Die Skaland-Saga, Band 2 - A Curse Carved in Bone - Danielle L. Jensen - E-Book

Die Skaland-Saga, Band 2 - A Curse Carved in Bone E-Book

Danielle L. Jensen

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Beschreibung

Mein Herz ist gebrochen. Meine Zukunft bringt großes Unheil. Doch ich schreibe mein Schicksal selbst. Bjorns Verrat hat Freya zutiefst verletzt. Dennoch bindet der Blutschwur sie für immer aneinander und sie müssen nach einem Weg suchen, den drohenden Krieg abzuwenden. Dabei tobt der härteste Kampf in Freya selbst: Wird ihre Magie ihr Volk beschützen oder es endgültig vernichten? Wider Willen fühlt Freya sich weiterhin zu Bjorn hingezogen und sehnt sich nicht nur danach, Seite an Seite mit ihm für ihr Land einzutreten – sondern auch, ihm ihr Herz erneut zu öffnen. Band 2 der nordisch inspirierten Fantasy-Dilogie

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Seitenzahl: 668

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Triggerwarnung

Liebe*r Leser*in,

dieser Roman enthält Themen, die potenziell emotional belasten oder triggern können. Hinten befindet sich ein Hinweis zu den Themen.

ACHTUNG: Dieser enthält Spoiler für die gesamte Handlung.

Als Ravensburger E-Book erschienen 2025 Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg

Deutsche Erstausgabe © 2025 Ravensburger Verlag GmbH Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2024 unter dem Titel »Saga of the Unfated 1: A Curse Carved in Bone« Copyright © 2024 by Danielle L. Jensen All rights reserved. Published in the United States by Del Rey, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York. Del Rey and the Circle colophon are registered trademarks of Penguin Random House LLC. Published in Germany by Arrangement with DANIELLE L JENSEN CREATIVE WORKS LTD. »Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover. Umschlaggestaltung: Jacket design: Ella Laytham unter Verwendung einer Illustration von Eleonor Piteira Übersetzung: Andreas Decker Lektorat: Svenja Kopfmann Alle Rechte vorbehalten. Der Nutzung für Text- und Data-Mining wird ausdrücklich widersprochen.

ISBN 978-3-473-51275-1

ravensburger.com/service

Für die Damen von NOFFA!

Kapitel 1

FREYA

Der Sturm brach ohne Vorwarnung über uns herein, ergriff das Drachenschiff und trieb uns mit solcher Wut von der felsigen Küste ab, dass es fast schien, als wollten die Götter selbst uns daran hindern, die Meerenge zu überqueren. Während die Nordelander gegen die aufgepeitschten Wellen kämpften, machte die Kälte auch die letzten Tagträume zunichte, die ich über ruhmreiche Beutefahrten gehabt hatte. Ganz zu schweigen von der Nässe. Aber vor allem das endlose Kotzen.

Nicht meinerseits, denn ich hatte starke Seebeine, aber das Deck füllte sich mit dem Mageninhalt von so gut wie allen anderen, Haralds Thralle eingeschlossen. Doch es war immer noch besser, durch den Unrat zu waten, als sich über die Bordwand zu beugen und zu riskieren, von dem erzürnten Meer gepackt zu werden.

»Das wird eine schmerzliche Enttäuschung sein«, brüllte ich über den Donner und die tobenden Fluten hinweg, »wenn eure Pläne und Intrigen umsonst waren, weil wir ertrinken!«

Alle an Bord starrten mich finster an, allerdings war Toras Blick nichtbesondersfurchteinflößend,weilmittendarineinneuerSchwall Erbrochenes aus ihrem Mund schoss.

IchlachteundlehntemichandasSchanzkleid,woichuntereinem mit meiner Magie verstärkten Robbenfell saß, das glücklicherweise das kalte Wasser von mir fernhielt.

»Und vielleicht nicht einmal ein so glorreicher Tod, wie von Njördgeholtzuwerden,sondernindemihreureInnereienausspuckt. Ich habe so viele Geschichten über die Härte der Nordelander gehört, aber das ist einfach nur peinlich.«

»Hält sie jemals den Mund?«, wollte Harald von Bjorn wissen.

Auch der König von Nordeland war nicht völlig gegen die Sturmwellen gefeit, was an seiner Gelassenheit zehrte.

Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und erhielt dafür lediglich eine finstere Miene.

Bjorn beugte sich nur tiefer über seinen Riemen, völlig unbeeindruckt von dem Seegang. Was bedauerlich war. Wenn jemand verdient hatte, das bittere Brennen von Galle zu schmecken, dann er und seine verlogene Zunge.

»Du wirst keinen Frieden bekommen, Vater«, sagte er schließlich. Bei jedem seiner mit voller Kraft ausgeführten Riemenschläge zeichneten sich die Rückenmuskeln unter seinem Wams ab. »Aber darfichdichdaranerinnern,dassduihreSchmähungenselbstherausgefordert hast?«

Haralds Kiefermuskeln spannten sich an. Aber statt zu antworten, stemmte er sich mit seinen dünnen Armen nur gegen seinen Riemen. Nicht einmal der König von Nordeland blieb davon verschont, durch diesen Albtraum zu rudern; jede Hand wurde gebraucht, um nicht unterzugehen.

Die Nordstraße war dafür berüchtigt, viele Leben zu fordern, und Njörds Reich war die Macht eines Königs völlig egal.

Genau wie die Kinder der Götter.

Eine Welle ergoss sich über das Drachenschiff, und das Wasser traf mich mit solcher Wucht im Gesicht, dass es schmerzte. Furcht stieg in mir auf, denn in dem eiskalten Guss war es unmöglich zu atmen. Das Schiff kippte nach vorn und schoss in die Mulde zwischen zwei Wellenbergen. Die Finsternis der Tiefe schien nach mir greifen zu wollen. Ich krallte mich fest, wo ich konnte, meine Nägel gruben sich ins Holz. Die Schreie derjenigen, die den Halt verloren, hallten in meinen Ohren. Ein Sturz bedeutete den Tod, denn in der tobenden See gab es keine Rettung.

DochalsichindasfinstereWasserstarrte,wichmeineFurchteiner Sehnsucht. Die See flüsterte Versprechen, mich von der Trauer zu erlösen, die nach meinem Herzen lechzte. Von dem Zorn, der meine Seele plagte. Von der Einsamkeit, die mein Inneres aushöhlte, denn ich hatte alles verloren, was mir etwas bedeutete, meinen Daseinszweck eingeschlossen.

Das Meer griff nach mir, und meine Finger wurden schwächer, mein gebrochenes Herz sehnte sich nach einer Pause von dem Schmerz.

Danach, nach unten, unten, unten in die Finsternis gezogen zu werden.

Aber mein Griff wurde fester, als Hel in meinem Kopf flüsterte: Warumnachgeben,wenndudieMachthast,diralleszurückzuholen, was dein sein sollte? Die Macht, alles zurückzuerobern, was man dir gestohlen hat?

Diese Macht habe ich nicht.

Ihr Gelächter war leise und zugleich so laut wie Donner. Du bist die Herrin des Todes, Tochter. Jeder, der atmet, fürchtet deine Macht.

Ich will nicht gefürchtet werden.

VormeinemgeistigenAugeerschieneininderMittegespaltenes Lächeln aus schmalen Lippen und nacktem Knochen. Der Anblick ließ mein Herz schneller schlagen, aber es waren ihre Worte, die meine Hände zu Eis erstarren ließen. Furcht ist die Waffe, mit der du alles gewinnen kannst, was du willst.

Das Langschiff richtete sich auf und war nicht länger dem Risiko ausgesetzt, vollzulaufen und zu kentern.

Ich wischte salzige Flüssigkeit aus den Augen, nicht sicher, ob es Tränen waren oder Meerwasser, aber das Donnern meines Pulses hatte nichts mit meiner Beinahebegegnung mit dem Tod zu tun.

Furcht ist die Waffe, mit der du alles gewinnen kannst, was du willst.

Was wollte ich?

Ich wusste es nicht, aber die aufgewühlten Gefühle in meinem Inneren mussten hinaus.

Mein Blick fiel auf Steinunn, die Meerwasser kotzte. »Skaldin, wirst du ein Lied über die Überfahrt dichten? Falls ja, nenn es ›Die Saga der Seekranken‹. Oder vielleicht ›Die Suche der Magenkranken‹. Nein, ich weiß es … ›Sie kotzten wie die Reiher‹.«

»Halt’s Maul!«, brüllte Skade mich von ihrem Ruderplatz an. Das scharlachrote Haar klebte in ihrem Gesicht. »Sei still, du verfluchtes Miststück!«

»Und wenn ich nicht will?« Ich lachte wild, als Skade dem Sklaven neben ihr den Riemen überließ und ein glühender goldener Bogen in ihrer Hand erschien. Dieselbe Waffe, mit der sie meine Mutter ermordet hatte. »Erschießt du mich dann? Wirfst mich über Bord?«

Sie hob den Bogen, hakte den tödlichen grünen Pfeil ein, der nie verfehlte.

»Tu es!« Der schrille Schrei entrang sich meiner Kehle. Nicht aus dem Wunsch, getötet zu werden, sondern weil sie die gleiche Unentschlossenheit fühlen sollte, die meine Seele quälte. »Trau dich!«

Skade zog die Sehne durch, in den funkelnden blauen Augen zeigten sich viele Emotionen – Unentschlossenheit jedoch nicht.

