Die Schaukel - Edna Mazya - E-Book

Die Schaukel E-Book

Edna Mazya

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Die 15-jährige Leonie trifft auf dem Spielplatz vier miteinander befreundete coole, gut gelaunte Jungs. Das Mädchen versucht Stärke und Überlegenheit zu demonstrieren, um den Jungs zu imponieren. Von ihnen akzeptiert zu werden, ist ihr Ziel. Die jungen Männer steigen auf Leonies Spiel ein. Doch was harmlos beginnt, endet mit einer Vergewaltigung. Wie konnte es soweit kommen? Den Tathergang klärt eine Parallelhandlung von Gericht.

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Seitenzahl: 52

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Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und TV etc., vorbehalten.

Dieses Manuskript darf nur nach Erwerb der Aufführungsrechte und des dazugehörigen Materials beim Verlag verwertet oder weitergegeben werden. Nichtbeachtung dieser Verpflichtung ist ein Verstoß gegen das Urheberrecht und hat zivil- und strafrechtliche Folgen. Der Verlag behält sich vor, gegen ungenehmigte Veröffentlichungen und Aufführungen gerichtliche Maßnahmen zu initiieren.

_______________________________________

LITAG THEATERVERLAG MÜNCHEN

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80539 München

Tel. 089 2880 3440

Fax. 089 2880 3445

www.litagverlag.de

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Das Stück hat drei verschiedene Handlungsorte. Die abstrakt gehaltene Ausstattung ist auf minimale Andeutungen des jeweiligen Handlungsortes reduziert.

DIE PERSONEN:

In dem Stück gibt es vier Männer und eine Frau, von denen jeder eine Doppelrolle spielt.

Die vier VERTEIDIGER gleichen von ihrem Charakter her den vier Angeklagten, die sie vertreten und sie natürlich auch spielen.

LEONIE Hoffmann – 16 Jahre alt

LEONIE schwankt zwischen einem gewissen Selbstbewusstsein, gepaart mit einem extremen Individualismus und einem dem Außenseiter eigenen Gefühl absoluter Wertlosigkeit hin und her. Sie fühlt sich schwach, als »armer Schlucker« und nicht akzeptiert, versucht jedoch, dieses Minderwertigkeitsgefühl in Macht zu verwandeln und begreift sich als Anarchistin.

DIE ANKLÄGERIN – ca. 30 Jahre alt

NIKLAS Huber – 18 Jahre alt

NIKLAS ist in seiner Clique der »King«. Er sieht gut aus und hat eine gesunde Portion Selbstvertrauen, das er jedoch in Kenntnis seines eigenen Werts nicht zur Schau zu stellen braucht. Trotz seiner Rolle als Anführer ist er kein Angeber und behauptet seine Position, ohne aggressiv zu sein.

NIKLAS' VERTEIDIGER – ca. 33 Jahre alt

MAXIMILIAN Richter – 18 Jahre alt

MAXIMILIAN genießt wenig gesellschaftliche Anerkennung. Er hat eine gereizte und aggressive Art, spricht schnell und etwas abgehackt und verschluckt dabei die Wörter. Er ist Asthmatiker und benutzt einen Inhalator.

MAXIMILIANS VERTEIDIGER – ca. 33 Jahre alt

JONAS Wolf – 18 Jahre alt

JONAS gehört zum Typ »Macho«. Seine kurzgeschorenen Haare (»crew cut«) sind Ausdruck seiner militanten, draufgängerischen Art.

JONAS' VERTEIDIGER – ca. 33 Jahre alt

ALEX Schneider – 18 Jahre alt

ALEX trägt lange Haare, einen Ohrring und zerschlissene Jeans. Bezüglich des bevorstehenden Militärdienstes hat er keine Ambitionen, dort Karriere zu machen. Lieber frönt er Genüssen, die z.B. die Eltern provozieren sollen - Rauchen, Biertrinken und Disco-Besuche.

ALEX' VERTEIDIGER – ca 33 Jahre alt

Welturaufführung: Stadttheater Haifa, Bühne 2 - Wadi Salib 1993

ERSTE SZENE

Im Gerichtssaal: LEONIE und die vier VERTEIDIGER

Die Vernehmung durch die VERTEIDIGER ist in dieser Szene frei von Aggressivität.

LEONIE

flüsternd

Leonie Hoffmann.

VERTEIDIGER (NIKLAS)

Sprich bitte lauter.

LEONIE

laut

Ich heiße Leonie Hoffmann. Ich bin sechzehn Jahre alt. Als es passiert ist, war ich vierzehn Jahre und zehn Monate.

VERTEIDIGER (NIKLAS)

Hast du Angst?

LEONIE

Was?

VERTEIDIGER (NIKLAS)

sanft

Kannst du nicht hören, was ich sage?

LEONIE

Doch.

Pause.

VERTEIDIGER (NIKLAS)

Bist du aufgeregt, Leonie?

LEONIE

als Antwort auf die vorangegangene Frage

Ich habe keine Angst.

VERTEIDIGER (NIKLAS)

Wovor?

