Die Schauspieler/Mütter/Wezel/ Berlin - ein Meer des Friedens - Einar Schleef - E-Book

Die Schauspieler/Mütter/Wezel/ Berlin - ein Meer des Friedens E-Book

Einar Schleef

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Beschreibung

Einar Schleef war Autor, Maler, Fotograf, Darsteller und Regisseur. Am bekanntesten wurde er als Regisseur – auch eigener Stücke (darunter Mütter und Die Schauspieler). Diese Stücke haben ihre eigene Wucht, ihren eigenen Witz. Sie pochen auf Wiederentdeckung. Die Schauspieler formuliert eine bissig witzige Entgegnung auf Gorkis Nachtasyl. Mütter verdichtet die Neuübersetzung zweier antiker Stücke zu einer Kriegstragödie. Wezel erteilt einer ungebärdigen Außenseiterfigur der deutschen Klassik das Wort. Und lustvoll satirisch antizipiert und überbietet Berlin – ein Meer des Friedens (aus dem Jahr 1974) die deutsche Vereinigung - mithilfe einer großen Flut, die sich aus dem Fernseher einer Ostberliner Plattenbauwohnung ergießt.

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Seitenzahl: 256

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Die Schauspieler

Zur Vorbereitung der Uraufführung von Maxim Gorkis »Nachtasyl« (1902 in Moskau) besuchen die Schauspieler ein Asyl. Mit grimmigem Witz zeigt Schleef, wie dessen Insassen die Projektionen der freundlich-herablassenden Eindringlinge scheitern lassen und die Situation sich dreht.

Mütter

Diese Tragödie um die offenbar nicht zu vermeidende Verbindung von Kriegswut mit Trauer und Leid und erneuerter Kriegswut fügt in einer Neuübersetzung Euripides' »Die bittflehenden Mütter« und Aischylos' »Sieben gegen Theben« zu einem Stück zusammen. Dessen Parole: »Erobert die Erde für euer Grab!«

Wezel

In Deutschland mündet die Aufklärung in klassischem Gips und Wahnsinn. Enttäuscht, ernüchtert, gebrochen kehrt der aufklärerische Dichter Johann Karl Wezel (1747-1819) aus der großen Welt in seine Heimatstadt Sondershausen zurück. Als wahnsinniger Eremit und wildes Tier verstört und belustigt er Hof und Bürgertum.

Berlin ein Meer des Friedens

Nicht ganz friedlich sitzt in diesem Stück aus dem Jahr 1978 ein Paar vor dem Fernseher in Ost-Berlin. Die legendäre Unterhaltungssendung »Ein Kessel Buntes« läuft. Da überschwemmt eine Flut die Szene und ergießt sich ins Zimmer. In den Wassermassen verschwindet die deutsche Grenze, Groß und Klein kämpfen ums Überleben. Böse Unterhaltung: die Wiedervereinigung als Katastrophe vorweggenommen.

Einar Schleef

Die Schauspieler / Mütter / Wezel /

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2015.

© Suhrkamp Verlag Berlin 2015

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Das Recht der deutschsprachigen Aufführung oder Sendung ist nur vom Suhrkamp Verlag, Pappelallee 78-79, 10437 Berlin, zu erwerben.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr.

Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.

Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Die Schauspieler

Mütter

Ich trug meine Tochter an die Rampe …,

Personen

Schauspieler 1

Schauspieler 2

Schauspieler 3

Schauspielerin 1

Schauspielerin 2

Mann 1

Mann 2

Mann 3

Mann 4

Frau

Hausvater

Ort und Zeit

Ein Asyl. Nacht

Der Hausvater geleitet die Schauspieler herein. Der Mann 1 kommt ihnen entgegen. Die Männer 2 und 3 schlafen, weiter hinten liegt die Frau, sie weint. Der Mann 4 hat sich verkrochen, ab und zu hört man ihn stöhnen. Die Schauspieler tragen einen großen Eßkorb.

MANN 1 Kommen Sie rein. Hier bitte. Vorsicht die Stufe.

SCHAUSPIELER 1 Wir kommen Ihnen ungelegen. Hat man uns nicht angemeldet.

MANN 1zu Mann 2 Wach auf, dreh dich rum, du liegst im Weg.

SCHAUSPIELER 1 Machen Sie sich keine Umstände. Wenn wir ungelegen kommen.

MANN 1 Es war vorhin etwas wild hier. Die Polizei hat aber nichts gefunden.

SCHAUSPIELER 1 Das kann ich mir auch denken.

SCHAUSPIELER 2 Darf ich das hier abstellen.

SCHAUSPIELERIN 1 Ich habe Ihnen einige Blumen mitgebracht. Zur Frau Ist etwas passiert. Sind Sie krank.

MANN 1 Wo sollen wir eine Vase hernehmen. Die gibt es hier nicht. Mann 2 reicht eine leere Flasche.

SCHAUSPIELERIN 2 Das ist nicht nötig. Danke. Es sind trockene Blumen, wir haben sie heute früh auf dem Weg ins Theater auf dem Markt gekauft. Gefallen sie Ihnen.

MANN 1zu Mann 3 Ja schon. Aufwachen. Mach Platz. Die haben alles umgestülpt und sind raus. Hier können sie ja nichts finden.

SCHAUSPIELER 3 Man belästigt Sie also. Das finde ich unerhört.

SCHAUSPIELER 2zu Schauspielerin 2 Sie haben sich den Mantel schmutzig gemacht Kollegin.

MANN 1zu Schauspieler 3 Das war ein kleiner Zwischenfall, weiter nichts.

SCHAUSPIELER 1 Wir wollten uns bedanken.

