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Wenn Verrat und Hoffnung sich im Kampf verreinen … Zehn weitere Jahre sind vergangen, seit Beltaine und Gareth den Blutbund geschlossen haben. Sie hat die Gabe des Urquells voll erweckt und gemeinsam herrschen sie über die Inseln. Als Gareth die Schreckensnachricht erreicht, dass der Thronfolger des Kaiserreiches gestorben ist, reist er zum Kaiser. Zu spät erkennt er, dass sich das Netz ihrer Feinde immer enger um sie zieht und bald stehen sie einer schier aussichtslosen Schlacht gegenüber. Während er um sein Leben kämpft, ist ein alter Feind auf dem Weg zu den Inseln. Der schwarze Magier ist jedoch nicht die einzige Gefahr für Beltaine. Eine weitere Bedrohung kommt auf sie zu. Und sie wird ein hohes Opfer fordern … Verrat, Liebe, Verzweiflung, epische Kämpfe. Das epische Finale der Highfantasy-Trilogie, die Fans von Gillian Bradshaw lieben werden …
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Seitenzahl: 589
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Titel
Karte
Hinweis
Widmung
Was bisher geschah
Kapitel 1: Beltaine
Kapitel 2: Nelia
Kapitel 3: Gareth
Kapitel 4: Nelia
Kapitel 5: Beltaine
Kapitel 6: Mainhart
Kapitel 7: Beryll
Kapitel 8: Tamwyn
Kapitel 9: Nelia
Kapitel 10: Avery
Kapitel 11: Nelia
Kapitel 12: Gareth
Kapitel 13: Francis
Kapitel 14: Beltaine
Kapitel 15: Gareth
Kapitel 16: Dorian
Kapitel 17: Avery
Kapitel 18: Migela
Kapitel 19: Aamun
Kapitel 20: Radcliffe
Kapitel 21: Deyrdre
Kapitel 22: Gareth
Kapitel 23: Deyrdre
Kapitel 24: Gareth
Kapitel 25: Francis
Kapitel 26: Beltaine
Kapitel 27: Francis
Kapitel 28: Beryll
Kapitel 29: Aamun
Kapitel 30: Migela
Kapitel 31: Francis
Kapitel 32: Beltaine
Kapitel 33: Gareth
Kapitel 34: Brandon
Kapitel 35: Gareth
Kapitel 36: Beltaine
Kapitel 37: Nelia
Kapitel 38: Radcliffe
Kapitel 39: Beryll
Kapitel 40: Beltaine
Kapitel 41: Gareth
Kapitel 42: Beltaine
Kapitel 43: Gareth
Kapitel 44: Mainhart
Kapitel 45: Gareth
Kapitel 46: Mainhart
Kapitel 47: Beltaine
Kapitel 48: Mainhart, Gareth, Francis, Avery
Kapitel 49: Avery, Mainhart, Gareth, Francis, Dorian
Kapitel 50: Avery, Gareth, Dorian,
Kapitel 51: Gareth
Kapitel 52: Beltaine
Kapitel 53: Gareth
Kapitel 54: Cadence
Kapitel 55: Nelia
Kapitel 56: Tamwyn
Kapitel 57: Nelia
Kapitel 58: Gareth, Nelia, Beltaine
Kapitel 59: Nelia, Gareth, Beltaine
Kapitel 60: Dorian, Gareth, Beltaine
Kapitel 61: Nelia
Kapitel 62: Dorian
Kapitel 63: Nelia
Kapitel 64: Tamwyn
Kapitel 65: Beltaine
Kapitel 66: Tamwyn, Nelia
Kapitel 67: Beltaine
Kapitel 68: Nelia, Beltaine, Tamwyn, Beltaine
Kapitel 69: Beltaine, Nelia, Tamwyn
Kapitel 70: Tamwyn, Beltaine
Kapitel 71: Nelia, Beltaine, Dorian, Tamwyn
Kapitel 72: Beltaine
Anhang
Danksagung
Daniela Zanger
Impressum
Daniela Zanber
Die Säulen der Magie: Urquell
Wisse, ehe du dich diesen Zeilen widmest …
Diese Geschichte spielt in einer Welt und Zeit, in der tiefdunkle und fehlgeleitete Seelen nicht einmal vor kindlichem Ableben zurückschrecken. Auch zeigt sie hässliche menschliche Abgründe auf, verbildlicht, wie weit man für Macht zu gehen bereit sein kann, sei es durch das Schicksal oder Kalkül ...
So achte auf dein Wohl, denn es ist dein höchstes Gut.
Dieses Buch ist meinem lieben Mann gewidmet.
Liebe zeigt sich nicht in Worten, sondern in Taten.
Deine Geduld und dein Verständnis, dein stilles Zuhören, haben mir Flügel verliehen.
Die junge Adlige Beltaine erfährt von einer Wahrsagerin, dass eine Gabe in ihrem Herzen ruht, die größer als alles ist, was sie sich vorstellen kann. Mit der sie unter anderem in der Lage ist, einen alten Fluch zu brechen. Helfen wird ihr dabei ein Mann, den sie seit vier Tagen in ihren Träumen sieht. Die Wahrsagerin übergibt ihr eine Karte mit dem Bild des Mannes.
Sofort kribbelt Beltaines Körper. Die Wahrsagerin verschwindet mit dem Hinweis an sie, auf die Macht ihres Herzens zu vertrauen.
Als Gareth Cormac, der Botschafter des Kaisers, kurz darauf zu ihrem Bruder, dem Lord von Wilford Mors kommt, erkennt sie in ihm den Mann von der Karte. Auf dem Willkommensfest für Gareth gelingt es Beltaine, wie von ihrem Bruder gewünscht, den Gast zu einem Ausritt mit ihr am nächsten Tag zu überreden. Dabei soll sie in Erfahrung bringen, was Gareth in Wilford Mors sucht und warum er vor Jahren mit seinem Vater brach.
Bei dem Ausritt ist es jedoch Gareth, der Beltaine Informationen über ihr Haus und Wilford Mors entlockt. Beltaine sagt ihm, dass sie nie die Möglichkeit hatte, sich von ihrem Vater zu verabschieden, da er in der letzten Rebellion gegen den Kaiser starb. Sie kämpft mit den Tränen. Gareth reicht ihr ein Tuch und es kommt zu einer Berührung. Beltaine hört Gareths Herzschlag in ihrem Kopf, erstarrt und ein Kribbeln jagt durch ihren Körper. Gareth schaut sie fassungslos an, wendet das Pferd und sie reiten nach Wilford Mors zurück.
In seiner Unterkunft wirft sich Gareth seinen Leichtsinn vor. Er ist sich sicher, dass Beltaine seinen Herzschlag gehört hat. So wie er ihren seit Anbeginn vernimmt. Kurze Zeit später dringt ein Stich in seinen Schädel und er hört die Stimme seiner Tante Erin in seinem Kopf. Sie fordert ihn auf, Beltaine zu sich auf die Inseln, den Morinalls, zu bringen. Denn sie ist die Frau, die den Fluch, der auf Haus Cormac liegt, brechen kann. Gareth, der mit der Magie und seiner Familie gebrochen hat, gelingt es, die Großmeisterin aus seinem Kopf zu drängen. Doch er ahnt, dass es an der Zeit ist,
sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Erin berichtet Gareths Vater Kirran von dem missglückten Versuch. Der bedrängt sie weiterhin, sich mit Gareth in Verbindung zu setzen. Um seine Macht als König der Morinalls zu sichern, verheiratet er Gareths Schwester Deyrdre mit Aamun.
Tamwyn, der schwarzer Magier, spürt das Erwachen der Magie in
Beltaine. Er ahnt, dass sie die Frau ist, die ihm an Macht gleicht und in der Lage ist, den Fluch, den er über Haus Cormac brachte, zu brechen. Er beauftragt Beryll, die Geliebte von Beltaines Bruder, diese auszuspionieren. Beryll erfährt, dass Beltaine eine Karte von einer Wahrsagerin erhalten hat, und berichtet es Tamwyn. Der befiehlt ihr, die Karte zu stehlen. Er selbst dringt in Gareths Kopf ein, um ihn mit Versprechungen von Macht auf seine Seite zu ziehen. Obwohl es Gareth nicht gelingt, den Magier aus seinem Kopf zu drängen, widersteht er dem Vorschlag. Tamwyn könnte ihn mit dem Schnippen eines Fingers töten, doch er ist von Gareths Kampfgeist beeindruckt und verschont ihn. Bevor er sich aus Gareth zurückzieht, droht er ihm, dass Gareths Handeln Haus Cormac in den Abgrund reißen wird.
Bei den nächsten Ausritten mit Gareth sehnt sich Beltaine danach, den Herzschlag von Gareth in ihrem Kopf zu hören. Sie wünscht sich den Moment, in dem sie sich sicher wie nie zuvor gefühlt hat, wieder zu erleben. Doch Gareth blockt ab. Um ihm zu beweisen, dass sie ihm vertraut, verrät sie ihm, dass sie Lord Gallen heiraten soll. Damit beabsichtigt ihr Bruder, die Rebellion gegen den Kaiser zu stärken. Gareth, dessen Gefühle für Beltaine von Tag zu Tag gewachsen sind, zögert zunächst. Um alle Zweifel zu beseitigen, bittet Beltaine ihn, auf ihr Herz zu hören. Nach einem Zögern willigt Gareth ein und er bringt ihre beiden Herzen in Einklang. Sie verlieren sich in dem Takt und erkennen, dass sie füreinander bestimmt sind, und werden ein Liebespaar.
