verriet das blanke Entsetzten.
„Kjell? Was ist los?“ Auch seiner Neuen war das nicht verborgen geblieben.