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Grit Landau

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Beschreibung

Die Vorgeschichte zu »Die sardische Hochzeit« - dem großen zeitgeschichtlichen Familienroman mit Italien-Flair, der den Leser auf die Insel Sardinien führt, von Erfolgsautorin Grit Landau. Ostersonntag 1919 in Sant'Amato: Leo Lanteri, ein Veteran der Isonzo-Schlachten und Erbe einer Olivenplantage an der italienischen Riviera, kehrt fünf Monate nach Kriegsende endlich heim. Jetzt wird alles gut, freut sich seine Familie, allen voran Leos jüngere Schwester Mafalda. Doch schon bald wird deutlich, dass Leo durch seine Erlebnisse an der Front schwer belastet ist: Er stößt die, die ihn lieben, vor den Kopf, terrorisiert sie mit seinem Jähzorn. Er bricht mit seiner Verlobten Silvia und gerät, als sich diese mit dem Jungfaschisten Farina tröstet, mit dessen Schlägerfreunden von der örtlichen squadra aneinander. Vergeblich versucht Mafalda, ihren Bruder vor sich selbst zu schützen. Und so nimmt das Verhängnis in Sant'Amato seinen Lauf, bis in einer folgenschweren Nacht die Dinge eskalieren und Leo schnellstens untertauchen muss. Du brauchst ein Versteck, sagt sein Vater und schickt ihn mit dem nächstmöglichen Fährdampfer gen Süden. Doch muss dieses Versteck ausgerechnet Sardinien sein? Und wie lange kann man sich dort vor der Welt verbergen?

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Seitenzahl: 63

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Grit Landau

Die sardische Hochzeit – Die Verlobte

Die Vorgeschichte

Knaur e-books

Über dieses Buch

Die Vorgeschichte zu »Die sardische Hochzeit« – dem großen zeitgeschichtlichen Familienroman, der den Leser auf die Insel Sardinien von Erfolgsautorin Grit Landau.

Ostersonntag 1919 in Sant’Amato: Leo Lanteri, ein Veteran der Isonzo-Schlachten und Erbe einer Olivenplantage an der italienischen Riviera, kehrt fünf Monate nach Kriegsende endlich heim. Jetzt wird alles gut, freut sich seine Familie, allen voran Leos jüngere Schwester Mafalda. Doch schon bald wird deutlich, dass Leo durch seine Erlebnisse an der Front schwer belastet ist: Er stößt die, die ihn lieben, vor den Kopf, terrorisiert sie mit seinem Jähzorn. Er bricht mit seiner Verlobten Silvia und gerät, als sich diese mit dem Jungfaschisten Farina tröstet, mit dessen Schlägerfreunden von der örtlichen squadra aneinander.Vergeblich versucht Mafalda, ihren Bruder vor sich selbst zu schützen.Und so nimmt das Verhängnis in Sant’Amato seinen Lauf, bis in einer folgenschweren Nacht die Dinge eskalieren und Leo schnellstens untertauchen muss. Du brauchst ein Versteck, sagt sein Vater und schickt ihn mit dem nächstmöglichen Fährdampfer gen Süden.Doch muss dieses Versteck ausgerechnet Sardinien sein? Und wie lange kann man sich dort vor der Welt verbergen?

Inhaltsübersicht

Mafalda erzählt20. April 1919, Ostersonntag25. September 192218. Oktober 192219. Oktober 192221. Oktober 1922Wie geht es weiter?Kleines GlossarLeseprobe: Die sardische Hochzeit
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Mafalda erzählt

Davide, mein Junge, was soll ich dir antworten? Oft zeigt sich der Kern eines Menschen nur unter Druck. Darin gleicht er der Olive. Du findest auch erst im Presshaus heraus, wie ergiebig sie wirklich ist. Du fragst mich oft nach deinen Eltern. Wie sie sich getroffen haben. Wie deine Mutter übers Meer hierher nach Sant’Amato kam und was die Leute geredet haben über sie, das fremde Mädchen von der Insel. Am meisten aber fragst du nach deinem Vater: Wie er war, als Kind, als Bruder, als junger Mann. Die Fotografien reichen dir nicht. Du sagst »Tzia Mafalda, erzähl mir von ihm!«, und du hoffst, ich kann dir etwas geben, einen Satz, eine Anekdote – etwas, was ihn für dich greifbarer macht. Doch um deinen Vater zu beschreiben, muss ich weiter ausholen. Vielleicht so: Ich weiß noch, wie deine Eltern mit dir von der alten Ölmühle im Valle Corvino herabkamen. Ganz allein sind sie dort oben gewesen, als du geboren wurdest, und als mir dein Vater das quäkende Bündel – dich! – in den Arm legte, da hat er vor Glück geweint. Oder muss ich weiter zurückgreifen? Vielleicht sollte ich erzählen, was in jenen Wochen auf Sardinien geschah, als Mussolini, möge er in der Hölle verrotten!, nach Rom marschierte und deine Eltern sich zum ersten Mal sahen? Oder nein, ich muss ganz von vorn anfangen. Madonna, es ist nicht leicht, den Beginn einer Geschichte zu finden! Welches Ereignis am Anfang steht. Aber ich glaube, jetzt weiß ich’s: Es war jener Ostertag 1919, als Leo endlich aus dem Karst zurückkehrte. Aus dem Karst und aus dem großen Krieg. Der Tag, an dem wir ahnten, dass der Leo, den wir kannten und liebten, am Isonzo gestorben war …

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20. April 1919, Ostersonntag