MANN 1 Was

SCHAUSPIELER 1 Wir bewundern alle Ihre Schrift, eine so ausgesprochen schöne Schrift.

SCHAUSPIELERIN 2zur Frau Beruhigen Sie sich.

SCHAUSPIELERIN 1 Ich hebe jedes Textbuch auf. Sie können sich gar nicht vorstellen, was ein handgeschriebener Text heute bedeutet. Wenn wir Ihnen eine kleine Freude machen dürfen.

MANN 1zu Mann 2 Bitte. Such wenigstens deine Fetzen zusammen. Rumschmeißen. Wenn keine Ordnung ist. Man macht mich hier für alles verantwortlich.

SCHAUSPIELER 1 Aber bezahlen müssen wir doch.

MANN 1 Das ist schon passiert. Eine Quittung darf ich Ihnen nicht ausstellen. Sonst verlieren wir hier das letzte bißchen Kredit.

SCHAUSPIELER 2 Das kann ich mir denken.

SCHAUSPIELER 3 Wohnen Sie hier immer.

MANN 2 Guten Abend, ich war nicht vorbereitet, darf ich mich vorstellen.

MANN 1 Steh nicht rum, wisch den Damen ihre Plätze sauber. Wie oft habe ich dir das gesagt. Entschuldigen Sie bitte, aber wir sind keinen Besuch gewohnt.

MANN 2 Früher

MANN 1 Halt die Schnauze.

SCHAUSPIELER 1 Sollen wir ein andermal wiederkommen. Man hat Ihnen doch Bescheid gesagt.

MANN 2 Natürlich und selbstverständlich wurde bezahlt. Ich habe die Textseiten numeriert, ich muß die niedrigen Arbeiten machen.

SCHAUSPIELERIN 1 Wo sollen die Blumen hin. Zuhause stecke ich sie einfach hinter den Spiegel, da sehe ich sie jeden Morgen und freue mich daran. Auch mein Mann. Vielleicht hier. Oder da drüben. Was hat die Frau.

MANN 2 Flennen, den ganzen Tag flennen. Du heulst dir noch die Augen aus.

SCHAUSPIELER 3 Dürfen Sie hier gemeinsam wohnen.

MANN 2 Wenn man verheiratet ist, aber die hat keinen Mann mehr, jedenfalls jetzt.

MANN 1 Sei nicht gehässig. Setzen Sie sich.

DIE SCHAUSPIELER Danke. Keine Umstände. Sehr bequem.

SCHAUSPIELERIN 2 Sie haben es eigentlich sehr gemütlich, wenn man zusammenwohnt. Als Kind war ich bei einer Bauernfamilie, ich führte jeden Morgen die Kühe aus. Und die frische Milch. An die Stadt konnte ich mich nur schwer gewöhnen.

MANN 3 Mir ging es ebenso. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Gestatten Sie.

MANN 1 Ist das so wichtig. Hier heißt jeder anders. Aber das interessiert nicht. Wasch dir die Hände, geh raus und wasch dir die Hände. Läuft hier rum und verpestet die Luft. Bitte entschuldigen Sie, aber wenn man auf die Tonne angewiesen ist. Mann 3 ab.

SCHAUSPIELER 3 Der Hausvater hat uns gesagt, daß die sanitären Anlagen verbessert werden.

MANN 1 Stimmt. Nächstes Jahr, in 5 Jahren, er weiß es selber nicht und redet sich so raus.

MANN 2 Die Zustände sind katastrophal, überzeugen Sie sich.

SCHAUSPIELER 1 Warum wir eigentlich gekommen sind.

MANN 3herein Meine Hände sind sauber. Die Handtücher sind naß.

SCHAUSPIELERIN 1 Darf ich Ihnen meine Serviette anbieten.

MANN 1 Behalten Sie die für nachher. Wer weiß, wann er sich wieder die Hände waschen will.

SCHAUSPIELER 2 Darf ich auspacken. Wir haben Ihnen etwas mitgebracht. Wenn man einen Tee machen könnte.

MANN 1zu Mann 3 Mach Tee. Aber spül die Kanne vorher gründlich aus, laß dir beim Hausvater warmes Wasser geben.

SCHAUSPIELERIN 2 Ich habe unsere Kanne aus dem Theater mitgebracht, die Kollegin und ich haben eine gemeinsame Garderobe.

MANN 3 Da trinken Sie Tee.

SCHAUSPIELERIN 1 Ist das unanständig.

MANN 1 Mitnichten. Bloß.

SCHAUSPIELER 2 Wenn ich Sie vorhin richtig verstanden habe, sind Sie jetzt unterbelegt.

MANN 2 Wir kriegen hier einmal Kaffee, dünnen Kaffee am Morgen und den ganzen Tag müssen wir uns behelfen. Man hat uns hochundheilig versprochen.

FRAU Könnt ihr nicht ruhig sein.

MANN 2 Steh endlich auf. Den ganzen Tag pennen. Ist doch klar, daß du die Nacht kein Auge zukriegst.

FRAUversucht zu schlafen Fresse

SCHAUSPIELER 2 Es gibt Schnaps.

MANN 1 Sie werden gleich sehen, da werden Tote lebendig. Willst du nicht aufstehen.

MANN 3 Laßt die in Ruhe, die hat für heute genug.

MANN 2 Wer nicht will der hat wer nicht ißt ist satt.

FRAU Das mußt du mir nicht dreimal sagen, guck lieber dich an. Meine Herrschaften, wenn Sie etwas für mich übriglassen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, ich habe Temperatur und fühle mich schwach, hier sollte geheizt werden, aber es ist anscheinend nicht möglich.