Die plötzliche Überzeugung, dass mein Gestänker mich das Leben kosten würde, trocknete meinen Mund aus. Aber die Waffe löste sich auf, als Harald sie anfuhr, sich zu beherrschen, sonst würde sie die Konsequenzen erleiden müssen.

Mir war völlig egal, dass mein Gelächter irrsinnig klang, denn es war sicherlich besser als ein Schluchzen.

»Ihr alle habt so viel geopfert, um mich zu entführen, also kann ichsagen,wasichwill,undihrhabtkeineWahl,alseseuchanzuhören! Keine Wahl, als meine Worte zu ertragen«, kreischte ich. »Ihr wolltet mich? Jetzt habt ihr mich, verflucht noch mal, also erfreut euch daran! Genießt die Frucht eurer Mühen!«

Skade warf sich auf mich, die kleinen Fäuste erhoben.

Obwohl ich sie geradezu herausgefordert hatte, überraschte es mich.

Ihre Faust traf meine Wange und stieß mich zurück. Ich knallte mit dem Kopf gegen den Mast, Sterne blitzten vor meinen Augen auf, als Skade nach meinem Hals griff.

»Jemand muss dir deinen Platz klarmachen«, schrie sie mir ins Gesicht. »Du bist eine Plage, Helskind!«

Ich riss das Knie hoch und rammte es ihr zwischen die Beine. Sie belohnte mich mit einem Aufschrei, ließ aber nicht los. Ihre Finger krallten sich um meine Kehle.

Dann packte Bjorn sie bei der Taille. Er riss sie von mir weg, und sie richtete ihren Zorn auf ihn.

Chaos brach über uns herein.

Sklaven zuckten zurück, als die beiden gegen sie prallten. Das Drachenschiff ächzte und schwenkte zur Seite, genau in den nächsten Wellenberg hinein. Wasser krachte auf mich herab, kalt und gnadenlos. Alles kippte, und ich rollte umher. Ich sah nichts als Holz, Wogen und den schwarzen Himmel.

Und dann packte jemand meine Handgelenke. Bjorns Haut fühlte sichheißan,alsermichaufdieDecksplankendrückte.»Willstduuns alle umbringen?«

»Ja!«, schrie ich, während die anderen mit den Riemen kämpften. »Genau das will ich!«

»Wenn du tot bist, erhältst du nie die Antworten, die du suchst!« Er hielt mich an Ort und Stelle fest, während ich mich aufbäumte und versuchte, ihn in die Eier zu treten. »Du wirst die Wahrheit nie erfahren!«

»Erzähl du mir nichts über Wahrheit!«

Um meinen Knien zu entgehen, zwang er sich zwischen meine Beine, seine Hüften lagen zwischen meinen Schenkeln, während das Schiff ungestüm schaukelte. Wider willen stiegen Erinnerungen an die Höhle in mir auf, in der wir gewesen waren, als das Glück in Griffweite schien. Erinnerungen an seine Lippen auf meinen, seine Hände auf meinem Körper, sein Glied tief in mir vergraben, als er mich zu seiner Frau gemacht hatte. Und Angst und Logik zum Trotz schossen diese verräterischen Gefühle in mir hoch, meiner Lust war es egal, dass der Mann, den sie wollte, mein Feind war.

Allein der Zorn war stark genug, dieses Verlangen zu vertreiben, und ich griff nach meiner Wut, während ich die ganze Grausamkeit entfesselte, die aus dem Schmerz in meinem Herzen geboren worden war. Ich schlang die Beine um Bjorns Taille und zog ihn fest an mich.

»Die Wahrheit, die dir das hier wieder verschafft?«, fragte ich spöttisch.

Sein Griff um meine Handgelenke wurde fester, als das Langschiff wild schaukelte, und ich grub den Absatz meines Schuhs in seinen Rücken, fühlte, wie er sich gegen mich drückte. »Die Wahrheit, die dir deine hübsche Freya zurückbringt, damit du sie zu deiner Frau machen kannst?« Ich hob den Kopf und küsste ihn, versenkte dieZähnefestgenuginseinerUnterlippe,dasserzurückzuckte.»Damit du mit ihr als Bauer das Land bestellen kannst? Mit ihr hübsche Töchter zeugst, die genau wie sie aussehen? Die Wahrheit, die dafür sorgt, dass du in ihren Armen alt wirst?«

Ich schleuderte ihm den Traum ins Gesicht, den er mir in der Höhle anvertraut hatte, und meine Wut genoss den in seinen Augen aufblitzenden Schmerz. Denn ich wollte ihm so wehtun, wie er mir wehgetan hatte.

»Es gibt keine Wahrheit, die mich zu dir zurückbringt, denn du bist ein Lügner. Ein Verräter. Ein verfluchter Feigling, der es nicht verdient, nach Walhalla zu kommen!«

»Du glaubst, du weißt alles, Freya«, sagte er. »Aber du weißt nichts.«

Ich spuckte ihm ins Gesicht. »Ich weiß, dass ich dich bis zu meinem letzten Atemzug hassen werde, Bjorn. Und das reicht mir.«

»Hasse mich, so viel du willst.« Er ließ meine Handgelenke los. »Aber dein letzter Atemzug wird nicht heute erfolgen, Feuergeborene.«

Ich sah ihm nach, wie er zu den Ruderern zurückging, um dabei zu helfen, das Drachenschiff sicher durch den Sturm zu bringen.

»Allvater Odin sieht alles, was war, und alles, was sein wird, so wie es die Nornen verkündet haben.« Harald hatte aufgehört zu rudern, seine grauen Augen richteten sich auf mich. »Saga ist sein Kind und Wissen sein Geschenk. Andere Seherinnen könnten auch Antworten haben, aber Saga ist anscheinend mit deinem Schicksal verbunden. Vielleicht enthüllt Odin ihr die Wahrheit, die du so verzweifelt suchst.«

Ohne auf eine Erwiderung zu warten, schaute er wieder nach vorn, und seine Muskeln spannten sich an, als er ruderte.

Mein Zorn verrauchte langsam, und seine Abwesenheit hinterließ nichts als Leere in mir. Ich legte den Kopf in den Nacken und starrteindenschwarzenHimmelmitseinenwogendenWolken, in denen Blitze tanzten. Was hätte ich nicht dafür gegeben, keine Schicksalfreie zu sein. Dann hätten die hohen Mächte den Verlauf meines Lebens und damit mein Schicksal bereits festgelegt, und man hätte ihnen für alles, was ich sagte, tat und jemals wollte, die Schuld geben können.

Aber die zwei Tropfen Göttinnenblut in meinen Adern, einer von Hlin und einer von Hel, bedeuteten, dass ich für alles, was ich hinter mir ließ, selbst verantwortlich war. Niederlagen und Erfolge. Albträume und Träume. Liebe und Hass.

Was wollte ich?

Die Frage brannte sich tief in meine Seele, weil ich darauf eine Antwort brauchte. Einen Daseinszweck brauchte, der mich antrieb. Hier zu verharren, so zu bleiben, wie ich jetzt war, würde mich von innen heraus in Schutt und Asche legen.

Ich will die Wahrheit wissen.

Ich wollte aus Sagas eigenem Mund die dunkle Zukunft hören, die die Seherin für mich prophezeit hatte, denn Odins Kinder logen nicht. Wollte erfahren, was sich zwischen ihr und Snorri tatsächlich abgespielt hatte. Wollte Antworten auf die Frage, ob Harald tatsächlich ein Schurke war, wie man es mir mein ganzes Leben lang eingebläut hatte.

Aber vor allem brauchte ich die Wahrheit darüber, wer ich war, ob ich auf meinem Weg tatsächlich Felder voller Leichen zurücklassen würde.

Ich rollte mich herum, richtete mich auf Hände und Knie auf und kroch, bis ich einen Platz neben einem Thrall mit reich tätowierten Armen fand. Ich nahm den Riemen, zog mit aller Kraft und blickte zur felsigen Küste von Nordeland. Der Wind ließ nach, und das Meer beruhigte sich langsam. Falls die Nornen zuschauten, fürchteten sie sich bestimmt vor der Zukunft, die sie erschaffen hatten. Davon war ich überzeugt.

Denn ich war Freya Feuergeborene. Tochter der Göttin Hlin. Tochter der Göttin Hel.

Und ich würde mein eigenes Schicksal weben.

Kapitel 2

BJORN

Der Himmel über unseren Köpfen war wolkenlos, als wir das Drachenschiff auf den Strand schoben. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte,undesstörtemichnicht,esHaraldsSklavenzuüberlassen, das Wasser aus dem Schiff zu schöpfen. Ich stand auf dem Boden, der mehr meine Heimat war als jeder andere. Wir hatten in Stormnes angelegt, der Landzunge, die in die Meerenge hineinragte und von der aus man an klaren Tagen bis nach Skaland sehen konnte. Der Strand war schmal und steinig, dahinter erhoben sich mit dichtemWaldbewachseneBerge,derenGipfelselbstgegenEndedesSommers noch schneebedeckt waren.

Ich kniete nieder, nahm eine Handvoll des kiesigen Sandes und drückte ihn fest zusammen, genoss das Gefühl von Nordeland, auch wenn ich das Schicksal verfluchte, mich an diesen Ort zurückgebracht zu haben.