In der Zwischenzeit ist es Beryll gelungen, die Karte zu stehlen.
Kurz danach wird Gareth durch eine Falle von Beltaines Bruder Radcliffe aus Wilford Mors verwiesen. Zurück beim Kaiser hört er Tag und Nacht Beltaines Herzschlag. Unter dem Vorwand, so den Frieden des Reiches zu schützen, bittet Gareth den Kaiser, Beltaine heiraten zu dürfen. Der lehnt ab.
Beltaine erkennt, dass sie schwanger ist. In ihrer Not fallen ihr die Karte und das Kribbeln ein, sobald sie diese berührt hatte. Durch sie erhofft sie in Kontakt mit Gareth zu treten. Doch die Karte ist weg. Beltaine wird klar, dass sie sich Lord Gallen, der auf dem Weg nach Wilford Mors ist, um sie zu heiraten, allein stellen muss. Am Tag der Hochzeit gesteht sie öffentlich, dass sie nicht mehr unberührt ist.
Lord Gallen reist ab und ihr Bruder brandmarkt sie mit dem Mal der Hure. Er schickt einen Vertrauten zum Kaiser, um Gareths Kopf zu fordern. Dieser verweigert den Wunsch. Er lässt Gareth jedoch auspeitschen und befiehlt, dass Gareth und Beltaine heiraten.
Kurz vor der Hochzeit trifft sich Beryll mit Tamwyn und übergibt ihm die Karte. Mit ihr ist er in der Lage, in Beltaines Kopf zu dringen.
Gareths Vater kommt zur Hochzeit. Gareth sucht das Gespräch mit ihm, doch er ist nicht in der Lage, seinem Vater zu verzeihen. Es ist das letzte Gespräch der beiden, da Tamwyn seinen Vater in der Hochzeitsnacht tötet. Gareth macht sich Vorwürfe und ihm fällt Tamwyns Warnung ein, dass sein Handeln Haus Cormac fällen wird. Er erzählt Beltaine davon. Die bittet Gareth, sie in ihrer Gabe zu unterrichten, um gemeinsam gegen Tamwyn zu kämpfen.
Sie brechen mit Gareths älterem Bruder zu dessen Krönung auf die Inseln auf, werden überfallen und Gareths Bruder stirbt. In der folgenden Nacht schafft es Tamwyn, mit der Karte in Beltaines Kopf zu dringen. Er befiehlt ihr, Gareth zu töten. Der wacht rechtzeitig auf und es kommt zum Kampf. Gareth ringt Beltaine nieder und fordert von ihr, sich an den Einklang der Herzen zu erinnern. An ihre Bestimmung zu denken. Beltaine gelingt es, sich aus Tamwyns Griff in ihrem Kopf zu befreien und ihn mit Gareths Hilfe für den Moment zu schlagen. Sie reisen weiter auf die Inseln, wo sie beide gekrönt werden.
Monate später zieht Tamwyns Macht ihn aus seinem Körper in eine Hütte. Dort beobachtet er die Geburt eines Mädchens, das die Luft vor Magie zum Flirren bringt. Er bekommt mit, dass Gareth der Vater des Kindes ist. Tamwyn beschließt, es zu suchen, um es für seine Zwecke in der schwarzen Magie auszubilden.
Acht Jahre später herrschen Beltaine und Gareth gemeinsam über die Inseln.
Beltaine ist erneut an der Prüfung zur Meisterin der Magie gescheitert. Gegenüber Gareth äußert sie Zweifel daran, die auserwählte Magierin zu sein. Zudem sträubt sich alles in ihr gegen diese Prüfung, da sie dafür in Gareths Geist eindringen muss. Der sieht darin nur einen Vorwand, sich nicht ihren Zweifeln zu stellen und ermutigt sie, die Aufgabe anzunehmen.
Zur gleichen Zeit dringt Tamwyn in Lord Gallens Kopf ein und bringt in dazu, Lord Madden um die Hand von dessen Tochter zu bitten. Er braucht diesen Bund, um weiter Einfluss auf die Lords zu nehmen. Lord Madden stimmt dem zu.
Gareth erhält eine Einladung zu der Hochzeit. Nach einem Gespräch mit Beltaine beschließt er, mit ihr zu der Heirat nach Lifwick zu reisen. Jedoch besteht er darauf, dass sie zuvor die Prüfung zur Meisterin der Magie ablegt. Zudem verlangt er, dass sie die Gabe des Urquells in sich wecken und meistern muss. Ermutigt von der Aussicht, ihre Heimat wieder zu sehen, stimmt sie dem zu. Bei einem erneuten Versuch weckt sie für kurz ihre Gabe des Urquells, ist jedoch nicht in der Lage sie zu meistern.
Am nächsten Tag sucht Gareth Rat bei Sorcha. Die Wächterin der Inseln ist ihm näher als seine Mutter und steht ihm seit der Kindheit mit Rat bei.
Zur gleichen Zeit versucht Beltaine, nicht wissend, dass sie guter Hoffnung ist, die Gabe erneut in sich zu wecken. Obwohl ihr dies gelingt, ist sie nicht imstande, diese zu bändigen. Beltaine erleidet eine Fehlgeburt und fällt in Ohnmacht.
Umnachtet sieht sie ein Mädchen, das Gareth bis auf die roten Haare wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht. Wieder erwacht, erzählt sie ihm davon. Das weckt die Erinnerung an Dawn in ihm. Er berichtet Beltaine, dass er drei Monate bevor ihn damals der Kaiser nach Wilford geschickt hat, bei ihr lag. Dabei wird ihm bewusst, dass er einen Bastard hat. Ohne Beltaine zu fragen, beschließt er, das Kind zu suchen, wenn er in Keston ist, und auf die Inseln zu bringen. Beltaine ist schockiert, dass er sie nicht gefragt hat. Es kommt zu Streit, am nächsten Tag bricht Gareth ohne Beltaine nach Keston auf.
Tamwyn weiß seit der Geburt vor acht Jahren von Nelia. Er spürt das Erwachen ihrer Magie. Als Geist erscheint er dem Mädchen mehrmals auf dem Hof in der Nähe von Lifwick, auf dem sie mit ihrer Mutter Dawn lebt. Dabei erfährt er, dass beide zu der Hochzeit von Lord Gallen wollen.
Obwohl Nelia vor dem Geist Angst hat, fasziniert er sie. Als der ihr sagt, dass ihr leiblicher Vater ein König ist und zur Hochzeit kommt, beschließt sie, ihn dort zu suchen.
Beryll lebt trotz des Bastards mit Radcliffe immer noch in Wilford. Sie plant, dessen Frau und Sohn zu töten, damit ihr Sohn Radcliffes Erbe wird. Darum bittet sie Tamwyn, ihr seine Macht zu leihen, um Radcliffes Frau mit einem Blutzauber an sich zu binden. Der willigt ein. Als Radcliffe zu Lord Gallens Hochzeit reist, ergreift sie die Gelegenheit. Durch die Magie an sie gebunden, bringt Beryll Radcliffes Frau dazu, ihren Sohn von der Stadtmauer zu werfen und ihm in den Tod zu folgen.
Tamwyn ist inzwischen bei Lord Gallen. Er berichtet ihm von Nelia und Dawn und schlägt ihm einen Pakt vor: Lord Gallen darf Dawn behalten und sich mit ihr vergnügen, während er Nelia bekommt.
Lord Gallen stimmt zu, da ihm das die Gelegenheit gibt, sich am Gareth zu rächen. Um sich Lord Gallens Treue zu versichern, bindet Tamwyn ihn mit Magie an sich.
Geschwächt vom Alter und ausgelaugt von der Magie, stirbt Sorcha. Als Deyrdre sie am nächsten Morgen leblos in ihrer Hütte findet, eilt sie zu Beltaine. Diese beschließt, Gareth nichts davon zu sagen, da sie ihm vor dem Treffen mit Lord Gallen nicht in der Konzentration stören will. Deyrdre kehrt in ihre Gemächer zurück und erwischt ihren Mann in flagranti mit seinem Diener. Statt ihn zu verraten, schweigt sie.
Francis reist als Vertreter des Kaisers mit Rowan nach Lifwick. Von Lord Gallen, dessen Spion er am Hof des Kaisers ist, erfährt er von Nelia und Dawn. Francis sieht die Gelegenheit gekommen, sich an Dawn rächen, da diese einst Gareth ihm vorzog. Dazu schlägt er Lord Gallen vor, Radcliffe von dem Bastard zu erzählen, um so den Zwist zwischen Gareth und Radcliffe weiter zu schüren. Lord Gallen stimmt ein. Am Tag der Hochzeit fängt Francis Dawn und Nelia am Stadttor ab und lässt sie in das Verlies werfen. Er besucht sie am Abend und befiehlt ihr, Radcliffe zu sagen, dass Gareth nach seiner Rückkehr aus Wilford bei ihr lag. Weigert sie sich, tötet er Nelia. Verschreckt stimmt Dawn zu.