SCHAUSPIELER 2 Danke, das verstehe ich sehr gut, und meine Kollegen sind ganz meiner Meinung.

SCHAUSPIELERIN 2 Darf ich Ihnen mein Tuch anbieten. Etwas Pastete ist auch dabei. Wissen Sie, was ich mir für eine Mühe mit den Spargelröllchen gegeben habe, sicher sind sie durchgeweicht, ich konnte den Schinken erst in der letzten Minute erstehen. Wenn man den ganzen Tag Probe hat und keine Hilfsperson, ich muß mich entschuldigen, aber unter diesen Umständen werden sie Ihnen hoffentlich doch schmecken. Sie deckt die Frau zu.

SCHAUSPIELER 1 Das Messer bitte. Er verteilt Brot, man beginnt zu essen.

MANN 1 Wir Kinder schrien: Piep piep guten Appetit.

ALLE Piep piep guten Appetit.

SCHAUSPIELER 3 Mutter betet.

MANN 3 Ich erinnere mich, daß wir in der Kellnerschule den Gästen ausdrücklich erst nach dem Gebet auflegen durften.

SCHAUSPIELER 2 Sie haben eine Schule besucht. Erzählen Sie das bitte.

MANN 2zur Schauspielerin 2 Es riecht köstlich. Wo haben Sie den gekauft. Ich ahne es, verraten Sie es nicht. Ich habe ein Geheimnis mit dieser Dame.

SCHAUSPIELER 2 Ist er nicht etwas zäh.

MANN 3 Heute verwendet man überall Farbe. Müßte das nicht verboten werden.

SCHAUSPIELER 1 Es gibt gesetzliche Regelungen, aber weiter sind wir eben noch nicht. Sie bietet zu essen an.

MANN 3 Fühlen Sie sich wohl bei uns.

SCHAUSPIELER 3 Mir schmeckt es.

SCHAUSPIELERIN 1 Ist das Teewasser vergessen worden.

MANN 1 Suffkopp. Wir warten. Hast du beim Hausvater heißes Wasser bestellt, friß jetzt nicht, kochendes Wasser. Mach schon. Er tritt den Mann 3.

SCHAUSPIELERIN 2zu Mann 3 Darf ich Sie begleiten. Ich bin noch nicht hungrig. Die Aufregung des heutigen Tages. Wir haben das neue Stück zum ersten Mal gemeinsam gelesen. Wissen Sie, auch deshalb sind wir sofort zu Ihnen gekommen. Es ist so lieb, daß Sie uns empfangen und mit uns essen. Beide gehen ab.

MANN 1 Eine Küchenromanze. Ich entschuldige mich aber sogleich.

SCHAUSPIELER 3 Piep piep guten Appetit.

MANN 2 Wenn man ein Geheimnis mit einer Dame hat. Ich habe es zum ersten Mal mit einer Dame.

MANN 1 Wenn man von einigen Dämchen absieht. Was.

SCHAUSPIELER 1 Sie nehmen Ihren armen Kollegen ganz schön ins Kreuzverhör.

MANN 2 Wenn man mit ihm zusammen ist, muß man gehörig schlucken können, aber das verbindet auch. Das gibt Wärme.

SCHAUSPIELER 1 Bei meinen Eltern auf dem Gut.

SCHAUSPIELER 2 Ist das nicht unpassend. Heute.

SCHAUSPIELER 1 Warum. Wir dürfen frei sprechen oder nicht.

MANN 1 Natürlich. Wir lassen uns auch nichts verbieten. Wie einem der Schnabel gewachsen ist, jetzt wollen wir erstmal trinken.

SCHAUSPIELER 3 Die anderen sind noch nicht da.

MANN 2 Die andern, aber wir, wir sind in der Überzahl.

SCHAUSPIELER 3 Ich möchte meine Kollegen und Ihre nicht beleidigen. Bitte lassen Sie uns einen Moment warten.

FRAU Der junge Mann hat Anstand. Sie sind noch nicht lange am Theater.

SCHAUSPIELER 3 Nein das bin ich noch nicht, woran haben Sie das erkannt, waren Sie beim Theater.

MANN 2 Die und beim Theater, die hats nicht mal von außen gesehen.

SCHAUSPIELER 3 Ich habe zuerst studiert.

FRAU Studiert

SCHAUSPIELER 3 Das war eine bittere Zeit für meine Mutter und mich, ich wollte ausgerechnet Schauspieler werden, wissen Sie, was das für meine Mutter und meine Schwester bedeutet hat. Sie haben gehungert, nur damit ich, ich ihr Schäfchen, entschuldigen Sie, Mutter nannte mich so, damit ihr Schäfchen Schauspieler wird. Manchmal mußte ich aber auch etwas anderes hören.

MANN 1 Wenn wir nicht trinken, werde ich draußen nachsehen. Er geht ab.

FRAU Verlauf dich nicht. Bei dem muß man auf alles gefaßt sein.

MANN 2 Ich habe mächtigen Durst.

SCHAUSPIELERIN 1 Probieren Sie von dem Salat. Ich gebe Ihnen einen extra Teller. Sie auch.

SCHAUSPIELER 1 Bitte. Wir werden uns gedulden müssen.

SCHAUSPIELER 2 Mir ist warm. Er zieht den Mantel aus.

SCHAUSPIELER 3 Oft hatte ich Zweifel daran, ob ich überhaupt zum Schauspieler tauge, meine Mutter fragte mich jedesmal, ob ich pünktlich mein Studium abschließe, heimlich schrieb sie meinen Lehrern, ich durfte es nicht wissen, damit sie mich zum Lernen anhielten, ich habe es der armen Frau auch nicht weiter übel genommen, ich wußte ja wie bei uns zu Hause die finanziellen Verhältnisse standen. Ich habe mir deshalb Vorwürfe gemacht, daß ich noch nicht weiter bin, was das alles soll, Schauspieler und dann keinen Vertrag zu bekommen, nichts Ordentliches.