»Das Schicksal hat keinen Anspruch auf dich, Bjorn«, sagte Harald, als er an mir vorbeiging. Wie so oft schien er meine Gedanken zu kennen. »Du bist schicksalfrei, also hast du allein diesen Weg gewählt, auch wenn du nicht wusstest, wohin er führen würde.«

Ichhattemichniedamitbeschäftigt,wiedieMachtderSchicksalfreien die Zukunft verändern kann, weil es nicht bewiesen werden konnte. Man konnte nicht in Erfahrung bringen, ob eine Entscheidung die von den Nornen gewebten Fäden zu einem völlig anderen Muster gestaltet hatte. Oder ob ich nicht doch alles genau so getan hatte, wie sie es vorhergesagt hatten. Alle meine Taten in den letzten Tagen waren mit der Absicht erfolgt, Freya von denen zu befreien, die sie töten oder für ihre eigenen Ambitionen benutzen würden, doch ich hatte lediglich erreicht, die Kontrolle über sie von einem König auf einen anderen zu übertragen.

»Wir sind deinetwegen hier, Vater.«

Er warf mir nur einen wissenden Blick zu und ging weiter den Strand hinauf zu den Bäumen.

Wissend. Es war wirklich nicht zu leugnen, dass ich – nachdem mein Plan, Freya an einen anderen Ort zu bringen, gescheitert war und sie von meinem Verrat erfahren hatte – gehofft hatte, die Wahrheitwürdesiedazubringen,meineLügenzuverzeihen.Ichhattegehofft, die verlockende Zukunft, die ich mir so verzweifelt gewünscht hatte, erneut erschaffen zu können, sobald sie verstand, warum ich dasallesgetanhatte.DieHoffnungeinesMannesmiteinemHirneines Wiesels, denn keine Wahrheit würde die brodelnde Wut mildern, die im Herzen meiner Freya kochte.

Sie ist nicht länger dein, flüsterte die Logik, während mein gieriges Herz schrie, dass sie bis ans Ende aller Tage mein sein würde.

Ich warf den Sand, den ich aufgeklaubt hatte, weg, stand auf und folgteHaraldzwischendieBäume.DieLuftwarkälteralsinSkaland, der Gestank von verrottendem Seetang vermischte sich mit dem frischen Duft von Kiefern, der moosige Boden gab unter meinen Stiefeln nach. Der Wind schüttelte die Äste der Bäume, der Wald war erfüllt von Vogelgezwitscher und dem Huschen kleiner Tiere. Ein wilder Ort. Obwohl die kurzen Sommer mild genug waren, waren nur wenige Menschen dazu befähigt, die Grausamkeit der Winter in Nordeland zu überleben.

DerMann,derdiemeisteZeitmeinesLebenswieeinVaterfürmichgewesenwar,fandeinenFelsblocknachseinemGeschmackundsetztesich.ErzogdieStiefelaus,schütteltedenSandherausundwarfsiedannbeiseite.Währendichschweigendzusah,zogerdieTunikaausundwrangMeerwasserausdemdurchnässtenStoff,seineblasseHautwarvonderKälteleichtblaugefärbt.Erwarmagerer,alsichihninErinnerunghatte;dieFaltenumseineAugenunddiegrauenSträhneninseinemgoldbraunenHaarkündetenvomAlter.ErwareinfachnureinMann,obwohlichdaswährendmeinerZeitinSkaland manchmal vergessen hatte, da Snorri ihn immer als eine Kreatur von nahezu übernatürlicher Bösartigkeit dargestellt hatte.

In Nordeland war Harald ein Retter. Ein Befreier und Kämpfer für die Schwachen. Ich hatte seine guten Taten mit eigenen Augen gesehen. Ich verdankte ihm mein Leben, wie so viele andere, die ihm dienten. Doch er war weder Held noch Schurke. Nur ein Mensch, und die Entscheidungen eines Menschen sind nie völlig selbstlos, schon gar nicht die eines Menschen, der mit einem kleinen Jarlstum angefangen und sich den Weg zur Spitze als König erkämpft hatte.

»Du klingst wieder wie ein Skalander.« Harald seufzte und wrang den Stoff seines Gewandes erneut aus. Wasser tropfte auf das Moos. »Es erinnert mich daran, wie Saga mit dir nach Nordeland geflohen ist und du durch die Schmerzen der Verbrennungen gefiebert hast. Du warst noch ein kleiner Junge und hast nie geweint, sondern nur Rache an Snorri für seine Taten geschworen. Du und ich wären gemeinsam über die Nordstraße gesegelt und hätten Snorri ins Grab gebracht, hätte deine Mutter uns nicht zurückgehalten. Ich wollte Snorris Tod mehr als alles andere, und doch flehte Saga mich an, mich zu zügeln. Ich bin immer der Sklave ihrer Wünsche gewesen, aber jetzt wünschte ich, ich wäre standhaft geblieben.«

»Ich erinnere mich.« Ich hörte Skaland in meiner Stimme, konnte den Akzent nicht ohne bewusste Anstrengung ablegen. Ich hatte ihn angenommen, um mich besser in Halsar einzufügen und die Skalander vergessen zu lassen, dass ich so viele Jahre weg gewesen war.

Aber es hatte nicht funktioniert. Ich war immer der Außenseiter gewesen. Immer ein Nordelander.

Ganz besonders in meinem Herzen.

Harald streifte seine feuchte Tunika über und sah mich schließlich an, mit so wacher Aufmerksamkeit wie eh und je. »Jetzt, wo wir endlich allein sind, könntest du mir vielleicht erklären, warum alles so gekommen ist?«

Warum?

Eine Frage, die keiner Erklärung bedurfte, und ich atmete tief aus. »Ist das wichtig?«

Harald spielte mit dem goldenen Ring, der seinen Bart zusammenhielt, und schüttelte dann den Kopf. »Ob das wichtig ist? Natürlich ist es wichtig, warum du Pläne zerstört hast, die ein Leben lang geschmiedetwurden.Alles,wasichgetanhabe,istaufgrundderBitte deiner Mutter, deiner Bitte, geschehen, und dennoch wolltest du mir anscheinend dafür ins Gesicht spucken, dass ich genau das getan habe, was du wolltest. Das waren deine Pläne, Bjorn, nicht meine, und dennoch behandelst du mich wie deinen Feind.«

»Du bist nicht mein Feind, Vater. Aber Dinge ändern sich.«

»Ohja.Dinge.«HaraldverzogdasGesicht.»DingewiedieSchildmaid, die sich als Frau von unvergleichlicher Schönheit entpuppt hat? Es ist viel einfacher, die Hässlichen zu töten, nicht wahr? Hätte Freya ein Gesicht wie ein Pferdehintern gehabt, hättest du den AuftragdeinerMutterzweifellos,ohnezuzögern,ausgeführt.Aberes ist nun einmal anders gekommen. Snorri lebt. Freya lebt. Die Bedrohung für Nordeland ist so real wie zuvor, denn unser Schicksal hat sich nicht geändert. Und das alles wegen eines hübschen Gesichts.«

»Ihr Aussehen hatte nichts damit zu tun.«

Das war nichts als eine Lüge, denn ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich Freya das erste Mal gesehen hatte. Wie das Sonnenlicht den Zorn in ihrem Gesicht erhellt hatte, als sie einen Fisch nach dem anderen vor dem Wutanfall ihres Gemahls Vragi gerettet hatte, als jede Faser von ihr ihren Trotz zum Ausdruck gebracht hatte. Eine Schönheit, ja, aber es war ihre Wildheit gewesen, die mich über den Fjord gelockt hatte, um mit ihr zu sprechen. In einem selbst gesponnenen Kleid und nur mit Worten als Waffe war sie wilder gewesen als jeder Krieger, dem ich je auf dem Schlachtfeld begegnet war.

»Sie zu töten, hat sich falsch angefühlt«, murmelte ich, unfähig, meine Gründe in Worte zu fassen, die nicht seinen Spott herausgefordert hätten. »Warum sollte sie für Snorris Verbrechen sterben?«

»Weil deine Mutter gesagt hat, dass das der einzige Weg ist, Tausende von Leben zu retten«, antwortete Harald. »Obwohl ihr nicht klar war, warum Freya so gefährlich sein sollte, wusste sie, dass die FeuergeborenedieMachthat,sowohlNordelandalsauchSkaland zu vernichten. Snorri ist der Schurke, aber die Schildmaid ist seine Waffe, und sie zu töten, würde seine Möglichkeiten, echten Schaden anzurichten, zunichtemachen. Saga hat dich mit dieser Aufgabe betraut, weil du als Schicksalfreier die Fähigkeit hast, die Zukunft zu ändern, die der Allvater ihr enthüllt hat. Doch als sich dir die Gelegenheit geboten hat, hast du gekniffen. Weil es sich falsch angefühlt hat.« Seine Lippen verzogen sich vor Abscheu. »Oder vielleicht lag es daran, dass dein Schwanz das Denken übernommen hat und nicht dein Kopf.«

»Mutter hat der nötigen Änderung im Plan zugestimmt«, erwiderte ich. »Bei unserer geheimen Zusammenkunft in Fjalltindr ist auch sie zu dem Schluss gekommen, dass Freya einen anderen Weg einschlagen könnte, wenn wir sie von Snorri befreien. Saga ist nicht so blutrünstig und wünscht einer Unschuldigen den Tod, wenn eine andere Lösung offensichtlich ist.«

Harald seufzte. »Saga hat ihre Meinung nicht geändert, Bjorn, sie hat nur verstanden, dass du in Freya verliebt bist und man dich nicht davon überzeugen kann, ihr etwas anzutun. Sie hat mich gebeten, es für dich zu erledigen, aber es war die Bitte einer Mutter, nicht die Strategie einer Seherin. Ich bin nur ein ganz normaler Sterblicher und habe nicht die Macht, die von den Nornen festgelegte Zukunft zu ändern, also war ich von vornherein zum Scheitern verurteilt.«

Er warf mir einen Seitenblick zu, der deutlich zum Ausdruck brachte, dass er meine Rolle bei der Vereitelung des Versuchs kannte. Ungebeten tauchte das Bild von Freya mit nacktem Oberkörper vor meinem geistigen Auge auf, den Kopf von einem Geweih gekrönt und nach hinten geneigt, als ich sie zum ersten Mal küsste. Ich blinzelte und verdrängte die Erinnerung, denn die Bedrohung, vor der ich sie damals beschützt hatte, war noch immer eine Bedrohung.