Als Gareth in Lifwick ankommt, versöhnt er sich mit Radcliffe. Diese Aussöhnung ist jedoch nur von kurzer Dauer, da Francis und Lord Gallen Radcliffe Nelia zeigen. Sie sagen ihm, dass das Mädchen nach der Rückkehr von Gareth aus Wilford vor acht Jahren gezeugt wurde. Radcliffe zweifelt das an und fragt bei Dawn nach. Diese bestätigt es. Radcliffe sieht Beltaines und die Ehre seines Hauses verletzt und schwört Rache an Gareth. Nachdem er das Zimmer verlassen hat, bittet Francis Lord Gallen, Dawn für seine Zwecke zu erhalten. Der stimmt zu und verlässt den Raum. Als Francis Dawn aus dem Zimmer zerrt, stellt sich ihm Nelia in den Weg. Francis schlägt sie zu Boden und lässt die bewusstlose Nelia allein zurück.
Zur gleichen Zeit vertraut sich Gareth Rowan an und bittet ihn, bei der Suche nach Nelia zu helfen. Der schlägt ein.
Beltaine träumt in der Nacht von Dawn, wie sie in einem Ofen verbrennt. Sie beschließt, es Gareth zu sagen. Dafür muss sie jedoch die Prüfung zur Meisterin der Magie bestehen.
Noch vor dem Morgengrauen holt Tamwyn Nelia zu sich und bringt sie zu seiner Hütte, um sie in der schwarzen Magie zu unterweisen. Bevor sie wieder das Bewusstsein erlangt, bindet er sie mit einem Blutzauber an sich.
Am frühen Morgen reitet Francis mit Dawn zu einem von Lord Gallens Ofen, um sie zu töten. Dawn versucht zu fliehen, es kommt zu einem Handgemenge. Dabei verliert sie ein Amulett, das Gareth ihr einst schenkte. Den Tod vor Augen sagt sie Francis, dass auch nur der kleinste Augenblick mit Gareth mehr wog als ein Leben mit ihm. In rasender Wut tötet der Dawn und verbrennt ihre Leiche.
Auf der Suche nach Nelia hört Gareth Beltaines Stimme im Kopf. Sie erzählt ihm von ihrem Traum. Bevor er ihr zum Bestehen der Prüfung gratulieren kann, beendet sie die Verbindung. Gareth schickt Rowan nach Lifwick zurück, während er zum Ofen reitet, um Dawn zu retten. Er kommt zu spät und findet nur das Amulett. Er verdächtig Francis, da er ihn seit Jahren für einen Spion von Lord Gallen hält.
Am selben Tag erreicht Radcliffe die Kunde vom Tod seiner Frau. Er reist sofort nach Wilford. Gebrochen und angestachelt von seinem Bruder, der Beryll ohne Beweis für die Tat beschuldigt, lässt er sie ins Verlies werfen.
Mithilfe von Tamwyn gelingt es Beryll, Zweifel in Radcliffes Kopf zu pflanzen. Im letzten Moment stoppt der ihre Hinrichtung. Durch Magie geleitet, bekennt er sich mit einem Kuss öffentlich zu ihr.
Nachdem Gareth erfolglos dem Kaiser von seinem Verdacht gegenüber Francis erzählt hat, kehrt er auf die Insel zurück. Obwohl die Stimmung zwischen Beltaine und ihm noch immer angespannt ist, sehnen sich beide nach der Versöhnung. Dies misslingt, als Beltaine ihm von Sorchas Tod erzählt. Es kommt zum erneuten Streit, doch im letzten Moment erkennen sie, dass sich das Netz ihrer Feinde immer enger um sie zieht. Gestärkt durch Beltaines Gabe des Urquells, gehen sie einen bisher nie gewagten Bund ein: den Blutbund. Durch ihn sind ihre Seelen bis über den Tod hinaus miteinander verbunden.
Die Geschichte endet damit, dass Lord Gallen mit Lords von den Inseln einen neuen geheimen Pakt schließt, um Beltaine und Gareth zu fällen.
Mit weit aufgerissenen Augen kniete Gareth vor Beltaine und starrte zu ihr hinauf. Schweiß rann ihm die Stirn hinunter, Wind verwirbelte ihm die Haare. Er stöhnte, schwankte. Mit einer Hand stützte er sich auf dem Felsen neben sich ab. Sein Arm zitterte wie sein gesamter Körper. Doch ein Wille, härter als Stein, lag in dessen Blick. Dabei fehlte bloß ein Gedanke von Beltaine und er wäre ihr untertan.
»Tu es oder ich stürze dich von den Klippen! Brich meinen Willen, sonst breche ich dich!« Gareth übertönte das Tosen der Brandung unter ihnen.
Woher nahm er diese Kraft? Diesen Willen?
Seine Tunika klebte ihm am Körper, deutlich erkannte sie das Zittern der Muskeln. Ein Gedanke, ein Wort und er wäre tot. Mit einer Handbewegung könnte sie die Luft zu einem Faden bündeln, der ihm die Kehle zuschnürte.
»Tu es!«
Sie zögerte. Magie war ein Geschenk. Eine Gabe, kein Mittel, um zu töten.
Sie sah zu Gareth, der in diesem Augenblick ihr Feind war. Ihre Prüfung, der Fels, den sie brechen musste, um an die Gänze ihrer Gabe zu gelangen.
Warum zögerte sie?
»Weil du Mitleid hast. Vergiss die Gefühle, das Herz muss immer dem Verstand folgen. Denke an das Ziel. Blende aus, wer ich bin. Mein Körper zählt nicht. Es ist der Geist, den du bezwingen musst. Wer sagt dir, dass sich Tamwyn nicht meiner bedient hat, um dich zu täuschen? Lege deine Skrupel ab und besiege mich!«
Beltaine sah ihn an. Sein Blick bohrte sich wie eine glühende Speerspitze in sie, drang tief in ihren Geist ein und wühlte darin herum. Bilder blitzten vor ihr auf. Sie sah sich am Totenbett ihrer Mutter. Hielt ihren am Fieber gestorbenen Sohn im Arm. Drückte das kleine Bündel an sich.
Beltaine legte die Hand vor ihren Mund und schrie auf. Der Schmerz stach einer Horde Hornissen gleich auf sie ein. Sie sackte auf die Knie.
Gareth erhob sich, schwankte leicht und streckte den Arm aus. Keine zwei Atemzüge später flirrte die Luft um ihn herum. Die Wärme der Sonnenstrahlen kribbelte ihr auf der Haut und zog sich zusammen.
Gareths Arm vibrierte, es kam ihr vor, als würde sich die Luft vor ihm verdichten. Ein Ruck zog durch ihn, goldene Lichtpunkte schwebten vor ihm und bündelten sich zu einem Faden. Gareth schrie auf und der Lichtfaden schoss auf Beltaine zu. Obwohl sie den Kopf im Reflex zur Seite drehte, spürte sie die Wärme, als er an ihren Wangen entlangstrich.
Sie ruderte mit den Armen und fiel.
Ein Knall, der Boden bebte, Wärme verteilte sich in einer Welle über dem grasigen Untergrund. Dann herrschte bis auf die Brandung Ruhe.
Das verkohlte Gras neben Beltaine dampfte.
Mit einem Stöhnen sackte Gareth auf die Knie, fiel auf die Seite und rührte sich nicht.
Die Starre wich aus Beltaine, rasch robbte sie auf ihn zu. »Gareth!« Er blieb still.
Ihr Herz stockte. Seit dem Blutbund hatte seine Magie an Stärke gewonnen. Doch heute hatte sie ihn gefordert, ihn mit ihrer Gabe in die Knie gezwungen und beinahe seinen Willen gebrochen. Hatte ihn das überfordert?
»Gareth!« Sie beugte sich über ihn, keinen Wimpernschlag später spürte sie den kalten Stahl einer Klinge an ihrer Kehle. Mit einem Ruck setzte sie sich auf. »Bist du noch bei Trost?« Sie strich sich über den Hals.
Auf die Unterarme gestützt sah Gareth sie an. »Wäre ich Tamwyn, wärst du jetzt tot. Vertraue nicht den Augen, sondern deiner Gabe. Lausche auf den Herzschlag, bevor du dich über den Feind beugst. Vor allem, trage immer eine Waffe bei dir!«
»Ich wäre nicht tot. Tamwyn hungert es nach meiner Magie. Bringt er mich um, erlangt er meine Gabe nicht. Magie verlangt Stärke, keinen Dieb zum Meister. Er muss mich mit Magie töten, nicht mit einer Waffe.«
»Sofern es deine Magie und nicht dein Leben ist, was er begehrt.«
Sie schnaufte und streckte ihm die Hand hin. Er ergriff sie und beide stemmten sich vom Boden hoch.
Auf wackligen Beinen tapsten sie zu einem kleinen schwarzen Felsen, sanken in das Gras und lehnten sich an den kalten Stein. Gareth löste seinen Beutel vom Gürtel, zog zwei Honigtaler heraus und reichte sie ihr. Gierig aß Beltaine, legte den Kopf an seine Schulter und betrachtete Conaghan auf der Hochebene gegenüber.
Die weiße Stadtmauer stach im Blau des Himmels hell hervor, der Burgfried ragte einem Speer gleich in die Höhe. Die Helme der Wachen auf dem Wehrgang reflektierten das Licht der Sonne. Es sah so friedlich, so stark und unbeugsam aus.
