Die Rebellion - Michael Mammay - E-Book
SONDERANGEBOT

Die Rebellion E-Book

Michael Mammay

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Einer tödliche Verschwörung auf einem vom Krieg zerrissenen Planeten
Der fesselnde Auftakt der Science Fiction-Reihe des amerikanischen Autors Michael Mammay

Colonel Carl Butler befindet sich eigentlich im Halbruhestand, als er für eine angebliche Routineuntersuchung in die Weiten der Galaxis geschickt wird. Der Sohn eines hohen Ratsmitglieds ist auf der Raumstation im Orbit von Cappa, einem von Humanoiden bevölkerten und durch Schlachten verwüsteteten Planeten, verschwunden.

Der Colonel merkt schnell, dass man ihm nicht alles sagt und dass es in der Cappa Basis nicht mit rechten Dingen zugeht. Zeugen und Radardaten verschwinden und das alles, bevor Butler überhaupt auf die außerirdischen Cappa getroffen ist. Ihm bleibt keine andere Wahl, als selbst auf dem feindlichen Planeten abzusteigen. Doch um die dunklen Machenschaften aufzudecken, muss er es auch lebend zurückschaffen …

Erste Leser:innenstimmen
„Spannender Militär-Sci-Fi – ich freue mich auf weitere Teile der Reihe!“
„Ermittlungsarbeit im Zukunfts-Setting, hat mich neugierig gemacht und überzeugt, sehr empfehlenswert.“
„Fans von Science Fiction-Thrillern müssen bei der Reihe zuschlagen!“
„Mit intelligenten Wendungen gespickt und flüssig geschrieben.“

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 495

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses E-Book

Colonel Carl Butler befindet sich eigentlich im Halbruhestand, als er für eine angebliche Routineuntersuchung in die Weiten der Galaxis geschickt wird. Der Sohn eines hohen Ratsmitglieds ist auf der Raumstation im Orbit von Cappa, einem von Humanoiden bevölkerten und durch Schlachten verwüsteteten Planeten, verschwunden.

Der Colonel merkt schnell, dass man ihm nicht alles sagt und dass es in der Cappa Basis nicht mit rechten Dingen zugeht. Zeugen und Radardaten verschwinden und das alles, bevor Butler überhaupt auf die außerirdischen Cappa getroffen ist. Ihm bleibt keine andere Wahl, als selbst auf dem feindlichen Planeten abzusteigen. Doch um die dunklen Machenschaften aufzudecken, muss er es auch lebend zurückschaffen …

Impressum

Deutsche Erstausgabe April 2022

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98637-403-7 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-458-7 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98637-609-3

Copyright © 2018 by Michael Mammay Titel des englischen Originals: Planetside

Übersetzt von: Martin Spieß Covergestaltung: Rose & Chili Design unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © Outer Space, © Dotted Yeti, © Festa, © Algol Korrektorat: Lennart Janson

E-Book-Version 11.09.2023, 10:30:40.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Unser gesamtes Verlagsprogramm findest du hier

Website

Folge uns, um immer als Erste:r informiert zu sein

Newsletter

Facebook

Instagram

TikTok

YouTube

Die Rebellion

Jetzt auch als Hörbuch verfügbar!

Die Rebellion
Michael Mammay
ISBN: 978-3-98637-458-7

Einer tödliche Verschwörung auf einem vom Krieg zerrissenen Planeten Der fesselnde Auftakt der Science Fiction-Reihe des amerikanischen Autors Michael Mammay

Das Hörbuch wird gesprochen von Moritz Brendel.
Mehr Infos hier

Für meine Mum, die als Erste an mich geglaubt hat.

Kapitel Eins

Ich stieg mit beschissener Laune aus dem Shuttle. Drei Tage am Stück auf einem überfüllten Schiff, zwei Sprünge und der fehlende Schnaps richteten sowas an. Es kommt nie etwas Gutes dabei heraus, wenn man mitten in der Nacht an den Kommunikator geht. Aber wenn dich ein Freund anruft, nimmst du ab. Wenn der Freund zufälligerweise der zweitmächtigste Mann beim Militär ist … nun, er hätte so oder so einen Weg gefunden, mich zu erreichen.

Die geschäftige Menge rauschte in alle Richtungen an mir vorüber, jeder Zehnte in irgendeiner Militäruniform. Jede glatte Oberfläche war mit Werbung der Rüstungs- und Verteidigungsunternehmen gepflastert, alles in grellen Farben und voller Lichter. Ich ignorierte ihre Botschaften und erspähte ein Schild für Bodentransport. Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter und watete in den Strom von Menschen.

„Colonel Butler?“ Ein Lieutenant in gebügelter Uniform und mit einem runden Space-Command-Aufnäher auf dem Ärmel stand in respektvollem Abstand da. Hauptquartier-Kerl.

Ich blickte auf mein Namensschild hinunter. „Ja.“

„Sir, Lieutenant Hardy–“

„General Seratas Stabsmitarbeiter?“, fragte ich.

„Ja, Sir.“ Seine Augen weiteten sich in seinem dunklen Gesicht, seine Haltung ließ für eine Sekunde nach. Stabsmitarbeiter sahen für gewöhnlich alle gleich aus. Steif und offiziell. Jung. Hardy war da nicht anders. „Wie war Ihr Flug.“

„Scheiße.“ Ferra 3 nach Gamma 6 war einer der kürzesten interplanetarischen Flüge, aber das half auch nicht sonderlich. „Wie haben Sie mich gefunden?“

„Der General sagte mir, ich solle nach dem Colonel Ausschau halten, der den Student-Command-Aufnäher trägt, Sir. Der sticht hervor.“ Er zeigte auf den dreieckigen, grüngelben Aufnäher auf meiner Schulter, der nicht ganz so liebevoll als „Pyramide des Todes“ bekannt war. „Das hat er Ihnen gesagt?“

Hardy wandte eine Sekunde lang den Blick ab. „Nicht direkt, Sir.“

Ich lachte. „Was hat er gesagt?“

„Er sagte, suchen Sie nach dem wütenden, glatzköpfigen Colonel mit dem STUCOM-Aufnäher, Sir.“

Ich lachte wieder. Typisch Serata. „Als ob es das einfacher machen würde, mich zu finden. Jeder Zweite von uns hat eine Glatze und wir sind alle wütend.“

Hardy sah mich an, ohne zu reagieren. „Unser Auto wartet nur ein paar hundert Meter entfernt. Darf ich Ihre Tasche nehmen, Sir?“

„Nein, ich komme klar.“

Er hielt inne und legte die Stirn in Falten, unsicher, was er tun sollte, drehte sich aber schließlich um und ging voran.

Der Fahrer des Hover-Cars setzte uns bei SPACECOM ab, im reservierten Bereich. Promi-Behandlung. Serata hatte es entweder sehr eilig, mit mir zu sprechen, oder wollte mir Honig ums Maul schmieren.

Vermutlich beides.

Das Gebäude ragte vor uns auf, riesig, aus imposantem Stahl und Panzerglas, das das Rotorange der Morgensonne reflektierte. „Verdammt“, sagte ich.

„Sie waren noch nie hier, Sir?“

„Ich habe immer versucht, es zu vermeiden.“ Vor meiner jüngsten Aufgabe bei Student Command war ich siebenunddreißig Jahre bei SPACECOM gewesen, vierundzwanzig davon ohne Kälteschlaf. Irgendwie hatte ich es geschafft, stets in Einsatzteams zu bleiben. Das Hauptquartier war nicht mein Stil.

„Sie haben schon mal mit dem General gedient, nicht wahr, Sir?“

Ich lächelte. „Das stimmt.“ Zweifelsohne hatte Hardy meine Akte gelesen und wusste über jeden Einsatz Bescheid, wollte aber Konversation machen. Ich nahm es ihm nicht übel. Serata und ich hatten drei Mal zusammen gedient, und über mindestens zwei dieser Einsätze waren Bücher geschrieben worden. Hardy wollte, dass ich ihm eine Geschichte über seinen Boss erzählte. Aber das würde nicht passieren. Ich erzähle diese Geschichten nicht, wenn ich nüchtern bin. „Weshalb will der Boss mich sehen?“

„Ich bin mir nicht sicher, Sir. Er hat es mir nicht gesagt.“ Es spielte keine Rolle. Selbst wenn er es wusste, würde Hardy mir nichts sagen. So wie jeder von Seratas Leuten. Der Mann erweckte in den Menschen eine beinahe fanatische Loyalität. Ich musste es wissen. Wieso sollte ich sonst durch den Haupteingang von SPACECOM spazieren, drei Tage, nachdem ich seinen Anruf erhalten hatte?

Wir nahmen den Fahrstuhl für den Führungsstab und schlossen uns einem mageren Lieutenant Colonel an, der Infanterie-Abzeichen trug. Er nickte zum Gruß, warf einen Blick auf meinen STUCOM-Aufnäher und ignorierte mich dann. Ja. Du mich auch, Kumpel. Ich hatte den Mann nie zuvor gesehen, aber ich kannte ihn trotzdem. Ein aufgeblasener Stabs-Typ.

„Ich brauche fünf Minuten mit dem Boss“, sagte der Stabs-Typ zu Hardy. „Ich brauche seine Zustimmung hierfür.“ Er trug ein großes Tablet mit einem weißroten Level-4-Geheimhaltungs-Bildschirm unter dem Arm. Er hämmerte auf den Knopf fürs oberste Stockwerk.

„Ja, Sir“, sagte Hardy. „Jetzt hat er ein Meeting, aber ich schiebe Sie nach dem Mittagessen dazwischen.“

„Das wird nur eine Minute dauern.“ Der Stabs-Typ starrte mich an und forderte mich heraus, etwas zu sagen. Ich machte mir nicht die Mühe. Meine Schwanzvergleich-Tage waren seit ein paar Jahren gezählt.