»Wünscht meine Mutter weiterhin Freyas Tod? Glaubt sie immer noch, dass sich die Zukunft allein auf diese Weise verändern lässt?«

DennichwollteFreyabestimmtnichtinsLandesinnerevonNordeland bringen, wenn meine Mutter sie unbedingt tot sehen wollte.

Warum kann ich Snorri nicht einfach töten und der Sache damit ein Ende bereiten?, schrie ich zum tausendsten Mal in meinem Leben stumm. Stumm, weil meine Mutter schon lange darauf beharrte, man dürfe Snorri nicht auf diese Weise töten, und sich weigerte, Gegenargumente auch nur anzuhören.

»Ich weiß nicht, was Saga jetzt in dieser Angelegenheit denkt oder ob der Allvater ihr weitere Visionen der Zukunft geschenkt hat.« Harald stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich habe sie seit Wochen nicht mehr gesehen, denn sie ist nach unserer Rückkehr aus Fjalltindr in ihre Hütte zurückgekehrt. Die Gegenwart so vieler Seelen hat sie erschöpft.«

Das war keine Überraschung, denn meine Mutter hatte sich schon immer verzweifelt nach Abgeschiedenheit gesehnt, weil sie es nicht ertragen konnte, oft tragische Zukunftsaussichten sehen zu müssen. Als ich sie in Fjalltindr gesehen hatte, wäre ich vor Überraschung beinahe aus den Schuhen gekippt, aber das hatte mich nicht davon abhalten können, mich später davonzuschleichen, um ihren Rat einzuholen.

Zwischen den Bäumen entdeckte ich Männer, die den Strand entlangeilten. Sie trugen Schilde mit den blauen Streifen von Nordeland, zusammenmitdemSymbolihresjeweiligenJarls.KriegerausHaralds Flotte, die die Küste vor uns erreicht hatten. Das bedeutete, dass sich dieser kurze Moment, in dem ich die Pläne meines Vaters ohne Zuhörer erfahren konnte, dem Ende zuneigte.

»Was hast du mit Freya vor?«

Es war eine direkte Frage, die eine Antwort verlangte. Harald hattelangeZeitFreyasTodangestrebt,aberdashattesichgeändert, nachdem er erlebt hatte, wie sie Hels Magie eingesetzt hatte. Das Entzücken in seinem Blick war nicht zu übersehen gewesen, als er erfahren hatte, wozu sie imstande war. Vermutlich hoffte er, sie würde sich den Hütern anschließen, seiner Truppe aus Schicksalfreien, mit der er Nordelands Küsten verteidigte. Er würde eine so mächtige Waffe wie Freya nicht wegwerfen, es sei denn, er hätte keine andere Wahl.

Oder meine Mutter würde ihn dazu auffordern, was ein großes Risiko darstellte.

»Sie ist gefährlich.« Haralds Blick wanderte von den herannahenden Kriegern zu Freya, die unter Toras wachsamen Blicken am Wasser stand. »Sie hat nicht nur die Macht zu töten, sondern auch die Macht, Seelen zu ihrer göttlichen Mutter nach Helheim zu schicken. Krieger, die dem Tod ins Gesicht lachen, werden vor Freya die Flucht ergreifen, denn sie kann ihnen den Einzug nach Walhalla verwehren. Doch das ist es nicht, was mich an ihr erschreckt.« Er schwieg einen langen Moment, bevor er hinzufügte: »Es ist ihre Wut.«

Als hätte sie unsere Worte gehört, drehte sich Freya in genau diesem Augenblick zu uns um, und selbst über die Weite des Strandes und zwischen den Bäumen hindurch war der blutrote Schimmer in ihrem Blick unverkennbar. Ihr hellblondes Haar hing lose bis zur Taille, verfilzt und verklebt von Meerwasser und Wind. Hätte sie nicht Beine statt eines Fischschwanzes gehabt, hätte ich sie mit den havfrueverglichen,denMeerjungfrauen,diedenLagerfeuergeschichten zufolge unvorsichtige Seeleute in den Tod lockten. Doch in Wahrheit war Freya selbst unbewaffnet weitaus gefährlicher.

»Ihr Zorn ist auch ein Grund, warum ich sie mir schnappen und fliehen wollte. Ich hatte keine Ahnung, dass es Hels Einfluss war, aber ich habe gesehen, wie sie sich verändert hat, als Snorri sie für sein Streben nach der Königswürde benutzte. Ich habe gesehen, wie sie zu dem von meiner Mutter befürchteten Ungeheuer geworden ist, und davor wollte ich sie beschützen. Ich …«

»Du wolltest ihr Schicksal ändern?«

Ich nickte langsam. »Das erscheint mir jetzt dumm, da Hel in ihr diese Gefühle erzeugt und nicht Snorri. Weglaufen hätte nichts geändert.«

Harald brach in Gelächter aus, und ich sah ihn finster an.

»Ach, wie schön wäre es, noch einmal jung und dumm sein zu können«, sagte er schließlich und wischte sich die Augen. »Erinnere dich an die Geschichten, die man dir erzählt hat, Bjorn, oder ich schickedichzuSteinunn,damitsiedichwieeinenkleinenJungenunterrichtet. Hel ist die Göttin des Todes und Herrin von Helheim, aber sie ist kein böses Wesen, das nur auf Zerstörung aus ist. Sie … begehrt bestimmte Dinge, um es mal so auszudrücken. Ihr Verlangen treibt sie an. Was mich auf die Frage bringt, welches Verlangen Freya antreibt. Ich frage mich, was man ihr verwehrt hat, dass die Wut in ihrem Herzen so heiß brennt und ihre Augen zu Flammen werden. Gib nicht Hel die Schuld, denn der Zorn, den du siehst, gehört allein Freya.«

Es gab unzählige Gründe, die mir einfielen, warum Freya wütend sein könnte – ich war sicherlich einer davon –, und doch sagte mir mein Instinkt, dass ich nicht ansatzweise verstehen konnte, warum ihr Zorn so heftig loderte.

»Finde heraus, was Freya will«, sagte Harald. »Das ist der Schlüssel, um sie zu mäßigen und damit das finstere Schicksal zu ändern, das deine Mutter voraussieht.«

Seine Wortwahl ließ mich die Stirn runzeln. Sie mäßigen. Das klang zu sehr nach Veränderung, und es gab nichts an Freya, das ich ändern wollte.

»Sie will die Wahrheit wissen«, sagte ich schließlich nur.

»Dann bring sie zu Saga, damit sie die ganze Wahrheit erfährt.« Mein Vater nahm mich bei der Schulter. »Ich vergebe dir, Bjorn. Ich vergebedir,weilduausLiebezuFreyagehandelthast,nichtausBöswilligkeit mir oder Nordeland gegenüber. Dafür habe ich Verständnis. Bei allen Göttern, ich habe zum Wohle deiner Mutter fragwürdigeEntscheidungengetroffen,daherkannichdichnichtverurteilen. Frauen setzen ihre Schönheit als Waffe ein, und keine ist schöner als Saga.«

IchschautezumHimmel.»ErsparemirdeineliebeskrankenHymnen auf meine Mutter. Es gibt Dinge im Leben, die ich besser nicht wissen sollte, und das ist eines davon.«

Harald lachte, aber dann wurde sein Blick ernst. »Erinnerst du dich an die Vision, die deine Mutter nach eurer Ankunft in Nordeland von Freya hatte?«

Alskönnteichjevergessen,wiemeineMutterdieseProphezeiung gemacht hatte, wie sie vor mir auf die Knie gefallen war und die Augen verdreht hatte, wie aus ihrem Mund eine Stimme geflüstert hatte, die nicht ihre war.

Die Schildmaid wird Skaland vereinen, aber Tausende von Toten auf ihrem Weg zurücklassen. Die Schildmaid wird wie eine Seuche durch die Welt streifen, Freund gegen Freund und Bruder gegen Bruder aufhetzen, und alle werden sie fürchten.