»Ich liebe diesen Platz. Als Junge ritt ich oft hierher und betrachtete die Burg. Ich war eins mit der Insel. Der Geruch des Salzes, die Brandung der Wellen. Der Schrei einer Möwe. Der Anblick von Conaghan, das war meine Freiheit. Das bin ich.« Er wandte sich an Beltaine. »Das gilt es, zu schützen, vollkommen gleich, was es uns kosten mag.«
»Was meinst du?«
»Einerlei, wer vor dir steht. Zögere nicht. Was du auch siehst oder fühlst. Bleibe besonnen und handle.«
Sie wollte etwas sagen, Gareth legte ihr jedoch den Finger auf den Mund. »Bel, seit dem Blutbund höre und fühle ich alles von dir. Es hat uns zu einem Ganzen geformt. Deine Angst, mich oder unsere Kinder zu verlieren, schwirrt um dich wie Motten um das Licht. Verschließe sie in deinem Herzen hinter einer Wand aus Stahl, sobald du Tamwyn gegenübersteht. Wenn es zum Kampf gegen ihn kommt, ist es der Pakt unserer Seelen, der uns stärkt. Wir sind eins. Welche Opfer uns die Fehde gegen Tamwyn auch abverlangt, wir dürfen nie daran zweifeln. Zweifel schwächen die Magie. Wohingegen Liebe ihre Quelle ist und sie bis zur Sonne und darüber hinaus wachsen lässt. Sie bringt uns den Sieg über Tamwyn.«
»Was macht dich so sicher?«
Er legte ihre Hand auf seine Brust, sofort hallte sein Herzschlag in ihrem Kopf.
Tock. Tock. Tock.
Sanft. Beherrscht. Stark.
Beltaine versank in dem Takt und sog ihn tief in sich ein, bis der Puls mit ihrem Herzen im Einklang war. Sie vernahm nichts außer die beiden Schläge, die sie erfüllten und ihr sanft durch die Adern flossen. Es war eine Symphonie.
»Einerlei, was kommt, zweifeln wir nie an uns und der Liebe. Sie ist der Weg, den wir beschreiten müssen, vollkommen gleich, wie steinig er ist.«
Beltaine trat an die Spitze der Klippe. Ihr Blick glitt über die See, die einem wogenden silbernen Teppich glich, bis zu dem Punkt, an dem diese mit dem Himmel verschmolz. Dort lauerte Tamwyn in Keston, um alle mit seiner schwarzen Magie zu vernichten. Er und Nelia.
Bei dem Gedanken an Gareths Bastard drehte sie sich zu ihm um. »Was ist mit Nelia? Sie ist seit zehn Jahren bei ihm und müsste im Vollbesitz ihrer Kräfte sein.«
Gareth trat neben sie. »Mit Glück nicht.«
»Was meinst du?«
»Tamwyn fehlt der Quarz. Ihm steht nur der Ring meines Vaters zur Verfügung, um die Energie des Quarzes zu nutzen. Aus diesem Grunde vermute ich, es nimmt mehr Zeit in Anspruch, Nelia zu formen.« Wie immer, wenn Gareth von seiner ältesten Tochter sprach, fasste er sich an das Amulett.
Beltaine ergriff seine Hand. »Es war nicht deine Schuld. Du hast nichts von Nelia gewusst.«
»Unwissenheit schützt nicht vor Schuld. Sie ist von meinem Blut, ein Teil meiner Familie. Der Gedanke, dass Tamwyn sie mit seinem Hass verpestet, sie unter Umständen mit einem Blutzauber an sich gebunden hat, schnürt mir den Atem ab. Ich muss sie finden und ihr zeigen, dass es mehr gibt. Dass ich sie liebe.«
Er drehte sich um, Beltaine ergriff ihn am Arm. »Wir werden ihr zeigen, dass Liebe größer als Hass ist. Wenn sie nur einen winzigen Teil von dir in sich trägt, weiß sie das.«
Im Stillen hoffte sie, dass sich das Opfer dafür in Grenzen hielt. Doch in ihrem Magen stach es. Das war nie ein gutes Zeichen.
»Du bist zu einer Schönheit erblüht.« Der Blick von Lord Averys eisblauen Augen lag mit einem gefährlichen Funkeln auf Nelia.
Ihre Eingeweide krümmten sich zusammen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und aus dem Zimmer gerannt. Doch schon bei dem Gedanken daran meldete sich ein Schmerz hinter ihrer Stirn, als würde ihr ein Eispickel durch die Knochen dringen. Der Meister hatte ihr einen Befehl gegeben, dem musste sie folgen. War sie doch durch Blutzauber an ihn gebunden.
»Erinnerst du dich noch an mich?«
Nelia nickte. Mit dem ersten Schritt in den Raum war die Erinnerung über ihr zusammengebrochen und hatte ihr die Brust zugeschnürt. Alles in dem Zimmer brachte ihr den Abend ins Gedächtnis, an dem sie vor zehn Jahren ihre Mutter zum letzten Mal gesehen hatte. Der Tisch, die Stühle, die Kommode.
Lord Gallen.
Francis.
Der Name hatte sich ihr tief ins Herz gegraben und brannte ihr wie heiße Glut auf der Seele.
Ebenso wie Gareth. Ihr Erzeuger hatte sie im Stich gelassen und auf einem Bauernhof verkümmern lassen. Bei den Gedanken an die beiden flackerte Wut in ihr wie von Luft angefachte Glut auf und wuchs zu einem Feuer in ihren Eingeweiden an.
Nelia war versucht, ihren Zorn mit einem Schrei zu entladen. Doch Gefühle zu zeigen, bedeutete Schwäche. Sie war dazu verdammt, Lord Gallen lächelnd gegenüberzusitzen. Ihre Zeit der Rache an ihm, Francis und Gareth würde kommen. Der Meister hatte es ihr versprochen.
»Du bist nicht sehr gesprächig, oder?«
»Lord Gallen, gebt mir einen Grund, zu reden.«
Der Lord maß Nelia, langsam fuhr er jeden Zoll in ihrem Gesicht ab. Der Blick legte sich ihr wie eine mit Dornen besetzte Schnur auf ihre Haut. »Ganz der Vater. Keinen Respekt.« Er kam um den Tisch und stellte sich neben sie.
Nelia starrte auf den leeren Stuhl vor sich.
Atmen. Ein und aus. Ruhe bewahren, ermahnte sie sich.
Wie konnte der Lump es wagen, sie mit ihrem Erzeuger zu vergleichen? Mit einem Lächeln, das schwerer wog als tausend Kellen voller Wasser, drehte sie ihm den Kopf zu. »Wäre ich wie mein Erzeuger, wärt Ihr bereits tot.«
Das Scheppern von Schritten auf dem Steinboden verriet ihr, dass sich die Wache näherte. Drei Atemzüge später stand ein schlanker großer Mann neben ihr und legte die Hand auf den Griff seines Schwertes.
Nelia wandte sich an Lord Gallen. »Ihr habt Angst vor meinen Worten? Was soll ich gegen ein Schwert ausrichten? Ich bin bloß ein unschuldiges Mädchen.«
Dabei reicht ein Gedanke, ein Befehl von mir, in euren Köpfen aus und ihr wärt mir hörig.
Das hatte ihr jedoch der Meister verboten. Ihr Ziel war Westlyn. Dort lag ihre Aufgabe zur Meisterschaft in der Magie.
»Du hast Schneid, das gefällt mir.« Lord Gallen wedelte die Wache mit der Hand weg. »Also, du unschuldiges Mädchen, was willst du von mir? Wer schickt dich?«
Sie sah zu der Wache. »Unter vier Augen sage ich Euch alles, was Ihr wissen müsst.«
Lord Gallen lachte auf. »Schau so unschuldig, wie du willst. Ich traue dir nur so weit, wie ich gegen den Wind spucken kann. Sei froh, dass ich dich nicht in mein Bett zerre und dir zeige, wer der Herr ist.«
»Versucht es und alles, was Ihr Euch erträumt, zerfällt zu Asche.« Nelia erhob sich.
Sofort ergriff Lord Gallen ihren Arm und stellte sich vor sie. »Einen Schritt und ich nehme dich vor Longdale!«
Für einen Wimpernschlag vergaß Nelia, zu atmen. Lord Gallens eisiger Blick traf sie unvorbereitet. Sie zerrte an ihrem Arm. Gallen presste ihr seine Finger in die Haut, bis sie aufstöhnte und helle Blitze vor ihren Augen sah.
»Eine Wildkatze. Das gefällt mir.« Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und presste sie fest an sich. Sein Atmen strich ihr über die Wange, sie drehte den Kopf zur Seite.
Er packte Nelias Hinterkopf an den Haaren und bog ihren Kopf zurück. Ein stechendes Ziehen schoss ihr durch den Schädel.
Grinsend erschien sein Gesicht über ihr. In der freien Hand hielt er einen Dolch, dessen Klinge das Licht der Sonne reflektierte. Er drücke ihr das kalte Eisen auf eine Backe.
»Siehst du die Narbe?« Er zeigte mit der Klinge auf den blassrosa Strich quer auf seiner rechten Wange. »Die verdanke ich deinem Vater. Wenn du nicht willst, dass ich dein hübsches Gesicht mit meinem Dolch entstelle, rede!« Mit den letzten Worten drückte er die Dolchspitze wieder in ihre Wange. Die Haut gab nach und ein leichtes Brennen breitete sich auf ihrer Backe aus.