Wir erreichten das oberste Stockwerk und der Stabs-Typ trat schnell hinaus, um sicherzustellen, dass er vor uns war. Er legte seine Hand auf den Scanner, die Tür zur Kommando-Suite piepte und öffnete sich dann zischend. Serata, ein großes Tier von einem Mann, wartete im Vorzimmer und sprach mit seiner Sekretärin.

„Sir, ich brauche Ihre Zustimmung–“

„Carl! Bruder!“ Serata unterbrach den Stabs-Typen und schob sich an ihm vorbei. Er umschlang meine Hand mit einer seiner gewaltigen Pranken, wir schüttelten uns die Hände und umarmten uns halb, auf die Art, wie es männliche Freunde tun.

„Sir, ich brauche nur–“

„Später, Canforra“, sagte Serata. „Kommen Sie schon, Carl.“

Ich blickte nicht zum Stabs-Typen zurück – Canforra. Ich musste es nicht. Ich wusste sofort, wie sein Gesicht aussah.

„Lassen Sie Ihre Tasche bei Hardy. Er wird Sie im QBB unterbringen“, sagte Serata. QBB – Quartier für bedeutende Besucher. Sie behandelten mich wirklich erstklassig. Ich blickte mich nach irgendwelchen Hinweisen dafür um, sah aber nichts. Serata führte mich in sein Büro, dann zog er die Tür zu. Eine echte Holztür. Wer hatte eine Holztür?

„Verdammt Sir, hübsch haben Sie es hier.“ Große, raumhohe Fenster dominierten das Zimmer auf zwei Seiten; ein riesiger Holzschreibtisch, der aussah, als hätten wenigstens ein Dutzend Leute zum Dinner daran Platz, stand mindestens zehn Meter von mir entfernt. Erinnerungsstücke aus alten Einsätzen dekorierten die anderen beiden Wände und ein gerahmtes Foto von vor zehn Jahren zog meinen Blick auf sich. Serata stand in der Mitte, zu beiden Seiten drei von uns, auf einem verschneiten Hügel. Nur vier von uns hatten nach dem Foto länger als ein Jahr überlebt.

„Ja, man behandelt mich hier ziemlich gut.“ Er setzte sich hinter den Schreibtisch, lehnte sich zurück und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. Er hatte kurzgeschnittenes, silbernes Haar, ärgerlich dicht für einen Kerl, der etliche Jahre älter war als ich. „Es ist schön, Sie zu sehen, Carl.“

„Ebenso, Sir.“

„Was macht STUCOM?“

Ich schnaubte. „Ich gebe ein paar Kurse, eskortiere gelegentlich VIPs. Ziemlich anstrengendes Zeug. Ich bin mir sicher, dass sie gar nicht bemerken, dass ich weg bin. Aber guter einheimischer Schnaps.“

„Ferra 3 hatte immer guten Whisky.“

„Ich habe eine Flasche mitgebracht.“ Ich sah mich um. „Mist. Hardy hat meine Tasche mitgenommen.“

Serata winkte ab. „Wir holen sie später. Wie geht’s Sharon? Gefällt es ihr dort?“

„Sie hasst es. Zu kalt.“ Meine Frau Sharon liebte warmes Wetter.

„Ja. Lizzie hat es dort auch immer gehasst.“ Er hielt inne, der Smalltalk war vorüber und das Schweigen wurde unbehaglich.

„Dieser Canforra, der ist ein ziemlicher Arsch“, sagte ich.

Serata lachte. „Nee, der ist gut. Er denkt lediglich, dass alles ein Notfall ist. Die Galaxie wird nicht implodieren, wenn ich den Einsatzbefehl erst in einer Stunde unterschreibe.“

„Schicken Sie weitere Truppen?“ Bei STUCOM zu leben bedeutete, nichts mitzubekommen. Ich hätte auf dem Laufenden bleiben können, wenn ich mich angestrengt hätte.

Ich tat es nicht.

„Nur ein Korps“, sagte er. „Das wird uns etwas mehr Kampfkraft verschaffen, bis wir sie zurückbeordern. Einen kleinen Vorstoß auf Cappa 3 machen.“

„Dafür brauchen Sie mich nicht, oder, Sir?“ Es schien unwahrscheinlich. Er hatte bessere Leute dafür. Eine Kampfbrigade zu befehligen entsprach nicht meinen Fähigkeiten.

„Nein, darum würde ich Sie nie bitten.“ Sein Tonfall machte deutlich, dass er mich um etwas anderes bitten würde. Er könnte mir einen Befehl geben, aber das würde er nicht tun. Ich war mir nicht sicher, woher ich das wusste. Die gemeinsame Vergangenheit, vielleicht. Instinkt.

„Wollen Sie mir jetzt den Todesstoß versetzen, Sir?“ Man ruft nicht jemanden an, der halb im Ruhestand ist, und setzt ihn in einen interplanetaren Flug, um ihm gute Neuigkeiten mitzuteilen.

Serata legte die Füße auf den Schreibtisch, fast zu lässig. „Aufklärung. Wir haben einen vermissten Lieutenant.“

Ich starrte ihn einen Moment lang an. Er konnte mich unmöglich für etwas so Einfaches brauchen. Dann kam der nächste Hammer.

„Der Name des Lieutenants lautet Mallot. So wie in High Councilor Mallot“, verdeutlichte er. „Ich weiß, Sie schenken den Nachrichten dieser Tage nicht viel Aufmerksamkeit, aber wenn Sie es täten, hätten Sie es gesehen.“

„Oh. Shit.“

„Ja. Der Bursche ist MIA, auf Cappa Base“, sagte er.

„An der Front. Was macht der Sohn eines Councilors da draußen? Ich meine, es ist momentan ziemlich ruhig, aber dennoch.“

„Familientradition. Seit vierhundert Jahren hat jeder Sohn gedient. Auch viele der Töchter. Haben Sie je von Emily Eckstedt gehört?“

„Der Engel des Todes? Ja, Sir, jeder hat von ihr gehört.“

„Sie war die Schwester der Urgroßmutter des Burschen.“

„Wow. Sind wir sicher, dass das kein Fall eines Jungen ist, der nicht Schlange stehen will, um zu Hause anzurufen? Passiert andauernd.“ Eine dumme Frage, aber ich brauchte Zeit, um die Dinge zu verarbeiten. Verfickte Cappa Base.

„Kommen Sie, Carl. Sie wissen doch, dass wir alles getan haben, was wir können. Und Sie wissen auch, dass ich Sie nicht fragen würde, wenn es nicht wichtig wäre. Nicht nach Cappa. Nicht nach–“

„Das war vor langer Zeit, Sir. Ich bin drüber weg“, log ich. „Sie wollen, dass ich nach Cappa gehe. Wie lange wird der Trip dauern? Neun oder zehn Monate Kälteschlaf pro Strecke? Ich soll in einem Jahr in Ruhestand gehen. Deswegen hat man mich zu STUCOM versetzt.“ Ich wollte es nicht tun, aber es wäre nicht einfach, Serata einen Korb zu geben. Nicht nach allem, was wir zusammen durchgemacht hatten.

„Ich weiß das.“ Serata schwang die Füße vom Tisch und ging zum Fenster. Etliche flache, kastenförmige Gebäude reihten sich jenseits eines großen, offenen Platzes aneinander. „Sie können Nein sagen, wenn Sie wollen. Sie haben so viel Kälteschlafzeit wie jeder andere Colonel bei der Truppe. Genau so viel Gefechtszeit. Sie haben Ihren Teil geleistet.“

Ich seufzte. Mir zu sagen, dass ich Nein sagen könnte, machte es nur schwerer. Scheiße. „Sharon wird ausrasten. Ich bin bereits dreizehn Jahre jünger als sie, wegen all der Zeit im Kälteschlaf.“

„Also fünfzehn Monate Kälteschlafbezahlung, plus einen Bonus für Ihren Ruhestand. Kaufen Sie ihr eine Behandlung. Die können zehn Jahre entfernen.“ Serata lächelte.

„Fünfzehn Monate? Die Reise dauert länger“, sagte ich.

„Ich habe Sie für den Hinweg auf einem XT-57 untergebracht. Weniger als fünf Monate.“

„Verdammt.“ Ich setzte mich auf. Der Executive Transport 57 war der schnellste Transporter des Militärs. Es gab etwa fünfzehn oder zwanzig davon im Bestand, und sie wurden nicht benutzt, um beliebige Colonels zu transportieren. „Das ist wirklich wichtig.“

„Ja. Wir brauchen Sie schnell vor Ort, ehe alle vergessen, was passiert ist“, sagte er.

„Ergibt Sinn. Wie lange war seine Einheit dort?“ Wieder stellte ich Fragen, während meine Gedanken rasten. Er könnte jemand anderen holen. Eine einfache Mission. Eine Menge Kerle könnten das erledigen …

„Etwas weniger als fünf Monate.“ Serata hielt inne. „Ich habe auch etwas für Sharon. Vielleicht ist sie dann nicht so sauer auf mich. Damit es funktioniert, werden wir Sie zu SPACECOM versetzen müssen. Wir werden Sie 5th Space zuteilen.“

Mir stockte der Atem. „Sir …“

„Ja.“ Er wandte sich zu mir um. „Es ist wichtig. Aber es ist auch ein guter Deal.“

5th Base, auf Elenia 4. Mein erster Posten. Sharons Heimatplanet.