FRAU Ist das ein ordentlicher Beruf?

SCHAUSPIELER 2 Er ist eine große Begabung.

SCHAUSPIELER 1 Er ist eine Entdeckung.

MANN 2 Ich würde mich freuen, wenn das meine Kollegen von mir sagen würden.

SCHAUSPIELER 3 Ich bin ihnen auch so dankbar dafür, daß sie mich genommen haben, was wäre sonst. Mutter bekam beinah einen Herzschlag so hat sie sich gefreut, daß ich jetzt regelmäßig verdiene, wenn es auch nicht viel ist.

FRAU Kunst wird überhaupt schlecht bezahlt.

SCHAUSPIELER 1 Woher wissen Sie das.

MANN 2 Das spricht sich rum. Ihr Mantel ist aber neu.

FRAU Das Tuch auch. Es ist ein sehr teures Tuch. Es sieht wunderschön aus.

SCHAUSPIELERIN 1 Wenn Sie es behalten wollen.

FRAU Beileibe nicht. Ich nehme nichts von fremden Menschen. Sie gehen mit anderer Leute Eigentum freizügig um.

SCHAUSPIELERIN 1 Sind wir Ihnen so fremd.

FRAU Unser Kellner wird deiner Kollegin eine Lektion über die richtige Zubereitung eines Tees erteilen.

MANN 2 Seit wieviel Jahren numeriere ich Ihre Textbücher, 2 reichen nicht. Vielleicht 3 oder auch länger, ich weiß es wirklich nicht.

SCHAUSPIELER 1 Ich auch nicht, das macht mich verlegen. Unser neuer Autor, erinnern Sie sich an ihn, hat uns miteinander bekannt gemacht.

MANN 2 Unsinn

SCHAUSPIELER 1 Sie kamen gerade aus der Tür, Sie begrüßten sich wie alte Bekannte, das Herz konnte einem dabei aufgehen, wie sich 2 Brüder umarmten.

MANN 2 Ja damals. Ich weiß trotzdem nicht wann das war.

FRAU Ich kann mich genau erinnern.

SCHAUSPIELER 1 Wir wollen in keinen Streit geraten. Möchten Sie etwas essen.

FRAU Danke. Lieber Schnaps. Das war mein erster Winter hier.

SCHAUSPIELER 1zu Schauspieler 2 Langsam stellt sich der für diese Umstände typische Geschmack ein.

SCHAUSPIELER 2 Ob ich mal nachsehe.

SCHAUSPIELERIN 1 Wollen auch Sie uns allein lassen. Die Blumen sind wirklich nett. Sie riechen noch. Schlafen Sie hier. Ich bin auch allein. Mein Mann.

FRAU Ängstlich Kind.

MANN 2 Ich habe Durst.

SCHAUSPIELERIN 1am Bett von Mann 3 Wessen Bild ist das. Es kommt mir bekannt vor. Ein sehr einprägsames vornehmes Gesicht.

MANN 2 Legen Sie es bitte beiseite, es könnte Unannehmlichkeiten bereiten. Wenn wir jetzt nicht trinken.

FRAU Nur saufen im Kopp. Ist das nicht deine Tochter gewesen, die sich damals.

MANN 2 Dir sollte man ordentlich die Fresse polieren.

SCHAUSPIELERIN 2undMANN 3herein Der Tee. Prächtiger Tee. Es hat etwas gedauert. Der Hausvater wollte auch eine Portion. Ihr seid noch nicht verdurstet.

MANN 2 Aber bald.

MANN 3 Wir können trinken, Schnaps. Sie haben hoffentlich einen Begrüßungstrunk nicht vergessen, sonst muß ich zur Feier des Tages meine eiserne Reserve anbrechen.

FRAU Eiserne Reserve, damit brüstet er sich, ich habe davon nicht einen Tropfen abgekriegt.

MANN 2zur Frau Heulst du.

FRAU Der junge Herr hat seiner Familie sehr viel zu verdanken, wenn er jetzt Schauspieler ist und sich neu einkleiden kann.

SCHAUSPIELER 3 Kollegen laßt uns trinken.

SCHAUSPIELER 2 Auf Ihr Spezielles.

FRAU Ich will nur was mir zusteht, kein Gramm mehr.

MANN 3 Vordrängeln gibt es nicht. Wir haben schließlich gearbeitet. Er bietet Zucker an.

FRAU Und den Hausvater beklaut.

SCHAUSPIELERIN 2 Er hat uns seine Wohnung gezeigt, während das Wasser kochte. Sehr sauber, sehr sauber.

MANN 3zu Mann 1, der zurückkommt Wir warten auf dich.

MANN 1 Was mußte ich wieder hören. Wer hat die Toilette nicht saubergemacht. Muß ich mich um alles kümmern. Wer war das. Er nimmt ein Glas. Danke. Wer hat die Brille beschissen.

FRAU Ich laufe nicht jedem hinterher.

SCHAUSPIELER 1 Trinken wir auf die Kunst, auf das neue Theater und daß wir gute Kritiken haben.

MANN 2 Und die Kasse klingelt. Alle trinken.

MANN 1 Mir reicht das jetzt, ich will nicht vor den Herrschaften den Vorfall klären, man wird sich üblicherweise bei mir entschuldigen, aber die Toilette benutzen kann man im derzeitigen Zustand wohl nicht. Beruhigen Sie sich, ich wollte es nur der Form halber ausgedrückt haben.