Nelia vergaß ihr Versprechen an den Meister. Sie musste raus aus dem Zimmer, weg von Lord Gallen. Die Strafe des Meisters dafür war ihr gleich. Alles drehte sich vor ihr. Jeder Atemzug fühlte sich an, als zöge sie Rauch in sich. Ihre Kehle war staubtrocken. Dabei genügte ein Wort, ein Gedanke, ein Strich über ihren Ring, und sie wäre frei.
Ein warmer Hauch streifte ihre Wange, der Geruch nach Salz stieg ihr in die Nase.
Nelia lächelte. Der Meister ließ sie nicht im Stich.
»Was grinst du so ...?« Lord Gallen erstarrte für einen Atemzug.
Mit drei Schritten war die Wache bei ihm. »Mein Lord, geht es Euch gut?« Der Mann legte eine Hand auf seinen Schwertgriff.
Lord Gallen blinzelte, sah von Nelia zur Wache. Langsam löste er den Griff, schüttelte den Kopf und setzte sich wieder.
Erleichtert atmete Nelia auf.
»Es ist alles in Ordnung, Longdale. Lass uns allein.«
»Mein Lord, ich halte es für keine gute Idee -«
»Troll dich!« Gallen winkte die Wache aus dem Raum.
Der Mann verbeugte sich und verließ das Zimmer. Der sanfte Hauch, der um Nelias Wange strich, klang ab. Die Tür fiel ins Schloss und Nelia war mit Lord Gallen allein.
***
»Wie stellst du dir das vor? Bei deiner Schönheit bezweifle ich nicht, dass du den Weg in das Bett des Kronprinzen findest. Aber wie gedenkst du, nach dem Mord an Henry aus Westlyn zu fliehen?«
»Vertraut mir.«
»Dir vertrauen? Du bist noch ein Kind. Wie viele Sommer zählst du?«
»Fast achtzehn. Doch das ist nicht von Belang. Ich erfülle meine Aufgabe, Ihr die Eure.«
»Dir ist klar, dass der Kronprinz mit dir verwandt ist? Hat dir dein Meister das gesagt?«
»Familie ist nur ein Traum. Blut bedeutet nicht, dass man sich hilft. Taten zeigen, wer Familie, wer Freund und Feind ist.« Nelia strich sich zum wiederholten Mal über den Quarz in ihrem Ring.
Lord Gallen tatenlos gegenüber zu sitzen, brannte ihr wie Gift ein Loch in den Faden ihrer Geduld. Sie wollte mit seinem Herzschlag spielen. Ihn immer wieder stoppen, bis er bettelnd und sabbernd in seinem Erbrochenem vor ihr lag. Leider brauchte der Meister ihn.
Noch.
»Sobald Ihr von Henrys Tod erfahrt, sammelt die Gegner des Kaisers und führt sie gegen ihn. Tötet ihn, wenn es Euch beliebt. Gareth Cormac ist tabu. Er muss überleben. Steht Ihr ihm gegenüber, denkt nichts.«
»Wieso? Kann er meine Gedanken lesen?«
Nelia nickte. »Er ist ein Meister der Säulen der Magie.« Sie erhob sich und streckte ihm die Hand hin. »Habe ich Euer Wort?«
Lord Gallen strich sich über seinen rot-grauen Bart. Sein Blick glitt an ihr entlang, langsam erhob er sich.
»Abgemacht.« Er schlug ein.
Bei der Berührung fegte ein Kribbeln durch sie. Dem Mann die Hand zu geben, der ihre Mutter Francis überlassen hatte, weckte den Würgereiz in ihr. Galle stieg ihr in den Mund, doch sie schluckte sie hinunter. Ihre Stunde der Rache würde kommen.
Erst Francis, dann Lord Gallen. Zuletzt ihr Erzeuger.
»Brecht Euer Wort und mein Meister kommt zu Euch.« Sie löste den Griff, wischte die Hand an ihrer Hose ab und verließ das Zimmer.
»Mit welcher Begründung hat Lord Madden den Holzpreis verdoppelt?«
»Der Sturm im letzten Herbst hat die Hälfte der Bäume entwurzelt, Vater.«
»Hat er das?« Gareth setzte sich im Stuhl auf und sah Dorian an. Der rasende Herzschlag seines ältesten Sohnes hämmerte ihm im Schädel.
»Verzeiht Vater, ich habe Euch enttäuscht.« Dorian senkte den Kopf, seine Schultern sackten zusammen und er starrte auf seinen Schoß. Sein Herzschlag glich in Gareths Schädel einem Orkan, der an seine Stirn trommelte.
»Sieh mich an, Dorian.«
Langsam hob er den Kopf. »Ich bin nicht würdig, Euch nachzufolgen. Ich bin kein Magier und kann Menschen nicht überzeugen.« Er sah auf seine Hände. »Ich bin ein Kämpfer. Kein Thronerbe. Brandon wäre besser geeignet. Er ist ein Magier und weiß mit Leuten zu reden. Jeder mag ihn. Ich bin ein Nichts gegen ihn.«
Gareth musterte Dorian ernst. »Wer hat dir das eingeredet? Du bist mein ältester Sohn. Mein Erbe.«
»Das heißt nicht, dass ich ein Erbe bin, Vater. Linnet ist älter. Sie ist klug wie Mutter. Warum ist es ihr verboten, Euch nachzufolgen? Das ergibt in meine Augen keinen Sinn.«
Gareth stimmte ihm im Stillen zu. Nicht das Geschlecht, sondern die Befähigung sollte über das Erbe entscheiden. Wobei er an Dorians Eignung, über die Inseln zu herrschen, nicht zweifelte.
»Ich liebe das Kämpfen. Worte sind für mich ein Wall, den zu brechen ich nicht in der Lage bin. Das Schwert ist meine Waffe, nicht das Wort. Ich will kein König werden. Nehmt Brandon. Oder Linnet. Aber bitte verschont mich.«
Still betrachtete Gareth seinen Sohn. Das braune Haar schimmerte im Licht der Sonne, die das Zimmer flutete. In der Woche bei Lord Madden war sein Gesicht schmaler geworden, dunkle Ringe lagen um seine Augen. Dorians Wangenknochen traten hervor und er hatte abgenommen. Ebenso war das Funkeln in seinem Blick verschwunden. Stumpf, wie eine abgenutzte Waffe, saß er auf dem Stuhl.
»So kenne ich dich nicht. Was ist in Nemwist mit dir geschehen?«
»Ich … Lord Madden hat mich mit Worten überrumpelt.« Dorian setzte sich im Stuhl auf, seine geröteten Wangen standen im Gegensatz zu seinen müden Augen. »Verzeiht, Vater. Ich bin nicht dazu geeignet, König zu sein. Ich stehe an der Spitze unseres Heeres, wenn Ihr darauf besteht. Für Euch ziehe ich bis zum letzten Atemzug in die Schlacht und stelle mich dem Feind. Das ist meine Welt.«
Mit jedem Wort von Dorian breitete sich Wärme in Gareths Magen aus. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er einst selbst so dachte.
»Magie ist keine Waffe, Dorian. Sie ist ein Geschenk, um zu helfen. Menschen mit ihr an sich zu binden, ist leicht. Die wahre Kunst besteht jedoch darin, sie mit Worten und Taten für sich zu gewinnen. Wer denkst du, folgt dir bis in den Tod? Der durch Magie an dich Gebundene oder der Krieger, der an dich glaubt und sich mit dir den Feinden stellt?«
Dorian strich sich über seinen Dreitagebart. »Beide. Doch das Band der Magie ist stärker.«
»Was führt dich zu diesem Schluss?«
»Der Krieger kann im Angesicht der Feinde umdrehen und vom Schlachtfeld fliehen. Der mit Magie Gebundene nicht. Dieses Band kann man nicht brechen. Nur der Magier ist dazu im Stande.«
»Das stimmt nur zum Teil. Magie ist eine mächtige Waffe, die dem Besitzer Macht über andere verleiht. Doch es gibt eine Gabe, die größer ist. Welche, denkst du, ist das?«
Dorian schürzte die Lippen und sah zum Regal an der Wand. Er besah ein Buch nach dem anderen, als stünde auf den ledernen Einbänden die Lösung.
»Du findest die Antwort auf die Frage nicht in den Büchern.« Er kam um den Tisch und stellte sich neben Dorian. »Steh auf.«
Sein Sohn schob den Stuhl zurück und drehte sich zu ihm um. Auf Augenhöhe sahen sie sich an.
Gareth ergriff Dorians Hand und legte sie auf seine Brust. »Im Herzen wohnt die größte aller Mächte: die Liebe. Für die Menschen, die du liebst, bist du bereit, dich zu opfern. Dein Herz weist dir den Weg, höre auf seine Stimme. Selbst die stärkste Magie unterliegt der Kraft der Liebe. Sie sprengt Geistfäden, Willensketten und löst das Band des Blutzaubers. Ich ließ mich für deine Mutter öffentlich auspeitschen. Ich wäre für sie gestorben, wenn sie das vor Lord Gallen bewahrt hätte.«
Gareth trat dicht vor Dorian, roch dessen sauren Schweiß, das Salz der See ihn sein Haaren und sah die Zweifel in seinen braunen Augen. Der Glanz darin war nur mehr ein mattes Glühen. Doch tief darin lag ein Schimmer verborgen, der einer Glut glich, die nur Luft benötigte, um zu entfachen.