Selbst wenn ich bisher nicht vorgehabt hätte, es zu tun, konnte ich dieses Angebot nicht mehr ausschlagen. Meine Frau würde mich umbringen. „5th Space hat eine freie Stelle?“

Er verzog die Lippen zu einem Strich und nickte. „Jetzt ja.“

Ich schluckte, dann nickte ich. „Was soll ich tun, Sir?“

„Gehen Sie einfach da raus, stochern Sie herum und erstatten Sie Bericht. Es gibt eine Menge Special Ops dort, außerdem eine Linienbrigade. Ich brauche jemanden, der ihre Sprache spricht, aber auch die Wichtigkeit dessen versteht, was ich hier tue. Das ist eine ziemlich kleine Teilmenge.“

„Ja, Sir.“ Die meisten Kerle an der Front würden keinen halben Gedanken an einen High Councilor der Föderation verschwenden. „Was soll im Bericht stehen?“

Serata lachte. „Ich wusste, ich habe den richtigen Mann.“ Ich würde keinen Bericht fälschen. Das wusste er. Aber man konnte in jeder Situation ein Dutzend Wahrheiten finden. Ich hatte kein Problem damit, die zu erzählen, die dem Team half.

„Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich will.“ Er saß auf der Kante seines riesigen Schreibtischs.

Ich hielt inne, um darüber nachzudenken, fand aber keine Antwort. „Ich verstehe es nicht, Sir. Wieso dann ich?“

„Weil ich keine Ahnung habe, was Sie finden werden. Es könnte sauber sein, es könnte schmutzig sein. Und ich brauche jemanden, der weiß, was es ist, wenn er es sieht.“ Er hielt inne. „Also, es sieht so aus: Es muss sauber sein. Es ist mir egal, was Sie tun müssen, es ist mir egal, was Sie in Brand stecken müssen. High Councilor Mallot hat so viel Einfluss, dass ihm praktisch gesehen unser Budget gehört, und ich hab ihn am Arsch. Finden Sie diesen Burschen oder finden Sie heraus, was ihm zugestoßen ist. Diese Sache muss schnell erledigt werden und wasserdicht sein. So dicht wie eine verfickte Luftschleuse.“

Ich saß einen Moment schweigend da. Serata tat so, als würde er aus dem Fenster schauen, und ließ mir Zeit, um ohne Druck nachzudenken. „Scheiße, Sir. Ich hoffe, dieser Bursche weiß, wie viel Ärger er macht.“

„Er weiß es vermutlich nicht …“ Er verstummte, so als hätte er vielleicht noch etwas anderes zu sagen, entschied sich aber dagegen. Seltsam. Serata tat nie etwas aus Versehen.

„Ich tue es.“

„Großartig. Wichtige Leute werden die Sache im Auge behalten.“

Ich stand auf. „Ist gut, Sir. Sie kennen mich.“

Serata kicherte. „Ja, tue ich. Deswegen habe ich es erwähnt.“

Ich legte mir in einer gespielt verletzten Geste eine Hand aufs Herz. „Verstanden, Sir.“

„Danke, Carl.“

„Ja, Sir. Sharon wird begeistert sein. Elenia 4, außerdem ist sie mich ein Jahr lang los.“

Serata lächelte. „Wollen Sie sie anrufen?“

„Zur Hölle, nein, Sir. Das spare ich mir für meine Heimkehr auf.“

Kapitel Zwei

Zwanzig Tage nachdem ich Seratas Büro verlassen hatte, betrat ich den Hangar im Orbit über Elenia 4 und dem Hauptquartier der 5th Space Command. Es gibt Leute, die sagen, man könne sein gesamtes Leben nicht innerhalb von zwei Wochen von einem Planeten auf einen anderen verlegen. Diese Leute haben einfach nicht genug Übung.

Ich brachte Sharon in einem Mietshaus unter, weit entfernt von jeder Militärbasis, aber in der Nähe ihrer Schwester und ihrer älter werdenden Eltern. Mit unterbringen meine ich, dass ich sie mit ein paar hundert Containern voller Zeug allein ließ, die sie auspacken musste, aber sie hatte es noch nie gemocht, wenn ich ihr beim Dekorieren in die Quere kam.

Zumindest sagte ich mir das.

Sie kam nicht, um mich zu verabschieden. In dieser Phase unseres Lebens waren wir darüber hinaus. Wir hatten das schon mehr als einmal hinter uns, diese tränenreichen Abschiede, daher hatten wir nicht das Bedürfnis einer Wiederholung. Es war leichter, sich zu Hause zu verabschieden, unter vier Augen. Das ist immer besser, wenn Sie mich fragen, weil manche es missbilligten, wenn man sich im Hangar nackt auszog.

Stattdessen traf ich mich mit Hardy, den ich als Ersatz etwas mangelhaft fand. Ich hatte ihn auf diesem Trip nicht dabeihaben wollen, aber Serata hatte darauf bestanden. Ich bin ein Colonel. Colonels haben keine Stabsmitarbeiter und ich brauchte keinen, aber der Boss glaubte, der Junge hätte Potenzial und wollte ihm die Chance geben, an die Front zu gehen. Serata mochte den Knaben. Das bedeutete etwas. Für den Anfang bedeutete es vermutlich, dass Serata ihn damit beauftragt hatte, über mich Bericht zu erstatten.

„Haben Sie die Nachrichten gesehen, Sir? Es gibt eine Menge Gerede über unsere Mission.“ Hardy trug immer noch seinen gebügelten Kampfanzug, was angesichts unseres Ziels lächerlich war.

„Ich versuche, es zu vermeiden.“

„Ich verstehe nicht, Sir. Müssen Sie nicht wissen, was vor sich geht?“ Er ging mein Gepäck holen. Zwei Taschen und eine Kiste.

„Ich kenne die Mission, Hardy. Alles andere vernebelt die Sicht.“

Hardy hielt inne und sah mich an. Als ich es nicht erklärte, packte er die Kiste, die bei jeder Bewegung klirrte.

„Sir … was–“

„Es ist Whisky, Hardy. Sehr guter Ferra-3-Whisky.“

„Sir, es ist uns nicht erlaubt, Alkohol auf einem SPACECOM-Schiff zu transportieren.“

Ich starrte ihn an. „Was sollen sie tun? Mich in den Ruhestand schicken? Moment, vielleicht schicken sie mich zur Strafe an die Front.“

Hardy sah mich mit dem Ausdruck im Gesicht an, den Leute kriegen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob ich es ernst meine. „Sir, die Piloten werden Ihnen nicht erlauben, ihn an Bord zu nehmen.“

„Deswegen ist die erste Flasche für sie“, sagte ich.

„Sir–“

„Schauen Sie, Hardy, Sie werden sich an etwas gewöhnen müssen. Ich bin nicht General Serata. Ich mache Dinge … anders. Ich komme damit davon – hauptsächlich, weil ich kein General bin. Ich habe nicht die Disposition dafür. Oder die Haare.“ Ich hielt inne. „Wo war ich?“

„Der Schnaps, Sir.“

„Richtig. Hardy, wenn wir wegen des Schnapses in Schwierigkeiten geraten, werde ich schwören, dass ich Ihnen gegen Ihren Willen befohlen habe, ihn mit an Bord zu nehmen. Dass Sie vehement protestiert haben, ohne Erfolg. Können wir jetzt weitergehen?“

„Ja, Sir.“ Er lächelte beinahe. Er schaffte es vielleicht. Wenn ich einen Stabsmitarbeiter beschäftigen müsste, bräuchte er unbedingt Sinn für Humor.

Der XT-57 ruhte auf einer erhöhten Plattform, zu der eine Reihe von Treppen hinaufführten; ein Monstrum von einem Schiff. Niemand würde es schnittig oder sexy nennen. Eher stupsnasig und klotzig. Der äußere Anschein aber täuschte: Form spielt im All keine große Rolle, nur Schub und Masse. Und da trumpfte der XT auf. Er beförderte nur sechs Passagiere und drei Crewmitglieder, was die Masse niedrig hielt. Alles andere: Antrieb und Brennstoffzelle. Lächerlich ineffizient, es sei denn, man wollte einen Colonel eilig über eine lange Strecke transportieren.

Meine Stiefel schepperten auf der Eisentreppe und eine leichte Brise traf mich, als ich die Tür erreichte; der Überdruck wich aus dem Schiff. Als ich eintrat, sah das Innere zu klein aus, um zur gleichen Bestie zu gehören. Es strahlte, als hätte jemand die Innenausstattung kürzlich ausgetauscht, und es roch beinahe steril. Neun horizontale Kälteschlafkabinen dominierten in Dreierreihen das Passagierabteil. Selbstverständlich weiß ich nicht, wieso wir es Kälteschlaf nennen. Man benutzte schon seit mehreren hundert Jahren keine Kältetechnologie mehr für die Stasis. Tradition, vermute ich. Wie auch immer sie hießen, die Kabinen waren von sechs großen, schwarzen und gemütlichen Stühlen eingefasst, drei an jeder Wand. Ich gab der Pilotin, dem Co-Piloten und der Ärztin die Hand. Ich folgte der gleichen Routine, der ich immer folge, wenn ich etwas Fliegendes betrete. Nennen Sie es Aberglaube, wenn Sie wollen, aber ich lebe noch, also kümmert es mich nicht. Hauptsächlich flog der Computer das Schiff, aber diese Leute kümmerten sich um die Aufgaben beim Start und innerhalb des Sonnensystems, ehe sie ihre eigenen Kälteschlafkabinen bestiegen. Sie konnten nicht so gut fliegen wie ein Computer, aber ich denke, es gab den Passagieren ein besseres Gefühl, zu wissen, dass ein Mensch das Sagen hatte. Ich weiß, dass es mir so ging. Die Ärztin würde uns alle unter Narkose setzen, und sich dann selbst narkotisieren. Ich wollte nicht mal darüber nachdenken, wie man das anstellte.

„Sir, ich habe Ihren Körperpanzer, für den Fall, dass Sie ihn anprobieren wollen, ehe wir starten“, sagte Hardy.

„Ist er Größe L?“ Ich konnte mich in eine M quetschen, wenn ich musste, aber ich zog ein bisschen Bewegungsfreiheit vor, und die Schulterplatten einer Größe M stachen mir manchmal in die Schultern.