»Du weißt, dass ich mich erinnere.«

Harald nickte langsam. »Schon lange besteht der Sinn deines Lebens nicht nur darin, Snorri das Schicksal zu verwehren, das deine Mutter prophezeit hat, sondern auch den blutigen Tribut zu verhindern, den seine Herrschaft mit der Schildmaid als Waffe für unser Land bedeuten würde. Du hast geglaubt, Freya zu entführen würde diese dunkle Zukunft verhindern, aber offensichtlich kann sie nicht vor dem Schicksal davonlaufen, das Saga prophezeit hat. Sie muss dagegen kämpfen. Du musst dir also die Frage stellen, ob du bereit bist, es an ihrer Seite zu bekämpfen.«

Das war keine Frage. Ich würde an Freyas Seite stehen – bis zu den Toren von Walhalla und darüber hinaus.

Obwohl ich nichts gesagt hatte, nickte Harald zustimmend. »Dein Weg hat sich nicht geändert, Bjorn: Du musst Snorri daran hindern, Skaland zu beherrschen. Ihm die Macht der Zerstörung verweigern. Wie man das am besten zustande bringt, weiß ich nicht. Wir können nur hoffen, dass deine Mutter Antworten hat.«

»Und wenn sie behauptet, die einzige Möglichkeit sei Freyas Tod, was wirst du dann tun?«, fragte ich, weil er meine Frage beim ersten Mal nicht beantwortet hatte.

DerWindheultedurchdenWald,derLautwargespenstisch und erfüllte mich mit düsteren Vorahnungen. Harald suchte meinen Blick. »Lass uns beide beten, dass es nicht dazu kommt.«

Die herannahenden Krieger waren von Skade abgefangen worden, und sie führte sie nun in unsere Richtung. Harald hatte uns wie Geschwister großgezogen, doch Skade und ich hatten uns immer gestritten. Sie war von ihrer Mutter verlassen worden, und die Verbitterung darüber hatte sie gegen alle Frauen aufgebracht, insbesondere gegen diejenigen, die sie als schwach empfand. Sie hatte die Dienerinnen gnadenlos terrorisiert, bis Harald sie dafür bestraft hatte, aber das hatte sie nur dazu getrieben, sich bei ihren Unternehmungen geschickter anzustellen. Ich war nie Zeuge gewesen, dass Skade eine Frau wegen ihrer Schwäche getötet hatte – bis sie Freyas Mutter vor meinen Augen ermordet hatte. Im Nachhinein hätte ich es kommen sehen müssen. Kelda hatte alles verkörpert, was sie verabscheute.

Skade starrte mich an, als könnte sie meine Gedanken lesen, aber ich ignorierte sie, als einer der Krieger das Wort ergriff.

»Mein König.« Er verbeugte sich tief. »Wir sind erleichtert, dass es dir gut geht. Als der Himmel sich hinter uns verdunkelt hat und dein Drachenschiff nicht mit der Flotte an Land gekommen ist, haben wir das Schlimmste befürchtet.«

Harald winkte ab. »Nichts weiter als ein bisschen schlechtes Wetter.«

Ich schnaubte spöttisch. »Sagt der Mann, der immer noch nach Kotze stinkt.«

»EsgibteinenUnterschiedzwischenUnannehmlichkeitenundGefahr«,erwiderteHarald.»DieSchildmaidwarnieinGefahr,voneinerRiesenwelleverschlungenzuwerden,undichhabemichandieseWahrheit geklammert. Sind alle anderen Schiffe zurückgekehrt?«

»Ja, mein König.« Der Krieger rückte den Schild zurecht, der auf seinem Rücken hing. »Die meisten sind zu ihren Besitztümern und Hallen zurückgekehrt, wie es dein Befehl war. Der Rest ist zur Mündung des Rimstroms gefahren, aber wir haben gewartet, um deine sichere Rückkehr zu gewährleisten.«

»Ja, ja«, unterbrach Skade, dann griff sie in die Gruppe der Krieger und zog einen kleinen Mann nach vorn.

Ich erkannte Guthrum sofort. Dünn wie ein Speerschaft mit wirrem braunem Haar und einem ungepflegten Bart zog Guthrum es vor, in der Wildnis zu leben, so weit wie möglich von Menschen entfernt.ErhattesichindenJahren,indenenwirgetrenntgewesen waren, nicht verändert, aber das Zwergfalkenweibchen auf seiner Schulter war neu.

»Mein König.« Guthrum verbeugte sich tief, der Zwergfalke sträubte seine Federn und ahmte dann die Geste nach. »Ich bringe schlechte Kunde. Oder besser gesagt, Kaja tut das.«

»Wo ist dein Fuchs?«, fragte ich. Als ich gegangen war, hatte er einen kleinen Rotfuchs als Vertrauten gehabt, und Füchse konnten keine verdammten Meere überqueren.

Guthrums braune Augen erwiderten meinen Blick. »Wölfe. Vor zwei Wintern. Ich habe Kaja als Jungtier gerettet, und Jord hielt es für angebracht, unsere Gedanken zu verbinden.«

Mir wurde flau im Magen, denn das bedeutete, dass Harald fast zwei Jahre lang einen Spion am Himmel von Skaland gehabt hatte. GuthrumgehörtezuJordsKindern,darumhatteerdieFähigkeit, mit seinem Vertrauten von Geist zu Geist zu sprechen. Schlimmer noch, er war in der Lage, durch die Augen seines Vertrauten zu sehen, und Guthrum war bis ins Mark loyal. Er hätte Harald alles berichtet.

»Was hat Kaja gesehen?«, fragte Harald. »Snorri?«

Guthrum schluckte, sein Blick huschte zu mir und dann über die Schulter zurück zu Freya und Tora, die beide zusahen.

»Die Skalander haben den Fuß des Wasserfalls nach ihren Leichenabgesucht,sobaldduwegwarst«,berichteteer.»Siehaben auch den Torne abgesucht, und jetzt durchkämmen Fischerboote die Küste. Snorri ist überzeugt, dass die Schildmaid und Bjorn noch leben, und hat eine Belohnung für jeden ausgesetzt, der etwas darüber weiß, wo sie sich befinden.«

Ich knirschte mit den Zähnen. Ich war so sicher gewesen, dass alle Freya und mich für tot halten würden, dass unsere Leichen in den endlosen Strudeln des Wasserfalls gefangen waren. Doch jetzt kam mir dieser Plan idiotisch vor, und meine Hände ballten sich vor Wut auf mich selbst zu Fäusten, weil wir niemanden zum Narren gehalten hatten.

Harald zupfte an seinem Bart und schien weder überrascht noch besorgt zu sein. »Vermutet er, dass Freya und Bjorn bei uns in Nordeland sind?«

Guthrum nickte knapp. »Seiner Ansicht nach habt ihr euch zu schnell zurückgezogen. Er glaubt, dass ihr sie sofort gefunden habt, nachdemsieüberdenWasserfallgestürztsind.Hättestdusietot aufgefunden, hättest du es bekannt gegeben, also müssen sie noch am Leben sein. Zumindest bringt er genau diese Argumente gegenüber Ylva vor.«

»Snorri, mein alter Freund, du bist kein Dummkopf«, sagte Harald leise, schüttelte dann aber den Kopf. »Er musste herausfinden, dassduundFreyanochamLebenseid,daswarunvermeidlich,Bjorn. Zu viele haben eure Gesichter gesehen, und auch wenn ich mir wünsche, dass meine Krieger loyal sind, genügt schon einer, der von den Aussichten auf Reichtum in Versuchung geführt wird, und die List ist aufgeflogen. Wir müssen ins Landesinnere in die Sicherheit von Hrafnheim.«

Bei der Erwähnung der Festung, in der ich aufgewachsen war, setzte mein Herz einen Schlag aus. Mein Zuhause, denn meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich bei Harald blieb, um dort zum Krieger ausgebildet zu werden. Meine Freunde waren dort, ebenso wie die Familie, die ich mir aus Banden geschmiedet hatte, die so stark waren wie Blut.

Freyas Stimme riss mich aus meinen Gedanken. »Ich habe nicht zugestimmt, nach Hrafnheim zu gehen, sondern nur, Saga zu besuchen.Torahatmirerzählt,dasssieaneinemanderenOrtwohnt.«Sie war lautlos herangekommen.

Tora stand hinter ihr, eine Hand auf dem Schwertgriff. Meine Schwester und Freundin. Oder zumindest war sie das einmal gewesen. Vieles hatte sich geändert.

»Um zu Sagas Hütte zu gelangen, müsst ihr an Hrafnheim vorbei«, antwortete Harald. »Ihr werdet Pferde und Vorräte brauchen, und das alles werdet ihr in der Stadt bekommen.«

»Die Stadt, die deine Festung ist.« Freya verschränkte die Arme.

So schön und wild, dass es mich im Inneren schmerzte, und dieses Gefühl ließ nicht nach, als sie mir einen mörderischen Blick zuwarf.

»Glaubst du, ich begebe mich freiwillig in deine Festung?«, verlangte sie zu wissen. »Selbst in kleinen Fischerdörfern in Skaland haben wir von Hrafnheim gehört, vor allem, dass niemand, der kein Nordelander ist, jemals sein Inneres gesehen und es wieder verlassen hat, um davon zu erzählen. Vielleicht willst du mich für den Rest meiner Tage in einen Kerker sperren?«

HaraldwarnichtdieSorteMann,derandereMenscheninKerker sperrte. Er bevorzugte andere Formen der Bestrafung, und mein Blick schweifte zu seinen Thrallen – den Namenlosen –, die alle mit ihren ins Gesicht gezogenen schwarzen Hauben im Sand knieten.