MANN 3 Auf einem Bein steht man schlecht.

MANN 2zu Mann 1 Ganz meiner Meinung. Zieh deine Klamotten aus. Dann hustest du wieder.

SCHAUSPIELERIN 2 Ein Pfeffergürkchen.

SCHAUSPIELER 2 Ich weiß nicht, warum unser Autor an diesem Brauch festhalten möchte, ich verstehe schon, daß er Ihnen durch uns etwas zukommen lassen will, aber ist das nicht ungeheuer umständlich, das kostet doch eine Menge Zeit. Wort für Wort.

MANN 1 Eine gute Einnahmequelle. Wir haben auch Bücher gebunden. Kleisterpapiere hergestellt. Wer uns eine Arbeit gibt, der wird pünktlich beliefert.

SCHAUSPIELER 1 Und sehr gewissenhaft, muß ich sagen. Trotzdem sind einige Änderungen angebracht.

MANN 2 Diese Pfeffergürkchen sind eine Delikatesse.

SCHAUSPIELERIN 2 Zwei Zwiebeln sind zu vergeben.

MANN 3 Vielleicht hat er seine Brille verlegt. Er schreibt am liebsten bei Kerze.

SCHAUSPIELERIN 2zu Mann 1 So habe ich es mir immer vorgestellt. Sie schreiben bei einer Kerze. Um die anderen Mitbewohner nicht zu stören, das finde ich äußerst rücksichtsvoll. Wir beim Theater müssen uns gegeneinander behaupten, was auch Spaß macht. Darf ich die Schüssel einfach herumreichen.

FRAU Spaß. Ich will noch einen. Wie es mir zusteht, dann muß ich mich hinlegen. Ich leide nicht unter dem Krach. Feiern Sie ruhig gemütlich. Machen Sie Musik. Das hier sind prächtige Musikanten. Prächtig.

SCHAUSPIELER 1 Auf die Kunst. Wir haben lange gebraucht, bis man uns beachtete. Er gießt neu ein.

MANN 2 Man beachtet Sie also.

MANN 3zu den Schauspielerinnen Bitte greifen Sie tüchtig zu.

SCHAUSPIELER 1 Als Gruppe. Als neues Theater. Schon. Aber wir hatten auch Durststrecken. Ich habe nebenher arbeiten müssen, Pakete austragen, in einer Versandhalle.

FRAU Das kann gar nicht so lange her sein. Bitte.

SCHAUSPIELER 1 Ich habe es noch heute im Rücken. Ja die Kunst.

MANN 3zur Frau Pennst du wieder. Sie legt sich hin.

SCHAUSPIELER 1 Wie bin ausgerechnet ich auf das Theater gekommen. Ich sollte Pastor werden, dann Arzt, die ganze Palette gutbürgerlich, bis ich auf dem Bau landete.

MANN 2 Ich bin Maurer gewesen. Aber jetzt baut keiner mehr.

SCHAUSPIELERIN 1 Jedesmal wenn ich aus dem Theater komme, scheint es mir, als sei die Stadt gewachsen, als wären immer mehr Menschen da, manchmal kann ich mich im Gewühl gar nicht zurechtfinden, wie oft habe ich die Polizisten nach der und der Straße fragen müssen, weil ich mich nicht erinnern konnte.

SCHAUSPIELER 1 Ich darf nicht solange sitzen. Er steht auf.

MANN 3 Wie behalten Sie Ihren Text.

SCHAUSPIELER 2 Merkwürdig. Ich habe das gelernt. Training. Ich trainiere regelmäßig. Sicherlich die Souffleuse sitzt hinter dem Proszenium, ich bin immer etwas taub, wenn ich spiele. Als ob ich nur mich hören könnte.

MANN 1 Singen Sie auch. Ich werde noch mehr Tee bestellen.

FRAU Prächtige Musikanten. Wenn sie bei der Polizei singen. Mann 2 läßt das Glas fallen.

MANN 2 Um Gotteswillen, Entschuldigung, das Glas ist hingefallen.

SCHAUSPIELER 2 Nehmen Sie ein neues.

MANN 2 Gelegentlich trinke ich aus der Flasche, die liegt schwerer in der Hand.

SCHAUSPIELER 2 Sie hätten es nur tun sollen. Prost. Er trinkt aus der Flasche.

MANN 3 Ein tüchtiger Schluck.

FRAU Die Pulle soll kreisen. Mich läßt man gewöhnlich aus, weil ich es angeblich von anderer Seite zugesteckt bekomme, derzeit ist der Hausvater mein Liebchen.

MANN 1 Iß und verzieh dich in deine Ecke.

MANN 3zur Schauspielerin 1 Gießen Sie nach. Sie nippen wie ein Vögelchen.

SCHAUSPIELERIN 1 Ich bin es nicht gewohnt Alkohol zu trinken, vor den Vorstellungen nehme ich ein Glas Sekt zu mir. Meine Kollegin schilt mich deshalb jedesmal, und heute sehe ich sie selbst trinken.

SCHAUSPIELERIN 2 Willst du mir ein Kompliment machen.

MANN 2 Das muß man Ihnen zugestehen, Sie haben einen tüchtigen Zug. Um das Glas tut es mir aufrichtig leid. Ich möchte es Ihnen gern ersetzen.

MANN 3 Ich war Oberkellner im Salonwagen. Man merkte mir das Dorf nicht mehr an. Ich war bei einem der größten Eisenbahnunglücke zugegen. Keines meiner Gläser ist zu Bruch gegangen.