„Ja, Sir.“

„Dann wird er passen.“ Dann warf ich einen Blick darauf. „Heilige Mutter der Galaxie, Sie haben wohl nichts Glänzenderes finden können, was?“ Die Polymer-Brustplatte glühte förmlich.

„Er ist brandneu, Sir.“

„Das kann ich sehen, Hardy. Keine Sorge, das wird an der Front überhaupt nicht auffallen.“ Nachdem ich das gesagt hatte, fühlte ich mich schlecht. Hardy ähnelte einem Hund, der ein Häufchen gemacht hatte, wo er es nicht sollte. Der Junge meinte es gut. Ich zeigte zwei Spinde weiter auf eine getragene Garnitur, die hellbraune Oberfläche pockennarbig, mit einer Schramme auf der rechten Seite. „Sehen Sie, so sollte eine Panzerung aussehen.“

Ein Mann erhob sich von dem am weitesten entfernten Stuhl. „Das ist meine, Sir. Staff Sergeant McCann. Ihr PS.“ PS. Personenschutz. Ein weiterer Streit, den ich gegen Serata verloren hatte. Im Grunde genommen war er ein Bodyguard, den ich für diesen Trip nicht brauchte. Aber wenn ich unbedingt einen haben musste, passte McCann zur Rolle. Er war mindestens sechs oder sieben Zentimeter kleiner als ich, aber was ihm an Größe fehlte, machte er durch Breite wett. Er bestand nur aus Schultern und Muskeln, hatte vermutlich nicht ein Gramm Fett in seinem ganzen Körper.

„McCann. Kann ich Sie Mac nennen?“

„Ja, Sir. Ich wäre froh, wenn Sie das täten“, sagte er.

„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mac. Was in aller Welt trinken Sie da?“ Er hatte ein 1-Liter-Gefäß in der Hand, in dem sich etwas befand, das wie eine Kreuzung aus Avocado und Kotze aussah.

„Proteinshake, Sir. Wollen Sie einen?“

Ich zuckte angeekelt zusammen. „Ich passe, danke.“

„Man muss dafür sorgen, dass die Waffen geladen bleiben, Sir.“ Mac schlug sich auf einen Bizeps, der so groß war wie der Oberschenkel anderer Männer.

„Ich bevorzuge es, wenn meine Waffen eine höhere Reichweite haben.“ Ich zeigte auf die Biskoski 71, die er um die Brust geschlungen hatte. Liebevoll die Bitch genannt. „Sie tragen die Biskoski statt einer Pulswaffe?“

„Ja, Sir.“ Mac lächelte stolz. „Ich vertraue diesen Pulswaffen nicht. Wenn sie nass werden, sind sie im Arsch.“

„Wo wir hingehen, sollten wir nicht nass werden“, sagte ich.

„Man weiß nie, Sir. Ich habe diese Bitch mit jedem intelligenten Projektil im Bestand ausgerüstet. Explosiv, panzerbrechend, Lenkgeschosse …“

Mir gefiel der Kerl schon jetzt. Eine Pulswaffe war sexyer, leichter und stets der Favorit auf einer Basis, wo niemand erschossen wurde, aber echte Infanteristen wollten eine Bitch. „Man weiß nie. Sind Sie der Spion des Generals oder ist es Hardy?“ Ich sagte es halb im Scherz, warf es aber so unverblümt in die Unterhaltung, dass ich die Botschaft rüberbrachte.

Mac zuckte mit den Schultern. „Ich nicht, Sir. Ich habe den General nie getroffen, abgesehen davon, ihm im Flur ‚Guten Morgen‘ zu sagen.“

Ich nickte. „Also Hardy, wie oft sollen Sie Bericht erstatten?“

„Sir, ich … Sir …“ Hardys Gesicht bekam Falten, als könne er sich nicht entschieden, ob er etwas sagen sollte, und vergessen hätte, zu atmen.

Ich ließ betretenes Schweigen entstehen.

„Ich habe Ihre Faustfeuerwaffe hier, wenn Sie bereit sind, Sir“, sagte Mac nach einem Moment. Er hielt mir eine Mark-24-Pistole hin und ich nahm sie. Eher eine Dekoration als alles andere. Ich überprüfte den Lauf, um sicherzustellen, dass sie leer war. Gewohnheit. Ich warf sie mit meiner Tasche in meinen Spind. Ich würde sie holen, wenn wir aus dem Kälteschlaf aufwachten.

Mac nickte in Richtung meiner Schnaps-Kiste. „Ist der von Ferra 3, Sir?“

„Ist er. Fünfzehn Jahre alt.“

Mac stieß einen Pfiff aus. „Es wird mir Spaß machen, mit Ihnen zu dienen, Sir.“

„Das hoffe ich. Was haben Sie angestellt, um diesen Einsatz am Hals zu haben?“

„Ich habe mich freiwillig gemeldet, Sir.“

Ich schaute ihn genauer an. „Wirklich?“

„Ja, Sir. Sie haben im Hauptquartier nach jemandem mit Erfahrung gesucht, und ich habe die Chance ergriffen.“

„Was haben Sie im Hauptquartier gemacht?“, fragte ich.

„Verwaltungsangestellter, Sir.“

Ich starrte ihn eindringlicher an, unfähig zu sagen, ob er mich verarschte oder nicht. Alles an ihm schrie Infanterie. „Sie sehen nicht aus wie Verwaltung …“

„Ich war früher bei der Infanterie, Sir. Vor über drei Jahren gewechselt. Dachte, es würde mir mehr Zeit mit meiner Frau verschaffen.“

Ich ging aus dem Weg, sodass Hardy etwas Ausrüstung verstauen konnte. „Ergibt Sinn. Wie läuft es?“

„Wir haben uns letztes Jahr scheiden lassen“, sagte er.

Ich nickte ernst. „Tut mir leid, das zu hören.“ „Alles gut, Sir.“ Er lächelte mit dem halben Mund.

Unsere Pilotin steckte den Kopf aus dem vorderen Abteil, kurze schwarze Haare über einem goldenen Gesicht. Sie wartete darauf, dass ich Augenkontakt mit ihr aufnahm. „Sir, wir haben unsere Checks gemacht, ehe Sie an Bord kamen. Wann immer Sie bereit sind, machen wir uns auf den Weg.“

„Danke. Wie lange, bis der Kälteschlaf beginnt?“

„Etwa ein Tag, Sir. Wir können die Geschwindigkeit des XT erst nutzen, wenn wir den fünften Planeten hinter uns gelassen haben. Zu viel Verkehr.“

„Verständlich“, sagte ich. „Schnallen wir uns an, Team. Uns steht ein langer Trip bevor, es hat keinen Sinn, den Start auf die lange Bank zu schieben.“ Ich suchte mir einen der übergroßen Sitze und machte es mir gemütlich. Ich schlief ein, ehe wir die Station verließen.

Kapitel Drei

Ich wachte nicht direkt auf, als ich aus der Stasis kam. Es war eher so, dass ich eingeblendet wurde. Mein siebzehntes Mal, aber wer zählt schon? Es heißt, man sei für ein paar Stunden wach, merke es aber noch nicht. Sie ziehen dir den Beatmungsschlauch raus, dann ist da Licht und deine Augen beginnen zu funktionieren, aber du verarbeitest nichts von dem, was du siehst. Ich bin mir nicht sicher, womit ich es vergleichen soll, da es anders ist als alles, was ich je getan habe. Ich hatte mal einen Kollegen, der es damit verglich, einen Zwanzigkilometerlauf zu machen, verbunden mit einem Kater und Schwindel.

In anderen Worten: Es ist beschissen.

Ich sah auf die große Uhr an der Wand, die mit der Zeitangabe in hellroten digitalen Ziffern. Vier Monate und neunzehn Tage, seit ich betäubt wurde.

„Doc, ich bin zurück“, sagte ich, meine Stimme war kratzig vom Nichtgebrauch, mein Hals trocken und rau vom Schlauch, den ich monatelang drin gehabt hatte. Ich stemmte mich in meiner Kabine in eine sitzende Haltung und ließ etwas von der klebrigen orangenen Sauerei meine Brust und Schultern hinuntergleiten.

„Colonel. Schön, Sie zu sehen.“ Sie trug einen weißen Overall unter dem Laborkittel, ihr blondes Haar war hinten hochgesteckt, als käme sie aus einem Ärztinnenkatalog. Sie musste zwei Tage früher aufgewacht sein, um sich für den Rest von uns vorzubereiten, sodass ihr das Haar nicht am Kopf pappte wie meines. Das wenige Haar, das ich hatte.

Sie drückte mir ein Stethoskop auf die Brust und horchte einen Moment lang durch meinen klebrigen Stasis-Anzug hindurch. „Klingt gut. Ich hole Ihre Spritze.“

„Keine Spritze“, sagte ich.

„Sir, sie wird bei der Übelkeit helfen.“

„Ich brauche sie nicht.“ Ich begann, meine Beine aus der Kabine zu heben, dann entschied ich, dass ich noch einen Moment brauchte. „Alles, was ich brauche, sind ein paar Kekse und Bratensoße.“

„Sir, Sie werden sich wirklich besser fühlen–“

„Ich kann nicht glauben, dass man Ihnen im Medizinstudium nichts über Kekse und Bratensoße beibringt.“

Sie stemmte sich eine Hand in die Hüfte und sah mich mit verärgerten Ärztinnen-Augen an.

„Ich werde mir keine Spritze geben lassen.“ Ich scherzte nicht – Kekse und Bratensoße funktionierten bei mir wirklich.