»Wie dir widerstrebte es mir einst, König zu sein. Mit fünfzehn habe ich mich von meiner Heimat und der Familie getrennt. Nicht, weil ich sie verabscheute, sondern weil ich sie liebte und schützen musste.«
»Wovor?«
»Vor der Gier meines Vaters. Sie drohte, die Morinalls und Haus Cormac in den Abgrund zu ziehen.«
»Warum?«
»Mein Vater verlangte von mir, Mainhart zu töten, um selbst den Thron aller Lande zu besteigen.«
Dorians Augenbrauen schossen in die Höhe. »Dann ist das kein Gerücht?«
»Nein.«
»Warum habt Ihr dem Befehl widersprochen?«
»Weil Mainhart ein Teil meiner Familie ist. Er ist mein Onkel. Wie bin ich in der Lage, mein Blut zu schützen, wenn ich es gleichzeitig in das Verderben führen soll? Ich folgte der Stimme des Herzens. Die Liebe für die Inseln und mein Haus lodert wie eine Fackel hell und heiß in mir. Darum war ich bereit, alles zu opfern. Dieser folge ich noch immer. Aus diesem Grund wurde ich König der Morinalls.«
Dorian lachte verbittert. »Ihr seid ein Meister der Herzen und hörtet von Beginn an Mutters Herzschlag. Es war Euch vorherbestimmt. Doch ich höre nichts. Ich bin ein Blinder unter Sehenden.«
»Du bist mein Sohn. Mein Blut fließt durch deine Adern. Darum weiß ich, dass du bereit bist, dich deinen Ängsten und Zweifeln zu stellen. Die Krieger lieben dich, sie schätzen deine Tapferkeit. Du bist ihr Vorbild. Wieso zweifelst du so sehr an dir? Ich kam als Verräter auf die Inseln zurück. Das Erbe meines Vaters war so groß, dass ich meinte, darunter zu ersticken. Ich hatte Angst, doch ich hörte auf mein Herz. Was sagt dir deines?«
»Ich höre keine Herzen, Vater. Ich bin kein Magier!«
Die Bitterkeit in Dorians Worten ätzte sich wie Gift in Gareths Seele. »Magie formt uns nicht, Dorian, du bestimmst, wer du bist. Sie ist ein Geschenk, das Freude und Fluch zugleich in sich birgt. Magie vermittelt Stärke, ohne Stärke zu geben. Denn die wahre Kraft eines Menschen liegt in seinem Herzen. Und deines ist stark. Darum vertraue ihm und höre, was es dir sagt.«
Gareth löste Dorians Hand und legte sie auf dessen Brust. »Schließe die Augen und höre in dich hinein. Lass los, vergiss die Ängste, die Zweifel und konzentriere dich auf dich. Das bringt dich zu deiner Seele, zu dem, was dich ausmacht und antreibt. Das ist die Magie, die aus dir kommt und in dir liegt.«
Dorian zögerte, kaute auf der Unterlippe und schaute über Gareths Schulter zur Tür.
Gareth trat zurück und gab den Weg frei.
Dorian sah zwischen ihm und der Tür hin und her. Er ging einen Schritt, zögerte. »Vater, ich bin müde. Mit Eurer Erlaubnis ziehe ich mich zurück.«
Gareth neigte den Kopf zur Seite, Dorian huschte an ihm vorbei Richtung Tür.
»Dorian, vergiss eines nicht.« Sein Sohn drehte sich zu ihm um. »Dein Herz ist stärker als jede Magie. Du bist mein Sohn und ich werde dich immer lieben.«
Dorian nickte, öffnete die Tür und verließ den Raum.
***
Gareth sah auf die See hinaus. Der Mond war eine blasse Scheibe auf der glatten Oberfläche, still lag der Hafen unter ihm da. Ein warmer Hauch strich seine Wange, der Duft nach Rosen stieg ihm in die Nase. Dieser eine Duft, der ihn seit dem ersten Tag, als er Beltaine traf, umwob. Tief sog er ihn ein, hörte ihren Herzschlag ruhig und sanft wie ein Bach.
Eine wohlige Welle strömte ihm durch die Adern bis in sein Herz. Er sah ein Leuchten vor seinem inneren Auge, das ihn wie Funken eines Feuers in der Nacht umgab. Es verdichtete sich zu einem gleißenden Licht, das in ihn drang und sich von den Fußspitzen bis in die Haarwurzel ausbreitete.
Beltaines Seele umhüllte ihn, sodass er meinte, in einem Strom aus flüssigem Silber zu versinken. Ein Band legte sich um ihn, zog ihn immer tiefer in ihre Seele, bis er mit dem Licht und der Wärme verschmolz.
Arme umschlangen ihn von hinten, Beltaines bloße weiche Haut drückte sich an seinen nackten Oberkörper. Er schloss die Augen. Stille umgab sie, nur der gleichmäßige Takt ihrer Herzen hallte ihm im Kopf.
»Was gedenkst du, wegen Cedric zu tun?«
Beltaines Stimme drang wie durch Watte in sein Bewusstsein. Er öffnete die Lider.
Ein Riss zog durch ihn, als er sich von ihr löste, um sich umzudrehen. Es kam ihm vor, als zerrte man ihm in einem eisigen Wintersturm die Kleider vom Leib.
Er fuhr sich über das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Seit Cedrics Tochter Dana mit Lord Gallen verheiratet ist, hat er sich verändert. Unsere Häuser waren eng miteinander verbunden.« Er sah über das Meer in die Ferne. Dort lag Keston. Dort lauerte der Feind.
Beltaine trat neben ihn und berührte ihn an der Schulter. »Was denkst du?«
»Hörst du das nicht?«
»Jede Silbe.«
Gareth drehte sich zu Bel um. »Wieso fragst du dann?«
»Weil das nicht du bist. Hast du nicht Dorian geraten, sich seinen Ängsten zu stellen und der Stimme des Herzens zu vertrauen? Was sagt sie dir?« Sie legte ihre Hand auf seine Brust.
Sofort flackerte ihr Licht in ihm auf und ihre Wärme sickerte ihm durch die Haut bis zu seinem Herzen. Ein wohliger Mantel, der sich immer weiter in ihm ausbreitete. Er strich ihr über die Wange, sie lehnte ihren Kopf an die Innenseite seiner Hand.
»Dass ein Sturm aufzieht, der mehr als nur Bäume entwurzeln wird. Lord Gallen lauert seit Jahren darauf, Mainhart zu stürzen. Er breitet seine Netze aus und Cedric zappelt wie ein Fisch darin. Warum sonst ist das Verhältnis zu ihm Jahr um Jahr angespannter? Dabei brauchen wir ihn. Er ist der Hafen zu Keston, doch er hat die Zölle erhoben. Die Flotte vergrößert. Bel, alles, was Cedric beschließt, schadet uns.« Er sah auf die See zurück. »Und das ist nicht alles.«
»Tamwyn.«
Gareth nickte. »Irgendwo lauert er mit Nelia wie die Katze auf die Maus. Deyrdre spürt eine Veränderung der Magie.« Er drehte sich zu Bel um. »Er plant etwas, das uns alle an den Rand des Abgrundes zieht. Es bleibt nur die Frage, wer zuerst fallen wird.«
Nelia drückte zu.
Henry krallte eine Hand auf seine Brust. Mit der anderen stützte sich der Thronerbe auf dem Bett ab. Große grüne Augen sahen sie voller Schmerz an, seine Stirn schimmerte im Schein der Kerzen, die den Raum in gedämpftes Licht tauchten.
Er keuchte. »Idelle, bring mir Wasser!«
Mit zur Seite geneigtem Kopf sah Nelia Henry an und stellte sich sein Herz vor. Ein roter Klumpen, dessen Pochen ihr so laut im Ohr hallte, dass es das Knistern des Feuers im Kamin übertönte.
»Idelle, hole -«
Obwohl sich ihr bei dem Gedanken, Henry zu töten, ein Aal im Magen wand, drückte Nelia erneut zu. Sie war keine Mörderin, hasste es, Henry aus dem Leben zu reißen. Doch der Meister verlangte es von ihr. Sosehr sie sich dagegen sträubte, band sie der Blutzauber an dessen Willen.
Henry stöhnte auf, sein Atem stockte. Er beugte sich vornüber und sackte auf Nelias Oberkörper, doch er lebte noch. Also drückte sie erneut zu.
Es ging nicht nur um den Befehl ihres Meisters, vielmehr war das hier ihre Prüfung zur Meisterschaft. Und mit jedem Gedanken daran, Henrys Herz zum Stehenbleiben zu bringen, wuchs ihre Macht an. Wie eine Fontäne schoss sie ihr durch die Adern. Sie war nicht in der Lage, dem Sog zu widerstehen, der sie wie Honig lockte. Ihre Wucht schlug Nelia einer Flutwelle gleich gegen die Knochen, hüllte sie mit Wärme ein und brachte ihren Körper zum Vibrieren.
»Idelle, bitte. Wasser!« Henry röchelte, die Worte kamen ihm wie festgeklebter Harz über die Lippen.
Nelia sah ihn an.
Seine Haare klebten ihm an der schweißnassen Stirn, der Blick der Augen war getrübt. Sie verdrängte die Angst und den Schmerz darin. Henry war ein Opfer, das es zu erbringen galt.
