Die Schönheit der Schatten - Christian Schwarz - kostenlos E-Book

Die Schönheit der Schatten E-Book

Christian Schwarz

0,0
0,00 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Morgan und Torin müssen gemeinsam eine Prüfung bestehen, um als Mann in ihr Dorf zurückkehren zu können. Doch auf ihrer Jagd begegnet Morgan einem seltsamen Wesen, einer Frau aus Sternenlicht, die ihn von der ersten Sekunde an in ihren Bann zieht. Morgan wird von einer tiefen Sehnsucht ergriffen und würde alles tun, um das Lichtwesen wiederzusehen - auch die Mission sabotieren. Erst Jahre später soll sich herausstellen, wie wichtig und weltverändernd die geheimnisvolle Bindung zwischen Morgan und der Tänzerin ist, die er jede Nacht am See besucht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Schwarz

Die Schönheit der Schatten

Inspiriert vom gleichnamigen Song der Band Versengold

Ich widme diese Geschichte meiner Frau, die immer hinter mir steht. BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Prolog

Einst stritten Abnoba, Göttin der Jagd, der Quellen und Wälder und Manannân, der Gott der Meere, um einen Teil der Erde. Beide erhoben ihr Anrecht auf das wilde, versteppte Ödland. Abnoba wollte es den Menschen schenken; ihnen Wälder für den Bau und Tiere für die Jagd geben, sie mit Süßwasser versorgen und sehen, wie sie unter ihrer Hand gediehen. Manannân hingegen wollte aus der Wildnis ein noch wilderes Meer entstehen lassen; es den Tieren des Wassers schenken, wollte Wellen an steinigen Küsten brechen und den sich blutroten Sonnenuntergang an der Oberfläche schneiden sehen.   

Selbst vor dem höchsten Gericht konnten sich die Beiden nicht einigen, bis Abnoba, klug und charismatisch wie sie war, dem Gott des Meeres ein Versprechen entlocken konnte:  

Sie würden sich das Land teilen: eine Hälfte sollte den Menschen gehören, die andere sollte zum Meer werden. Sollten die Menschen das Meer erzürnen, es missbrauchen oder verschmutzen, dürfte Manannân einschreiten. Sollte das Meer jedoch die Menschen verschlingen, würde Abnoba es zähmen und verdrängen. Müsste einer der Götter sein Land verteidigen, würde die andere Hälfte automatisch an ihn übergehen. Manannân willigte schließlich ein, sie gaben sich die Hand darauf und ließen auf dem Ödland Wasser und Wald entstehen.  

Zu Manannâns Überraschung vergingen Jahrhunderte in Harmonie und Frieden. Die Menschen erbauten beiden Göttern Schreine, brachten ihnen Opfergaben und dankten für jeden Baum, den sie fällten, und jedes Tier, das sie erlegten. Sie bewahrten stets große Ehrfurcht vor dem Meer, fürchteten sich davor, es zu erzürnen und hüteten sich deshalb, seine Bewohner zu jagen.  

Jeweils eine Familie verschrieb sich, die Schreine zu bewachen und die Geschichte der Götter von Generation zu Generation weiterzugeben. Es wurde berichtet, wie Abnoba und Manannân den Wald und das Meer erschaffen hatten und wie wichtig es war, dieses Gleichgewicht für immer zu wahren. 

Doch nach vielen weiteren Jahrzenten der strengen Tradition und des Friedens geriet die Geschichte der Entstehung in Vergessenheit. Die Menschen dankten nun nicht mehr für die Bäume und die Jagd, sie verloren die Ehrfurcht vor dem Meer, bauten Boote und begannen hinauszufahren, um die Gewässer zu erforschen und Fische zu fangen.  

Nur ein letzter alter Mann kümmerte sich um den Schrein des Meeresgottes und warnte die Bewohner vor der Katastrophe, die ihnen blühen würde, vergaßen sie ihre Entstehungsgeschichte und erzürnten die Götter.  

Der Sohn dieses Greises schenkte ihm einen Enkel namens Morgan, der unentwegt seinen Geschichten lauschte und den Respekt und den Glauben von seinem Opa erbte. Am Sterbebett schwor Morgan seinem geliebten Großvater, die Tradition in seinem Namen fortzuführen, und die Dorfbewohner wieder an die Götter zu erinnern. Sein Opa flüsterte ihm einen letzten Satz zu, bevor das Leben mit einem letzten Atemzug aus ihm entwich. 

Auch die Familie des Schreins der Göttin Abnoba pflanzte sich fort und die Dame des Hauses gebar einen gesunden, starken Jungen Namens Torin. Er arbeitete für seinen Vater und machte seinem Namen bald alle Ehre. Als Anführer und Leiter des Dorfes nahm er an großen Ratssitzungen teil und traf wichtige Entscheidungen. Torin und Morgan erreichten gleichzeitig das Erwachsenenalter und nahmen gemeinsam an der Zeremonie teil, mit derer Bestehen sie als Mann in ihr Dorf zurückkehren würden. 

Fern ab des Dorfes lag ein gewaltiger Forst. Es galt den größten Hirsch dieses Waldes zu erlegen und heim zu bringen. Aus seinem Geweih würden Reife entstehen, die beide Männer als Beweis und als Bund an ihren Armen tragen sollten. 

***

 

Morgan und Torin empfanden nicht besonders stark füreinander; weder Zu- noch Abneigung. Sie arbeiteten jedoch Hand in Hand, um die Jagd schnell hinter sich zu bringen. Nach der dreitägigen Reise streiften sie im Wald umher, bis sie sich entschieden, in die Tiefen der riesigen, dichten Bäume vorzudringen. Des Nachts saßen sie meist wortlos am Feuer, bis einer einschlief und der Andere Wache hielt. Dann wechselten sie sich ab.  

Nach einem weiteren erfolglosen Tag schürte Morgan das Feuer mit Fichtenzweigen, die einen wohltuenden Geruch verströmten und sich mit seinem Duft nach Süßholzwurzel vermischten, während Torin frustriert seine Pfeile in die Rinde eines alten Baumes grub. Es klang wie der Riss eines Muskels, als er die Sehne seines schweren Bogens anschlug und mit entblößter Wut den nächsten Pfeil in den Baum rammte. Morgan zuckte zusammen.  

„Würdest du das bitte unterlassen?“, fragte er und drehte sich zu Torin.  

„Wieso?“ 

„Du erschreckst mich. Und die Tiere des Waldes. Das wird uns die Jagd auf den Hirsch nur erschweren.“ 

Torin schnalzte zur Antwort mit der Zunge und legte den nächsten Pfeil an.  

„Hör auf!“ Morgan schmiss ihm einen Tannenzapfen an den Kopf und Torin zielte sofort mit dem Pfeil auf seinen Hals. Dann schob er ihn zurück in seinen Köcher und setzte sich seufzend ans Feuer.  

„Du bist zu sensibel. So wirst du nicht mal ein Kaninchen erlegen, geschweige denn den Hirsch.“