„Als Sanitätsoffizierin der Mission könnte ich es Ihnen befehlen.“ Sie starrte mich weiterhin wütend an, aber ich zuckte mit den Schultern. Sie seufzte. „Sie wollen die Spritze wirklich nicht, Sir?“

„Nope. Wer ist sonst noch wach?“

„Nur die Pilotin und der Co-Pilot. Ich habe Sie vor den beiden anderen Passagieren rausgeholt, wie von Ihnen befohlen.“

„Gut. Holen Sie Mac als Nächstes raus. Ich werde diesen Schleimanzug ausziehen und unter die Dusche gehen. Dann suche ich mir Kekse und Bratensoße.“

Ich klopfte an die Tür zum Cockpit, ehe ich eintrat, das Nachglühen der Bratensoße war noch frisch. Der Co-Pilot steckte eilig seinen Reader weg. Vielleicht dachte er, ich wüsste nicht, dass das Schiff von selbst flog, oder dass es mich nicht kümmerte.

„Wie weit draußen sind wir?“, fragte ich. Ich konnte die weiße Sonne des Cappa-Systems durch das vordere Ansichtsfenster sehen, weit entfernt. Ich hatte nie zuvor etwas Vergleichbares aus der Nähe gesehen, das selbst in der Entfernung noch so hell war. Ich wusste nicht, ob es einen weiteren Klasse-F-Stern gab, der Leben ermöglichte, andererseits studierte ich solche Dinge nicht wirklich.

„Vier Tage, acht Stunden“, sagte die Pilotin. Ich hätte mich vor der Stasis nach ihrem Namen erkundigen sollen, aber das hatte ich nicht getan. Ich bin schlecht in solchen Dingen. „Wir müssen langsam fliegen, wegen des Verkehrs im Kampfgebiet.“

„Vier Tage entfernt? Warum so weit?“ Ein bis zwei Tage waren normal.

„Ich bin mir nicht sicher, Sir. Das war der Computer“, sagte die Pilotin. „Es ist alles automatisiert.“

„Klar. Passiert das oft?“, fragte ich.

Die Pilotin zuckte mit den Schultern. „Es passiert, Sir. Nicht oft.“

Ich schüttelte leicht den Kopf und versuchte, mich wieder zu konzentrieren. „Wie lang ist die Kommunikationsverzögerung bis zu SPACECOM?“

„Achtundzwanzig Sprünge, Sir. Siebzehn Minuten, neunzehn Sekunden“, sagte der Co-Pilot. Das klang in etwa richtig – man kann nur eine gewisse Strecke weit springen, und jeder Sprung bedeutet eine Relaisstation für die Kommunikation. Mehr Relaisstationen, größere Verzögerung.

„Stellen Sie eine Verbindung her.“ Ich setzte mich auf den Notsitz. Meinem Magen ging es gut, aber meine Beine hatten sich noch nicht ganz von der Stasis erholt.

Die Pilotin reichte mir ein kleines Tablet. „Brauchen Sie einen Privatbereich, Sir?“

„Nein, es geht um nichts Geheimes. Ich muss lediglich einen Statusbericht abgeben und schauen, ob es neue Handlungsempfehlungen gibt.“

Ich tippte die Nachricht mit den Daumen.

General Serata, Sir, wir sind live und nur etwas über vier Tage von Cappa entfernt. Keine Probleme. Melde mich wegen aktualisierter Handlungsempfehlungen.

„Noch irgendwas, Sir?“, fragte die Pilotin.

„Nein. Lassen Sie mich nur wissen, wenn Sie eine Antwort erhalten.“ Ich ging zum Passagierabteil zurück, sodass ich Hardy verarschen konnte, wenn er aus der Stasis kam. Es war sein erstes Mal. Auf gewisse Weise schuldete ich es ihm.

Ich bekam Seratas Antwort weniger als fünfundvierzig Minuten später. Ich wusste nicht, wie spät es bei SPACECOM war, aber bei beinahe fünfunddreißig Minuten Verzögerung für die Übertragung antwortete er schnell. Ich versuchte, nicht zu raten, was das bedeutete, als der Co-Pilot mir ein Gerät reichte.

„Haben Sie sie gelesen?“

„Nein, Sir. Wir wussten, dass sie für Sie war, als sie reinkam, also haben wir sie direkt an den Gäste-Reader weitergeschickt.“ Ich an seiner Stelle hätte sie gelesen. Ich könnte nicht mit einem Relikt von einem Colonel an Bord den ganzen Weg mitten ins Nirgendwo fliegen, ohne neugierig zu sein. Der Co-Pilot aber sah ehrlich aus, also glaubte ich ihm.

Butler: Noch vier Tage? Sie sind spät dran. Ich hatte erwartet, vor zwei Tagen von Ihnen zu hören und dass Sie spätestens morgen landen würden. Die Medien schnüffeln immer noch in der Ermittlung herum. Es ist ein bisschen weniger geworden, aber sie geben keine Ruhe. Ich glaube, jemand in High Councilor Mallots Stab bringt das Thema immer wieder zur Sprache, um es am Leben zu halten. Fliegen Sie hin und erledigen Sie die Sache. Sorgen Sie dafür, dass es wasserdicht ist. Serata.

Ich fluchte stumm. Mein Bauchgefühl war, ich sollte ihm eine Nachricht zurückschicken und ihm sagen, dass ich keine Kontrolle über die Dauer des Flugs hatte. Aber er wusste das, und selbst wenn nicht, würde er keine Ausreden hören wollen. Serata wollte alles sofort, ungeachtet des ursprünglichen zeitlichen Ablaufs, den er einem gegeben hatte. Das war schon immer so gewesen. Allerdings wusste ich die Vorwarnung bezüglich der Presse zu schätzen, auch wenn ich als ermittelnder Offizier eine magische Rüstung hatte: „Es tut mir leid, aber eine laufende Ermittlung kann ich nicht kommentieren.“ Nicht dass ich die Medien draußen auf Cappa Base erwartete. Nun, vielleicht einen Reporter, der an der Front arbeitete und Nachrichten vom Krieg in den Rest der Galaxie schickte. Aber woher sollte ich das wissen – solche Nachrichten mied ich zu Hause.

Kapitel Vier

Das Innere des Hangars von Cappa Base sah in etwa so aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Stahl und Aluminium, in diesem Hellgrün gestrichen, das sagte: „Das hier ist zu militärisch, um weiß gestrichen zu werden.“ Er sah wie jeder Hangar jeder Systembasis aus, die ich je angeflogen hatte: Hohes Dach, Polymerwände und rutschfreier Boden. Ich glaube, ein Unternehmen hatte den Vertrag für alle, entwickelte ein Modell, baute es dann abhängig von den Anforderungen maßstabsgetreu und wendete dabei so wenig Einfallsreichtum wie möglich an.

Ich hatte die neue Situation absichtlich nicht allzu genau studiert. Nur gut genug, um meine Erinnerungen aufzufrischen. Ich wollte mit klarem Kopf auftreten und alles, was ich vor dem Kälteschlaf gelesen hätte, wäre so oder so nicht mehr aktuell. Das ist die Sache im Krieg. Wenn man neunzig Tage weg vom Fenster ist, weiß man nichts. Dinge ändern sich. So viele Leute vergessen das. Wenn man in die Zivilisation zurückkehrt, ist alles, was man wusste, bereits obsolet.

Ich ging die Rampe des XT hinunter, auf den Ausgang des Hangars und das Hauptquartier der Brigade zu, und vertraute darauf, dass Hardy mir folgen würde. Er würde darauf achten, dass unsere Sachen vom Schiff geholt wurden. Ich hörte Macs Schritte, der sich beeilte, um mich einzuholen. Er würde sich nicht beschweren, weil ich ihn zurückgelassen hatte. Er würde mich ebenfalls nicht alleine losgehen lassen, selbst auf einer befreundeten Basis nicht, die ein paar hunderttausend Kilometer vom nächsten Feind entfernt war. Ich verlangsamte meine Schritte, um ihn aufholen zu lassen. Auch er musste seine Arbeit machen.

„Colonel Butler?“ Eine weibliche Stimme. Eindeutig nicht Mac. Ich blieb stehen, drehte mich um und wartete darauf, dass die Offizierin die letzten vierzig Meter zurücklegte. Sie trug das Schulterholster für ihre Pistole über dem Kampfanzug. Breite Schultern, wie eine Schwimmerin. Sie hatte Haut wie gebürstetes Kupfer, kurze, dunkle Haare, beinahe eine Igelfrisur, und keine Kappe. Ohne Kappe in einem aktiven Hangar. Ich weiß nicht, wieso.

„Sir? Ich bin Major Alenda. Im Namen von Colonel Stirling möchte ich Sie auf Cappa Base willkommen heißen.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen, Alenda. Sie haben den Kürzeren gezogen und müssen mich begrüßen?“ Dumme Frage, aber ich musste irgendetwas sagen.

„Der Colonel hat mich gebeten, Sie abzuholen, Sir. Colonel Stirling ist auf dem Planeten. Er wird erst spät am Abend zurücksein.“

Eine interessante Wendung. Ich kannte Stirling nicht, nur seinen Ruf. Von der schnellen Truppe, ein zuverlässiger Vorgesetzter, der vermutlich eine Zukunft hatte. Er wusste, wann ich eintreffen würde, und hatte entschieden, nicht auf der Basis zu sein. Vielleicht meinte er, mir damit eine Botschaft zu senden. Oder er hatte einfach einen Krieg zu führen und keine Zeit, mit einem Arschloch vom Hauptquartier Spielchen zu spielen.

Vermutlich ein bisschen von beidem.

Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Ich will meine Ermittlung nicht beginnen, ohne vorher mit ihm gesprochen zu haben.“ „Ja, Sir. Der Colonel hat das vorausgesehen. Sie stehen für Morgen in seinem Kalender, gleich nach dem Frühstück.“

„Wenn das passt. Ich will keine Last sein.“ Ich folgte dem Gesetz der Lüge. Ich bestand darauf, keine Last zu sein, obwohl wir alle wussten, dass ich eine sein würde. Ein Colonel von draußen, der herumschnüffelte, konnte nie keine Last sein.