Trotzdem schuldete sie ihm die Wahrheit. Sie schob ihn von sich und setzte sich auf. »Mein Name ist Nelia. Ich bin Gareth Cormacs Bastard und der Magie fähig. Ich werde dich töten. Nicht, weil ich es möchte, sondern weil mein Meister es wünscht. So verliert das Kaiserreich seinen Erben. Das ist der Funke, der einen Brand entzündet und in den Krieg führt. Das Feuer wird alle verbrennen und öffnet mir und meinem Meister das Tor zur Rache. Verschone ich dich, bin ich das Opfer. Mein Meister kennt keine Gnade.«
»Wache!« Henry streckte die Hand zur Tür aus und versuchte, sich aufzurichten.
»Es tut mir leid.« Nelia drückte erneut zu.
Henry bäumte sich auf, mit einem Stöhnen sackte er auf das Bett.
Zärtlich strich Nelia ihm das Haar aus dem Gesicht, fuhr ihm mit den Fingern über die vom Schweiß nasse Haut. Sie erspürte die von der täglichen Übung mit dem Schwert gestählten Muskeln. Ein Schauder rann ihr über den Rücken, seine Küsse hallten ihr noch immer nach. Seine Lippen waren so weich, so warm gewesen.
»Sie kommen nicht. Ich habe ihnen den Befehl in den Kopf gesetzt, sich nicht zu rühren und jeden, der sich dem Zimmer nähert, abzuweisen. Vollkommen gleich, was sie hinter der Tür hören.«
Henry sah sie mit schreckgeweiteten Augen und am gesamten Leib zitternd an. »Wer … bist du?«
»Eine Magierin.«
Er schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Magie. Wachen!«
Stille. Nur Henrys abgehackter Atem und das Knistern der Flammen im Kamin waren zu hören. Ihre tanzenden Schatten an den Wänden glichen langen Fingern, die nach ihnen griffen.
»Wachen!« Mit zitternden Armen richtete er sich auf.
Sie drückte erneut zu. Fester.
»Ah!« Henrys Schrei hallte durch das Zimmer. Er fiel auf den Rücken, starrte an die Decke, sein Brustkorb bebte.
Nelia schüttelte den Kopf. »Lass das. Sie kommen nicht. Niemand wird dir helfen.«
Schritte.
Sie erstarrte und vergaß, zu atmen.
»Wa…chen!«, hauchte Henry.
Nelias Blick huschte auf der Suche nach einem Ausweg im Zimmer herum. Vorbei am Schrank, dem Schwert, das im Gürtel über einem Stuhl hing, blieb er am vergitterten Fenster hängen. »Mist!«
»Hilfe!«, flehte Henry leise.
Nelias stieß die Luft aus. »Sei ruhig!«, zischte sie, den Blick auf die Türklinke gerichtet.
»Wachen!« Henry streckte seine Hand zur Tür und versuchte, sich auf den Bauch zu drehen.
Nelia erweiterte ihre Sinne. Sie sog seinen sauren Schweißgeruch bis in ihr Gehirn und pflanzte ihm den Befehl ein, sich nicht zu rühren.
Henry sackte auf das Bett zurück.
Mit angehaltenem Atem lauschte sie, Gesprächsfetzen drangen matt an ihr Ohr. Sie sah zu Henry. Sein im Kerzenlicht glänzender Oberkörper bewegte sich kaum mehr in die Höhe.
Sie erhob sich, zog ihr Kleid an, das achtlos vor dem Bett lag, und tapste auf blanken Füßen zur Tür. Auf dem Weg dorthin zog sie das Schwert aus der Scheide und lauschte mit an das Holz gepresstem Ohr.
»… beiseite!«
»Herr Francis …«
Francis!
Nelia trat einen Schritt zurück, biss sich auf die Faust, um nicht zu schreien, und starrte die Tür an. Ihr Leib vibrierte, ein eisiger Schauder nach dem Nächsten rann ihr über den Rücken.
Francis!
Der Name hallte wie ein Donnerschlag in ihr, strich ihr über die zum Zerreißen gespannten Nerven. Ein Finger zuckte, ein zweiter folgte. Obwohl sie wusste, dass es falsch war, streckte sie die Hand aus. Berührte die Türklinke. Umschloss das kalte Eisen. Das Herz trommelte ihr gegen die Brust, schnürte ihr die Kehle zu. Ein Druck, die Tür wäre offen und sie würde Francis gegenüberstehen. Dem Mann ins Gesicht schauen, dem sie nach Gareth am meisten den Tod wünschte. Einen Befehl in seinen Kopf gesetzt und er würde sich in sein Schwert stürzen.
Doch das musste warten.
Um nicht die Tür aufzureißen, presste sie wieder ihr Ohr an das Holz.
Stille empfingt sie.
Nelia atmete auf, stellte sich vor das Bett und sah auf Henry hinab.
Deutlich traten seine Augen in dem blassen Gesicht hervor.
Sie setzte sich auf die Bettkante und strich ihm über die Wange. Sein Blick verfolgte jede ihrer Bewegungen. »Du bist nett, du hast mich gesehen, mich nicht wie Dreck behandelt. Sicher wärst du ein guter Kaiser geworden. Aber der Sieg verlangt Opfer. Und der Meister lässt mir keine Wahl. Verschone ich dein Leben, tötet er mich. Es tut mir leid.« Sie erhob sich und atmete tief durch.
»Nelia, bitte nicht. Ich gebe dir alles, was du willst!«
Sie überhörte Henrys Flehen, schloss die Augen und suchte das matte lilafarbene Licht in sich. Einer winzigen Flamme gleich flackerte es in ihrem Inneren. Sie tauchte in die Helligkeit ein, versank darin. Der warme Schein stieg ihr bis unter die Haarwurzeln. Sie kam sich vor, als stände sie in der Mitte eines Feuers, das sie von innen erfüllte, ohne sie zu verbrennen. Nelia fühlte sich geborgen und sicher. War bereit, das Opfer zu vergessen und den letzten Schritt zur Meisterschaft zu gehen. Sie strich über den Ring an ihrem Finger und spürte die Wärme des Quarzes.
»Nelia, bitte.«
Sie fixierte sich auf Henrys Blut, das ihm durch die Adern rauscht. Im Geiste folgte sie der Blutbahn bis zum Herzen und sah es vor ihrem inneren Auge.
»Ich rede mit meinem Vater.«
Nelia konzentrierte sich auf das Auf und Ab des Herzens.
»Er gibt dir alles, was du willst.«
Das rasende Pochen erfüllte ihren Kopf. Sie drückte zu, Henry stöhnte auf.
Rasch öffnete Nelia die Lider und sah auf Henry hinab, der sich auf dem Bett krümmte und die Hände in die Decke krallte. Wimmerte.
»Es war mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben.« Nelia konzentrierte sich auf ihre Gabe, bis sie durch sie vibrierte. Die Magie brandete von innen wie Wellen gegen ihre Haut. Der Ring glühte. Er bündelte jeden ihrer Sinne auf Henrys Herz. Sie sah es vor sich und ließ ihre Magie in dem Moment los, als sie ihre Hand im Geiste darum presste.
Henry schrie auf, sein Körper straffte sich und erschlaffte im nächsten Atemzug.
Nelia lauschte dem verhallenden Schrei nach, bis sie außer ihrem Atem und dem im Kamin brennenden Feuer nichts mehr hörte.
Das Licht in ihr erblasste, sie fühlte sich in einen dunklen Schacht geworfen, die Wärme ebbte ab. Müdigkeit schwappte über sie hinweg. Ihre Beine zitterten, sie schwankte. Um nicht zu fallen, umfasste Nelia den Bettpfosten. Regungslos stand sie da, während ihr kalter Schweiß auf die Stirn trat.
Ihr Blick fiel auf ihren Mantel. Sie atmete durch, wartete, bis sich die hellen Blitze vor ihren Augen gelegt hatten, und tapste zu ihm. Vorsichtig hob sie ihn auf und zog ein Tuch heraus. Mit zittrigen Fingern öffnete sie die Verschnürung, sofort stieg ihr der süße Geruch von Honigtalern in die Nase. Nelia stopfte sich einen in den Mund, zwei Weitere folgten. Sie setzte sich auf einen Stuhl und wartete.
Das Stechen in den Muskeln ebbte ab, von ihrem Magen kroch ihr Wärme Wirbel für Wirbel in den Nacken. Sie seufzte wohlig, aß einen letzten Taler, steckte die restlichen wieder in die Tasche, setzte sich auf die Bettkante und sah Henry an.
Glanzlos blickten seine Augen an die Decke. Abgesehen von dem roten Ring um seine Pupillen zeugte nichts von Magie. Sie beugte sich über ihn und küsste seine Stirn.
Etwas Feuchtes rann ihr die Wange hinunter. Nelia stutze und fing die Träne mit ihren Fingern auf. Bei dem Anblick ihrer nassen Fingerkuppe erfasste sie ein Schmerz, als würde der Meister sie mit einem Stock bestrafen. Immer tiefer bohrte sich die Pein wie eine heiße Nadel in ihr Herz.
Sie stöhnte auf und erhob sich. Es war keine Zeit, zu trauern. Henry war nicht nur Teil des Planes, der sie zu Francis und Gareth führte, sein Ableben sicherte auch ihr eigenes Überleben. Nicht auszudenken, was der Meister mit ihr gemacht hätte, wäre sie seinem Befehl nicht gefolgt …
Sie straffte die Schultern. An den Mörder ihrer Mutter und den König der Morinalls zu kommen, das war alles, was für sie zählte. Mitleid schwächte, machte verwundbar. Nur Stärke, Kontrolle und Kälte brachten den Sieg.