SCHAUSPIELERIN 2 Wenn ich heirate, bekomme ich eine neue Aussteuer.

SCHAUSPIELER 2 Die Servietten tragen Ihr Monogramm.

MANN 3 142 Tote. Man legte sie am Bahndamm in Reih und Glied.

FRAU Heiraten. Ist das ein Witz. Wenn ich nichts mehr kriege. Warum habt ihr nichts besorgt, ihr wußtet, daß Besuch kommt, da sorgt man vor, ich mit meinem Rheuma.

MANN 2 Mir schlägt das alles gleich auf den Magen. Hoffentlich sind diesmal deine Finger sauber gewesen. Ich bin stockbesoffen. Ich hätte mich gerne mit Ihnen länger unterhalten.

SCHAUSPIELER 3 Sie essen nichts. Haben Sie die Käsehappen probiert.

FRAU Er ißt nie was, weil ihm das nicht bekommt, wenn er heimlich nimmt und seinen Kumpanen nichts abgibt.

SCHAUSPIELERIN 2 Diese Wurst ist geräuchert.

SCHAUSPIELER 1 Wir sind alle in Gottes Hand. Wenn man eine so weite Strecke zurückgelegt hat wie ich. Was empfindet man angesichts eines solchen Ereignisses.

MANN 3 Man legte die Fahne über die Särge.

MANN 1zu Schauspieler 3 Darf ich nachgießen. Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht, man hätte Sie vorwarnen sollen, vor allem Ihre Frau Mutter und Ihre Schwester, was wird man zu Hause sagen, wenn man wüßte, daß Sie hier sind.

SCHAUSPIELER 3 Danke. Wenn ich die Wahrheit sagen darf, so habe ich große Bedenken, ich bin mir nicht sicher, ob dieser Besuch richtig ist. Bitte gießen Sie nicht mehr ein.

MANN 2 Wenn ich zwei Flügel hätte. Ich habe mir oft vorgestellt ein Vogel zu sein.

SCHAUSPIELER 3 Ich hatte versprochen meine Mutter morgen früh zu besuchen, weil sie zu einer Verwandten fährt und mich nochmal sehen möchte, bei jedem Abschied, sagt sie mir, ängstige sie sich, ich könne ausbleiben und sie müsse sich an mir festhalten.

MANN 3 Hoffentlich sind Sie nicht enttäuscht. Zu Mann 1 Steck ihn mit deiner Krätze an.

FRAUzu Mann 3 Kannst du dein Gemecker nicht woanders ablassen. Du sorgst für genügend Verstimmung. Zu Schauspieler 3 In dem Alter wo Ihre Mutter ist, macht man sich weniger Gedanken. Ich werde nachher dem Hausvater einen Besuch abstatten und sehen, was vorrätig ist, sonst verdursten Sie noch mein junger Herr.

SCHAUSPIELER 2 Wollen Sie sich wegen uns solche Umstände machen. Hier sind viele durstige Kehlen.

MANN 1 Wenn sie sich einmal aufrafft.

MANN 3zur Frau Davon wird dir besser. Ausgerechnet du Breitmaul.

MANN 2 Ein Vogel weiß, was er will.

SCHAUSPIELERIN 2 Was denn.

MANN 2 Nach Süden. Hier hält ers nicht aus. Er versucht es auch gar nicht.

SCHAUSPIELER 1zum Schauspieler 3 Trinken Sie mein Freund, es wird Ihnen nichts erspart bleiben. Ihre Mutter kann warten. Hier ist das Leben, vergeuden Sie es nicht auf einem zugigen Bahnhof, öffnen Sie Ihre Krawatte und stehen Sie Ihren Mann. Hier wird ganzer Einsatz verlangt.

MANN 3zur Frau Das kannst du auch zum Hausvater sagen. Schlappschwänze, mehr nicht. Hier hat sie alles durch und will sich jetzt mit der Obrigkeit dicktun.

FRAU Hier suchst du dein Forum. Weil ich dich nicht mehr dranlasse.

MANN 3 Verpiß dich.

FRAU Eisenbahnunglück. Die haben die Schienen geknackt. Das ist die Wahrheit.

MANN 1 Die hat jeder schon durch.

SCHAUSPIELER 1 Ich möchte mich nicht einmischen, aber mir scheint es auch so.

MANN 2 Ihr Verbrauch ist enorm.

SCHAUSPIELERIN 1zum Schauspieler 3 Warum drehen Sie sich um. Mir ist schlecht, eine Benommenheit. Schon heute auf der Probe.

SCHAUSPIELER 3 Möchten Sie mein Taschentuch. Ein Geschenk meiner Mutter zur Leseprobe.

SCHAUSPIELERIN 1 Fast beneide ich Sie, ich habe niemand außer meinem Mann.

SCHAUSPIELER 3 Bitte setzen Sie sich. Soll ich Sie nachher begleiten.

MANN 3 Nimm mir nicht die Flasche weg.

MANN 1 Ich habe Kopfschmerzen.

MANN 2 Ich muß einer Schauspielerin ein Glas ersetzen.

MANN 3 Wenn es nach dir geht, du verkippst alles, er hat den Datterich.

MANN 1 Ruhe

MANN 3 Er hat angefangen. Er nimmt mir die Flasche weg.

FRAUzu Mann 1 Was mischst du dich ein. Immer den Vorsitz. Denen frißt du aus der Hand. Abschriften machen. Ich versündige mich, ich weiß, was er sagt, Sie bezahlen zu wenig.

SCHAUSPIELER 1 Soll ich mir wirklich denken müssen, daß Sie mir nicht die Wahrheit sagen.