Sie schien es zu verstehen. „Wenn Sie mir folgen wollen, Sir, zeige ich Ihnen Ihr Quartier. Meine Leute werden sich um Ihr Gepäck kümmern.“ Drei Soldaten standen etwas außer Hörweite und warteten auf Befehle.

„Großartig.“ Ich stieß ein stilles Gebet aus, in der Hoffnung, sie würden meine Whiskyflaschen nicht kaputtschlagen. „Ist Sergeant McCann in meiner Nähe untergebracht?

„Ja, Sir“, sagte Alenda.

Natürlich hatte sie dafür gesorgt. „Dann gehen Sie voraus. Also, was tun Sie hier, Alenda?“

„Ich arbeitete in der Aufklärungsstelle. Jetzt bin ich Ihre Verbindungsoffizierin.“

Ich blieb stehen, und Alenda blieb mühelos mit mir stehen. „Meine Verbindungsoffizierin?“

„Ja, Sir. Colonel Stirling will, dass ich Ihnen bei Ihrer Ermittlung assistiere. Meetings und Befragungen vereinbare, Ihnen jegliche Information beschaffe, die Sie vom Führungsstab brauchen.“

Das hatte ich nicht erwartet, aber ich nehme an, dass es nicht allzu weit von der Normalität abwich. Selbstverständlich wollte Stirling meine Ermittlung so sehr beschleunigen wie möglich. Jemanden zu haben, der ein Auge auf mich hatte, war lediglich ein Bonus. „Interessant.“ Ich sagte es vor allem, um eine Reaktion zu provozieren.

Sie lächelte ausdruckslos, ihre Lippen ein Strich, und schluckte den Köder nicht.

Ich nickte. „Okay. Aber wenn wir zusammenarbeiten sollen, werden wir uns besser verstehen, wenn wir einander nicht verscheißern. Wir wissen beide, dass Sie für Stirling arbeiten, und wir wissen beide, was das bedeutet.“

Etwas huschte über ihr Gesicht, für einen Moment, verschwand aber genauso schnell wieder.

„Ja, Sir. Ich arbeite für Colonel Stirling, aber ich habe keine Dienstanweisung, irgendetwas zu melden, was die Ermittlung betrifft.“

„Aber das könnte sich ändern“, sagte ich.

„Ja, Sir. Meine Befehle könnten sich ändern.“

„Schön und gut. Wie ist Ihr Vorname, Alenda?“

„Lexa, Sir.“

„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie so nenne?“

„Nein, Sir. Das wäre in Ordnung. Lexa, oder Lex.“

„Lex. Eine Silbe ist immer gut.“ Ich würde versuchen, daran zu denken, sie Lex zu nennen, obwohl ich eigentlich nur ihren Vornamen wissen wollte, um mir später ihre Akte anzusehen. Wenn ich schon eine Spionin haben müsste, wollte ich ihre Vorgeschichte kennen. Ich musste eine Vorstellung davon bekommen, wie sehr ich ihr vertrauen konnte. Gerade sagte mein Bauchgefühl ‚nicht sehr‘, aber das lag eher an Stirling als an ihr. Bestimmt hatte er einen loyalen Menschen für diesen Job ausgewählt. Ich würde daran arbeiten müssen, das zu schwächen. Ich musste zumindest versuchen, sie dazu zu bringen, neutral zu sein, selbst wenn sie sich nie ganz auf meine Seite schlagen würde.

Lex blickte zu Boden, dann wieder hoch. „Sir, ich weiß, es ist nicht sehr professionell, das zu sagen, aber …“

„Sagen Sie schon“, forderte ich sie auf.

„Sir, ich will nur sagen … es ist mir eine Ehre, mit Ihnen zu arbeiten. Ich habe eine Menge Geschichte gelesen–“

„Ja, danke“, sagte ich und unterbrach sie, ehe es peinlich wurde. Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Wir werden sehen, ob es für Sie nach ein paar Tagen noch eine Ehre ist.“

Ich kannte mein Quartier, ehe ich es betrat, aber ich erzählte es Lex nicht. Sie wusste es vermutlich. Man hatte die Suite für besondere Besucher nicht verändert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Das Zimmer mit frisch poliertem Polymer und Kunstleder, das vor fünfzehn Jahren gut ausgesehen hatte, glänzte immer noch. Es war eine Kombination aus Wohnzimmer und Büro, ein Sofa und ein Couchtisch an der linken Wand und ein Essbereich an der rechten. An der hinteren Wand stand eine Computerstation und darüber befand sich ein digitales Fenster mit einer Aussicht auf einen entfernten Planeten außerhalb der Station, was so realistisch aussah, dass es auch der Blick aus einem echten Fenster hätte sein können. In Wahrheit lag kein Quartier in der Nähe von Außenwänden, und die Station hatte keine Fenster. Eine offenstehende Doppeltür führte am Essbereich vorbei in ein Schlafzimmer, komplett mit eigener Dusche und Toilette. Mir machte dieser Vorteil nichts aus. Je älter ich wurde, desto mehr wusste ich es zu schätzen, nachts eine Toilette in der Nähe zu haben.

Ich wartete darauf, dass Lex ging, stellte meine Schultertasche ab, dann holte ich Mac und Hardy ab und ging in die Kantine. Ich würde später genug Zeit haben, um mein Zimmer einzurichten.

Menschen hetzten durch den großen Raum, in Uniform und ohne, Militärpersonal mit den Leuten der Rüstungskonzerne, die die Basis am Laufen hielten. Dem Anschein nach hatte ich eine Hauptzeit fürs Essen erwischt, und ich trat aus der Schlange, um meinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Köpfe wandten sich zu mir um, als ich eintrat, der Effekt, den ein fremder Colonel verursachte. Stimmen verstummten um mich herum und die Leute gingen ihren Angelegenheiten viel schneller nach, als sie es vielleicht sonst getan hätten.

Ich hatte Mac und Hardy gebeten, zurückzubleiben, sodass ich alleine eintreten konnte. Ich wollte mich zugänglich machen. Irgendwo würde ich jemanden finden, den ich kannte, jemanden, mit dem ich gearbeitet hatte, aber zu viele Gesichter zogen vorbei, um sie zu verarbeiten, es gab zu viel Bewegung. Ich war sowieso nie gut darin gewesen, mich an Menschen zu erinnern.

Ich bahnte mir einen Weg zur Schlange und schnappte mir ein Tablett. Selbst wenn ich niemanden fand, mit dem ich mich unterhalten konnte, konnte ich wenigstens was in den Magen kriegen. Ich zeigte auf eine der beiden Hauptspeisen, die, die am wenigsten aussah wie ein grauer Haufen zusammengeschmolzener Scheiße, und der Servierer klatschte sie mir aufs Tablett. Wenigstens hatten sie frisches Gemüse, vermutlich in der Basis oder auf einem Landwirtschaftsschiff in der Nähe angebaut.

Ich schlängelte mich zwischen den langen, rechteckigen Tischen hindurch, bis ich einen mit mehreren leeren Plätzen fand. Ich setzte mich ein paar Plätze von drei Unteroffizieren entfernt, die augenblicklich aufhörten, sich zu unterhalten. Einer nickte mir zu, respektvoll, und ein paar Minuten später gingen sie. So viel dazu, mittels einer lockeren Unterhaltung etwas herauszufinden. Ich zuckte gedanklich mit den Schultern und machte mich dann daran, mir mein Essen reinzuschaufeln.

„Sir! Ich dachte doch, dass Sie das sind.“ Ein Master Sergeant stand ohne Teller auf der anderen Seite des Tisches. Ich kramte in meinen Erinnerungen und versuchte, ihn zuzuordnen. Ein Koch. Goodell … nein, Goddard. Er war damals kein Master Sergeant gewesen.

„Hey! Wurden Sie befördert?“ Ich ließ meinen Blick zu seinem Namensstreifen schweifen, um meine Erinnerung zu bestätigen.

„Ja, Sir, vor etwa einem Jahr.“

„Schön. Sie kochen doch hier draußen nicht, oder?“ Ich blickte auf meinen Teller hinunter.

Er lachte. „Nein, Sir. Das ist alles an Dritte vergeben. Ich mache Qualitätskontrolle. Sorge dafür, dass das Fleisch die richtige Temperatur hat, solches Zeug.“

„Es gibt Fleisch?“

Er lachte wieder. „Kommen Sie morgen wieder. Dann haben wir echtes Hühnchen.“

„Kein Scherz?“

„Nein, Sir. Sie ziehen die Hühner unten auf dem Planeten groß.“

„Ausgezeichnet“, sagte ich. „Ich freue mich drauf.“

„Was führt Sie nach hier draußen, Sir? Übernehmen Sie die Befehlsgewalt?“

Etwas an der Art, mit der er sprach, machte mich argwöhnisch. Als wüsste er vielleicht etwas, wollte aber, dass ich es bestätigte.

Ich schüttelte den Kopf und spielte mit. „Nichts dergleichen. Ich bin nur für eine Ermittlung hier draußen.“

Goddard stieß einen tiefen Pfiff aus. „Dann ist es wahr.“

„Was denn?“, fragte ich und tat so, als ich wüsste ich von nichts.

„Es geht das Gerücht um, dass ein hohes Tier aus dem Hauptquartier herkommt, um die Brigade zu prüfen. Ich hörte, dass Ihr Name fiel.“

Ich verkniff mir eine Grimasse. Es würde meiner Sache nicht helfen, wenn sie mich in die Außenseiter-Schublade steckten. Soldaten neigten dazu, angesichts von Druck von außen zusammenhalten, und in diesem Fall bedeutete zusammenhalten, den Mund zu halten. Ich fragte mich, ob die Medien das verursacht hatten oder jemand, der eine Absicht verfolgte.