Nelia zog die Decke über Henrys Gesicht und erhob sich. Auf der Suche nach einem Zeichen von ihrer Anwesenheit wanderte ihr Blick über den Tisch, die Stühle, Kommode und das Schreibpult durch das Zimmer.
Nichts zeugte von ihr.
Sie warf sich den Mantel über, eilte zur Tür und lauschte.
Kein Geräusch drang zu ihr. Nelia suchte die Verbindung zu dem Licht in sich. Ein letztes Mal galt es heute, Magie anzuwenden. Sie tauchte tief in sich ein, versank in dem lilafarbenen Schein, der ihre Mitte erfüllte, und öffnete ihre Sinne. Sie drückte die Klinke hinunter, beherzt trat sie auf den Gang. Bevor die Wachen auch nur ein Wort an sie richteten, sog sie deren Geruch ein. Sie fand deren Herzschlag und folgte dem Puls, der ihr durch die Adern floss, in den Geist. Dort bündelte sie deren Gedankenstränge und setzte ihnen ein Befehl ein.
»Der Kronprinz war allein.«
»Wie Ihr befehlt.«
Ihre leeren, trüben Augen verrieten Nelia, dass ihre Magie wirkte. Zufrieden trat sie in den Gang und huschte im Schutz der Fackeln zum Ausgang. Der erste Stein war gefallen, der Nächste würde folgen.
Schweißgebadet erwachte Beltaine mit einem Ruck. Sie riss die Augen auf und lauschte ihrem verhallenden Schrei nach. Ihr Körper zitterte von dem verblassenden Traum, starr blickte sie im Halbdunkel des Zimmers in die Glut im Kamin.
»Bel?«
Nur am Rande vernahm sie Gareths Stimme. Zu deutlich blitzten die Bilder des Traumes vor ihr auf, bohrten sich in ihr Herz und schnürten ihr die Brust zu.
Jemand umfasste ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zur Seite. »Bel, sieh mich an.«
Obwohl Gareths Stimme einem warmen Sonnenstrahl glich, erreichte sie ihr von einer scharfen Kralle umklammertes Herz nicht. Stattdessen schlängelte sich Kälte an ihrer Wirbelsäule hoch in ihre Gedanken und weckte die Bilder des Traumes. Sie sah ein von Toten übersätes Feld und abgetrennte Glieder, roch Blut. Ein Heer mit dem Wappen des Hauses Cormac stand vor einem lodernden Scheiterhaufen.
Das Bild eines Mannes, der durch ein Lager auf ein rotes Zelt zuschritt, blitzte vor ihr auf. Ihm folgte eine in einen Mantel gehüllte Gestalt. Zuletzt sah sie die blutige Klinge eines Dolches, der zu Boden fiel.
Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
»Bel!« Gareth zog sie in eine feste Umarmung. »Beruhige dich, es ist alles gut.« Seine Stimme umwob sie wie ein Frühlingshauch, zärtlich strich er ihr über die Haare. »Atme durch, dein Herz flattert wie der Flügel eines Kolibris. Höre meinen Schlag. Nimm ihn in dich auf. Rieche, fühle mich.«
Immer fester schloss Gareth seine Arme um sie. Beltaine versank in seinem Duft, die Wärme seiner Haut legte sich schützend wie ein Mantel um sie. Das Pochen seines Herzens glitt zu ihr hinüber, breitete sich in ihr aus und gab den Takt vor, dem sich ihr Herz von selbst anschloss. Die Welt verschwamm in seinem Rhythmus.
Wie ein Schwamm das Wasser, saugte sie ihn in sich ein. Ein Strudel, der sie mit sich riss und wohlig einhüllte. Finger um Finger löste sich die Klaue um ihr Herz. Die Beklemmung, die ihr die Brust zuschnürte, verflog.
Befreit atmete Beltaine ein und sah in Gareths warme braune Augen.
»Besser?«
Sie nickte.
»Warte hier.« Gareth küsste ihr die Stirn und löste sich von ihr. Er zog sein Hemd über, schlüpfte in die Hose und setzte sich auf die Bettkante. »Ich gehe zu Meister Oron, er soll dir einen Aufguss brauen.«
Bel ergriff seine Hand. »Gegen meine Gabe hilft kein Aufguss.«
»Aber gegen deine Müdigkeit. Seit Tagen wachst du schreiend in der Nacht auf. Wann hast du das letzte Mal durchgeschlafen?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Eine Woche ist es bereits her. Und es ist nicht nur das, Bel. Jedes Mal fühle ich deine Angst in jeder Faser meines Körpers. Die Beklemmung, die dir den Atem raubt. War es wieder derselbe Traum?« Er setzte sich neben sie, legte ihr den Arm um die Schultern.
Sofort schmiegte sich Beltaine an ihn, von seiner Wärme und seinem Duft umgeben schloss sie die Augen. »Ja. Der Mann mit dem Stab, die umhüllte Gestalt. Der Dolch, das Lager. Das alles schreckt mich nicht, Licht meines Lebens.«
Gareth schob eine Augenbraue in die Höhe. »Sondern?«
Beltaine atmete zitternd durch. »Der Scheiterhaufen.«
»Warum?«
»Ich …« Sie stockte. Angst legte sich ihr bleischwer auf die Brust und raubte ihr den Atem. Ihre Vermutung in Worte zu fassen, zerrte ihr so sehr an den Nerven, dass eine Feder ausreichte, um sie zu durchschneiden. »Was, wenn es dein Scheiterhaufen ist? Was, wenn ich deinen Tod gesehen habe?«
Nachdem sie es gesagt hatte, zog es ihr alle Kraft aus dem Körper. Das Herz hämmerte ihr so hart gegen die Brust, dass sie meinte, es würde zertrümmert.
»Bel, das sind nur Möglichkeiten. Die Zukunft ist ein Weg mit vielen Abzweigungen. Zudem herrscht Frieden.«
»Wieso sonst sehe ich all das?«
»Mein Herz, ich bin nicht in der Lage, in die Zukunft zu sehen. Doch ich weiß, dass sie ein Teil von uns ist und sich in stetigem Fluss befindet. Jede Handlung ändert sie. Denn nichts geschieht ohne Sinn.«
Bel sah Gareth an. »Welchen Sinn hat dein Tod?«
»Kein Tod ergibt Sinn, Bel. Jedes erlöschende Leben ist ein Verlust. Doch er gibt die Möglichkeit, zu wachsen. Und so lange du den Menschen im Herzen trägst, ist er nicht fort.« Er legte ihre Hand auf seine Brust.
Tock. Tock. Tock.
Stark. Sanft. Klar.
»Hörst du das? Es ist der Schlag, der im Einklang mit dir ist. Mein Herz ist wie meine Seele an dich gebunden. Solange du mich in deinem Herzen trägst, bin ich bis über den Tod hinaus ein Teil von dir. Wir sind eins.« Er strich ihr über die Wange. »Tod ist nur ein Wort, Bel. Das Leben ist der irdische Teil unseres Seins. Das ist begrenzt. Doch das, was uns ausmacht, ist die Seele. Die ist unsterblich. Durch unseren Bund ist sie in dir und mir. Sterbe ich, bleibt sie so lange bei dir, bis du mich freilässt. Dann warte ich in der ewigen Heimat auf dich. Was, mein Herz, ist schöner, als die Ewigkeit mit dir zu verbringen? Also hast du kein Ende, sondern einen Anfang gesehen. Aus diesem Grund fürchte ich den Tod nicht.«
Beltaine wollte etwas erwidern, doch jedes ihrer Worte hätte hohl geklungen. Sprachlos sah sie ihn an. Eine Kraft lag in Gareth, eine Klarheit, als würde die Sonne das Dunkel der Nacht erhellen. Er zerriss den Schleier der Angst, der um sie lag, drang vor bis zu dem Licht in ihrem Inneren. Es wuchs zu einer glühenden Flamme an, bis es in die kleinste Faser ihres Körpers strahlte. Ruhe legte sich über sie.
»Woher nimmst du diese Kraft?«
»Gibt es etwas Schöneres als den Gedanken, sich niemals für immer verabschieden zu müssen? Das ist eine Aussicht, für die es sich zu sterben lohnt. Wie ein Blitz die Nacht erhellt, strahlt sie in mir und raubt mir jede Furcht. Denn am Ende wartet ein Leben mit dir auf mich.«
Er schob ihre Haare zur Seite und strich ihr sanft über die Haut. Seine Berührung hinterließ eine warme Spur, die er mit Küssen bedeckte. Gareths Hände wanderten zärtlich zu ihren Knospen und liebkosten sie. Wohlig seufzend schloss Beltaine die Augen. Er ließ seine Finger über die Innenseite ihrer Schenkel gleiten, fand ihre Mitte und verwöhnte sie.
Beltaine bog den Rücken durch und streckte ihm ihre pochende Lust entgegen. Sie ergriff ihn an der Schulter und zog ihn auf sich.
***
Ein lautes Hämmern drängte sich in Beltaines Bewusstsein. Sie öffnete die Augen, das erste Licht der Morgendämmerung tauchte das Zimmer in ein mattes Grau. Sie unterdrückte ein Gähnen, kuschelte sich dichter an Gareth und schloss die Lider.
Wieder das Klopfen. Lauter und länger.
Beltaine reckte den Kopf in die Höhe und sah zur Tür. »Wer ist das?«