MANN 2 Ich fliege schon, ich lasse die schmutzige Welt unter mir, der kleine braune Dreckfleck seid ihr, Kollegen.

FRAUzu Mann 1 Wahrheit. Dem hat es die Sprache verschlagen. Ist das Mann oder Frau. Er hat sehr feine Hände. Das andere müssen die Männer beurteilen, ich kann das nicht, ich war zu besoffen.

SCHAUSPIELERIN 2 Sie lieben ihn.

FRAU Ich würde das nicht zweimal sagen.

MANN 1 Hören Sie auf. Leg dich nach hinten. Mach woanders Krach, sonst fliegst du raus diesen Abend.

MANN 3 Einen Fresser weniger.

FRAU Ihr wißt ja daß ich nicht woanders hingehen kann, also muß ich mich fügen.

SCHAUSPIELER 3 Bitte gießen Sie mir nach.

MANN 1 Du sollst einen Schluck aus der Pulle nehmen.

SCHAUSPIELERIN 2 Die Vertraulichkeiten steigen. Was habe ich immer gelacht.

MANN 2 Sie lacht.

SCHAUSPIELERIN 2 Wir beabsichtigten ein Auslandsgastspiel zu machen und man wollte mich nicht mitnehmen, die Frau des Direktors sollte meine Rolle übernehmen, ich wäre nicht gut genug, mir fehle es an der nötigen Überzeugung. Ich habe wie eine Tigerin gestritten, und dann fuhren wir nicht, die Reise wurde kurzfristig abgesagt. Ich traute mich nicht mehr auf die Straße. Ich mußte einen Wagen nehmen.

MANN 1 Nach den Unruhen wurde Ihre Tournee ein ungeheurer Erfolg.

SCHAUSPIELER 2 Für uns war es nur Knochenarbeit. Ich habe das zigmal mitgemacht, auf einer solchen Reise erfährt man erst, wer seine Kollegen sind. Das ist oft sehr entmutigend.

FRAU Könnt ihr nicht das Maul halten.

SCHAUSPIELER 1 Warum haben Sie das nie gesagt, ich war schließlich für Ihre Besetzung verantwortlich.

SCHAUSPIELERIN 2zu den Männern Man reist eben gern. Ich habe mächtigen Hunger. Wir interessieren uns nicht. Wir sind keine gerngesehenen Gäste. Was denken Sie über uns. Nur frei heraus. Wir haben uns ja selbst in diese Situation begeben. Bitte.

MANN 1 Wollen Sie das wirklich wissen.

SCHAUSPIELERIN 2 Ich brenne darauf, ich bin für Kritik empfänglich.

SCHAUSPIELER 3 Ich habe einen geteilten Eindruck.

MANN 1 Wollen Sie uns verletzen. Trinken Sie. Das wird Ihre Stimmung heben. Jeder hat eine Mutter, und die ist ein Scheißstück.

SCHAUSPIELER 2 Wie können Sie das in seiner Gegenwart behaupten.

MANN 1 Stimmt doch.

SCHAUSPIELER 1 Man wird den gegenseitigen Standpunkt respektieren müssen. Wir sind doch hergekommen, um uns von Ihren Lebensbedingungen ein Bild zu machen, ich habe mich manche Nacht gefragt, nachdem ich das neue Stück gelesen hatte und der Autor dauernd von mir wissen wollte, wie finden Sie das. Ich habe dagesessen und wußte nicht, wie ich das zu spielen habe, es hat mich vollständig zermartert, bis ich mich meinen Kollegen anvertraute. Wir müssen ein neues Theater finden, daß die Leute von der Straße sich auf der Bühne wiedererkennen. Ohne Abstriche zu machen. In den 40 Jahren meiner künstlerischen Laufbahn war ich noch nie in so einer Klemme. Jetzt. Jetzt muß die Entscheidung fallen, welcher Generation man angehört. Ein Schnitt. Wohin man gehört.

SCHAUSPIELER 3 Mir ist der Direktor egal, einen Hamlet braucht jeder.

SCHAUSPIELER 1 Verstehen Sie unsere Zweifel. Deshalb kamen wir zu Ihnen, um uns umzusehen, uns anregen zu lassen, zu sehen, wie es hier aussieht, was Ihre tatsächlichen Probleme sind, worin sich der Autor irrt, was wir korrigieren müssen.

MANN 1 Beim Abschreiben habe ich keine Fehler entdeckt.

MANN 3 Woher weiß der Tintenkleckser das.

SCHAUSPIELER 1 Eine berechtigte, gar nicht so dumme Frage an einen Autor, ich kann sie Ihnen leider nicht beantworten, ich drang jedesmal in ihn, aber er wollte nicht Rede und Antwort stehen. Tintenkleckser klingt reichlich übertrieben.

SCHAUSPIELER 3 Hamlet kann man nicht mit 60 spielen. Der Besen ist stumpf. Doch was für eine geistvolle Erscheinung.

SCHAUSPIELERIN 2zu Schauspieler 3 Mäßigen Sie sich. Das hat er nicht verdient.

MANN 2 Wenn ich nicht mehr fliegen kann, will ich krepieren. Da nähert sich der braune Fleck, unser windschiefes Haus, ich sehe die Herrschaften, die zu Besuch gekommen sind, eine unglückliche Angelegenheit wie sich bald herausstellen wird. Noch sind keine Wolken am Horizont. Ich kann hochsteigen, ohne viel Kraft zu verbrauchen. Wer ein Kranich ist.

SCHAUSPIELER 1 Wir sind eingeladen. Wir werden Sie begleiten. Er versucht loszufliegen.