Goddard sprach einen Moment später weiter. „Wenn sie jemanden wie Sie hier rausbringen, muss es etwas Gutes sein. Ein höherer Offizier, der seinen Schwanz irgendwo reingesteckt hat, wo er nicht hingehört?“

Ich lächelte. „Offiziell kann ich das weder bestätigen, noch bestreiten. Aber nein, nichts dergleichen. Ein MIA-Fall.“

Goddard kniff die Augen leicht zusammen, als dächte er angestrengt über etwas nach. „Doch nicht dieser Bursche in den Nachrichten.“

„Eben der“, sagte ich. „Verdammt, Sir. Ich kann nicht glauben, dass sie dafür einen Colonel den ganzen Weg hier rausgeschickt haben.“ Er hielt inne und ließ eine offensichtliche Lücke für mich, das zu kommentieren.

Ich aß einen Bissen Mystery Meat, um Zeit zu schinden. Das machte die Pause in der Unterhaltung weniger peinlich und gab ihm den Hinweis, dass ich vermutlich nicht allzu bald antworten würde.

„Ich lasse Sie weiteressen, Sir. Wollte nur Hallo sagen.“ Er lächelte immer noch. Guter Kerl.

Ich stand auf und schüttelte ihm die Hand. „Es ist schön, Sie wiederzusehen, Master Sergeant. Ich bleibe in der Nähe.“

„Freut mich auch, Sir. Schön, Sie zu sehen.“ Als er wegging, konnte ich nicht entscheiden, ob er mir gute oder schlechte Nachrichten gebracht hatte.

Kapitel Fünf

Ich lief etwa vier Minuten durch die hauptsächlich leeren Korridore der Cappa Base und versuchte, irgendwelche Orientierungspunkte in der fensterlosen Konstruktion auszumachen, sodass ich mich ohne Karte bewegen konnte. Ich hatte vergessen, wie uniform sämtliches Leben im All war, wo es lediglich farbige Symbole an Wänden gab, um anzuzeigen, wo man sich befand. Ich hätte gut weiterleben können, ohne es noch mal zu erleben.

Zehn Minuten vor der verabredeten Zeit tauchte ich in Colonel Stirlings Vorzimmer auf. Ein Soldat bot mir Kaffee an, den ich annahm. Ich schaffte es, einen Schluck der kochend heißen Flüssigkeit zu trinken, ehe Stirling herauskam. Keine Wartespielchen. Gut.

Er war ein kleiner Mann, mindestens sechs oder sieben Zentimeter kleiner als ich, und ich war durchschnittlich groß. Er war außerdem dünn, aber nicht auf schwache Weise. Eher wie ein Läufer oder Triathlet. Er hatte sein Haar kurz und streng geschnitten, was seinen Poster-tauglichen, kantigen Kiefer akzentuierte. „Willkommen, Carl. Freut mich, dass Sie es einrichten konnten. Ich bin Aaron.“

Ich nahm meinen Kaffee in die linke Hand, sodass ich die Hand schütteln konnte, die er mir angeboten hatte. „Froh, hier zu sein.“ Ich fühlte mich gut bei der Lüge, immerhin hatte er zuerst gelogen.

„Kommen Sie rein.“ Er führte mich in sein funktionales Büro, moderat groß und angemessen. Bilder von Soldaten, die auf dem Planeten in Aktion waren, dekorierten zusammen mit Leistungen der Einheit die Wände. Militärische Texte und Zeitschriften füllten das einzige Regal, zusammen mit einigen Bänden über Menschenführung. Nichts Persönliches, abgesehen von den Fotos seiner Familie auf seinem Schreibtisch. Eine Ehefrau, zwei Jungs. Standardmilitärbeiwerk, das ihn menschlich wirken lassen sollte, ohne irgendetwas zu verraten.

„Sie wissen, wieso ich hier bin“, sagte ich.

Stirling zeigte auf einen Platz auf dem Kunstledersofa. „Ja. Lieutenant Mallot. Der Sohn des Councilors. Guter Mann, nach allem, was ich gehört habe. Guter Infanterist.“

„Sie haben ihn nie getroffen?“

Er schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Kaffee. „Ich kenne die meisten Lieutenants nicht. Zur Hölle, ich kenne nicht mal alle Captains. Ich führe ein Buch mit den Gesichtern der Kommandanten, damit ich sie erkenne.“

„Smart.“ Mit fast vierzig Kompanien musste man üben.

„Sie haben eine vorläufige Ermittlung durchgeführt“, sagte ich.

Er nickte. „Haben wir. Natürlich. Nach Vorschrift. Sie ist aber nicht viel wert.“

Ich winkte mit der Hand ab. „Ich brauche lediglich das Wesentliche, damit ich anfangen kann: Wo er verschwunden ist, wer ihn zuletzt gesehen hat, Feinde in der Umgebung, so was in der Art.“

Stirling erstarrte, mit dem Kaffee auf halbem Weg zum Mund, und fixierte mich. Ich hörte ebenfalls auf, mich zu bewegen, sein Blick nahm mich gefangen.

„Sie haben das Wesentliche nicht bekommen, bevor Sie flogen?“

„Ich hab nicht gefragt. Ich wollte es erfahren, wenn ich ankomme, mit frischen Augen, aufgeschlossen bleiben.“

Stirling stand auf und lief zur Wand hinter seinem Schreibtisch, den Rücken zu mir. Er hielt einen Moment inne, dann drehte er sich um und lief zurück. Er legte seine Handflächen auf den Schreibtisch und lehnte sich herüber. „Er ist nicht im Gefecht verschwunden. Nicht direkt.“

Etwas an seinem Tonfall, an der Art, wie er seine Augen bewegte, wenn er sprach, brachte mich dazu, mich aufzusetzen. Die Haare auf meinen Armen kribbelten. Ich stellte meinen Kaffee auf dem Beistelltisch ab, nahm mein Gerät hervor und öffnete mit dem Daumen eine Notiz. „Was ist passiert?“

Er stieß zwischen geschürzten Lippen Luft hervor, hielt inne und dachte über seine Worte nach. „Ich weiß es nicht.“

Das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte, aber ich sagte nichts. Stirling sprach weiter.

„Sein Bataillon hatte sein Platoon zu den Special-Ops-Jungs rübergeflogen. Sie wurden getroffen. Niemand in meiner Truppe wusste etwas über den Kampf, bis wir die Aufforderung bekamen, medizinische Evakuierung zu schicken. Wir konnten den Vogel nicht sofort reinbringen. Zu viel Feuer rund um die Landezone. Das Bataillon schickte eine halbe Kompanie raus, um die Stelle zu sichern. Sie kamen dort an und Mallots Beine waren Matsch. Meine Jungs sagten, es habe ausgesehen wie eine Kartoffelmine.“

Ich zuckte zusammen. Eine Kartoffelmine war eine cappanische Erfindung, eingegraben in der Erde, auf organischer Basis, was es beinahe unmöglich machte, sie aufzuspüren. Nicht immer tödlich, aber immer schlimm. „Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass es nichts mit einem Kampf zu tun hatte.“

„Ich sagte, das Verschwinden hatte nichts damit zu tun. Er kam in den MEDEVAC. Meine Jungs sahen, wie man ihn einlud.“

„Also ist er verschwunden, nachdem er im Krankenhaus eintraf?“

Er schüttelte den Kopf. „Er ist nie eingetroffen.“

Ich hörte mitten im Satz auf zu schreiben und ließ beinahe meinen Eingabestift fallen, ehe ich mich erholte und aufsah, um Stirlings Blick zu begegnen. „Wo ist er hin?“

„Das ist die alles entscheidende Frage.“ Stirling setzte sich an seinen Schreibtisch, senkte den Blick und rieb sich die Schläfen. „Er kam in den Vogel. Das ist das letzte Mal, dass ihn irgendjemand gesehen hat.“

„Wo ist der MEDEVAC hin?“

„Seine Aufzeichnungen sagen, dass er direkt hierher zur Basis zurückkam. Aber das Krankenhaus hat keine Aufzeichnungen über sein Eintreffen.“

Ich tippte rasch eine Notiz. Nicht, weil ich mich sonst nicht erinnern würde. Ich brauchte einen Moment, um nachzudenken. „Hm.“

Ich brauchte vielleicht mehr als einen Moment.

„Das ist Schwachsinn.“ Er hieb mit der Faust auf den Schreibtisch.

Der Ausbruch fühlte sich ein wenig gekünstelt an, aber ich ließ es auf sich beruhen, ohne zu reagieren. „Was sagt der Pilot des MEDEVAC?“

„Er sagt gar nichts. Er ist tot. Die gesamte Crew starb drei Tage später, getroffen während einer anderen Evakuierung.“

„Shit.“ Ich hielt inne. „Ist das gewöhnlich?“

„Unglücklicherweise ist es nicht ungewöhnlich. In den letzten fünf Monaten haben wir vier verloren. Die cappanischen Rebellen haben sie gezielt angegriffen.“

Gezielt Evakuierungsschiffe angegriffen? Ich blickte auf meine Notizen hinunter, die mir nicht viel erzählten. Es spielte keine Rolle. Die Ideen hatten bereits begonnen, in meinem Kopf hin und her zu hüpfen, und ich brauchte den Blick in die Notizen als Ausrede, um über meine nächste Frage nachzudenken. „Drei Tage später. Sie mussten vorher gewusst haben, dass er vermisst wird.“

„Natürlich wussten wir das. Wir haben versucht, reinzukommen, um ihn zu sehen. Nicht sofort. Er musste operiert werden, das wussten wir. Aber innerhalb eines halben Tages.“

„Und?“

„Und er war nicht da. Es dauerte vielleicht noch einen halben Tag, ehe das jemand an mich herantrug. Das steht alles in den ursprünglichen Ermittlungen. Aussagen, zeitliche Abläufe, fehlende Kooperation des Krankenhauskommandanten.“

Stirling klang beim letzten Teil verbittert und ich beobachtete ihn einige Sekunden lang. Er begegnete meinem Blick ohne zu wanken, aber auch ohne Kampfansage. „Er erlaubte Ihnen nicht, Mallot zu sehen?“, fragte ich.