»Du hast mein Wort, dass ich nicht die Absicht habe, dich in meinen Kerker zu sperren.« Harald rückte die Klingen zurecht, die an seiner Taille hingen. »Genau genommen habe ich in Hrafnheim keinen Kerker.«

Freya schnaubte. »Dein Wort ist für mich weniger wert als Pisse in einem Nachttopf. Ich gehe nicht nach Hrafnheim. Gib mir einen Führer, und ich werde den Weg zu Saga selbst finden.« Ihre Augen richteten sich wieder auf mich. »Einen Führer, der nicht Bjorn ist.«

Obwohl diese Worte zu erwarten gewesen waren, minderte das nicht die Schärfe, mit der sie mich trafen.

»Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet.« Ich zupfte ein Stück Seetang von meinem Ärmel und warf ihn beiseite. »Wenn du willst, kannst du zu Fuß gehen, Feuergeborene. Ich werde den Rimstrom hinauf nach Hrafnheim segeln, mir ein schnelles Pferd aussuchen und vierzehn Tage vor dir in der Hütte meiner Mutter ankommen. Ich sorge dafür, dass ein Becher Met auf dich wartet, denn du wirst von der langen Reise sicher durstig sein.«

Freya sagte nichts, aber der Boden bebte, und alle zuckten erschrocken zusammen.

Ich starrte sie nur an. »Nur zu. Verfluche mich nach Helheim. Bitte deine göttliche Mutter, mir meinen Platz in Walhalla zu rauben. Beim letzten Mal hat es nicht funktioniert, aber vielleicht ist es dieses Mal anders.«

»Der Allvater wird mir danken, dass ich ihm deine Stimme erspare«, fuhr sie mich an. »Eine echte Strafe wäre es, dich an einen Ort zu bringen, an dem du allein bist und nur dir selbst auf die Nerven fallen kannst.«

HaraldseufzteundriebsichdieSchläfen.»Verratemirdochbitte, wo sich dieser Ort befindet, denn verglichen damit, zwischen euch beiden stehen zu müssen, muss es dort sehr friedlich sein. Freya, du hast die Wahl. Mit dem Schiff oder zu Fuß.«

Ihr Kiefer mahlte, aber hinter der Sturheit verbarg sich eine Spur Angst. Freya war allein in einem Land, das ihre Heimat als Feind betrachtete, und ich fühlte mich schuldig, weil ich sie aufstachelte.

»Niemandwirddichdavonabhalten,meineMutterzubesuchen, um deine Wahrheiten zu erfahren«, sagte ich. »Du hast mein Wort.«

Das in ihren Augen lodernde Rot schien zu brodeln. »Scheiß auf dein Wort, Bjorn«, zischte sie. »Es bedeutet noch weniger als das deines Königs.«

Sie drehte sich um und schritt mit Tora im Schlepptau auf das Drachenschiff zu.

Harald atmete aus, winkte dann die Krieger fort und gab Skade den Befehl, sich zum Auslaufen bereit zu machen. Er wandte sich mir zu und holte einen Armreif aus der Tasche. Das silberne Band war mir sehr vertraut, denn er hatte es mir vor langer Zeit gegeben und dann sicher aufbewahrt, als ich nach Skaland gegangen war, um die Schildmaid zu suchen und Rache zu üben.

»Freya ist der Schlüssel dazu, dass Snorri sein Schicksal als König erfüllt«, sagte er. »Er wird sie nicht kampflos aufgeben, und sobald er sicher weiß, dass sie sich hier aufhält, wird er sie verfolgen. Er wird gegen Nordeland in den Krieg ziehen, um sie zurückzugewinnen. Du würdest sterben, um sie zu verteidigen, das weiß ich, aber wirst du immer noch kämpfen, um deine Heimat zu verteidigen? Bist du immer noch ein Nordelander, mein Sohn?«

Ich nahm den Silberreifen, das Metall kühlte meine Handfläche underinnertemichdaran,wievielmir dieses Geschenk damals bedeutet hatte. Als er mich zum Verteidiger des Volkes ernannt hatte, das mich aufgenommen und freundlich behandelt hatte, als ich das Gefühlnicht losgeworden war, alles verloren zu haben.

»Für immer ein Nordelander.« Ich schob den Reifen an meinem Arm nach oben, an seinen vertrauten Platz über meinem Ellbogen. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, Vater.«

Kapitel 3

FREYA

Jede Faser meines Wesens sträubte sich gegen die Vorstellung, die Nordelander zurück auf ihr Schiff zu begleiten, denn unter meinem Zorn schwelte ein Gefühl der Furcht, das mir Übelkeit verursachte. IchhatteSkalandmitBjornverlassenwollen,weilichfestdarangeglaubt hatte, dass Snorri ohne Vorbehalte von meinem Tod überzeugt sein würde. Dass er weder meinen Bruder oder Ingrid bestrafenwürdeunddassdieRestemeinerFamilieunbehelligtihrLeben weiterführen konnten. Aber der Bericht, den ich gehört hatte, deutete darauf hin, dass Snorri mich nicht aufgegeben hatte, also schwebten Geir, Ingrid und ihr ungeborenes Kind weiterhin in Gefahr. Auch wenn ich mich mit meinem Bruder entzweit hatte, machte es mich krank, dass sein unschuldiges Kind möglicherweise zu Schaden kam.

Und ich hatte selbstsüchtigerweise auch Angst um mich selbst.

Die Männer und Frauen auf diesem und den anderen beiden Schiffen waren die Plünderer, die man mich in meiner Jugend zu fürchten gelehrt hatte. Jedes Kind, das an der Küste von Skaland aufwuchs, wusste, dass es den Anblick eines Drachenschiffs mit einem blau gestreiften Segel fürchten musste. Dass es bei dem Anblick des weißen Wolfsbanners in den Wald laufen und sich zusammen mit denAltenversteckenmusste,währenddieErwachsenenversuchten, die erfahrenen Krieger zu bekämpfen, die alles von Wert rauben wollten, an erster Stelle das Leben. Als ich noch eine Halbwüchsige gewesen war, hatte man meine Tante bei einem Überfall verschleppt, um sie zur Thrall zu machen, und niemand hatte jemals wieder etwas von ihr gehört. Und mein Onkel war erschlagen worden. Die Erinnerungen daran waren zwar verblasst, aber niemals in Vergessenheit geraten, und ich machte mir keine Illusionen, dass die Leute um mich herum nicht gefährlich waren. Vor allem die mit dem weißen Wolf, der über unseren Köpfen in der Brise flatterte.

Du bist alles andere als hilflos, dachte ich.

Die misstrauische Distanz, die die meisten Nordelander zu mir einhielten, war tröstlich und erschreckend zugleich, denn sie fürchtetenmich,sowiemaneinUngeheuerfürchtete.Sietuscheltendarüber, was ich mit Haralds Kriegern gemacht hatte, die Bjorn und mich aufgespürt hatten. Wie die mir von Hel verliehene Magie ihnen die Seelen aus dem Körper gerissen und nach Helheim geschleift hatten, was ihnen für alle Ewigkeit die Hallen von Walhalla verwehrte. Man tuschelte darüber, dass sich allein die Schicksalfreien vor mir verteidigen konnten und Harald nur verschont geblieben war, weil dieanderenGöttereingegriffenhatten,umNordelandsgeliebtenKönig zu beschützen.

Was, soweit ich wusste, sogar der Wahrheit entsprach, denn Hels Magie hatte ihn nicht einmal berührt.

Sie fürchteten mich, was ich ihnen nicht zum Vorwurf machen konnte, denn ich fürchtete mich vor mir selbst. Ich hatte anfangs nie verstanden, wie die katastrophale Zukunft, die Saga vorhergesehen hatte, überhaupt möglich sein sollte, denn Hlins Magie diente nur dem Schutz, aber jetzt war klar, wie ich mich zu der Zerstörerin entwickelnwürde,diesieangekündigthatte.WieichineinemWutanfall Dutzende, Hunderte, vielleicht sogar Tausende töten und ihre Seelen in Hels Reich einkerkern würde. Helheim war kein Ort des Schreckens, aber dorthin geschickt zu werden, nahm Kriegern die Chance, ihren Platz am Tisch des Allvaters einzunehmen und in der Letzten Schlacht zu kämpfen – das Versprechen, das ihnen den Mut gab, sich dem Tod entgegenzustellen.

Niemand sollte über eine solche Macht verfügen, am wenigsten ich, und ich schwor mir, diese Magie nie wieder zu benutzen. Ich würde nicht dieses Ungeheuer sein. Ich weigerte mich.

Du bist auf dem Weg, die Wahrheit darüber herauszufinden, wer du bist. Die Wahrheit wird dir die Richtung in die Zukunft klar aufzeigen.

Die Alternative bestand darin, dass ich zu meinem zukünftigen Kerker segelte. Aber dieses Risiko musste ich eingehen.

Ich schlang meinen wollenen Umhang fest um den Körper und schautezuBjorn,dernebenHaraldsaß.Seinmitternachtsschwarzes Haar war zu einem Knoten zurückgebunden, die Tätowierungen an den Seiten seines Kopfes waren undeutlich zu sehen, weil er sich mehrere Tage lang nicht rasiert hatte. Auch seine Wangen waren voller Stoppeln, aber sie waren nicht so dicht gewuchert, dass sie den akzentuierten Schwung seines Kiefers und seiner Wangenknochen unkenntlich machten. Harald sagte etwas zu ihm, und als er antwortete, brachte das Sonnenlicht das Blattgrün seiner Augen zum Leuchten. Aber auch die dunklen Ringe darunter.