Sie brachten Leo früh am Morgen nach Hause, mit einem Lkw der Infanterie, dessen schwerer Motor durch Sant’Amatos stille Gassen dröhnte. Alles lag noch im Dämmerschlaf. Auch Mafalda war seit kaum einer Viertelstunde munter, die endlosen Gebete der Osternacht bis zum Auferstehungsgeläut steckten ihr in den Knochen. Sie hatte den ersten caffè des Tages gekocht und auch ihrem Vater Alberto eine Tasse ins Ankleidezimmer gebracht. Als Ligurer alter Schule stand der padrone der frantoio Lanteri stets bei Sonnenaufgang auf, eine Angewohnheit, die ihm mit zunehmendem Alter immer schwerer fiel. Doch getreu dem Motto »Oliven kennen keinen Sonntag« traf Mafalda ihren Vater beim Eintreten auch an diesem Morgen bereits vor dem Waschtisch an, wo er sich, noch im Unterhemd, mit größter Sorgfalt rasierte.

»Buongiorno, Papà.«

Statt zu antworten, tupfte sich ihr Vater mit einem Tuch die Schaumreste von den Wangen und leerte den dargebotenen doppio in einem Zug.

»Mmh«, grunzte er dann anerkennend, »schön süß und stark, so wie meine Tochter.« Er zwinkerte ihr zu. »Das hier hätten sie mal unserem Herrgott geben sollen – es hätte ihn früher wieder zum Leben erweckt.«

Mafalda lachte, ihr Blick glitt zum Fenster. Die Sonne kroch soeben hinter den Zacken der vorgelagerten Felseninsel über den Horizont und flutete die Bucht mit verheißungsvollem Licht. Es herrschte Windstille, an diesem Tag fuhr kein Fischer hinaus, das Meer war leer und so glatt wie ein Spiegel. Nach tagelangem Regen sah es nun ganz nach einem schönen klaren Frühlingstag aus.

Bestes Wetter für die Prozession und das große Osteressen im Dorf. Das erste im Frieden.

Mafalda erfasste angesichts der geplanten Feierlichkeiten eine stille Vorfreude. Dachte sie in diesem Moment auch an Leo? Ja, schon. Fragte sie sich, wie ihr Bruder Ostern feiern würde, er und die anderen Soldaten, die man wegen der schleppenden Demobilisierung weiterhin nicht heimkehren ließ? Auch das sicherlich. Sie hatte sogar während der Osternacht in der Kirche überlegt, wie sie ihm ein Päckchen mit Gebäck würde schicken können. Ja, Mafalda hatte schon durchaus an ihren Bruder gedacht – dennoch traf es sie unvorbereitet, als das Motorengeräusch jetzt die Auffahrt zur frantoio erreichte und vom Hoftor blechernes Hupen kam.

»Was …?« Mafalda tauschte einen überraschten Blick mit ihrem Vater, und dieser griff sofort nach seinem Hemd. So röhrte nur ein Lastkraftwagen der Armee.

»Per Dio! Und wenn er es ist?« Alberto Lanteri knöpfte sich in fliegender Hast das Hemd zu. »Lauf los!«, rief er seiner Tochter zu. »Ein Willkommen braucht er. Ein richtiges Willkommen!«

Mafalda rannte die Treppe hinunter in die Diele und aus der Eingangstür hinaus in den Hof. Während sie lief, strich sie sich das Haar aus der Stirn und war froh um das dunkle Sonntagskleid, das sie heute gegen ihre sonstige Gewohnheit schon frühmorgens angezogen hatte.

Madonna, vielleicht ist er es wirklich!

Niemand hatte mehr ernsthaft damit gerechnet, dass Leo vor Jahresende noch demobilisiert werden würde. Der Krieg war gewonnen und schon seit einem halben Jahr vorbei. Doch König Viktor Emanuel hielt weiterhin zwei Millionen italienische Soldaten unter Waffen. Offiziell hieß es, man müsse die besetzten Gebiete in Istrien, Albanien und Tirol sichern. Zudem gelte es, nach verlustreichen Kämpfen gegen die Senussi zumindest die Küstenstädte Libyens zu halten. Aber eigentlich wusste jeder, der König tat dies aus der berechtigten Angst heraus, sein zutiefst erschöpftes Land verkrafte keine millionenfach heimkehrenden Sieger. Vor allem, da es für diese Sieger nach vier mörderischen Kriegsjahren weder Arbeit gab noch Geld oder Brot.

Nach dem Waffenstillstand von Villa Giusti im November 1918 erlaubte man daher nur bestimmten Soldaten die Rückkehr ins zivile Leben. Und auch das nur streng nach Plan: Zuerst kamen die Schwerversehrten dran und die ältesten Soldaten, dann bestimmte Facharbeiter und die Familienväter, denen die Mutter ihrer Kinder weggestorben war.

Leo hatte nichts dergleichen vorzuweisen. Er war jung, ledig, kam aus guter Familie und war sogar zum Offizier befördert worden. Gut, da war seine versehrte Lunge, aber für den Besatzungsdienst – erst im Vinschgau, zuletzt wieder auf dem Karst bei Triest – reichte es allemal. Einen wie Leo konnte die abgekämpfte Armee Italiens einfach zu gut brauchen.

Und wenn er es ist?

Wie oft hatten sie sich diese Frage gestellt! Wie oft hatte ihr Vater anderen Heimkehrern in Sant’Amato unter die Arme gegriffen. Mit Geld, mit einer Anstellung, mit Holzkohle zum Heizen. Dabei hatten sie selbst Mühe gehabt, die frantoio Lanteri