LEONIE

Sie haben gefragt, ob ich Angst habe. Ich hab keine Angst. Ich habe vor nichts Angst.

VERTEIDIGER (JONAS)

Erzähl uns bitte etwas über dich.

LEONIE

Was?

VERTEIDIGER (JONAS)

Ich möchte, dass du uns etwas über dich erzählst.

LEONIE

Die Frage habe ich verstanden. Ich meinte: Was soll ich erzählen?

VERTEIDIGER (MAXIMILIAN)

Wie wär’s mit ein paar Angaben zu deiner Person … Ich möchte dich besser kennenlernen.

LEONIE

Was für Angaben?

VERTEIDIGER (MAXIMILIAN)

Wer du bist. Woher du kommst. Warum du hier bist.

LEONIE

Mein Vater starb, als ich fünf war. Seither wohne ich mit meiner Mutter allein.

VERTEIDIGER (ALEX)

Wie alt warst du damals?

LEONIE

Hab ich doch schon gesagt. Fünf.

VERTEIDIGER (NIKLAS )

Warum bist du hier, Leonie?

LEONIE

Weil die mich vergewaltigt haben.

VERTEIDIGER (NIKLAS )

Gegen deinen Willen?

LEONIE

Ich sagte doch ›vergewaltigt‹, oder?

VERTEIDIGER (MAXIMILIAN)

Waren sie dabei besonders brutal?

Pause.

VERTEIDIGER (MAXIMILIAN)

wiederholt lauter

Ob sie brutal waren?

LEONIE

Was meinen Sie damit?

VERTEIDIGER (MAXIMILIAN)

Haben sie Gewalt angewendet?

LEONIE

Ja.

VERTEIDIGER (JONAS)

Kannst du sie uns zeigen?

LEONIE

Ja. Jonas Wolf. Maximilian Richter. Alexander Schneider. Niklas Huber.

VERTEIDIGER (JONAS)

Zu welchem Zweck bist du an besagtem Tag zur Schaukel gegangen?

LEONIE

Um zu schaukeln. Ich schaukle gern.

ZWEITE SZENE

Auf dem alten Spielplatz: Die vier Jugendlichen und LEONIE

August. Brütende Hitze.

LEONIE, ca. 15 Jahre alt, sitzt verträumt auf der Schaukel, starrt Löcher in die Luft. Nach einer Weile holt sie Schwung und beginnt zu schaukeln.

LEONIE schaukelt zunehmend höher. Als sie eine beängstigende Höhe erreicht, lacht sie vor Vergnügen laut auf. An einem Punkt gerät das Lachen zum Angstschrei; trotzdem lässt sie in der wilden Schaukelei nicht nach.

MAXIMILIAN kommt auf den Spielplatz, beobachtet LEONIE. Dann nimmt er einen Schluck aus der Wasserflasche, die er in der Hand hält.

LEONIE

Was gibt's denn zu glotzen?

MAXIMILIAN

Ganz schön gefährlich, so hoch zu schaukeln –

LEONIE

Na und?

MAXIMILIAN

Das Ding ist uralt. Wenn es runterknallt, machst du voll den Abflug.

LEONIE

Kann dir doch egal sein. Ich find's so eben geil.

MAXIMILIAN

Was soll 'n das für 'ne Antwort sein?

LEONIE

Ich antworte, wie's mir passt, kapiert?

MAXIMILIAN

Pass auf, wie du mit mir redest.

LEONIE

Wieso - was würdest du denn mit mir machen?

Pause.

MAXIMILIAN

Was willst du eigentlich von mir?

LEONIE

Glaubst du, ich weiß nicht, dass du mir den Zettel in die Mappe gesteckt hast?

MAXIMILIAN

Was für 'n Zettel?

LEONIE

Das musst du doch wissen... du hast ihn schließlich reingesteckt.

MAXIMILIAN

Hab ich nicht.

LEONIE

Hast du wohl, weil - ich hab genau gesehen, wie du dran vorbei geschlichen bist.

MAXIMILIAN

Wo dran?

LEONIE

An meiner Mappe. In der Sporthalle.

MAXIMILIAN

Also, ich hab dir keinen Zettel in die Mappe gesteckt. Klar?!

LEONIE

Hast du wohl, weil - ich hab ihn gefunden, kurz nachdem du da rumgeschlichen bist. Also tu nicht so ahnungslos. Und erzähl mir nicht, wie ich zu schaukeln habe. Auf deine blöden Kommentare kann ich verzichten. Kapiert?

MAXIMILIAN flippt plötzlich aus.

MAXIMILIAN

explodiert

Ist mir sowieso scheißegal, wie du schaukelst!! Von mir aus kannst du dein Gehirn gern übers Pflaster verspritzen. Mir doch egal. Willst du was von mir - oder was? Für wen hältst du dich eigentlich??!

LEONIE

Hör endlich auf, mich vollzulabern!

MAXIMILIAN

Wozu red ich überhaupt mit dir?!

LEONIE

Schnauze!

MAXIMILIAN

Ich warne dich, Leonie.

LEONIE