Niemand wird dich davon abhalten, meine Mutter zu besuchen, um deine Wahrheiten zu erfahren, erklang Bjorns Stimme wieder in meinen Gedanken. Du hast mein Wort.

Eshatteaufrichtiggeklungen,aberichwusstenurzugut,dass ich ebenfalls dieser Ansicht gewesen war, als er mich schamlos angelogen hatte.

DergewundeneSilberreifenanseinemOberarmfunkelteimSonnenlicht, und ich wusste, dass Harald ihn ihm gegeben hatte. Ein Symbol für Familie und Gefolgschaft. Mein Bruder Geir hatte einen ähnlichen Reif getragen, ein Geschenk von Snorri, als er ihn in seine Kriegshorde aufgenommen hatte. Mein Vater hatte auch einen besessen. Jeder von Snorris Kriegern trug ihn. Zwar war mir aufgefallen, dass Bjorn das nicht tat, aber ich hatte mir nichts dabei gedacht. Hattees,närrischwieichgewesenwar,mitseinerVorliebegleichgesetzt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Hemd auszuziehen, und es keineswegs für eine kleine Zurschaustellung des Trotzes gegenüber dem Mann gehalten, den er anscheinend zu töten geschworen hatte.

Ungewollt stieg die Erinnerung an unseren Aufstieg in den von Draug verseuchten Tunneln innerhalb von Fjalltindr in mir auf. Der Augenblick, in dem wir uns ausgeruht hatten, wie die Hitze seiner Axt und seiner Arme die Kälte des Berges verscheucht hatte. Wir hattenüberNordelandgesprochen,wiemanihndortbehandelthatte, und ich hatte ihn gefragt, was er davon hielt, dass Snorri gegen sie in den Krieg ziehen wollte.

Egal, was ich von den Menschen halte, ich muss mich an dem rächen, der meiner Mutter wehgetan hat, hatte er geantwortet. Ich habe einen Eid geschworen, ihm alles zu nehmen, und jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird nichts weiter als ein Opfer des Krieges sein.

Er hatte die Wahrheit gesagt, aber ich hatte nur gehört, was ich hörenwollte.DassHaraldseinFeindwar.NordelandseinFeind war. Ylva hatte mit ihren Anschuldigungen richtig gelegen, und ich musste daran denken, dass ich ihre Feindseligkeit ihm gegenüber als Eifersucht wegen ihres Sohnes Leif abgetan hatte. Wie sehr hatte ich mich doch geirrt.

Trotz seines Blutes war Bjorn durch und durch Nordelander, was ihn zu meinem Feind machte.

Ich ballte die Fäuste und wandte mich ab, damit ich ihn nicht länger sehen musste. Was unglücklicherweise Tora in mein Blickfeld brachte.

Das Thorskind war mehr als einen Kopf größer als ich und hatte breite Schultern. Sie konnte mit jeder Waffe umgehen, aber es war der Blitz, den sie aus ihren Händen beschwören konnte, der sie so gefährlich machte. Ein Blitz, der mich beinahe getötet hätte, aber stattdessen Bodils Leben geraubt hatte. Ihr Gesicht war noch immer mit Verbrennungen übersät, weil ich ihren Blitz mit meinem Schild indasTorhausvonGrindillgelenkthatte.DieseWundenleuchtetenhellrot,obwohlseitdemsovielZeitverstrichenwar,undmir fiel auf, dass sie ihr langes blondes Haar offen trug, um sie zu verbergen.

»Hat Harald keinen Heiler in seinen Diensten?«, fragte ich sie.

»VolundisteinKindvonEir.«ToradeutetemitdemKinnaufeines der Drachenschiffe, die uns eskortierten. »Der alte fette Kerl in dem grünen Gewand.«

MitzusammengekniffenenAugenstarrteichzudemSchiffhinüber und entdeckte schließlich einen älteren Mann mit rosigen Wangen, auf den die Beschreibung passte. Er schien kurz davor zu sein einzuschlafen, sein Kopf ruhte auf einer Hand, während das Drachenschiff über die Wellen glitt. »Warum hat er dich nicht geheilt?«

»Mir wurde die Heilung verweigert.« Toras Stimme war tonlos, aber mir entging nicht, wie sie die Hand hob, um die Wunden zu berühren, die schmerzhaft aussahen und mit Sicherheit Narben hinterlassen würden.

Der Großteil meines Wissens über die Macht der Kinder von Eir kam von Liv, der Heilerin, die meine Hand behandelt hatte, nachdem ich Bjorn seine Feueraxt entrissen und mich daran verbrannt hatte. Sie hatte mir erzählt, Eir sei ausgesprochen launisch, was ihre Magie anging. Manche Verletzungen wurden geheilt und erweckten den Anschein, als hätte es sie nie gegeben, und andere wie meine Hand blieben in einem Zustand, als hätten Zeit und Natur ihren normalen Verlauf genommen. Einige heilte die Göttin auch nicht, was ich nach Jarl Gnuts Angriff auf Halsar erlebt hatte. Viele Verwundete waren gestorben, obwohl Liv versucht hatte, ihnen mit ihrer Magie zu helfen. Liv war eine gute Frau gewesen, die vielleicht sogar zu meiner Freundin geworden wäre, hätte Gnut sie nicht bei seinem zweiten Angriff getötet. Mir kam der Gedanke, dass Tora den Jarl möglicherweise auch bei diesem Kampf unterstützt hatte.

»Eine gerechte Bestrafung. Du hast meine Freundin getötet und viele andere auch«, sagte ich nüchtern.

Tora packte meine rechte Hand und hielt sie in die Höhe, damit die Sonne die Narben beleuchten konnte. »Vielleicht hat Eir deine Zukunft gesehen und war der Ansicht, dass auch du eine Bestrafung verdient hast. Und ich habe nicht auf Bodil gezielt, sondern auf dich. Dieser Fehler war einer der schlimmsten meines Lebens.«

Ich entriss ihr mein Handgelenk.

»Als ich noch klein war und mein Onkel ein Handelsabkommen mit ihrem Clan treffen wollte, habe ich Bodil kennengelernt«, fuhr Torafort.»SiewareinewildeKriegerin,derenRufdenjederlebenden Frau übertraf, und ich habe ihr gesagt, dass ich wie sie sein wolle.« Sie holte tief Luft. »Ich erinnere mich, dass Bodil einen Fuß hob, um sich daran zu kratzen. Dann hat sie gelächelt und gesagt: Nein, willst du nicht.«

Leere breitete sich in meinem Inneren aus. »Wenn jemand die Unwahrheit gesagt hat, haben ihre Füße gejuckt. Du wolltest also keine Kriegerin sein.«

»Damals nicht, nein.«

»Was ist passiert?« Ich erwiderte den Blick aus ihren braunen Augen, der von einer tiefen alten Trauer gezeichnet war.

Bevor sie antworten konnte, legte Harald ihr die Hand auf die Schulter. »Ihr Onkel war ein böser Mann, der böse Dinge getan hat. Aber er ist schon lange tot, nicht wahr, Tora?«

»Ja,meinKönig«,sagteThorsKindleise.»Duhastihnhingerichtet.«

»UndseitdembistduanmeinerSeite.«Haraldklopfteihrauf die Schulter. »Kein Kind meines Blutes, aber meines Herzens, und eine Kriegerin, gegen die sich nur wenige behaupten konnten. Du bist eine davon, Freya.«

Meine Haut kribbelte, seine Worte ärgerten mich, obwohl ich den Grund dafür nicht wirklich erklären konnte.

»Rauch!«

Skades Ruf war laut, und alle auf dem Drachenschiff schauten nach vorn in die Richtung, in die die Jägerin zeigte. Zuerst war nicht mehr als ein paar dünne Schwaden zu sehen, die aber schnell zu großen schwarzen Säulen anwuchsen.

Plünderer.

»DieSkalandersindgekommen!«,riefjemandvoneinemder anderen Schiffe. »Ist das Snorri, der seinen Schatz zurückstehlen will?«

Mein Herz machte einen Satz, und ich sprang auf die Füße. Wie hatte er so schnell hier sein können? Wie war das nur möglich?

Der Vogel, den ich zuvor auf der Schulter eines Mannes gesehen hatte, schoss aus dem Himmel und krächzte laut, als er seinen Herrn umkreiste, der auf einem anderen Schiff fuhr. »Keine Skalander! Islunder!«, brüllte der Mann.

AlsichdenNamenderInselnationhörte,brachmirkalterSchweiß aus, und meine Handflächen wurden feucht. Auch sie hatten gelegentlich Skalands Küsten überfallen. Und niemand hatte es überlebt. Trotzdem war auf allen drei Schiffen jeder Nordelander auf den Beinen, und in ihren Stimmen lag Zorn, keine Furcht.