MANN 2 Machen Sie sich nicht die Klamotten dreckig. Sie sollten sich meine Sturzkombination ansehen. Er läßtsich auf den Schauspieler 3 fallen. Kind was schreien Sie, man ist nicht verletzt worden.

SCHAUSPIELERIN 1 Warum erschrecken Sie mich. Vogel sein. Interessieren Sie sich dafür. Ich sollte Luft schöpfen.

SCHAUSPIELERIN 2 Erinnern Sie sich an unser Geheimnis.

MANN 2 Meine Herren, darf ich Sie einladen. Meine Kombinationen haben Erfolg. Ein Geheimnis ist nur hinderlich. So hält man die Flügel während des Aufwindes. Fliegen Sie anständig, meine Herren.

SCHAUSPIELERIN 2 Sie brauchen sich wegen des kaputten Glases keine Sorgen zu machen.

MANN 3 Fühlen Sie sich wohl bei uns.

SCHAUSPIELERIN 2 Ich bin nicht sicher, ob ich so leben könnte, gefallen tut es mir schon. Meine Kollegin ist nur etwas verwirrt.

MANN 3startet Bleiben Sie nicht hängen. Danken Sie mir nicht zu früh. Schauspielerin 2 folgt ihm.

SCHAUSPIELERIN 1 Ich habe nie so etwas Lächerliches gesehen.

SCHAUSPIELER 1 Man muß Überzeugungsarbeit leisten. Es kommt letztlich nicht auf die Einfälle an, sondern es muß hart an sich gearbeitet werden. Ich kann mich auf meine Eingebungen nicht verlassen.

SCHAUSPIELERIN 1 Mir ist schwindlig.

SCHAUSPIELER 1 Wo sind wir.

MANN 2 Im Schnee. Man wird eine Stärkung bitter nötig haben. Da hinten ist warmes Land. Er zeigt auf dieFrau.

SCHAUSPIELER 1zu Mann 1 Schwitzen Sie gar nicht.

MANN 1 Finden Sie Gefallen an solchen Kindereien.

SCHAUSPIELER 1 Ich sehe es nicht so. Ich komme aus einer vermögenden Familie. Wir waren zwei Buben und drei Mädchen. Stellen Sie sich vor, wie wir mit geputzten Zähnen und steifen Kragen bei Tisch sitzen mußten, die Gebete sprechen und einander die Hände reichen. Ich starb jedesmal vor Hunger. Ich mußte in die Küche schleichen und die Vorratskammer erbrechen. Wissen Sie, daß ich schon früh kriminell war. Man steckte mich in eine Besserungsanstalt, mein Vater ließ mein Zimmer verschließen.

MANN 1 Trotzdem waren Sie privilegiert.

SCHAUSPIELER 1 Das habe ich erst später begriffen. Der Kunstverstand Ihres Kollegen ist eindrucksvoll. Zu Schauspieler3 Wollen Sie es den Herren nicht gleichtun. Hamlet.

SCHAUSPIELER 3 Wenn Sie darauf bestehen, will ich mich Ihnen gern anschließen.

SCHAUSPIELER 1 Ich bitte darum.

SCHAUSPIELERIN 2 Auf unserer Gastspielreise ist was Merkwürdiges passiert.

MANN 2 Ich habe auch ein Gastspiel gegeben draußen in der Fabrik, wo man mich an die Maschine kriegen wollte. Jetzt starten wir durch und werden das Gelobte Land erreichen. Die Männer 2 und 3, Schauspielerin 2, Schauspieler 1 und 3 stürzen sich auf die Frau, die sich wehrt.

SCHAUSPIELERIN 1 Ist das nicht entwürdigend. Bitte helfen Sie der Dame.

MANN 1 Dafür bin ich nicht zuständig.

SCHAUSPIELER 1 Meine Herren, wir werden doch in Gegenwart von 2 jungen Damen etwas rücksichtsvoller sein. Er willdie Männer 2 und 3 zurückhalten.

MANN 1 Katzenjammer

SCHAUSPIELER 3 Mich beißt sie, das kann ich nicht einfach hinnehmen. Schließlich. Schauspielerin 1 geht unbemerkt ab.

MANN 1 Bringt dem jungen Mann keine Unanständigkeiten bei.

SCHAUSPIELER 1 Ich werde mich selbst darum kümmern.

MANN 1 Ich amüsiere mich prächtig. So lustig hatten Sie es sich nicht vorgestellt.

SCHAUSPIELER 1 Tun Sie mit mein Freund.

SCHAUSPIELER 2 Was verlangen Sie noch.

SCHAUSPIELER 1zu Schauspieler 3 Bitte stehen Sie auf, Sie sollten nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Weigern Sie sich. Ich befehle es Ihnen. Ich bin keinen Widerstand von Ihnen gewohnt. Bitte richten Sie sich her.

SCHAUSPIELERIN 2 Wo ist mein Schuh.

MANN 3zu Schauspieler 1 Hau ab. Entschuldigung das ist mir rausgerutscht. Sie sollten ein Auge zudrücken. Auch Sie genießen ein Gastrecht.

SCHAUSPIELER 1 Was ich natürlich nicht berücksichtigt habe und mich meinerseits entschuldigen möchte. Die Männer 2und 3 und Schauspielerin 2 schäkern weiter.

FRAU Die Kleine ist nach draußen, kümmert das keinen. Mußt du mir die blauen Flecke machen. Das ist von dir Mistsack.

SCHAUSPIELER 1hält Schauspieler 2 zurück Müssen alle hinausrennen. Die Männer 1, 2, 3 und Schauspielerin 2 hinaus.

SCHAUSPIELER 2 Vorwürfe

SCHAUSPIELER 1