„Sie. Colonel Mary Elliot. Die Krankenhauskommandantin.“

„Sie erlaubte Ihnen nicht, ihn zu sehen?“, wiederholte ich.

„Ich sagte Ihnen doch – Mallot war nicht da. War nie dort, nach dem zu urteilen, was wir wissen. Nach dem zu urteilen, was sie uns gesagt haben, hat ihn niemand gesehen.“ Stirling stieß sich beinahe aus dem Stuhl empor.

„Die fehlende Kooperation … der Pilot … sie erlaubte Ihnen nicht, mit ihm zu reden?“

„Richtig.“ Er entspannte sich ein wenig. „Elliot berief sich auf ihre Zuständigkeit. Sagte, sie würde ihre Leute selbst befragen und der Sache auf den Grund gehen.“

„Aber das tat sie nicht.“ Stirling seufzte, seine Schultern sanken etwas ab. „Nicht, dass ich wüsste. Falls sie es getan hat … nun, sie muss sich mir gegenüber nicht verantworten.“

„Sie sind der Kommandant der Basis.“

„Ich bin der Kommandant der Basis für SPACECOM“, sagte er ein bisschen zu eilig. „Sie ist direkt MEDCOM unterstellt. Und Karikov – er ist direkt dem Special Ops Command unterstellt.“

„Ich verstehe.“ Karikov. Ich kannte ihn nicht, hatte aber von ihm gehört. Jeder hatte das. Eine Legende und ein harter Typ. „Das ist eine ziemlich beschissene Art, Krieg zu führen.“

Stirling presste die Lippen zu einem Strich zusammen. „Ja.“

„Verstanden. Nicht, was ich erwartet habe, das ist alles.“ Ich saß schweigend da, aber Stirling ließ mir Zeit zum Nachdenken. Serata hatte die Probleme mit der Befehlsstruktur nicht erwähnt. Er hatte es vielleicht gewusst, aber das schien mir zu weit hergeholt zu sein.

„Ich habe eine Verbindungsoffizierin für Sie. Major Alenda. Sie hat eine Kopie des Erstberichts“, sagte Stirling nach einer Weile.

„Ich habe sie schon kennengelernt.“ Ich nahm an, dass er das wusste, aber es kam mir nicht besonnen vor, das zu betonen.

„Sie ist zuverlässig. Setzen Sie sie ein, wie Sie wollen, wenn Sie ihre Hilfe brauchen. Sie müssen sie nicht auf dem Laufenden halten, wenn Sie nicht wollen.“ Er wusste, dass ich sie für eine Spionin hielt. Stirling und ich hatten in etwa die gleiche Vorgeschichte, hatten die gleichen Erfahrungen gemacht. Wir würden allgemein betrachtet immer wissen, was der andere dachte, weil wir den gleichen Denkprozess hatten. Darauf würde ich achten müssen.

Ich nickte. „Danke. Ich werde ihr eine Chance geben. Haben Sie irgendjemanden im Krankenhaus, den ich einsetzen kann?“

Stirling schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, da sind Sie auf sich allein gestellt. Elliot und ich liegen im Streit, wie Sie vielleicht schon vermutet haben.“

„Okay. Nun, dann muss ich vermutlich dort anfangen.“

„Viel Glück“, sagte er.

„Danke. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.“

Stirling stand auf, kam um den Schreibtisch herum und zwang sich zu einem Lächeln. Ich erwartete, dass er sich ein wenig entspannen würde, jetzt, da die Befragung vorüber war, aber die Muskeln in seinem Nacken und die Anspannung in seinem Handschlag sagten etwas anderes. Er begegnete meinem Blick mit voller Absicht. „Danke, Carl. Wenn es irgendetwas gibt, das Sie von meinem Führungsstab brauchen und nicht bekommen, lassen Sie es mich wissen. Wir wollen hier vollkommen transparent sein und mit Ihrer Ermittlung vollumfänglich kooperieren.“

Ich nickte. Er benutzte die richtigen Worte. Er hatte keine Wahl. Nicht zu kooperieren würde ein schlechtes Licht auf sein Kommando werfen. Ich würde erst später wissen, ob er es so meinte oder nicht, aber für den Moment spielte ich mit. „Danke, Aaron.“

„Ich will, dass diese Sache schnell erledigt und sauber abgeschlossen wird.“

„Das wollen wir alle.“ Schnell und sauber abgeschlossen. Seratas Worte. Es mochte ein Zufall gewesen sein, aber das bezweifelte ich.

Kapitel Sechs

Major Lex Alenda klingelte um präzise dreizehnhundert Standardzeit an meiner Tür, exakt die Zeit, zu der ich sie gebeten hatte, hier zu sein. Sie hielt ein Tablet mit einer blauen Bildschirmhülle in der Hand.

„Kommen Sie rein, Lex.“ Ich ging aus dem Weg, um ihr Platz zu machen. „Mac, Sie können gehen, wenn Sie wollen.“ Er hatte ein paar Stunden dagesessen und als Schallbrett fungiert. Ich brauchte wirklich keine Security im Zimmer.

„Ja, Sir“, sagte er. „Ich gehe in den Fitnessraum. Ich bin zurück, ehe Sie irgendwo hingehen müssen.“

Alenda hielt das Tablet hoch, das sie mitgebracht hatte. „Ich habe eine Kopie des Berichts für Sie, Sir. Und ich habe ihn außerdem in Ihren Account im Netzwerk geladen. Hatten Sie Schwierigkeiten, Zugriff zum System zu bekommen?“

„Nein, ich bin ohne Problem reingekommen. Was tun Sie normalerweise, Lex? Sie sagten Aufklärung, aber in welcher Funktion?“

„Aufklärungszusammenführung“, sagte sie. „Hauptsächlich Zielauswahl.“

„Schön. Ich habe ein paar Jahre bei der Zielauswahl verbracht.“ Ich war kein Aufklärungsoffizier gewesen, hatte aber viel Zeit mit ihnen verbracht. Ich mochte sie größtenteils, obwohl sie damit eine seltsame Wahl für eine Verbindungsoffizierin war. Es kümmerte mich aber nicht sonderlich. Ich musste anfangen, eine Beziehung aufzubauen. Ich musste erreichen, dass Alenda mich mehr als Mensch sah und weniger als Colonel aus dem Hauptquartier. So würde sie besser für mich arbeiten oder ich würde herausfinden, dass ich sie überhaupt nicht gebrauchen konnte. So oder so.

„Also können Sie mir sagen, was auf dem Planeten vor sich geht?“

„Ja, Sir“, sagte sie. „Oder ich kann ein Operationsbriefing anberaumen. Das wäre vielleicht besser – Sie bekommen gleichzeitig die Informationen und die Strategie.“

„Sicher, arrangieren Sie es. Ich gehe das hier heute durch.“ Ich wedelte mit dem Tablet in der Luft herum. „Ich werde herausfinden, wessen Aussage standhält und mit wem ich sprechen muss. Ich warne Sie fairerweise: Ich werde mit fast jedem sprechen wollen, denke ich. Nur zu, setzen Sie sich.“

Alenda ging zum Sofa und setzte sich auf den äußersten Rand, ihre Beine gerade vor sich.

„Sie können sich entspannen, Lex.“

Sie rutschte vielleicht vier Zentimeter weiter aufs Sofa zurück, die Schultern immer noch straff und der Rücken steif.

„Wo kommen Sie her?“, fragte ich. Grundkurs Vorgesetzter. Bring die Leute dazu, davon zu erzählen, wo sie herkommen, um eine persönliche Beziehung herzustellen.

„Eigentlich nirgendwoher, Sir. Ich bin ein Soldatenkind. Wir sind mit meinem Vater viel umgezogen. Mittlerweile habe ich ein Haus auf Elenia 4, also schätze ich, das ist jetzt mein Zuhause.“

„Elenia 4. Meine Frau lebt auch dort. Sie kommt ursprünglich von dort. Sie ist zurückgegangen, um in der Nähe ihrer Familie zu sein.“

Der Anflug eines Lächelns huschte ihr übers Gesicht. „Es ist ein nettes System. Großartiges Wetter, und mir gefällt, dass das Terraforming abgeschlossen ist, sodass die Aminosäuren stimmen und es mehr oder weniger eigenständig ist. Das Leben wird besser, wenn man sein Essen frisch bekommt. Ich kann mir vorstellen, mich dort eines Tages niederzulassen.“

„Ja. Ich kann mir auch vorstellen, mich dort niederzulassen. Und nicht nur, weil meine Frau gesagt hat, dass sie nie wieder weggeht.“ Ich lächelte. „Also … haben Sie sich Gedanken gemacht, wo wir mit dieser ganzen Sache anfangen?“

Sie ließ sich etwas ins Sofa sinken. „Ja, Sir. Ich habe mir den Erstbericht durchgelesen. Er ist … nun, er ist nicht sehr hilfreich. Ich weiß nicht, ob die Leute nicht geredet haben oder ob der Ermittler nicht die richtigen Fragen gestellt hat.“

Ich nickte. „Ist okay. Ich benutze ihn als Ausgangspunkt, um zu schauen, ob die Leute bei ihrer Geschichte bleiben.“

„Ja, Sir. Eine Menge der Jungs sind auf dem Planeten. Mallots Einheit, die meisten der Spec-Ops-Leute. Sie kommen und gehen. Ich kann daran arbeiten, dass sie hierher zurückrotieren. Zumindest die, die für uns arbeiten. Bei den Spec Ops klappt das so nicht.“