»Anscheinend haben die Islunder unsere Abwesenheit bemerkt und den Vorteil genutzt«, sagte Skade. »Unsere Dörfer sind unverteidigt zurückgeblieben.«

HaraldsKieferspanntesichan;seinBlickglittzudenRauchsäulen. »Sie werden den Preis dafür bezahlen, denn der weiße Wolf ist jetzt da.« Dann wandte er sich an seine Leute. »Macht eure Waffen bereit, meine Freunde«, brüllte er, »denn wir segeln, um im Blut der Islunder zu baden!«

Kapitel 4

FREYA

Der Schein trog, der Rauch war nicht in der Ferne gewesen. Denn als wir an der Küste aus Kieselstränden und grünen Wäldern vorbeirasten, schienen nur wenige Herzschläge vergangen zu sein, bevor die schwarz und gelb gestrichenen Schiffe in Sicht kamen. Islunder, da gab es nicht den geringsten Zweifel. Drei Drachenschiffe waren auf den Strand gezogen worden, bewacht von einer Handvoll Krieger. Und obwohl wir über dieselbe Zahl an Schiffen verfügten, waren all die Krieger, die normalerweise auf Haralds Schiff gewesen wären, jetzt dank mir in Helheim. Die einzigen Krieger auf unserem Schiff waren Bjorn, Tora und Skade.

Und ich.

Dem Flackern der Blitze im Dorf nach zu urteilen, verfügten auch die Islunder über Schicksalfreie.

Bjorn eilte an mir vorbei zum Bug, und unsere Ellbogen berührten sich. Ich trat einen Schritt weg, um Abstand zwischen uns zu schaffen, und verabscheute es, wie mein Körper gegen meinen Willen die Nähe zu ihm suchte. Falls es Bjorn auffiel, ließ er es sich nicht anmerken, denn seine Aufmerksamkeit war auf Tora gerichtet.

»Bevor ich nach Skaland gereist bin, hast du geschworen, Arkyn zu töten«, sagte er zu ihr. In seiner Hand hielt er bereits die brennende Axt. »Aber diesem Lichterspiel nach zu urteilen, scheint er sich noch immer guter Gesundheit zu erfreuen.«

Ihre Vertrautheit stieß mir sauer auf. Obwohl er nicht bestritten hatte,Torazukennen,hatteermichindemGlaubengelassen,sie sei seine Feindin, obwohl das offensichtlich nicht der Wahrheit entsprach.

Toras Miene verfinsterte sich. »Arkyn hat sich vor mir versteckt, darum hatte ich keine Chance.«

»Jetztverstecktersichnicht.«BjornschenkteihreinspöttischesLächeln,dasinmirdenWunschaufsteigenließ,ihnüber Bordzustoßen.»DusolltestdeinenSchwurerfüllen,sonstkommen die Leute noch auf die Idee, dass du nur leere Drohungen ausstößt.«

»Sagt der Mann, der an jedem Tag seines Lebens geschworen hat, die Schildmaid zu töten, um sie dann am Ende zu vögeln.«

Ich runzelte die Stirn angesichts ihrer spitzen Bemerkung.

Aber Bjorn zuckte nur mit den Schultern. »Wenn du mich um meine Taktik beneidest, kannst du dir gern eine abgelegene Stelle suchen und herausfinden, ob Arkyns Finger genauso gut kitzeln wie seine Blitze. Ich werde auch nicht schlecht von dir denken. Obwohl er alt und hässlich ist und wie eine Ziege stinkt.«

»Woher weißt du, wie er riecht, Bjorn?« Skade schenkte ihm ein anzügliches Lächeln.

»Er ist mal während einer Rauferei auf mich gefallen, und der Gestank hätte mich beinahe umgebracht. Aber vielleicht hat er seitdem ja mal ein Bad genommen. Tora, du kannst mir später gern erzählen, was du während deines Spielchens entdeckt hast.«

»Schluss mit dem Unsinn, Kinder«, unterbrach Harald sie.

Ich war froh darüber. Mir war klar, dass Bjorn diese Menschen kannte, aber ich hatte geglaubt, er hätte dieses Wissen als Gefangener erworben. Und nicht, weil sie Kameraden gewesen waren. Nicht, weil sie eine … Familie waren.

Harald richtete seine grauen Augen auf mich. »Was willst du tun, Freya?«, fragte er. »Kämpfe für mich, um das Dorf zu beschützen, oder bleib an Bord.«

Bei den Worten verkrampfte ich mich, denn ich spürte, was er tatsächlich wollte. Ich sollte Hel rufen, damit sie die Leben und Seelen der Islunder holte. Ich sollte diesen Kampf mit meinem Fluch beenden, damit er ihn nichts kostete.

»Schlag deine eigenen Schlachten«, fauchte ich. »Ich diene Nordeland nicht, das werde ich niemals.«

»Islund ist kein Freund Skalands«, erwiderte er. »Sie überfallen auch eure Küsten.«

»Der Feind meines Feindes ist mein Freund.«

Er zuckte nur mit den Schultern. »Wie du willst.« Dann hob der König die Stimme. »Macht euch bereit!«

Mein Herz raste, als die Schiffe der Nordelander auf den Strand zuschossen. Schließlich entdeckten uns auch die Islunder, die ihre Drachenschiffe bewachten. Läufer rannten in Richtung der brennenden Siedlung los, um die Kriegshorde zu warnen, während die anderen Männer die Waffen hoben und sich auf den Kampf vorbereiteten. Bekleidet waren sie mit Kettenhemden und Fellen, auf ihren Köpfen saßen die aufwendig gestalteten Helme, für die sie bekannt waren, und ihre Schilde waren schwarz und gelb bemalt.

»Skade«, sagte Harald leise. »Töte sie.«

»Gern, mein König.« Skades glühender Bogen erschien in ihrer Hand. Sie zog die Sehne durch und ließ den Pfeil los. Er schoss durch die Luft und bohrte sich in die Brust eines Kriegers.

BittereGallebrannteinmeinerKehle,alsvormeineminnerenAugedasBildentstand,wiesiedasGleichemeinerMutterantat.

»Vorsicht!«, rief Bjorn plötzlich. »Der Sand ist nass!«

Ich verstand nicht, warum das ein Grund zur Sorge sein sollte, aber jedermann schrie entsetzt auf und suchte hektisch nach Halt.

»Freya!«, brüllte Bjorn. »Halt dich fest! Unter ihnen ist ein Kind von …«

Was auch immer er sagen wollte, wurde von einem lauten Stöhnen übertönt, das von der Unterseite unseres Schiffes kam. Das Heck hobsichausdemWasser.Steinunnschrieaufundklammertesich am Mast fest, während Skade noch einen weiteren Schuss riskierte, bevor sie zum Schanzkleid sprang und dort Halt suchte. Furcht krallte sich in meine Eingeweide, als wir immer höher stiegen und sich das Schiff zur Seite neigte. Dann sah ich einen grauen Umriss aufblitzen.

Ein Kind Njords.

UnterdenIslundernbefandsicheinNjordskind,undeshatteeinen Wal gerufen.

Mir blieb nur ein Herzschlag für die Frage, wie so eine Person in einem Kampf von Nutzen sein sollte. Dann kippte der Wal das Drachenschiff um. Ich konnte gerade noch tief Luft holen, bevor ich ins Meer geschleudert wurde.

Ich tauchte tief und konnte nichts sehen außer Luftblasen und Dunkelheit, mein Körper drehte sich unkontrolliert, als eine Welle anrollte. Unmöglich zu sagen, wo unten und wo oben war. Wo ich die dringend benötigte Luft finden würde.

Plötzlich geriet das Wasser in Bewegung, und instinktiv begann ich, mich zu bewegen, bevor eine riesige Flosse direkt an mir vorbeischlug. Dann bewegte sie sich in die andere Richtung und verfehlte mich ein zweites Mal um Haaresbreite.

Ich trat kräftig mit den Beinen und durchbrach die Oberfläche, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der riesige Grauwal ein weiteres Drachenschiff umwarf. Krieger stürzten ins Wasser, und das Tier verschwand in der Tiefe.

Es war das reinste Chaos, was noch von dem dritten Drachenschiff verschlimmert wurde, das auf den Strand fuhr, nur um von Dutzenden Islundern erwartet zu werden. Dem berüchtigten Arkyn eingeschlossen. Blitze zuckten von seinen Fingern, rissen Löcher in nordelandische Krieger und ließen qualmendes Blut über den Strand sprühen. Neben ihm stand ein Mann, dessen Gesicht vor Konzentration erstarrt war, denn die Pläne, die er für diejenigen von uns hatte, die sich noch im Wasser befanden, waren noch lange nicht vollendet.

Etwas stieß gegen meinen Arm, und ich wälzte mich herum. Tora trieb schlaff neben mir.

»Freya!«, rief Bjorn. »Schwimm!«

Sein Blick war fest auf etwas weiter draußen im Meer gerichtet.

Ich drehte mich im Wasser, und bei dem Anblick einer schwarzen Flosse, die an der Oberfläche auf mich und Tora zuschoss, machte mein Magen einen Satz.

Viele schwarze Flossen, und im Gegensatz zu dem Grauwal hatten diese Tiere Zähne.

Entsetzen stieg in mir auf, aber als ich mich herumwarf, um zum Ufer zu schwimmen, zuckte Tora und hustete. Sie war noch am Leben, aber offensichtlich von einem Schlag auf den Kopf benommen. Blut strömte ihre Wange hinunter.

Lass sie zurück, flüsterte mein Zorn. Sie hat Bodil getötet.

Die Flossen waren jetzt näher. Und größer, als mir klar gewesen war.